Donnerstag, 28. April 2016

Rund um den Raps


Am Himmel braut sich was zusammen. Ich tue mich zugegeben schwer, zur vorgesehenen Intervalleinheit zu starten.
Den ersten Regenguss warte ich noch zu Hause ab.
Gerade als ich dann loswill, kommen schon wieder Tropfen.
Also rasch auf Regenjacke umdisponiert und dann eben raus.
Meine Route strotzt nicht gerade vor Kreativität heute. Ich renne einfach 7 Runden um ein Rapsfeld.


Über dem Nachbardorf gehen die "0 % Regenwahrscheinlichkeit", die der Wetterbericht noch am Mittag für 17 Uhr vermeldete, ziemlich drastisch herunter.

Ich habe zunächst Glück, es bleibt über mir trocken, und ich kann die 3x4000m in 6:10 Min/km angehen. Die ersten 4 km sind total locker.

Und werden garniert von betörendem, berauschendem, herzhaften Rapsduft.
Wenn es doch Duft-Internet gäbe...
Einige andere Radler, Gassigänger, Läufer genießen das auch.

Doch bald bin ich allein auf weiter Flur. Als nämlich die nächsten 0 % Regen genau über meinem Standort prasselnd herniedergehen. Alle anderen eilen heimwärts. Ich einige mich mit meinem Schweinehund-Ego, dass ich nun aber mal die zweiten 4 km brav zu Ende laufe. Wäre ja noch schöner, wozu bin ich denn hier?

Allerdings fällt das Durchhalten ein wenig schwer. Als nämlich infolge leichter Graupelanteile im kräftigen Regen Erinnerungen an den Düsseldorf-Marathon vor 4 Tagen geweckt werden. So hat es sich also für die Läufer angefühlt auf der Strecke...
Meine Hände mutieren zu Eisklumpen, denen der Aufprall jedes Graupelkorns biestig weh tut. Auf dem Weg bilden sich kleine Bäche und große Pfützen. Ich habe mich gerade durchgerungen, nach diesem zweiten Intervall mich dann doch auch heimwärts zu trollen, als schlagartig der Spuk aufhört. Umgehend steigt eine Feldlerche auf, singt ihr Lied über mir und einzelne Sonnenstrahlen kommen hervor.

Schnell tauchen auch wieder andere Läufer, Radler, etc. auf. Ts, das sind ja wohl Schönwetteraktivisten!
Bei Sonnenschein raus, das kann ja wohl jeder!
Der wahre Sportler trotz allen Widrigkeiten!


Da zeige ich doch stolz meine durch emsiges Sporteln heute ziemlich benetzte Läuferkleidung her!
Die Regenjacke hält wie immer gut dicht, auch wenn sie äußerlich anders erscheint.
Die neue Kappe ist nicht ganz so wasserabweisend, und auch die Ons zeigen, dass ihr sommerfreundliches leichtes Obermaterial nicht nur Luft, sondern auch Wasser an den Fuß lässt.











Klar laufe ich da nun auch das dritte Intervall!
Schließlich will ich in den Garten der Harten!

Naja, wäre aber nett, wenn es in dem Garten dann doch nicht so heftig regnen würde wie heute.
Und am liebsten auch nicht gerade beim Marathon... ;-)












6 Grad, 15,4 km, 1:38:24, darin 3x4000m in rd. 6:10 Min/km, HF 133

Dienstag, 26. April 2016

Das Leiden der andern

....eher wenig, dafür überwiegend die Freude der anderen konnten wir am Sonntag beim Düsseldorfer Marathon miterleben. Diesmal nicht selbst laufend, sondern als Supporter-Team für Heidrun, die sich in die "verbotene Stadt" (Synonym in Köln für Düsseldorf) zwecks Marathonteilnahme begab.
Ich muss sagen, ich war nicht ganz unfroh, nur zuzuschauen, denn es war a...kalt und dazu unangenehm böiger Wind.
Früh waren wir vor Ort und fanden einen wunderbaren Unterschlupf zum Aufwärmen im Rathaus.

Und nachdem das Feld (knapp 3.000 Finisher) auf die Strecke gegangen ist, können sich die Marathonis wenigstens laufend aufwärmen, während wir Zuschauer uns eher warm bibbern dürfen. Der Plan, durch mehrfachen Standortwechsel unsere Läuferin mehrfach treffen zu können, gelingt wunderbar. Dank Laufuhr+App erhält man fast metergenau den aktuellen Standort der Anzufeuernden auf dem Smartphone angezeigt - allerdings mit einigen Sekunden Verzögerung, weswegen wir sie beim ersten Durchlauf an km 7 fast verpassen.

Beim Warten an der Oberkasseler Brücke öffnet dann der Himmel wie befürchtet seine Pforten und lässt einen Graupelschauer herniedergehen (die weißen Sprenkel im Foto). Allerdings scheint das den meisten Teilnehmern nichts auszumachen. Die sind wahrscheinlich froh, von der exponierten Brücke wieder in den relativen Windschatten der Innenstadt eintauchen zu können.

Wir freuen uns immer wieder, in die vielfach strahlenden Gesichter der Läufer zu schauen. Nur mit zunehmender Streckenlänge nimmt der Anteil der zunächst ernst, später angestrengt Blickenden zu.
Überhaupt läuft man im Geiste ja selber mit. Deswegen kommt uns gar nicht in den Sinn, in ein Café zu gehen und im Warmen sitzend die Wartezeit bis zur nächsten Begegnung zu verbringen. Das wäre ein Sakrileg! Wenn die anderen sich laufend abrackern, werden wir ja wohl auch ausharren können!
So sehen wir viele Läufer ebenfalls mehrfach: Den kleinen älteren Asiaten, barfuß und im Wickelrock, ein japanisches (chinesisches?) Pärchen mit schwarz-rot-goldenen Girlanden um Hals und Körper und Selfie-Cam in der Hand, einen kleinen rennenden Zoppo Trump mit italienischer Fahne als Schulterumhang, das Bierglas und die Flasche auf 2 Beinen eines Sponsors, den in badehosenknappen Shorts und mit bloßem Oberkörper laufenden Jungspund, undundund. Die ganze Innenstadt ist erfüllt von den zahlreichen Trommelgruppen. Irgendeine Musik dringt immer ans Ohr in einem Rhythmus, bei dem man mit muss. Trotz des Wetters sind viele Zuschauer gekommen und tragen zur tollen Stimmung bei.

Dennoch, ich gebe es ja zu, sind wir froh, als Heidrun dann ins Ziel einläuft. Da erträgt man dann auch nochmal das sehr zugige Altstadtufer, wohl wissend, bald gehts dann ins Warme.
Aber wir sind zufrieden, bis auf den Graupelschauer blieb es trocken. Ja es kam sogar bisweilen die Sonne hervor und war man dann in einem windgeschützten Bereich, war es sogar angenehm - bis die nächste Wolke und neue Böen kamen.




Heidrun hat am Ende gar eine persönliche Bestzeit erlaufen, 4:33. Wir gratulieren ganz herzlich unserer Running-Queen von Düsseldorf!

Und mit soviel mentalem Aufputschmittel macht es mir heute nichts aus, mich in fast noch übleres Wetter hinauszustürzen und eine kleine Einheit zu absolvieren. Auf dem Weg hinaus aufs Feld schlägt mir die volle Wucht der Böen entgegen und drückt mir als Zugabe noch frischen Gülleduft in die Nase! In einer kleinen Allee alter Bäume rauscht mächtig der Wind. Wenn man es nicht besser wüsste, das könnte glatt als typisches Herbstwetter durchgehen. Aber ist ja nur für kurz, und was sind schon 40 Minuten gegenüber mehr als 40 km?!

Zudem: Ein letzter Besuch beim Orthopäden gab (wie auch nicht anders zu erwarten) grünes Licht. Er hatte nicht erwartet, dass die Genesung so rasant vorangeschritten ist. Er freut sich mit mir, für Prag sind auch seine Daumen gedrückt.

5 Grad, 6,2 km, 40:10, (6:28 Min/km), HF 135

Samstag, 23. April 2016

Der letzte Lange

Auf zum letzten ganz Langen vor dem Marathon. Die ohnehin minimale Motivation sinkt nochmals schlagartig beim Schritt vor die Haustür.
Usselig kalt ist es, böiger Wind, dunkle Wolken am Himmel.
Aber es nützt ja nichts, was muss das muss. Ich renne erstmal auf unbebautes Terrain um die Windrichtung auszuloten, denn wenn es schon sein muss, dann soll eher die erste Hälfte des Laufs im Gegenwind sein. So geht es erneut nordwärts der Erft entlang. Doch im Gegensatz zum Lauf vor 2 Wochen bin ich ziemlich allein unterwegs. Samstag ist wohl eher Einkaufs- und Heimwerkertag bei den anderen.
Schneller als sonst bei unmotivierten Läufen bin dann doch ich im Rhythmus angekommen. Meist darf ich auch Windschutz durch Bäume genießen, so dass es flüssig geht.
Es ergibt sich erneut die Route wie vor 2 Wochen. Erst längere Zeit am gurgelnden Flüsslein.

Dann wieder Speedway :terra nova, die alte Bandstraße. Ab hier käme der Wind von der Seite, doch die hohen Wälle links und rechts schützen gut. Ich wundere mich, wie schnell ich schon 2 Stunden auf der Uhr habe.
Liegt vielleicht an dem schönen Vogelkonzert, das mich besonders hier begleitet.




Später trabe ich wieder am Rand des Tagebaus entlang, hier nun mit seitlichem Rückenwind. Kein Vogelkonzert mehr. Stattdessen kurz das Geräusch, als wenn die Regnerdüsen auf dem Wall in Gang gesetzt werden würden. Das wäre dann ziemlich doof. War aber blinder Alarm.

Gelegenheit, mal diese Kunst zu dokumentieren. Sieht aus wie eine Rolltreppe, ist aber keine.
Oben endet das Ding einfach so.
Was man sieht?
Natürlich das da:




Es läuft zwar insgesamt besser als vor 2 Wochen, aber ein gemütlicher Sonntagsnachmittagspaziergang ist es dennoch nicht. Die Beine werden müde. Dennoch wage ich, um die Landstraße ohne Rad-/Gehweg früher verlassen zu können, einen mir unbekannten parallelen Feld- und Waldweg.
Klappt. Mehr als 1 km ohne die Gefahr, von einem Raser plattgemacht zu werden.
Obwohl ich meinen Laufrucksack mit Flüssigem dabei habe, sehne ich mich, je näher ich dem Daheim komme, je mehr, nach erfrischendem Trunk, Radler, oder Zitroniges. Lustig, manchmal geistert auch stattdessen der Wunsch nach einzelnen Speisen durch mein Hirn.
Solange es sonst keine Hirngespinste sind... ;-)

Morgen geht's nach Düsseldorf zum Marathon. Zuschauen und supporten.

9 Grad, 31,8 km, 3:26:42, (6:30 Min/km), HF 132

Mittwoch, 20. April 2016

Schau-laufen

 ...am Schaumainkai. Endlich wieder eine Dienstreise, bestes Wetter vor Ort, Zeitfenster fürs Laufen. Was will man mehr?
Einmal den Main auf der einen, dann auf der anderen Seite rauf und runter. Herrlich!
Das sagen sich auch viele andere Menschen, die das Ufer säumen. Die Einheimischen meist liegend, relaxend, Kinder spielend. Die Touristen ihr Programm abarbeitend. Auch viele Läufer sind unterwegs.
Nachdem der gestrige Lauf noch von Muskelkateranflügen begleitet war, läuft es schon heute wieder flüssig. 90 Minuten, kein Problem.
Auf zu einem kleinen Ausflug ans Mainufer:







Frappierend sind die vielen Gänse, die am Sachsenhäuser Ufer völlig unbefangen umherspazieren. Und so was von süß sind die vielen flauschigen Küken!
Allerdings: Statt der Bello-Beutel bräuchte man hier eher Donald-Tüten, um deren Hinterlassenschaften zu entsorgen.

 Auch hier: Die Nilgans ist angekommen!

Keine Waisen, die Eltern sind just in den Main gehüpft und möchten ihren Nachwuchs zum Mitschwimmen animieren.





 
Die EZB, wo unser Geld gemacht, gedruckt, verbrannt, verteilt, verwaltet wird - je nach Blickwinkel.




Allerdings: Um am Main zu laufen, muss ich zunächst vom Hotel (Nähe Zeil) durchs Gewimmel in der City. Ampeln, Fußgänger, Radler, Autos - genussvolles Laufen ist anders. Außer, man empfindet Genuss im dauernden Ausweichen, links vorbei, rechts vorbei, stoppen, auf grün warten, Achtung:Straßenbahn von links, Vorsicht Bordstein, Kopfsteinpflaster.... Wer als Läufer in solch einer Stadt wohnt, hat echt seine Herausforderungen!

 15 Grad, 13,6 km, 1:28:07, (6:30 Min/km), HF 132

Sonntag, 17. April 2016

Enschede Halbmarathon 2016

Die Idee, den Halben in der Marathonvorbereitung in Enschede zu laufen war gar nicht so verkehrt. Denn ähnlich, wie mein eidgenössischer Ehemann beim Marathon 2015 dort eine Fabelzeit erlief, geht auch heute wieder die Post ab.

Meine Vorgabe war eine 2:03'er Zeit, was etwa 5:50 Min/km entspricht. Ich nehme mir vor, im Gut-Fühl-Bereich zu laufen und im Zweifel nicht meine Körner alle aufzubrauchen. Schließlich kommt das Frühjahrshauptziel ja erst noch.

Der Tag fing zunächst leicht stolperig an. Zwar bekommen wir in der riesigen Tiefgarage einen Mega-Parkplatz direkt an der Treppe, die direkt zum Nachzielbereich führt. Doch dann empfängt uns eisiger Wind. Ich wusste gar nicht, dass NL so nah an Sibirien liegt... Auf zur Startnummernausgabe. Dort gibt es keine vergünstigten Parktickets wie 2015. Und das vorbestellte Laufshirt gibt es nicht mehr in S, nur noch in M. Nun denn, ich kann es ja später enger nähen.
Wir treffen noch einen früheren Arbeitskollegen meines Mannes und schauen der Marathonspitze zu. Dabei zückt er sein Smartphone und zeigt uns auf der lokalen Wetter-App, dass ca. 1 Stunde nach unserem Start mit kräftigem, aber kurzem Regen zu rechnen sein wird.  Ich bin froh, dass ich auf Verdacht noch eine Langarmjacke mitgenommen habe. Mein Mann entscheidet um von kurz auf 3/4-Tight.

Bald stehen wir im engen Startgetümmel. Während links Marathonis ins Ziel laufen, stellt man sich rechts davon irgendwie auf. Es gibt zwar 4 Startblocks, aber die persönliche Wahl des Blocks ist freiwillig. Irgendwo ganz weit vorn (nicht der blaue Bogen, der gehört zum Ziel) ist der Start. Dass selbiger erfolgt ist merkt man daran, dass auf einmal sich alles langsam in Bewegung setzt. Um den Massensturm zu reduzieren, wurde eine kleine Engstelle geschaffen, die alle brav passieren. Und dann gehts los.
Zunächst wie immer, etwas beengt, doch schon bald gibt es Platz genug. Viele Zuschauer säumen in einem ersten kleinen Bogen in der Innenstadt die Strecke. Lustig ein großer Hund, etwa wie ein Riesen-Königspudel: Während seine Familie emsig applaudiert, sitzt er demonstrativ mit dem Rücken zu diesen sinnlos rennenden Menschen. Ein Fitness-Studio hat ein Rudergerät auf den Gehweg gestellt, und während wir laufen, sitzt einer drauf und rackert sich auch ab.

Nach 2 km passieren wir kurz den großen zentralen Platz, auf dem Kirmesstimmung herrscht. Anschließend geht es durch die hübschen und belebten  Gässchen der Fußgängerzone.
Bei soviel Ansporn will man sich ja keine Blöße geben und meine Uhr pendelt sich rasch auf um die 5:30 Min/km ein. Zu schnell, zu schnell.
Während des Bild hier zwar Himmelsblau zeigt, ziehen von hinten bereits düsterste Regenwolken auf.
Bald kommen wir in Stadtviertel in Randlage, was aber dem Zuschauerinteresse keinen Abbruch tut. Überall stehen sie und feuern an.
Und dann wird der Lauf ab km 6 zum Landschaftslauf, es geht über frischgrüne baumbestandene kleine Wege.  Ich finde keinen Läufer, der etwa meine Pace geht. Irgendwie drückt es mich an diesem und jenen vorbei. Erste Abbrecher sind auch schon an der Strecke auszumachen.

Bald erreichen wir Lonneker, den nord-westlichsten Punkt. Der ganze Ort hat geflaggt! Überall Anfeuern, Party am Straßenrand. Auf dem Flachdach eines Lokals hat gar ein DJ sein Equipment aufgebaut und beschallt alle von oben.








Bald nach Lonneker, etwa km 8, ein wunderschöner landestypischer Anblick.
Na das verleiht doch Flü-hü-gel!
Meine Beine fühlen sich gut an, es läuft!

Bei km 9 ein spezielles Erlebnis: Das Feld quert eine Nationalstraße, Polizisten haben den Verkehr angehalten. Gerade spricht ein Ordnungshüter mit dem Fahrer des ersten, und wohl schon länger wartenden Autos. Plötzlich gibt der Fahrer Gas, schießt durchs Läuferfeld, Gottseidank ohne jemand zu erwischen. Allerdings versetzt er dem Polizist soviel Drall, dass er eine Zwangspirouette dreht und einen Sturz gerade verhindern kann. Unglaublich! Während das Auto mit Vollgas davonschießt, wird bereits das Kennzeichen per Funk weitergemeldet.

Mir fällt gerade ein, dass ich den bewährten Doppelknoten auf den Laufschuhen vergessen habe. Und prompt schlabbern mir links die offenen Schnürsenkel ums Bein.
Mist, Zwangshalt, Schuhe binden. Weiter.

Und schon ist der Zeitpunkt des angekündigten Regens erreicht, der Himmel öffnet seine Pforten. War ich bisher jedesmal, wenn die Sonne sich zeigte, etwas unzufrieden mit meiner Bekleidung, so ändert sich dies nun. Bin ich froh um die langen Ärmel!
Schnell die Kamera wasserfest verstaut.
Es läuft weiterhin gut und zu schnell. Aber es fühlt sich einfach rund an! Und überhaupt, "berg"ab und Rückenwind, soll ich da bremsen?!
Überhaupt der Wind! Ein Mirakel! Er kommt nur von hinten oder von der Seite, NIE von vorn. Wie sie das hier hinbekommen ist mir ein Rätsel! Dies, und der fast ununterbrochene Tribünenschritt, den man angesichts solch zahlreicher Zuschauer fast zwangsweise hinlegt, wird letztendlich zu Super-Resultaten führen, bei uns beiden.

Doch erst kommt noch der eher drögeste Teil: Bei km 13 biegen wir auf eine endlos lange und gerade Straße ein, die erst in die eine, dann in die Gegenrichtung zu belaufen ist. Mental nicht gerade der Brüller. Ich versuche, meinen vor mir laufenden Mann auf der Gegengeraden auszumachen. Erfolglos. Was ich sehe, sind viele langsame, leidende Marathonis in ihrer Endphase.
Aber wenigstens weiter Musik und Anfeuerung! An einer Stelle hat sich eine muntere Gruppe installiert. Animateure in bunten Anzügen aus Stoff mit Testbildmotiv! (Ha! Das kennt schon lange nicht mehr jeder!) Dazu swingende Menschen in Hippieoutfits, Lockenperücken. Musikalisch folgt nach einem Sirtaki glatt "Kaaaaaaalin-ka-ka-lin-ka-ka-lin-kamaja".
Das baut zwar wieder etwas auf, aber hier wird es elendig lang. Der Wendepunkt ist noch nicht einmal zu erahnen. Meine Pace "sinkt" auf um die 5:40 Min/km. Aber nun ist es ja dann bald nicht mehr weit. Und der Regen hat wenigstens wieder aufgehört.

Der Wendepunkt knapp hinter km 16, nun nur noch eine lange Gerade bis ins Ziel. Die paar Kilometerchen. Ich stelle sie mir daheim auf meiner 08/15-Runde vor. Lachhaft.
Dennoch werden die Beine langsam schwer. Ich habe diesmal bewusst auf irgendwelche eigene Verpflegung verzichtet, nehme nur jedesmal 2-3 Schluck Wasser an den zahlreichen Verpflegungspunkten. Zwar hätte ich 2 Traubenzückerchen dabei, aber die lasse ich nun auch, wo sie sind.
Immer mehr Läufer kann ich einsammeln. Und die nun fast ununterbrochene musikalische Unterstützung hilft auch. Die Anfangsriffs von "Satisfaction" kann ich noch genießen, dann laufe ich in den nächsten Schallbereich, Reggae. Auch "99 Luftballons" erklingen.

Und dann höre ich schon den Zielsprecher. Es geht einen langen Zielkanal entlang.
Von selber fallen die Beine nochmals in eine 5:27'er Pace. Unglaublich!





Endlich das Ziel. Endspurten kann ich nicht, aber dann hätte ich wohl etwas falsch gemacht.
Netto erreiche ich wahrhaftig eine 1:59:12, neue pB! Und dass, obwohl ich unterwegs nur so gelaufen bin, wie ich mich fühlte und zwischendurch nie auf die Endzeit gelinst habe. Angestrengt: ja, verausgabt: nein.
Die Zeit war mir hier zweitrangig.
Mein Mann darf sich über eine 1:40 freuen, auch für ihn pB.

Ein Ausflug, der sich gelohnt hat! Auch wenn die Fahrzeit länger als die Laufzeit war. Aber die tolle Stimmung genießen zu dürfen, das war es wert. Maximalzufrieden fahren wir heim. Was allerdings doch noch eine kleine Herausforderung darstellt. Denn dass nun noch das rechte Bein 2 Stunden lang das Gaspedal bedienen muss, ist echt anstrengend.
Ach hätte mein Auto doch Tempomat, aber bei dem Baujahr gabs das leider noch nicht.

Link zum Nacherleben bei Polar Flow:
https://flow.polar.com/training/relive/525974015

Ca. 9 Grad, 
21,1 km, 1:59:12, (5:35 Min/km), HF 157

Donnerstag, 14. April 2016

333

Der lange 30'er -Lauf am Sonntag war fordernd und wollte verdaut sein. Da zudem eine Dienstreise anstand, ging es erst am Mittwoch zu 3x3000m zzgl. Ein-/Auslaufen und Pausen auf die Piste.
Doch siehe da, es machte richtig Spaß. Die Beine waren munter, wollten schneller als sie sollten und die 15 km insgesamt fühlten sich deutlich kürzer an, ich hätte locker weiter laufen können.
Heute noch eine etwas gemütlichere 60-Min.-Einheit hinterher und Sonntag steht dann ein Halbmarathon als Vorstufe der Volldistanz an.
Wir haben uns für Enschede entschieden. Mein Mann, weil er dort 2015 einen persönlichen Mega-Lauf erlebte, und ich, weil ich hoffe, das mir ähnliches widerfahren möge. Obwohl mir heute wahrhaftig ein Dreikäsehoch hinterher rief "Omma, wo willste denn hin?"

Doch deswegen steht nicht dieses Bild mit Glas da oben.
Schnapsglas, genauer gesagt.
Denn es gibt eine Schnapszahl zu feiern! Dies ist der 333'ste Post in meinem Blog! Und zudem liegt die Besucherzahl auch mittlerweile im 6-stelligen Bereich. Ein Grund zur Freude! Das hätte ich nie gedacht, als ich mit den ersten Zeilen anfing und mich auch erst einmal "warmschreiben" musste. Es freut, wenn das auf Interesse stößt und hier und da ein Kommentar hinterlassen wird!
Ein gaaaaanz herzliches Dankeschön!

PS: Die Flüssigkeit im Glas ist übrigens Wasser.

PPS: Das Glas hat auch einen kleinen Bezug zur Lauferei. Nach dem München-Marathon fanden wir uns abends in einem Brauhaus wieder. Besondere Nettigkeit: Wenn man einen Verdauungsschnaps bestellte, durfte man die Gläser mitnehmen. Zwar ist Hochprozentiges nicht gerade mein Leib- und Magen-Elixier, doch Souvenirs von Läufen bin ich nie abgeneigt. Also flugs den (nicht übermäßig hochdrehenden) Verdauungsschnaps die Kehle hinabgeschickt.
Am Nachbartisch saß ein italienisches Pärchen, das der deutschen Sprache nicht kundig war, und daher weder auf der Speisekarte, noch durch die mündliche Erläuterung der Kellnerin von diesen Mitnehmgläsern Kenntnis nehmen konnte.
Folgerichtig wurde ich, als ich die leeren Gläser in eine Serviette einrollte und in meine Tasche steckte, von ihnen mit entsetzten Blicken bedacht.
Wahrscheinlich wird nun irgendwo in Italien erzählte, dass die Deutschen sogar offen vom Tisch weg Gläser klauen ...

Gestern:
14 Grad, 15 km, 1:35:57, (6:23 Min/km, darin 3x3000m in rd. 6:00 Min/km), HF 132

Heute:
18 Grad, 9 km, 1:00:00, (6:33 Min/km), HF 131

Sonntag, 10. April 2016

Intervall-knipsen

30 km stehen auf dem Plan. Roni brachte mich kürzlich auf die Idee, wieder einmal eine Jeden-km-ein-Foto-Aktion zu machen.
Also, auf gehts!

km 1
Bei der schlummernden Erdbeere freue ich mich, wenn sie die Augen öffnet und frische Produkte ab Feld verkauft werden.



km 2
Erst eine Bundesstraße, dann eine Autobahn sind zu überbrücken.
Kurz nach dem Foto achte ich nicht auf den holprigen Radweg und komme an einer Unebenheit ins Stolpern. Nur dank einer spontanen Slapstickeinlage aus fast akrobatisch weiten Ausfallschritten verbunden mit kräftigem Armrudern kann ich im letzten Moment einen Sturz verhindern.
DAS wärs gewesen!



km 3
Ab nun länger entlang des Erftflutkanals.
Gäbe es Geruchs-Internet, kämen hier kräftige Frühlingsduftnoten mit. Und dazu überall munteres Vogelgezwitscher.








km 4
Links unter der Brücke gehts hindurch.












km 5
Hier ist nun spätestens klar, dass meine Bekleidungswahl völlig daneben lag. Ich muss stoppen und den Windbreaker ablegen, war viel zu warm. Auch wäre eine 1/2-lange Tight besser gewesen, wäre....






km 6
Links war früher auch immer noch der Kanal. Doch das Wasser wurde vor rd. 3 Jahren in ein neues, mäanderndes Bett verlegt, das ein Stück weiter hinter den Büschen links verläuft.








km 7
Hier wieder das alte Bett, links und rechts daneben Bergheim.











km 8,2
Habe doch glatt vergessen, auf die km zu achten!
So eine Fotoaktion erfordert ganz schön viel Aufpasserei :-)










km 9
Langsam verlasse ich Bergheim wieder. In malerischem Wald geht es entlang der Erft weiter, die links verdeckt hinter den Büschen plätschert.









km 10
Die nun folgende Strecke an der Erft entlang liebe ich besonders, weil sie noch etwas mehr Naturgefühl vermittelt.










km 11
Hier sieht man im Sommer öfter Kanufahrer. Links der Zaun des Schlossparks Paffendorf.

Ich bin inzwischen froh, den Laufrucksack mit der Trinkblase bestückt dabei zu haben. So kann ich immer wieder am Getränkevorrat nuckeln.





Kleine Ausnahme der km-Foto-Regel: Wo doch endlich mal ein Reiher stillhält, wenn ich ihn portraitieren will ;-)










km 12
Der nächste Ort, Glesch, hat eine malerische Passage entlang des Flüsschens.











km 13
Abrupter Wechsel der Umgebung.
Ich biege ab auf den Speedway :terra-nova. Früher verlief hier eine km-lange Förderbandanlage, die Kohle aus dem Tagebau zum Kraftwerk beförderte. Nun steht sie Radfahrern, Rollerskatern, Läufern, Reitern, Wanderern zur Verfügung, völlig autofrei.






km 14
Es wird warm und wärmer, ich bin froh um kühlenden Wind.











km 15
Endlich Halbzeit!












km 17
Immer noch die alte Bandstraße.
Was die Bilder nicht so wiedergeben, die zahlreichen anderen Freizeitaktivisten, die heute unterwegs sind.
Vor allem ein größerer Rollerskating-Verein trainiert.












km18
Ganz hinten zeichnet sich bereits der Endpunkt der alten Bandstraße ab.











km 19
Der Endpunkt des Speedways, ein Kunstwerk in grell-orange.
Hier schienen sich die Rollerblader versammelt zu haben, sie kommen mir nun als geballte Mannschaft entgegen.







km 20
Die Bandstraße liegt hinter mir. Nun geht es entlang des Randes des Tagebaus Hambach.

Und hurra, 2/3 sind geschafft.
Ich langsam auch...








km 21
Nicht die Mauer von Sing-Sing, sondern die Absperrung des Tagebaus.
Oben drauf mit Wasserregnern. Bei stärkeren Winden werden sie in Gang gesetzt, um aufwirbelnden Staub und Kohle zu binden.
Nicht sehr prickelnd, dann hier zu laufen...
Außer im Hochsommer vielleicht.






km 22
Rechts immer noch der Tagebau, hier nur durch Wall und Zäune begrenzt.
Das Laufen ist nicht ganz angenehm, man hält sich hier nicht so sehr an Tempobegrenzungen und ich laufe permanent "auf dem Sprung", mich ggf. vor heranrasenden Autos ins Grün in Sicherheit zu bringen.






km 23
Immer noch Wall zum Tagebau rechts.
Immer noch flotte Autofahrer.











km 24
Die Attraktion: Sonntags mal ins "Loch" schauen...











... und es sich im Sonnenschein gemütlich machen. Im Café und unter den Sonnenschirmen sind alle Plätze besetzt.











km 25
Ein letztes Stück auf der ungemütlichen Landstraße, bald werde ich einen Radweg nutzen können.
Rechts immer noch (kleinerer) Wall des Tagebaurandes.








km 26
Auf einer Brücke über die RWE-eigene Kohlebahn. Hinten am Horizont kann ich schon meinen Wohnort erahnen.
Und ich ahne auch, dass ich mich leicht verkalkuliert habe und die Strecke länger sein wird, als geplant.







km 27
Das letzte Dorf vor Zuhause.
Die Beine voll Blei...











km 28
Pferdekoppeln an Nachbardorfrand.
Ich sehne mich nach kühler, prickelnder Limonade...










km 29
Daaaaa hinten schon mein Ortsrand!
Ein Rentner überholt mich auf dem Rad und wartet an der nächsten Kreuzung, um meinem Treiben zuzuschauen.









km 30,4
Endlich daheim! Doch nicht zu sehr daneben, was die km angeht.
Ich fühle mich in etwa so, wie diese ausgedienten Schuhe. Ziemlich zerfleddert, aber es ist noch Leben drin.
In 4 Wochen werde ich in Prag unterwegs sein.
Spannung....!
Mein eidgenössischer Ehemann hatte heute 32 km unter die Schuhe zu nehmen. Zu Hause hat er aber noch nicht Feierabend, seine Dienste werden ultimativ eingefordert.








14-17 Grad,
30,4 km, 3:21:55, (6:38 Min/km), HF 137