Sonntag, 17. September 2023

A Little Bit of Poetry

Waldesruhe, Waldesfreude,

Der letzte lange Lauf ist heute.

Waldesfreude, Waldesruhe,

munter trippeln meine Schuhe.


Wo die Sonne eifrig brennt

es sich nicht sehr locker rennt.

Doch wo Schatten mich erfrischt,

ziert ein Lächeln das Gesicht.


20 km im rheinischen Duft,

demnächst gibt ´s Berliner Luft!

Für mich ist es des Tages Quiz:

Habe ich genügend Biss?!

Es wird sich zeigen an der Spree,

wie es ausfällt, das Resümee.


Heut' wird sich dem Lauf anschließen:

Sofa, Getränk und Kuchen genießen!

Doch vorher noch ein neues Tool,

ach wie ist denn das jetzt cool?!

Herrliche Kühle kommt vom Propeller,

ein echter After-Run-Aufheller!

Sonntag, 10. September 2023

Waldkreiseleien

Die vorletzte Trainingswoche muss unter erschwerten Bedingungen laufen. Es ist sehr warm, heute gar 31°.

Das bringt selbst mich dazu, morgens auf die Piste zu gehen. Vor dem Frühstück. Ich muss sagen, wenn man sich dann mal überwunden hat, sind es schöne Läufe in angenehm frischer Luft.

Aber für die heute anstehenden 32 km müsste ich dann allerdings schon arg früh aus den Federn. Nüchtern schaffe ich die nicht, und zwischen auch nur leichtestem Frühstück und Start müssen 2 Stunden liegen. Erschwerend kommt hinzu, dass ich auch noch einen kurzen Blick in die Live-Übertragung der Ironman-WM aus Nizza werfen möchte.

Schlussendlich komme ich gegen 8 Uhr aus dem Haus. Habe mir eine spezielle Vorgehendweise überlegt: Mit dem Auto in den Nachbarortsteil fahren, dort nur Runden im schattigen Wald an der Erft zu drehen und so das Auto alle 4 km als persönliches Verpflegungsdepot zu nutzen. Damit spare ich überdies die Laufweste, die ja auch nochmal Wärme am Körper hält, so leicht sie auch sein mag.

Gesagt getan. Es findet sich ein wunderbar schattiges Parkplätzlein und los gehts bei 18°. Als erstes eine Runde durch die sonntagsstillen Straßen. Mit Erstaunen nehme ich Veränderungen wahr. Wo doch viele Jahre ein Baubedarfshandel seine Waren feilbot, sind nun Mehrfamilienhäuser fast fertig gebaut.

Einige wenige Leute treffe ich an, letzte Nachhut der Nachtschwärmer oder Frühaufsteher? Wer weiß. Bäckereien sind jedenfalls die Hot-Spots des Morgens. 




Was ist den DAS?


Nach 6 km erster Stopp zur Wasseraufnahme. Ich lege das Shirt ab, das ich für den Anfang über meinem sehr dünnen Hochsommeroutfit trage und dann auf in den Wald. Zunächst geht es entlang der Erft südwärts, einer leichten angenehmen Brise entgegen - herrlich! Erste Herbststimmung mit zarten Frühnebelschleiern garniert den Morgen.




Meine Planung der Waldesnutzung wird allerdings bald jäh unterbrochen. Da ist doch wahrhaftig die Brücke verschwunden, die ich auf die andere Seite nehmen wollte! Skandal! Also gehts rechts statt links und ein wenig durch den dortigen Wald. Der ist zwar auch nett und schattig, aber er liegt abseits des Wassers, es fehlt diese Kühlungskomponente.



Flugs wieder zurück auf demselben Weg und die Erft anderweitig gequert. Denn auf der östlichen Seite sind die Bäume weniger hoch, dafür umso dichter und schattiger und kleine Nebenarme der Erft geben zusätzliche leichte Kühle. Der Effekt ist unglaublich. An den wenigen Stellen, an denen ich der Sonne ausgesetzt bin, steigt die Wärme sofort spürbar.
So drehe ich meine Runden, treffe zahlreiche Spaziergänger, Hunde mit Anhang, Läufer und Radler. Immer wieder witzig, wie manche Bellos aufeinander reagieren. Mal begrüßen sie sich wie alte Kumpels, mal beäugen sie sich misstrauisch, mal werfen sie sich zwecks Machtdemonstration in die Brust. 
Mir fällt ein schmächtiger Herr auf, der an seiner Leine einen sehr großen Hund führt. Bzw. umgekehrt, der Hund zerrt ihn nämlich dahin, wo er will. Da könnte man jetzt Studien treiben, wer warum welchen Hund hat...😎

Dummerweise werde ich bald an ein Versäumnis erinnert. Ich wollte mir noch die Fußnägel gekürzt haben, und nun habe ich deutlich das Gefühl, dass sich da ein Nagel in den Nachbarzeh bohrt. So was Blödes. Anfangs kann ich noch drüber hinweg laufen, aber das Geschehen im Schuh wird immer spürbarer, der Gedanke kreist, dass ich mir kein vermeidbares Problem vor dem Marathon einfangen sollte. Außerdem machen sich leider auch bald die nun herrschenden 28° selbst im schattigen Wald erschwerend bemerkbar, die dampfige Luft tut ein übriges.

Ich trete in harte Verhandlungen mit mir selber ein. Am Ende beschließe ich, die 30 km des letzten Wochenendes nochmals zu erfüllen, und die fehlenden 2 dann eben abzuschreiben. Der rechte Fuß ist dafür sehr dankbar. Daheim humpele ich erst einmal nur herum. Der Schaden scheint erfreulicherweise nicht so groß. Zudem kann ich die dritte Disziplin der Eisenmänner in Nizza mitverfolgen und auch körperlich richtig nachspüren. Besonders Frodo bei seinem allerletzten Wettkampf, den er nicht ganz wunschgemäß auf dem Treppchen beenden kann. Aber wie kommentiert Sebastian Kienle so schön: "Selbst wenn du oben alles reinsteckst, kann trotzdem unten Mist rauskommen."
Wie wahr. 
Immerhin bin ich 2 Minuten schneller auf den 30 km als eine Woche zuvor.

Sonntag, 3. September 2023

Am Tatort

Für den anstehenden 30-km-Lauf sollte wieder etwas Abwechslung her. Ich wollte noch ein oder zwei besondere Fotogegenüberstellungen in Manheim recherchieren. Und dann mal sehen, wohin die Beine mich tragen.

Also geht es zunächst über einen zwischen Bahntrasse und Kohlebahn verlaufenden Radweg. Ein wenig mache ich mir Sorgen um die Witterung. Morgens noch Frühnebel bei 15° und nun setzt sich langsam die Sonne durch. Ob das wieder so eine Dampfkochtopfwitterung gibt? Gottseidank hält es sich im Rahmen. Und später wird mich bei 22° sogar auf dem Rückweg ein leichter Gegenwind aus Ost kühlen.


Vor Manheim selber erreiche ich den ebenfalls umgesiedelten Friedhof. Wenn man diesen Hintergrund nicht kennt, fühlt man sich in einem idyllischen, schattigen Park, inklusive munterem Gezwitscher.




Nur ... ein widerspenstiges Grab hält hier wacker die Stellung.


Dann folgt der inzwischen gewohnte Blick am Ortseingang. Übrigens lag rechts im Vordergrund des Bildes mit der Kirche die erste Wohnung des großen Sohns unserer Stadt, Michael Schumacher, und seiner späteren Frau. Die Kirche konnten sie allerdings so nicht sehen, war ja alles bebaut.
Danach folgt ein meist unkommentiertes Potpourrie fotografischer Eindrücke.












Eine lustige Begegnung möchte ich hervorheben. Ein Reh spaziert geruhsam durch das ehemalige Dorf. Da, beim gelben Vierkantstein, leider war es schwer zu fotografieren aus der Distanz.
Ich habe zwar versucht, näher heranzukommen, aber es war dann doch schneller als ich. Das erinnert mich an eine lustige Frage von neulich: Ist das Reh eigentlich die Frau vom Hirsch?


Aber kommen wir zu meiner Spezial-Recherche!
Im März lief der Kölner Tatort "Abbruchkante", der noch bis Ende September 2023 in der ARD-Mediathek abrufbar ist. Er spielte im fiktiven Kölner Ortsteil "Bützenich", in Wahrheit wurde in Manheim und in Dörfern Tagebau Garzweiler gedreht. Im Film übrigens leicht am immer wieder unterschiedlichen Kirchturm zu unterscheiden. 😉
Nun kann ich Film und Original gegenüberstellen:

Schenk und Ballauf nähern sich dem Ort
Fake-Ortschild, es steht dort in der Realität keines

Solche kleinen Projekte liebe ich!

Um meinen km-Tacho zu füllen, geht es weiter westwärts. Ein Stück über Landstraße ohne Radweg, dann auf ruhigeren und ungefährlichen Feldwegen. Ich lande in Buir. Hier wurde vor Jahren eine Art Wall mit Aussichtspunkt angelegt, der den Blick auf den sich aus Nord nähernden Tagebau bieten sollte.
Sollte.
Denn seit Änderung der Abbaupläne wird es nichts zu sehen geben, da der Tagebau hier nicht mehr näherrücken wird.
Aber auf alle Fälle ist die Anlage imposant, schon der Treppenaufgang...

  

Oben dann, jau, Aussicht eben.


Aussicht aufs Dorf:


Aussicht Richtung Eifel:


Und das wäre die Aussicht auf den Tagebau. Ganz weit hinten am Horizont links lässt sich die Sophienhöhe im Dunst erahnen. Diese Aussicht wird nun so bleiben, statt Schokoladenseite ein paar  Kekskrümel.


Oben ansonsten: Gestrüpp.
Doch halt, ein wenig Kunst liegt noch herum!


Ein eigentlich putziger Drachen. Doch er schaut etwas traurig. Kein Wunder, Vandalen waren am Werk, ein anderer "Tatort".



Ich trabe noch durch das sonntagsruhige Dorf und dann wieder entlang des Hinwegs Richtung Heimat. Auf dem einsamen Radweg eine kleine Weisheit:


Wie nicht anders zu erwarten, werden die km hinten heraus zäh. Dennoch, die 30 ziehe ich durch. Erfreulicherweise habe ich jedenfalls langsam den Eindruck, dass das Training Wirkung zeigt. Es fühlt sich an, wie ein Gummizug: Anfangs tut sich nichts, dann erhöht sich der Zug und etwas kommt in Bewegung. In Phase drei dann nimmt der Körper die Herausforderung an und kommt in Schwung.
Wenn ich so zurückdenke, war es vor 10 Jahren anders, nicht so zäh. Aber nun ja, man wird halt nicht jünger.😏

Sonntag, 27. August 2023

Monte Sophia (28,1 km) 2023

Nach 6 Jahren hieß es wieder einmal auf zum Monte Sophia des TV Huchem-Stammeln, dem Lauf auf der Sophienhöhe, deren Aufschüttung als Abraumhalde des Braunkohletagebaus vor 40 Jahren begann und weiterhin andauert. Allerdings, wenn man diesen Ursprung nicht kennt, geht sie inzwischen auch locker als Normalo-Berg durch.


Beeindruckend erhebt sie sich in der rheinischen Tiefebene mit über 200m Höhe über dem lokalen Bodenniveau.


CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1320466


Kurzentschlossen haben wir uns angemeldet, ebenso Oliver und Heidrun. 22° am späten Nachmittag sollten noch ok sein, zumal leichter Wind weht. Die 370 Höhenmeter lassen mich die Sache mit Respekt angehen, denn ich möchte mich nicht verausgaben, sondern den Lauf nur als Trainingsinput für meine Berlin-Vorbereitung angehen. Mein Mantra: Nicht mitreißen lassen, diesmal ganz bestimmt nicht!
Zum "Vorglühen" schauen wir noch am Morgen den WM-Marathon der Damen in Budapest, die sich am Ende bei 28° über die Strecke kämpfen mussten


Es sind deutlich weniger Läufer am Start als früher, nur 77 werden finishen. Das Prozedere ist entspannend pragmatisch. Keine Chipmessung, die Zeit läuft für alle ab Startschuss, im Ziel erfolgt manuelle Zeiterfassung. Das Feld zählt laut von 10 herunter und los gehts.



Zunächst ein wenig Vorgeplänkel im Flachland, von Ferne grüßt die Höhe.


Um km 1 merke ich, dass ich eins der dümmsten Eigentore geschossen habe😡: Der rechte Schnürsenkel löst sich. Also anhalten, Doppelknoten drauf, auf den anderen Schuh gleich mit. So habe ich mich flugs fast ans Ende des Feldes katapultiert. Im Nachhinein betrachtet war es vielleicht eine typische Freud'sche Fehlleistung. Denn nun habe ich niemanden mehr, der mich zu übermäßiger Pace mitreißen könnte, eigentlich genau das, was ich wollte. Also verzichte ich auf Aufholjagd. Zumal sowieso um km 3 der erste Anstieg mit 110 hm beginnt.





Etwa bei km 5 ist die erste Zwischenhöhe des Laufs geschafft und es eröffnet sich ein kurzer Moment mit wunderbarer Aussicht nach Westen, weit hinten das Kraftwerk Weißweiler, davor die ehemalige Kernforschungsanlage Jülich. Und dann gehts abwärts heißassa! Ich fliege mit 5er-Zeiten hinunter durch den schattigen frischen Wald, klasse!



Doch schon nach weiteren 5 km ist Schuss mit dem Flow, man erreicht die Sohle der Sophienhöhe, die sogar unterhalb des Startniveaus liegt, bevor es sofort wieder aufwärts geht, und das happig, denn nun will die Rodelbahn bezwungen werden. Eine Art Wiese, ca. 250 m lang, aber mit knapp 40 Höhenmetern garniert (Messung meiner Uhr in Übereinstimmung mit dem Gefühl der Waden).



Und dann wird es zäh. Die nächsten 9,5 km bestehen überwiegend aus Anstiegen bis zum höchsten Punkt des Rennens und der Sophienhöhe. Und das teils über ausgewaschene oder gern auch mal sandige Wege. Ziemlich froh bin ich daher um meine Profilschuhe. Kein anderer Läufer ist weit und breit zu sehen, ich frage mich gelegentlich, ob ich noch auf dem rechten Wege bin. Aber eigentlich kann man sich nicht verlaufen, denn alle wichtigen Stellen sind eindeutig markiert, zudem sind 7 Verpflegungsstellen vorhanden, alles läuft glatt.



Bei km 15 eine zweite Aussichtsmöglichkeit, diesmal nach Osten, also Köln. Wäre nicht der Rheinische Villerücken dazwischen, könnte man vielleicht sogar die Domspitzen erkennen.



Ungefähr ab km 17 hat man das obere Plateau der Sophienhöhe erreicht, es geht nur noch leicht profiliert weiter. Und es gibt ein kurzes Begegnungsstück, das km 17,5 und km 20 verbindet. Ich sehe, es sind doch noch andere Läufer unterwegs...


Dann lauert noch ein berüchtigtes Schmankerl, die Hinkelsteinrunde, bei der man vom horizontalen Weg kurz eine Minirunde mit nettem Anstieg um einen großen Findling drehen muss. Zu meinem Erstaunen hole ich kurz darauf Heidrun ein. War ich schneller, hat sie nachgelassen?

Der Hinkelstein

Km 20 leitet die letzte böse Rampe ein, locker sandig, dann ein kurzer steiniger, ausgewaschener Pfad. Ich nehme ein letztes Mal Wasser, habe das Gefühl, jeder Schluck mehr ist ab jetzt zuviel. Dann erreichen wir das Original des Laufs, den freundlichen Römer beim Aussichtsturm, der Jahr für Jahr hier seine Trauben anbietet. Diesmal verkneife ich sie mir, denn 2017, bei meiner letzten Teilnahme, begann mein Magen kurz darauf böse Meuterei. 



Gleich nach dem Römer eine steile und sehr sandige Abwärtsrampe. Für solche Passagen hätte man glatt mal im Sandkasten eines Spielplatzes trainieren sollen...
Der Schwung der nun folgenden endlosen Abwärtspassagen verhilft wiederum zu fast fliegendem Laufgefühl. Heidrun bleibt zurück, sie hat Probleme. 


Kurz kann ich einen Blick auf das alte Gipfelkreuz erhaschen, das lange Jahre den höchsten Punkt der Höhe kennzeichnete. Da diese ja immer weiter aufgeschüttet wurde, hat es heute diese Funktion verloren und steht sogar sehr getarnt in einer zwischenzeitlich gewachsenen Ecke des Waldes.


Auch wenn die horizontalen Streckenteile langsam mühsam werden, ich freue mich, dass der Lauf heute gut gelingt und einen wichtigen Baustein für Berlin liefert.


Etwa bei km 26 bin ich wieder auf dem horizontalen Anfangsstück der Strecke angelangt. Ich gönne mir ein paar Schlucke Cola, die mir allerdings nicht so den sonst gekannten Schwung verleihen.
Arg langsam geht es durch die kleine Anpflanzung, die die langsam untergehende Sonne in eine schöne Lichtstimmung taucht.



Ohne Zielspurt gegen irgendjemanden gelange ich zum Ziel, wo man allerdings trotz manuellem Verfahren auf einem Monitor sofort seine Platzierung sehen kann. Ok, im Gesamtranking ziemlich weit hinten, ... aber in der AK zweite!😀


Oliver ist natürlich schon längst angekommen, mit einem fulminanten Ergebnis, er wird berichten. Auch Chris ist zufrieden, ebenfalls als zweiter seiner AK.


Während wir auf Heidrun warten, ein Blick auf die witzige Tischdeko. Was man aus alten (und gewaschenen Schuhen) doch machen kann:



Heidrun kämpft sich trotz erheblicher Magenprobleme tapfer ins Ziel und wird mit dem 3. AK-Platz belohnt.


Für den 1. und 2. AK-Platz gab es ein hübsch gestaltetes Duschgel. Interessanterweise erhielten die Dritten jeweils eine Flasche Rotwein. Ein wahrlich netter Trost für das Verpassen der beiden vorderen Plätze!


Ziemlich platt aber zufrieden fahren wir mit der untergehenden Sonne heimwärts. Den Sonntagmorgen gestalten wir standesgemäß: Mit Kaffee im Bett liegend verfolgen wir den WM-Marathon der Männer in Budapest. Ein dreidimensionales Zuschauergefühl, wenn der eigene Körper einem ergänzend zu den Bildern noch ziemlich gut demonstriert, wie anstrengend Laufen doch sein kann.😉

Links zu meinen früheren Teilnahmen: 2017, 20162015, 2014