Montag, 25. November 2024

Widerstände

Nur zwei Läufe in dieser Woche. Das Wetter war eingangs dermaßen "usselig", dass ich mir den Luxus der Lauffaulheit gönnte. Aber dann kamen immerhin noch 29 km auf dem Weg zur 2000'er Marke zusammen.

Dabei kam ich auch einmal mehr am Wegekreuz vorbei, das hier schon wiederholt wegen der speziellen dort deponierten Gegenstände Thema war: Link 1Link 2. Doch außer den üblichen Grabkerzen (die Becher vom Regen geflutet) findet sich nichts Nennenswertes. Kein Brief, die Schlüssel sind  verschwunden.



Sonntag ein erneutes Laufduett ab Treffpunkt mit Heidrun, knapp 18 km. Am Straßenrand eine liebevoll privat dekorierte Baumscheibe. Man mag nur hoffen, dass das Arrangement bis zu den Feiertagen weder verunstaltet noch entwendet wird.


Ein weiterer "Lauftermin" stand auch noch an. Der jährliche Besuch beim Orthopädieschuhmacher zwecks Herstellung neuer Laufeinlagen. Eigentlich ist das Hauptgeschäftslokal der Firma, geführt von der jüngsten Familiengeneration, in Köln. Doch der Seniorchef, längst im Rentenalter, betreibt noch immer aus Freude am Handwerk in seinem Privathaus in einem Dorf eine kleine feine Zweigstelle an zwei Tagen in der Woche für wenige Stunden. Alte Garde eben, rheinische Frohnatur obendrein. Dort ist er allerdings technisch hoch gerüstet, mit Computerscanner, so dass der sonst übliche Fußabdruck mit Formschaum entfällt.

Ich liebe die Termine dort! Mit dem Senior ergeben sich immer wieder muntere Plaudereien. In seiner Datei hat er vermerkt, dass diese Patientin doch wahrhaftig in Barfußschuhen herumläuft! Natürlich stößt er auch diesmal wieder auf diese Notiz und schon haben wir unser Thema. Spaßeshalber ermuntere ich ihn, die Notiz noch zu ergänzen um "Unbelehrbar, widerständlerisch bis renitent", da ich auch weiterhin, allerdings nicht ausschließlich, dieses Schuhwerk trage. 

Seine Meinung: 
Mit guten Schuheinlagen lassen sich zumindest einige Fußprobleme bessern. Das kann er bei mehrjährigen Patienten anhand seiner Scans belegen. 

Meine Meinung: 
Die Fußmuskulatur muss aktiv gefördert werden und sollte nur wo notwendig unterstützt werden. Man sitzt ja auch als Mensch nicht den ganzen Tag auf dem weichen Sofa... 

Wir lassen dem anderen jeweils seine Meinung. Er hat sicher lebenslange Erfahrung, aber ich kenne meine Füße eben am besten. Einig sind wir uns bei der Qualität heutigen Schuhwerks (wo findet man noch wirklich gute Schuhe?) und bei der Scheu bis Aversion vieler Menschen, Schuhe in richtiger Breite zu tragen. Prinzessinnenfüßchen sind in, selbst Männer zwängen sich in zu enge Treter. Wobei sich mir die Frage stellt, warum? Ein Kerl muss doch schließlich fest im Leben stehen, das geht doch nicht mit schmalen Füßchen...😆

Ich erwähne, dass ich sogar Barfußläufer kenne, worauf er mich bittet, seine herzliche Einladung zum Disput zu übermitteln, was ich hiermit tue. 😁

Wir kommen von Hölzchen auf Stöckchen, zu Sinnhaftigkeit und Nutzen neuester Laufschuhtechnik und dem Erleben bei Marathon und Ultra. Der Senior hat enormes Wissen über orthopädisch relevante  körperliche Abläufe, Statik und Wechselwirkungen.
So kann er mir auch mein persönliches Nach-Marathon-Empfinden erklären: Ich habe jeweils nach sehr langen Läufen regelmäßig ein böses Hexenwerk in den Waden. Es fühlt sich an, als sei dort eine ganze Armada von kleinen Gnomen mit Pickel und Schlageisen zugange, hämmert und zwickt in den Muskeln herum, lässt mich kaum zur Ruhe kommen. Für den Senior ist die Ursache klar: Meine Fußgewölbe haben eine leichte Hohlfußkomponente, weswegen die Wadenmuskeln einen Teil der Dämpfung mit übernehmen müssen.
Wieder was gelernt. Wir unterhalten uns wahrhaftig eine muntere Stunde lang, ich freue mich schon auf die Fortsetzung, wenn ich die neuen Einlagen abholen kann!

Keinen Widerstand kann ich einer anderen Sache entgegensetzen. Wegen eines Termins in der Kölner City konnte/musste/durfte ich den ersten Glühwein der Saison am dem Markt der Engel nehmen. Auf diesem Weihnachtsmarkt gibt es das Getränk in speziellen Jahrgangstassen. Man zahlt Pfand und gibt die Tasse dann zurück, oder ..... lässt sich eine saubere Tasse zum Mitnehmen geben. Ich habe inzwischen einige dieser Tassen daheim und benutzt sie das ganze Jahr über. Eigentlich brauche ich keine weitere, aber wenn man dann einmal da ist... Und der noch verfügbare Tassenjahrgang 2023 fehlte mir sowieso noch.

Zudem: Die Dinger werden inzwischen zu teils krassen Preisen gehandelt. Also ist es ja quasi ein investives Geschäft, Widerstand nicht nur sinnlos, sondern kontraproduktiv. 😄

Sonntag, 17. November 2024

Grau bis farbig

Grau in grau ist seit Tagen angesagt. Dazu kühlere Temperaturen. Und endlich komme ich auch wieder mehr in läuferische Bewegung. Dreimal wurden in dieser Woche die Laufschuhe geschnürt.

Samstag mit einer Variante des gemeinsamen Laufens. Heidrun schlug für den längeren Lauf vor, nicht per Auto zu einem Treffpunkt zu fahren. Stattdessen trabt einfach jede von ihrer Haustür zu einem Punkt ungefähr in der Mitte zwischen beiden Häusern, ab dort folgt eine gemeinsame Runde, bevor jede wieder vom Mitteltreffpunkt zurückläuft. Das bedeutet vorhergehend eine kleine Kalkulation, wie lange man wohl zum Treffpunkt läuft, damit die andere nicht unnötig warten muss. Heidrun hat etwa 3 km, ich 2,4. Phase 1 klappt wegen Verspätung meinerseits nicht ganz perfekt. Ganz kurz nach 10.30 Uhr haben wir uns dann gefunden.

Es folgt Phase 2, 8 gemütliche Kilometer durch unsere rheinische "Grauzone".


Phase 3, der Heimweg, macht auch Freude. Ich gehe noch auf Extra-Schlaufen, um auf 15 km zu kommen. Ein lockerer langer Lauf. Und das empfundene Beste: Danach ist der Samstag Nachmittag frei und der lauffreie Sonntag auch wohlverdient. 😀

Beides nutze ich, um für schönere Himmelsstimmung zu Pinsel und Farbe zu greifen. Im VHS-Kurs, den ich derzeit besuche, wurde das Thema "Stadt" vorgegeben. Die meisten nehmen sich den Dom vor. Ich habe eine andere Idee, die Aussicht aus meinem Büro, die ich nach einem Firmenumzug in den letzten etwas mehr als 10 Jahren hatte. Winterabendstimmung bei Sonnenuntergang.

Nun ja, nicht jeder Pinselstrich sitzt. Aber dafür, dass das mein allererstes überhaupt Acrylbild ist, bin ich doch recht zufrieden.

Immerhin ist mein Himmel farbiger als derzeit das Original.😉

Montag, 11. November 2024

Live und in Farbe

Eine Nach-Geburtstagsfeier zieht uns für ein verlängertes Wochenende in die Schweiz. Wir können Herbstwetter von prächtig-sonnig bis nebelgrau genießen.

Zeit für ein Läufchen war natürlich auch. So kann ich sehen, dass bereits Weihnachtsvorbereitungen laufen. Ein Wohnheim für Menschen mit Handicaps bestückt jedes Jahr einen kleinen Adventsweg mit Schaukästen, in denen mit liebevoll gestalteten Rupfenpüppchen in Szenenbildern besinnliche Geschichten erzählt werden. Die Kästen stehen schon, wenn auch noch leer. Wir sind gespannt, was wir diesen Advent dort werden sehen können.

Auf einer Weide posieren Kühe mit wunderschönen Hörnern fürs Foto. Erst später fällt mir auf, dass die ja alle gleich geschwungen sind. Sonst sieht man durchaus krumm oder schief gewachsenen Kopfputz. Ob die extra so gezüchtet wurden...?

Wenn diese Damenriege nun noch Kuhglocken tragen würde, wäre es perfekt! Doch solche Töne schickt die Nachbarweide herüber. Dort allerdings fehlen wiederum die Hörner zur Glocke. Man kann nicht alles haben.😏




Und ansonsten gibt es Kino vom feinsten, live, in Farbe, kostenlos und direkt vor dem Wohnzimmerfenster. 😁













Sonntag, 3. November 2024

Jahresendlauf Athletik Waldniel 2024

Man könnte das Motto dieses Laufs auch mit "All you can run" umschreiben. Es gilt eine 4,2-km-Runde bis zu 12 mal zu absolvieren. Dabei gibt es kein Minimum, jeder und jede nach eigenem Geschmack und Vermögen.

Genau so etwas kommt mir gerade entgegen. Mein Lauftraining seit Berlin war einem ziemlichen Schrumpfungsprozess unterworfen. Und die Grippeimpfung vor 6 Tagen erwies sich als ... umwerfend. Der Impfstoffjahrgang 2024/25 ist nicht meiner. Nach 6 Stunden kämpfe ich mit Fieber, Kopfschmerzen, Schüttelfrost. 2 Tage dauert der Spuk, nichts geht. Eine 8-km-Runde am Donnerstag gestaltet sich saft- und kraftlos. Ein 7'er-Schnitt mit Puls wie beim Sprint.😒

Also nehme ich mir nichts vor. Eine Runde muss aber, zwei wären zufriedenstellend, drei wären gut. Weiter mag ich nicht denken. Immerhin empfängt uns prächtiges Herbstwetter. Das Ernst-van-Aaken-Stadion (im Gedenken an den Sportpabst früherer Jahre und Wegbereiter des Frauenmarathons in Deutschland) ist bereit. Hier sind Start, Ziel und Verpflegung.



Auch Oliver hat den Weg nach Waldniel gefunden. Wir genießen noch kurz den wunderbaren Morgen und schon geht's los für die rund 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, bei zunächst noch arg schattigen 6°.



Kleinkind als Mamabegleitung, nicht die beste Idee

Der Rundkurs ist gefällig. Durch ein paar ruhige Ortssträßlein, über Feld und unter Bäumen entlang führt man uns. Niederrheinische Landschaft halt.






Durch die Hintertür zurück ins Stadion, zugreifen bei der gut bestückten Verpflegungsstelle, und auf zur nächsten Runde. 

Besonders putzig ist der "Berg" zwischendurch, der von den 20 Höhenmetern pro Runde allein ca. derer 12 bietet (sofern meine Polar hier richtig gemessen hat).
Erst einmal das Intro:


Dann wichtige Infos, 200m bis zum Gipfel:


Empathiebekundung zwischendurch:


Halbzeit:

Gleich...

Daaa, der Gipfel ist sogar markiert:


Freeeeuuuude!


Auf der ersten Runde bleibt das Feld noch recht gut zusammen. Man groovt sich ein. Als Rookie hier ist mir das Kennenlernen der Streckenführung wichtig. Aber Verlaufen ist ziemlich unmöglich. Überall sind gut sichtbare Farbmarkierungen angebracht, klar, in PINK 😉, schließlich ist das Vereinsmotto "Flink in pink".
Es fühlt sich gut an. Ich ziehe meine Laufjacke aus, um sie im Stadion abzulegen. Der gerade neben mir fahrende Begleitradler bietet mir an, sie für mich dorthin zu bringen - sehr nett!

Runde zwei. Gut laufbare Sträßlein, griffige Feldwege. Raschelndes Herbstlaub im Sonnenlicht. Nur die ca. 1,5 km lange Passage gegen die Sonne, die mit den entlaubten Bäumen Stroboskopeffekte erzeugt, nervt. Bei km 6 überrundet mich die Spitze... 
Keine Frage, dass ich auf eine weitere Runde gehe, das wären dann etwas über 12 km.

Runde drei. Die Beine senden kleine Ermüdungszeichen. Aber ansonsten spricht nichts gegen weitere Fortsetzung. Zumal nun das Feld schon sehr in die Länge gezogen ist. Ich bin nicht böse um die Gelegenheit, immer mal wieder für mich allein und ohne Beschallung laufen zu können, liebäugele mit einer vierten Runde. Das wären dann knappe 17 km. Klingt gut, bin dabei. 😁


Runde vier. Klar, nun wird es ein wenig "stramm". Aber hey, das gehört doch dazu. Der Puls ist brav und die Beine machen ihren Job.
Am Ende der Runde überlege ich, den Halbmarathon zu vollenden, sehr verlockend! Gegenargument: Das Kuchenbuffet könnte bis dahin geräubert sein...😕
Während ich so grüble, fällt mir plötzlich auf, dass ich soeben bei einer Gabelung über eine komische doppelte pinkfarbene Linie mit Hinweisdreieck gelaufen bin. Zugleich erreichen mich von hinten Warnrufe "Heeeee! Niiiiicht! Hiiiier!" Habe ich doch wahrhaftig im Tunnel die Strecke verlassen! Die netten hilfsbereiten Mitstreiter entschuldigen sich auch noch, dass sie mich sooo nicht hätten überholen wollen...

So gerate ich in eine nette kleine Läufergruppe, mit der ich gemeinsam Runde fünf absolviere.  
Mit Blick auf den Zielbogen gestatte ich mir einen kleinen Sprint und mit einer 2:13'er Endzeit finishe ich den Halben, sogar als Erste meiner AK. 😃


Wunderbar, das hätte ich noch am Morgen nicht für möglich gehalten.
Noch wunderbarer: Es ist reichlich Kuchen verfügbar, aber auch herzhafte Brötchen sind im Angebot! Ich schnappe mir einen Stuhl, setze mich in die Sonne, lege die Beine hoch und genieße die Wärme, Essen&Trinken. 
Ach was geht es mir gut heute. Das Läuferleben kann so richtig schön sein 😄

Ich schaue Chris und Oliver noch eine Weile zu, bis auch sie ihr Pensum als erreicht abschließen, Oliver mit 10 Runden, Chris mit 8. Chapeau!
Wir sitzen noch zu dritt ein wenig in der Sonne, denn Oliver ist zur Siegerehrung geladen ... aber das berichtet er selber.
Lustig ist noch, als eine Frau zu ihm eilt und ihn um Fotografiererlaubnis bittet. Sie möchte ein Foto von ihm machen, besonders ab Oberschenkel abwärts. DAS hat noch kein Kerl bei mir gebracht. 😆😂