Samstag, 28. September 2019

7 Meilen von Zons (Zonser Nachtlauf) 11,263 km

Auch dieses Jahr klappts terminlich beim Zonser Nachtlauf mit seinem speziellen Flair. 10 km im Dunkeln beim Schein zahlreicher Fackeln und Lichter.
Die Nachmeldung ist schnell erledigt und auch das Privileg eines Privatparkplatzes relativ nahe am Start-/Zielgelände dürfen wir erneut nutzen. Viele der anderen 1600 Teilnehmer (inkl. 5-km-Lauf) werden zum Parken auf Felder gelotst.
Ich habe meinen Chauffeur, Taschenträger, Startmotivator und Zielfotograf dabei, mit anderen Worten Chris, der läuferisch aussetzt. Nette Begebenheit beim Warten in der Sporthalle: Aus dunkelheitsbedingten Gründen habe ich das grellste Laufshirt meines Bestands gewählt, das neongrüne vom Syltlauf. Genau darauf spricht mich eine ältere Läuferin an, weil sie seit langem jedes Jahr auf Sylt dabei wäre. Auch für 2020 ist sie schon gemeldet, na dann sehen wir uns hoffentlich dort!😁
Beim Einlaufen beginnt leichter Nieselregen, der dank 17° nicht wirklich stört und auch bald wieder aufhört. Interessante Durchsage für Läufer: Die Herren mögen doch bitte die Toiletten nutzen, statt ihrem Bedürfnis draußen nachzukommen, dies würde sonst die erneute Erlaubnis der Nutzung der Anlage im nächsten Jahr gefährden...
In der Startaufstellung drängelt sich alles eng zusammen, jeder will vorne sein. Im Geiste notiere ich auf meiner To-do-Liste für 2020 eine Nasenklammer, denn die Gerüche sind teils echt nervig und sollen hier nicht näher beschrieben werden.

Punkt 20 Uhr gehts los. Die ersten 200m gilt es, sich freizulaufen. Denn dann kommt schon ein Teilstück, das maximal 2,50m Breite hat, viel zu schmal eigentlich für die rd. 1100 Teilnehmer des Laufs. Doch schon nach 500m wird es besser, es geht zwischen den Kartoffeläckern nach Stürzelberg, wo uns ein erster dörflicher Hotspot mit Fackeln und Applaus erwartet.
Es schließen sich 1,5 km gegen den böigen Wind an. Der zudem landwirtschaftliche Gerüche heranweht, irgendwo in der Nähe muss intensive Kuhhaltung betrieben werden! Es läuft sich gut und inzwischen habe ich reichlich Platz um mich herum.




Dann erreichen wir den Rand von Zons. Die Bewohner der Neubausiedlung haben sich wieder viel Mühe gegeben mit Lichtern, Laternen und vielen Reihen von Teelichtern in Altgläsern. Kuhglocken, Applaus und Anfeuerungen von zahlreichen Grüppchen und Partynestern gibts obendrein. Allein diese Stimmung lohnt schon die Teilnahme, schade, dass sich das fotografisch nicht festhalten lässt! Kurz sehe ich eine Läuferin mit Baby-Jogger vor mir, kann sie jedoch nicht einholen. Oh weh, hoffentlich ist das Kind gut gepolstert, schließlich überlaufen wir auch Kopfsteinpflaster, Naturwege und löcherigen Asphalt!


Mit Laufhalbzeit nähern uns dem alten Stadtkern der mittelalterlichen Zollfeste (Link). Deren Stadtmauer wir einmal umrunden und zudem den Kern kurz queren. Wirklich malerisch ist es. Wer im TV die Serie "Sankt Maik" schaut, wird manche Ecken wiedererkennen. Doch dafür ist heute keine Zeit. Ruckzuck sind wir durch und es geht für 3 km auf das letzte Teilstück, die Zonser Heide.







Ich bin froh, dass es gut läuft, macht mir doch seit Tagen eine Bandscheibe etwas Ärger. Beim Einlaufen horchte ich daher sehr in mich hinein, doch es fühlte sich ok an und jetzt beim Lauf ist nichts zu spüren. Was ich hingegen verspüre sind langsam aber sicher schwere Beine. Ein Stück laufen wir entlang einer Landstraße schon wieder mit Gegenwind. Doch dann geht es auf die letzten 2 km wieder über Feld. Schon bläst der Wind Sambarhythmen heran, eine muntere Kapelle begrüßt uns am Waldesrand und schickt uns trommelnd auf den letzten Kilometer.


Das allerletzte Stück führt außen um den Sportplatz herum. Ich kann noch einige Körner zusammenkratzen und die Beine setzen zum Spurt an. Eine enge 180°-Kurve führt auf die Tartanbahn und zum Ziel.


Chris erwischt mich auf den letzten Metern.
Für jede Dame gibt es eine Rose.
Herren gehen leer aus, gelebtes Gender. 😋
Meine Zeit war mit 1:02 zwar gegenüber einer sub 1 vor 3 Jahren etwas lahm, aber das tut der Freude keinen Abbruch. Im ersten Fünftel der 26 Teilnehmerinnen meiner AK und im ersten Viertel aller Damen, das stellt doch zufrieden. Und um mehr sollte es auch nicht gehen. Und immerhin habe ich die 10-km-Teilstrecke 7 Sekunden schneller als am Wochenende zuvor erledigt. 😆
Zons, immer wieder ein stimmungsvoller und lohnenswerter Lauf!



Sonntag, 22. September 2019

Bedburger Citylauf 2019 (10 km)

Welch ein wunderschöner Spätsommertag! Da macht die Gartenarbeit (mit Spitzhacke und Spaten, 2 Dutzend Pflänzlein wollen in den immer noch trockenen Boden) ansatzweise Spaß.
Der Hauptspaß des Tages folgt am späteren Nachmittag. Erstmals nehmen wir am Citylauf in Bedburg teil, wo ich kürzlich erst ausführlich Gegenwart und Vergangenheit verglich, und die Kornbank entdeckte (Link).
Wir haben uns für den 10-km-Hauptlauf entschieden, 5 Runden à 2 km durch die dafür gesperrte Innenstadt.

Was, da es hier sehr ruhig zugeht, keinen stört und uns Läufern viel Platz beschert.
Der Start liegt am Marktplatz, im Schatten des Rathauses. Eine nette familiäre Angelegenheit mit knapp 170 Teilnehmer*innen für den Zehner, diverse Unterdistanzen laufen schon den Nachmittag über.
Auch Lauffreund Walter sehen wir wieder. Ihn konnte ich ja im Frühjahr in Rodenkirchen hinter mir lassen (Link). Ob es diesmal wieder klappt? Er baut schonmal vor und verweist auf eine Lungeninsuffizienz, die er mit seinem Asthmaspray kompensiert.
Es ist knapp über 20°, dazu kräftiger Wind. Bei unserer Einlaufrunde gegen den Streckenverlauf sehen wir die, die es zu schlagen gilt: Zwei junge Burschen dunkler Hautfarbe, die gazellengleich über den Asphalt pflügen.

Direkt nach dem Start setzt sich Chris nach vorne ab. Auf der einmalig zu durchlaufenden kleinen Extraschleife kann ich ihn noch kurz sehen, und dann ist er weg.
Auch Walter schiebt sich bald langsam an mir vorbei. Nach einem kleinen Wohngebiet geht es kurz durch ein Wäldchen, es folgt eine Umgehungsstraße, bevor wir dann schon bald wieder auf die Einkaufsstraße einbiegen und den Marktplatz zum ersten Mal durchlaufen.
Puh, schnell wird mir klar, was so ein Zehner doch für eine Hetzerei ist!
Dass es auch zackig-schnell geht, sehe ich bei km 2,8, als der Führende an mir vorbeisprintet. Es ist natürlich einer der beiden Burschen, die wir zuvor schon als schnell einschätzten.

Eigentlich gar nicht so schlecht, dieser 2-km-Rundkurs. Man hat rasch ein Gefühl dafür, was man schon geschafft hat. Dafür verliere ich aber genauso schnell die Orientierung, auf welcher der 5 Runden ich bin. Ich schwöre, im normalen Leben kann ich bis 5 zählen!!!
Gottseidank habe ich doch noch eine Uhr am Arm. Meine Polar weilt derzeit im Service wegen fortgesetzter Verweigerung, sich mit dem Netz zu verbinden und zu laden. Eigentlich wollte ich zur Abwechslung ganz ohne Uhr laufen, doch nun bin ich froh, dass Chris mir seine alte Garmin noch rasch aufgeladen hat, so dass ich anhand der Zeit meine Runden nachhalten kann.
Immer wieder kommen inzwischen von hinten Cracks angerauscht. Manche allerdings mit Geräuschen von Schnaufen bis Stöhnen, dass man sich fast Sorgen machen muss. Doch es stehen genügend Posten und auch Sanis an der Strecke, zudem ist gleich bei Start/Ziel das Krankenhaus. Überhaupt sind die Posten hier ausnehmend freundlich und feuern uns auf jeder Runde an!
Bei meiner 3. Zielpassage finisht knapp hinter mir der Sieger mit einer 34'er Zeit. Hm, den habe ich dann doch ziehen lassen müssen. 😵 Dafür ist Walter aber immer noch ca. 30 m vor mir in Sicht. Und ich überhole meinerseits immer wieder einzelne vor mir. Auch einen jungen Mann in Zehensteglaufsandalen, wie sie Volker gern trägt. Ein eigenartiges Geräusch macht er damit.
Endlich geht es auf die letzte Runde! Walter kommt näher, bzw. ich ihm, da er langsamer wird. Hei, das gibt nochmal Schwung. Langsam kann ich aufholen. In der vorletzten Kurve schaut er sich um. Doch was er sieht, gibt auch ihm nochmals einen Push und ich rackere mich vergebens ab, komme nicht mehr näher heran. Ein Stück ringe ich mit einem älteren Herrn, doch auch der kann noch eine Rakete auf der Zielschleife zünden.

Mit genau 55 Minuten laufe ich ein.
Chris ist mit einem 49'er Finish schon wieder in "alten Zeiten" angekommen.
Doch dafür darf ich mich mit dem obersten Podestplatz meiner AK schmücken, hüstel, von 2 Platzierten in dieser Klasse.

Ein schöner Ausklang des Laufsommers war es!
Schon liegen bunte Blätter auf den Straßen. Auf geht es in die Zeit der Herbstläufe durch raschelndes Laub unter den Laufsohlen!

Sonntag, 15. September 2019

Sauser und Nicht-Sauser

Man muss sich seine Herausforderungen suchen. Anstatt immer nur um den heimischen Pudding zu traben, entstand der Wunsch, doch die Ahrathonstrecke einmal mehr abseits des Rennens zu belaufen. Heidrun wollte es wissen, Rückenpatient Chris auch.
Ich verband das Angenehme mit dem Angenehmen und regte einen Stopp beim Winzer an, der jeweils den ersten Verpflegungspunkt des Laufs allerbestens mit Weinen und Snacks ausstattet. So füllen wir erst ein wenig die Leere des Kofferraums mit Grau- und Weißburgunder sowie Blanc de Noir. Chris votiert zudem für ein Fläschlein Sauser, der bei der Verkostung mit perlendem Aroma zu überzeugen weiß.

Solchermaßen "aufgelockert" (Chris und ich, Heidrun muss ja fahren), parken wir das Auto kurz hinter dem Originalstart und traben los.

Das Wetter strahlend schön, was zahlreiche Wanderfreund*innen ebenfalls zu einer Tour auf dem Rotweinwanderweg nutzen.
Im Tal, am schattigen Ufer der Ahr läuft es sich wunderbar. Kühle Luft erfrischt das Läuferherz.
Doch bald geht es hinauf in die Weinberge. Die Sonne knallt herab und wir merken, was wir uns da vorgenommen haben...



Wir sind froh über jede Schattenpassage. Manche Wanderer beäugen unseren Sportdrang. Und bald haben Heidrun und ich deutlich das Gefühl, das ist heute nicht der allerbeste Tag in unserem läuferischen Tun. Ja ich bin nicht unfroh, das sie nicht wie sonst auf die Tube drückt.
Nur der lange trainingsabstinente Rückenpatient enteilt immer wieder, um uns dann an markanten Punkten, Kreuzungen und Wegegabelungen wieder zu erwarten.





Unterwegs erinnern wir uns immer wieder an Dinge während der Laufteilnahmen. Wo wir mal auf XY gewartet haben, wo immer die gute Livemusik gespielt wird, wo es welche Beobachtungen gab. Ganz besonders gedenken wir der legendären Spaghettiröllchen am letzten Verpflegungspunkt in den Weinbergen😋


Vergleichsbild, der Spahettiröllchen-Verpflegungspunkt an gleicher Stelle
Die letzten gemeinen Anstiege zehren. Aber gekniffen wird nicht. Nur die allerletzte Schleife durch den Kurpark fällt aus, da der Park nur gegen Eintritt zu queren wäre. So erklärt sich, dass wir nicht ganz auf 21,1 km kommen, aber dass es 20,8 km sind, ist dafür eigentlich wieder zuviel. Egal.
Wir genießen also noch ein wenig die Flachpassage entlang der Ahr, bevor wir die Fußgängerbrücke zum Dahliengarten mit dem Start-/Zielgelände wählen und uns kurz darauf wie die müden Krieger zum Auto bewegen. Die in Heidruns Kühltasche deponierten wunderbar erfrischenden Getränke hauchen uns wieder Lebensgeister ein.



So ganz zufrieden sind Heidrun und ich nicht mit unserer Performance. Die warme Witterung und ihr Trainingsrückstand erklären da manches.
Ich persönlich hege die Vermutung, dass uns unterwegs einfach der ganz besondere rote oder weiße "Antriebsstoff" der Verpflegungspunkte fehlte. Nach langjähriger Teilnahme ist der Körper wahrscheinlich darauf konditioniert, dass solches auf dieser Strecke kredenzt wird. Einfach nur Wasser aus der Flasche reicht ihm an diesem Ort nicht. Dennoch, es war ein schöner Frühherbsttag, den wir genießen durften.

Die Fachberatung des Winzers bezüglich des Sausers (= Federweißer) und seiner Haltbarkeit ermuntert uns, sofort daheim mir seiner Vernichtung zu beginnen. Denn prickelnder wird er nicht mehr.
Zwar riecht der Trank etwas hefe-artig und daher nicht ganz appetitanregend, doch hat man ihn einmal auf der Zunge, wandelt sich der Eindruck, der Geschmack erinnert an prickelnde Limonade mit Sektkomponente.
Und mit jedem Schluck, der uns das mundende Tröpfchen in die Blutbahn sausen lässt, wird unser kleiner Lauf schön und schöner.
Zwar waren wir nicht gerade die Sauser im Weinberg, doch gegen einen Sauser im Glas gibt es nichts einzuwenden. 😁
Prösterchen allerseits!




























Sonntag, 8. September 2019

Sachen gibts...

Ich suche mir ein neues Terrain für meinen langen Lauf der Woche.
Angeregt durch ein Gespräch im familiären Bereich beschließe ich, einmal Bedburg gründlich zu durchlaufen, wo ich als Kind viel Zeit verbrachte.
Oh je, das ist ein Lehrstück in der Disziplin, wie sich eine Stadt in wenigen Jahrzehnten verändern kann... und nicht unbedingt zum Guten. Der Einzelhandel völlig verändert, Geiz ist geil. Die guten alten Cafés - es war einmal. Das nun vorherrschende gastronomische Angebot ist ziemlich international geworden. Aber nun ja, das Beständige ist der Wandel. Spaßeshalber trabe ich die Strecke des demnächst anstehenden Citylaufs ab, eine 2-km-Runde, die fünfmal zu durchlaufen ist.
Das Wasserschloss steht noch, doch verringert um einen Seitenflügel, für dessen Sanierung des Geld fehlte, da blieb nur Abriss. Wenigstens das gute alte Freibad gibt es noch.




Zuvor hatte ich mich bei Google Maps orientiert, dabei fiel mir folgende "Sehenswürdigkeit" ins Auge:


7x 5 Sterne, ein Ort der "Spirituellen Selbstfindung", mit "super Getränkeauswahl". Na da bin ich aber neugierig...
Und was finde ich vor? Das sind ja Spaßvögel hier...:


Um auf km zu kommen, bietet sich noch ein Stück der alten Bandstraße an, a.k.a. Speedway :terra nova, und noch ein wenig Erftufer beidseitig, mit malerischen Anblicken.





24 km, netter Lauf.

Aber der Hammer des Tages kam erst noch.
Kino, "Der ganz große Traum", ein wunderbarer Film darüber, wie der Fußball nach Deutschland kam. Beim Herausgehen treffe ich eine Kollegin aus früherer Arbeit. Sie stellt mir wiederum die Frau eines anderen früheren Kollegen vor, der mit 79 inzwischen längst im Ruhestand weilt.
Ich bitte sie, ihrem Mann ganz herzliche Grüße auszurichten. Und berichte ihr, dass er mir einmal begeistert erzählte, wie schön doch laufen sei. Wenn man irgendwo hinreisen müsse, brauche man nur ein paar Laufschuhe und ein bißchen was mitzunehmen und könne überall diesen schönen Sport ausüben. Damals, also vor über 20 Jahren brachte ich es maximal auf 5 km am Stück...
Sie möge ihm doch sagen, dass ich nun Marathon bestreite.
Ihre Augen bekommen schlagartig ein Leuchten.
"Sie laufen jetzt noch Marathon?"
Ich bestätige und erzähle kurz.
Sie sagt nur ganz knapp, sie sei auch Marathon gelaufen.
Sie war Deutsche Vizemeisterin, in 2:45.

Ich bin platt.

Sonntag, 1. September 2019

Maare-Mosel-Lauf 2019 (Halbmarathon)

Endlich schaffe ich es, wieder einmal beim Maare-Mosel-Lauf anzutreten, den ich 2012 schon einmal bestritt und der mir als schöner Landschaftslauf in Erinnerung war. Schon auf den 90 Minuten Autofahrt habe ich Zeit, mir Gedanken zum Verlauf zu machen, denn zum Start um 18 Uhr sind immer noch 28°-30° angekündigt!
Gillenfeld, der Zielort, fühlt sich dann auch leicht an wie eine Sauna. Während wir meine Startnummer holen, sprinten noch andere Teilnehmer zu den Bussen, die sie zum Start transportieren. Ich habe das Privileg, dass mich Chris als Chauffeur dorthin fahren wird. Aus Rückengründen nimmt er nicht teil.

Also auf nach Daun, wo uns bereits am Ortseingang ein markanter Punkt des Laufs grüßt, ein 30m hoher Eisenbahnviadukt, den wir später bei km 2 überlaufen werden.
Eisenbahnviadukt, überlaufen...?







Das geht, weil Eisenbahn in dieser Gegend nicht mehr wirklich betrieben wird. Und wo sie nicht der Natur zur Bewucherung überlassen wird, wurde die Trasse zu einem Radweg ausgebaut, der zu großen Teilen auch unsere Laufstrecke darstellen wird.








Das kann man sich dann so vorstellen, wie wir es gleich zu Beginn erleben. Immer wieder finden sich Relikte des Bahnbetriebs an der Strecke, wie alte Signale oder der Bahnhof von Daun oder eben der bereits gezeigte Viadukt. Ich füge meinerseits schon sehr bald diesem Ambiente meine akustische Ergänzung hinzu: Schnell schnaufe ich wie eine Dampflok, denn es geht ständig aufwärts, und dazu diese Hitze! Mein Puls schnellt hoch, höher als sonst, und allzubald klebt die Zunge am Gaumen.



Auf dem alten Eisenbahnviadukt
Gottseidank tauchen wir nach 2 km in den Wald ein, der Schatten tut spürbar gut Und irgendwann nach km 4 erwartet uns nach 70 Höhenmetern der alte Tunnel, 560m wahrlich herrliche Kühle, die neuen Schwung gibt. Wie ich den herbeisehne! Hinter dem Tunnel, keinen Meter zu früh, der erste von vielen Verpflegungspunkten. So ein Becher Wasser tut echt gut!



Nach den Tunnel verlassen wir die alte Bahntrasse. Über Feld- und Wirtschaftswege geht es durch schöne Vulkaneifellandschaft. Noch eine Weile hält die Erfrischung des Tunnels vor, dann nimmt einen die Wärme wieder in Beschlag. Wenigstens gibt es immer wieder ein paar Windböen.






Nach erneuter flüssiger Labsal (Nun weiß ich, warum die Österreicher dies "Labestation" nennen) geht es ab km 7 zuerst rd. 2,5 km auf die obere und dann nochmals rd. 2 km auf die untere Maarrunde. Wir umlaufen das Schalkenmehrer Maar also auf zwei Etagen und genießen reichlich die schöne Perspektive.
Mit dem Schwimmer im See würde ich gern tauschen...











Kurz sehe ich auf meiner unteren Runde, dass auf der oberen gerade das "Besenfahrrad" auftaucht. Damit habe ich dann doch die Gewissheit, dass ich nicht ganz hinten liege. Da es nur rd. 230 Teilnehmer gibt, zieht es sich natürlich auseinander und man verliert schnell das Gefühl für die eigene Position.


In Schalkenmehren scheint ein Liebhaber der Kettensägenholzschnitzkunst zu wohnen. Das ist mir zwei Bilder wert. Auf seinem Selbstportrait hat er sogar die präferierte Kettensägenmarke eingearbeitet. 



Und an der nächsten Kurve, ca. km 12, steht mein Mann! Er hatte sich vorgenommen, nach meinem Transfer gleich wieder zurück zum Ziel zu fahren und mir auf der Strecke entgegenzulaufen. Was ihm einige lockere Kommentare dazu einbringt, entgegen der Laufrichtung zu traben.
So laufen wir also ab Ex-Bahnhof Schalkenmehren zusammen und ich habe einen persönlichen Motivationsfaktor dabei. 😊




Dank Chris gibt es also auch Schnappschüsse von mir unterwegs. Wobei ich deren Herzeigen doch auf die Wiedergabe der positiveren Eindrücke begrenzen möchte 😉, wie beispielsweise diesem doch  recht dynamischen Konterfei, wo es nach rd. 14,5 km auf eine allerletzte Steigung geht. 
Die ganze Zeit des Laufs bin ich hin und her gerissen zwischen Anspruch und Vernunft. Einserseits möchte ich nicht an die Grenzen gehen, zumal bei der Witterung, andererseits will ich natürlich ein zufriedenstellendes Ergebnis landen. Und wenn ich daran denke, dass zeitgleich rund um den Mont Blanc der UTMB läuft, 170 km mit 10.000 Höhenmetern, und dort nun viele Läufer in die zweite Nacht in Folge laufen, dann ist das ja hier gerade mal ein lockeres Jogging...


Eine sympathische Damenband schickt uns mit ihren Rhythmen hinauf auf den letzten Hügel. Langsam schwindet das Licht und es ziehen mehr und mehr Wolken auf. Auch die Temperatur wird erträglicher. 





Ab jetzt nur noch flach! Die letzten 4 km laufen wieder besser, die Beine traben locker.



Nochmals schwenken wir ein auf die ehemalige Bahntrasse. Schon lange vor Erreichen macht die letzte Verpflegungsstation vor dem Ziel musikalisch auf sich aufmerksam. Daran erinnere ich mich noch aus 2012 gut. Diesmal beschwert sich erst Andrea Berg, dass sie 1000 Mal belogen wurde, und dann schickt Helene Fischer ihre Achterbahn hinterher. Zwar nicht ganz mein Stil, aber lustig und jedem Läufer wird Anfeuerung zuteil.



Noch ein paar Kurven und Ecken, und dann ist die schöne Tour durch die Vulkaneifel geschafft. 
Im Ziel ist immer noch gute Stimmung, man wird namentlich begrüßt. Mit 2:12 bin ich zufrieden, habe sogar knapp das AK-Stockerl "erklommen" und hätte in der AK, die ich nächstes Jahr erleben werde, sogar Rang 1.
Ab gehts unter die Dusche, deren fehlende Temperatur mir alten Frostbeule nichts ausmacht, ja nach dieser Tour sogar angenehm ist.
Als ich danach heraustrete, ist draußen alles nass. Es gab wahrhaftig einen Regenguss. Wir erreichen das Auto knapp, bevor ein richtiges Unwetter einsetzt. Als hätten es die Veranstalter geahnt - im Läuferbeutel gab es einen Regenponcho!