Sonntag, 24. Dezember 2023

Weihnachtliche Eindrücke

Untrügliches Zeichen, dass das Jahr zu Ende geht: Wir dürfen die gute Bergluft der Schweiz genießen, führen im Auto reichlich selbsterzeugtes Backwerk mit und zuverlässig, wie es hier so zugeht, ist auch der massig gefallene Schnee des Dezemberanfangs bis auf winzige Reste verschwunden.

Immerhin, nach gruuusigem Wetter am Anreisetag erfreut uns nun Sonnenschein.

Und den Kirchhügel des Nachbardorfes schaffe ich auch laufend. 😀


Was fehlt auf diesem Bild...?

Stockhornkette, immerhin überzuckert



Passend zu den grünen Wiesen...

Zuverlässig stehen bei einem Heim für Menschen mit Handicap wieder ... ja wie nennt man das? Landschaftsschränkli...? Guck-Box...? Seit nun 8 Jahren wird damit jährlich im Advent eine Weihnachtsgeschichte erzählt. Man spaziert einen kleinen Rundweg an ca. 10 solcher Stationen entlang, an jeder wird eine Szene der Geschichte dargestellt, mit liebevoll gebastelten Bühnenbildern und Figuren. Dazu gibt es Text zu lesen und oft auch eine akustische Untermalung (auf Knopfdruck). Am Ende stehen in einem kleinen Zelt Getränke zur Selbstbedienung bereit und man kann kleine Bilderbücher der letzten Adventswegvarianten kaufen.

Da wir uns diesen kleinen Weihnachtsspaziergang noch gönnen wollen, schaue ich nur kurz in das erste Fensterlein. Es geht dieses Jahr um einen Schneider. Wie mag diese Geschichte wohl gestaltet sein?



Auf unserem Hof haben Jung- und Altbauernfamilien wieder eine wunderschöne kleine Weihnachtsdeko aufgebaut. Sie war/ist Teil des diesjährigen kleinen Weihnachtswegs im Dorf. Leider waren wir am 16.12. noch nicht hier, um beim Anlass der Enthüllung bei Glühwein und Güetzi dabeisein zu können.
Aber sie strahlte uns bei unserer spätabendlichen Ankunft schon von Weitem entgegen.
Herrlich, da ist man gleich "im Weihnachten" angekommen.😊
















Ich wünsche allen, die hier mitlesen und kommentieren,

frohe und unbeschwerte Feiertage 

und einen entspannten Jahresausklang!

Kommt gut ins neue Jahr, das euch Glück und Zufriedenheit bringen möge.

Montag, 18. Dezember 2023

Waidmanns Unheil

Aktuell sind wir von einer friedlichen Weihnachtszeit, international betrachtet, ja recht weit entfernt. Da wünscht man sich wenigstens im eigenen Mikrokosmos Ruhe und Harmonie. 

Versuchen kann man es zumindest. Doch bei einem Lauf in der Woche traf ich auf ein ziemlich umtrieblerisches Völkchen. Gut zwei Dutzend Waidmänner und -frauen in Tarnfarbengrün mit orangefarbenen Westen, Jagdgewehren und -hunden, umstellten gerade ein abgeerntetes Ackergeviert.

Da wird einem doch ein wenig mulmig, hörte man nicht schon von verirrten Kugeln? Ich suche schnell des Weite und höre dann auch bald Schüsse.

Nun könnte man lange philosophieren, über Sinn und Berechtigung des Tötens anderer Kreaturen, das gehört aber eher nicht hierher. Wenn man ganz böse wäre, könnte man sagen, dass dieser Jagdzeitpunkt ja genau passt, damit die Beute bis zu den Feiertagen gut abgehangen ist, und sogar ein Beitrag zur Volksernährung geleistet wird...

Leider habe ich auch noch vergeblich dieses gefährliche Terrain durchquert, denn im angestrebten Nachbardorf scheint es in diesem Jahr keine Adventsfenster an den Häusern zu geben, und zu allem Überfluss ist die nette Krippe mit den fast lebensgroßen Figuren (2022) anscheinend ganz verschwunden.

In Sorge um mein eigenes Leibeswohl wähle ich natürlich eine andere Route für den Heimweg. Dummerweise hat das schießende Volk in der Zwischenzeit ebenfalls seinen Tätigkeitsschwerpunkt verlagert und erneut muss ich nun an einem anderen Acker an ihm vorbei. Ich hoffe, das gelang auch vielen Hasen und Fasanen...


Sonntag grüßt bestes Waschwetter. Als solches schätzt man Sonnenschein, wenn eine Photovoltaikanlage den Haushalt mit Strom unterstützt. Also läuft nicht nur die Waschmaschine fleißig, sondern auch ich. 

Schon länger hatte ich den zähen Anstieg zur Fischbachhöhe gemieden. Aus Sorge, meine geringen Laufumfänge könnten der "Berg"laufkonstitution abträglich gewesen sein. Aber nun soll doch ein ultimativer Test her. Mit einem "Das wäre doch gelacht"-Mantra arbeite ich mich hinauf. Zwar nicht in Bestzeit, aber auch ohne Gehpause. Immerhin, das klappt noch!

Oben genieße ich kurz die vollbrachte Tat. Und die Aussicht auf die in der Ferne sichtbaren Eifelhöhen, die leider wie immer fotografisch nicht rüberkommen wollen.

Demnächst darf ich wieder den Blick über echte Berge schweifen lassen.😀















Montag, 11. Dezember 2023

Adventliche Laufpflichten

Leider klappte es in diesem Jahr nicht mit der Teilnahme am Bedburger Nikolauslauf. Wo es keine Zeitnahme, wohl aber als Belohnung für alle einen wunderbaren Weckmann (a.k.a. Grittibänz) gibt.

Das ist bedauerlich, aber wenigstens teilweise auszugleichen, indem man eben an einem anderen selbstgewählten Zeitpunkt die 4 Runden zu je 2,2 km um den Kasterer See absolviert. So kann man immerhin bei Wunschwetter laufen... Da ich vorher noch zu der Bäckerei trabe, die besagte Backwaren sponsert, um mir wenigstens einen kleinen Weckmann zu gönnen, komme ich auf insgesamt 9,2 km.


Doch eine andere Adventstradition kommt mir nicht unter die Räder, der Besuch beim Weihnachtsbaum beim Boisdorfer See! Und natürlich habe ich meinen Dekorationsbeitrag dabei. Ich bin da eher konservativ-nachhaltig, hatte mein DIY-Produkt aus silbriger CD umhüllt mit gehäkeltem Stern seit 2020 jeweils wieder eingesammelt, so dass es nun wiederum zur Geltung kommen darf.


Ich bin erstaunt, wie viele andere und neue Objekte dort bereits von vielen Menschen mit Freude am Advent am Baum befestigt wurden.




Selfieversuch 1


Selfieversuch 2

Leider erweisen sich nicht alle Objekte wetterfest, da gäbe es Optimierungsbedarf.


Bei anderen Objekten frage ich mich, wie sie auf ihre Hängehöhe kamen?! Immerhin ist der Baum inzwischen sehr stattlich, ich schätze 5, wenn nicht 6 m bis zur höchsten Spitze.


Was die Menge des Schmucks angeht, da war schonmal mehr los, z. B. 2020. Oder ob der Eindruck täuscht, weil sich die gleiche Schmuckmenge nun auf mehr Baum verteilt? 
Dafür ist es aber wunderbar, über die Jahre miterlebt zu haben, wie das früher kleine wackere wilde Bäumchen sich seit 2014 entwickelt hat: Rückblick.


Montag, 4. Dezember 2023

Archäologischer Exkurs

Es geht aufwärts. Da ich Donnerstag der Trägheit erlegen war, dies aber durch fulminanten Laufeinsatz Freitag (12 km), Samstag (6 km Tempolauf) und Sonntag (15 km) wettmachen konnte, erreiche ich mit dem Dienstagslauf gute 43 Wochen-km. Zu meinem eigenen Erstaunen waren die 15 Sonntags-km sogar relativ locker.

Ich nutze den langen Lauf für einen kurzen Abstecher an den Tagebaurand (wo es wegen eines aufgeschütteten Sichtschutzdamms nichts interessantes zu sehen gibt) und nutze daher heute die Gelegenheit, etwas ausführlicher über die inzwischen abgeschlossene Grabung zu berichten, an der ich im Sommer die Freude hatte, teilzunehmen. 

Es geht also ab hier nicht mehr ums laufen, aber spannend ist es dennoch!

Die Grabungsstelle lag knapp am Rand des Tagebaus, im Sperrgebiet, Bildmitte des ersten Bildes. Im Vorfeld des Kohleabbaus gäbe es viel zu finden. Die Römer haben viele Spuren hinterlassen, wie auch spätere Bewohner. Bevor der herannahende Kohlebagger alles wegfrisst, versucht man, so viel wie möglich zu retten bzw. mindestens zu dokumentieren. Aber das gelingt nur bei ca. 5% der im Boden verborgenen Dinge.

Mein Weg zur "Arbeit" und das Gelände:





Aus Gründen parke ich mein Auto auf sicherem Terrain, was dann knapp einen km Fußweg bedeutet.
Früher sah es hier anders aus. Es gab eine Allee alter Bäume, die auf 2 Gutshöfe zuführte.


Die Allee sieht heute so aus. Die Bäume wurden gefällt, treiben aber kräftig wieder aus:


Wir graben auf dem westlichen Gutshofgelände. Früher (Bilder um 2014) stand dort ein altes Wohnhaus:


Dahinter eine Scheune. Wir buddeln rechts von der Scheune:


Da ich das wirklich nicht glaube angesichts der Wüste, in der wir uns bewegen, lasse ich meine Laufuhr ein paar Minuten aufzeichnen. Wahrhaftig.... (Auf dem Bild sind die Gebäude bereits abgerissen, aber die Lage noch erkennbar):


Anblick genau dieser Stelle im Sommer 2023:



Wie schon hier berichtet, geht es bei meinem ehrenamtlichen Einsatz um die Dokumentation eines mittelalterlichen Kellers. Er wurde zufällig gefunden. Die Gebäude und deren Keller waren bereits untersucht und sind verschwunden. Doch aus irgendeinem Einfall heraus ließ man den Grabungsbagger ein paar Schnitte (=Furchen im Großformat) ziehen, und da zeigten sich doch plötzlich an unvermuteter Stelle, NEBEN den Gebäuden, Mauerwerk.
Am Anfang sieht man nur eine Art Steineviereck. Also soll erkundet werden, was sich darunter verbirgt:


Der Bagger ist nur fürs Grobe. Das Vierecke selber wird strikt mit Schaufel und Maurerkellen freigelegt. Man weiß ja nicht, auf was man stößt. Je tiefer wir kommen, umso mehr wird erkennbar, dass der Keller eingestürzt ist.






Dennoch hoffen wir natürlich, dass wir auf ein paar interessante Funde stoßen, vielleicht sogar ein Münzschatz? Pustekuchen, nur Scherben, Knochen und ein paar wenige Holzreste.

2 Fundstücke tauchen auf
Man ackert stundenlang, teils in sengender Sonne, und findet nur .... Steine. Doch an einem Tag konnte ich in einer Stunde gleich 4 schöne Scherben freilegen. Der zufällig anwesende Archäologenchef kommentiert "Siegburger Steinzeug aus dem Bilderbuch, 14. Jahrhundert". Hui, da ergreift einen Ehrfrucht. Natürlich wird alles abgegeben, für die Forschung. Aber ich mache flugs darauf einen Ausflug ins Siegburger Museum, um zumindest einen Eindruck zu bekommen, wie die Gefäße im Original ausgesehen haben könnten.


Museum Siegburg

Die Grabung wird in vielen Zwischenschritten digital erfasst und dokumentiert. Am Ende, als der Kohlebagger uns schon nah auf die Pelle rückt, werden alle Steine aus dem Keller genommen, sortiert und gezählt.
Und dann ist alles das, was mühsam freigelegt wurde ... weg.


Sortierte Tonscherben

Überhaupt, die Kohlebagger. Man kam ihnen mit jeder Woche näher, bzw. die uns.


Auf dem Weg zur Grabungsstelle

Größenvergleich: Rechts steht ein Grabungsmitarbeiter
















Einige 100m weiter untersuchte eine andere Archäologengruppe das Terrain und stieß auf die alte Römerstraße von Neuß nach Trier. Sie war 40 (vierzig!) Meter breit. Nicht gepflastert, aber erkennbar im Bodenprofil:


Nicht weit entfernt noch eine wahrscheinlich mittelalterliche Straße, deutlich schmaler. Auch nur für Fachleute erkennbar an den Verfärbungen im Schnitt. Charakteristisch die Spurrillen am rechten Bildrand:


Schön war's, interessant und spannend, anstrengend auch. 
Auch wenn man verschwitzt und verstaubt, mit anderen Worten "paniert", heimkommt und die Finger teils so ermüdet sind, dass der Schlüssel im Türschloss kaum zu drehen geht, ich würde gern wieder bei einem solchen Projekt mitmachen. 
Es war interessant mitzuerleben, wie eine solche Grabung organisiert und durchgeführt wird. 
Und es ist spannend wie Geschenke auszupacken, denn man könnte ja jederzeit auf einen Schatz stoßen!
Auch lernt man allerhand dazu. Beispielsweise, dass die Römer die kenntnisreicheren Baumeister waren. So konnten sie Dachziegel aus Ton brennen, ein Wissen, das späteren Bewohnern abhanden gekommen war. Denn die Kellerwände waren wie Trockenmauern aus zusammengesuchten Steinen und Geröll zusammengesetzt. Auch Reste vormaliger römischer Bauten der Umgebung wurden mit verwendet. 
Nachhaltigkeit in früher Zeit!

Fast schon mystisch waren manche Momente dort draußen im Niemandsland. Eine Stille, wie man sie in einem so dicht bebauten Ballungsraum sonst kaum haben kann. Ein paar Vogelstimmen, das Rauschen des Windes, gelegentlich ein Flugzeug, das war alles. 

Die gefundenen Scherben, Knochen, etc. werden nun ausgewertet um eine nähere zeitliche Einordnung vornehmen zu können. Das wird dauern.
Was man erkennen konnte war, dass der Keller nicht über Jahrzehnte verfallen ist, sondern im Rahmen eines Ereignisses zum Einsturz kam. Es gab eine seltsam verformte Ecke, die an ein Erdbeben denken lässt. Aber es kam auch viel Brandasche zum Vorschein. Ob das wahrscheinlich darüberliegende Haus abgebrannt ist? Dann hätten allerdings verkohlte Holzreste auftauchen müssen. Und wie mag es überhaupt ausgesehen haben?
Über das Schicksal der Bewohner, wer hier lebte und was am Ende passierte, werden viele Fragen offen bleiben, die mich eigentlich brennend interessieren würden. Vielleicht tauchen dazu irgendwann weitere Puzzlestücke auf, wer weiß.

Zufällig fuhr ich vor einigen Tagen nochmals am Grubenrand entlang. Immer noch wird an der römischen Straße gegraben. Und ansonsten lässt der Kohlebagger sein Schaufelrad am Boden knabbern.