Samstag, 28. März 2020

Römerrollen

Premiere!!! Erste Tour mit dem ElliptiGo in diesem Jahr. Die Sonne scheint aber auch zu verführerisch durchs Fenster. Das ließ mich dann später den kräftigen Gegenwind ertragen, es machte einfach zu viel Spaß, dem grünen Gefährt sein Ritsch-Ratsch zu entlocken.
Streckenmäßig landete ich erneut auf der Via Belgica, der Römerstraße von Köln zur Atlantikküste, von der ich neulich ein erstes Teilstück erlief.


Diesmal steige ich einige 100m weiter westlich ein, und folge dem Verlauf bis zur abrupten Unterbrechung durch den Tagebau.

Mein Einstieg bei Thorr. Das Bild täuscht ein wenig. Zur Verkehrsberuhigung ist die Straße für den Durchgangsverkehr mittels Schranke gesperrt und wird daher gern als Parkplatz verwendet.
An markanten Stellen stehen Informationstafeln mit Wissenswertem.



Eine Weile bleibt ein Radler an meinem Hinterrad. Beim Passieren kommt seine Frage "Selbst gebaut oder kann man das kaufen?"
Und hier gibts sogar Kunst im Asphalt, fiel mir beinah zu spät auf:


Im nächsten Dorf hätte es mich fast vom Gefährt geschmissen. Seelenruhig sitzt eine Katze am Straßenrand. An sich keine Sensation. Aber diese hier sieht haargenau aus wie unser Kater Hoss! Unglaublich, ich halte an und wir mustern einander.


In Elsdorf, wird die sonst etwas abseits verlaufende Römerroute zur Bundesstraße. Früher gut befahren, herrscht nun seit Jahren eine Art Dauerverkehrsberuhigung, denn nicht weit hinter dem Ort unterbricht der Tagebau die Straße und so liegt der Ort faktisch an einer Sackgasse.



Früher ging es weiter schnurgeradeaus
Die letzte Infotafel für heute. Ungefähr die ganze rot eingezeichnete Route bin ich gefahren, zzgl. von und nach Hause.




Da ich bisher Wind von vorn oder schräg von vorn hatte, gehe ich auf dem Rückweg von Rückenwind aus. Fehlanzeige, irgendwie kommt der dauernd von vorn oder eben schräg vorn. 
Auf dem Heimweg kurzer Halt am Aussichtspunkt des Tagebaus. Heute Ziel von einigen Motorrad- und Radfahrern.


 

Nach gut 1,5 Stunden und 25 km rolle ich zufrieden vors Haus. Meine Oberschenkel signalisieren ungewohnte Betätigung. Die Rechnung dürfte morgen in Form von kräftigem Muskelkater folgen...
Und Abendessen gibt es .... AUS DEM RÖMERTOPF! War aber schon vorher so geplant.

Sonntag, 22. März 2020

Normalität erlaufen

Nun findet man als Läufer selbst in der Ortsmitte ein ruhiges Laufrevier, dank dem bösen Ding mit "C".
Aber das soll kein Jammer-Post werden. Es ist wie es ist. Passen wir uns den momentanen Gegebenheiten an, beachten wir die Notwendigkeiten der Hygiene und des Abstandhaltens, seien wir vorsichtig.
Und haben wir nun Geduld.
Ich für meinen Teil möchte mir meine kleine Insel des inneren Abstands bewahren, um mich nicht von der Hysterie anstecken zu lassen. Also wird gelaufen.

Vorvorgestern 11 km, bei denen mich nach 2 km schon Selbstzweifel beschlichen, dass ich 4 Tage zuvor 33 km wahrhaftig bewältigt hatte. Doch dann wurden die Beine wieder zunehmend williger.




Normalerweise dichter Verkehr nach Benelux

Heute nochmals bei Sonne aber kaltem Ostwind 10,5 km. Getoppt von Chris mit 27 km.
Auf meinem letzten Kilometer kommt mir ein Läufer entgegen, von dem ich durch die mir entgegenstrahlende Sonne nur den Umriss ausmachen kann. Besonders faszinierend: An seinen Beinen traben locker und fluffig 2 kleine Hunde mit, deren Ohren gerade mal seine Kniehöhe erreichen. Das sieht ja witzig aus. Und kaum ist der Umriss mit den Hunden auf meiner Höhe, grüßt der mich auch noch mit Namen! Es ist unser Katzensitter mit den beiden Familienhunden, die aus spanischem Tierschutz stammen und sich prächtig eingelebt haben.

Ein Stück ganz normale Natur gönne ich mir auch. Wie auch viele Spaziergänger, alle brav maximal zu zweit flanierend und auch auffallend viele Läufer*innen.

Ansonsten versuche ich im Haus good vibrations herzustellen, und wenn es durch das Nähen eines Vorhangs ist.
Backen ist auch mal wieder nett.
Oder lesen.
Oder Gartenbuddelei.
Und unsere Fellnasen sind happy, dass sie nun ganztags ihr Personal um sich haben...

Sonntag, 15. März 2020

(Kein) Syltlauf 2020

Der Syltlauf 2020, an den werden wir noch sehr lange zurückdenken. Ein Mix aus Champagner (Lauf) und Essig (Corona), wobei der Essig stündlich zunimmt. Wie also dies in einem Post darstellen...?
Ich mache es einmal nacheinander.
Das Schöne zuerst, der Champagner!
Die Absage des Laufs war natürlich schade, aber durch die behördlichen Anordnungen wegen Corona nachvollziehbar. So auch der Tenor auf der FB-Seite des ausrichtenden Vereins. Doch äußerten auch viele Läufer*innen ihr Vorhaben, dennoch am Sonntag zu laufen. Das war auch unser Ziel. Da Heidruns und Doris' Staffel auch nur noch halbiert vor Ort war, dafür aber mit 2 Autos ausgestattet, planten wir um: Wir würden alle zugleich ab Hörnum loslaufen, dafür jeder so weit er/sie mag oder kann, und der Transport konnte privat statt mit den ausfallenden Veranstalterbussen sichergestellt werden.

Schon auf der Fahrt nach Hörnum, dem Start, kamen uns viele Läufer entgegen, die sich bereits auf die Strecke begeben hatten. Also kein Start Punkt 10 für alle, dafür ein entzerrtes Feld.
Wo sonst die Startlinie ist, eine überschaubare Situation, doch insgesamt waren viele Läufer unterwegs, fast wie beim echten Lauf.




Kurz noch ein kleines Gruppenbild. Leider fehlen Monika und Barbara, die noch nicht vor Ort sind. Da wir allerdings keine warme Kleidung dabeihaben, möchten wir uns nicht unnötig erkälten und machen uns auf die 33,33 km.
Sogar Greta, heute ganz in schwarz-weiß, wird 2 km dabei sein.







Ein komisches Gefühl ist es. Eigentlich ja nur ein langer Trainingslauf, aber dennoch saß ich mit einer gewissen Nervosität am Frühstückstisch. Irgendwie war man ja auf einen Wettkampf  programmiert. Zudem auch noch die doch schweren Beine am Vortag...
Nachdem ich warmgelaufen bin, fühlt es sich allerdings richtig gut an. Herrlicher Starkwind von hinten, 7-8°, und sogar der Nieselregen hat aufgehört.
Ein wunderbares Laufgefühl bricht aus! Auch bei Chris, der mir natürlich enteilt und den ich nur noch kurz von hinten sehe. Immer wieder kommen Läufer von hinten oder ich laufe auf welche auf.
Und schnell ergibt sich die ganz besondere Atmosphäre DIESES Laufs: Alle sind gut gelaunt, man grüßt sich, ruft sich bei Begegnungen muntere Worte zu. Wildfremde Autofahrer hupen und winken, es ist sagenhaft und nie vorher so erlebt! Auch am Streckenrand stehen hier und da anfeuernde Passanten. Da läuft es wie von selbst und bei mir viel schneller als geplant.


















Plötzlich laufe ich auf 2 bekannte Gestalten auf. Zur Erläuterung: Heidrun und Barbara starteten von einem Parkplatz 2 km hinter dem Start, hatten also Vorsprung. Und nun erreiche ich die beiden munteren Schnatterinchen!





Da meine Beine flotter wollen, schiebe ich mich langsam vorbei, zumal Westerland am Horizont auftaucht.


Hier steht erneut eine richtig gut anfeuernde Truppe eines Vereins, irgendwas mit "A". Sie bildeten schon bei km 4 ein beidseitiges Spalier mit La Ola für jede*n Läufer*in. Danke ihr Lieben!


Nach ein wenig Street Art in Westerland folgt die Promenade. Im tristen Grau wirkt sie leider sehr unspektakulär und auch die Passanten hier sind doch eher uninteressiert.




Danach kurze Gehpause, um Gel, Salz und Wasser aus dem Rucksack zu holen. Ich war zu bequem, die Trinkblase mitzunehmen. Die von hinten wieder herannahende Heidrun macht sich deshalb sofort Sorgen, allerdings unbegründet. So laufen wir noch ein Stück gemeinsam in Wenningstedt, wo sie wie geplant nach ca. 17 km aussteigen wird. Barbara hat schon in Westerland den Einkehrschwung ins Hotel angesetzt, Doris und Greta haben ihre 2 km längst absolviert.

Nun sind also noch Chris und ich aus unserer Truppe unterwegs, er jedoch längst außer Sichtweite.
Hinter Wenningstedt, nach km 21, wird es anstrengend. Doch hier bandelt ein munterer 69-jähriger Hesse läuferisch an, dessen Frau ihm alle paar km Getränk an der Strecke reicht. So laufen wir gemeinsam über ein kleines Läufertief hinweg. Doch dann bin ich ihm zu langsam (ca. 6:10)  und er setzt sich nach vorne ab.
Also genieße ich fortan allein die nun folgende lange Strecke durch Dünen und Heide. Die Waden singen ihr "Lied" und dass sie nun lieber ausruhen würden. Und irgendwie manifestiert sich ein Wunsch nach Radler (Getränk, nicht Begleitung).
Der Himmel zeigt ein paar blaue Streifen, die Luft erfrischt, der Wind drückt und schiebt und schiebt und drückt.
Wunderbar!




Ich kann mich noch vom letzten Lauf erinnern, wie sehr sich diese 9 km zwischen Kampen und List ziiiieeehen. Hier gilt es zudem, die Autostraße zu queren. Beim "richtigen" Lauf sperren dann jeweils Polizisten den Verkehr um den Läufer*innen zügige Querung zu ermöglichen. Heute - keine Polizei, aber 3 pfiffige Herrn älteren Alters. Sie erspähen uns Läufer*innen und drücken im exakt richtigen Moment die Taste der Fußgängerampel! So kann dennoch jede*r ungebremst die Straße  ordnungsgemäß bei grün passieren. Super-Aktion von den Jungs und ich bedanke mich freundlichst.



Auf dem letzten km verliere ich nochmals Zeit. Ich sehe einen jungen Mann mit Krämpfen, versuche ihn mit Worten aufzumuntern, doch er leidet. Ich biete ihm Salz an, muss dazu aber meinen Rucksack abnehmen und stehenbleiben. Auch Wasser nimmt er an wie ein Verdurstender, da seines ausgetrunken ist. Ich freue mich, ihm helfen zu können und er bedankt sich herzlich.
Durch diese kleine Stehpause konnte auch ich nochmals durchatmen und Schwung nehmen für die letzten Meter dieser unvergleichlichen 33,33 km.
Das persönliche Empfangskomittee (Heidrun, Doris und Chris) schießt sogar ein Zielfoto.

Meine selbst gestoppte Zeit (3:29:58) muss diesmal Urkunde und Medaille ersetzen. Damit liege ich unter meiner letztjährigen Marke von 3:33 Std. Und wenn man die Samariterpause einberechnet, habe ich mich um rund 5 Minuten unterboten. 😅 Chris darf sich über 2:58 Std freuen.
Richtig rundum zufrieden gehts mit dem persönlichen Chauffeursdienst (Nochmals herzlichen Dank an die Kernstaffel "Esser"!) zurück ins Hotel.

Soweit der Champagner.

Wer nun noch Lust hat, kann den Essig kosten:
Corona, oder genauer die Hysterie, hat nun auch Sylt im Griff. Schon als sich auf der Veranstaltungsseite bei FB viele zu einem unorganisierten Lauf verabredeten, kamen auch solche Kommentare auf:































Als wenn wir Läufer*innen nun schuld sind, wenn der Virus die Insel erreicht. Auch wenn ich die Sorge natürlich verstehen kann, bringen solche Äußerungen etwas? Schließlich reisen ja auch Sylter auf dem Festland und noch weiter umher.
Doch unter der Inselbevölkerung begann es wohl zu gären, weswegen der Bürgermeister einen offenen Brief an Sylter und Gäste schrieb: Link. Man kann zwischen den Zeilen lesen, welche Diskussionen da wohl liefen.

Heute Nachmittag nun die nächste Stufe, die Landesregierung riegelt die Insel ab und alle anwesenden Gäste mögen zeitnah heimkehren:










Also werden wir Dienstag zurückkehren, für überstürzte Abreise am Montag konnten wir uns nicht entscheiden.
Uns tun all die Leid, die erst heute anreisten, sich auf schöne Tage auf der Insel freuten, und gleich wieder umkehren müssen. Dies gilt auch für die übrigens sehr zahlreichen Zweitwohnungsbesitzer. Aber wenn es hilft, soll es so sein. Die Zeiten sind gerade sehr schwierig.
Dies ist der Stand am Sonntag Abend.
Wer weiß, wie der Essig sich bis Montag Vormittag entwickelt.

Sylt 2020 - es wird uns sehr im Gedächtnis bleiben!


Samstag, 14. März 2020

Die mit dem Eimer

Endlich auf Sylt angekommen. Auch wenn der Syltlauf ausfällt, jedenfalls der offizielle, ist es einfach nur schön, hier die Landschaft und die frische Seeluft zu genießen.
Gleich nach meiner Ankunft ging es noch auf eine abendliche Hier-bin-ich-wieder-Runde. Wunderbar, auch wenn der Wind ganz schön blies. Zwischen Ankunft am Bahnhof und Laufrunde noch ein schuhtechnischer Notkauf. Jawohl, das gibt es! Als ich mich daheim fertig machte für den Weg zum Bahnhof, fiel mir ein seltsames Klebeverhalten meiner Wanderschuhe am Boden auf. Als hätten sie ein Bad in Limonade genommen. Komisch. Auch in der S-Bahn kleb-quietschte es weiter. Im IC dann fielen mir plötzlich braune Bröcken an meinem Sitzplatz auf, als hätte ich Schlamm unter den Schuhsohlen. Seltsam. Und unangenehm.
Ich schaue vorsichtig unauffällig zu meinen Schuhen...
Sieht irgendwie seltsam aus, war da nicht mal die Andeutung eines Absatzes...?
Schlussendlich offenbahrt sich das Dilemma: Der Kunststoff der Sohlen löst sich auf, einfach so. Standen wohl zu lange schon im Keller, waren aber ziemlich selten gebraucht:


Da hilft alles nichts, auch wenn Westerland nicht mein Schuheinkaufsziel wäre, Ersatz muss her. Er findet sich auch und so sind nun die Füße frisch eingekleidet.

Heute Morgen erlebte ich dann, wie schnell man auch hier einen "Ruf" bekommt. Wir weilen im gleichen netten kleinen familiären Hotel wie schon die beiden Jahre zuvor. Im letzten Jahr bat ich um einen Eimer, damit wir nach dem Laufen unsere Sachen auf der Hand auswaschen konnten. Die seltsame Bitte wurde uns umgehend erfüllt.
Dieses Jahr nun bat ich wiederum um ein solches Accessoire.
Die Dame an der Rezeption lachte auf: "Ach Sie sind das mit dem Eimer!"
"Äh...?"
"Ich hatte diese Anmerkung hier im Gästesystem, wusste aber nicht, welches Gesicht zum Namen gehört."
Das finde ich ja nett, dass man solche Bedürfnisse von Gästen vorsorglich festhält. Der Eimer wurde dann selbstredend unverzüglich geliefert. 😀

Heute Morgen eine weitere schöne Runde vor dem Frühstück. Nur kurz, weil morgen gelaufen wird. Man kann ja trotz Absage dem Sport nachgehen. Leider waren die Beine etwas schwer, ich hoffe, das gibt sich.
Der Wind jedenfalls ist parat. Kam er bisher aus NW, so bläst er heute genau aus Süden, das wäre der erwünschte Rückenwind. Kräftig soll er morgen auch wehen.
Und dann wird wieder genossen, laufen am Meer!



Montag, 9. März 2020

Im Land der Ripuarier

Den Sonntagvormittag verbrachten wir noch mit Familienbesuch aus der Schweiz, bevor er sich der DB zur Heimreise anvertraute.
Danach stellte sich mir die Frage, entweder erst rasch eine Mandarinenschnitte zu verzehren und wegen der danach erforderlichen Verdauungswartezeit Begegnung mit einem Regenguss zu riskieren, oder einen Regenguss zu riskieren, sich dies aber zuvor mit einer Mandarinenschnitte zu verschönern.
Ok, ich wählte den Regenguss. Der dann aber doch nicht so kam, wie meteorologisch versprochen.
Doch was da war, war kräftiger Wind. In weiterer Vorbereitung auf Sylt (sofern der Lauf stattfindet und nicht auch wegen Corona gecancelt wird) wählte ich offenes Feld und stemmte mich den Böen auf den ersten knapp 7 km entgegen. Ging erstaunlich gut, wäre aber auf Sylt ja im Ernstfall nur ein Bruchteil der ganzen 33,33 km.
Dummerweise habe ich kein Wasser mitgenommen, und so versuche ich unterwegs, an selbiges auf lokalen Friedhöfen zu gelangen.
Auf dem ersten, ein altes, verwinkeltes Terrain, finde ich keine Wasserstelle.
Auf dem zweiten, dem von Neu-Manheim finde ich zwar die Gießkannenbefüllstelle. Doch dieser Hahn geht nur zu oder ganz auf, und bei "ganz auf" ist er eher für Feuerwehrbedarfe ausgelegt. Jedenfalls spritzt das Wasser in solcher Menge und Strahl heraus, dass trinken unmöglich ist. Ja nun, dann laufe ich eben ohne innere Befeuchtung weiter. Muss auch mal gehen, führt wohl nicht zum besten Laufgefühl.

An einer einsamen Ecke zwischen Feld und Wald werde ich jedoch sehr erheitert. Wir unternahmen mit unseren schweizer Gästen eine Stadtrundfahrt in Köln per Touri-Bus. Dort wurde u.a. gesagt, dass der kölsche Dialekt als einem der sog. ripuarischen Dialekte kein "G" spricht, sondern stattdessen ein "J" verwendet. Mh, natürlich ist mir der Dialekt bekannt, aber dass dies dann doch so umfassend sein soll mit dem J statt G war mir nicht bewusst. Als Beispiel wird ein vorgebliches Adenauer-Zitat gebracht: "Eine jut jebratene Jans ist eine jute Jabe Jottes". Vertiefend wurde das natürlich auch erforscht: Link. So trabe ich also über die rheinische Scholle und grüble über Gegenbeispiele nach, äh, also korrekter: Ich jrüble über Jejenbeispiele. Mir fällt aber keins ein, außer "baggern" vielleicht, das auch im kölschen so gesprochen wie geschrieben wird.

Mitten in diesem Gedankenfluss kommen mir an einer einsamen Stelle zwischen Feld und Wald zwei ältere Damen entgegenspaziert (genau: "entjejenspatziert").
Sagt (AHH! Das spricht sich nicht "sajt" sondern "säht" - Erkenntnisgewinn!) die eine gerade zur anderen:
"Un da hät datt Marjretschen dat gedonn."
("Und daraufhin hat die kleine Margarete dieses getan.").
Was genau Margarete getan hat, bekam ich akkustisch nicht mehr mit, aber das tat dem Schmunzeln keinen Abbruch.
20 km schaffe ich leidlich. Am kommenden Sonntag werden es 33,33...

Mittwoch, 4. März 2020

Aufgehoben war nur aufgeschoben

Die Schmach des letzten Sonntags, als mich simple, aber wirkungsvolle körperliche Vorgänge am langen Lauf hinderten, verlangte nach Kompensation. Wer sagt eigentlich, dass nur am Wochenende lang gelaufen werden darf? Erfreulicherweise habe ich noch Überstunden abzubauen, also werden diese flugs sportlich ausgefüllt und der geplante Lauf nachgeholt.


Zuächst geht es zum Rand des Tagebaus, an dem dank der Regenfälle der letzten Zeit selbst ein Allrad-Fahrzeug im Schlammbad zu kämpfen hat. Zwar wäre dieser "Weg" noch öffentlich zugänglich, aber ich verzichte gern.




Ein Stück weiter, die allerletzten Reste einer ehemals größeren Reitanlage. Erstaunlicherweise ziehen die mich überholenden Abbruch-LKW Staubfahnen hinter sich her. Durch Wahl der rechten Straßenseite gelingt es mir, dem Staub weitgehend zu entrinnen, denn den bläst guter Wind nach links fort. Überhaupt der Wind heute ... die ersten 14 km laufe ich ihm entgegen und kann mich mental schon auf den Syltlauf einstimmen...

Es geht im Zickzack durch das immer weiter verschwindende Manheim. Mir scheint jedoch, seitdem die Hambi-erhaltende Entscheidung getroffen wurde, wird der Abbruch nicht mehr so flott vorangetrieben. Aber er wird fortgesetzt, so der derzeitige Stand.

Hier wohnt man noch




Ich sehe 3 noch bewohnte Häuser. Wie sich deren Bewohner wohl fühlen...?








Futterstation für Streunerkatzen



Und was wohl aus den ganzen Katzen wurde und wird, die von ihren Menschen hier entweder zurückgelassen wurden oder vom neuen Ort wieder hierher streunten...?









Nach Manheim noch ein kurzer Abstecher nach Buir. Vor dem inneren Auge habe ich noch die Bilder, als im Spätsommer 2018 endlose Menschenmassen hier auf oder von ihrem Weg zur Groß-Demo für den Hambacher Forst unterwegs waren. Seither ist der Ort wieder, was er immer ist, ein seeehr ruhiges Dorf. Ab hier folge ich dem Radweg parallel der neuen A4 und erfreue mich am nun von hinten kommenden Wind. Noch ein kurzer Schlenker im heimischen Viertel, um die 25 km zu komplettieren. Angestrengt aber zufrieden entere ich für den Rest des Tages das Sofa. 😅
Es folgen noch ein paar Manheimer Impressionen.