Sonntag, 7. April 2019

Rund um die Aggertalsperre 2019 (Halbmarathon)

Das Saisonziel rückt näher, der Trainingsplan verlangt einen Halbmarathon in 2:03 Std. Heidrun und ich haben die Wahl, Hannover oder Bonn wären ja reizvolle Großereignisse.
Doch wir entscheiden anders, packen die Sonne ziemlich wörtlich in den Autotank und rollen gemütlich in die Ausflugsregion der Kölner, ins Bergische Land nach Gummersbach. Genauer, in den Ortsteil Lantenbach, am Ufer der Aggertalsperre.
Dort starten am Jugendzeltplatz ein Halbmarathon und mehrere Unterdistanzen.

Die etwas in die Jahre gekommenen Gebäude des Areals liegen idyllisch am Seeufer. Nur leider ist das Frühlingsgrün noch nicht ganz erwacht. Kein Wunder, ähnlich wie in der Eifel sind hier die Temperaturen immer ein klein wenig kühler. Der Wechsel von Sonne und Wolken gepaart mit frischen Windböen lässt uns über die Kleidungsfrage grübeln, aber schlussendlich wählen wir beide das Richtige.
Eine recht familiäre Veranstaltung erwartet uns, rund 150 Starter haben zum Halbmarathon gemeldet. Heidrun inspiziert vorab gebannt das Buffet hausgemachter Kuchen und reserviert sich schon im Geiste Backwerk und Bockwurst.

Nach unspektakulärem Start folgen wir zunächst einer für uns gesperrten Landstraße.
Fortan wird das unsere Perspektive sein: Immer linkerhand der See und ansonsten ziemlich viele Bäume.
Wir lassen uns hinreißen, rennen etwas zu flott mit.






Doch schon bald wird die zweite Charakteristik spürbar: Der Kurs hat auch insgesamt 100 Höhenmeter, und die wollen gesammelt werden. Meist leicht auf und ab, hier und da deutlicher spürbar.
Heidrun und ich bleiben beieinander, mal sie vorn, mal ich. Man umrundet die Talsperre fast zweimal: Einmal ganz und auf der zweiten Runde dürfen wir ein Stück abkürzen.




Mangels anderer optischer Reize sauge ich mich länger an dieser Wade fest. Ein tolles Ornament, wie ich finde. Und mich die ganze Zeit frage, wie das eigentlich mit Muskelwachstum bzw. Schrumpfung einhergeht. Bekommt die ausgewählte Symmetrie etwa Dellen, oder könnte sie unschön aufgebläht werden?






Recht zügig erreichen wir schon bald das nur einmal zu touchierende nördliche Seeende. Man hat uns hier den Eingang des Freibads geöffnet und kurz dürfen wir vor dem Ausgang Einblick nehmen, wie man sich hier bei adäquatem Wetter in der schönen Umgebung erholen könnte. Derzeit sind jedoch nur Maulwürfe hier aktiv.







Das letzte Stück zum ersten Zieldurchlauf führt uns entlang einer nicht gesperrten Landstraße. Vor uns links sehen wir schon die Passage, auf der wir nachher von links kommend abkürzen dürfen, offiziell natürlich.
2 km und einen kleinen Anstieg später erfolgt die erste Zielpassage.
Heidrun: "Weißt Du, dass wir zu schnell sind?"
"Ja."
"Ich lass es dann langsamer angehen."
"Mh."


Langsamer heißt bei Heidrun, dass ich sie im letzten Drittel fortwährend von hinten sehen werde. Ist aber auch ok, für heute steht ja das Zeitziel im Vordergrund und nicht die Wertung.
Zudem merke ich bei der zweiten Runde, dass die leichten Anstiege, wie beispielsweise jener, der bald hinter der Staumauer folgt, nun doch mehr Anstrengung erfordern.
Das Feld hat sich erwartungsgemäß längst weit auseinander gezogen. Was bei den Waldwegen förderlich ist, denn oft haben sie nur eine wirklich gut laufbare "Spur", während ansonsten auch viele lose Steine lauern.

Auf der Hinfahrt haben wir über unsere jeweilige Laufmotivation philosophiert. Während Heidrun ein fixes Zeitziel beim Marathon erreichen will, kommt es mir mehr auf ein schönes Erlebnis an. Also quasi "Das Ziel zählt" gegen "Der Weg ist das Ziel".






Das zählende Ziel hat heute den dickeren Kopf. Eine ganze Weile hänge ich mich noch an.
Doch auf den letzten Kilometern muss ich mich entscheiden, ob ich dranbleiben will und das Zeitziel des heutigen Tages noch mehr unterbieten will. Denn das ist absehbar, dass wir beide trotz gegenteiliger Einschätzung sehr gut im Zeitfenster liegen. Das hatte ich nicht erwartet, da ich noch beim letzten Trainingslauf 2 Tage zuvor einen ziemlichen Kampf gegen Blei in den Beinen zu führen hatte.
Oder ob ich eben banal das Plansoll das Tages erfüllen soll.

So setzt sich dann Heidrun zunehmend ab. Ist jedoch ihrerseits der Ansicht, ich sei immer noch an ihren Fersen und wähnt sich gar im Ziel von mir überspurtet, war aber jemand anderes.
Die letzten 2 km verlangen mir einiges an Energie ab. Doch wenn man ja die Strecke vom ersten Durchlauf kennt, lässt sie sich dann auch gegen Schluss ganz gut einteilen. Und endlich nahen die Flatterbänder vor dem Ziel. Ein Streckenposten ruft mir zu "Siehste die Uhr dahinten? Gleich biste da!"

Bin ich dann auch und wurde auch Zeit. Im Ziel läuft gerade eins meiner Lieblingslieder:
Peter Fox: Haus am See, herrlich!

Ich darf mich über 2:01:59 freuen und überlasse damit Heidrun gern den Silberrang der AK.
Es ist sogar noch Angebot am Buffet und sie setzt ihre vor dem Lauf getätigte Auswahl sofort in die Tat um, während mir nur nach Cola ist.
Ihre Weisheit des Tages: "Vor 40 Jahren quälten wir uns durchs Abitur, heute quälen wir uns hier..."
Ja, wer hätte das gedacht...

Zufrieden machen wir uns auf den Heimweg, der Abendsonne entgegen.
Die nächsten Herausforderungen dürfen kommen!

20 Kommentare:

  1. Sauber stehen lassen hast du mich da heute beim Halbmarathon, liebe Elke. Wir sind sozusagen ortsversetzt fast zusammen gelaufen - auch das Höhenprofil ist ziemlich vergleichbar gewesen. Aber du warst schneller im Ziel. Herzlichen Glückwunsch!

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    1. Liebe Lizzy,
      und um einen tag zeitversetzt waren wir. Aber das macht doch nichts, die paar Sekunden Unterschied, wir waren da doch in virtueller Sichtweite!
      Dir auch herzliche Glückwünsche!
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Da habt ihr wohl klar die reizvollere Auswahl getroffen liebe Elke. Eine kleine und feine Veranstaltung mit Landschaft und etwas Höhenmeter, statt im Menschengetümmel über Stadt-Asphalt zu rennen. Und dann noch bei tollem Wetter zufrieden die gesteckten Ziele zu erreichen, so muss das sein. Alles richtig gemacht.
    Es gibt übrigens keine Dellen bei mehr Muskelaufbau, die Symmetrie leidet so gering dass es kaum auffällt. Ist ja kein flaches Blatt Papier so ein Bein, ein (guter) Tattoo-Künstler passt alles zukunftssicher an ;-) Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      hihi, auf Deine kompetente Aussage zum Tattoo hatte ich gehofft ;-)... War ja genug Zeit für mich, sich die Gedanken zu machen, denn je nach Training kann eine Wade sich auch auch sehr verändern, und dann wäre es schade drum.
      Ich wäre ja einem HM in größerer Umgebung nicht abgeneigt gewesen, das zieht einen noch mehr mit. Aber dafür hatten wir eine völlig stressfreie Anreise und viel Natur. Ist in der Tat eine nette Veranstaltung dort.
      Liebe

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  3. Lieber Elke,

    Du bist schneller gelaufen als ich, darfst Du das? :-)))

    Gratuliere Dir zum sehr guten Finish und, wie Oliver, zur Wahl der richtigen Veranstaltung. Wer will schon in Hannover laufen?

    Ich hatte übrigens auch gleich mit einer kompetenten Auskunft von Oliver in Bezug auf das Tattoo gerechnet :-)

    Die Zeichen für den Marathon stehen gut, ich bin gespannt was Du da raushaust!

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      wenn Du mir so galant den Vortritt lässt ...;-)! Ha, und da der Lauf Samstag war hatte ich Hannover auch noch - Sonntagmorgen im Sessel vorm TV, war auch nochmal spannend.
      Ich bin selber natürlich auch gespannt...
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Familiäre Veranstaltung in reizvoller Landschaft - ich sehne den Tag herbei, wenn ich sowas auch wieder laufen darf!
    Glückwunsch zur Punktlandung bei der Zeitvorgabe. Nun kannst du optimistisch nach vorn schauen!

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    1. Ähm, das verstehe ich nicht. Es herrschte weder Pulsmessersenior noch Pulsmesserjuniorverbot, sicher dürftet Ihr beide da das Feld rocken! :-) Oder gibt es selbst auferlegte Restriktionen?
      Danke, ja, für Weimar war das Plansoll damit sogar über erfüllt!
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Der Trainingsplan ist da sehr pingelig. Wir üben Straßenläufe. Und die sind genau festgelegt.

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    3. Ok, dann vielleicht in einem anderen Jahr!
      LG
      Elke

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  5. Oh - du läufst in Weimar! Das lese ich jetzt erst und bin gespannt darauf, wie es dir dort gefallen wird. Werde dich virtuell begleiten - diesmal aber nur als Zuschauerin ;)

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    1. Also die Stadt als solche kenne ich und sie gefällt mir sehr. Wie das mit dem Marathon und seinen speziellen Abläufen (Kulturauszeiten unterwegs mit Anhalten der Zeit!) wird, wird sich zeigen. Oh, dann muss ich mich ja anstrengen, wenn Du zuschaust!
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,
    super Sache! Ein schöner Lauf in der "Nachbarschaft" und dann gleich gemeinsam mit Heidrun so eine super Zeit raushauen! Große Gratulation euch beiden!!! :D
    Wie weit ist dieses Gummersbach denn von euch entfernt? Das Strandbad sieht jedenfalls (so leer es noch war), sehr einladend aus. :)

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    1. Liebe Doris,
      dankeschön! Wir fuhren per Auto gemütlich etwas über eine Stunde. Wenn dann im Sommer alles grün ist, könnte es da wirklich reizvoll sein.
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Liebe Elke,
    Heidrun's Weisheit des Tages ist schon der Hammer :-)))
    Glückwunsch zum gelungenen Lauf und zur fast Punktlandung was die Zeit angeht. Und das obwohl da auch ein paar Anstiege dabei sind.
    Ich denke, wenn der letzte Trainingslauf vor so einem Wettkampf sich schwer anfühlt, ist das fast immer ein gutes zeichen :-)
    Und zu dem Wadentatoo: ich denke der Träger muss halt versuchen, die Wade in der Form zu halten :-))))
    Sonst sieht es wohl irgendwann Sch ...e aus ;-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      ja, so ausgesprochen wirkt das mit dem Abi doch sehr schräg auf mich, obwohl es eindeutig zutrifft.
      Nun, wie das Zeichen zu werten ist, wird sich zeigen. Hauptsache,wir hatten einen schönen Lauf. Und vielleicht sieht man den Wadentattoomann ja in einigen Jahren nochmal...
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Ich bin, auch wenn es drei Jahre gedauert hat, gerade über diesen Blog gestolpert. Schön, dass Euch meine Wade so viel Freude gemacht hat und Stoff zu Diskussionen geliefert hat ;-)

      Der Wade bzw. dem Tatoo geht es weiterhin sehr gut und freut sich dieses Jahr auf den Köln Marathon.

      LG
      Jan

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    3. Hallo Jan,
      willkommen hier im Blog! Das ist ja witzig, dass du als "Objekt" (nicht despektierlich gemeint!) meiner Betrachtungen den Post hier gefunden hast! Du siehst, auch andere haben etwas davon! Freut mich, dass es dir gut geht und du in Köln antrittst. Vielleicht sieht man sich ja (ich laufe allerdings in Köln sicher nicht die Volldistanz).
      LG
      Elke

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  8. Liebe Elke,
    so so, mal eben einen Halbmarathon in knapp über zwei Stunden als Vorbereitung für den Ganzen ... und dann noch aufs Treppchen! HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH! - Da kann der Ganze ja kommen! LOL
    ... ich habe gerade mal nachrechnen müssen, das ist ja sogar schon fast 44 Jahre her! ... wusste gar nicht, dass ich schon soooo alt bin! :-) Aber gequält habe ich mich nicht ... nach dem Schnitt darfste trotzdem nicht fragen, den sage ich nicht ... wäre zu peinlich ... für mich als Pauker! LOL

    Machs gut und jetzt weder Verletzung, noch Erkältung einfangen!
    LG Manfred


    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      gell, diese Jahreszahlen hören sich ganz schlimm an, sind einem aber überhaupt nicht innerlich bewusst. Ich habe im Gegensatz zu Heidrun das damals aber nicht als Qual, sondern eher aus aufregend empfunden. Der Schnitt war auch recht passabel. Nun ja, bei manchen geht der Knoten eben später auf ;-)
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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