Samstag, 29. April 2017

Gekonnt gequetscht

Das Pensum der Woche ließ sich schlussendlich doch gut zwischen die Dienstreisen quetschen.
Ein 6-km-Lauf in den Abend, ein weiterer am folgenden Morgen vor der Weiterreise entlang raureifglitzernder Felder.
Den 16-km-Lauf im Marathontempo habe ich von Freitag auf heute verlegt, und voilá, alles abgearbeitet!
Doch vor dem heutigen Lauf gab es eine andere Aktivität: Mein
Mann (!)
wollte shoppen(!!)
und zwar Schuhe (!!!).
Also hin zum Lauffachhändler unseres Vertrauens, bewaffnet mit Wunschzetteln, damit der Verkäufer gleich zielgerichtet den Weg zum Lager einschlagen konnte. Er brachte Gewünschtes und auch Alternativen, denn nicht mit jeder Neuauflage werden/sitzen Schuhe besser.

Nachdem der aktuelle Asics Nimbus (frühere Versionen waren meine absoluten Favoriten) sich wiederum nicht als Freund meiner Füße zeigte, entschied ich mich am Ende für den Brooks Glycerin 14 und einen Nike Vomero. Mein Mann griff zu Wettkampfschuhen der Marken Saucony und Asics. Alles ließ sich erfolgreich in eine große Papiertüte quetschen.

Der Brooks ist das Nachfolgemodell meines derzeitigen bervorzugten Schuhs (Glycernin 13) und vermittelte beim Probelauf vor dem Laden gleich ein altbewährtes Gefühl. Der Vomero gefiel ebenfalls beim Test und so kam er gleich mit auf die heutigen16 km.

Lag er im Laden leicht und fluffig am Fuß, kamen mir beim echten Laufen zunächst Zweifel, ob er nicht doch zu weich sei. Die Fersen fühlten sich etwas komisch an. Doch das ließ nach, nach einer Weile war die Eingewöhnung vollzogen, Fuß und Schuh wurden sich sympathisch. Auch mit dem vorgegebenen Tempo kam ich gut zurecht, konnte es allerdings aus Höflichkeit nicht durchziehen. Denn mitten im Nirgendwo am Tagebaurand kamen mir 2 Radler entgegen und fragten in tiefstem Bayrisch, wo es denn zum Aussichtspunkt ginge. Sie hatten den kompletten Tagebau ohne Karte oder Navi umrundet und waren kurz vor ihrem ursprünglichen Startpunkt. Stramme Leistung, so etwas habe ich auch noch vor, aber mit meiner grünen Elli. Jedenfalls konnte ich die höfliche Frage schlecht ignorieren und erklärte ihnen gern das letzte Stück ihres Weges.

Etwas weiter auf einem Feldweg ärgerte ich mich wieder einmal, dass ich meine Minikamera daheim gelassen hatte (bzw. musste, wegen leerem Akku). Dies in dem Moment, als sich vor mir eine kleine, zarte Windhose bildete und auf mich zukam. DAS wäre mal ein Bild gewesen! Und noch während ich das dachte, hatte mich das Gebilde auch schon erreicht und umhüllt. Oder besser gesagt: Schmirgelte mir den Sand ins Gesicht. Was ja auch zu vermuten gewesen wäre, bei der Zusammensetzung eines solchen Objekts.
Ok, nun weiß ich, wie es in einer Windhose so ist. Ist nicht so ganz mein bevorzugtes Accessoire ;-)

14°, 1:38:30, (6:08 Min/km), HF 139

Sonntag, 23. April 2017

Flüssig am Flüsschen

Die ganz "harte" Phase der Marathonvorbereitung ist geschafft. Nachdem mein eidgenössischer Ehemann und ich vorgestern im schönen Wangen im Allgäu unsere 5-km-Einheiten in moderatem Tempo (garniert mit Übungen an dort imWald installierten Fitnessparcours-Gerätschaften) absolvierten, stehen heute jeweils 25 km an.
Für mich wie immer im Schnitt von 7:54 Min/km. Was mir wie immer zu langsam vorkommt. Ich entscheide mich, einfach im subjektiven Wohlfühlmodus zu laufen, am Ende wird es zum deutlichem Unterbieten der Vorgabe führen. Aus dem Bauch heraus, und weil ich zu faul bin, mir große Gedanken zu machen, laufe ich einfach der Erft entlang. Und weil es so schön langsam geht heute, entgeht mir auch nicht der Graureiher, der wie Deko im Wasser wacht.

Er geruht sogar, für die Kamera still zu stehen :-)

Ein Stück weiter begegnen mir an einem ziemlich mit Büschen bewachsenen und unebenen Wegesabschnitt 2 Herren mit Migrationshintergrund. Sie schieben, nein, rumpeln, eine Baumarkttiefladerkarre (solche Gefährte, mit denen man Zementsäcke, Holz, u.ä. zur Kasse bugsiert) vor sich her, auf der alte Decken liegen. Für mich ist der Fall klar, die wollen hier irgendwo ihren Kram loswerden. Ich belege sie mit meinem bösesten Blick und schaue ihnen bewusst in die Augen und auf die Ladung. Das juckt sie aber wenig. Insgeheim nehme ich mir vor, nachher hier die Augen offen zu halten, ob ein neues Unratnest entstanden ist.

Aber zunächst geht es weiter nordwestlich. Ich quere den Osterkirmesrummelplatz der Kreisstadt. Fettdünste ziehen in meine Nase und an die Ohren dringt "Hey Supergirl". Oh mannomann, gesungen von Graham Bonney, 1966! Das ergibt glatt das typische Bild, das die Kölner Großstädter so von unserer BM-"Metropole" haben! Dieses Lied erinnert mich an die erste Langspielplatte, die ich als Kind bekam. Ein Hör-Zu-Album "Olympia-Gold", mit dem für die Spiele in München 1972 jeweils 1 Pfennig beigetragen wurde.

Darauf sind verschiedene Hits, u.a. der unvergleichliche Louis Armstrong "What a wonderful world", oder Gilbert Bécaud mit "Nathalie". Andere biedere Schlagerbeigaben lasse ich hier lieber weg.
Au weia, lang ists her. Aber die Platte hab ich noch und auch einen Plattenspieler dazu.
Hier extra ein Foto!

Derart beschwingt läuft es sich wunderbar locker.
Obwohl ich mich für die Hinstrecke bei der Bekleidungswahl vergriffen habe. Handschuhe wären opportun gewesen für eine Frostbeule wie mich. So drücke ich mir eben die ersten 12,5 km die Daumen. Einfach, damit sie nicht erfrieren.
Auf der Rückstrecke kann ich das sein lassen. Denn da kommt der Wind von hinten und alles passt.
Ich sehe auch wieder die beiden Schieber mit ihrer Karre. Sie kommen mir entgegen und auf der Karre .... gebettet und teils umwickelt mit den Decken ... transportieren sie einen großen Flachbildfernseher.
Ok, ich räume ein, ich habe da falsch vermutet und nehme alles zurück.
Und schaue, äh, auf den Boden vor meinen Füßen. Laufen bildet und regt zum Denken an.
Zum Ende lege ich noch die vorgegebenen 3 Steigerungslaufetappen hin (je 100 m).
Wie, schon zu Ende die 25 km? Der Puls bleibt auch wunderbar niedrig.
Wenn das mal in 2 Wochen auch so locker liefe!

10°, 25 km, 2:45:30, (6:36 Min/km), HF 130

Donnerstag, 20. April 2017

Ertüchtigung


Die Uhr tickt...
Heute ist ein Lauf im späteren Marathontempo angesagt, über 12 km, zzgl. Ein-/Auslaufen.
Die Distanz ist ja eigentlich nichts im Vergleich zu den Laufumfängen der letzten Wochen.
Umgekehrt aber wiederum beträgt sie am Ende 1/3 der Marathondistanz.
Immerhin.




Die Sonne lacht, bei ebenfalls 12°. Lustiger Zufall oder Omen...?
Es läuft recht locker, nur der Puls ist verhältnismäßig zu hoch. Sonst ein typischer Vorbote eines Infekts.
Ich hoffe heftig, dieses "sonst" ist nicht diesmal!


Ich trabe ein wenig am Grubenrand herum, weil es da so schön einsam ist.
Und bin in Gedanken an der Moldau.
Die Zeit bis dahin wird fliegen, denn die nächsten Tage bringen mich vom Allgäu über Bremen nach Kassel. Ein wenig schwierig, dabei auch noch die Trainingseinheiten hineinzuquetschen.


Die tickende Uhr ist übrigens diese hier:
Bis vor einer Weile kam sie noch langweilig dunkelbraun im Stil der Fünfziger daher. Doch dann sah ich in einem Laden eine ähnliche Uhr als Anregung...
Und so wurde gefräst um das Uhrwerk freizulegen, geschliffen und gepinselt.


Was doch so eine planmäßig angegangene Ertüchtigung für ein nettes Resultat bringen kann!



12°, 14 km, 1:25:41, (6:06 Min/km), HF 144



Montag, 17. April 2017

Fast eine Ostereiersucherei

Shetty Calippo schaut neugierig aus seiner Box, als wir uns lauffertig machen. Aber im Gegensatz zu mir, die ich angesichts der regnerischen, kalten Witterung am liebsten gleich wieder aufs Sofa wollen würde, wäre ihm sicherlich nach einem Galopp ins Grüne.

Heute in 3 Wochen steht der Marathon an. Also auf zu 30 km Longrun. Und man weiß ja, wenn man einmal läuft, macht der Regen nichts mehr aus.
Nein, rein gar nichts.
Ist quasi nicht da.
Überhaupt nicht.
(Es geht doch nichts über ein gutes Mantra)





Mein eidgenössischer Ehemann muss 32 km rennen, flotter als ich. Somit starten wir zwar zusammen, aber jeder in seine Richtung. Meine führt mich einmal mehr entlang des Thuner Sees.

Der Marktplatz am Ostersonntagmittag. Man kann an den zahlreichen Flaneuren gut Rückschlüsse auf das Wetter ziehen.
Gerade fällt zwar kein Regen, dennoch kommen Novembergefühle deutlich hoch.



Tief hängen die Wolken über dem Thuner See. Die Ausflugsdampfer verkehren allerdings, und ich sehe auch einzelne Passagiere.
War mir meine Windbreakerjacke anfangs noch zu warm, so herrscht am Seeufer Wind und damit Kühle, ein Glück, dass ich die Jacke habe.





Ich genieße die Einsamkeit auf den Uferwegen. Nur zurückschauen vermeide ich. Von dort rollt eine Regenwand heran. Schon verschwindet Thun in einer grauen Wolke. Also immer weiter nach vorn. Immerhin kann ich dabei Rückenwind genießen, auch wenn es sanft ansteigend geht.







Mein ungefährer Wendepunkt, das Hotel Hirschen in Gunten, malerisch direkt am Seeufer gelegen... Zu seiner Zeit traf sich hier die Hautevolée, seit einigen Jahren leerstehend und verfallend. Einen Eindruck früherer Zeiten kann man sich noch hier machen: Link

Wer den Film "Das Wunder von Bern" von Sönke Wortmann gesehen hat, mag es auch wiedererkennen. Im Film stellt es das Mannschaftshotel der deutschen Fußballelf von 1954 dar. Das Originalhotel von damals  steht zwar in Spiez, ist aber weniger attraktiv gelegen.

Neben dem Gebäude liegt eine Art Kindergarten, der für heute zum Ostereiersuchen einlädt, im verwilderte Hotelgarten. Doch nur ein Vater mit 2 Jungs scannt emsig das Areal, die Kindergärtnerin steht einsam herum. Wir kommen ins Gespräch und sie lädt mich ein, doch mitzusuchen.






Und während ich ein wenig Schutz unter dem weit ausladenden Blätterdach eines Baumes suche, entdecke ich wahrhaftig ein Nest!

Die Kindergärtnerin animiert mich zuzugreifen, doch ich lehne ab, muss ja noch ein paar Kilometerchen laufen. In den Rucksack geht es auch nicht. Und überhaupt, ich kann doch nicht den Kindern den Schokohasen wegfuttern! Doch die Kindergärtnerin ist hartnäckig, bietet mir sogar eine Einkaufstüte zum Transport an. Erst der Hinweis, dass ich damit ja schlecht laufen könne, überzeugt. Sicher werden sich später noch Kinder darüber freuen.

Weitere Bilder fallen ins Wasser, ins Regenwasser, denn auf dem Rückweg wird aus dem leichten Nieseln dann doch ein kräftiges Geplätscher von oben. Aber ich hab' ja mein Mantra. Sogar richtig locker läuft es nach dem kleinen Ostereiersuchereiplausch.
Eigentlich soll man in den Marquardtschen Trainingsplänen die ganz langen Läufe nüchtern absolvieren. Doch soviel Selbstkasteiung schaffe ich nicht. Immerhin verzichte ich auf ergänzende Energienahrung unterwegs und beschränke mich auf Wasser. Das spüre ich dann auf den letzten 4 - 5 Kilometern. Plötzlich geht der Puls hoch und das Laufen fällt schwerer.
Vielleicht hätte ich doch den Schokohasen ....?
Nein, als Läufer bleibt man standhaft. Kopftraining!

7°, 29,1 km, 3:23:12, (6:58 Min/km), HF 128

Samstag, 15. April 2017

Frohe Ostern vom Planeten


Eine kleine Auszeit auf unserem Lieblings-"Planeten" :-)
Hier, am Tor zum Berner Oberland war es gestern noch herrlich. Überall ein Teppich in grün mit gelb-geblümten Punkten, dazu ein für Städternasen wundervoller Duft nach Land, das Klingen der Kuhglocken, gackernde Hühner.

Alltag, was ist das?

In unseren Plänen steht jeweils 12 km Fahrtspiel, von gaaaanz laaangsaaam bis richtig flottt. Wir laufen zusammen, und ich nutze die Gelegenheit zu ein paar weiteren Foto-Experimenten.










































































Lustiges Ergebnis: Wir laufen keinesfalls in getrennte Richtungen, sondern nebeneinander auf einem kerzengeraden Feldweg.


















Cool-down. Und Schnappschuss mit einem unbekannten fliegenden Objekt.




















Ich wünsche allen ein schönes Osterfest!









Donnerstag, 13. April 2017

Intermezzo mit Spielzeug

Nein, ich habe nicht unter Alkoholeinwirkung gefotoshoppt.
Zurzeit experimentiere ich mit einem neuen Spielzeug, Technikfreaks würden sagen Gadget.
Das Thema ist 360°-Fotos. Allerdings tue ich mich als Pre-Digital-Native etwas schwer. Im Kampf mit dem Device, der Datenübertragung, und dann erst noch der Formatierung der erzeugten Produkte stehe ich noch am Anfang. Daher hier einfach mal ein paar kleine Ergebnisse von Experimenten beim heutigen 12-km-Tempodauerlauf.

Das Ziel wäre ja, dass man sich mit der Maus im Bild bewegen kann, sich quasi um die eigene virtuelle Achse drehen, und dabei auch Himmel und Erde mit einbeziehen. Mit dem entsprechenden Programm auf dem PC klappt das auch, keine Ahnung, wie das dann nun hier im Blog rüberkommt. Aber Probieren geht über Studieren. Das erste Bild ist ein Screenshot, das zweite hier wäre ein drehbares, wenn Blogger das mitmachen würde.
(Ergänzung: Macht es leider nicht)
(Noch ein Nachtrag: Aber bei FB klappts locker)















Läuferisch läuft es gut, sogar der Gegenwind stellte sich als überwindbarer Feind dar. Und dazu der derzeit wahnsinnige Duft des blühenden Raps, schade, dass es kein Geruchs-Internet gibt!
Ich drehe eine kleine Runde im Wald. Obwohl die Tagebaukante fast einen Kilometer weg ist, kommt wahrhaftig ein Security-Sheriffauto nachschauen, was ich dort tue. Gerade, als ich vom Waldweg wieder auf den Feldweg einbiege, rollt es heran und eine kurze Weile hinter mir her. Da ich mich keines Vergehens schuldig mache, dreht es um und fährt zurück. Diese Aktion verstehe ich nicht so ganz, das ist öffentliches Gelände.





















Ein Stück weiter arbeitet auf einem Feld ein Trupp eines Kampfmittelräumdienstes. Man bohrt sich in die Tiefe. Was dort wohl zu finden sein mag? Wenn sie tief genug bohren, sicher Kohle. Aber dann hätten sie sicher Sheriffautoärger.
Das Tempo kommt mir heute langsamer vor, als noch am Samstag beim Halbmarathon. Und morgen steht Fahrtspiel auf dem Plan. Mir scheint, in dieser Woche soll Tempo geübt werden.

11°, 12 km, 1:07:57, (5:40 Min/km), HF 147

Samstag, 8. April 2017

Benrather Volkslauf 2017 (Halbmarathon)

Nachdem wir letztes Jahr im Düsseldorfer Stadtwald einen 10-km-Lauf bestritten, haben wir gern diese nette, familiäre Veranstaltung für den gemäß Marathontrainingsplan anstehenden Halbmarathon auserkoren.
Nur eine gute halbe Autostunde brauchen wir und haben auch noch Parkplatzglück in dem dafür etwas schwierigen Viertel.
Wir sind reichlich früh dran, aber dennoch passend, denn justament ertönt "An Tagen wie diesen" im Start-/Zielbereich, die Toten Hosen sind schließlich Söhne dieser Stadt!
Wir schauen uns den 10-km-Lauf an und betreiben Laufstudien, die wie immer enden.
Warum läuft der so schlabberig und ist dennoch viel flotter als wir? Ungerecht ist das!
"Schlabberig" lässt sich auch ersetzen durch "schlurfig", "eierig" oder "rudernd". Das Ergebnis unserer Betrachtungen: Auch mit seltsam anmutendem Stil kann man schnell sein, wobei die Schnellsten dann aber lehrbuchhaft laufen. Es siegt ein Belgier in einer 34'er-Zeit.

Während das Mittelfeld der 10'er durch den kurzen Tunnel dem Ziel entgegenläuft, machen wir uns langsam startklar. Ich freue mich auf den Lauf, aber vermute mal stark, wenn ich nachher hier im Tunnel bin, werde ich ziemlich k.o. sein.
Meine Vorgabe: 2:01 Std mit 5:46'er Pace.
Immerhin fühlen wir uns durch die Musikauswahl ganz besonders befeuert: "Sugar Baby Love" von den Rubettes, "Oh la Paloma Blanca"/George Baker Selection, "Dancing Queen"/Abba. Na da wird man doch gleich wieder jung!! Ob sich das gleich umsetzen lassen wird? "Atemlos" ertönt aber auch...

Gut 430 Läufer/innen warten auf den Startschuss und stehen im Walde, wenn man so will. Doch dem ist natürlich nicht so. Im Walde stehen nachher ganz viele Helfer/innen und lotsen uns durch das malerische Grün. Der Kurs ist bestens beschildert und organisiert. Selbst eine Bundesstraße wird für die Querung der Läufer gesperrt. Bei km 4 ist das ja noch locker, da ist das Feld noch relativ dicht beieinander. Doch als ich bei km 14 erneut an diese Stelle kommen werde, und dies allein, sind manche Autofahrer nicht mehr so erfreut über diese Beeinträchtigung.
Doch ich greife vor.
Mit dem Startschuss stürmt erst einmal alles los. Ich möchte mich jedoch heute an der Pace orientieren und lasse daher nach einer Weile bewusst abreißen. Was dazu führt, dass ich eine Weile allein laufen muss. So habe ich aber auch viel mehr Genuss des Waldes für mich. Die Düsseldorfer sind zu beneiden um dieses Kleinod!

Etwa bei km 6 laufe ich auf 2 junge Läufer auf, einer im roten, der andere im schwarzen Shirt, und beschließe, dort zu bleiben, denn das Tempo passt. So durchlaufen wir um km 8 einen ganz wunderschönen Abschnitt, der über kleine Holzbrücken durch eine Art Sumpfgelände in einem Naturschutzgebiet führt.
Bald lässt Schwarzhemd nach, ich überhole, Rothemd kommt mit, Schwarzhemd fällt zurück.
Wir werden unsererseits von einem jungen Asiaten überholt, der dann aber vor uns bleibt. Ich bewundere seinen Fußaufsatz, so was von locker und fluffig. Als hätte er Federn in seinen Fußsohlen. Berühren seine Fersen überhaupt den Boden?

In dieser Konstellation passieren wir einen Campingplatz. Dort hat sich eine vielköpfige Band für uns postiert und schmettert kräftige Töne. Am Verpflegungsstand schnappe ich mir einen Becher, ohne zu merken, dass Iso drin ist. Wollte ich eigentlich nicht, und dann schwappt mir klebrige Brühe auch noch über die Hand.
Bei km 10 steht ein Eiswagen! Echt gemein!! Plötzlich schwächelt der Asiate mit dem fluffigen Fußaufsatz, er geht und wir passieren ihn. Rothemd zieht es nun flotter den Unterbacher See entlang, ich will es nicht übertreiben und bleibe meiner Pace treu.

Die Osthälfte des Sees wird umrundet, 13 km sind geschafft.
Bei 13,5 falle ich in ein Loch, ein läuferisches. Pfff, ich muss plötzlich beißen, hoffe aber auf die zweite Luft.
Die kommt dann auch. Sicherheitshalber lasse ich einen Traubenzucker im Mund zergehen. Bei km 14 folgt wieder ein Verpflegungsstand. Ich greife konzentriert zu Wasser und reinige mir damit auch die immer noch vom Iso klebrigen Hände.
Es läuft wieder etwas besser. Und erstaunlicherweise sinkt die Pace nicht, obwohl ich mich nicht mehr im Zeitfenster fühle. Noch nicht.
Nur auf den letzten 4 km passen sich Gefühl und Tempo dann doch ein wenig an. Hier und da kann ich noch Langsamere einsammeln. Es sind derer jedoch nicht so viele. Es ist aber auch keiner da, von dem ich mich noch ein wenig ziehen lassen könnte.

Den "roten Lappen" bilden hier zwei emsig rufende und klatschende Vereinsdamen, die uns für den letzten Kilometer motivieren wollen. Überhaupt sind die allermeisten grüngewandeten Helferlein sehr nett und feuern uns immer wieder an, wie auch manche der Spaziergänger.

Den Zieleinlauf sieht man auf den letzten 500 m schon gaaaanz weit hinten. Ich habe kein zusätzliches Körnchen mehr und bin sowas von froh, als ich mein Zielfoto schießen kann.
Wie vor 2,5 Stunden vermutet, bin ich echt groggy und muss erst einmal verschnaufen.
Mein Mann ist natürlich schon da und erwartet mich. Da passen die Klänge von Dr. Alban doch ganz gut, auch wenn der ja wohl Zahnarzt sein sein soll...

Wir finden eine Bank und erzählen uns unsere Beobachtungen. Ein sehr schöner Kurs durch Wald ohne Ende (außer da wo See ist). So ein Laufrevier müsste man vor der Tür haben.
Ich schmücke das mittlere Mittelfeld und erziele mit 2:01:16 (netto) eine Punktlandung zur Vorgabe und den 4. Platz meiner AK.
Mich tröstet, dass ich beim Marathon ja nicht sooo flott rennen muss.
Dafür aber länger.

Sonntag, 2. April 2017

Run west

Der letzte ganze lange Lauf meines Trainingsplans, 32 km. Und dazu noch ein prächtiges Wetter, nicht zu warm, Sonne - klasse!
Ich nehme mir vor, genau westwärts zu laufen, soweit es geht, also maximal die Hälfte der Strecke.
Frisch trabe ich los, auf dem Radwanderweg entlang der Bahnstrecke Köln-Aachen und mit der A4 (neu) in noch hörbarer Entfernung.
Neulich hatte ich einen neuen Radweg durchs Feld erspät, den ich heute erlaufen will.
Klappt nur teilweise, denn er wurde entgegen der Eintragung in der Radwanderkarte Opfer einer Kiesgrube. Also muss ich ein Stück Landstraße ohne Radweg laufen, blöd.

Ein Zwischenziel ist eine tagebaubedingt inzwischen gesperrte Straße. Ich bin neugierig, wie es hier so aussieht.
Einsam jedenfalls. Und unter emsiger Beschallung der vereinten Vogelwelt. Dazu das frische Grün, herrlich.







Neben der Straße und hinter dem verkommenen Radweg hat sich ein sumpfiges Biotop gebildet.
Fast schon malerisch.
Doch halt, was sitzen denn da für Vögel mitten drin auf einem Baumstumpf?








Das maximal Mögliche mit Zoom, denn die beiden Gefiederten werden sofort nervös. Es scheinen mir Nilgänse zu sein.
Ich will sie nicht länger stören und setze meinen Weg fort.
Dieses Waldstück ist nicht ohne, denn hier sind Braunkohlegegner aktiv. Immer wieder gibt es Schlagzeilen über Polizeieinsätze, Beispiel hier.
Die Gegner ketten sich an Bäume, graben Höhlensysteme, schweißen sich an Kohlebahngleise. In letzter Zeit beklagen Gegner und Polizei gegenseitig steigende Aggressionen.

Bald gelange ich an Reste einer Brandbarrikade über die Straße. Eigentlich wollte ich noch ein Stück weiter, dort wo die Straße ganz zu Ende ist, doch hier wird mir ein wenig zu mulmig.
Nicht dass ich noch der Staatsmacht als vermeintliche Protestlerin in die Finger falle!
Also zurück durch den friedlichen Wald.
Leider ist an den Landstraßen hier nichts mit Radwegen, da macht laufen dann auch keine Freude.

So suche ich mir meine Route über Feldwege nach Himmelsrichtung.
Belohnt werde ich von wiederum duftendem Raps, von Ferne grüßt die Sophienhöhe.
Es läuft locker und leicht, ein wunderbares Laufgefühl!







Etwa zur Hälfte gelange ich nach Buir. Ich entere den riesigen Aussichtshügel von westlicher Seite. Nun ja, Verpackung ist alles. In Wahrheit ist es ein Lärmschutzwall, denn gleich daneben verlaufen 4 Bahngleise, die 6-spurige A4 und noch 2 Kohlebahngleise.








Ausblick von oben.
Ich spüre einen Kiesel im Schuh, halte kurz an, Schuh umgedreht, ausgeklopft, angezogen.
Nach 20 m spüre ich einen Kiesel im Schuh, halte kurz an, Schuh umgedreht, ausgeklopft, angezogen.
Nach wenigen Schritten spüre ich immer noch Kiesel im Schuh, halte kurz an, Schuh umgedreht, ausgeklopft, angezogen.
Im ernst, genau so. Wenn das einer mitbekommen hätte, muss der mich ja für blöde halten...


Oben auf dem Wall ein Kunstwerk aus Keramikplatten...











... und ein Gipfelkreuz.
Das finde ich jetzt aber etwas inflationär. Für etwa 10 m, na gut, ich will großzügig sein, lassen wir es 15 m Höhe sein, ein Gip-fel-kreuz zu setzen...

Ab hier freue ich mich eigentlich auf Rückenwind. Jedenfalls war der "leichte Wind aus westlichen Richtungen" bisher mein Begleiter von vorne.
Aber zu meinem größten Erstaunen habe ich in genau der Gegenrichtung - Gegenwind! Wir geht das denn?! Aber ist mir auch egal heute, ich habe ja erneut Schneckenschnittvorgabe (7:54 Min/km), die ich am Ende mal wieder total unterboten haben werde.

Die km 23 - 26 fallen mir dann doch etwas schwerer. Die Leichtigkeit des Anfangs scheint verflogen. Nach kurzem Verpflegungsstopp geht es wieder ganz gut weiter und die letzten km laufen dann in Relation zu der langen Strecke sogar verhältnismäßig gut. Ich spüre, dass das Training seine Wirkung zeigt. Zufrieden komme ich zu Hause an.
Laufen ist schön.

17°, 32 km, 3:41:44, (6:55 Min/km), HF 133