Sonntag, 5. Januar 2020

Rauhes Klima heute

Der Sonntag beginnt friedlich.
Die meuternde Bandscheibe konnte mich zwar überzeugen, ein paar Tage zu pausieren, aber heute reizt es mich doch wieder zu laufen.
Als ich starte, kann ich noch kurz die Heiligen Drei Könige samt kleinem Gefolge bei ihrem Gang zu den Häusern beobachten. Ein schöner Brauch!

Im letzten Jahr besuchten sie auch uns, doch mit gänzlich unerwartetem Effekt. Ich ließ die Haustür etwas zu weit geöffnet und schwupps schlüpfte unsere jüngere Katze hinaus, was sie nicht sollte, da sie sich ums Haus herum noch nicht auskannte.
Schockschwerenot! Ich bitte die Könige samt Entourage um Hilfe. Caspar, Melchior und Balthasar & Co bilden eine Kette und ich kann dank der heiligen Hilfe die kleine Ausreißerin rasch wieder einfangen. Bei solchem Beistand hatte sie auch gar keine Wahl ...
Munter laufe ich los und es tut richtig gut.

Doch schon 4 km weiter sinkt meine Lauflaune schlagartig in den Keller, denn schweres Wetter bemächtigt sich meiner.
Ich biege in eine kleine Anliegerstraße ein. In 20, 30 m Entferung kommt mir eine Frau entgegen. Einen wunderschönen weißen Schäferhund führt sie an der Leine, ein stattliches Tier. Ich gerate innerlich ins Schwärmen. Sie geht ganz rechts auf dem Gehweg, so dass der Hund bereits auf der Fahrbahn laufen muss. Also wähle ich die äußerste linke Seite des Wegs. Kurz überlege ich, auf die Straße auszuweichen. Doch macht der Hund einen völlig friedlichen Eindruck, weder schaut er in meine Richtung, noch knurrt er oder wirft er sich in die Leine. Ich bin ihm schlicht egal.
Kurz bevor ich die beiden erreiche, hält Frauchen an und lässt ihren Begleiter sitzen. Ich laufe in einer Armlänge Abstand vorbei, schaue bewusst auf den Boden vor mir.
Dem Hund ist das nach wie vor alles egal.
Doch dann bricht das Gewitter los.
"Muss das sein, dass Sie hier vorbeilaufen?" werde ich unvermittelt angegangen.
Ich bin perplex.
"Äh, was ist denn das Problem?"
"SSSSIIIEEE hätten die Straßenseite wechseln müssen!"
Der Hund hockt nach wie vor brav vor sich hin und schaut gelangweilt.
"Ja aber warum denn, ist doch nichts passiert, der Hund tut doch nichts!" (Welch eine Ironie, dass ich hier so einen Satz von mir gebe...)
Nun nimmt das Gewitter erst richtig Fahrt auf. "Habe ich gesagt, dass Sie mich ansprechen sollen?!" schallt es mir entgegen. Und dann schließt sich ein Guss vom Feinsten an. Kein Regenguss, sondern Wortkaskaden und Verwünschungen, die wie ein Tornado übers Feld pflügen. "Frechheit" war noch eins der zahmeren Worte.
Nun mag es ja sein, dass die Dame schlechte Erfahrungen gemacht hat mit dem Tier, aber dafür kann ich nichts, kann es auch nicht ahnen und der Hund beweist allergrößte Gelassenheit während der gesamten Begegnung. Das wahre Problem scheint mir am anderen Ende der Leine zu hängen.
Deswegen schüttele ich nur den Kopf und setze meinen Weg fort, rufe den beiden allerdings ein "Frohes neues Jahr - für Ihren Hund!" zu, das kann ich mir nicht verkneifen.
Ich hätte sie auch fragen sollen, ob sie zufällig einen Verwandten in der Schweiz hat. Hei, die beiden würden gut zusammen passen...
Nichts wie weg aus dieser Gewitterzone!

Mir ist nach Wiederherstellung der Harmonie, also auf zum Weihnachtsbäumchen!
Seit meinem Besuch am 4. Advent ist noch ein wenig mehr Schmuck dazu gekommen. Ich freue mich schon, hier im Dezember 2020 vorbeizukommen.

Mein Seelenheil ist gerade halbwegs wieder im Gleichgewicht, da folgt die nächste atmosphärische Störung.
In einem Wohngebiet will ich eine Straßeneinmündung überqueren. Ein Auto nähert sich und müsste mich passieren lassen. Eigentlich.
Das weiß der Fahrer auch. Doch er hat viel Schwung. Er wählt Plan B, lächelt mir zu, macht eine entschuldigende Geste und biegt ohne zu bremsen vor mir ein, schneidet mir den Weg ab. Welch ein Glück, dass ich erst 2 Schritte auf die Fahrbahn getan hatte, wären es 4 gewesen, wäre mein Post wohl noch nicht in Arbeit.

Als wenn das noch nicht genug war, brettert mir in der Fußgängerunterführung unter der Bahn ein Typ mit einem Fatbike entgegen. Der Fahrer ist leider nicht des Bremsens mächtig, also ziehe ich einen beherzten Sprung zur Seite vor.

Ja wer hat die denn heute alle rausgelassen?!

Ich bin froh, als ich nach 15 km unversehrt wieder daheim ankomme. Und stelle fest, dass ich den zu diesen Erlebnissen passenden Kommentar schon am Weihnachtsbaum fotografiert hatte. Die können mich alle mal...


14 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    zur Auflösung, wer die alle rausgelassen hat, kann ich leider nix beitragen. Allerdings ist es sehr schön, dass du nach so nem Tag heile zuhause angekommen bist! Puh, eh! :-)
    Gibt es eine Regel in der StVO, dass eine Läuferin einer Frau mit Hund ausweichen muss? Ich kenn keine! - ... und die Frau und der Schweizer sind bestimmt im gleichen Club, wenn nicht wirklich verwandt! ;-)
    Mal gucken, wie der Baum in Zukunft geschmückt wird! Du wirst sicherlich berichten.
    Das Bild zur Abrundung zeigt die richtige Einstellung!
    Pass auf dich auf!
    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      ja, manchmal kommt alles zusammen. Ich wäre ja durchaus dem Hund ausgewichen, wenn ich den Eindruck gehabt hätte, der könnte Ärger machen, wäre ja im allseitigen Interesse. Aber der war lammfromm.
      Klar werde ich auch zum nächsten Weihnachtsfest ein Bild des Baumes einfangen!
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Da wären zur Bandscheibe ja beinahe noch weitere Versehrtheiten hinzu gekommen. Solche Mitmenschen lassen einen einfach nur sprachlos zurück! Ich wünsche dir für das neue Jahr weiterhin so viel Gleichmut und Gelassenheit, diese Typen zu ertragen!

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    1. Ja, es gibt einfach Zeitgenossen und -genossinnen, da ist es zwecklos...
      Danke, Dir auch die besten Wünsche für 2020!
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    oje, da haben wohl so einige ihren "Feiertagsglückshormonüberschuss" an dir ausgelassen!?!?! :O Trotzdem musste ich laut auflachen, als ich mir vorstellte, wie du ganz perplex: der tut doch nix! sagst!!! :D
    Ich bin jedenfalls froh, dass du trotz der verbalen und anderen Angriffe wieder heil zuhause gelandet bist und wünsche dir für deine nächsten Läufe ausgeglichenere Begegnungen! :)

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    1. Liebe Doris,
      oder ob etwa Vollmond war...? Die besondere Ironie des "Der-tut-nix"-Satzes fiel mir selbst erst hinterher auf, *lol*.
      Soviel Ärger an einem Tag, da hoffe ich, das war die ganze Jahresdodis, dann wärs ja gut.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,

    solchen Menschen möchte man doch am liebsten gepflegt vor die Füße, die Reifen oder aufs Auto kotzen. Deine erste Begegnung erinnert mich irgendwie an meinen Heiligabendlauf von 2018, wo mich ja eine Dame aufgrund meines Barfußlaufes als bescheuert titulierte.

    Nun denn, lächle, auch wenn`s schwer fällt, denn Du kannst sie nicht alle töten.

    Liebe Grüße
    Volker, der sehr dankbar ist, dass dieser Post erscheinen konnte!

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    1. Lieber Volker,
      einen wahren Verarbeitungssatz merkst Du an. Eine Bekannte sagte gerne "Man zeigt dem Gegner am elegantesten die Zähne, indem man ihn anlächelt." Recht hat sie.
      Liebe Grüße
      Elke, die auch dankbar ist, dass das wohl eher ein Ausnahmetag war

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  5. Liebe Elke,
    es gibt so Tage, da scheint einem der eigene Weg an allen Vollidioten vorbei zu führen.
    Ich bin sehr froh, das deine Schutzengel dich von der Straße abgehalten und zum Weghüpfen vor dem Biker annimiert haben. Der Ärger ist zwar trotzdem da, aber du bist wenigstens unversehrt.
    Mir wollte ja mal ein Hundehalter verbieten, den Wald zu betreten, weil das seinen Hund aufregen würde .... es gibt tatsächlich Menschen, die glauben, ihnen alleine gehört die Welt.
    Deine abschließende Einstellung dazu ist wohl die richtige :-)))
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      ja manchmal kann man sich nur wundern. Und wahrscheinlich haben die anderen Beteiligten da eine ganz andere Perspektive ;-) Aber wie Du sagst, nichts passiert.
      Aber wenn neuerdings natürlich die Jogger schon im Wald herumrennen - nein das geht ja gaaar nihcttt!
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke, da lese ich drauf los und warte auf den Teil mit dem Unwetter, aber der ist leider komplett anders als erwartet. Einfach unfassbar wie ignorant und auch einfach nur blöd manche Menschen sein können. Rumpöbeln ist das eine, kann man notfalls ignorieren und einfach weitergehen, aber andere in Gefahr bringen, da hört es einfach auf.
    Gut dass nichts weiter passiert ist, dein letzter Satz darf so stehen bleiben. Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      tja war schon bemerkenswert die Häufung gestern... ;-) Wobei das aber wohlgemerkt schon sehr auffallend war und sonst die Welt doch meist völlig in Ordnung ist, inkl. Hundehalter, Auto- und Radfahrer.
      Schön dass das Engelchen da schon die Antwort parat hatte :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Manchmal spinnen eben alle. Hoffentlich einfach nur der Winterblues oder so. Alles andere wäre ja schrecklich

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    1. Lieber Markus,
      Gottseidank ist das wirklich die Ausnahme, sonst wäre es wirklich kaum auszuhalten!
      Liebe Grüße
      Elke

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