Sonntag, 31. Oktober 2021

Solche und solche Geister

Die Nacht der Nächte - wenn man Gespenstisches mag. Ich ziehe einen kurzen Abstecher vor, bei Tageslicht. Und bei muckeligen 14°, und das Ende Oktober!

Die Versammlung putziger Gesellen und Gesellinnen, die ich letztes Jahr zufällig entdeckte, hat sich noch ein wenig vergrößert. Aber ansonsten tut sich eher wenig Dekoratives in dieser Richtung. Meine 3 Fensterbankkumpels haben wenig Konkurrenz zu fürchten.



Hilfe, ihr Arm ist ab!


Nach einem kürzeren Lauf am Vortag heute eine lange Runde. Ich linse immer wieder Richtung Himmel. Freitag hörte ich Flugvögel, doch war zu langsam, um sie zu erspähen. Heute Fehlanzeige, dabei hätte ich so viel freien Himmel über mir zu bieten.


Ohne Sonne wirkt das Herbstlaub eher stumpf. Immerhin gewährt mir eine sehr schöne dreifarbige Katze mit blauen Augen die Gunst, sie bewundern zu dürfen...



16 km sollen reichen heute. Finden meine Beine auch, die sich etwas bleiern anfühlen. Nur meine Sportuhr attestiert mir einen Top-Fitnesslevel. 

Daheim muss ich mich mit anderen Geistern befassen. 
Ich habe nähtechnisch aufgerüstet und mir eine elektronische Nähmaschine gegönnt. Man kann sogar eigene kleine Stiche programmieren, mit einer speziellen Software am PC und Transfer via USB-Stick. Erste Gehversuche klappen, mein erstes Motiv wird ein kleiner Schuh! Kaum habe ich die Software halbwegs im Griff (englisch, Bedienungsanleitung Fehlanzeige) und entwickele schnuckelige weitere Motive, weigert sich die Maschine den Stick einzulesen.
Internetrecherche, Löschungen, Neuüberspielungen vom PC zum Stick, Umbenennungen, Flüche jeder Art - alles erfolglos. 
Kennt jemand eine wirksame Beschwörungsformel?
Ob ich es um Mitternacht zur Geisterstunde nochmals versuchen sollte...?

Montag, 25. Oktober 2021

Abends mit Beleuchtung

Ein kaum zu überbietender goldener Oktobertag! Da muss man einfach raus, auch wenn die anfangs 7° arg frisch scheinen. Aber das spüre ich nach 1 bis 2 km Trab nicht mehr. Ich möchte soviel Sonne wie möglich tanken, also wähle ich meine Route entsprechend. Ich war doch lange nicht mehr auf dem Marienfeld. Und gleich dort ist ja ein alter Freund...

Zunächst quere ich die Storchenwiese. Ein Areal im Nachbarviertel, auf dem Eltern für Ihre Babys einen Baum pflanzen können. Irgendwie regt mich die Pflanzung zu diversen Überlegungen an. Müssen die eigentlich hier wie die Zinnsoldaten aufgereiht stehen? Immerhin scheint man die Spezies seines Baumes wählen zu können.




Bei manchen Bäumen hoffe ich, dass es dem jeweiligen Kind besser gehen möge, als seinem Kumpel hier auf dem Feld.



Ein Baum fällt besonders ins Auge, weil er sogar mit Wasser versorgt wird. Und anscheinend wächst er gleich für 2 Geschwister...


Am Boisdorfer See, künstlich angelegt wie das ganze riesige Marienfeld, glitzert das Sonnenlicht auf dem Wasser, malerisch.




Den Papsthügel trabe ich locker hoch und genieße nur kurz die Aussicht.






Zurück hinunter wähle ich die kleinen Serpentinen entlang der drei Könige. Bestes Fotografierlicht, zumindest für zwei von Ihnen.




Im Gegensatz zur Fernsicht von oben, könnte die Aussicht unten kaum gegenteiliger sein. Aber ich finde, die Abwesenheit von Dingen kann auch ihren eigenen Reiz haben.


Am kleinen Wald rund um den See ereilt mich ein weiteres Wegekreuz. Man müsste sie echt mal zählen. An dieser Stelle lag einmal geografisch der Friedhof einer längst im Tagebau verschwundenen Gemeinde.



Nicht weit von hier wartet mein Freund. Seit Jahren. Treu und brav. Ja klar schaue ich mal vorbei um zu schauen, ob er bereit ist für seinen großen Auftritt demnächst.


Er ist. Und es glitzert sogar auch an ihm etwas im Sonnenlicht.


Doch im Moment ist noch eine andere Saison.


Und ja, auch ich wurde schwach und konnte es nicht sein lassen, mich ein ganz klein wenig einzubringen...


... abends mit Beleuchtung. 😁



Sonntag, 17. Oktober 2021

An Tönnes vorbei zur Walderkundung

Eigentlich wollte ich viel früher los. Aber Dann entdeckte ich durch Zufall im TV die Live-Übertragung des Paris-Marathons! Paris - unser erster Marathon 2012! Klar, dass wir auf dem Sofa erstmal kleben bleiben und manchen Punkt an der Strecke wiedererkennen! Ach war das schön damals, und ein total aufregendes Wagnis. Und es hat sich gelohnt! Auch heute wird der Sieger für seinen Sprint ab km 35 belohnt, mit dem neuen Streckenrekord und dem damit verbundenen Geldbetrag. Zudem seien 60.000 Teilnehmer am Start, verrät der Kommentator, was diese Austragung zum größten Marathon weltweit machen würde. 

Nach so einem Tagesbeginn kann es nur noch locker laufen! Zunächst erledige ich noch einen offenen Punkt meiner Wegekreuz-to-do-Liste: An der Wand eines Restaurants steht Tönnes bzw. Toni (hochdeutsch: Antonius), leider wegen der Verglasung schwer fotografierbar:

Eine kleine Erklärung wird mit geboten:

Wie sehr das katholische Rheinland auch im 20. Jahrhundert noch an seinen Heiligen hängt, zeigt eine kleine mit dem hiesigen Standort, dem "Tönnes-Häuschen", verbundene Anekdote aus den 1950er Jahren:

Eine neue Heiligenfigur des Hl. Antonius, u.a. Schutzpatron des Viehs, war gerade erst wieder in der Wandnische an der Außenwand des Lokals aufgestellt worden. Ein eher Unkatholischer betrat den Gastraum und begann nach dem Genuss einiger Biere dem Wirt gegenüber zu lästern: "Sag mal, was hast du dir denn dabei gedacht, den Ferkels-Toni wieder in die Vitrine zu stellen. Das ist doch Blödsinn, das mit den Heiligen klappt doch sowieso nicht, haben wir doch jahrelang erlebt!" Nach weiteren Bieren zahlt er seine Zeche und kommentiert "Hier hast du das Geld für das Bier, und bestell dem Ferkels-Toni, er könne mich mal." Worauf der Wirt kommentiert: "Mach ich, aber ich garantiere dir, irgendwann kriegt er dich!" Der angetrunkene Gast schwang sich dank der zugeführten Biere mit soviel Schwung auf sein Fahrrad, dass er auf der anderen Seite gleich wieder herunterfiel - mit einer Bauchlandung in die frische Sch.... der Schweine des Wirtes. Der erfreut ausrief: "Siehste, er hat dich ja schon!"

Nach dem GP Bern war ich eine Woche lauffaul: Erst in echt, und dann wegen eines kleinen Infekts. Das schlechte Gewissen nagt an mir, und so laufe ich am Samstag ohne es geplant zu haben, flotte 9 km im Speed wie in Bern.

Heute sollte ein längerer Lauf zum Training der Kondition folgen. Eigentlich übers Marienfeld, doch dann biege ich spontan in einen mir bis dato völlig unbekannten Randwanderweg Richtung Köln ein. Was mir das Kennenlernen eines schönen Waldgebiets zwischen Autobahn und Bahnstrecke beschert. 



Unterquerung der Kohlebahn

Zunächst bin ich ziemlich allein unterwegs. Doch als ich anscheinend im Naherholungsbereich der Nachbarstadt ankomme, treffe ich auf viele weitere Läufer und Wanderer, die hier ihre Kreise ziehen.


Eine Tafel informiert, dass im Wald Frösche, Molche, Spechte und Fledermäuse leben. Während ich mich an der Übersicht orientiere, kommt schon ein hilfsbereiter Läufer des Weges und bestätigt mir meine Lesart des Plans. Hierhin werde ich an warmen Sommertagen sicherlich wieder laufen, so herrlich schattig und grün ist es.

Und ein Pilgerweg ist es obendrein, der Jakobsweg Köln-Aachen:

Musste ich zuvor 150 Höhenmeter auf den Villerücken "erklimmen", darf ich diese jetzt als Abwärtsunterstützung nutzen. Nach wunderbar lockeren 16 km bin ich wieder daheim.

Und nutze den Schwung gleich noch für die Anmeldung beim Königsforst-Halbmarathon in 3 Wochen. Im letzten Jahr hatten wir dort einen schönen Lauf. Das Motto im Forst  lautet "Run green, run happy" und so kann man im Rahmen der Anmeldung gleich einen CO2-Kompensationsbetrag mit aufnehmen. Prima Sache, da bin ich dabei. Zudem gibt es jedes Jahr eine Medaille mit einem anderen Waldbewohner. So etwas liebt mein Sammler-Gen.

 A propos: Da gefragt wurde, was ich mit den Rosskastanien von neulich machte: Bevor sie im Haus dann ganz schrumpeln, hier eine Dokumentation:

Montag, 11. Oktober 2021

Grand Prix Bern (10 Meilen) 2021


Der läuferische Mai findet dieses Jahr im Oktober statt! Genauer gesagt, der Grand Prix von Bern, die schönsten 10 Meilen der (Lauf-)Welt, wie man es hier so schön nennt. Es wurde auf ein coronakonformes 3G-Konzept umgestellt, und so kamen wir auf einen annähernd normalen Laufgenuss.
Aber vorher erlaubt mir bitte einen unbedingt notwendigen Schlenker zu den unglaublichen Zufällen des Lebens. Ich hatte bis zum Vortag 4 Tage Einsatz an einem Kongress (2G) meiner Firma mit 2000 Besucherinnen und Besuchern in Bonn. Abends gab es ein Exklusivkonzert der Kölsch-Band Brings. Sonst zwar nicht ganz meine Stilrichtung, aber nach einem anstrengenden Tag genau das richtige, um müde Geister zu wecken...

U.a. spielten sie "Polka, Polka, Polka", hier zum Nachhören: Link. Ein Ohrwurm, den ich nicht mehr loswurde...

Und was wird hier in der eidgenössischen Hauptstadt am Start gespielt, just in dem Moment, als ich das Start-/Zielgelände erreiche?... Genau, "Polka, Polka, Polka". Wenn das mal kein gutes Omen ist. Der Rhythmus ist zwar minimal zu langsam für flottes laufen, aber sei's drum.

So stehen wir also als multinationales Quintett am Start: Catrina und Kai, Doris, Chris und ich. Man hat die 3 hier angebotenen Distanzen (Hauptlauf 16 km, 4,7 km und Kinderlauf 1,6 km) auf 2 Tage und viele kleinere Startfelder gestreckt. Sicherlich eine Herausforderung, denn Teile der Altstadt und einige wichtige Kreuzungen müssen irgendwie geblockt werden. Was im Endeffekt alles bestens klappt. Auch wenn deutlich weniger Zuschauer an der Strecke sind (kühler Wind am Samstag ist wenig einladend), mit Speakern und Musik an einigen Punkten kommt doch Wettkampffeeling auf, fast wie in alten Zeiten 😀




13°, leichter Wind, bedeckt, trocken - Bern wir kommen!

Die Streckenführung ist wie immer. Zunächst den Aargauer Stalden abwärts, Schwung holen für den ersten Anstieg in die Altstadt hinein. Schon dort sehe ich Catrina und die beiden Herren nicht mehr, sie sind nach vorne entfleucht. Doris' gelbe Jacke blitzt hinter mir noch auf.



Links ein Hotel, von dessen Fenster aus man gleich 3x dem Läuferfeld zuschauen kann. Perfekter geht's nicht. Genau dort logierte übrigens Doris!





Bei mir läufts gut. Anfangs dachte ich zwar kurz, ich sei zu warm gekleidet, aber das gibt sich und später mit zunehmenden Windpassagen passt es. Trotz der 4 Kongresstage laufen die Beine rund, ich genieße die Eindrücke der altbekannten, aber immer wieder schönen Strecke.

Polka, Polka, Polka..... lalala....



Nach der Altstadt geht es nach einem flotten Abwärtsschwung zunächst flach an der Aare entlang weiter. Es rollt! Polkalalala....
3 Verpflegungsstationen sind aufgeboten, an denen entspannte Läufer/innen auf entspannte Helfer/innen treffen:



Falschparker werden eingewickelt

Man beachte die Zuschauerin ganz rechts!

Mit Steelbandrythmen werden wir auf den ersten spürbaren Anstieg geschickt, die Jubiläumsstraße hinauf und weiter durchs Dählhölzli.


Musiiiik!



Am Thunplatz ist gewiss, der höchste Punkt unterwegs ist erreicht. Lieber Familienbesuch, Chris' Schwester Anci, erwartet uns dort. Und nun geht es wieder abwärts mit flotten Beinen.


An einem Begegnungsabschnitt halte ich vergeblich Ausschau nach den anderen 4. Wobei ich nicht weiß, dass wir da nur noch ein Quartett sind...


"Freude" der Autofahrer. Der Stau ist dem Lauf geschuldet, dessen Teilnehmer weiter vorn die Straße queren.


Musiiik! 

Den zweiten zähen Anstieg Richtung Bundesplatz nehme ich laufend, heißa, ja mit Polka im Ohr.... Das sind sonst die Passagen ab km 11, bei denen man die Anstrengung spürt und allmählich das Ziel herbeisehnt.


Erneut geht es durch die Gassen der Altstadt, und nach einem kurzen kleinen Anstieg hinter dem Münsterplatz....




... haben wir erneut die Kramgasse vor uns. Hier kann man sich wunderbaren Schwung holen, bevor der Aargauer Stalden als letzter und bösester Anstieg wartet. Speziell diesen Teil liebe ich dann dennoch wieder: Man weiß, es sind nur noch 2 km und der Abwärtsschwung baut auf. Auch wenn noch eine Steigung lauert, ist es dann schon fast schade, dass danach der Lauf bereits wieder vorbei sein wird.


Doch was ist das? Da steht doch etwa Doris an der Strecke und feuert mich an!?


Sie hatte schon angedeutet, dass sie erkältungsgeplagt unsicher ist, ob sie die ganze Herausforderung durchstehen könnte. Aber dass ihr Lauf dann schon nach weniger als 3 km schlagartig zu Ende sein würde, das konnte niemand ahnen. Ich möchte ihr hier nicht vorgreifen, Konkretes berichtet sie hier..
Für mich heißt es nach einem weiteren Tor den Aargauer Stalden zu erklimmen. Wie immer im forschen Stechschritt. Die ersparten Körner kann ich nutzen, dann auf dem allerletzten km noch einige andere einzusammeln.







Das Ziel erreiche ich in 1:35:48, Rang 9 meiner AK. Ich bin sehr zufrieden, mehrmals war ich hier schlechter, mehrmals leicht besser.
Chris liegt nur 2 Minuten und ein paar Sekunden vor mir. Hätte ich das gewusst, welch einmalige Chance, ihn EINMAL zu überholen... nächstes Mal!
Catrina und Kai haben den Turbo gezündet und ihrerseits Superzeiten erreicht, was auch sie selber hier berichten.
Wir treffen uns (außer Doris) im Ziel, freuen uns über das schöne Lauferlebnis und beschließen den Abend mit einem feinen Essen.
Ach das Läuferleben ist doch herrlich - Polka, Polka, Polka!