Zur Abwechslung ein echter Wettkampf: Der Kraremannslauf in Simmerath in der Eifel, nicht weit weg von Monschau. Dank unser beiden "Local Guides" Marion und Wolli genießen wir Shuttle Service und Privatparkplatz nah an Start und Ziel, das in diesem Fall praktischerweise mit einem Volksfest verbunden ist.
Laut Thermometer vor Ort sollen es 16° sein, der lokale Wetterbericht kündigte 11° an, Sonne, aber kalter Wind. Mich fröstelt. Dank Marions vehementem Einspruch lasse ich dennoch das Langarmshirt sein und mich zu Kurzarm überreden. Und wahrhaftig, nicht der Erfrierungstod ereilt mich später, sondern weit überwiegend erfrischende Kühle!
Doch zunächst heißt es den Start zu finden. Auch hier ist einheimische Unterstützung vorteilhaft, denn der ist unter dem Zielbanner, allerdings in entgegengesetzter Richtung. Also weiß man schon beim Hinunterfliegen des Starthangs, dass dies später einen Zieleinlauf bergan bedeuten wird...
Ich habe etwas Sorge, dass mir vielleicht bei dem kleinen Starterfeld von knapp 150 Läufer/innen irgendwann die anderen davonziehen und ich mich allein über die weite Flur finden muss. Also gebe ich Gas.
Schon bald hinter dem kleinen Ort tauchen wir ein in wunderbare Landschaft. Die an manchen Stellen noch vom Westwall "garniert" wird.
Wir passieren wunderschöne Wege, die Aussicht und die frische Landluft sind wahre Genüsse. Der Kurs ist leicht profiliert, am Ende zeigt die Uhr 85 Aufstiegsmeter, was mir unterwegs doch ein wenig mehr erschien.
Bei km 4 stehen wie versprochen unsere persönlichen Supporteraufmunterershuttlepiloten. Marion hält für den Notfall mein Langarmshirt bereit, was ich aber dankend ablehnen kann. Mein momentanes Tempo von 5:08 -5:30 heizt mir genug ein. 😅 Sie rufen mir zu, dass Chris nur wenig voraus sei.
Und wahrhaftig, da sehe ich ihn deutlich näher als vermutet, im Bild gaaanz vorne, die zweite Gestalt von links. Von nun an werde ich ihn nicht mehr aus den Augen verlieren. Eine ungewohnte Perspektive! Doch zunächst ringe ich mit zwei anderen Teilnehmern, eine Läuferin im Sommeroutfit und ein Läufer. Beide schnaufen wie kurz vor Herztod, ich mache eher lange tiefe Atemzüge. Das könnte meine Chance sein, wenn die beiden jetzt schon am Limit laufen...
Bald danach kann ich die markant schnaufende Frau überholen, an den Abwärtspassagen bin ich flotter. Der Mann verschwindet auch bald nach hinten. Mich zieht der Anblick des grauen Shirts meines Mannes, im Folgebild in der kleinen Gruppe voraus. Das lässt mich den hier strammen Gegenwind fast vergessen.
Zwischendurch werfe ich gern immer wieder einen Blick auf die prächtige Landschaft. Spätestens wenn hier erst auch der Frühling angekommen sein wird, sicherlich ein sehr schönes Wandergebiet.
Kurz vor Simmerath, km 8,5, passieren wir nochmals den Westwall, der an dieser Stelle auch wandertauglich ist.
Ich kann mich immer näher an Chris in seinem grauen Shirt heranschieben. Aber von hinten kommt die markante Schnauferin näher und näher. Ich stelle mir vor, wie kurz die Reststrecke auf meiner heimischen Trainingsrunde wäre und versuche, Gas zu geben. Leider wirft die Läuferin noch mehr in die Waagschale, ich kann nicht mithalten. Dem grauen Shirt komme ich zwar näher, aber statt meinereiner schiebt sich die Dame an Chris heran und läuft knapp vor ihm ein. Ich wage einen Sprint, doch trotz der anfeuernden Sambarhythmen geben meine Beine leider nichts mehr her, der Tank ist leer.
Laut offizieller Zeitnahme passiere ich 6 Sekunden hinter ihm die Ziellinie.
Sowas Dummes, so nah war ich noch nie dran!!! Aber meine 53:38 (Netto 53:20) ist für dieses Gelände und für mich eine ziemlich gute Zeit, 2. der AK und 23. von 49 Frauen. Und ein weiterer Genuss wird mir zuteil: Im Ziel gehe ich einfach hinter Chris her und kann sein Erstaunen auf mich wirken lassen, als er sich umdreht und mich dort plötzlich JETZT SCHON sieht. Er rechnete noch nicht mit seiner zähen Ehefrau .😁
Ein wiederholenswerter Lauf, dank gutem Wetter und schöner Strecke in der Natur!
Bleibt vielleicht noch eine Frage zu klären, was ist das für ein seltsamer Name, wer oder was ist Kraremann?
Eine nette Statue bietet die Erklärung:
Die Streckenposten jedenfalls trugen alle Shirts ohne Kragen...