Sonntag, 2. Februar 2020

In Schleifen zur Via Belgica

Mein Plan sah einen Lauf nach Horrem vor, und dann vielleicht im Windschutz der dortigen Häuser ein paar Runden zu drehen. Doch kaum trat ich vors Haus, fand ich das zu profan. Erst noch eine Schleife durch mein Viertel vorschalten.
Nach deren Absolvierung mochte ich immer noch nicht zur geplanten Strecke, erst noch eine weitere Schleife im Nachbarviertel einschieben.
Kaum war diese wiederum begonnen, wirkten die gute Luft und die milde Temperatur regelrecht beflügelnd, zack, zogen die Beine von selber in eine ganz andere Richtung. Und dann kam auch noch die Sonne hinter den zunächst dunklen Wolken hervor! Wie von selber geht es nord-westwärts nach Thorr.
Kürzlich las ich etwas von der Markierung einer früheren römischen Siedlung in Elsdorf, dem überübernächsten Ort westlich.
Wo die dorthin führende römische Straße verlief, ist mir bekannt. Also auf zu einer von mir bisher läuferisch völlig ignorierten Strecke.


Nicht ohne zuvor die wunderbare Wirkung des Sonnenlichts auf die Landschaft zu würdigen. Könnte das nicht eine englische Parklandschaft sein...? Naja, fast wenigstens.







Im nächsten Dorf, Grouven, fällt mir auf, dass ich hier seit gut 40 Jahren nicht war, obwohl es nur 7 km von daheim ist. Liegt halt etwas abseits.
Nach einer Führung in einem lokalen Heimatmuseum zum Thema Ritterburgen weiß ich nun, dass dieses Gebäude aus dem 15 Jahrhundert stammt, einst ein Rittersitz war, doch seither leider einige Umbauten bis zur völligen Verhässlichung erleiden musste. Inzwischen unbewohnt.


Hinter Grouven erkennt man deutlich die typische römische Straße, schnurgerade in die Landschaft gepflügt. Dies ist die Via Belgica. Früher verband sie Köln mit der Atlantikküste. Und hier hat sich für ein paar Kilometer ihr Verlauf gut erkennbar erhalten, bevor er von der im Bild erkennbaren Sophienhöhe, der Abraumaufschüttung aus dem Tagebau, unterbrochen wird.
War der Wetterbericht für den Samstag sehr zuverlässig, weil der morgendliche Regen zum Nachmittag hin aufhörte, setzt sich der Wahrheitsgehalt der Prognose nun spürbar fort: Die angekündigten Sturmböen bis Windstärke 8 laufen sich warm und kommen mir genau von vorn entgegen. Da kann ich doch schon einmal für Sylt trainieren...


Zudem hatte ich mir in den Kopf gesetzt, die Fundstelle der Römersiedlung am nächsten Ortseingang noch zu finden, und das gelingt. Allerdings ist außer einer Infostele zum "Vicus Elsdorf" nichts zu sehen. Aber wenigstens kann ich auf diesem Wege meine Bildung zur lokalen Historie ein wenig erweitern.




Ein weiterer Grund für meinen Lauf dem Wind entgegen war, dass ich dann für den Rückweg entsprechenden Schub von hinten haben werde. Und den genieße ich auf den weiteren Kilometern des langen Wochenendlaufs. Nach 18,6 km komme ich in der Dämmerung angenehm ermattet wieder daheim an.

10 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    das war ja mal ein geschichtsträchtiger Lauf! :D
    Scheint gerade so, als wären deine Schleifen eine Verzögerungstaktik gewesen, damit du nur ja nicht in die "falsche" Richtung losläufst. Und wie man sieht, hat sie sich rentiert. "Neues" Laufrevier, neue Wege. Auch wenn die nicht nach Rom, sondern direkt zur Sophienhöhe führen. ;)

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    1. Liebe Doris,
      es ist doch immer wieder erstaunlich, was man in nächster Umgebung noch alles entdecken kann! Und der Lauf war ein Bespiel, wie es manchmal wie von selbst läuft, wenn auch in eine andere Richtung ;-) Allerdings auch nicht bis zur Sophienhöhe, die zeigte sich nur am Horizont, wäre aber dann doch noch einige Kilometer weiter weg gewesen.
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Na na na, liebe Elke, Du läufst gegen Sturmböen der Stärke 8? Du wirst doch nicht langsam wetterhart? Sorry, den konnte ich mir einfach nicht verkneifen, Asche auf mein Haupt, ich tue es nicht wieder :-)

    Komisch, dass man in manche Orte nie kommt, obwohl sie so nah dran liegen, dass kenne ich hier auch. Es zieht einen einfach nichts hin. Hattest Du die Führung im Heimatmuseum in den Lauf mit eingebaut?

    Ansonsten spulst Du routiniert Deine Kilometer ab, Sylt kann da ja schon kommen, aber hoffentlich mit Rückenwind.

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      ich glaube ja nicht, dass es schon ganz die angekündigte "8" war, das wurde dann wohl erst später mehr. Aber dass ich mich bei einer Seitenwindpassage auch noch seitlich dagegen lehnen musste, dafür reichte es. Bei echtem Sturm würde ich wohl kneifen, dazu stehe ich ;-)!
      Die Führung im Heimtmuseum war neulich abends. Sie haben zur Ausstellung ein ganz gutes Buch herausgegeben, da kann ich alles noch nachlesen. Und mir theoretisch eine Route zu einer stattlichen Anzahl von Ex- und noch bestehenden Burgen und Schlössern zusammenstellen.
      Auf Sylt freue ich mich schon sehr. Wo kann ich bitte den Rückenwind von 2019 bestellen?
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    wie schön, das deine Beine dich einfach mal wieder zu einem Ort getragen haben, den du schon so lange nicht besucht hast. Echt komisch das mancher Ort nicht weit entfernt, von da wo man wohnt, doch gern ignoriert wird.
    Und wenn du läufst, dann machst du nicht nur tolle Fotos, sondern reichst auch gleich Geschichtsunterricht mit :-)))
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      das ist wirklich schön, dass es immer noch Sachen zu entdecken gibt. manchmal ist nah wohl doch recht weit...
      Und wenn man das mit ein wenig Bildung verbinden kann, finde ich das immer wieder spannend.
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,

    zweema, is mir det nu schon passiert, zweema, wa. Da bin ick mit nem Kommentar fast fertig, kiek nochma innen Text und schwupp isser weg! CRY Kannste mir dafür mal bemitleidigen! LOL

    Was wollte ich denn ... ich hab mich gefragt, ob es an der Himmelsrichtung liegt, weil ich auch nur äußerst selten nach Westen oder Nordwesten laufe und schon gar nicht lang! ��

    Aber vielen Dank für den Geschichtsunterricht so ganz nebenbei. Könnte evtl. auf diesem Weg, das ziemlich unbeliebte Fach den Schülern näher gebracht werden? - Aber dass die ollen Römer (berlinisch, nicht despektierlich gemeint) gleich 4 (!) Wörter brauchten, um Köln zu umschreiben??? Solch ein Umstand wird doch eher uns Deutschen nachgesagt! Hmmm - Nur den Wind hast du nicht so anschaulich machen können! LOL Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich noch nicht auf Sylt war! ;-)
    Für dich war's aber sicherlich ein gutes Training! TOLL!!!

    Bleib dran! ... und ich lass mich vielleicht mal anregen so kleene Dörfer im Odenwald aufzusuchen!

    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      gaaaanz dickes Dankeschön, dass Du den Kampf gegen Blogger nicht aufgibst! Nee diese Technik! Das hat man uns ganz anders versprochen!!!
      Tja, komisch, wenn man so seine Vermeide-Himmelsrichtung hat... Ein bischen hängt das bei mir ja mit dem großen Loch zusammen, das da im Wege ist.
      4 Worte für Köln - ein echter Kölner fände das noch viel zu wenig, würde sich aber damit trösten lassen, dass zur Römerzeit von Düsseldorf noch niemand sprach und dann doch mit 4 Worten für sein Kölle zufrieden sein ;-)
      Ich finde, durch solche Infos mitten in der Landschaft wird viel begreifbarer wo Geschichte passierte. Wäre schön, wenn es bei den Jungen auch als Input wirkt.
      Tja, Wind und Sylt... das muss man erleben, kann man kaum rüberbringen. Aber ich werde es in ein paar Wochen nochmal versuchen hier im Blog ;-)
      Ja, es lohnt doch immer wieder auch abseits gelegene Orte zu streifen, bestimmt auch im Odenwald!
      Liebe Grüße, bleib auch Du dran!
      Elke

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  5. Liebe Elke, was für ein großartiger Satz: "Früher verband sie Köln mit der Atlantikküste." Ich bin mir sehr sehr sicher, dass kein Kölner die Domstadt in irgendeiner Form mit dem Atlantik in Verbindung bringt. Wenn die wüssten! :-)
    Ich finde sowas ja enorm spannend und vor allem erstaunlich wieviel Altertum hier in der Gegend noch zu entdecken ist. Und doppelt schade dass der Tagebau wahrscheinlich viel davon zerstört hat.
    So ein kleiner Wind motiviert doch höchstens, spätestens auf dem Rückweg, wie du es ja genutzt hast.
    Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      nun ja Köln und Atlantik drängt sich nicht gerade auf. Aber die Römer dachten ja sehr perspektivisch und so wird die Via Belgica in der Literatur eben so beschrieben. Von Köln bis Jülich sind noch einige Abschnitte auch heute als Straßenverlauf erkennbar, aber danach verliert es sich. Und auch da, wo wir nach Kohle buddeln. Wenigstens ist an letzterem das halbwegs Gute: Es werden viele römische Dinge entdeckt. Es gibt sogar extra eine archäologische Dienststelle in Tagebaunähe, die sich kümmert. Aktuell gibt es auch eine Ausgrabung in Manheim, aber vermutlich nicht römisch, sondern "nur" aus Jahrhunderten danach...
      Richtig, der Wind gab zusätzliche Vorfreude auf Sylt (wobei ich innerlich hoffe, der kommt da nicht 33 km von vorn...
      Liebe Grüße
      Elke

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