Sonntag, 30. April 2023

Rund um die Aggertalsperre (Halbmarathon) 2023

2019 war ich schon einmal dabei an der Aggertalsperre. Damals wie heute passt er perfekt in den Trainingsplan, damals wie heute war es kalt (10° diesmal).

Mein Tag fing übel an, krasses Kopfweh. Ein Glück, dass der Start erst um 14 Uhr ist, also Zeit bis Mittag, die Entwicklung abzuwarten. Und wahrhaftig, diese Wolken verziehen sich, es bleiben nur diejenigen am Himmel. Auf nach Gummersbach, Ortsteil Lantenbach.

80 Finisher zählt der Halbmarathon, der damit nicht der Hauptlauf ist, der 10'er ist deutlich beliebter. Für den halben geht es 2 Runden am Seeufer entlang, zunächst auf der gesperrten Straße dann über Waldwege und am Ende nochmals Gehweg neben der Straße. Den See sieht man dabei nie komplett, da er wie eine Art verwinkeltes "C" in der Landschaft liegt. 



Ich finde mich bald hinter einer Fünfergruppe wieder. Sie sind meine laufenden Bremsklötze, denn die Pace ist an Anfang wie so oft zu hoch. Für mein Ziel von 2:03 Std. wäre der angepeilte Schnitt eine 5:50 Min/km, aber die drei bewegen sich mit 5:30 Min/km. Aus ihrer Unterhaltung höre ich, dass sie 2:10 Std anpeilen, wobei man eben am Anfang etwas zu schnell rennt, weil man ja hinterher langsamer wird. Kommt mir bekannt vor.

Ich mache mir meine Sorgen, ob ich das durchhalte oder die anderen ihr flottes Tempo, aber andererseits, "Von nix kütt nix", wie der Rheinländer so sagt. Außerdem ist der Kurs wellig, immer mal ein kleiner Anstieg, der einen einbremst.  Auch wenn es laut meiner Uhr nur 70 Höhenmeter sein werden. Ich bleibe mal dran. Falle aber an den VP's immer wieder kurzzeitig zurück, da die anderen nichts trinken und ich für eine paar Schlucke jeweils sicherheitshalber gehe.



A propos VP's. Die Auswahl an Strecken- und Zielverpflegung ist laut Veranstalter "ausreichend". Dass damit die Schulnote gemeint ist, wird mir hinterher klar: Das Angebot besteht aus Wasser und Bananenstücken. Fertig. Iso? Nö. 
Im Ziel gibt es noch den mir bislang unbekannten "Bergischen Sportsfreund", ein schmackhaftes alkoholfreies naturbelassenes Landbier, das einem laut Etikett beim Sprung übers Seitpferd zum Höhenflug verleitet. Mundet auf alle Fälle gut.
Dafür hat der einsame VP, den man bei km 4 und 15 passiert, ein spezielles Muntermacherprogramm: Der Wald wird mit Tanzmusik beschallt, also richtige Big-Band-Mucke. Bei meiner zweiten Passage läuft Lateinamerikanisches, und die beiden einsamen Helfer dort schwingen wahrhaftig jeder für sich die Hüften, weil die 10° hier so richtig nasskalt auskühlend sind.
Die aus meiner Sicht noch bessere Musik läuft an der Staumauer. ZZTop: Link (Was waren das für Zeiten...!)


Das Feld der 80 Läufer zieht sich natürlich schnell weit auseinander, auch meine Fünfergruppe. Einer entschwindet langsam aber sicher nach vorn, zwei lassen nach und mein Schwung (hoffentlich kein Übermut) lässt mich langsam an ihnen vorbeiziehen. Beim ersten Zieldurchlauf ist nur noch eine Läuferin aus der Gruppe direkt vor mir.
Mir fällt auf, wie sehr hier die Wälder gelitten haben. Hitze? Dürre? Borkenkäfer? Teils traurige Anblicke.


So geht es weiter, immer weiter. Auch wenn es nichts besonderes zu berichten gibt. Außer, dass ich zwar immer wieder an meine "Vor"-Läuferin herankomme, aber nicht vorbei. Und das, obwohl sie keinen einzigen Schluck trinkt und auf den letzten 5 km sogar von einer Supporterin erwartet wird, mit der sie locker plaudernd (!) das letzte Stück absolviert!
Der letzte Anstieg vor dem Ziel läuft sich wie schon 2019 sehr zäh, dabei sind es nur um die 10 Höhenmeter. Hätte ich mal nicht meinen Traubenzucker daheim vergessen, den ich sonst davor rechtzeitig eingeworfen hätte. Das wäre vielleicht der Push für einen kleinen Sprint gegen Ende gewesen.



Aber so sehe ich die andere Läuferin 5 Sekunden vor mir ins Ziel traben, die damit, wie ich später sehe, den 1. Platz meiner AK erringt. 
Mit 2:03:12 hätte ich zu Anfang des Rennens nicht so ganz gerechnet, mittendrin hatte ich dann wieder das Gefühl, es könnte eine noch flottere Zeit rauskommen. 
Im Vergleich zu 2019 habe ich etwas über eine Minute liegen gelassen. Aber unterm Strich, alles gut,  kräftig Trainingsschub für das nächste richtige Ziel gegeben. 



Der Tag bringt noch 2 Premieren: 
Da mein Mann mit unserem moderneren Auto für seinen Verein unterwegs ist, bewege ich mein altes Schätzchen, das noch aus dem vorigen Jahrhundert stammt, als es noch keine Navis an Bord gab. Ich nutze dafür erstmals mein Smartphone. Klappt super. Ja, was für andere sicher schon längst selbstverständlich ist, ist für mich ein großer Fortschritt.😁


Die andere "Premiere" stelle ich daheim fest. 
Beim Lauf hatte ich zwar keine richtigen Probleme oder Beschwerden, wohl aber das Gefühl, dass da seitlich am großen Zeh etwas ist. Das "etwas" entpuppt sich als ziemlich große Blutblase. So eine Erfahrung musste ich bisher noch nicht machen und hätte auch gern darauf verzichtet. Nun hoffe ich nur, dass das Ding sich bald verzieht!

Sonntag, 23. April 2023

Zu Kreuze gelaufen und dann nach Hamburg

Jetzt gehts aber los mit Frühling und Blühtenpracht! Da macht es durchaus Freude, sich dem 30-km-Lauf des Trainingsplans zu stellen. Zudem habe ich mir eine Route überlegt, die der Anstrengung wert ist und wieder einmal auf anderes Terrain führt.

Allerdings muss ich mich schon wenige Minuten nach Start mit einem ärgerlichen "Eigentor" befassen. Ich habe mein Taschentuch vergessen, dumm, denn  beim laufen läuft auch immer ein wenig die Nase. Jetzt bräuchte ich eine ältere Dame mit Handtasche, da ist erfahrungsgemäß immer ein Taschentuch drin, aber die sind selten auf weiter Flur. 


Doch bald naht schon Rettung im Park der Burg Bergerhausen. Ich spreche eine junge Familie mit Kinderwagen an. Mütter müssen doch immer mit Notfallutensilien ausgerüstet sein. So ist es und mit einem Papiertuch ist meine Malaise beseitigt.
Bergerhausen in Kerpen bei Köln liegt übrigens auch schonmal im Münsterland. Jedenfalls wenn Wilsberg hier ermittelt: Link
Ich erfreue mich einmal mehr am lauschigen Park und den angrenzenden Passagen.






Der folgende Abschnitt sieht zwar idyllisch aus, ist aber leider Schauplatz eines sehr traurigen Zwischenfalls. Irgendwo hier wurde ein Hund mit mehreren (!) Schüssen getötet: Link. Ich hoffe nur, der Täter wird zur Rechenschaft gezogen und weitere ähnliche Taten verhindert.




Bei km 11 folgt mein südlicher Wendepunkt, ab nun kein Gegenwind mehr. 😊 Wieder einmal komme ich am privaten Aussichtturm von 1867 vorbei, heute in etwas desolatem Zustand. Ob der jemals restauriert wird?


Gleich dahinter schließt sich ein Militärflugplatz an, heute in friedlicher Ruhe. Das kennt man auch anders hier.




Auf Gut Onnau sind auch weiterhin die lustigen Hühnerweiden in Betrieb, mit Ziegen und Schafen als WG-Partnerinnen des Federviehs. Ich las, dass das gegen Räuber helfen soll, weiß aber leider nicht mehr, ob gegen Raubvögel oder Füchse.


Wie weit man doch in Abwesenheit von Bergen schauen kann...:


Bei km 17 erreiche ich das Lindenkreuz. So langsam geht mir leider die Lockerheit ab. Und selbst wenn der in Kerpen geborene Adolf Kolping sich hier Kraft holte, klappt das bei mir nicht so recht.




Was mag den Joseph so unglücklich gemacht haben?
Nur ein km weiter liegt der Hof der 7. Kolping-Generation. Ausgestattet mit Kreuz (klar, katholisches Rheinland)....


... und "Hüttenglück" mit Warenkunde innen.




Der Hof züchtet Limousin-Rinder und rühmt sich der Offenstallhaltemethode. Mh. Klingt ja nett, noch schöner wäre vielleicht, wenn die Tiere auch auf eine Weide könnten, das scheint aber nicht vorgesehen, denn rundherum liegen nur Getreidefelder.


Ich nehme Salz, ein Gel und Wasser. Noch 12 km. Uiuiui, das wird hart heute.


Da hilft auch nicht der Anblick noch so schöner Wiesen. Ein wenig meckert der Magen, ein wenig will auch der Kreislauf nicht so ganz. Also Gehpausen immer wieder. 

Bei km 25 bin ich schon viel zu nah vor der Haustüre. Wäre zwar verlockend, aber dafür bin ich ja nicht losgelaufen, also hier eine Schleife extra, da eine Kurve, bis die 30 km voll sind und ich fertig. Deutlich über dem laut Plan vorgesehenen Schnitt, aber das ist nunmal so. Dafür aber durchgezogen.
Dass der Plan den langen Lauf für den Samstag vorgesehen hat, kam mir sehr gelegen, denn Sonntag wollte ich noch Marathon laufen. In Hamburg.
Nun ja, live vor dem Fernseher. Aber voll im Geiste dabei, 2013 war hier ja mein zweiter Marathon! Und nun trainiere ich für den 20., verrückt!


Der Lauf in Hamburg war spannend. 
Der Sieger, Bernard Koech, stellt einen neuen Streckenrekord auf(2:04:09), läuft aber ins falsche Tor ein. Das tut zwar der Zeitnahme keinen Abbruch, aber das Zielband und alle Kameras erwarteten ihn eben leider beim anderen Tor...😟 Es fehlte irgendwie eine kleine Orientierungshilfe vor dem Zieleinlauf. Man sieht, wie ein Verantwortlicher ihm durch Gesten versucht klarzumachen, dass er bitte nochmal schnell seinen Einlauf wiederholen soll, für die Presse...
Die lange Zeit als sichere Siegerin aussehende und einsam mit einem Pacemaker dem Frauenfeld herlaufende Tiruye Mesfin strauchelt ausgerechnet bei der Zeitmessmatte 200m vor dem Ziel, fällt, und kann nicht schnell genug aufstehen. Da taucht plötzlich Dorcas Tuitoek auf, die sich auf den letzten beiden km 50 Sekunden an die Führende herangearbeitet hatte, und flitzt an ihr vorbei!
Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, niemals aufzugeben👍

Welch eine Motivation! Der Plan verlangt heute noch einen ruhigen Stundenlauf anzuschließen. Gleich nach dem Hamburger Zieleinlauf geht es wieder auf die Piste und es läuft völlig unerklärlich prima. Dauernd muss ich mein Tempo drosseln, immer wieder wollen die Beine schneller als sie sollten. Höchst zufrieden und versöhnt mit dem Vortag komme ich zurück. 
Ich konnte sogar noch etwas ganz neues üben: Beim 30er hatte ich mir eine Blase unter einem Zeh eingehandelt. Um die nicht weiter zu reizen, habe ich erstmals einen Zeh mit Tape versorgt. Das klappt auch bestens, kein Laufproblem. Bis das Band sich leider dann doch löst und seine Lage verändert. Doch das kleine Malheur ist zu verschmerzen, an meiner Klebetechnik kann ich mit dieser Erfahrung nun noch feilen. 😊

Sonntag, 16. April 2023

Trockenübung 10'er

Laut Plan wäre heute ein 10-km-Rennen an der Reihe, unter 55 Minuten. Aber was machen, wenn in erreichbarer Entfernung keines angeboten wird?

Privatinitiative.

Chris möchte sich nach überwundenen Problemen  wieder fordern und Heidrun möchte sich fordern, ohne auf ein bestimmtes Ziel nach Plan zu trainieren. Also traben wir zu dritt zwecks einlaufen von Paffendorf entlang der Erft nordwärts. 10°, trotz Wolken schöne Frühlingsstimmung, hier und da umwehen Duftnoten die Nase.


Nach 2,5 km erreichen wir bei Glesch unseren Startpunkt. Was passt besser zu unserem Vorhaben, als der Speedway :terra nova! Die ehemalige Bandstraße von Tagebau zu Kraftwerk, durchschneidet die Landschaft schnurgerade mit nur einer Kurve. U.a. war mein zweiter Post hier, 2013, auch dieser Strecke gewidmet. Interessant, wie sich die Natur inzwischen verändert hat. Kleine Anpflanzungen hinter Schutzzäunen direkt neben dem Asphaltband sind inzwischen zu Baumgruppen gewachsen. Speed auf kreuzungsfreiem geraden Band, wohl mit ein paar Höhenmetern (ca. 30), Wind aus Nord, gegen den uns weitgehend die bepflanzte Böschung schützt, perfekte Voraussetzung.


Wie nicht anders zu erwarten, setzt sich Chris schnell nach vorn ab. Heidrun und ich bleiben eine Weile zusammen, doch ihren Schnitt von teils 5:15 Min/km will ich nicht mitziehen, 5:30 Min/km gemäß Plan sind auch ok.


Es ist bis auf einige Radler und wenige Läufer nichts los, man kann sich voll dem Projekt widmen und dem inneren Dialog zwischen Körper ("Muss das sooo schnell sein?!") und Geist ("Ichwillichwillichwill"). Bei 2/3 habe ich ganz schön zu knapsen, aber auch wenn wir nur zu dritt sind, es ist dennoch ein "Zieheffekt" zu spüren. Allein wäre ich wohl nicht so flott gerannt.




Einmal überholt mich ein Radfahrer und ruft mir munter zu "Gut sieht es aus, die vorne schaffst du!". Lustig. Aber seine Prognose trifft dann doch nicht zu. Heidrun hat sich extra mit Wettkampfschuhen gerüstet, die geben ihr wohl die entscheidende Minute.
Am Ende "gewinnt" Chris mit 52:04, nächstes Mal eine 51'er Zeit! Heidrun läuft eine 53'er, ich erfülle den Plan mit 54:45. Perfekter Sonntag.
Zufrieden traben wir gemütlich 2,5 km zurück, bereit zu neuen Abenteuern.

"Podium" des Tages