Die Woche seit Duisburg war mit sehr reizvollem sportlichen Tun gefüllt: Regeneration. 😊
Zwei gemütliche Läufe, eine Wanderung in der Eifel, das tut gut.
Aber heute sollte es dann zur Abwechslung so richtig flott werden, durch die Landschaft gleiten, das schöne Wetter genießen. Da scheidet laufen aus, es kommt das ElliptiGo ins Spiel! Viel zu lange vernachlässigt hole ich die grüne Elli aus der Garage, ein wenig Staubentfernung, frisches Öl auf die Kette, Luft in die Reifen und los geht's.
Nach Manheim soll es gehen und nach Morschenich. Zwei Dörfer am Tagebaurand mit nun recht unterschiedlichen Schicksalen.
Nach kurzer Wiedergewöhnung an die spezielle Art des "Stehradelns" macht es richtig Spaß! Vor allem abseits viel befahrener Straßen. Einmal sehe ich etwas entfernt eine Harley cruisen. Deutlich zu hören, die Musik, die der Fahrer sich gönnt: "Born to be wild", Originalversion. Passt perfekt zur Szenerie.
Manheim liegt -von weitem betrachtet- malerisch zwischen üppig bewachsenen Äckern. Aber man weiß ja, die Wahrheit sieht aus der Nähe anders aus.
Immer noch ist unklar, ob wenigstens die Kirche erhalten bleibt. Die Stadt setzt sich dafür ein, RWE lässt sich nicht festlegen.
Eigentlich wollte ich keine Fotos machen. Aber es ist einfach zu schaurig-schräg hier.
Eine kleine spezielle Erinnerung: Die Reste einer archäologischen Ausgrabung, auch von der Projektgruppe, bei der ich ein wenig mitbuddeln konnte. Die Bodendenkmalpflege vermutete hier einen früheren Rittersitz. Der konnte aber nicht wirklich belegt werden. Man fand viele alte (aber nicht interessant-alte) Keller und diverse Hinterlassenschaften der letzten Jahrzehnte.
Ich rolle einmal durch das frühere Dorf, bis eine Sperre den Weg beendet. Die Brücke, die hier noch letztes Jahr stand, ist nun auch weg.
Ich finde erstaunlich, dass hier immer noch Ackerbau betrieben wird bis unmittelbar an das Sperrgebiet knapp vor der Kante. Andererseits, warum auch nicht?
Zurück in den Ort und am anderen Ende hinaus rolle ich bei strammem Gegenwind Richtung Zuhause.
Etwa auf Höhe der Erdhügel hinter dem Erdbeerfeld fand vor knapp 10 Jahre eine größere Grabung statt. Es wurden viele Artefakte verschiedener Epochen gefunden. Vor allem späte Eisenzeit, aber natürlich haben auch die Römer ihre Spuren hinterlassen.
Es ist wunderbar hier draußen. Kühlender Wind, Vogelgezwitscher, Froschkonzert aus Tümpeln der letzten Regenfälle, einsames Traktorengetucker aus der Ferne.
Es macht Riesenspaß, hier auf weitgehend einsamen Routen zu rollen. Also locker weiter nach Morschenich, ca. 3 km weiter. Ein Dorf, das Manheim sehr ähnelt/e.
Im Hintergrund: Der Hambacher Forst |
Es macht Riesenspaß, hier auf weitgehend einsamen Routen zu rollen. Also locker weiter nach Morschenich, ca. 3 km weiter. Ein Dorf, das Manheim sehr ähnelt/e.
Eigentlich stand hier das gleiche Programm an: RWE kauft den Bewohnern alle Häuser ab und dann verschwindet auch dieses Dorf, zeitlich kurz nach Manheim.
Die Bewohner wurden seit 2015 umgesiedelt in einen neu erbauten Ort. Der alte ist erst zu einigen Teilen abgerissen, schätzungsweise noch 1/3 der Häuser sind bewohnt.
2020 entschied RWE, den Abriss nicht mehr fortzusetzen.
Was nun?
Die Gemeinde Merzenich, zu der Morschenich gehört, kaufte für 34 Mio EUR das gesamte Dorf zurück. Es soll hier ein "Ort der Zukunft" entstehen, in dem Forschung betrieben und nachhaltige Bauweisen und Techniken entwickelt werden sollen. Die noch stehenden Häuser sollen im Prinzip erhalten werden. Frühere Eigentümer können ihre Häuser von der Gemeinde zurückerwerben, müssen sie dann aber im Sinne des Zukunftsprojekts modernisieren.
Aus "Morschenich-Alt" soll dann "Bürgewald" werden.
Ein anspruchsvolles Unterfangen. Man darf gespannt sein, wer aus einem gerade neu erbauten Eigenheim zurück in alte Dorf geht und nochmals von vorn beginnt.
Tragisch am Rande: Ausgerechnet in einem Dorf, das nun erhalten bleibt, brannte vor wenigen Monaten die Kirche ab.
Auch hier fahre ich bis zum Tagebaurand, der sehr unspektakulär aussieht. Keine Arbeiten mehr zu sehen. Nur Ruhe und Frieden herrschen hier, fast schon romantisch.
Zurückblickend eine fast spektakuläre Perspektive, als verschwände das Dorf jeden Moment in der Kohlegrube.
Eigentlich hatte ich mich auf den Wetterbericht verlassen, der leichten Wind aus Südost vermeldete. Doch der kommt dann doch eher deutlich aus Osten, so dass ich mich für den Rückweg auf einigen Kilometer am Gegenwind direkt von vorn erfreuen darf. Was auf dem ElliptiGo allerdings keine wahre Freude darstellt, denn man kann sich nicht klein machen, steht voll aufgerichtet im Wind...😏
Also einen kleineren Gang gewählt und auf zu den letzten Kilometern. Ich motiviere mich mit einem kühlen Radler, zur Abwechslung selbstgemischt aus Bier und Limo, das ich mir daheim gönnen werde.
Als ich nach 29,9 km vor der Haustür ausrolle, öffnet sie mein Mann, der seinerseits 21 km laufend absolviert hat. Und in der Hand hält er .... den ersehnten Tropfen! Wie der mundet bei 25°!😀
Eine rundum schöne Tour. Das macht den Muskelkater, der mir unzweifelhaft morgen bevorsteht, leichter verschmerzbar.