Sonntag, 15. Dezember 2024

Zweitausendundeiner

Ich wusste, in dieser Woche würde meine angestrebte Marke der 2000 Laufkilometer fallen.

Als ich mich Samstag auf eine kurze Runde machte war klar, die noch fehlenden 3,9 km werden heute absolviert. Und gleich am Sonntag sollte ein längeres Läufchen folgen.

So weit der Plan.

Die 2000er-Marke feiere ich unterwegs kurz im Geiste. Es ist ungemütlichstes Wetter, saukalt, windig, also lieber zügig weiter Richtung warmes Heim.

Aber dann kommt km 2001 und ein baustellenbedingt unebener Gehweg. Schneller als ich denken kann vertrete ich mir den Fuß. Uh, tut das weh! Wenigstens haut es mich nicht zu Boden. Kurze Pause, innere Sammlung, vorsichtig den Fuß aufsetzen und einen Schritt tun. Das geht. Also bewege ich mich vorsichtig auf direktem Weg nach Hause.

Gebrochen ist nichts, aber es beginnt im Fuß zu rumoren. Am nächsten Morgen ist an der schmerzenden Stelle am linken Fuß eine leichte Schwellung mit Buntfärbung erkennbar. Gehen funktioniert, aber hinterher meckerts wieder im Fuß. Also kein Sonntagslauf, stattdessen kühlende Umschläge und Freude, dass ich wohl Glück im Unglück hatte.

Ein paar Tage hat der Dezember ja noch. Da könnte noch meine Bestmarke aller Zeiten (2033,3 km in 2022) fallen. An mir soll es nicht liegen und ich hoffe, am Fuß auch nicht.

Sonntag, 8. Dezember 2024

Adventliche Rennereien

Advent, Advent - man rennt und rennt. 😀 

Zu Wochenanfang stand noch eine sehr wichtige Pflicht auf dem Programm. Der öffentliche Weihnachtsbaum im Marienfeld soll doch auch wieder meinen kleinen dekorativen Beitrag erhalten. Wie schön, dass sich diese Tradition gefestigt hat, wie auch der Baum sich immer stattlicher entwickelt...










Und schon folgt der nächste traditionelle Adventsbestandteil, der Bedburger Nikolauslauf rund um den Kasterer See.

Als wir durch das Agatha-Tor die hübsche Altstadt von Kaster betreten, kommt uns der Bäcker entgegen, der immer die leckeren Weckmänner für alle Läufer liefert. Ich frage ihn, ob er wieder gebacken habe. Leicht irritiert antwortet er "Ja", worauf ich ihm ein "Lecker!" entgegne. Scheint ihn zu freuen.

Früher gab es hier einen sehr erlebenswerten Weihnachtsmarkt in vielen der zahlreichen alten Häuser. Leider wird diese Tradition nicht mehr fortgesetzt, schade. Aber liebevolle Dekorationen an den Häusern und der große Weihnachtsbaum in der Ortsmitte sind geblieben.


Hinter dem zweiten Stadttor, glatte 230 m durch den Ort hindurch, sind Start und Ziel, Verpflegung, Urkunden und Weckmannvergabe am Ende. Man kann zwischen verschiedenen Distanzen wählen, bis maximal 8.800m, was 4 Runden um den See entspricht, der gleich hinter dem Ort liegt. Das ist unsere Wahl, wie auch die von rd. 70 anderen Teilnehmern. Insgesamt 200 Läufer und Walker tummeln sich heute, bei 5°, etwas Wind und wolkenverhangenem Himmel. Es ist immerhin schon die 37. Austragung dieses netten familiären Laufs.

Es geht um nichts außer einem schönen Adventslauf. Also keine Zeitnahme, keine Start-/Ziellinie, keine Ergebnislisten, nur Spaß an der Freude und der schmackhaften Belohnung hinterher.


Begrüßung und verbaler Startschuss

Eigentlich wäre es taktisch am klügsten, langsam zu laufen. Denn wer hier schnell läuft und früh ankommt, muss umso länger warten, bis Urkunden und Weckmänner verteilt sind. Denn damit startet man erst, wenn alle im Ziel sind.
Aber man hat ja so seinen Ehrgeiz...
Zunächst hänge ich im Pulk fest. Was angesichts der matschigen Naturwege etwas ungünstig ist. Mir wäre lieber,  ich könnte einige Meter weiter vor mich schauen, um allfällige Baumwurzeln oder Matschtümpel frühzeitig erkennen zu können. Das ergibt sich schneller als ich möchte, denn ein Knoten meiner Schuhverschnürung löst sich. Anhalten, neu schnüren, und schon finde ich mich am Ende des Feldes wieder, dafür mit besserer Sicht.😣






Der Rest ist schnell erzählt. Ich trabe vor mich hin, bin erneut froh um meine Trailschuhe, die in diesem Gelände beste Dienste tun. Ich kann einige Läufer überholen, meinerseits solches aber verhindern. Nur einmal sprintet ein Jüngling zackig an mir vorbei. Nach Tempo und Spritzhöhe des Schlamms auf seiner Rückseite zu urteilen muss das der Schnellste sein. Der dann aber später eben am längsten auf Urkunde und Weckmann wird warten müssen.
Einmal kommt mir ein Mann entgegengelaufen. In Tarnfleckenanzug und mit großem prallen Rucksack auf dem Rücken. Wofür der wohl trainiert?
In Runde 4 muss ich beißen, komme an das schon länger vor mir laufende und quasselnde Pärchen nicht mehr heran, bin eher froh, als ich Richtung Ziel abbiegen kann. Ich habe eine 55:15 nach eigener Zeitmessung, wobei mir meine Uhr 9,2 km anzeigt, Chris' Uhr nur knapp mehr als 8,8 km. Er hat eine 47'er-Zeit ersprintet.

Zieleinlauf


Es gibt warmen Tee und "völlig überteuerten Glühwein" (O-Ton Ansager, 2 Eur pro Becher 😂). Diesmal reichen ein paar Schlucke Tee.
Die Urkunde ist wie jedes Jahr sehr liebevoll gestaltet, und der Duft aus des Bäckers Mobil lässt einem schon das Wasser im Munde zusammenlaufen. Die Weckmänner schmecken auch wieder richtig gut, allein dafür lohnt sich die Teilnahme hier!

Sonntag, 1. Dezember 2024

Glühweinlauf Marienhagen (10 km)

Untertitel: "Die Allerletzte"
Nein, das ist kein Spoiler, trifft aber trotzdem zu...

Am Glühweinlauf Marienhagen (östlich von Köln, bei Gummersbach) wollten wir schon längst wieder einmal teilnehmen, aber wie das so ist manchmal.
So auch dieses Jahr, das ungemütliche Herbstwetter verleitete nicht wirklich zur Anmeldung. Endlich 3 Tage vorher raffte ich mich auf. Nachmeldung vor Ort geht nicht, wohl aber online, solange bis das Teilnehmerlimit erreicht ist. Flugs meine nötigen Eingaben erledigt. Dann den Button "Weitere Anmeldung" angeklickt. Nichts passiert.
Klick, klick - nichts, nichts.
Mh, also den Dialog nochmal von vorn angestoßen.
Huch, die Anmeldung ist geschlossen!😡
Da habe ich wahrhaftig den 500sten Startplatz erwischt und Chris muss leer ausgehen! So ein Mist.

Dennoch machen wir uns bei wunderschönem Sonnenschein auf ins Bergische Land. Da Chris gerade ein in Köln gefertigtes Vollstromer-Fahrzeug für eine Woche testen darf, hat auch er Spaß an einem kleinen Ausflug, wenn auch ohne Laufkomponente. Als Nebeneffekt komme ich so zu meinem persönlichen Chauffeur, Coach, Taschenträger und Fotografen. Win-win. 😊
Start, Ziel, etc. findet sich alles an der Grundschule. Auch ein nettes Pop-up-Café mit hausgebackenen Kuchen und liebevoll dekorierten Tischen in ABC-Schützen-Höhe. Egal, hier ist es warm und wir lauschen schöner Weihnachtsmusik. (Eine Wohltat, nachdem wir am Vortag noch auf dem Aachener Weihnachtsmarkt mit "Conny Kramer" berieselt oder besser gequält wurden...😖)
Da statt Starterbeutel Nikolausmützen ausgegeben wurden, sieht das Teilnehmerfeld besonders rot-weiß-lastig aus. Ich hatte mir, da ich kein adäquates Grinch-Outfit fand, etwas eigenes überlegt und gestrickt. War dank der Temperatur um die 4° nicht die schlechteste Tat.




Dem einen ist's warm, der anderen weniger

Ich bin froh, als es endlich losgeht und man der Kälte mit Bewegung trotzen kann.
Die andere Trotz-Methode lässt sich bei km 1,5 beobachten. Der Verpflegungsstand, den man später, nach Absolvierung einer großen Runde erneut bei km 8,5 passiert. Eigentlich wollte ich alkoholfreien Glühwein nehmen, aber es ist kein Herankommen, also laufe ich weiter. Schlagartig ist es leerer auf der Strecke.





Der Lauf hat Profil, rd. 200 Höhenmeter auf der 10-km-Distanz. Es geht auf matschigen Waldwegen bergauf und bergab. Bin ich froh um meine Trailschuhe! In Schattenbereichen ist es gefroren. Längere Zeit hänge ich an einer älteren Teilnehmerin, die eine Art Geh-Lauf-Technik anwendet. Sieht aus wie forciertes Walken, aber gelegentlich verfällt sie in richtiges Laufen. Dennoch, ich brauch lange, um an ihr vorbeizukommen.



Etwa bei km 5 steht ein kleiner Getränkestand mit Wasser, endlich ein paar Schlucke Flüssigkeit. Weiter geht es, nun der sinkenden Sonne entgegen. Macht es zwar idyllisch, aber zum laufen nicht ganz einfach. Die Würdigung der schönen Landschaft muss daher vernachlässigt werden.
Auch spüre ich zunehmend, dass ich Bergtraining zuletzt echt vernachlässigt habe. Überholen kann ich dennoch, die glühweinseeligen Bacchusbrüder und -schwestern.







Eigentlich wollte ich ja doch einen alkoholfreien Glühwein nehmen, aber der Posten von km 1,5 bzw. 8,5 hat sein Erscheinungsbild leider arg verändert... 
Nun denn, die letzten 1,5 km schaffe ich ohne solche Kraftstoffzufuhr.


Auch wenn die noch eine Herausforderung bereithalten. Denn kann man es beim Start als erstes bergab rollen lassen, gestaltet sich genau diese Passage zum Ziel natürlich als stramm bergan.
Motivierend ist es, gerade hier zahlreiche nikolausbemützte Gehende überholen zu können. 
Auf den letzten 50m kündigt sich das Ziel auf ganz besondere Weise an: Man RIECHT den Glühwein! 😁



Aufwärts zum Ziel


Ich will mir den Schneid nicht abkaufen lassen und diesele bis oben durch, statt mich der Schwerkraft zu ergeben.
Dennoch schaffe ich diesmal nur eine 1:03, wo es doch 2019 noch eine 59er-Zeit war. Naja, da war ich auch noch jünger... 


Den Glühwein habe ich nun aber redlich verdient, und er mundet ausgezeichnet. Auch wenn die Musik inzwischen von Weihnachten auf fünfte Jahreszeit gewechselt hat, passt eher zur nun vorherrschenden Stimmung.😌
Interessanterweise führt die Ergebnisliste nur 231 Finisher... von 500. Ob die anderen so viel länger als das Zeitlimit von 100 Minuten im Wald weilten...?

Zahl des Tages: 1952,5.🏃😄
Na da sollten doch die 2000 Laufkilometer für 2024 locker zu erreichen sein.
Der Nikolauslauf nächsten Sonntag wird auch dazu beitragen.😀

Montag, 25. November 2024

Widerstände

Nur zwei Läufe in dieser Woche. Das Wetter war eingangs dermaßen "usselig", dass ich mir den Luxus der Lauffaulheit gönnte. Aber dann kamen immerhin noch 29 km auf dem Weg zur 2000'er Marke zusammen.

Dabei kam ich auch einmal mehr am Wegekreuz vorbei, das hier schon wiederholt wegen der speziellen dort deponierten Gegenstände Thema war: Link 1Link 2. Doch außer den üblichen Grabkerzen (die Becher vom Regen geflutet) findet sich nichts Nennenswertes. Kein Brief, die Schlüssel sind  verschwunden.



Sonntag ein erneutes Laufduett ab Treffpunkt mit Heidrun, knapp 18 km. Am Straßenrand eine liebevoll privat dekorierte Baumscheibe. Man mag nur hoffen, dass das Arrangement bis zu den Feiertagen weder verunstaltet noch entwendet wird.


Ein weiterer "Lauftermin" stand auch noch an. Der jährliche Besuch beim Orthopädieschuhmacher zwecks Herstellung neuer Laufeinlagen. Eigentlich ist das Hauptgeschäftslokal der Firma, geführt von der jüngsten Familiengeneration, in Köln. Doch der Seniorchef, längst im Rentenalter, betreibt noch immer aus Freude am Handwerk in seinem Privathaus in einem Dorf eine kleine feine Zweigstelle an zwei Tagen in der Woche für wenige Stunden. Alte Garde eben, rheinische Frohnatur obendrein. Dort ist er allerdings technisch hoch gerüstet, mit Computerscanner, so dass der sonst übliche Fußabdruck mit Formschaum entfällt.

Ich liebe die Termine dort! Mit dem Senior ergeben sich immer wieder muntere Plaudereien. In seiner Datei hat er vermerkt, dass diese Patientin doch wahrhaftig in Barfußschuhen herumläuft! Natürlich stößt er auch diesmal wieder auf diese Notiz und schon haben wir unser Thema. Spaßeshalber ermuntere ich ihn, die Notiz noch zu ergänzen um "Unbelehrbar, widerständlerisch bis renitent", da ich auch weiterhin, allerdings nicht ausschließlich, dieses Schuhwerk trage. 

Seine Meinung: 
Mit guten Schuheinlagen lassen sich zumindest einige Fußprobleme bessern. Das kann er bei mehrjährigen Patienten anhand seiner Scans belegen. 

Meine Meinung: 
Die Fußmuskulatur muss aktiv gefördert werden und sollte nur wo notwendig unterstützt werden. Man sitzt ja auch als Mensch nicht den ganzen Tag auf dem weichen Sofa... 

Wir lassen dem anderen jeweils seine Meinung. Er hat sicher lebenslange Erfahrung, aber ich kenne meine Füße eben am besten. Einig sind wir uns bei der Qualität heutigen Schuhwerks (wo findet man noch wirklich gute Schuhe?) und bei der Scheu bis Aversion vieler Menschen, Schuhe in richtiger Breite zu tragen. Prinzessinnenfüßchen sind in, selbst Männer zwängen sich in zu enge Treter. Wobei sich mir die Frage stellt, warum? Ein Kerl muss doch schließlich fest im Leben stehen, das geht doch nicht mit schmalen Füßchen...😆

Ich erwähne, dass ich sogar Barfußläufer kenne, worauf er mich bittet, seine herzliche Einladung zum Disput zu übermitteln, was ich hiermit tue. 😁

Wir kommen von Hölzchen auf Stöckchen, zu Sinnhaftigkeit und Nutzen neuester Laufschuhtechnik und dem Erleben bei Marathon und Ultra. Der Senior hat enormes Wissen über orthopädisch relevante  körperliche Abläufe, Statik und Wechselwirkungen.
So kann er mir auch mein persönliches Nach-Marathon-Empfinden erklären: Ich habe jeweils nach sehr langen Läufen regelmäßig ein böses Hexenwerk in den Waden. Es fühlt sich an, als sei dort eine ganze Armada von kleinen Gnomen mit Pickel und Schlageisen zugange, hämmert und zwickt in den Muskeln herum, lässt mich kaum zur Ruhe kommen. Für den Senior ist die Ursache klar: Meine Fußgewölbe haben eine leichte Hohlfußkomponente, weswegen die Wadenmuskeln einen Teil der Dämpfung mit übernehmen müssen.
Wieder was gelernt. Wir unterhalten uns wahrhaftig eine muntere Stunde lang, ich freue mich schon auf die Fortsetzung, wenn ich die neuen Einlagen abholen kann!

Keinen Widerstand kann ich einer anderen Sache entgegensetzen. Wegen eines Termins in der Kölner City konnte/musste/durfte ich den ersten Glühwein der Saison am dem Markt der Engel nehmen. Auf diesem Weihnachtsmarkt gibt es das Getränk in speziellen Jahrgangstassen. Man zahlt Pfand und gibt die Tasse dann zurück, oder ..... lässt sich eine saubere Tasse zum Mitnehmen geben. Ich habe inzwischen einige dieser Tassen daheim und benutzt sie das ganze Jahr über. Eigentlich brauche ich keine weitere, aber wenn man dann einmal da ist... Und der noch verfügbare Tassenjahrgang 2023 fehlte mir sowieso noch.

Zudem: Die Dinger werden inzwischen zu teils krassen Preisen gehandelt. Also ist es ja quasi ein investives Geschäft, Widerstand nicht nur sinnlos, sondern kontraproduktiv. 😄