Ich liebe ja Läufe der etwas anderen Art, beispielsweise im
Geisterdorf Manheim, auf einer Autobahn im Bau, auf einer stillgelegtenAutobahn, auf Nürburgring oder Hockenheimring. Da fiel ein Hinweis von Doris
auf einen speziellen Laufmodus bei mir auf fruchtbaren Boden. „No Rest for the Wicked“, ein kleines Event, das helfen soll, den inneren Schweinehund in der
dunklen Jahreszeit in die Schranken zu weisen. Die Aufgabe:
Dauer: Monat Februar 2022
Vorgabe: Einmal an jedem Wochentag und zu jeder Stunde eines
Tages laufen. Man muss also beispielsweise irgendwann im Februar einmal um 14
Uhr ran, einmal um 23 Uhr, einmal 3 Uhr usw. UND: Zwischen 2 Läufen müssen
mindestens 90 Minuten liegen.
Distanz: Mindestens 5 km UND mindestens 45 Minuten pro
Laufeinheit
Startgeld: 1 EUR, bei Medaillenwunsch 8,90 EUR zusätzlich.
Und man bittet um eine Spende zugunsten Peter Borsdorffs Projekte.
Bevor sich der Verstand einschalten kann, habe ich mich
schon kurz entschlossen am 2.2.2022 registriert.
#1: Unverzüglich mache ich mich ans Werk und am Mittwoch geht’s
zum Arbeitsschluss los. Zeitslot 15 Uhr. Die 45 Minuten sind für mein Gefühl
schnell voll. Da die 5 km-Vorgabe dann ohnehin erreicht sein wird, gehe ich es
langsam an, 7,2 km, locker. Dann ist man ja gerade erst warm gelaufen. Ich
beschließe, die Klamotten gleich anzubehalten und eine weitere Einheit nach der
Wartezeit von 91 Minuten anzuschließen.
#2: Mittwoch 18-Uhr-Slot. Zum Laufende kommt eine kleine Antwort
der Beine nach den addierten 14 km des Tages. Auch durchdringt langsam die
Dimension der Challenge mein Hirn. Da muss man ja nachts ran…! Und wie passt
das alles zu meinem Tagesablauf und Berufserfordernissen? Doris schlägt vor,
mich aus Motivationsgründen zu ihrer NRFTW-Whatsapp-Gruppe dazu zu nehmen. Ich
werde Teil eines munteren deutsch-österreichischen Wicked-Kleeblatts.
#3: Donnerstag passt 16 Uhr gut. Ist ja sowieso eine meiner
üblichen Zeiten unter der Woche. 7,2 km wie bisher auch kreuz und quer durch
unseren Ortsteil.
#4: Nochmals Donnerstag, 22 Uhr. Ich taste mich an die Nacht
heran. Nachts will ich walken, auch aus Gründen der Sturz-Vorsorge. Da sollte
eine 9’er Pace zu den 45 Minuten perfekt passen. Aber sooo strammes Gehen ist
doch eine Herausforderung! 48 Minuten brauche ich für 5 km, ende punktgenau vor
der Haustür. Unser Ort im Einschlafmodus. Ich schließe Katzenbekanntschaften.
Einzelne Gassigänger sind auch unterwegs. Hinterher schlafe ich wunderbar!
#5: Freitag 13 Uhr, laufen ins Wochenende. 7,1 km. An einem
Kreisverkehr überlebe ich die Benutzung des Zebrastreifens dank Ausfallbewegung knapp. Schon 2 Schritte bin ich auf dem Überweg, als ein älterer Autofahrer
doch nicht bremsen mag. So nah bin ich an seiner Seitenscheibe, dass ich ihm in
die Augen sehen kann. Die 7 km fühlen sich schon eher nach 10 km an. Erinnert
mich an die Streak-Challenge zu Coronabeginn, als ich erstmals merkte, dass
auch kurze Läufe in Serie mich sehr strapazieren.
#6: Freitag 23 Uhr. Nachts durch den Ort zu walken hat was.
Es ist so ruhig, wenn die ganzen Tagesaktivitäten beendet sind. Frische Luft,
kräftiger Wind, schön! Optische Belohnung mit Weihnachtsengeln. Und über mir
funkeln Sterne zwischen den Wolken. Zuhause bin ich hellwach. Da kann ich doch
gleich noch …
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Tränchen im Auge, aber nur wegen Wind! |
#7 …am Samstag früh erneut walkend los. Gesagt getan, nach
den vorgegebenen 90 Minuten gehe ich gleich im 1-Uhr-Slot wieder auf die Piste.
Auf den ersten 200 m komme ich mir schon arg bescheuert vor. Aber dann macht sich
doch wieder Faszination breit. Diese Ruhe, diese himmlische Ruhe! Als wenn das
hier ein Kurort wäre. Ok, nachts ist es dann anscheinend sogar.
Ich weiß nun,
dass der Supermarkt im Viertel gegen 2 Uhr beliefert wird.
Mein Mann hält mich
für leicht verrückt.
Zwischenfazit: Ich habe 4 Tage abgedeckt und 7 Zeitslots,
macht 29,17% Zielerfüllungsgrad laut Veranstalterauswertung. Gar nicht so
schlecht. Das Ding ist ziemlich motivierend!
Fortsetzung hier: Link