Freitag, 30. August 2013

Ja ist denn schon Weihnachten???

Jaaa, bei mir schon! Beim Blick Richtung Boden fällt strahlendes Weiß in meine Augen. Fluffiges Weiß, frisches Weiß, mit verspielten Strukturen. Weich stehen meine Füße auf dem Boden - herrliches Gefühl!





(Mein eidgenössischer Ehemann tippt an dieser Stelle auf Geklöppeltes).
Ja, ich habe Bescherung gemacht/gehabt, gestern. Und dann heute. Ich habe ja erst vorgestern neue Laufschuhe gekauft, da brauche ich doch heute noch welche, oder? Weil - auf einem Bein steht/läuft es sich schlecht... oder weil ich einen Anfall hatte, und den sofort ausleben musste ... und weil ich ja sowieso neue Schuhe brauchte ;-)
Jedenfalls bin ich gestern in einen mir bisher noch unbekannten Laden gegangen und konnte dort nebenbei auch noch Milieustudien im bundesdeutschen Laufequipmentfachartikeleinzelhandel betreiben, und das ganz ohne Vergnügungssteuerzuschlag und Eintritt.

Das Geschäft liegt abseits der City, hat aber ein erstaunliches, sehr großes Angebot - nur für Läufer. Ehrfürchtig betrete ich diesen Tempel der Träume. Eine auf dem Boden markierte breite Laufbahn leitet meinen Blick direkt auf das Heiligtum zu: Eine Wand mit Unmengen von Musterschuhen. Sooo viele auf einmal! Unschlüssig schaue ich mich um, 2 junge Damen sind mit Schuhkartonsortierung beschäftigt, eine andere berät einen Kunden, einige weitere Menschen sind noch da. Ich nähere mich vorsichtig der geballten Laufschuharmada und überlege, wie ich hier an Hilfe komme. Da steht er neben mir - wie vom Himmel gefallen - nein, nicht der Weihnachtsmann - der Godfather-of-Laufschuhberatung! Naja, jedenfalls empfindet er sich unübersehbar als solcher und drückt das unnachahmlich schon in der Körperhaltung aus: Breitbeiniger Stand, Arme demonstrativ vor der Brust verschränkt, den Kopf leicht im Nacken, so dass sein Blick automatisch irgendwie von oben auf mich fällt. Godfather ist wohl auch in den 50'ern, scheint wohl auch einmal gelaufen zu sein, hat aber seitdem das Verhältnis von Nahrungszufuhr und sportlicher Aktivität leicht zu seinen Ungunsten verschoben. Gekleidet ist er eher wie jemand, der auf dem Weg zum Feierabendbierchen ist, jedenfalls nicht wie ein Fachberater im Sportsegment.
Egal.
Generös erkundigt er sich nach meinem Begehr. Ich sage, was mein Wunsch ist. Worauf er zunächst mit stolz geschwellter Brust erläutert, dass er aus über 150 Modellen und seinem Lagerbestand von über 3.000 Paar Schuhen schöpfen kann. Soviel will ich aber nun auch wieder nicht kaufen. Meine alten Treter habe ich nicht mit (dafür setzt es einen kleinen Tadel), dafür aber meine Einlagen und eigene Söckchen. Ich erkläre ihm meine bisherigen Schuh-Erfahrungen, welche Modelle ich nicht will und was ich mir statt dessen vorstelle. Er lauscht und zieht von dannen, bringt mir dann in 3 Teil-Lieferungen 8 Paare an. Es ergeht die Anweisung, aber ja nicht überall meine Einlagen reinzutun, sondern erstmal so reinschlüpfen, um die Größe und Passform zu checken. Ich mache mich ans Werk. Hilfreich ist die wirklich lange Bahn im Laden für kleine Testsprints. Ich kann die ersten Paare aussortieren und erhalte die Erlaubnis, nun meine Einlagen zu verwenden und sogar draußen auf dem Gehweg ausgiebig zu testen. Was ich sehr gern mache.

Unterdessen kommt ein junger Mann hinzu, schaut ebenso unschlüssig wie ich auf die Schuhwand und Godfather beschließt, dass er heute seine Multitaskingfähigkeit voll einsetzen wird und beginnt die Beratung des jungen Mannes. Ist mir ganz recht so, hab' ich meine Ruhe. Der junge Mann ist noch nie gelaufen und möchte einfach ein Paar Laufschuhe, um einmal pro Woche um den Block zu laufen. Das spornt Godfather zu Höchstleistung an. Einfach so in einen Laden gehen und Laufschuhe wollen?! Gehts noch? Nein das geht doch gar nicht! Könnte ja sein, der junge Mann hat ein orthopädisches Problem! Das muss man doch vorher wissen! Hüftfehlstellung, ungleich lange Beine, Spreiz-/Platt-/Senk-/IchweißnichtwasfürFüße, nach innen oder außen knicken - alles schon dagewesen. Da kann er dem jungen Mann doch nicht einfach so Laufschuhe verkaufen, ohne das zu wissen. Neeeiiiiiin....
Ich sollte an dieser Stelle erwähnen, dass in dem Fachgeschäft auch ein Laufband mit Videoanalysetechnik ungenutzt bereitstand. Aber Godfather gibt sich nicht mit solch banalen Instrumenten ab. Er empfiehlt dem jungen Mann eine ausführliche fachliche Laufanalyse über 45 Minuten - zum Preis von 50 EUR, die beim Kauf von Laufschuhen verrechnet werden... Ich bin froh, dass ich an diesem Punkt des Gesprächs sitze.
Der junge Mann saß auch und kann sich nicht so ganz für Godfathers Vorschlag erwärmen.

Ich trabe dann erstmal wieder eine Runde aus dem Laden, um ein weiteres Paar Schuhe intensiver auszuprobieren.

Als ich zurückkomme, hat anscheinend doch Kundenorientierung über monetäres Streben die Oberhand gewonnen, und Godfather erklärt gerade in Grundzügen ein wenig worauf es ankommt, und dass er ja zurückgreifen kann auf 150 Modelle ...s.o. Der junge Mann grenzt seinen Schuhwunsch dahingehend ein, dass die Schuhe unauffällig, vorzugsweise schwarz, sein sollen. Als er seine Schuhgröße nennt, wird Godfather ziemlich ruhig, denn die Füße sind riesig, und damit schrumpft wohl das über-3.000-er-Lagerportfolio für diesen Kunden auf den Promille-Bereich zusammen.

Ich trabe mit dem nächsten Paar aus dem Laden.

Als ich wiederkomme, sitzt der junge Mann inmitten von 3 Schuhpaaren, einem in quietschfroschgrün, einem in dunkellaubfroschgrün, und einem in weiß-beige, mit seitlich kermit-grüner Sohle.
Ich bin inzwischen weit gediehen und habe mein Favoritenpaar gefunden. Bin aber aber noch unschlüssig, ob die Größe stimmt. Godfather erklärt mir, die sei schon richtig, aber auf mein Insistieren hin bewegt er sich schließlich doch zu seinen über 3.000 Schuhen und bringt das gewünschte Modell in einer halben Nummer kleiner. Das hat er dann aber nur noch in knatschpinkrosalila. Wäre mir egal. Einmal durch den Matsch gelaufen, sieht man das eh' nicht mehr so. Doch an dieser Stelle muss ich Abbitte tun, Godfather hatte recht, die sind wirklich zu klein. Es scheint ihn zu freuen. Ich bitte noch um ein weiteres Alternativmodell, woraufhin er mir ausgerechnet das Modell bringt, das ich eingangs der Beratung als nicht gewünscht ausgeschlossen hatte.
Wie dem auch sei, an der Kasse bin ich dann sehr erfreut, als er mir noch 10% Rabatt gibt, ich sei ja sicher Stammkundin.... ich widerspreche da dann nicht.

Zufrieden verlasse ich das Geschäft, werfe noch einen letzten Blick auf den unschlüssigen jungen Mann, dem Godfather gerade erklärt, dass weiß mit kermitgrüner Sohle doch eigentlich einem unauffälligen schwarzen Schuh recht nahe kommt.

Heute nun wurde natürlich mein neuer Schuh, mit hohem Schneeweißanteil (aber nix in grün) sofort ausgeführt. Auf der gleichen Strecke wie vorgestern die anderen neuen. Welch ein Laufgefühl ...:-))) Die Füße fühlen sich wie in Abrahams Schoß, gebettet auf Rosen und umhüllt von Daunen! Genau so sollte es sein! Warum ist mir dieser Schuh vorher noch nie begegnet? Dabei gibt es ihn schon in der x-ten Generation... Das Laufen macht richtig Spaß, die Füße jubeln, die Waden vermelden ein geringes Erstaunen, schon wieder einen unbekannte Schuh bewegen zu müssen, indem sie heute innen etwas, aber nur ein wenig ziehen. Dieser Schuh wird mein Freund und ich hoffe, er wird noch lange gebaut!
Sogar die Polar misst heute freundlicherweise durchgehend meinen Puls.

24 Grad, 10,6 km, 1:08:25 (6:27 Min/km), Puls 142

Mittwoch, 28. August 2013

Schuhbidu

So langsam tickt der Countdown zum Countdown zum Halbmarathon in Köln...
Ab kommender Woche läuft mein Training wieder nach einem 6-Wochen-Vorbereitungsplan aus dem Hause Steffny. Und diese Woche will ich dann gaaanz langsam den Einstieg angehen, da ich den Sommer über ohne spezielle Struktur nur nach Lust&Laune gelaufen bin.

So sollte es vorgestern ein kurzer Tempolauf sein. Jeweils 1 km ein- und auslaufen, dazwischen 3 km im 6 Min/km-Tempo.(Ergab alles zusammen 5,4 km in 33:38 Min (6:17 Min/km), Puls 147. Zufrieden bin ich damit ganz und gar nicht, das ging schon besser. War ich wohl doch etwas ins bequeme Laufen verfallen. Aber es ist wie es ist und bis zum HM ist ja auch noch eine Weile hin.

Da ich mit meinen derzeitigen Schuhen irgendwie auch nicht wirklich zufrieden bin, ging es heute dann noch in den Schuhladen, den ich -wie kaum anders anzunehmen- mit einem neuen Paar Laufschuhe (Asics GT 1000) verließ. Und natürlich wollten die heute ausprobiert werden, im Rahmen eines gemütlicheren längeren Laufs.
Das Fuß-im-Schuh-Gefühl ist ziemlich anders als in den alten. Rollt aber besser ab. Mit dem flotteren Lauf von vorgestern wollen die Beine gleich wieder zügig nach vorn. Aber die Waden sagen ziemlich bald, dass sie sich hier nun anders gefordert fühlen. Nach 2 km meldet der rechte Fuß auch noch, dass er gleich einschlafen will. Ein völlig neues Gefühl, dem aber durch Lockerung der Schnürung abgeholfen werden kann.
Nach 3-4 km habe ich mich halbwegs eingewöhnt, merke wieder einmal, dass Schuh noch lange nicht gleich Schuh ist. Die Waden protestieren zwar bis zum Ende des Laufs, aber in Maßen. Auch die Zehen sagen, dass sie sich momentan  irgendwie anders gefordert fühlen. Wir werden sehen. Ich habe ja eine Ausprobier-Umtausch-Option.
Dummerweise streikt heute nach längerer Zeit wieder die Pulsmessung meiner Polar etwa zur Laufmitte und ich kann den Puls nur anhand der ersten Laufhälfte schätzen.

Vorgestern:
5,4km in 33:58 Min, (6:18 Min/km) Puls 147

Heute:
10,8 km 1:09:40 Std (6:27Min/km) Puls ca. 141

Sonntag, 25. August 2013

Trockenen Fußes

An diesem Wochenende hat es uns ungefähr 650 km ostwärts verschlagen, zu einer Familienfeier in der Nähe von Meißen, in ein kleines, beschauliches Dörfchen an der Elbe. Und da direkt vor unserer Haustür der Elberadweg verläuft, war es klar, dass wir uns zumindest einmal Zeit für einen Lauf entlang des Flusses abknappsen würden, denn die dem Anlass eines runden Geburtstags entsprechende Nahrungszufuhr erfordert dringend kompensatorische Aktivität...


Idyllisch führt der Radweg entlang der Häuser und Gärten, im Schatten uralter Bäume. Die Elbe fließt ziemlich weit unterhalb, die Häuser stehen an diesem Teil auf einer natürlichen Anhöhe.


Doch die Höhe entwickelt sich bald zur Senke, und so stehen wir vor dieser Hochwassermarkierung:


Man erkennt den Wasserstand von 2002 als höchsten. Nur wenige cm stand das Wasser in diesem Jahr tiefer. Und hier die Stelle, wo wir die Markierung fanden, links neben der Haustür:


Der Wasserstand wird aber erst wirklich greifbar, wenn man den Pegel deutlicher einzeichnet:


Ab hier wäre unser weiterer Lauf dann eher zu einem Tauchgang geworden. Doch heute fließt die Elbe,als wenn sie kein Wässerchen trüben könnte und wir können trockenen Fußes (oder müsste ich schreiben "trockener Füße"?) laufen. Friedlich weiden glückliche Kühe am gegenüberliegenden Ufer.


Nur gelegentlich erkennt man noch kleine Spuren der Geschehnisse:


Leider schwenkt hinter dem Dorf  der Radweg wieder Richtung Straße, und wir versuchen zunächst unser Glück am Fluß entlang über holprige Saumpfade. Doch bald stellen Brennnesseln eine unüberwindbare Mauer dar und wir müssen querfeldein zurück zur Straße und ihr bis in den nächsten Ort folgen.
Vor mir trabt ein "schwarzer Mann", an dessen Fersen ich mich hefte...



Beim nächsten Dorf gehts wieder malerischer und ruhiger an der Elbe entlang weiter. Die Landschaft weitet sich. Zwischen Weg und Wasser steht saftigstes Grün. Wie schon im Alten Ägypten brachte die Flut fruchtbare Ergebnisse. Auch die auf den ersten Blick alle frischen Renovierungen an den Häusern haben darin ihren Ursprung. Doch ist die schöne Lage mit Blick auf die Elbe mit solchen Renovierungsnotwendigkeiten teuer bezahlt...


Es läuft sich gut hier, der Weg hat nur leichte Anstiege und es gibt viel zu sehen. Ein alter Raddampfer wartet auf Fahrgäste. Wir sind zwar heute die einzigen Läufer, Radfahrer sind allerdings unzählige unterwegs.


Die Ausflugslokale haben alle schon regen Zuspruch. Hier, ein wenig nördlich von Meißen, wird noch Wein angebaut, unter Kennern durchaus beliebte Tropfen.


Wir haben hier auch unseren Wendepunkt erreicht und laufen die gleiche Strecke zurück. Am Ende genießen wir noch für eine Weile das Idyll, lassen uns vom Wind abkühlen und hängen ein wenig den Gedanken nach.


PS: Es gibt sie noch, "... und wenn sie nicht gestorben sind, dann warten sie noch heute.... dass jemand kommt und sie wieder wachküsst":


24 Grad, 11,2 km, 1:16:05 (6:47 Min/km), Puls 143




Mittwoch, 21. August 2013

Hinterm Horizont

... geht's weiter - sage ich mir heute und beschließe, wieder einmal mir völlig unbekanntes Terrain zu erlaufen. Nachdem die Bandstraße schon eine recht interessante Lauferkundung war, laufe ich heute nicht auf ihr entlang, sondern fahre zu ihrem Startpunkt, quere sie ab dort läuferisch um zu schauen, was sich auf der anderen Seite, also jenseits meines bisherigen Horizonts verbirgt. Dies ist insofern besonders spannend, als auch hier die Landschaft komplett durch den Tagebau verändert wurde. Ganze Dörfer sind ja in ihm und an seinem Rand verschwunden und so bin ich ziemlich orientierungslos, abgesehen davon, dass ich mir zuvor über Google maps ein Bild davon gemacht habe, dass es einen Weg auf der anderen Seite geben muss.
Begrüßt werde ich von freundlichen Willkommens-Schildern.




Doch ich lasse mich nicht abschrecken, denn wenn immerhin landwirtschaftlicher Verkehr zulässig ist, kann doch so ein Läuferlein wohl nicht den Weltfrieden gefährden...
Allerdings kommen gleich 2 der angekündigten Großgeräte angefahren, etwas überdimensionale LKWs, neben denen normale Straßenfahrzeuge wie Spielzeuge aussehen. Die Räder sind sogar deutlich höher als ich. Kein sehr angenehmes Gefühl, diese Monster entgegenkommen zu sehen. Doch die Fahrer lassen mir viel Raum und fahren einen Bogen, ist ja genug Platz. Fast fühlt man sich wie in einem Science Fiction-Film. Ich bin dennoch froh, als sie mit ihrem Getöse vorbei sind.
Doch dann gehört die Straße mir, abgesehen von einigen wenigen Rennradlern, die hier ein optimales Trainingsrevier haben und sich nach Kräften in die Pedale stemmen.


Die Landschaft gewinnt einen fast surrealen Zug. Auf der einen Seite Felder, immer wieder unterbrochen von Entwässerungspumpen, Rohrlagern und anderen technischen Bauten, auf der anderen Seite ein Wall, der den Tagebau abschottet oder Verkippungshügel bzw. frische Anpflanzungen.


Besonders fallen mir einige Baumstümpfe ins Auge, mit seltsamen Einkerbungen. Sieht fast aus, wie eine Tür, doch warum soll jemand eine solche in einen Baumstumpf hämmern? Oder sollten es etwa geheime NSA-Überwachungskameras sein...? Richtig, irgendwo hingen doch auch Schilder, die auf Video-Überwachung hinweisen...  Letztendlich kann ich das Rätsel nicht lösen, zuviele Disteln versperren mir den Weg.


Interessanterweise ist es hier doch nicht so unbelebt, wie die Schilder glauben machen wollen. Ich komme an einem Modellflugplatz vorbei und sehe 2 kleine Flieger in der Luft. Es gibt eine große Moto Cross-Anlage, heute jedoch geschlossen. Immer mehr nähere ich mich lautem Hundegebell und erreiche nicht unvermutet einen Hundeübungsplatz. Und dann stehe ich wahrhaftig am Fuße der Sophienhöhe! Mich sticht der Hafer und ich sage mir, dann laufe ich auch mal hinauf. Doch ich finde keinen Zugang, überall dichtes Gestrüpp. Ein zunächst vielversprechender Feldweg endet ebenfalls an einer Pumpstation und somit als Sackgasse.
Ich beschließe dann doch, diesen Berglauf auf einen späteren Tag zu verschieben, habe ja noch den ganzen Rückweg vor mir.
Von meinem Wendepunkt aus sehe ich sehr gut, wie uneben doch die Landschaft geworden ist, hier, wo es früher bretteben war. Wenigstens kann ich so doch noch eine klitzekleine Steigung laufen.


Überflüssig zu erwähnen, dass der Wind, den ich auf dem Hinweg -gefühlt- von vorn hatte, nun auf dem Rückweg auch schon wieder -gefühlt- von vorne bläst. Aber egal, er tut gut und bei der wieder sommerlichen Temperatur bringt er angenehme Kühlung. Dennoch geht mein Puls punktuell recht hoch, die Beine wollen der Lauflust nicht ganz folgen. Vielleicht bringe ich sie auch mit meinen häufigen Orientierungs-was-könnte-hier-früher-gewesen-sein-Stopps aus dem Rhythmus.

Auf dem Heimweg halte ich noch ganz kurz am offiziellen Aussichtspunkt. Die Sonne ist fast schon hinter der Höhe verschwunden. Von hier kann man einen guten Blick in den Tagebau werfen, der viele km² groß ist. (Wer mehr darüber wissen möchte: Wikipedia verrät es hier)


Das Schwarze am Boden ist die Kohle, aus der Strom erzeugt wird. Man sieht deutlich, wieviel Abraum um die Kohle herum entfernt werden muss, um sie fördern zu können. Der Tagebau wandert, auf dem Bild von rechts nach links. D.h. links wird weg- und tiefgebaggert, und der nicht benötigte Abraum wird rechts dann gleich wieder verkippt. Noch vor wenigen Jahren hätte sich der schwarze Bereich von meinem Standpunkt aus in der Bildmitte befunden.
Ja so ist das eben, die einen erkennen die vergehenden Jahre am Wachstum ihrer Kinder oder der Bäume im Garten, hier kann man es am Wanderungsfortschritt des Riesenlochs erkennen....



23 Grad, 8,6 km, 58:18 Min (6:35 Min/km), Puls 140

Samstag, 17. August 2013

Der Berg ruft!

Während heute eine gar nicht mal kleine Schar Sportbegeisterter den Inferno-Halbmarathon unter die Laufschuhe nimmt (rd. 2.100 Höhenmeter auf 21 km Strecke hinauf aufs Schilthorn), entscheide ich mich, das schöne Wetter zu nutzen und in Richtung unserer Sophienhöhe einen Grundlagenausdauerlauf zu unternehmen.
Die Sophienhöhe ist ja, wie schon hier gepostet, ein künstlicher "Berg". Heute nun einmal ohne Dunst, lockt er/sie mit seinen/ihren knappen 300 Höhenmetern am Horizont:


Bis ganz hin wäre es zu weit, aber etwas näher geht schon. Je näher man dem Rand des Tagebaus kommt, der zu Füßen des Bergs liegt, umso unwirtlicher wird es. Das Gelände ist hier schon für den normalen Verkehr gesperrt.


Aber immerhin kann man dann doch den Berg etwas besser sehen:


Wegen der Sperrung kann ich hier nicht weiter. Ich laufe ein Stück zurück und stehe plötzlich im Rest einer wunderschönen alten Allee. Die Luft ist sofort sauerstoffreicher, der Schatten ist sehr angenehm und auch der Wind wird spürbar weniger. Der Waldboden läuft sich herrlich. So wie auf diesem kurzen Stück sah es früher auf dem ganzen Areal des Tagebaus aus.


Kurz hinter dem Waldstück erreiche ich die neue Grubenrandstraße. Eigentlich gutes Laufterrain, da unbekannt und daher wenig befahren. Doch die, die hier fahren scheinen der Ansicht, das Schild stelle nur eine unverbindliche Regelung dar, jedenfalls wird hier gerast auf Teufel komm raus, Läufer werden gern als Hindernisse angehupt. Denn leider wurde kein Radweg mit gebaut.


Heute röhrt hier ein schwarzer Ferrari in unglaublichem Tempo die Straße entlang. Um das folgende Bild aus einer Kurve aufzunehmen, gehe ich daher lieber ein Stück hinter der dort vorhandenen Leitplanke entlang, anstatt meinen Lauf auf der Straße fortzusetzen:


Es tut sich was ganz vorne am Grubenrand, anscheinend wird ein Aussichtspunkt für Industriegenießer dort gebaut:

Ich bin schon neugierig, was dort wohl entstehen mag.

Der Wind pustet heute sehr kräftig, fast wähne ich mich am Strand der Nord- oder Ostsee. Dennoch macht heute das Laufen Spaß. Und dazu der malerische Himmel in teils unglaublichem Azur-Türkis-Mix ...

25 Grad, 13,2 km, 1:27:49 (6:35 Min/km), Puls 140

18.8.2013, Mitteltempolauf: 
20 Grad, 7 km, 0:45:07 (6:23 Min/km), Puls 138

Donnerstag, 15. August 2013

Gestern-heute-morgen

Gestern in Berlin sah ich eine stattliche Anzahl von Läufern die Stadt durchstreifen. Ist mir eigentlich ein Rätsel, wie man das dort mit Freude tun kann. Als ich einmal vor 2 Jahren dort Zeit für einen Lauf hatte, und unbedingt die Highlights von Kudamm bis Brandenburger Tor erlaufen wollte, spürte ich hinterher, wie sehr ungewohnt doch die Großstadtluft für eine gesunde Landlunge beim Sporteln ist. Kratzen im Hals und Japsen nach mehr Sauerstoff. Es war natürlich ein besonderes Erlebnis (was man da nicht alles unterwegs sieht!), aber ansonsten ist mir die rheinische Scholle mit oder ohne Gegenwind schon lieber.
Allerdings steht der Berliner Marathon doch irgendwann mal an, Großstadtluft hin oder her...!
Trotz eines sehr ärgerlichen dienstlichen Anteils an diesem Kurztrip habe ich dennoch wieder einmal das Flair der Hauptstadt genossen. Obwohl ich dort nie leben möchte, empfinde ich es als einmalig. Die Fahrt im Shuttlebus von Tegel zum Alex hat schon Expeditionscharakter in eine andere Welt, oder besser gesagt: in andere Welten. Vorbei an Reichstag, Brandenburger Tor, "Unter den Linden" entlang - überall pulsiert das volle Leben! Einen kleinen Mittagsimbiss konnte ich im Lafayette nehmen, auch das speziell - Glitzer&Glamour, Prunk&Protz. Kann man mal reinschnuppern, haben möchte ich das nicht dauerhaft.

Heute fühlte ich mich dann irgendwie so:

Zuviel hängt mir von gestern nach:
zuwenig Schlaf
         zuviel Kaffee,
zuviel Verspätung des Fliegers
         zuwenig Zeit daher gestern zum Laufen,
zuviel geht mir noch heute im Kopf herum
         zuwenig Energie ist heute fürs Laufen übrig.

Merkte ich schon den Tag über, keine Vorfreude auf den Lauf. Wollte eigentlich Intervalle laufen, hoffte, dass dies den Kopf wieder frei macht. Klappt aber nicht. Begnüge mich damit, ein paar schnelle Abschnitte einzuschieben.
Manchmal muss man sowas mal hinnehmen.

Morgen ist Freitag, das Wochenende steht bevor. Zeit zu laufen :-)


4,7 km, 30:51 Min (6:35 Min./km), Puls 142

Montag, 12. August 2013

Ich singe heute

...und zwar den Blues der vielen Fragen...

Strophe 1:
Warum gehen eigentlich 2 Urlaubswochen so viel schneller herum als 2 Wochen im Büro?
Warum habe ich nicht viel mehr Urlaubstage?
Warum ist auch immer sooo viel aus dem Auto aus- und daheim einzuräumen, wenn man wiederkommt?
Warum musste auch heute schon wieder der Wecker so früh klingeln und uns zur Arbeit scheuchen?
Warum wuchert, ufert aus und schießt in die Höhe im Garten während des Urlaubs immer genau das Zeugs, das man NICHT haben will?
Und warum mickern die kleinen Pflänzlein, an denen einem liegt, in der gleichen Zeit nur so vor sich hin?
Warum hat sich im Büro soviel Arbeit angesammelt?
Und warum werde ich übermorgen um 4 Uhr aufstehen müssen, nur um in eine andere Stadt zu einem höchstens 2-Stunden-Gespräch zu fliegen, das eh' nix bringt, dafür aber Stunden um Stunden auf dem Flughafen zu verbringen und also sinnlos Zeit und Geld zu verplempern?
Warum kann ich nicht einfach stattdessen wieder Urlaub haben?

Strophe 2:
Warum habe ich eigentlich bei meinem heutigen Lauf fast dauernd Gegenwind, egal in welche Richtung ich laufe?
Warum entkomme ich der Staubwolke, die ein Traktor bei seinen Pflugarbeiten auf dem knochentrockenen Feld macht, gerade so, nur um dann hinter dem nächsten Maisfeld in die noch größere Staubfahne eines Off-Roaders zu geraten?
Warum fällt das Laufen heute so leicht wie schwimmen mit einem Bleigürtel?
Warum sehen die anderen Läufer, die mir begegnen alle so locker und easy aus?
Warum läufts gegen Ende halbwegs gut, aber mein Puls tut dauernd so, als sei laufen für ihn was völlig Neues?

Strophe 3:
fällt hoffentlich aus...

10,7 km, 1:08:59 (6:26 Min/km), Puls 149

Samstag, 10. August 2013

(Fast) ohne Worte
















































Gegen Ende des Urlaubs gaben Sommer und Thuner See nochmal alles...:-)
Morgen gehts wieder zurück... :-(

18-20 Grad, 13,6 km, 1:23:48 Std. (6:13 Min./km), Puls 141

Mittwoch, 7. August 2013

Atemberaubend

... ging gestern Abend die Hitzeperiode zu Ende. Es blitzte und donnerte kräftig in der Bergkulisse vor unserem Fenster, ein Schauspiel der Elemente. Der einsetzende Regen brachte die ersehnte Abkühlung.
Atemberaubend ging es heute Morgen weiter, als der Bauer auch vor unserem Fenster die "Bschütti" aufs Feld brachte, also den 100% natürlichen Flüssigdünger aus dem Kuhstall. Da es zudem recht morgenkühl war, fiel es uns nicht schwer, drinnen zu frühstücken.

Und dann nutzten wir natürlich sehr gern die heiss ersehnte frische Luft zum Laufen!
Wir parken in Steffisburg und laufen Richtung Aare. Dabei kommen wir an einem Grundstück vorbei, das seit einem Jahr (meine Schätzung) oder 2 Jahren bzw. mehr (Schätzung meines Mannes) so aussieht:


Wiederum eine schweizer Spezialität, für Deutsche ungewohnt. Denn mit solchen Profilen müssen Bauvorhaben optisch auf dem Baugrundstück dargestellt werden. Eine eigentlich recht sinnvolle -wenn auch aufwändige - Sache, denn nur so erkennt man wirklich die geplante spätere Dimension eines Neubaus. Diese Regelung gilt auch für kleinere Projekte, wie beispielsweise Dachgauben:


Und auch Grossprojekte wie ganze Wohnanlagen müssen mit einem wahren Stangenwald vorab modelliert werden:

Uns begleitet bei unserem Lauf bei zunächst 19 Grad ein leichter Nieselregen, eine perfekte Erfrischungskombination! Heute daher kein Bööteln und kein Bräteln auf der Aare, wir sind weitgehend allein auf dem Weg, auf dem gut 4 Personen nebeneinander laufen können. Als eine Radlerin uns von hinten überholt, machen wir ihr dennoch gern Platz, sie ruft uns ein freundliches "Merci!" zu. Geht doch!


Bei Jaberg ist unser Wendepunkt für heute, wir queren wir die Aare. Von fern grüsst uns das Stockhorn mit seiner markanten Silhouette:


Weiter gehts zunächst die Strasse entlang, denn an dieser Stelle gibt es keinen Uferweg. Inzwischen hat der Regen aufgehört. Die Sonne linst hier und da aus den Wolken und es entwickelt sich eine Art Waschküchenklima. Es geht schweisstreibend etwas bergauf, doch wenigstens auch durch einen Wald. Kurz vor Uttigen passieren wir ein "Hexenhäuschen":


Ein anscheinend als Ferienhäuschen genutztes Spycherli (Vorratsspeicher), wie sie hier sehr typisch sind und bei jedem Gehöft stehen. Doch ein Bauernhaus ist weit und breit nicht (mehr) zu sehen.
Normalerweise kann man ab hier einen schönen Blick auf Eiger, Mönch und Jungfrau geniessen, doch heute hüllen sie sich in Wolken ein.

Hinter dem Wald bei Uttigen erreichen wir sonst wieder den Aaredamm, auf dem wir bis Steffisburg zurücklaufen können. Doch heute steht 100e Meter zuvor schon am Waldeingang ein Schild mit dem Hinweis, dass auf dem Damm eine Baustelle und keinerlei Passagemöglichkeit sei. Was also tun? Ich bin zuversichtlich. Die Baustelle haben wir von der anderen Flussseite aus gesehen, sie muss noch ein weites Stück entfernt sein. Und auf 2 Beinen sollte sich doch ein Weg finden? Und sei es am Feldrand entlang... Ausserdem kennen wir uns an der Stelle mit diesem Hinweisschild nicht aus und da wir schon gute 12 km gelaufen sind, kommt ein Zurück nicht in Frage.
Also laufen wir erst einmal weiter wie geplant. Dann kommt die Baustelle vor der Brücke einer Umgehungsstrasse, die der Aaredamm hier unterquert. Und tatsächlich, der Weg ist komplett unterbrochen. Kurz haben wir noch Hoffnung, dass uns ein abzweigender Feldweg weiter bringt ... das tut er auch, und zwar weit weg von unserer Strecke, denn kein Weg führt unter oder über die gut und schnell befahrene Strasse. Wir müssen einen grösseren Umweg in Kauf nehmen, lernen so ein uns bisher noch unbekanntes Gewerbegebiet kennen und kommen am Ende doch noch recht punktgenau zu der Fussgängerbrücke, die uns wieder über die Aare und zurück zum Auto führt. Ich bin darüber nicht traurig, denn so flüssig es am Anfang lief, gegen Ende unseres Laufs war ich doch ziemlich ausgepumpt...

Wenigstens zeigen sich noch kurz schemenhaft Eiger, Mönch und Jungfrau im Dunst:


16 km, 1:44:41 /6:33 Min./km), Puls 138