Es ist doch noch etwas zusammengekommen in 2020, einem wirklich (und hoffentlich) einmaligen Laufjahr.
Noch im Januar ganz normal die Winterstaffel in Pulheim, für mich in der Version Halbmarathon. Eine gänzlich langweilige Strecke an rheinischen Äckern entlang. Aber immer wieder gut als Jahreseinstieg und mit 2:04 Std. ein viel versprechender Start zu weiteren Läufen.
Aber dann ... kam alles anders.
Im März stand der Syltlauf (33,33 km) an. Es wurde der erste abgesagte Lauf. Man hoffte noch, wir reisten auf die Insel. Doch das endgültige Aus war unumgänglich. Aber wenn man einmal vor Ort ist... wir sammelten uns zur ungefähren Startzeit mit vielen anderen an der Startlinie und liefen einfach so die Originalstrecke. Es herrschte eine ganz besondere Stimmung und ich verbesserte meine Vorjahresleistung um 4 Minuten auf 3:29 Std. Die Freude endete jäh, als die schleswig-holsteinische Landesregierung am Sonntag beschloss, die Insel von allen Touristen zu säubern. Unser Hotelier musste uns die behördliche Aufforderung schriftlich überbringen, sichtlich peinlich berührt. Wegen befürchtetem Rückreisegetümmel (man kann ja nur per Bahn oder Fähre die Insel erreichen) entschieden wir, erst am Dienstag abzureisen. Und kamen in den "Genuss" eines ersten beginnenden Lockdowns auf der Insel. Wenn wir geahnt hätten, wie das Jahr weitergehen würde... Als wir wieder daheim ankamen, war das fast ein anderes Land, mit leeren Klopapier-, Mehl- und Nudelregalen. Ich vermisste die doch immer sehr individuelle Sylt-Medaille. Was tun? Warum nicht eine stricken! Es wurde eine Minisocke mit Matrosenstreifen.

Und dann keimten erste alternative Laufangebote auf. Der virtuelle Oster-Marathon beispielsweise, vom 10.-13.4.2020. Das besondere: Man hatte 4 Tage Zeit für den Marathon und konnte ihn am Stück oder aber auf mehrere Etappen auf einer beliebigen Laufstrecke absolvieren. Das war doch was! Ich war eine Woche lang mit Malerarbeiten in unserem Haus befasst, also wurde tagsüber der Pinsel, und abends noch das Laufbein geschwungen. Und anschließend wieder stricken! Dafür ein Söckchen in 4 Ostereierfarben für meine 4 Etappen.
Juni, Ahrathontime. Extrem schade, denn wir hatten uns zu mehreren Bloggern dort verabredet. Wieder leider... Absage. Doch nicht für Chris und mich. Wir liefen die Route für uns, das MUSSTE sein! Leider vermissten wir schmerzlich die berühmten Verpflegungsposten mit Weinprobe und Livemusik unterwegs. Wie beim echten Ahrathon liefen wir mit viel Muße. Und eine Socke geht immer, im Blau-weiß des Himmels, mit Grün der Reben und Grau des Schiefers.
Und dann, hach, mein gaaaanz persönlich besonderer virtueller Marathon in Monschau. Dort bot man zur persönlich organisierten Durchführung mehrere Wochenenden an. Und so konnte ich an meinem 60. Geburtstag einen wunderwunderwunderschönen unvergesslichen Marathon auf der Originalstrecke laufen! Keine Socke, aber es gab eine persönlich im Ziel überbrachte Medaille von Marion und Wolli und zuvor den persönlichen rollenden Verpflegungsposten von Heidrun&Doris sowie Zielverpflegung von Geli.

Dann folgte wieder ein ganz besonderer Lauf. Als Ersatz des Jungfraumarathons wurde der Supporterrun angeboten, 8,9 km garniert mit 1280 Höhenmetern. Man suchte sich einen beliebigen Lauftag im Sommer aus und stürmte mit offizieller Zeitmessung vom Bahnhof Lauterbrunnen zur Kleinen Scheidegg. Wir hatten wunderbares Wetterglück und dank Helges kurzweiliger Konversation fielen mir die 2:12 Std eigentlich kaum schwer... Die Socke mit Himmelsblau und Eiger-Mönch-Jungfrau-Granitgrau enthält sogar 2 echte kleine Kiesel aus Lauterbrunnen.
Danach kam der Oktober mit dichtem Programm:
Der virtuelle Köln-Halbmarathon mit einer gut gemachten Lauf-App und sogar richtigem Starterpaket mit Goodies, Medaille und Finishershirt. Vor allem die pushende Musik und zwischendurch immer wieder eingestreuten Zielzeitprognosen trieb mich zu meiner zweitbesten Halbmarathonzeit ever, 1:59 Std. vor der eigenen Haustür, ach war das klasse!
Es folgte der Talsperrenlauf in Eupen. Ein richtiger Lauf, coronakonform mit entzerrtem Einzelstartprozedere, alle 30 Sekunden rannte einer los. Die Socke in belgischen Farben mit dem Grau der Talsperre und des herbstlichen Walds.
Dann kam Heidenburg. Herrlich, wir jagten jeder so viele Runden wie er/sie wollte durch den Hunsrücker Wald. Ich lief 28,5 km, die weite Anreise sollte sich ja lohnen!
Auch noch in den Oktober passte der Königsforst-Halbmarathon. Wiederum echte Durchführung im Waldgebiet östlich von Köln. Das Starterfeld coronakonform auf 4 Sonntage verteilt und an den Tagen dann auch nochmals in mehrere getrennte Startblocks. Es machte Spaß, unter halbwegs richtigen Bedingungen einen Lauf zu bestreiten! Wir hatten Glück, denn das letzte geplante Wochenende musste dann auch aus C-Gründen kurzfristig abgesagt werden.
Danach vergebliche Vorfreude auf den Martinslauf in unserem Ort. Also liefen wir die 3 Runden über insgesamt 10 km auf eigene Faust. Stricken musste ich nicht, ich entschied mich für eine Weckmannstonpfeife, die an den beim Lauf jeweils überreichten Weckmann erinnert.
Es folgte München Halbmarathon virtuell. Da die Kölner Variante doch so klasse lief, müsste doch ... Muss aber nicht. Die App war schlecht gemacht, zu allem Überfluss stürzte ich relativ am Anfang und quälte mich über die Strecke. Nun ja, hinterher ist man klüger. Immerhin echte Medaille und ein doch gutes Shirt.
Den Jahresabschluss bildeten 2 virtuelle Silvesterläufe. "In" Griesheim liefen wir als Bloggergemeinschaft 10 km, ich war mit meinen 55 Min zufrieden und setzte die Griesheimer Fahne als Söckchen um. Und dann kam noch die Info des Soester Silvesterlaufs, der mit einer ganz besonderen Corona-Medaille lockt, also nochmals Schuhe geschnürt und am letzten Tag des Jahres 5 km in 27 Min durch unseren Ort gerannt. (Die Medaille wird erst noch versandt, daher nur eine Fotomontage im Medaillenbild.)
Tja, was für ein Jahr! Nicht nur läuferisch. Meine Jahresstatistik bietet 1772 Lauf-km auf. Dazu 456 ElliptiGo-km. Wenn man die zur Hälft anrechnet, komme ich auf 2000 Jahres-km.
Aber das ist nur Statistik. Dieses Jahr bleibt aus ganz anderen Gründen in besonderer Erinnerung. Wegen der doch kreativ angegangenen virtuellen Läufen, und der mit viel Mühe und Aufwand in echt durchgeführten Läufe. Dennoch, wieder normale richtige Wettbewerbe in absehbarer Zeit - das wäre das Schönste!