Also ging es zum 4. mal in Folge in die malerische Stadt am Thunersee. Und diesmal mit Verstärkung, denn Helge wollte nach ihrer Inferno-Teilnahme ihren Schweiz-Aufenthalt mit diesem für sie unbekannten Lauf ausklingen lassen. Mein eidgenössischer Ehemann Chris traute sich nach längerer rückenbedingten Abstinenz aufs "Lauf-Parkett" und sein Neffe Andi (CH) war ebenfalls mit von der Partie. Leider musste Helges Mann Andi (D) auf die geplante Nachmeldung verzichten, Rücken...
So lauern wir bei muckeligen 24° am Start. Der Hauptlauf folgt als Abschluss nach mehreren kürzeren Distanzen. Erfreulicherweise zeigten weit mehr als 3.000 Laufbegeisterte ihre Wertschätzung des Veranstalterengagements, neuer Teilnahmerekord. Warum da manche Sponsoren kürzer treten, weiß der (schweizer) Himmel.
Helge ist natürlich in Top-Form dank Inferno-Trainings. Ich eher so lala. Aber wir wollen keine Rekorde brechen, sondern einen schönen Lauf haben.
Andi (CH) und Chris nehmen irgendwo hinter uns Aufstellung.
Zum Auftakt traben wir zur Runde durch den Schadau-Park, der uns einen ersten Blick auf das tolle See-und-Berge-Panorama ermöglicht. Schwager und Schwägerin haben sich hier mehrfach an der Strecke platziert. An ihren Anfeuerungen merke ich, dass ihr Sohn Andi (CH) dicht hinter uns sein muss.
Obwohl Helge nachher behaupten wird, unser Tempo sei ihr flott und herausfordernd erschienen (mir erscheint es nicht so, es IST flott!), steht ihr doch der Sinn nach Unterhaltung. Au wei, ich muss mich leider kurz fassen, mein Atem reicht nicht für Laufen UND Quasseln...
Ein weiteres kleines Highlight folgt, durch/über die Holzbrücke. Kleine Gelegenheit eines Blicks nach hinten. Klar, Helge ist munter drauf, mit ihrem Riesen-Trainingsvorsprung.
Weiter gehts entlang des Aareufers Richtung See. Malerische Aussicht wird uns zuteil. Auch wenn man diese Perspektiven kennt - immer wieder schön. Da ich mich als etwas einsilbig erwiesen habe (bzw. eher musste), nimmt Helge den kommunikativen Faden zu Andi (CH) auf, der uns zum Trio ergänzt. Zwar stöhnt er, dass er kein Gefühl für Distanz und Tempo hat, aber das hindert ihn dennoch nicht daran, sich bald darauf nach vorne abzusetzen. Dass wir hier schon im Mitteldrittel der Strecke sind, baut mich auf. Helge braucht diesen Aufbau nicht, die ist sowas von zackig unterwegs.
Es folgt ein kurzer Abschnitt auf der Staatsstraße entlang des Seeufers. Wir schieben uns an dem einen und anderen vorbei und erreichen kurz vor km 7,5 wieder die Uferpromenade. Ab hier ist es eigentlich nur noch ein einzigartiger Zieleinlauf.
Wir nähern uns durch einen kurzen Fußgängertunnel der Ausgehmeile der Thuner. Im letzten Moment sehe ich Andi(D) am Rand stehen und uns anfeuern. Weiter gehts durch die optisch nicht ganz so ansprechende Shoppingstraße Bälliz. Wie gut, dass wir auf dem letzten km sind, ich muss so langsam an die letzten Reserven gehen, während Helge sicher schneller könnte. Und dann erwartet uns ja noch die Treppe auf den Schlossberg...
Ich sollte an dieser Stelle einflechten, dass wir 3 Tage zuvor eine 8-stündige Bergwanderung im hinteren Lauterbrunnental mit endlos erscheinenden Auf- und Abstiegen absolvierten, die mir am nächsten Tag ungeahnte Zustände in den Beinen bescherten. Und die spüre ich immer noch. Nun weiß ich, was die Klassifizierung "anspruchsvolle Wanderung" im Führer bedeutet!
Im wahrsten Sinne des Wortes "eingeläutet" wird die Treppe von kräftigen Burschen mit riesigen Kuhglocken bzw. Treicheln. Leider gelingt dämmerungsbedingt das Foto der ganzen Gruppe nicht.
Ich muss schon bei den ersten Stufen auf Gehen umschalten, Helge enteilt, ja sie scheint sich richtig wohl zu fühlen auf dieser Stiege. Ich muss beißen, meine Uhr zeigt mir nachher persönliche Rekord-Pulswerte.
Noch am Vorabend schauten wir hier den Teilnehmern des Schlossbergsprints zu, die die 252 Stufen (wir haben hier heute nur einen geringen Teil davon im Programm) teils in atemberaubenden Tempo absolvierten und philosphierten über Technik und Training zu dieser speziellen Herausforderung.
Ich glaube, nächstes Jahr wird es hier auch Teilnehmende aus D geben...
Der Dudelsackspieler beim Schlosstor ist das lebendige Zeichen, dass wir den höchsten Punkt der Strecke erreicht haben.
Nur noch ein kurzes Stück Kopfsteinpflaster vor dem Schloss und eine etwas spezielle Treppe abwärts. Die enteilte Helge wartet hier auf mich. Das muss nun aber nicht sein, da es sie doch einige Sekunden und Platzierungen in ihrer AK kostet!
Und dann kommts...
Der Wahnsinns-Zieleinlauf in Thun. In der wunderschönen Oberen Hauptgasse schallen uns die Anfeuerungen um die Ohren. Wer da keine Gänsehaut bekommt, ist selber Schuld! Gute 100 m dürfen wir dieses Endspurt-Bad genießen und dann ist es auch schon vorbei. Leider.
Ach schön wars! Klatschnass (ich jedenfalls) müssen wir erstmal Luft holen. Andi (D) erwartet uns an der Ziellinie, Andi (CH) und Chris sind schon längst im Ziel. Alle sind wir zufrieden mit den Zeiten. Für mich war es mit 55 Minuten zwar nicht gerade die schnellste hier in Thun, aber dafür war der Genuss länger 😂!
Wir erfreuen uns am diesjährigen Teilnehmergeschenk, einem stabilen Läuferbeutel in reflektierendem Material, der uns sicher noch länger an einen schönen Sommerabendlauf am noch schöneren Thunersee erinnert.
Leider können wir uns nicht mehr lange über den Lauf unterhalten. Während wir nur 10 Minuten Heimweg haben, müssen sich Helge und Andi auf den Rückweg machen. Sie logieren in Mürren, Vorteil dort: Phantastische Aussicht auf die Berge, Nachteil: Nur erreichbar per Gondel, oder harte Bergaufwanderung...
Helges Eindrücke vom Lauf hat sie in ihrem Blog beschrieben.
Meine vorhergehenden Teilnahmen:
2016: Link
2017: Link
2018: Link
Zum Veranstaltervideo 2019 hier entlang: