, dem Sommersitz der Herzogin Anna Amalia. Gleich bei Wilsons erstem Einsatz passiert es: Der kleine Kameradeckel fällt ins Gras 😕und obwohl ich ihn mit einem roten Band markiert hatte, finde ich ihn nicht mehr wieder. 😖 Nun ja, die einen haben einen Koffer in Berlin, ich nun einen Kameradeckel in Weimar. Das soll den schönen Tag aber nicht trüben.
Es folgt die zweite Auszeit (km 8,4), auf die ich mich speziell gefreut hatte, malen und zeichnen vor dem
Schießhaus, einem frühen Veranstaltungs- und Schützenhaus, an dessen Bau sogar Goethe beteiligt war. Staffeleien, Papier, diverse Stifte und Farben stehen bereit. Was will man da in aller Schnelle zu Papier bringen, ohne großen Anspruch, wohl aber mit Erinnerungswert? Ich entscheide mich für "Vernünftige Dynamik". Mein Werk wird wie alle anderen zur Abholung im Ziel transportiert. Toller Service!
An den Auszeiten stehen zudem Rahmen für kleine Erinnerungsfotos bereit, jeweils mit läufergerechten Goethe-Zitat-Abwandlungen.
Weiter trabt man durch ruhige Wohnviertel, hier im Bauhausstil. Es ergibt sich eine erneute Begegnung mit dem Führenden, der sicher schon die dritte Kulturauszeit hinter sich und ausgelassen hat.
Als dritte Auszeit war Musik im grünen Klassenzimmer ansagt. Zitat "Die Band Surfsubbotnik bringt mit ihrer sehnsuchtsvollen, exotischen Gitarrenmusik echtes Surf-Feeling nach Weimar – instrumentale Klänge laden euch zu einer mitreißenden Auszeit ein." Ich hatte die Spontanassoziation entspannter Musik, vielleicht Beach Boys, Santana, etwas Jazziges oder Soul...?
Die Antwort erklingt schon lange, bevor man im Walde überhaupt die Band erreicht, zackige Beats im Stakkato dringen durch den Webicht, ein großes Waldgebiet im Osten der Stadt. Anders als gedacht, aber aufmunternd bei einem Lauf gerade recht. Und die Jungs haben spürbar Spaß an ihrer speziellen Konzertlocation.
Danach geht es von km 9 bis 13 ausführlich auf federnden Waldwegen durch das wunderbar frische Grün. A propos, mir fällt auf, dass mir die km so gar nicht auffallen. Die Möglichkeit der Pausen zwischendurch kommt mir sehr entgegen. Man kann den Puls runterfahren, zu Atem kommen, und dann neu loslegen, gespannt sein, was als nächstes folgt.
Etwa bei km 14 ist es die nächste Auszeit, das Goethe- und Schillerarchiv. Man kann sich deren Schätze anschauen, aber auch selber wortwörtlich zur Feder greifen. Selbige liegen auf der Terrasse bereit, dazu Tinte und Sand zum Trocknen der Tinte. Hat man seine spontanen Gedanken zu Papier gebracht, falten freundliche Helfer den Brief, versiegeln ihn mit Wachs und hängen ihn an eine Leine über dem kleinen Tisch. Dort darf sich jeder, der selbst geschrieben hat, eine andere Botschaft pflücken und lesen, was jemand anderem gerade durch den Kopf ging. Witzige Idee!
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Leine mit Briefen unterm Sonnenschirm |
Schöne Aussicht gibt es obendrauf:
Als nächstes passieren wir kurz das Stadtschloss. Für die 14'er ist Schluss, die 4'er durften hier einsteigen.
Die "Vernünftigen" sehen das Ziel nur von weitem, denn es geht nonstop zur nächsten Verabredung, ein Selfie mit Goethe ist angekündigt.
Durch den malerischen Park an der Ilm arbeiten wir uns zu Goethes Gartenhaus vor, ca. bei km 16,5.
Dort erwartet uns ein Fotograf mit einer Leinwand, die den Geheimrat zeigt. Man kann ein Polaroid machen lassen, ich ziehe das Smartphone vor.
Es schließt sich das Bienenmuseum Weimar (km 17,5) an, mit einer Honigverkostung. Lecker sind die angebotenen Sorten. Aber kaufen wäre unklug, laufen mit Einkaufsbeutel und dann noch 10 km weit wäre doch zuviel des Guten.
Zurück geht es durch den Ilmpark. Immer wieder kommen einem wie auf den anderen Abschnitten gut gelaunte Läufer entgegen. Mich überholt ein Nicht-Teilnehmer, spricht mich an und fragt, was denn das für ein Lauf sei? Ich erkläre es ihm. "Laufen UND Kultur?" Das erstaunt ihn. Und noch mehr, dass er gar nichts wusste von dieser Veranstaltung. Dabei sei das doch hier sein übliches Laufrevier... Er hat zweifelsfrei etwas verpasst.
Von weitem grüßt bereits Auszeit 7, doch zunächst geht es vorbei an der Rückseite der Anna-Amalia-Bibliothek erneut Richtung Ziel, wo nun die 4'er finishen und die 7'er zuvor gestartet waren. Meinereiner rennt wiederum am Ziel vorbei.
Bei km 20,5 steht nun das
römische Haus für die Läufer bereit, ein Gartenhaus des Herzogs Carl August, angeregt von Goethe.
Studierende der thuringia international school ("this") haben extra für den Lauf 4 Postkarten gestaltet! Die liegen für die Läufer aus, man kann sie an liebe Menschen adressieren, veranstalterseits werden sie dann frankiert und abgeschickt. Super Idee!
Auch ein Selfierahmen wartet auf Einsatz. Der Helfer, der das Foto machen möchte, gibt sich alle Mühe, aber ein anderer Teilnehmer ist so emsig mit einer Diskussion beschäftigt, dass er auf meine freundliche Bitte, etwas zur Seite zu treten, nicht reagiert. Er hat wohl die Botschaft des Rahmens noch nicht wahrgenommen. Also kommen weder römisches Haus noch Rahmen so richtig mit aufs Bild.
Nun folgt -leider nur noch- Auszeit 8. Und die liegt auf dem Heartbreak Hill von Weimar! Diesen Abschnitt kenne ich noch von 2019 und weiß, um seine Anforderung. Fast die Hälfte der 230 Höhenmeter sind nun auf ca. 4 km versammelt. Erst sanft ansteigend, dann immer steiler. Ich gehe planmäßig hoch. Bin ohnehin sehr erfreut, dass ich mich gut fühle. Dass ich im Training mehr als 20 km gelaufen bin, liegt schon länger zurück.
Der Weg führt an "Haus hohe Pappeln" vorbei, dem Wohnhaus von Henry van de Velde, selbst entworfen und mit Möbel nach eigenen Entwürfen eingerichtet. Im Rahmen des Bauhausmarathons war hier 2019 eine Auszeit. Meine persönliche Auszeit musste ich damals auf der vorgelagerten Bank einlegen, mir ging es da nicht ganz so gut...
Oben wartet
Schloss Belvedere, die ehemalige Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Weimar-Eisenach. Hier soll Musik aus der Goethezeit erklingen, worauf ich mich sehr freute. Leider ist gerade Spielpause und ich hätte wohl 30 Minuten warten müssen. 😕 Also nichts mit Musik. Chris hatte vor mir mehr Glück,
Doris auch. Dann schaue ich mir eben kurz die schöne Aussicht an, bevor ich die Allee abwärts dem Ziel entgegenlaufe, nun mit Schwung dank Gefälle!
Und dann ist es auch schon erreicht, das Ziel. Eigentlich wäre ich gern noch etwas weiter getrabt, es war sooo schööön. Entspannte Teilnehmer, freundliche aufmunternde Posten und Helfer, gute Laune überall.
Hier bin ich Mensch, hier durft' ich laufen,
Oh Augenblick, verweile doch!
Meine Zeit? Sowas von egal, aber wen es interessiert: 3:58. Man hätte 6:30 Stunden Zeit für die Langstrecke zur Verfügung gehabt. A propos: Meine Uhr zeigt mir 27,7 km an, Chris hat auch mehr als 26 km. Auch egal.
Es war eine tolle Veranstaltung, sehr schade, dass nicht mehr Teilnehmer dabei waren. Einziger Kritikpunkt: Die angekündigte Verpflegung (Obst) an der Strecke bestand nur aus Wasser. Meinen knurrenden Magen konnte ich dann erst im Ziel mit Banane besänftigen.
Ein stimmungsvolles Rückblickvideo der Veranstalter hier:
Link |
Zielverpflegung |
Und sonst so?
Weimar ist einfach eine wunderbare Stadt. Es gibt so viel zu sehen! Wir haben hier 6 Tage Zeit und werden immer noch nicht alles schaffen können. Zudem hatten wir warum auch immer ein kostenloses Upgrade erhalten und dürfen in einem Appartement direkt über dem Theaterplatz logieren. Ein Träumchen, die Aussicht. Morgens strahlt die Sonne Goethe und Schiller vor dem Nationaltheater an. Wir können dem bunten Leben unten zuschauen. Auch das spezielle Treiben im Rahmen einer polizeibegleiteten Demo am Samstag konnten/mussten wir erleben. Aber das betraf nur Teile der Innenstadt, fiel kleiner aus, als befürchtet und wir konnten die Zeit sinnvoller zum Kaffeeklatsch mit Doris nutzen.