Sonntag, 12. Oktober 2025

Trainingsfacetten

Man muss auch mal Wetterglück haben im Urlaub! Wir erleben derzeit das perfekte Herbstwetter im Berner Oberland. Mal fast mystisch, mal sonnig mit strahlenden Farben und buntem Laub.

Da läuft es sich super. Sogar den Kirchhügel, mein persönlicher Fitnessparameter hier, schaffe ich endlich wieder einmal am Stück. 😊

Und sogar während eines Läufchens bieten sich diverse Himmelsstimmungen:










Man kann gar nicht genug bekommen von dieser wunderbaren Stimmung!
In unserer kleinen Gemeinde hier wirft ein Großereignis seine Schatten voraus, in Form von Training! In einer Woche findet das 100-jährige Jubiläum der Viehschau statt. Die Kühe werden schon jetzt geschoren (!), gestriegelt, herausgeputzt. 
Die jeweils auserkorenen Damen der Höfe trainieren ... Glocke tragen!
Das Jahr über kommen hier eher weniger Glocken zum Einsatz, und wenn, sind es kleine Exemplare. Aber zur bevorstehenden Schau werden natürlich die Prachtglocken hervorgeholt und an den Kühen drapiert. Also wird das nun schon jetzt geübt. Ein wunderbares Konzert! Ich liebe diese Klänge. Den Tieren scheint es nichts zu machen. Sie bewegen sich und fressen wie gewohnt, Abwehrbewegungen sind nicht erkennbar. So werden dann demnächst diverse Missen gekürt: Miss Fahrni, Miss Euter, usw. Große Hoffnungen machen sich unsere Vermieter mit dem Stolz ihrer Herde, einer 17-jährigen Kuh, die nun schon 104.000 Liter Milch gegeben hat.
Wir sind gespannt, drücken natürlich feste die Daumen und werden das Ereignis vor Ort verfolgen!





Montag, 6. Oktober 2025

Köln Marathon (2025) als Volunteer

Nachdem es mir im letzten Jahr soviel Spaß bereitet hatte, als Volunteer beim Köln Marathon zu helfen, war es ziemlich klar, auch dieses Jahr wieder mit von der Partie zu sein. Ich wusste ja, was mich erwartet und wie das alles abläuft, da macht die miese Wetterprognose (13°, Sturm, regnerisch) mir das Vorhaben auch nicht madig. Mit 4 dicken Lagen unter dem Anorak ist das stürmisch nasskalte Wetter erträglich. Nur, dass diesmal schon um 6:30 Uhr der Dienst beginnt, (erfordert Aufstehen kurz nach 4 Uhr), ist eine kleine, aber überwindbare Klippe.

So stemme ich mich kurz vor 6 Uhr dem Wind an der Domplatte entgegen und plane, wie schon 2024 die tollste Wärmestube aller Marathons aufzusuchen, den Dom. Soll um 6 Uhr öffnen, tut er aber nicht. Mir bleibt nur der Blick durchs Schlüsselloch in die heimelig beleuchtete Kathedrale. Und die Aussicht, dann ab jetzt bis Schichtende etwa 12:30 Uhr outdoor zu sein. 
Ich kann einen Blick aufs Ziel werfen, wo letzte Vorbereitungen getroffen werden. Ansonsten liegt die Fußgängerzone, durch die ich zum Treffpunkt marschiere, verlassen.

Ich darf wieder an meinem Wunsch-Standort, km 20/Halbmarathon, bzw. km 41/Marathon stehen, an dem man beide Felder je 2x vorbeilaufen sieht. Einmal relativ früh, und einmal dann 1 km vor dem jeweiligen Ziel.

Links ein Stück Dommauer

Zielbereich in "kölnisch rot"

Für "unseren" km 20 bzw.41 sind knapp 50 Volunteers in 2 Schichten eingeteilt. Wir treffen unseren Ansprechpartner und erhalten unsere Ausrüstung: Windjacke, T-Shirt, Wasser und einen Schokoriegel, keine Cap dieses Jahr, dafür einen Regenponcho. Dann gehen wir unseren Abschnitt ab und jeder kann sich seine konkrete Position auswählen. Ich entscheide mich für ein 5-er Team, das einen Fußgängerüberweg über die hier sehr breite Straße (2 x 3 Spuren plus 2 Straßenbahnschienen dazwischen) sichern soll. In umliegenden Bäckereien decken wir uns mit Kaffee und Verpflegung ein, und dann beginnt der gemütliche Teil des Tages, warten und sich warmhalten.

Zunächst startet 8:30 Uhr auf der anderen Rheinseite der Halbmarathon, dessen Teilnehmerfeld wir dann auf der Fahrspur Richtung Westen auf km 2 sehen können. Es gibt noch relativ wenig zu tun und wir feuern das Feld an. Viele leiden unter dem strammen Gegenwind, aber die meisten scheinen guter Dinge. Ich bemühe mich, möglichst viele Sportler mit einem Lächeln aufzumuntern, und sehr oft grinsen, strahlen, lachen und lächeln sie zurück. Einer ruft gar "Danke dass ihr heute bei dem Wetter hier für uns an der Strecke steht!" Sooooo nett! 
2 Teams sehe ich, die jeweils ein Kind im Rolli über die Distanz schieben. Berührend.
Ein Elternpaar am Streckenrand ist besonders hektisch. Ihre Tochter läuft recht weit vorne mit, hat aber irgendwo hier bei uns ihre Startnummer verloren, wie auch das Tracking wohl anzeigt. Nun suchen sie den Straßenboden ab und wollen versuchen, ihr die Nummer dann später auf der Gegenseite bei km 20 zurückzugeben. Ich kann ihnen dafür noch 2 Sicherheitsnadeln mitgeben. Aber ob es geklappt hat, keine Ahnung. Jedoch wird sie mit Sicherheit disqualifiziert, weil ihr Zwischenzeiten fehlen.

Noch führt der spätere Zweitplatzierte das Feld an

Langsam mehren sich die Zuschauer, trotz des unfreundlichen Wetters. Wir haben mehr zu tun mit Menschen, die unbedingt gerade jetzt hier über die Straße drängen, versuchen, ihnen Alternativrouten vorzuschlagen. Viele gehen darauf ein, wissen ortskundigen Rat zu schätzen, andere reagieren verärgert.

Während auf der einen Straßenseite noch immer das Feld der rund 16.000 Halbmarathonis strömt, setzt auf der anderen Seite schon die Spitze zum Finish an. Diesmal in leicht anderer Platzierung. Der spätere Sieger hat sich, wie ich daheim im Stream sehen kann, Zug um Zug an den Führenden herangearbeitet und ihn dann überholt, wird mit einer Zeit von 1:03 siegen.
Ich kann nur einen kurzen Blick auf Hendrik Pfeiffer werfen, der erneut hier für seine Frau Esther den Pacemaker gibt und sie zu neuem Streckenrekord und PB führt (1:07:28). Der Stream zeigt, wie sie erschöpft und von Emotionen überwältigt ihre Leistung kaum fassen kann. Sandra Mockenhaupt finisht als fünfte und nutzt das Ziel zum Fotoposen.

Der neue Führende

Noch in Sichtweite, der Zweitplatzierte

Wir bekommen mehr zu tun, denn nun wird permanent auf beiden Seiten Action geboten. 10:30 Uhr ist inzwischen der Marathon gestartet (rd. 8.000 Teilnehmer), läuft eine Zusatzschleife und trabt bei uns an seinem km 14 vorbei. Mehr und mehr Leute müssen mal eben zur anderen Seite. Unsere Aufgabe ist es, den Läufern ihre Strecke störungsfrei zu halten.
Vor allem Radfahrer, Gottseidank nicht alle, aber manche, sind unwillig. Dabei ist ein quer über die Strecke geschobenes Rad eine große Gefahr, wenn gerade ein Läuferpulk vorbeiströmt. "Ich muss zur Arbeit" wird als Generalabsolution öfter genutzt und dann rücksichtslos die Strecke gequert. Wir kommen teils kaum hinterher.
Die "Queen" des Tages ist eine ältere Dame, deutlich langsam zu Fuß. Sie muss unbedingt zur Philharmonie, sei schon spät dran. Gerade kommt aber das Feld dicht gedrängt vorüber. Das stört sie nicht und sie versucht, den Volunteerkollegen mit ihrer vollen Leibesfülle zur Seite zu drängen. Nur zu zweit können wir sie mit ausgebreiteten Armen stoppen. Zu ihrem eigenen Besten, sie würde mit Sicherheit umgerannt. Dass gegenüber gerade ein Rettungswagen mit Blaulicht länger mitten auf der Strecke steht, ist Mahnung genug, Vorsicht walten zu lassen. Schlussendlich können wir ihr einen besseren Fußweg zu ihrem Ziel, zudem ohne weiteren Läuferkontakt vorschlagen. Mürrisch zieht sie ab.

Links Halbmarathon auf km 20, rechts Marathon auf km 14


Zum Wind gesellt sich zeitweise Regen und wir sind froh über unsere einfachen Regenponchos.
Der flotten Halbmarathonspitze folgen nun Mittelfeld und hinterer Bereich.
Viele, die auf km 2 noch guter Dinge waren, haben nun sichtlich zu kämpfen.
So weit es möglich ist, feuern wir an, was geht, versuchen, manch Erschöpftem den letzten Schwung für die nur noch folgenden 2 Kurven mit auf den Weg zu geben. Wir rufen sie mit Namen und aufmunternden Worten an. Oft gelingt es, ihnen eine kleine erfreute Reaktion zu entlocken. Wohl wissend, wie schlimm die Pein gerade sein kann. 

Einer ist munter drauf, ruft mir zu, dass er doch gern so einen roten Volunteer-Anorak hätte.
Ein anderer grinst bei meinen Aufmunterungsversuchen zurück, greift sich selbst in den Halsausschnitt seines Shirts...und zieht die Finishermedaille hervor! Unglaublich, der läuft noch eine Auslaufrunde!

Leider fehlt in diesem Jahr die Kölner Spezialität, das Haifischmaul des Kölner Eishockeyvereins, durch das man auf die letzten 1000 m ging. Ob der Hai dem Sturm nicht seine Zähne zeigen wollte...?


Immerhin kommt inzwischen die Sonne immer wieder hervor, als wollte sie den Läufern noch einen zusätzlichen Push geben. 


Erfreulicherweise kommt meine Ablösung etwas früher und ich kann zum Bahnhof eilen. Würden wir nicht daheim Besuch erwarten, wäre ich gern noch an der Strecke geblieben.
Von fern kann ich erneut einen Blick auf das Ziel werfen, diesmal deutlich rummeliger als noch am Morgen.



In der Bahn komme ich mit einem älteren Ehepaar ins Gespräch. Selber früher aktive Läufer, nun als Zuschauer an der Strecke. Wir tauschen unsere Eindrücke aus. Der Mann fragt, ob es denn genügend Helfer gäbe, oder ob noch welche gesucht würden. Ich ermuntere ihn, Helfer hat es nie genug, und trotz einiger Strapazen und einzelner schwieriger Zeitgenossen war es wieder ein Erlebnis, bei einem Lauf mal auf der anderen Seite dabei zu sein.
Ich für meinen Teil war sicher nicht zum letzten Mal als Volunteer dabei.😊