Sonntag, 28. Juli 2019

Dem Eifelwetter getrotzt

Solche Wetterkapriolen hat man selten: Unter der Woche hieß es, 40° auszuhalten. Doch heute erwarteten mich zum 2. Testlauf des Monschau-Marathon 16° und Regen! Ich hatte es mir ja frischer gewünscht, aber gleich so...?

Wenigstens kann ich mein Auto vorab am Endpunkt des Trainings parken, dank Rücktransportservice emsiger Vereinsmitglieder für die Laufteilnehmer zum Start! Das klappt hier in der Eifel wie am Schnürchen, ohne App&Co, wer zum Treffpunkt kommt, ist da, man stimmt sich kurz ab, und schon läuft die Kiste!

Schätzungsweise 70 Laufbereite stehen am Originalstart und werfen sich, wieder in 3 Gruppen unterteilt, dem Erlebnis entgegen. Noch ist es halbwegs trocken, abgesehen von Nebelfeuchte und einzelnen Tropfen. Doch am Boden hat der Regen der Nacht sehr viel Nässe hinterlassen und der erste Trailabstieg über Waldboden und Fels erfordert Konzentration.




Das malerische Monschau erwacht gerade, einzelne Gäste sitzen an Frühstückstischen hinter den Fenstern der Cafés. Das Kopfsteinpflaster ist leicht rutschig, und allzuviel Blicke zur Seite wären daher unklug.
Bald sind wir im Wald Richtung Widdau, und die Tropfen werden mal mehr, mal weniger. Wenn sie vom Himmel weniger werden, tropft es garantiert aus dem Laub der Bäume.
In Widdau, bei km 10, erwartet uns der erste Verpflegungspunkt.
Weiter gehts ins Holderbachtal, das über einige km Laufachterbahn bietet, rauf und runter und wieder rauf.
Das Wetter entschließt sich nun, durchzuregnen.

Ein letztes Foto für heute, weitere fallen ins Wasser.
Mich plagt mein Tief des Tages, ich fühle mich schon vor dem nächsten Posten, Brather Höhe bei km 21, arg geschlaucht.
Doch dafür habe ich ein Gel dabei, "garniere" es beim Posten mit Salz und Wasser.
Dies, und die Gewissheit, dass nun die ärgsten Höhenmeter erledigt sind, erfüllen mich mit neuem Schwung. Längst bin ich nass bis auf die Haut. Doch so lange ich mich bewege, ist das ok. Die armen Helfer*innen an den Verpflegungspunkten hingegen frieren trotz Anoraks und Kapuzen dank Eifelwind teils arg.

Wie schon beim Lauf am vergangenen Sonntag laufe ich zwischen Langsam- und Mittelgruppe, also meist ziemlich allein. Aber ich bewege mich eben im persönlichen Wohlfühltempo. Zudem kenne ich die Strecke nun leidlich auswendig. Wie man hörte, sind vor einer Woche Einzelne unterwegs verloren gegangen...

Die sonst so schöne Landschaft verliert bei diesem Wetter etwas an Charme. Weswegen ich den Endpunkt langsam herbeisehne und das Perlenbachtal in einem mich selber erstaunenden Tempo durcheile. Ich weiß, habe ich einmal Kalterherberg erreicht, geht es nur noch sanft abwärts...
Mittlerweile plätschert es kräftig, nicht alle Gullis dort schaffen die Wassermassen. Also versuche ich mich bei jedem herannahenden Auto auf der Hauptstraße in Kalterherberg vor dem Spritzwasser in Sicherheit zu bringen. Was für ein sinnloser Reflex heute...
Der Regen läuft mir in die Augen, ich komme kaum nach mit wegwischen. Auch die Schuhe führen inzwischen Wasser mit sich...

Doch nur noch 3 km, und die schlängeln sich überwiegend durch ein kleines verkehrsfreies Tälchen. Ich laufe kurz vor Schluss auf einen arg erschöpften Läufer auf und sprinte als Gag die letzten 20 Meter, um ihn ein wenig zu animieren. Ist aber auch Ausdruck meiner Freude, das für heute geschafft zu haben. Am Endpunkt treffe ich auf frierende Helfer, die in einer kleinen Schutzhütte auf die letzten Laufteilnehmer warten. Und da kommen durchaus noch ein paar.
Ich bin erstaunt, dass ich mit 3:47 für 33,5 km meine letztjährige Trainingszeit um 12 Minuten unterboten habe. Das war zwar nicht mein Ziel, mag aber den Bedngungen heute geschuldet sein.

Habe ich bisher nicht wirklich gefroren, so setzt das nun sofort verstärkt ein.
Also trainiere ich auf der Heimfahrt das Auto ein wenig, nämlich hinsichtlich der Heizung.
Sie bringt 28° zustande, zuzüglich Sitzheizung.
Hätte mir einer vor 2 Tagen gesagt, wie sehr ich plötzlich Wärme herbeisehne, ich hätte es nicht geglaubt!
Unnötig zu erwähnen, dass zu Hause kaum Regen gefallen ist....

Mittwoch, 24. Juli 2019

Der erste Hahnenschrei

5.25 Uhr - Die Haustür fällt mit einem "Klack" ins Schloss.
Das habe ich bisher auch noch nicht geschafft, zu solch früher Stunde zum Laufen aufzubrechen. Aber die aktuelle Wetterlage treibt halt diverse Blüten (nur nicht im Garten, wo manches vor sich hin dorrt).
Die letzten Reste des ausgewachsenen Muskelkaters des Wochenendes miauen zwar ein wenig, aber darüber lässt es sich locker hinweglaufen.


Bald bin ich im Trott und freue mich  an der Überwindung meines Phlegmas.
Ein solcher Lauf wie heute ist es wert! Kaum lasse ich den Ort hinter mir, dessen Häuser und Straßen die Hitze der letzten Tage getankt haben und nun abstrahlen, spüre ich die Frische des frühen Morgenwinds auf der Haut.
Zwei Katzen sitzen am Straßenrand und beschnuppern sich in aller Ruhe. Einzelnes Hahnenkrähen ist zu hören. Hier und da steht ein Raubvogel über den frisch abgeernteten Feldern in der Luft, auf der Lauer nach unvorsichtigen Mäusen zwischen den Stoppeln.

Es riecht nach Stroh und an den Pferdekoppeln nach der frischen Farbe der Weidepfosten.
Plötzlich wird mir das Grundrauschen der Autobahn bewusst, das sonst im Alltag hinter all den anderen Geräuschen verschwindet.
Weit weg bimmelt eine Kirchenglocke.


Wie wunderbar ruhig und friedlich es doch auch einmal sein kann! Das sind sie, die kostbaren Momente beim Laufen...

Langsam erwacht die Welt um mich herum.
Die Sonne hat sich mittlerweile in voller Pracht über den Horizont geschoben und sofort wird es wärmer. Man spricht von einem bevorstehenden Hitzerekord in unserer Region, über 40° an mehreren Tagen.
Auf solche Rekorde verzichte ich gern.




















Kurz nach 1/2 7 Uhr bin ich zurück. Was tun mit dem angebrochenen Morgen? Ich schnappe mir die Gießkanne, wässere ein paar Pflanzen und schneide noch rasch einige Lavendeltriebe herunter.
Dann wird es Zeit fürs Homeoffice.

Sonntag, 21. Juli 2019

Betreutes Laufen

Ich musste mit mir ringen, ob ich es wage, am begleiteten Testlauf zum Monschau-Marathon teilzunehmen. Zwar war der Frühling lauftechnisch intensiv, doch in den Sommer hinein wurde ich ein wenig ... träger.
Länger als 21 km bin ich seit Mai nicht mehr gelaufen, und dann nun 31...?
Andererseits, ist ja im Trainingsmodus, ich kenne die Strecke und man muss auch mal was wagen.

Als erste wagt meine Kamera mir zu vermelden, dass ihr Akku leer sei. So was Blödes. Also gibt es nur ein Bild vom letzten Jahr zu sehen.

Man trifft sich gegen 9 Uhr auf dem Dorfplatz in Konzen, bei frischen 14°. Fahrgemeinschaften werden eingeteilt und so landen ca. 60 Frühsportler*innen zuverlässig am Startpunkt, nämlich bei km 10,5 der Originalstrecke. Ab hier werden wir den Rest bis zum Ziel laufen, eingeteilt in drei Leistungsgruppen, jeweils mit Guides des TV Konzen. Für mich keine Frage, die langsamste Gruppe bitte.

Und so trotten wir in den Sonntagmorgen hinein. Zunächst ins Holderbachtal, durch schattigen Wald, in den die Sonne ihre ersten Strahlen schickt. Die Luft ist herrlich, wie Druckbetankung mit Sauerstoff!
Nach knapp 10 km gelangen wir auf die Höhe, beim Brather Hof erwartet uns der erste Verpflegungsposten. Jawohl, der Verein spendiert uns sogar 5 Verpflegungspunkte mit Wasser, Schorle, Müsliriegel, Obst, Salz, Traubenzucker. Ich komme ins Gespräch mit einem älteren Läufer, der schon 21 Mal in Monschau teilnahm. Wir stellen fest, dass wir 2012 beide in Paris im Starterfeld standen, ja wer hätte das ahnen können!

Nach einem Becher Wasser fühle ich mich rundum erfrischt und mit neuem Schwung gehts weiter Richtung Perlbachtal, weitere wunderschöne ruhige Passagen, abwechselnd Wald und Wiesen. Einige Wanderer kommen mir entgegen. Inzwischen habe ich mich von der Langsam-Gruppe entfernt Richtung Mitteltempo-Gruppe, von der ich auf ein paar rückwärtige zweibeinig "Ausläufer" treffe. Nach dem kleinen läuferischen Hoch folgt rasch ein kleines Tief, das ich einfach ignoriere. An den Anstiegen lege ich Gehpausen ein, schließlich soll das hier ja Training statt Wettkampf sein. Und ich weiß auch -Streckenkenntnis zahlt sich eben wieder aus-, dass bald Kalterherberg naht. Ab dort geht es länger sanft abwärts.
So erreiche ich km 20 und bin erstaunt, wie verhältnismäßig gut es dann doch wieder läuft! Die Bedingungen sind aber auch optimal, zwar ist es inzwischen wärmer, gegen 20°, doch ein frischer Wind kühlt doch immer wieder optimal.

Ich freue mich auf den nächsten VP beim Leyloch. Planmäßig steht dort die Crew, ich genieße ein Wasser und stecke mir ein Traubenzuckertäfelchen für später ein. Und planmäßig wird nun gegangen, die olle Landstraße hinauf bis Mützenich. Ich bin erstaunt, dass die Steigung nicht so lang ist, wie mir die Erinnerung vorgaukelt. Zackig marschierend gelange ich zum Ortseingang, wo es wieder leicht abwärts geht. Nur das Antraben nach nun 25 km ist, sagen wir einmal, ähm, fordernd...

Doch nun ist es nicht mehr weit, nur noch hinter den Häusern von Mützenich entlang, einmal bergab und eine letzte Trailsteigung über einen felsigen Pfad. Gerade denke ich erfreut an das Honigzelt zurück, das hier beim Marathon steht, und da erwarten uns wahrhaftig nochmals zwei freundliche Damen um Getränke anzubieten.
Also auf zum letzten Stück. Den Trailpfad aufwärts gehe ich und als oben ankommend die Konzener Kirche ins Blickfeld rückt, neben der das Ziel wartet, wollen die Beine nochmals von selber beschleunigen und ich trabe mit 6:11'er Schnitt den letzten km.

Das Wagnis hat sich ausgezahlt, ein wunderschöner Lauf war der Lohn. 31,4 km in 3:44 Std, inkl. 735m Aufstiege. Sogar 10 Minuten schneller als beim Training 2018!
Ich bin sehr zufrieden, und ein netter Muskelkater baut sich bereits auf, der mich sicher morgen noch an den Lauf erinnern wird.
Nächstes Wochenende wird der zweite Trainingslauf angeboten.
Nochmals "wagen"?
Ja klaro!

Bilder gibts ansonsten reichlich aus 2018 zu sehen, hier entlang bitte:
Erstes Training 2018
Zweites Training 2018

Link zum TV Konzen

Donnerstag, 11. Juli 2019

Wie in Omas Wäscheschrank

Die Dysbalancen des Lebens können wirklich gemein sein. Da freut man sich wochenlang und -länger auf den Urlaub, und zack, rums, ist er auch schon wieder vorbei.
Schlimm, das.
Da kann man nur schauen, wie man dem entgegenwirken kann:
Indem man erstens vom ersten Tag an ganz weit weg vom normalen Alltag ab- und den Kopf freibekommt.
Und indem man sich zweitens viele Erlebnisse und Eindrücke einfach länger präsent hält. Optische Eindrücke durch Bilder, olfaktorische Eindrücke durch Lavendel- und Kräuter-der-Provence-Düfte. Letzteres, da uns die zweite Urlaubswoche in die Drôme provencale führte (Schweizer Käse wäre in dieser Hinsicht vermutlich nicht so prickelnd).

Trotz der Hitze kann ich zwei Morgenläufe in französischen Gefilden verbuchen.
Einmal einen kurzen Hügellauf zu einer kleinen Kirche aus dem 12. Jahrhundert.
Und einen weiteren in die Hügel hinter unserer Unterkunft. Wie immer: Hat man sich einmal in aller Herrgottsfrühe aus dem Bett bugsiert, macht es in der frischen Morgenluft nur Spaß!

Läuft man an einem Lavendelfeld vorbei und steht der Wind günstig, hat man wirklich das Gefühl, gerade in Omas Wäscheschrank gelandet zu sein!






Aber der Alltag holt einen gnadenlos ein. Da kann man nur versuchen, im Geiste immer wieder einmal wegzutauchen. Wer mittauchen will, nachfolgend einfach noch ein paar bunte Reiseeindrücke: