Freitag, 30. Januar 2015

Zweckheiligende Mittel

Asche auf mein Haupt - jawoll, ich habe mich unter Vorspiegelung herbeigeredeter Gründe ein wenig gedrückt...  Usseliges Wetter, Shopping mit Mann, Kelleranstrich, Sitzung - achjetztissesjaauchegal.

Da kann dann heute nichts mehr gelten, und auf gehts in den zwar trockenen, aber kalten und von unangenehmem Wind geprägten Tag. Das Bild täuscht ein wenig, sooo dunkel dräuen die Wolken zwar nicht, aber Sofa wäre definitiv gemütlicher.


Zwei Dörfer weiter fallen mir diese lustigen gefiederten Gesellen auf einem Acker auf.
Sind das Hühner? Irgendeine exotische Art? Nie gesehen.

Weiter laufend höre ich von fern seltsame Laute. Sie erinnern ein wenig an Entengeschrei, aber irgendwie wie Ente vor Stimmbruch.


Und dann sehe ich nochmals drei Vertreter dieser Spezies, aufgeregt und gefährlich nah an der Straße entlang rennen.

Was ist denn hier los...?

Bei mir ist auch was los. In Anbetracht des ungemütlichen Windes heiligt heute der Zweck die Mittel.


Das erste Mittel ist diese stylische, formschöne Laufbrille, Marke "Glubschi". Habe ich mir mal vor Jahren beim Discounter gekauft, bin aber sehr zufrieden. Denn so hässlich, wie das Ding ist, so gut sorgt ein innen am Gestell zu befestigender Schaumstoffrahmen dafür, dass möglichst wenig Wind an die Augen kommt und sie zum Tränen bringt. Die Tönung der Gläser bringt zudem ein wenig Aufhellungseffekt, gerade bei Dämmerungsläufen sehr praktisch.
(Und falls jemandem die auf dem Kopf stehende Schrift meines Kopfputzes ins Auge sticht: Das ist falsch herum aufgedruckt, man hat gar keine Chance, das richtig herum zu tragen, c'est la vie).

Doch damit nicht genug. Ein weiteres Teil kommt zum Einsatz. Ich habe es mir im letzten Winter mal im Sale gekauft, für sehr widrige Bedingungen. Da es aber recht schräg aussieht, wie ich finde, habe ich bisher immer entschieden, die Bedingungen seien noch nicht danach und das Teil lag ganz hinten im Schrank. Ich erinnere mich noch, wie ich seinerzeit endlos in der Umkleidekabine grübelte und überlegte...
Aber heute ist es soweit. Kalt plus Wind, das setzt mir alter Frostbeule zu.
In Ermangelung einer körpereigenen biologischen Wärmedämmschicht, die mir bei solchen Bedingungen wie heute nutzen könnte, muss ich halt zum Äußersten greifen. Statt in Schönheit bibbern heute mal lieber häßlich mit persönlich-individueller Note durch die Landschaft steppen.
Et voilà:

Gemeint ist das hüft- bis kniebedeckende Bein-Überkleid. Ein aus doppelter Stofflage und ganz leicht wattierter Innenschicht konzipiertes Utensil zur Erwärmung erfrierungsbedrohter Läuferbeine.
(Die darunter befindliche Longtight setzt natürlich farblich noch eins drauf, aber ich habe gerade keine in rein schwarz).

Na, wie seh' ich aus???
Modell "Jockey, wo ist Dein Pferd?" oder eher "Knickerbocker meets Runner"?



Drehung um 180 Grad:

Dennoch muss ich sagen, ich bin angenehm überrascht. Popo&Co bleiben angenehm warm, das Ding trägt sich superleicht (es sitzt locker umspielend statt eng anliegend) und überschüssige Körperfeuchtigkeit wird über kleine Lüftungsöffnungen abgeleitet. Damit Sprinterbeine ordentlich schwingen können, sind die Hosenbeine in den Kniekehlen sogar etwas kürzer, ein Detail, dass ich allerdings nicht zur Gänze auszuschöpfen vermag.
Für Bedingungen wie heute perfekt. Wäre es nur kalt, aber nicht noch zusätzlich windig, wäre es wohl fast zu warm (selbst für mich).

Ein ausgefallenes, sinnvolles Accessoire in meinem Läuferfundus.

A propos laufen: Ich tat mich ein wenig schwer, mal wieder schneller, als ich eigentlich wollte, und der Windwiderstand machte mir heute nicht nichts aus.
Doch Hauptsache, Phlegmaanfall ist überwunden.

1 Grad, windig, 10,9 km, 1:07:56, (6:13 Min/km), HF 143

Sonntag, 25. Januar 2015

Extrem-Höppemützing

Welch ein sportlicher Tag :-)
Am Morgen nimmt ein neuer Anfall konkrete Form an: Hobbykeller-Vollrenovierung. Erst leerräumen. Ging ja flott.
Dann die Malerarbeiten. Nachdem die Decke rascher ging als vermutet, sind die 2 Wände ein Klacks. Saftig schmatzt die frische auf die alte Farbe. Ist anstrengend, macht aber Spaß. Weil man gleich das Ergebnis seiner Bemühungen sieht, nicht wie manchmal im Büro...

Danach wollte ich eigentlich laufen. Aber sind das etwa Regentropfen an den Scheiben...? Es sind. Und so fallen die Reste des Schnees von gestern schnell in sich zusammen. So wie, ich muss es gestehen, meine Lauflust. Aber wir Läufer sind ja bekanntlich flexibel. Ich wollte sowieso den 3. Teil der European Outdoor Film Tour schauen. Vielleicht ist es Claudi's Sisi-Biking, vielleicht ist es auch der schöne Satz aus der E.O.F.T.: "Abenteuer ist, wenn Kreativität auf Wahnsinn trifft", jedenfalls hole ich mein Trampolin aus dem Keller und mach' dann mal das Höppemützje, und zwar 70 Minuten.

TV hüpfend erleben. Das mit der Optik ist halb so wild, für das erste Bild oben musste ich ganz schön mit der Kamera extra-wackeln.
So darf ich also aktiv-begleitend miterleben, wie ein junger Mann per Rad 100e km durch Kirgisien radelt, eine Bergsteigertruppe einen Gipfel in der Antarktis erklimmt und ein Mountain-Biker irrwitzige steile Berge bezwingt.
Ich muss sagen, so etwas zu betrachten und dabei einmal nicht auf dem Sofa zu sitzen, hat auch so seinen Reiz...
Je länger ich hüpfe, umso mehr muss ich mich allerdings konzentrieren, denn zu nah sollte man nicht an den Rand des Trampolins geraten. Nach 40 Minuten fühlt sich das Ding zudem nicht mehr so leicht federnd an, irgendwie härter werdend. Auch meine Füße melden sich. Ich hoppse barfuß, was den Fußsohlen und Zehen in dieser Dauer nicht so ganz behagt. Aber dennoch, ist mal ganz was anderes. Am meisten Spaß macht es, als die Tour auf den Mont Blanc der französischen Sängerin ZAZ und ihrer Begleitmusiker gezeigt wird, die ganz dort oben mit Kontrabass und Gitarre ein kleines Ständchen bringen:


Die ersten Momente, als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe, fühlen sich etwas eierig an. Aber immerhin, neue PB auf dem Trampolin :-)
Und nun noch rasch die 2. Farbschicht im Keller...

Freitag, 23. Januar 2015

Glänzend gelaufen


Grau lässt grüßen. Das  Bild entstand heute, aber man könnte meinen, es sei November, gerade noch mit solchen Grableuchten am Feldkreuz.
Doch wenigstens ist es um 16 Uhr noch hell, ich finde man spürt schon die wieder länger werdenden Tage.

Ich nehme mir einen lockeren Lauf vor, aber eine aus anderem Anlass angesammelte akute Überdosis Adrenalin lässt mich unruhig laufen. Der Puls geht zu hoch, ich habe kein richtiges Tempogefühl. Erst nach guten 40 Minuten stellt sich der Eindruck ein, jetzt läufts rund. Sogar der Puls geht dann erst ein wenig runter (sonst ist es umgekehrt) und erstaunlicherweise werden die Runden mit den km leicht flotter, obwohl das gar nicht mein Ziel ist.
Aber das ist jammern auf hohem Niveau. Früher, als ich noch jung war (grins) wäre ich ja bei 0 Grad erst gar nicht zum Sport vor die Tür gegangen (außer bei Ski - der Widerspruch fiel mir aber lange nicht auf), geschweige denn mal eben 12 km um den Acker laufen. Oder gar 21, oder etwa 42,195. Das war für mich UN-VOR-STELL-BAR. Erst ganz kürzlich hörte ich ähnliche Sätze und fühlte mich sehr an mich selbst erinnert.
Man muss nur mal probieren, es geht mehr als man denkt...

Glänzend gelaufen ist diesmal wörtlich gemeint.
Ich wurde gefragt, ob ich in meinem Blog ein neues Produkt erwähnen würde.  Normalerweise gehe ich nicht auf solche Fragen ein, aber diesmal interessierte mich das Produkt. Weil die Darstellung auf der Webseite für mich leicht abschreckend rüberkommt („…in USA erfolgreich…“ seit Dschordsch Dabbelju macht mich das misstrauisch), andererseits aber nur 7 Inhaltsstoffe drin sind und nicht die sonst übliche chiffrierte Chemielitanei, keine Konservierungsstoffe, kein Paraben. Also dann doch mal. (Und um es klar zu sagen: Der Test war gesponsert, aber die Meinung blieb frei)
Eucerin Aquaphor. Ist zunächst so wenig cremig, dass sie kaum aus der Tube will. Doch dann ist so ein Klecks erstaunlich ergiebig und geschmeidig. Riecht nur minimal, hinterlässt aber eine glänzende, fettig wirkende Oberfläche.
Ich habe es getestet an der Region rund um die Nagelhaut, die bei Kälte und Heizungsluft trocken und manchmal rissig wird. An Scheuerstellen dank neuer Schuhe an den Fersen sowie am Sport-BH-Rand, der auch manchmal die Haut zu sehr reizt. Ergebnis: Wirkt beruhigend und Hautirritationen klingen rasch ab.
Meine Favoritenanwendung ist, zum Kälteschutz das Gesicht einzucremen. So zäh sie aus der Tube kommt, so gut lässt sie sich verteilen, besser als z.B. meine übliche Nachtcreme. Interessant. Zwar entwickelt Aquaphor keine Wärmflaschenwirkung,  Kälte bleibt Kälte. Aber die Haut ist nach dem Lauf nicht so von der frostigen Luft „angeschmirgelt“ wie sonst. Und sehr erstaunlich: Die Cremeschicht trägt sich gut, es entwickelt sich trotz des „Glanz-Effekts“  kein Fettig-Gefühl oder gar Juckreiz. Letzteren verspüre ich mehr auf der Kopfhaut unter meinem Had-Tuch, wo der Schweiß rinnt.
Nochmals zurück zu den Inhaltsstoffen. Da ich bis auf wenige Grundkenntnisse Chemie-Laie bin, schaue ich mir meist unter www.codecheck.info Details an. Hier gibt es dann allerdings für 3 der 7 Inhaltsstoffe ein „nicht empfehlenswert“. Dies muss jeder für sich werten, denn Produktbestandteile aus Erdöl sind sehr weit verbreitet und auch die seit Generationen bekannte blaue runde Dose kommt in diesem Portal nicht kritiklos davon. Da jedoch Aquaphor für mich nur ein bei entsprechender Veranlassung zur Verwendung kommendes Produkt ist, scheint es mir tolerabel. Bei  täglicher Verwendung wäre ich vorsichtiger.
Zudem denke ich, dass gerade die Haut bei vielen Menschen sehr unterschiedlich ist. Eine Freundin, die die Creme auf ihren Händen erprobte, fand sie schwer aufzutragen, die Wirkung aber gut. Ich finde sie an den Händen gut auftragbar, doch dort stört mich, dass sie lange auf der Hautoberfläche bleibt. Jeder Jeck ist anders, und jede Haut sowieso. Daher macht es aus meiner  Sicht Sinn, bei Interesse selber zu testen.
Proben gibts hier: http://www2.eucerin.com/specials/de/aquaphor/registration.php  
Und ich kann zumindest bei Wintertemperaturen nun immer behaupten, glänzend zu laufen ;-)

Heute:
0 Grad, 12,2 km, 1:18:43, (6:26 Min/km), HF 141

21.1.:
2 Grad, 6,5 km, 41:52, (6:25 Min/km), HF 139

Sonntag, 18. Januar 2015

Pulheimer Staffelmarathon

















Sonntag, 4 Grad, die Frisur sitzt...
... zwar nicht so ganz, aber das stört den wahren Sportsgeist wenig. Auf gehts nach Pulheim, wo wir zu sechst den Staffelmarathon bestreiten wollen, dem wir uns im vergangenen Jahr erstmals stellten. Um es vorweg zu nehmen, das da oben sind nicht meine Waden, und so elegant schwebend kriege ich es auch nicht hin, aber für meinen Teil bin ich später sehr zufrieden.
Einige kleine Änderungen gab es in unserer Staffel: Eine neue Mitläuferin und eine andere Reihenfolge.

Rechtzeitig sind wir im Schulgebäude, wo wir uns vor dem Start etwas im Warmen aufhalten können. Wirklich klasse hier: Genügend Toiletten!
Dichtes Gewusel empfängt uns und wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen. Reichlich Zeit ein wenig zu schnattern, zum Beispiel über persönliche Motivationen beim Lauf. Während ich am liebsten um mich herum schaue, mustert Heidrun intensiv den Boden. Auch scheint die Gesäßbreite voraneilender Mitläufer nicht eines gewissen motivatorischen Potenzials zu entbehren... ;-)

Einige Minuten vor dem Start begeben wir uns zu selbigem. Zeit genug, noch einige Mitläufer näher zu beäugen. Bei manchen wird uns beim Hinschauen kalt. Shorts und T-Shirt - wir fragen uns, was die im Sommer tragen? Aber das kann ja jeder halten, wie er will.








Barbara, unsere neue Staffelkollegin, startet als erste und geht auf die 7,2 km-Runde. Sie ist genau so motiviert, wie sie ihr Outfit sorgsam farblich aufeinander abgestimmt hat.
Mit 45:04 Min setzt sie eine erste Zeitmarke für uns.








Erste Staffelübergabe. Heidrun, unsere sympathische Einpeitscherin Organis- und Motiv-atorin übernimmt und setzt ihre persönliche Zielvorgabe sofort konsequent in dynamische Kraftentfaltung, und zwar nach vorn, um.
Ihr neues Trainingskonzept zahlt sich aus. Sie verbessert ihre Zeit um fast 2 Minuten auf 27:24 Min für 5 km.









Mir ist es wie immer kalt, während ich auf Heidrun warte. Für die fotografische Dokumentation der Staffelübergabe waren wir dann aber zu schnell, denn auch ich hatte zuletzt ja eher ein wenig auf Tempotraining gesetzt.

Dank eines ausgeklügelten staffelinternen Vorwarnsystems kann ich den Mantel zeitnah ablegen und auf die Doppelrunde über 10 km gehen. Landschaftlich keine Offenbarung, man läuft an rheinischem Acker und einer Landstraße entlang, zudem ein Stück durch ein braves Wohngebiet.
Wie immer reißt mich der Schwung der anderen mit und ich sehe sofort eine Pace von 4:30 auf meiner Uhr. Also bremsen, dann DAS kann ich nicht halten!
So laufe ich die ersten 5 km in 26:46 Min, was mir schon ein wenig Sorge macht, ob da nicht nachher ein Einbruch droht. Ich finde auch keinen Mitläufer, an den ich mich anhängen könnte, bin umgeben von Marathonis, Halb-Marathonis und anderen Staffelläufern, die teils in ganz anderen Tempi unterwegs sind. Auch darf ich als dritte unseres Teams den führenden Staffelläufer an mir vorbeischießen sehen, als gäbe es kein Morgen, er ist auch schon Teamläufer Nummer 5! Nun ja, aber der ist auch Jahrzehnte jünger. Jeder läuft halt so gut er kann. Ein wenig frustrierend ist es allerdings manchmal schon, wie locker elfengleich mancher an mir vorbei oder vor mir läuft.
Aber vielleicht war es genau das, was ich brauchte. Denn wider Erwarten kann ich auch in der zweiten Runde das Tempo halten. Nur die kurze Querung im Acker, leicht bergauf und mit Gegenwind lässt mich vorübergehend langsamer werden. Doch dort fehlen mir nur noch 2 km, Augen -virtuell- zu und durch! Ich kann sogar am Ende nochmals kurz beschleunigen und übergebe mit neuer PB von 53:40 (die mich glatt das zeitnahe Abstoppen meiner Uhr verpassen lässt)...


... an Doris. Die ihrerseits ebenfalls alles gibt und hier bereits ins Ziel stürmt.
Auch sie mit Verbesserung gegenüber 2014 auf 32:41 Min für 5 km.







Nach ihr geht unser schweizer Rennass auf seine 10 km. Er kämpft aktuell ein wenig gegen einen Infekt, der ihn nicht in solche Höhen gelangen lässt, wie sie derzeit der schweizer Franken vorlegt.
Seine Zeit von 48:12 Min ist natürlich klasse. Doch die 47:49 Min aus 2014 hätte er gern getoppt.







Letzte Übergabe an unseren Schlussläufer Richard, der nochmals auf eine 5 km-Runde stürmt. Doch auch für ihn ist es nicht ganz der Tag, mit 28:26 Min liegt er über 2 Minuten über seinem letztjährigen Finish.

Aber schlussendlich haben wir unser Ziel, unter 4 Stunden zu laufen, mit 3:55:50 Std gut erreicht, wurden 42. von 58 Staffeln.

Wir hatten einen schönen kurzweiligen Saisonstart. Ich hege ein wenig den Wunsch, meine Pace von 5:22 Min/km auch in andere Läufe mitnehmen zu können, das wärs!


Meine Daten: 4 Grad,10 km, 53:40 Min (offizielle Zeitnahme), (5:22 Min/km), HF 162
Mein Abschnitt kann hier nacherlebt werden.

16.1.:
3 Grad, 7,17 Km, (5:48 Min/km), HF 147 (Intervalle mit ca. 5:15 Min/km)

Mittwoch, 14. Januar 2015

Gar nicht dran denken

Immer noch starker Wind, in der Nacht wurden wir durch ein Gewitter geweckt, am Mittag prasselte Hagel gegen das Bürofenster, Kapriolen.
Als ich aus der warmen S-Bahn kommend gegen den Wind und leichten Nieselregen nach Hause marschiere, kann ich mir gar nicht vorstellen, nochmals zum Laufen rauszugehen.
Aber da hilft nur das alte Hausrezept: Gar nicht erst drüber nachdenken, erst ja nicht hinsetzen, sofort in die Laufklamotten und raus!

Gar nicht dran denken mag ich gerade, in welcher Zeit wir leben. Der Weg vom Büro zum Kölner Hauptbahnhof führte mich an Mengen von Polizeiautos, Mannschaftswagen, Spezialfahrzeugen entlang. Bereitstehende Drängelgitter, einzelne Einsatzkräfte in schusssicheren Westen, Tarnanzuggrün und Polizistenblau dominieren die Gehwege. Der Gang in den Bahnhof hinein führt schon durch Drängelgitterpassagen. Erwartet werden Kögida-(= Pegida)Demonstranten und Gegendemonstranten. Bin ich froh, dass ich hier nicht sein muss, gar nicht dran denken, was hier abgehen könnte.

Gestern im ICE zwischen Mannheim und Stuttgart, die Durchsage, dass ein herrenloser Rucksack auf dem WC gefunden wurde und der Besitzer sich umgehend melden möge. Eine solche Durchsage so kurz nach den Vorkommnissen in Paris lässt einen unruhig werden. Gedanken entwickeln sich, die man gar nicht zu Ende denken möchte. Im Waggon ist es mucksmäuschenstill. Als nach einigen Minuten die Entwarnung kommt, der Besitzer habe sich gefunden, wird die Erleichterung richtiggehend greifbar.
Gar nicht dran denken, was auch hätte sein können...

Wenigstens an eines muss ich nicht mehr denken: Ein neuer Test ergab sehr gute Blut- und Eisenwerte. Erfreulich, dass also so ein Murks wie vor dem Wien-Marathon nicht in Sicht ist.
Da darf sich dann meine bescheidene Schuhriege auf neue Herausforderungen freuen. Die erste am kommenden Sonntag, bei einem kleinen Staffelmarathon.
Nur das hängende Paar ist schon "in Rente". Mit denen bin ich meinen ersten Marathon gelaufen und aus Gründen nicht erklärbarer Läuferinnensentimalität bleiben die als Souvenirs dieses ersten großen Lauferlebnisses da. Gar nicht dran denken, wenn ich mich nicht an so ein Wagnis herangetraut hätte, was wäre mir entgangen!

3 Grad, 6,5 km, 38:25, (5:53 Min/km), HF 142, (Intervalle zwischen 5:30 und 5:15 Min/km)

Sonntag, 11. Januar 2015

Verzückend


Immer noch stürmt es draußen, aber wenigstens ist es überwiegend regenfrei.
Ja sogar die Sonne schaut hinter den Wolken hervor.
So starte ich zu einem langen langsamen Lauf.
Auf freies Feld habe ich keine Lust und suche stattdessen eher den Windschutz des Ortes. Also, ein große Runde rundherum. Mal mit Gegenwind, mal mit Windschatten.





Den Post hätte ich auch nennen können "Rock around the Block", denn da es deutlich kühler wurde, führe ich heute wieder mal meinen Laufrock aus. Was keinesfalls eine schlechte Idee war.






Aber dann gerät mir plötzlich ein anderes Motiv vor die Linsen, erst vor meine biologischen, und dann zücke ich die fotografische.
Mitten im Gewerbegebiet stoße ich auf diese beiden verzückten Gestalten.

Ja, Gewerbegebiet.

Keine falschen Assoziationen bitte.






Auch wenn ...


... das Verzücken hier durchaus um sich greift...









... ist es doch nur die Deko des "Flagshipstores" eines "Hochzeitszentrums" (O-Ton des Hauses).

Ich werfe einen Blick in die Schaufenster, habe aber weder an Braut- noch Abendmode Bedarf. Da der Wind Müßiggang durch sofortiges Auskühlen bestraft, setze ich lieber meine Blockrunde zügig fort.



Langsam sinkt die Sonne und die Dämmerung kommt.
Obwohl sich in meinen Knien leichte Kältestarre bemerkbar macht, nehme ich mir vor, heute 90 Minuten zu absolvieren.
Laufe hier einen großen Bogen, dort eine Straße zweimal, erkunde noch einen Spazierweg zwischen Neubaugebiet und Schnellstraße.
Drehe am Ende noch eine Extrarunde um mein Viertel, um die 90 vollzumachen.

Und ja, Soll erfüllt. :-)



4 Grad, 14 km, 1:31:17, (6:31 Min/km), HF 130

Freitag, 9. Januar 2015

Schön stark

"Wir lieben die Stürme, die brausenden Wogen,
der eiskalten Winde rauhes Gesicht.
Wir sind schon der Meere so viele gezogen,
und dennoch sank unsre Fahne nicht."

Diese Liedzeilen aus einem Liederbüchlein aus meiner Kindheit (hüstel, ja lang ist's her, es war die "Mundorgel", sagt vielleicht dem einen oder anderen Großvater/-mutteraspiranten noch etwas) drängen mir heute permanent in den Sinn, denn es stürmt kräftig. Ich versuche, mich laufend zu erinnern, wie das noch war mit der Beaufort-Skala und den Eselsbrücken:
Wenn sich Gräser bewegen, ist es Stärke X und wenn Bäume schwanken, Stärke Y. Das sind die Anhaltspunkt für uns Landratten, Seeleute machen es natürlich am Wellengang fest. Könnte man heute aber auch an Land, so wie der Wind die Pfützen aufpeitscht. Laut Wetterkarte haben wir Windböen bis 85 km/h, das wäre Windstärke 9. Mir reicht schon die wortwörtliche Übersetzung von Beaufort (was ja eigentlich ein Eigenname ist, in dem Fall aber Sinn ergibt): Beau = schön, fort = stark.
Schön starker Wind also ist das heute. Aber nachdem ich gestern schon nicht rauskam (das war ja wieder kurz-vor-Weltuntergangswetter), dann heute, wo es wenigstens trocken ist. Immerhin der 2. Lauf diese Woche.

Ziemlich große Pfützen, um nicht zu sagen Feuchtbiotope haben sich gebildet und an einem Feldweg weiß ich kaum, wie ich den passieren soll. Letztendlich versuche ich, die erhöhten Grasbüschel als Tritte zu nutzen. Ich könnte zwar als Vorbereitung auf den demnächst anstehenden Tortura-Frühjahrslauf gleich mal mittenrein in die nasse Pracht latschen, aber das hebe ich mir dann doch für den Tag X auf (welcher Teufel mich da wieder geritten hat, mich anzumelden...).

Der Wind kommt im ersten Teil meines Laufs von vorn, und zwar schön stark. Das treibt den Kreislauf kräftig nach oben und mein Tempo eher in die andere Richtung. Aber es tut gut, sich abzuarbeiten und die Beine zu bewegen, die ja fast rostgefährdet sind...

Auf dem Rückweg habe ich dann wie gewünscht Rückenwind. Herrlich! Bisweilen ein Gefühl, als wenn man von hinten von einem Daunenbett angeschubst wird.
Hätte ich doch einen Schirm mitgenommen, ich könnte glatt wie Mary Poppins hoch in die Luft abheben, das wäre auch schön stark :-)
Aber in Ermangelung eines solchen Accessoires muss ich dann doch auf eigenen Beinen weiter.

Dienstag:
0 Grad, 6,5 km, 36:47, (5:42 Min/km), HF 149

Heute:
10 Grad, 9,7 km, 1:00:13, (6:12 Min/km), HF 147

Samstag, 3. Januar 2015

Schnee von gestern

Ich warne mal vor. Die hier gezeigten Bilder sind Schmelzbilder, ziemlich langweilig blau-weiß-dominiert und auch noch ein mittelgroßer Haufen davon.
Ja, alles hat ein Ende (nur die Wurst ...haha), und auch der schönste Schnee schmilzt einmal dahin. Der heutige Blick aus dem Fenster zeigt nur noch triste Reste der Pracht der letzten Tage.
Da zeige ich doch lieber noch die Eindrücke unserer Neujahrsschneeschuhwanderung.
Wir waren in Beatenberg, einem malerisch gelegenen Ort oberhalb des Thunersees. Traumhafte Aussichten und nicht überlaufen. Wohl sind der gedruckte Winterwander- und skiplan schwer mit den Gegebenheiten vor Ort in Einklang zu bringen. Eigentlich suchten wir nach einem Wander- und Schneeschuhweg Richtung Chüematte, den wir nicht finden können. Statt dessen springt uns ein nicht im Plan eingezeichneter 3-km-Schneeschuhtrail ins Auge

Für diesen entscheiden wir uns.
Zunächst heißt es, einen kleinen Familienskihang zu queren. Danach führt der Weg in den Wald.
Zunächst noch breit und mit festem Schnee, den man auch gut mit Wanderschuhen bewältigen könnte.










Die Sonne ist stark hier oben und immer wieder kracht es über uns und kleine Schneeschauer fallen aus den Wipfeln auf uns herunter.



















Im Wald ist es wunderbar ruhig, nur wenige Wanderer begegnen uns. Da sich der begehbare Teil des Weges inzwischen stark verengt hat, treten wir jeweils mit unseren Schneeschuhen aus der Spur, damit die Nicht-schneebeschuhten es einfacher haben. Wie hier üblich, hören wir jedesmal ein "Grüessech" (berndeutsche Form des Grüezi) und "Merci".















Bald verlassen wir den Wald und es ergeben sich beeindruckende Panoramabilder.
Während der ausgeschilderte Weg links schwenkt, entscheiden wir uns, querfeldein einer "wilden" Spur zu folgen, die von Ortskundigen entlang eines Sommerwanderweges gelegt wurde.
Über dem Thunersee ist ein Nebelmeer, das kaum ahnen lässt, wie schön es hier oben ist. wenn man unten in der grauen Suppe ist.




Ich würde ja gern viel öfter stehenbleiben, und einfach schauen. Aber das Geschäftsmodell eidgenössischer Ehemänner (oder zumindest des meinigen) sieht eher vor, dass die Gämsengene den Mann stetig vorantreiben und die Frau hinterherhecheln muss...


Sieht leicht aus, aber im tiefen Schnee und bergauf komme ich  ganz gut ins Schnaufen.




















Und nun zieht es die eidgenössische Gämse auch noch in völlig ungespurtes Gelände...


Das Geschäftsmodell lässt mir keine Wahl.
















Wir gelangen zu einer Alp und können auf einer kleinen Bank rasten. Ich muss konstatieren, dass es in diesem Lande Kühe gibt, die schönere Aussicht genießen dürfen, als ein ziemlich hoher Prozentsatz von uns Käsekonsumenten.


Ab der Alp gehen wir auf einer weiteren "wilden" Spur, die allerdings entlang eines Wanderweges auf einem breiten Waldweg verläuft.
Kurz vor Beatenberg wird der Weg zu einer von Skiläufern und Rodlern genutzten Abfahrt.


















So kommen wir wieder oberhalb des Ortes an und können sehen, dass sich der Nebel inzwischen etwas hebt.














Es wird flach genug, so dass wir die Schneeschuhe abschnallen können.












Der tauende Schnee gluckert munter in wässriger Form zu Tal. Vorboten des dann folgenden Tauwetters.










Ein letzter Blick hinunter, zwischen den Nebelfetzen schimmert nun der See. Da darf ich gar nicht an den ab Montag wieder einsetzenden Alltag denken... :-(



























Donnerstag, 1. Januar 2015

Dem neuen Jahr entgegen


Der Mond steht fast rund am nächtlichen Himmel und strahlt durch die Eiszapfen am Dach auf unseren Balkon.

Es entsteht die spontane Idee, aus dem alten Jahr hinaus und ins neue hinein zu wandern.
So machen wir uns eine knappe halbe Stunde vor Mitternacht auf zum kleinen Aussichtspunkt in der Nähe.




Der Schnee erhellt die Szenerie und wir können leicht ohne Taschenlampe den zuerst steilen Weg hinaufgehen.
Der Hang gegenüber präsentiert sich in malerischer Stimmung.
Wir sind nicht allein, eine weitere kleine Fußgängergruppe strebt durch die Kälte dem Aussichtspunkt zu.
Die Kirchturmglocken beginnen, das alte Jahr auszuläuten.


Gerade rechtzeitig kommen wir oben an, um das neue Jahr zu begrüßen, das vom Schlag der nahen Kirchturmuhr angezeigt wird.
Unter uns steigen die Raketen, aber nicht in solchem Maß wie in Deutschland.

Der mitgebrachte Prosecco lässt sich ein wenig unwillig öffnen, doch dann können wir es begießen.
Alle stehen und schauen, still und nachdenklich. Man wünscht sich ein gutes neues Jahr.

Das neue Jahr - 2015.
Was mag es bringen? Wird es ein gutes Jahr, ein nicht so gutes...?
Wer weiß, wir werden es nehmen müssen, wie es kommt. Und das Beste daraus machen.

Ich wünsche ein schönes 2015, mit Gesundheit, Glück und Zufriedenheit!