Donnerstag, 30. Januar 2020

Bewegung mit und ohne Wind

Vom Winde verweht waren meine Laufambitionen am Dienstag und Mittwoch. Also, ähm, erst war gewisse Laufunlust da, und dann kam auch noch Sturm dazu.
Gerade befand ich mich im engen Disput mit dem inneren Schweinehund, als es draußen immer wieder rumpelte, diverse Mülltonnen vom Sturm herumgeweht wurden.
Da konnte der gesunde Läufermenschenverstand ja nur von Outdoor-Akrivitäten abraten!
Gleiches galt Mittwoch.
Heute abnehmende Luftbewegungen bei leicht steigenden Temperaturen, also trabe ich in der Mittagspause los. Mein Laufgefühl ist anfangs wie die Landschaft, öd und leer, just doing the job. Also einfach stumpf laufen und laufen.


















Nach 2/3 meiner 12-km-Runde stellt sich dann doch das gute alte Gefühl ein. Schön anzusehen, wie sich das Schilfgras (oder was immer da im Bachbett wuchert) im Wind bewegt. Ab da bewege ich mich dann wieder motivierter. Am schönsten ist es immer, ins Haus zu kommen, wo es warm ist, und das gute Gefühl zu genießen, für heute etwas getan zu haben!


Sonntag, 26. Januar 2020

Betrachtungen vom Rande

Sonnenstrahlen und milde Temperaturen - verlockendes Laufwetter!
Mein Ziel ist klar: Nachdem die Medien kürzlich berichteten, dass der umkämpfte Hambacher Forst ("Hambi") bleiben soll, will ich doch mal schauen, wie es aktuell dort aussieht...
Denn: Die Dörfer Manheim und Morschenich sollen dennoch weiter wie geplant abgerissen werden.
Zur Orientierung meine heutige Laufkarte. Die beiden Dörfer blau umkreist, meine Route die rote Linie von rechts. Hambi in der Mitte. Allerdings ist das Netz nicht ganz aktuell, der Wald ist deutlich weiter reduziert. Da, wo meine Lauflinie einen kleinen "Blinddarm" nach links bildet, liegt aktuell die von Nordwest kommende Kante. Der unübersehbareTagebau war früher zu weiten Teilen Wald.

Quelle: Flow Polar mit OpenStreetMap






















Zunächst streife ich noch einen Hof, der abseits im Feld zwischen Manheim un dem Tagebau lag. Von weitem erkennbar, dass inzwischen hier ebenfalls der Abriss läuft. Erst im Herbst 2019 zogen die Bewohner aus.



Weiter geradeaus in den Hambacher Forst. Links noch dichter Wald, rechts die Tagebaukante.























An dieser Stelle also soll es nicht mehr weitergehen. Den Rand betrachte ich daher genauer.


Von hier kehre ich um und laufe noch ein wenig durch Manheim. Die folgenden Bilder zeigen ein Dorf, das einmal dicht besiedelt war. Man kann es kaum glauben. Die Orientierung fällt mir schwer, denn markante Punkte waren immer Gebäude, aber die fehlen nun, Straßenschilder ebenfalls.











Das ehemalige Dorfzentrum






Der ehemalige Friedhof

In der Woche fühlten sich zwei kürzere flotte Läufe gut an. Doch fällt mir heute der Sport schwer. Ich kann kaum glauben, dass ich eine Woche zuvor einen ungeplant guten Halbmarathon absolvierte. Aber vielleicht deswegen, in meinem Alter -hüstel- dauert Regeneration wohl länger...
Nach 19 km schleiche ich geschafft durch die Haustür. Eigentlich sollten es 22 werden. Chris hingegen spult die 27 km, die er sich vorgenommen hatte, einfach so ab. Als wenn er nicht etwa auch den Halbmarathon mitlief...
Wenn ich nicht wüsste, dass auch solche Lauftage normal sind und meine Laufwelt bald sicher wieder anders aussieht, würde das auf die Stimmung drücken.
Aber so bleibt es eine Betrachtung am Rande.
Und dass man nie die Zuversicht aufgeben soll, zeigt ein letzter kleiner Eindruck aus Manheim:



Sonntag, 19. Januar 2020

Pulheimer Winterstaffel (Halbmarathon) 2020

Eine Premiere steht an. Nicht die erste Teilnahme in Pulheim, dort waren wir schon öfter. Allerdings laufe ich diesmal in meiner neuen AK. Zwar folgt der auslösende Anlass erst im Sommer, doch da AKs bekanntlich nach Jahrgängen gebildet werden, darf ich mich bereits nun an die neue mit einer "0" hinten dran gewöhnen. Wobei die weniger das Thema ist, wohl die "6" davor. Die kommt mir so irreal vor, wie ein Einhorn in der Straßenbahn... Aber so ist das Leben. In meiner Jugend wäre niemand in diesem Alter auf die Idee gekommen, Halb-/Marathons zu laufen. Wie erfreulich, dass die Dinge sich ändern können 😀

So stehen Chris und ich also frohgemut mit ein paar hundert anderen Läufer*innen an der Startlinie. Alles rennt gemeinsam los, von 5-km-Läufern über 10er, Halb- und Vollmarathonis bis zu den Staffeln. Für den Halben geht es zunächst auf eine kurze 1,1-km-Schleife, danach folgen 4 x 5 km auf der großen Runde.
Es sind 2°, ich friere. Also ist zunächst warmlaufen im wahrsten Sinn des Wortes angesagt. Da ich mich wie so oft zu sehr von der Hetzerei um mich herum mitreißen lasse, tritt der gewünschte Effekt bald ein.
Die Strecke führt jeweils kurz durch ein Wohnviertel, dann folgt offenes Feld.
Unwissende würden das langweilig nennen. Ich sage, damit strapaziert der Kurs das Auge keinesfalls mit ablenkenden Sehenswürdigkeiten, sondern ermöglicht den Laufenden volle kontemplative Konzentration auf das sportliche Tun...




Gelegentliche Auflockerung durch Mitlaufende ist inklusive. So ist wie immer traditionell Marcel Wüst mit einem Staffelteam vertreten. Der Meister selbst läuft an und ich werde von ihm überholt. Kann kurz Anerkennung zollen, in welch bestechender Form er 20 Jahre nach seinem Karriereende immer noch ist. Übrigens hört man ihn herannahen. Nicht weil er schnauft, nicht weil er die Schuhe auf den Asphalt rammt, sondern weil er Musik hört. Man meint, es käme jemand mit einem quäkenden Transistorradio von hinten. Dabei sind es seine Ohrhörer, die solche Beschallung erzeugen...

Die ersten 6 km geben mir ein unrundes Gefühl. Zu schnell angegangen. Wie soll das hinten raus werden...?
Bei km 10 fühle ich mich dann "drin", es läuft. Wohl machen mich die Kilometerzeiten unter 6 Minuten leicht nervös, ich wollte eigentlich nur einen Trainingslauf machen... Aber dann, wenn es doch nun so fluppt, warum eine gute Zeit verbummeln...?
Zudem pusht der Anblick der immer wieder vorbeiflitzenden Flotteren, mit Schlammspritzern bis auf Schulterhöhe, auch ganz gut.

Die dritte Runde. Die lange Gerade aufs Feld hinaus führt leider jedesmal genau gegen den Wind. Nun gut, dann kann ich prophylaktisch Sylt-Feeling tanken. Die sich anschließende leichte Steigung fällt wie in jedem Jahr von Mal zu Mal schwerer. Aber dann baut einen der Rückenwind auf der Gegengeraden wieder zuverlässig auf.

Noch einmal durch Start/Ziel und dann bin ich schon auf der letzten Runde!
Dieses Mantra muss ich dann doch kräftig bemühen auf den noch fehlenden Kilometern.
Immer wieder kann ich überholen. 3 km vor dem Ziel laufe ich auf einen langsam schlappenden Herrn auf. Aber vorbei komme ich nicht! Jesses, soll das heißen, ich renne genau so undynamisch wie er...? Schlimmer, er kann sich nach vorne absetzen. Welch demotivierende Erkenntnis!
Vielleicht ... der letzte Kilometer beginnt mit einem leichten Gefälle ... wenn ich da einen Sprint ansetze...? Doch noch während der Gedanke sich in meinem Kopf dreht, erledigt sich die Sache. Der andere muss seinerseits abreißen lassen und auf Gehen umschalten, er scheint sich übernommen zu haben. Meine Beine hingegen lassen noch etwas zu und rennen das letzte Stück mit einer wahnsinnigen (für mich jedenfalls) 5:16'er Pace ins Ziel.
Mit meiner 2:04'er Zeit bin ich sehr zufrieden, Chris mit seiner 1:45'er auch sehr.

Damit darf ich locker aufs Siegertreppchen der neuen AK steigen. Aber das stand eigentlich schon am Start fest, wie ich nun sehe, denn die gesamte Konkurrenz ist daheim geblieben... 😉

Samstag, 18. Januar 2020

Selbstbeschwingung

Quelle: www.elbtal-weinlauf.de
Manchmal fällt einem die Motivation in den Schoß.
Mittwoch, Sitzung. Eine Teilnehmerin, auch der Lauferei verbunden, erzählt mir vom Elbtal-Weinlauf bei Meißen. Einer lockeren Veranstaltung, dem Ahrathon ähnlich. Also unterwegs mit Weinverkostung und Snacks. Letztere allerdings sachsentypisch: Fettbemme (=Schmalzbrot), Soljanka (Schmackhafter Eintopf), und ähnliches. Wohl sei dieser Lauf sehr schnell innerhalb eines Tages ausgebucht.
Aha.
Und welch ein Glück, die Anmeldung öffnet HEUTE! Da gleich ein Dorf weiter meine Cousine wohnt, wird rasch geklärt, ob wir im Falle das Falles dort Unterkunft und Chauffeursdienste in Anspruch nehmen können. Dies wird erfreut bejaht. Begleitet vom Hinweis, dass der Lauf ja wohl innerhalb einer halben Stunde ausgebucht sei.
Oha...!
Also sitze ich ab 11:45 Uhr online lauernd vor dem Rechner. Im Halbminutentakt drücke ich den "Neu laden"-Button. Plötzlich ändert sich das angezeigte Bild, aber noch ist kein Klick möglich.
11:59 Uhr.
DA! Das Anmeldefeld lässt sich öffnen. Die benötigten Daten sind rasch eingetippt, Bestätigungsbutton aktiviert.... Erfolg! Die Bestätigung per Mail geht umgehend ein.
12:08 Uhr.
Interessehalber nochmal auf den Anmeldebutton geklickt. Schon Ende, ausgebucht. In weniger als 9 Minuten alle 3000 Startplätze weg! Wahnsinn. Von so einer Nachfrage träumt manch anderer großer Lauf.
Wir sind gespannt und sehen der gewählten 30-km-Variante mit Interesse entgegen. Denn die Bilder auf der Veranstalterseite lassen viel Spaß und vor allem permanent gutes Wetter erhoffen.

Eine andere Eigenmotivation funktioniert derzeit auch bestens. Beim ersten Syltlauf lag im Hotelzimmer eine Sylt-spezielle CD hörbereit: Kampen Grooves. Gefiel mir auf Anhieb, lockere Töne, beschwingende Rhythmen. Also flott beschafft und immer wenn diese Klänge seitdem mein Ohr erreichen, sehe ich die Insel vor mir, höre die Möwen und die Wellen, rieche das Salz in der Luft, spüre fast den Wind und das Tapp-tapp der Schuhe beim Syltlauf.
Da der in wenigen Wochen wieder ansteht, fruchtet die Musik gerade ganz besonders!

Für morgen ist dann eine andere Selbstüberwindungstaktik angesagt: Wir sind beim Pulheimer Halbmarathon angemeldet. Da kann das Wetter werden wie es will, ist man auf der Starterliste, tritt man auch an, ganz klar, da hat der innere Schweinehund keine Chance.

Bei so viel Motivation drängt es mich geradezu hinaus zu einer kleinen Entspannungsrunde, 8 km. Mit guten Gegenwind, noch eine Reminiszenz an Sylt.
Bei der Hühnerweide gelingt es mir erneut, ein entflogenes Huhn einzufangen und zurück über den Zaun zu seinen Kolleginnen zu setzen. Da hätte der Hahn der Herde mich gar nicht so anzumachen brauchen, schließlich wollte ich seine Haremsdame retten und nicht entführen. Aber er wollte wohl seinem Namen alle Ehre machen und Gockeltum beweisen.

Das Jahr läuft an...

Sonntag, 12. Januar 2020

Energetische Bestellung

Da dachte ich, meine Bandscheibe hätte schon große Fortschritte gemacht, nachdem ich sie kurz vor Silvester durch heben von ein paar schwereren Paketen etwas überstrapaziert hatte.
Doch nun brachte mir eine zweitägige berufliche Sitzung in dieser Woche einen kleinen Rückwärtstrend. Dabei war das Thema des Workshops "Teambuilding"!
Will die olle Scheibe etwa kein Team mit mir sein?! Aber wahrscheinlich will sie mir nur sagen, wie ungesund langes Sitzen eben ist. Wenigstens erlaubt sie mir zu laufen.

Nach dem Workshop bin ich energetisch dermaßen positiv gestimmt, dass eine anschließende kleine Abendrunde ohne Anstrengung locker einen 6-Min-Schnitt auf 9 km ergibt. Oder lag es an der wunderbar milden Luft? Vielleicht auch an beidem zusammen?
Samstag schließt sich eine längere Einheit über fast 2 Stunden an. Läuft sich leicht und locker.
Erst eine längere Passage auf einem zum Radweg umfunktionierten früheren Bahndamm.
Dann sollte es in ein Waldstück gehen. Aber hier sind Wege teils gesperrt. Also ist spontane Planänderung angesagt.









Wie fragil der Baumbestand ist, zeigen ein paar halb umgestürzte Bäume neben einem freigegebenen Weg.
Spätfolgen des Dürresommers? Sturmauswirkungen?
Keine Ahnung. Jedenfalls sind manche Stämme geknickt wie Streichhölzer.

Heute lege ich noch eine knappe Laufstunde nach. Fängt etwas zäh an.
Ups, der Käsekuchen zuvor war wohl doch gehaltvoller als vermutet... Aber nach einer Weile fluppts.
Wäre schön, wenn es auch weiter so locker laufen würde.
Ich kann ja mal eine Bestellung ans Universum aufgeben.
Ob's hilft?

Sonntag, 5. Januar 2020

Rauhes Klima heute

Der Sonntag beginnt friedlich.
Die meuternde Bandscheibe konnte mich zwar überzeugen, ein paar Tage zu pausieren, aber heute reizt es mich doch wieder zu laufen.
Als ich starte, kann ich noch kurz die Heiligen Drei Könige samt kleinem Gefolge bei ihrem Gang zu den Häusern beobachten. Ein schöner Brauch!

Im letzten Jahr besuchten sie auch uns, doch mit gänzlich unerwartetem Effekt. Ich ließ die Haustür etwas zu weit geöffnet und schwupps schlüpfte unsere jüngere Katze hinaus, was sie nicht sollte, da sie sich ums Haus herum noch nicht auskannte.
Schockschwerenot! Ich bitte die Könige samt Entourage um Hilfe. Caspar, Melchior und Balthasar & Co bilden eine Kette und ich kann dank der heiligen Hilfe die kleine Ausreißerin rasch wieder einfangen. Bei solchem Beistand hatte sie auch gar keine Wahl ...
Munter laufe ich los und es tut richtig gut.

Doch schon 4 km weiter sinkt meine Lauflaune schlagartig in den Keller, denn schweres Wetter bemächtigt sich meiner.
Ich biege in eine kleine Anliegerstraße ein. In 20, 30 m Entferung kommt mir eine Frau entgegen. Einen wunderschönen weißen Schäferhund führt sie an der Leine, ein stattliches Tier. Ich gerate innerlich ins Schwärmen. Sie geht ganz rechts auf dem Gehweg, so dass der Hund bereits auf der Fahrbahn laufen muss. Also wähle ich die äußerste linke Seite des Wegs. Kurz überlege ich, auf die Straße auszuweichen. Doch macht der Hund einen völlig friedlichen Eindruck, weder schaut er in meine Richtung, noch knurrt er oder wirft er sich in die Leine. Ich bin ihm schlicht egal.
Kurz bevor ich die beiden erreiche, hält Frauchen an und lässt ihren Begleiter sitzen. Ich laufe in einer Armlänge Abstand vorbei, schaue bewusst auf den Boden vor mir.
Dem Hund ist das nach wie vor alles egal.
Doch dann bricht das Gewitter los.
"Muss das sein, dass Sie hier vorbeilaufen?" werde ich unvermittelt angegangen.
Ich bin perplex.
"Äh, was ist denn das Problem?"
"SSSSIIIEEE hätten die Straßenseite wechseln müssen!"
Der Hund hockt nach wie vor brav vor sich hin und schaut gelangweilt.
"Ja aber warum denn, ist doch nichts passiert, der Hund tut doch nichts!" (Welch eine Ironie, dass ich hier so einen Satz von mir gebe...)
Nun nimmt das Gewitter erst richtig Fahrt auf. "Habe ich gesagt, dass Sie mich ansprechen sollen?!" schallt es mir entgegen. Und dann schließt sich ein Guss vom Feinsten an. Kein Regenguss, sondern Wortkaskaden und Verwünschungen, die wie ein Tornado übers Feld pflügen. "Frechheit" war noch eins der zahmeren Worte.
Nun mag es ja sein, dass die Dame schlechte Erfahrungen gemacht hat mit dem Tier, aber dafür kann ich nichts, kann es auch nicht ahnen und der Hund beweist allergrößte Gelassenheit während der gesamten Begegnung. Das wahre Problem scheint mir am anderen Ende der Leine zu hängen.
Deswegen schüttele ich nur den Kopf und setze meinen Weg fort, rufe den beiden allerdings ein "Frohes neues Jahr - für Ihren Hund!" zu, das kann ich mir nicht verkneifen.
Ich hätte sie auch fragen sollen, ob sie zufällig einen Verwandten in der Schweiz hat. Hei, die beiden würden gut zusammen passen...
Nichts wie weg aus dieser Gewitterzone!

Mir ist nach Wiederherstellung der Harmonie, also auf zum Weihnachtsbäumchen!
Seit meinem Besuch am 4. Advent ist noch ein wenig mehr Schmuck dazu gekommen. Ich freue mich schon, hier im Dezember 2020 vorbeizukommen.

Mein Seelenheil ist gerade halbwegs wieder im Gleichgewicht, da folgt die nächste atmosphärische Störung.
In einem Wohngebiet will ich eine Straßeneinmündung überqueren. Ein Auto nähert sich und müsste mich passieren lassen. Eigentlich.
Das weiß der Fahrer auch. Doch er hat viel Schwung. Er wählt Plan B, lächelt mir zu, macht eine entschuldigende Geste und biegt ohne zu bremsen vor mir ein, schneidet mir den Weg ab. Welch ein Glück, dass ich erst 2 Schritte auf die Fahrbahn getan hatte, wären es 4 gewesen, wäre mein Post wohl noch nicht in Arbeit.

Als wenn das noch nicht genug war, brettert mir in der Fußgängerunterführung unter der Bahn ein Typ mit einem Fatbike entgegen. Der Fahrer ist leider nicht des Bremsens mächtig, also ziehe ich einen beherzten Sprung zur Seite vor.

Ja wer hat die denn heute alle rausgelassen?!

Ich bin froh, als ich nach 15 km unversehrt wieder daheim ankomme. Und stelle fest, dass ich den zu diesen Erlebnissen passenden Kommentar schon am Weihnachtsbaum fotografiert hatte. Die können mich alle mal...


Mittwoch, 1. Januar 2020

Bedburger Silvesterlauf 2019

Am letzten Tag des Jahres sollte es nicht um die Wurst, sondern um die Brezel gehen!
Mir hatte dieser familiäre Lauf ohne Zeitnahme und Startnummern schon im letzten Jahr gut gefallen. Diesmal wird auch Chris dabei sein, und Geli. Damit hat es ein wenig Ähnlichkeit mit Versehrtensport: Für Chris nach seinem Wirbelbruch mal wieder eine Herausforderung, Geli hat seit Längerem mit "Herrn Achilles" zu tun und möchte dennoch ein Läufchen wagen. Und ich habe mir bei einer spontanen Renovierungsaktion nach Weihnachten durch unbedachtes Heben schwerer Fliesenpakete Ärger mit meiner Bandscheibe eingehandelt. Stehen und Gehen geht, doch aufrichten aus sitzender oder liegender Position ist schwierig.
Aber gelaufen wird ja nicht im liegen!
Da passt der Modus beim Silvesterlauf für uns perfekt: Man kann unterwegs an 2 Kreuzungen entscheiden, wie weit man rennen möchte. Chris geht klar auf Halbmarathon. Ich möchte mindestens 10 km, am liebsten aber auch den Halben rennen, um noch ein frisch gestecktes Jahresziel zu erreichen. Geli strebt auch die 10 km an, mit Schaun-mer-mal-Option.

Zur Krönung habe ich meine Kamera daheim vergessen, aber Geli hilft aus und zückt ihr Smartphone. Danke also an sie für die Bilder!

Am Start herrscht zunächst noch leichte Verwirrung. Es heißt, alle, die sich vorangemeldet haben, müssen nochmal Bescheid geben, dass sie auch wirklich da sind. Wie sich später herausstellt, hat dies brezelkalkulationstechnische Gründe, denn Nachmelder erhalten nur dann eine solche, wenn noch Überschuss da ist. Fast 500 Teilnehmende sind vor Ort. Es dauert also eine Weile, leichte Startverzögerung. Da wir schon eine wichtige Unterdisziplin praktizieren, das Schnattern, bekommen wir keinen Startschuss mit und setzen uns einfach in Bewegung, als es alle um uns herum auch tun. Auf den ersten 10 Metern können Geli und ich noch Chris hinter uns lassen, dann ändert sich das natürlich für den Rest des Laufs.
Das Terrain ist anhand eines Bildes von 2018 leicht gezeigt. Offene Feldlandschaft, doch haben wir noch mehr nebeligen Dunst als im Vorjahr.
















Geli und ich quasseln uns der ersten Kreuzung entgegen, links Abbiegen für die 5-km-Läufer, rechts gehts für alle anderen weiter. Geli will sich Achilles nicht beugen und läuft mit mir rechts. Ich fühle mich gut, der Rücken macht mit. Dazu trägt sicher auch bei, dass wir langsam sind und ich mich nicht zu flotterem Lauf hinreißen lasse.
So absolvieren wir den hinteren Teil des Rundkurses und kommen an die nächste Kreuzung. Rechts abbiegen für 10'er, links für alle anderen. Zu meinem Erstaunen kommt Geli mit mir nach links, sie will es doch wissen heute. Viele andere streben da schon nach Hause, es wird leerer.
Ab hier wiederholt man den hinteren Teil der Strecke: Noch einmal für die 15'er, noch zweimal für die Halbmarathonis.
Als wir den dort positionierten Tee- und Wasserstand erneut erreichen, signalisiert mir Geli, dass ich mein Tempo laufen soll, sie würde dann nun auch Richtung Ziel streben, aber langsam. Damit schafft sie 15,8 km, super!
Im Ziel wird sie auf Chris treffen, der mal eben so eine 1:50'er Zeit geboten hat und sich im Brezelverteilzentrum ein wenig aufwärmt.

Ich absolviere derweil noch einmal die hintere Streckenrunde.
Vor mir sehen ich nur noch einen Läufer, ganz knapp verschwindet er immer wieder einmal im sich verdichtenden Dunst.
Hinter mir meine ich auch noch jemanden zu erkennen, aber auch er wird immer wieder vom Dunst geschluckt, Ein wenig gespenstisch ist das schon, völlig allein auf weiter Flur, keine Geräusche außer leichtem Windhauch. Doch das kenne ich ja schon vom letzten Jahr.
Am Getränkestand werde ich gefragt, ob noch einer nach mir komme und ob ich bemerkt hätte, ob jemand aufgesammelt werden müsse...

Da hinten der Punkt, das bin ich...
Wahrheitsgemäß gebe ich Auskunft und weiß, nun sind es nur noch knappe 4 km.
Und ich weiß noch etwas anderes: Ich habe gerade genullt! Hatte ich ja schon einige Tage zuvor die bis dahin beste Jahres-km-Leistung meiner Laufbahn überboten, wollte ich nun noch die 1900 km erreichen, und das habe ich gerade! Virtuell lasse ich im Kopf einen Sektkorken knallen.
Für das letzte Stück denke ich nochmals an mein Laufjahr zurück, sehe viele Bilder vor meinem inneren Auge Revue passieren.
Kurz vor dem Ziel passen inneres und äußeres Bild plötzlich überein, als mich eine kleine, fast tunnelartige Waldpassage doch sehr an den Zieleinlauf in der Festhalle in Frankfurt erinnert... ein richtig schöner Moment ist das!
Solcherart beschwingt, trabe ich die letzten Meter, wo mich Geli und Chris erwarten.
Einen kleinen spaßigen Zielsprint kann ich auch noch hinlegen.









Als vorletzte Läuferin beende ich den Lauf.
Zeit?
Deutlich über 2 Stunden, hat aber dafür rundum Spaß gemacht.
Und dann noch die leckere Brezel dazu!
Geli lädt uns noch auf einen Sekt ein, den sie in ihrem Auto gebunkert hatte.
Ach laufen ist herrlich!


Also auf zu neuen Lauf-Taten in 2020!

Euch allen ein glückliches und gesundes 2020, Spaß und Zufriedenheit!