Samstag, 27. September 2025

Zonser Nachtlauf - 7 Meilen von Zons 2025

Endlich klappt es wieder einmal mit dem Zonser Nachtlauf! 11 km und ein paar Meter im Dunkeln rund um und in Zons, einem kleinen Ort mit wunderschönem mittelalterlichen Altstadtkern am Rhein. Start um 20 Uhr bei lauffreundlichen 14°.

Ein Lauf bei Dunkelheit ist gerade etwas vorteilhaft für mich. Ich versuchte 2 Tage vorher erneut, nach dem Lauftraining ein paar von ihrer Weide am Ortsrand geflüchtete Hühner einzufangen, damit sie weder Autofahrern noch Füchsen in die Quere kommen. Sonst hat das immer ganz gut geklappt, nur diesmal nicht. Ehe ich mich versehen kann, strauchele ich und der Kopf knallt höchst unsanft auf den Asphalt. Aus einem Riss über der Augenbraue fließt Blut. Sieht so aus wie bei einem Boxer... Ich schlurfe den Kilometer heimwärts und verbringe den Rest des Tages liegend und mit Kühlkissen auf dem Gesicht. Der Cut erweist sich später als halb so wild, die halbseitig zum Schlauchboot geschwollene Oberlippe geht auch bald zurück. Leichte Buntfärbungen zieren Braue und Oberlippe, und die fallen beim Nachtlauf und im trüben Sporthallenlicht kaum auf.

So ruhig und beschaulich Zons sich sonst zeigt, über 750 Teilnehmer beim 11-Meilen-Lauf und noch dazu 653 beim 5-Meilen-Lauf vorher führen zu einem heftigen Autozustrom. Doch es gibt ein personalisiertes Parkleitsystem freundlicher Vereinshelfer, da findet jeder sein Parkplätzchen, und sei es auf den Feldern eines nahegelegenen Hofes. Im Abendrot, fern am Horizont den Düsseldorfer Fernsehturm und eine Rheinbrücke erkennend, streben wir dem Sportplatzgelände zu und holen die Startnummern ab.

Gegen 20 Uhr kurzes Einlaufen und zackiges Einreihen im Startfeld. Es werden zwar Brutto- und Nettozeiten gemessen, aber anfangs geht es über schmale Feldwege und wer sich weiter hinten einreiht, kommt dann kaum voran und wird de facto ausgebremst.


Wir stehen gut und so kann ich mich rasch freilaufen. Kehrseite der Medaille, ich werde ziemlich oft überholt und versuche, mich schmal zu machen. Chris entschwindet nach vorn. Wegen einer Kurve kann ich zurück zum Start blicken und sehe, dass sich da immer noch Läufer auf den Weg machen. Fans und Einwohner stehen Spalier und verabschieden das Feld mit viel Applaus in die Dunkelheit. 
Als erstes geht es nordwärts, dem letzten Abendrot entgegen. Das entfallende Tageslicht erlaubt nur unscharfe Bilder die jedoch ein, sagen wir künstlerisches Eigenleben mit eigenem Reiz entwickeln...


Nach 2,5 km erreichen wir den Nachbarort Stürzelberg. Hier werden alle mit viel Jubel, Fackeln und anderen Beleuchtungskörpern empfangen.
Es folgen wiederum 1,5 km durch dunkles Feld. Hier zeigt sich, wer eine Stirnlampe mit sich führt, ist klar im Vorteil. Gern hängen sich leuchtenlose Läufer daher an strahlende Sportskollegen an. Ich bin sehr glücklich mit meiner neuen Kopflampe, die gibt fast Flutlicht ab und macht die Lauferei komfortabel.
Es duftet herrlich erdig nach Land. Und es beginnt zu tröpfeln.



Nach 4,5 km erreichen wir wieder Zons, ein Neubaugebiet. Wieder viele Menschen am Straßenrand, Jubel, Anfeuern, Lichter - klasse!

Windlichter am Wegesrand


Der Regen ist nur insoweit ärgerlich, als dass wir uns nun der Altstadt nähern und an einigen Stellen über Kopfsteinpflaster laufen. Da heißt es aufpassen und jede anderen Bodenbelagsmöglichkeit vorziehen.
Ich bemerke, dass sich inzwischen ein anderer Läufer an meinem Lichtkegel erfreut. Ein vielleicht 50'er, in grün gewandet. Mal ist er kurz vor, mal neben mir. Klar, hier sind immer wieder Passagen ohne jede Laterne, und zudem manch rumpeliger Untergrund. Da will man sein Stolperrisiko minimieren. Manche wählen auch die Taktik, sich von Stirnlampenlichtkegel zu Stirnlampenlichtkegel im Zickzack weiter vorzuarbeiten. 

Die Rampe zur Stadtmauer, die wir nun zum Teil ablaufen, wird malerisch von Pechfackeln erhellt und beduftet. Ich merke inzwischen, dass die Beine nicht so ganz frisch sind, nun ja, gerade erst von 5 Tagen waren wir ja beim Bedburger Citylauf.

Stadtmauer


Nach 2 Längsseiten der Stadtmauer können wir diesen Wurzelweg verlassen und nun durch eine Zufahrt in die Altstadt einlaufen. Hier ist ein wahrer Hotspot, denn Schnellere kommen uns von ihrer Altstadtdurchquerung hier schon entgegen. Wieder Musik und Jubel. Und ein Wasserstand, an dem ich kurz zu einem Becher greife.



Zonser Altstadt

Die Altstadt selber ist leider eher ruhig, Kerzenschein wäre gerade hier schön. Aber egal, man kann sich auch am Anblick der netten Gassen erfreuen. Es folgen noch ein paar Fanposten und Applaus, dann verlassen wir den bebauten Bereich und laufen auf dem Radweg einer Straße. Der Grüne klebt nach wie vor an mir.
Wegen der Laufveranstaltung nötiger Straßenquerung hat die Polizei kurzerhand die Zufahrt zum Ort komplett gesperrt. Zur "Freude" mancher Autofahrer.


Autostau
Auf dem Radweg ist wiederum eigene Beleuchtung extrem hilfreich, erkennt man doch so Löcher und Unebenheiten im Asphalt bestens. Ich laufe zunehmend in ein läuferisches Loch, die Beine werden schwerer, die Pace sinkt. Aber es ist ja nicht mehr weit. Schon mehr als 8 km sind geschafft, der Regen hat aufgehört. Und da wird es mit dem Rest ja nun auch noch werden!
Aus der Ferne höre ich Sambatrommeln. Das ist die Markierung des letzten Kilometers. Nicht mehr weit!
Die grüne Klette nutzt auf diesem völlig unbeleuchteten Feld gern weiterhin meinen Leuchtenkomfort.

Samba!
Bei der Sambagruppe angekommen überlege ich. Wir laufen nun noch wenige 100 m an einem Waldrand entlang. Dann biegt man abrupt nach links ab auf einen unebenen Fußweg in Richtung Stadion. Dort ist Überholen schwierig. Ich gebe zaghaft Gas, der Grüne fällt zurück. Na das wäre doch ein kleiner Abschlusserfolg... Ich renne, was die Beine hergeben, nichts Grünes in Sicht, aber Umdrehen mag ich mich auch nicht.

Stadion in Sicht

Entlang des Kurvenradius' laufen wir noch außen am Stadionrund entlang, biegen dann auf eine parallel zur Zielgeraden verlaufende Aschenbahn ein. Vor mir eine langsamere Läuferin. Ich kann sie vor der nun folgenden engen 180°-Kurve überholen, biege ein auf die Zielgerade. Da! Da fliegt da etwas Grünes an mir vorbei in einem Tempo das ich nicht mehr drauf habe. Klar, hier ist ja reichlich Beleuchtung😏 Zack, wusch, weg ist er, wenigstens danke hätte er sagen können.




Ich laufe mit einer 1:05 ein (71. von 268 Damen), meiner langsamsten Zeit von 4 Teilnahmen hier in Zons. Aber egal, Hauptsache dabei gewesen, Spaß gehabt und alles gegeben. Bei meiner besten Teilnahme mit einer 59'er war ich ja auch 9 Jahre jünger. Chris freut sich seinerseits über eine 59'er Zeit.
Damen bekommen eine Rose, Herren die Ehre der Teilnahme.


Doch halt. Es gibt ja eine Siegerehrung mit Podium für alle AK's. Schaun mer mal...😊
Die Ehrung startet erst nach Ankunft aller Teilnehmer. Aber in der warmen Sporthalle lässt es sich gut bis dahin aushalten.
Und wahrhaftig werde ich als AK-Dritte nach vorn gebeten. Ich bekomme ein Handtuch und Duschgel. Das erfreut das Herz und so machen wir uns zufrieden auf den Heimweg. 
Bis auf ... unser Auto. Wir müssten tanken, doch die Elektronik öffnet den Tankdeckel nicht. Energiebewusst kriechen wir mit den letzten Tropfen heimwärts, ein wenig Elektrik können wir auch noch nutzen. Wir erreichen das traute Heim, doch auch da verweigert unser Blechle weiterhin ordnungsgemäßes Öffnen des Tankdeckels, selbst die Notentriegelung will nicht. Sachen gibts.😠
Eine bessere Sache wird es aber auch geben: Nächstes Jahr feiert Zons seinen 50. Lauf. Der Termin wird fett im Kalender stehen!😀

Sonntag, 21. September 2025

Citylauf Bedburg (10 km) 2025

Was für ein Läufertag!

Schon seit Samstag Abend fühlte ich mich wie in einer Parallelwelt. Wie wäre das, jetzt in Berlin zu sein? Wie war die Marathon-Expo? Wäre die Nervosität schon so schlimm wie sonst? Könnte man schlafen? ...

Sonntag Morgen fand natürlich vor dem TV statt. Man kann nicht abschütteln, wenn man fünfmal in Berlin gelaufen ist, im Geiste bin ich dabei! Aber ein Stück weit freue ich mich, dass es nur im Geiste ist. An die 60.000 Läufer, was für eine Masse! Und dann 26° am Mittag, so eine Hitzeschlacht! Rekordträume der Spitze müssen sehr schnell aufgegeben werden, was zählt ist durchkommen.


Da haben wir es im Rheinland bei bedecktem Himmel und 16° doch läuferfreundlicher. Also flugs ab zum Citylauf nach Bedburg und nachgemeldet für den 10-km-Hauptlauf am späten Nachmittag. Der Tarif beträgt laut Ausschreibung 11 EUR für den Lauf plus 2 EUR Nachmeldegebühr.
Macht 14 EUR.
Ähm, ja so geht jedenfalls Bedburger Mathematik. Die zuständige Vereinsdame ist irritiert nach meinem Veto, deutet auf die ausliegende Preisliste (da steht die 14), eine andere Nachmelderin bestätigt allerdings meinen Einwand. Kopfkratzen. Aber schlussendlich, der rührige Verein bietet ja auch den netten Nikolauslauf und den Silvesterlauf an, für kleines Geld, also lassen wir das auf sich beruhen.

Ab in die Startaufstellung am beschaulichen Marktplatz, mit gut 160 Gleichgesinnten.

Ich bin ziemlich unsicher, wie das heute werden soll. Unter der Woche hatte ich ein kleines Drilltraining mit Heidrun. 4x 2000m in 5:40, dazwischen 2 km Trabpause. Ich musste nach dem zweiten Intervall passen, war platt wie eine Flunder. Während Heidrun das Soll preussisch diszipliniert erfüllte, betätigte ich mich in Sachen Tierrettung. Wir liefen um die Hühnerweiden hinter meinem Viertel und als Heidrun davonzog, sah ich mehrere Hühner auf der falschen Seite des Hühnerweidezauns. Eins zu allem Überfluss auf der Fahrbahn des Kreisverkehrs der Umgehungsstraße unseres Ortes. Ein Sattelschlepper nahte und ich fühlte mich bemüßigt die Eierproduzentin dort zu ihrem eigenen Besten fortzujagen. Es gelang, und darüber hinaus noch der Fang mehrerer weiterer Abtrünniger inklusive Rückverbringung auf die Weide.

Aber zurück nach Bedburg. Die 10 km bestehen dort aus 5 Runden à 2 km. Zunächst ein Stück entlang der Hauptstraße, dann durch ein ruhiges Wohngebiet, entlang einer Kreisstraße und über die Geschäftsstraße erneut zu Start/Ziel, mit erstem von 4 weiteren Zieldurchläufen. Nur geringe Höhendifferenzen.




Ich suche mir als erstes Bremsläufer, möchte keinesfalls zu früh mein Pulver verschießen. Meine ursprüngliche Sorge, bei dem böigen Wind zu frieren, verflüchtigt sich rasch, bald bin ich auf angenehmer Betriebstemperatur.
Wie nicht anders erwartet, zieht sich das Feld bald auseinander. Schon in der zweiten Runde überholt der Führende, begleitet von 3 Radlerinnen. Bald verliere ich den Überblick, ob Überholende Überrundende sind, zudem preschen Staffelläufer vorbei. Aber ist ja auch egal. Da ich relativ weit hinten gestartet bin, kann ich sogar hier und da selber überholen, das gibt Motivation.


Ich nutze die Gelegenheit, mir die Häuser etwas näher anzusehen. Als Kind war ich öfter hier, da die Großeltern hier lebten. Aber in den letzten mehr als 50 Jahren hat sich doch viel verändert. Auf dem Spielplatz steht heute ein Eiscafé, die Zoohandlung gibt es nicht mehr, das Traditionscafé auch nicht. Und manche Läden stehen leer. Schade.

Im Stillen bin ich verwundert über mein Durchhaltevermögen. Runde 2 ist erledigt und ich kann gut unter 6 Min/km bleiben. Ob das so durchzuhalten sein wird...? Das wäre ein prima Erfolg.

Beim erneuten Zieldurchlauf ist es schon ruhiger...

Auf meiner dritten Runde überhole ich einen sehr langsamen Lauf-Geher in Radbegleitung. Das Besenrad? Ich weiß es nicht. Eher bin ich damit beschäftigt, in meinen Körper zu lauschen. Doch außer normaler Anstrengung ist alles gut. Nicht mehr die rostige Ritterrüstung. Ach wie ich mich darüber freue!😅 Ja noch schöner, ich bekomme sogar einen negativen Split auf der zweiten Hälfte hin, mit Zeiten nur knapp über 5:30 Min/km. Herrlich!

Auch wenn für mich nach der vierten Runde gern der Lauf zu Ende hätte sein können, ich renne auch noch die fünfte!
Vor mir läuft schon geraume Weile eine jüngere Frau. Ich lasse mich ziehen, aber auf dem letzten halben Kilometer gibt sie Gas und ich komme nicht mehr mit.

Bei der fünften Zielankunft ist es kein Durchlauf mehr, sondern ich darf auf die rechte Spur und ins Ziel einlaufen.

Wie wunderbar, 57:32 netto, und AK-Erste (ok, zugleich AK-Einzige). Damit hätte ich kaum gerechnet. Chris freut sich über seine 52er-Zeit.

Diese Woche gibt es erneutes Drill-Training.
Und Freitag wäre dann dieser nette 7-Meilen-Abendlauf... 😁

Montag, 15. September 2025

Machen 4 Schwalben einen Sommer?

Jetzt muss es doch mal medizinisch werden.

Seit gut einem Jahr plagt mich nämlich ein Problem. Seitdem ich Cholesterinsenker nehmen muss, setzte eine Nebenwirkung ein. Gottseidank nicht die oft erwähnten Muskelkrämpfe und -schmerzen, aber Laufen fiel einfach schwer. Ein Gefühl, wie in einer rostigen Ritterrüstung zu rennen, also irgendwie noch gegen einen zusätzlichen Widerstand arbeiten zu müssen.

Zuerst dachte ich, ok, das Alter, oder mal eine schlechte Laufphase, die aber endlos war. Auch Muskelkater nach dem Lauf war irgendwie größer und zäher. Die Hausärztin sagte nur, das hätten ihr andere Patienten auch berichtet. Also verdichtete sich mein Verdacht.

Was tun?
Ernährungsänderung würde keine Änderung bringen, denn veranlagungsbedingt habe ich immer schon grenzwertige Pegel. Nun stiegen die aber doch zu hoch (Das Alter mal wieder...?)😶  Andererseits - es hat ja schon einen Sinn, das Cholesterin zu limitieren. Mein Vater starb an einem Schlaganfall. Träfe es mich in seinem Alter, hätte ich noch 5,5 Jahre. 😣

Vielleicht gewöhnt sich der Körper ja...? Also trabte ich missmutig in meiner rostigen Rüstung vor mich hin. Aber ehrlich, Freude am Tun ist anders. Umso mehr freute es mich, dass wenigstens bei meinen wenigen Volksläufen des Jahres, z.B. beim 6-Stunden-Lauf Bönen oder zuletzt beim Montelino noch ganz gute Ergebnisse zustande kamen. Anscheinend können dann immerhin doch die Glückshormone etwas gegen das Elend an. 

Aber mit der Gewöhnung war es nichts. Mit sinkendem Laufspaß gingen auch meine Laufumfänge zurück. Immer öfter meckerte auch meine Pulsuhr sinkenden Fitness-Level an. Ja klar, hat ja auch Gründe.

Beim Jahres-Check schilderte ich dem Kardiologen die Lage. Er fährt begeistert Bike (jährlich wird der Mont Ventoux bezwungen) und riet, es doch mal mit dem Rad zu probieren. Mh, ich mag Radfahren nicht sonderlich. Mir reicht es schon, wenn ich bei ihm schon für das Belastungs-EKG aufs Rad muss.... 😵
Schlussendlich verordnete er mir zögerlich ein anderes Medikament mit anderen Wirkstoffen. Das allerdings noch nicht so lange am Markt sei. Letzteres war wohl auch der Grund für den 15-fachen Preis im Vergleich zum vorherigen Mittel. 

Ich war sehr gespannt...

Nach 8 Tagen der Umstellung plötzlich ein Silberstreif am Horizont.
Der Lauf fühlte sich anders, besser an.
Der nächste Lauf, 18 km, gelang auch locker.
Zwei weitere Läufe ebenfalls.
Erst jetzt fällt mir auf, wie groß der Unterschied ist. Es ist nur noch "normale" Anstrengung angesagt, der "Maschinenraum" muss eben arbeiten, Kreislauf, Atmung usw. Das kennt man. Aber die Beine arbeiten brav und ohne diese weitere zähe zusätzliche Anstrengung, wie in den letzten Monaten erlitten.  Verrückt, wie dann laufen wieder Freude machen kann. 😀

Nun hoffe ich natürlich, dass damit die Malaise durch ist. In 8 Wochen werden die Werte wieder gecheckt.

Drückt mir die Daumen, für weitere Schwalben und einen wiederkehrenden Läufersommer! Und dass das teure Zeug sein Geld wert ist!

Sonntag, 7. September 2025

Köln Triathlon 2025 (als Volunteer)

Nach meiner Volunteer-Premiere 2024 beim Köln Marathon wollte ich dieses Jahr meine Dienste auch beim dortigen Triathlon einbringen. Ich war neugierig, wie sich diese Sportart live vom Streckenrand aus darstellt.

Also endete die Nachtruhe um 5 Uhr, per Bahn rollte ich einem wunderschönen Sonnenaufgang entgegen. Noch war es ruhig in Köln, bis auf die Sportler, die auf dem Weg zum Schwimmstart waren.



Im Vorfeld hatte ich mir Strecken- und Geländepläne des nunmehr vierten Köln Triathlon angeschaut, auch das digitale Teilnehmerbriefing. Danach war ich erst einmal ratloser als vorher. 3 Distanzen (Sprint, Mittel- und olympische Distanz) mit zusammen weit über 3.000 Startern würden unterwegs sein. Zwar zeitversetzt, aber später dennoch sich auf der Strecke teils vereinend. Und was die Teilnehmer da alles beachten müssen: Überholverbote, enge Kurven, Kopfsteinpflasterpassagen. Als Radler unterwegs mal eben eine Extra-Schleife auf der Strecke einlegen, Runden und Besuch(e) in der Penaltybox selber zählen. Klingt leicht, aber wenn man unterwegs im sportlichen Tunnel steckt...😐

Die Strecken liegen reizvoll:
> Schwimmen rheinabwärts mit Blick auf die Altstadt - wenn man dafür Muße hat. (Übrigens ist Schwimmen im Rhein in Köln neuerdings verboten, man darf nur bis zum Knöchel hinein)
> Radeln über den Rhein und an der anderen Seite in den Kölner Norden.
> Laufen auf der "Schäl Sick" mit Panoramablick zur Altstadt und dann über die Hohenzollernbrücke zum "Abklatschen" am Dom, je nach Distanz mehrmals zu durcheilen. 
So weit so gut, aber kann man da den Überblick behalten? Ich war sehr gespannt.

blau=schwimmen, grün=radeln, rot=laufen

Dreh- und Angelpunkt ist das Areal des Tanzbrunnens. Dort sind Wechselzonen und Ziel.
Und Treffpunkt für meine Volunteergruppe. Wir bekommen unsere Kleidung sowie ein kleines Frühstück im Helferzelt, wo wir uns auch später jederzeit verpflegen können, so man denn Zeit hat. Dann erklärt man uns unsere heutigen Jobs: Fußgängermanagement an einer Querung der Radstrecke und an 2 Punkten bei den Läufern. Also dafür sorgen, dass keine Besucher die Sportler stören, wenn sie die Strecke überqueren, ihrerseits aber zu den gewünschten Zuschauerpunkten gelangen können.




Bevor es richtig losgeht, komme ich mit einem jungen Inder, einem Brasilianer und einer Russin ins Gespräch. Da sie nicht alle gut deutsch sprechen, unterstütze ich sie mit englischer Übersetzung unserer Anweisungen. Es ergibt sich eine interessante Plauderei. Die Russin ist wie ich 2024 in Berlin gelaufen, plant für 2026 ihren ersten Triathlon, eventuell in Österreich. Der Brasilianer ist Marathon-Enthusiast und war schon in Tokio, New York, Amsterdam, Berlin, London, etc. Er bestätigte meine Sorge aus Berlin 2024 in Sachen unhygienischer Wasserausgabe an Läufer mit eigenen Nachfüllbechern. (Dort sollte man sein Wasser durch Tunken des Bechers in Wasserwannen schöpfen. Wannen, in die tausende ihre Becher mit Händen stecken....😲) Bei einem Lauf  (war es Amsterdam?) nutzte er ein solches System und bekam nach wenigen Kilometern erhebliche Probleme, die ihn unterwegs immer wieder auf WCs zwangen und seinen Lauf völlig verhagelten.
Interessanterweise, als der Inder fragte, wo man denn am liebsten nochmals laufen würde, meinte er "Berlin, it's magic" Da kann ich nur zustimmen! Leider trennten uns dann unsere jeweiligen Aufgabengebiete und das Gespräch endete. Nur eine kurze Weile können wir noch die Elite der Mitteldistanzler auf schicken Rädern vorbeipreschen sehen, dann ruft die Arbeit.

Mein Einsatzort ist an einer Fußgängerpassage, im oben gezeigten Plan links unterhalb von Ziffer 5, dort wo die Läuferstrecke einen Knick macht und die vom Wechsel kommenden Läufer den zur nächsten Runde (oder zum Finish) wieder einlaufenden Konkurrenten begegnen.
Hier muss eine kleine Steigung, ca. 5-8 Höhenmeter erklommen werden. Kurz nach 10 Uhr naht erstmals die Spitze der Mitteldistanzler. Ich meine, der spätere Sieger war auch hier schon dabei, bin aber nicht sicher.



Gleich nach der kleinen Steigung eröffnet sich dieser Blick. Es geht geradeaus weiter und hinten über die Hohenzollernbrücke zum Dom.


Meinte anfangs noch ein Helfer, wir hätten an unserem Standort ja kaum was zu tun, ändert sich das bald. Das Publikum kommt in Scharen und bald wird es rummelig. Im Rhein wird geschwommen, die Läufer drehen ihre Runden und links (unter den Bäumen) sind weitere Radler unterwegs, alles gleichzeitig.
Eine tolle Stimmung! Immer wieder Jubel, Applaus, Anfeuerungen. Auch ohne Musik richtig Lärm.


Und immer mehr Menschen, die unseren Überweg nutzen wollen, um "ihre" Sportler unterwegs anfeuern zu können. Bald wird der Läuferstrom dichter, die Mittelschnellen sind nun auch auf dieser Strecke, dann die Langsameren und bald läuft die olympische Distanzspitze von hinten hinein.

Wir haben alle Hände voll zu tun, die Zuschauer zu konstruktivem Kreuzen zu animieren (was die allermeisten auch freundlich und gern tun). Einzelne Missgelaunte gibt es leider auch. Ein Mensch mit Migrationshintergrund will unbedingt mit seinem alten Rad die Laufstrecke nicht queren, sondern befahren, im laufenden Wettbewerb! Ich muss und kann ihn davon abbringen, was mir eine Tirade arabisch klingender Verwünschungen einbringt. Ja, du mich auch...

Es wird wärmer (der Nachmittag bringt 26°), viele Läufer leiden zusehends, freuen sich aber immer noch über aufmunternde Worte. Ein junger Mann kommt nicht nur gegangen, nein er schlurft und schleppt sich meterweise vorwärts. Ich spreche ihn an. Er hat starke Magenprobleme, musste sich übergeben, kann nicht mehr, sucht nur noch einen Offiziellen zum Abmelden. Da wir nicht weit vom Ziel sind, kann ich ihm den kürzesten Weg zeigen. Er tut mir leid, aber er ärgert sich nicht, war eben nicht sein Tag heute.

Und dann war da noch der Läufer, dessen Hose hinten einen Schlitz hat. Beim ersten Durchlaufen wundern wir uns sehr und diskutieren, ob das ein neues Design wäre. Beim zweiten Durchlauf lege ich mich fest, nee, da ist einfach die Naht seiner Wurstpelle gerissen. Bei schwarzer Hose auf weißer Haut sieht das ... ähm ... schräg aus.

Und dann war da noch der einarmige Läufer, und der Träger eines wallenden Vollbarts (ist das beim Schwimmen nicht strömungstechnisch von Nachteil?) und und und.
Die Zeit verfliegt schnell, aber ich bin dann auch zusehends matt.  Bald nach 12 Uhr kommt unsere Ablösung. Wir erklären den Neuen kurz was zu tun ist und worauf man achten sollte. Dann kann ich mich auf den Heimweg machen und muss mir nun selbst meinen Weg durch dieses Gewusel suchen.
Aus der Bahn sehe ich noch andere Stellen des bunten Treibens. Interessant wars! 
In 4 Wochen bin ich beim Köln Marathon dabei, wieder helfend am Streckenrand. 😀


Nachtrag: 
Ein ganz liebes Dankeschön an die Volunteers gibt es auch bei Instagram