Montag, 29. September 2014

Zügeln

Das heutige Training ist eine echt harte Nuss, die es zu knacken gilt. Ich meine damit nicht den Regen, der genau in dem Moment einsetzt, als ich loslaufen will. Und das nicht zu knapp, es schüttet die ersten Minuten geradezu aus Kübeln, so dass meine leichte Windbreakerjacke ruckzuck patschnass an Unterarmen und Schultern klebt.
Aber das macht richtigen Marathonis ja nichts aus (sag' ich mal bei sommerlichen Temperaturen wie heute - bitte im November nicht nochmal das Regenthema ansprechen).

Nein, die Trainingsvorgabe, die mir der Steffny-Plan abverlangt, verlangt mir wirklich viel ab.
Dauernd linse ich auf die Uhr, um ja nah dran zu sein.
Die erste Runde in 6:20 Min/km liegt schon mal voll daneben.
Dann 6:39 und 6:32, naja.
6:42 und 6:36 und wieder 6:42.
Und endlich in Runde 7, FAST geschafft, nur eine Sekunde neben der Vorgabe.
Aber schon danach wieder daneben, mit 6:35 und 6:40.

Also es ist schon verdammt schwer, eine GELAUFENE Runde in 6:50 hinzulegen, und das gleich 9x hintereinander. So langsam kriege ich das nicht hin. So weit kann ich mich gar nicht zügeln.

Wie? Werden sich an dieser Stelle meine schweizer Mitleser fragen, wie ist das nun mit dem Wohnungswechsel? Warum und wohin? Und was hat das mit dem Trainingsplan zu tun...?
Wohingegen der geneigte deutsche Leser nun wiederum denken mag, was hat denn das bitteschön mit Umzug zu tun?

Ja, diese kleine Anmerkung erlaube ich mir, weil mir laufend (irgendwie muss man sich ja die Zeit vertreiben) eine kürzliche TV-Sendung des schweizer Fernsehens mit Emil Steinberger in den Sinn kam. Genau, DER Emil, der mit dem "Prgl", der, wegen dem gefühlte 90% aller Bundesbürger meinen, sie verstünden Schweizerdeutsch, weil sie ja Emil verstehen.
Weit gefehlt, denn für uns redet er ja hochdeutsch - jedenfalls für seine Verhältnisse. Und so sprach er im "eigenen" TV so, wie er auch sonst im wahren Leben redet.
Erläuterte, dass genau deswegen schon eine Pointe in Deutschland baden ging.
Weil nämlich "zügeln" für Schweizer bedeutet: "Wohnungs- bzw. Wohnortwechsel".
Während wir Deutschen mit demselben Wort ja "einbremsen, mäßigen" meinen.
So sprach der gute Emil auf der Bühne von einer zügelnden Familie. Und das deutsche Publikum guckte verständnislos, wo er doch einen Lacher erwartete.

Ja, so hat man nicht nur als Läufer manche Nuss zu knacken...

19 Grad, 9,3 km, (6:37 Min/km), Puls 119

Samstag, 27. September 2014

Autobahnersatz

Das Training der Woche lief gut. 2 kürzere Läufe und heute ein Halbmarathon. Wobei bei letzterem das Problem besteht, dass keine Veranstaltung in halbwegs vertretbarer Distanz stattfindet. Ich ziehe den Eifelsteiglauf zwar in Betracht, aber der hätte 500 Höhenmeter und dazu habe ich dann doch keine Lust.
Also mal wieder ein HM gegen die Uhr, Vorgabe um 2:03.
Das wäre nun  mal perfekt für meine geliebte Autobahn, aber da darf ich ja nicht :-(
A propos: Gestern befuhr ich erstmals mit dem Auto die neue A4. Und wie nicht anders zu erwarten, mit leicht wehmütigem Gefühl. Hier braust nun der Verkehr, wo ich so ganz gemütliche Longjogs machte. Immerhin bildet die Autobahn nun, haha! Man hat am Rand des neuen Abschnitts alle Baumarten des Jahres (Link) seit den 1980'er Jahren in Gruppen angepflanzt. Inklusive unübersehbaren Hinweisschildern zu dieser Aktion in rot und orange. Man startet in östlicher Fahrtrichtung bei der Traubeneiche, Baum des Jahres 2014, und endet bei der Stieleiche, 1989. Der neue Streckenteil ist 3-spurig und ohne Geschwindigkeitsbeschränkung, nun ja, da kann ich nicht anders und gebe mal Gas.

Also begebe ich mich zum heutigen läuferischen Gasgeben auf anderes altbekanntes Terrain, die
Bandstraße (Link, Link).
Interessant zu sehen, dass inzwischen die Natur das Gelände erobert und einiges an Grün gesprossen ist. Allein bin ich auch nicht. Alle möglichen Fortbewegungsarten kann ich unterwegs sehen: Gassigänger und -läufer, Kinderwagen, Rennräder, Mountainbikes, Hollandräder, Tourenräder, Kinderräder, ein Handbike, ein Elektrorollstuhl, Inliner, Skater, Läufer und 2 Reiterinnen auf ihren Rössern.
Es ist ja schließlich auch nicht zu verachten, ohne Verkehrsbeeinträchtigung die kerzengerade in die Landschaft gepflügte Trasse für solche Zwecke nutzen zu können.

Inzwischen sind zwei imposante Windräder direkt neben der Strecke entstanden.
Es ist wunderbar ruhig, nur von weitem hört man den Verkehr der A 61 und gelegentlich den Schrei eines Raubvogels.

Später führt der Weg auf offenes Terrain, ohne Baumwall beiderseits. Auf dieser Hochebene kommen neue Geräusche hinzu. Es zischt, kurz und scharf. Das ist die Seilwinde eines Segelflugplatzes, die die Segler steil in die Höhe katapultiert. Interessant anzusehen. Elegant kreisen die Flieger dann über der Ebene. Kommt eines beim Landeanflug in Hörweite, nimmt man ein leises "ssssssss" wahr.

Die Bandstraße ist knapp 9 km lang. Ich hänge hinten noch einige 100 m über Feldwege an.
Am Wendepunkt, wo man fern die Kraftwerke ihre Wolken in den Himmel pusten sieht,  greife ich zum Energie-Gel. Ich habe es zur Vermeidung weiterer Klebereien diesmal wohlweislich in einen Plastikbeutel gesteckt. So kann ich auch gleich die leere Verpackung darin zwischenlagern, denn Abfallbehälter gibt es hier nicht. Und heureka, diesmal bleibt das Gel brav in der Packung und lässt sich gut öffnen.
Auf dem Rückweg habe ich sogar Rückenwind. Tut gut, denn der Lauf fällt doch ein wenig schwer. Oder genauer: Nicht die km, sondern das geforderte Tempo, so ganz ohne Wettbewerbskulisse, Mitläufer, Zuschauer, extra Adrenalin usw. Mir scheint auch, ich habe wie so oft im Laufe des Tages zu wenig getrunken. Dafür ist die Zeit mit 2:05 noch ok.

24.9.:
15 Grad, 12,3 km, 1:17:22, (6:17 Min/km), Puls 133 (Intervalle)

26.9.:
15 Grad, 7,2 km, 46:33, (6:25 Min/km), Puls 130 (Steigerungen)

Heute:
20 Grad, 21,1 km, 2:05:05, (5:55 Min/km), Puls 143

Montag, 22. September 2014

Winke-winke und Platzverweis

Lang erwartet - meine neue Laufherausforderung! Nachdem meine liebste Autobahnlaufstrecke, die A4n (LinkLinkLinkLink) letzte Woche für den Verkehr freigegeben wurde, ist ja die Alt-Version, also die Ur-Variante auf diesem Abschnitt, nun verkehrsberuhigt. Also nichts wie hin! Passt sowieso zu meiner sonntäglichen Trainingsvorgabe, 30 km in 6:40. Es ist kühler, noch am Morgen hat es kräftig geregnet, doch ich bleibe weitgehend von senkrechten Wassergaben verschont. Man mag es kaum glauben, aber es ist ein Riesenunterschied, eine neugebaute Strecke zu laufen, oder dieses schon in die Jahre gekommene Schätzchen. Wie ich im Netz fand, soll der Abschnitt von 1960 sein.

Zunächst fällt der Asphalt auf. Hier ist er eher rauh und körnig, während er auf der neuen A4 glatter ist. Und natürlich ohne Spurrillen, die deutlich eingeschliffen sind von den unzähligen Kraftfahrzeugen.







Und natürlich gibt es viel mehr zu sehen, Fundstücke aller Art:



Schuhe, immer nur einer.














Wunderschöne Blüten auf dem Mittelstreifen.
Überhaupt viel mehr Grün.


Zahlreiche Reifenreste, hier sogar nett drapiert über die Leitplanke.
Vor allem Wegwerfmüll ist in unglaublicher Menge zu sehen, beiderseits das Asphalts. Oft in langen Jahren von der Sonne verblichen, aus vielen Ländern gemäß noch erkennbarer Packungsaufschriften. Deutlich an den vielen Pappbechern zu erkennen, wie unsere To-Go-und Ex- und-hop-Mentalität sich breit gemacht hat.





Auch die Rastplätze beziehe ich ein. Was hier so alles im Gras und im Gebüsch liegt, igitt, das will man gar nicht näher betrachten.











Es läuft sich wunderbar locker und leicht bei den Bedingungen heute. Zudem teste ich eine neue Errungenschaft, einen Laufrucksack. Neulich für 10 EUR beim Discounter testweise erworben, da ich mir nicht sicher bin, ob so etwas für mich taugt. Doch ich bin sehr angenehm überrascht. Trägt sich mit der großen Wasserflasche wunderbar, drückt nicht, scheuert nicht, das ist es für die langen Läufe!



Die erste Stunde vergeht im Fluge. Ich sehe weit vor mir eine Brücke und darauf Gestalten. Beim Näherkommen mache ich eine Familie aus, die wie sonst auch oft zu beobachten, von oben den Verkehr beobachtet. Wo man sich wünscht, die werfen einem nur Blicke zu, statt Steine aufs Auto. Nur - hier ist ja heute kein Verkehr...


Als ich in Hörweite bin, ruft mir der Mann zu "Bitte mal wiiiinkeeeen". Mach ich doch glatt. Zücke meinen Apparat und rufe "Und jetzt umgekehrt!" Gelächter und winken.
"Wie weit wollen Sie denn noch?"
"30 km insgesamt!"
"Oh, .... dafür ist das hier ja prima!"
"Ja, ist es!"



Die muntere Begegnung macht mich ein wenig übermütig und ich arrangiere ein kleines Selfie.

Kommt natürlich keiner.
Muss ich eben weiterlaufen.








Aber nicht zu unseren Benelux-Nachbarn, wäre doch etwas viel.










Gerade fotografiere ich das bunte Herbstlaub mit der noch beleuchteten Signalanlage ganz weit in der Ferne und frage mich, ob denn hier der letzte wohl vergessen hat, das Licht auszuschalten?

Da brummt es von weit hinten. Kurzer Blick über die Schulter, ein weißer SUV nähert sich. Komisch, wie kommt denn der auf diese Trasse? Die Zufahrten sind doch gesperrt?
Ich trabe weiter, der SUV langsam auf Abstand hinter mir her. Kein angenehmes Gefühl.
Mir dämmert, was es sein könnte.
Und das ist es dann.
Der Wagen fährt neben mich, Security. Drinnen 2 private Sheriffs in schönen Uniformen. Der Beifahrer lässt die Scheibe herunter und fragt, was ich hier tue.
"Na laufen."
"Das dürfen Sie hier nicht."
"Ja aber hier ist doch kein Auto."
"Dürfen Sie trotzdem nicht. Verlassen Sie die Strecke."
"Ja aber ich mach doch nichts."
"Dann müssen wir Meldung machen." Griff zum Funkgerät.
Kurz überlege ich, ob ich eine kleine Diskussion lostreten soll, über die Gemeingefährlichkeit von Joggerinnen der Altersklasse W50 auf gesperrten Autobahnen. Lasse es aber mit Blick auf die Richtung Kinn festgetackerten Mundwinkel der beiden, die sich wahrscheinlich innerlich freuen, endlich eine Abwechslung zu haben.
Am Ende kann ich einen Kompromiss aushandeln, ich laufe zurück und werde bei der nächsten Gelegenheit einer Straße oder eines Weges die Autobahn verlassen. Das entlockt ihnen ein Brummen. Auf ein Foto verzichte ich lieber, mache kehrt und überlasse sie sich selber.


Nach einem halben km entdecke ich eine Straße mit Brücke über die Autobahn. Ok, ich schwinge mich über die Leitplanke, aus der Ferne bewacht, und erklimme die Böschung.
Keine Ahnung, wo ich hier bin. Die Schienen jedenfalls sind Tagebaugelände. Und wie ich dann merke, bin ich vom Regen in die Traufe geraten, nämlich auf Werksgelände des Tagebaus. Der seinen eigenen Werksschutz hat. Den will ich nicht auch noch heute kennenlernen.
So ein Murks. Mit der Back-to-Start-Funktion des V800 habe ich mich noch nicht vertraut gemacht (und wie ich später merke, hatte ich diese auch noch nicht aktiviert). Doch ich bin zuversichtlich. Zwar kann ich bekennendermaßen nicht rückwärts einparken, doch Landkarten lesen und mich orientieren, das gelingt mir meist sehr gut.

Meist - nur nicht heute.

Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wo ich bin. Außer, ziemlich weit weg und im Nachbarkreis. Keine Orientierungsmarke auzumachen, die Sonne hinter Wolken. So trabe ich auf den nächsten Kirchturm zu in der Hoffnung, dort klarer zu sehen. Sehe ich auch und erkenne die Straße wieder, auf der ich jüngst zum Montelino fuhr. Also habe ich eine grobe Ahnung, und das nächste Problem. Das hier ist eine Bundesstraße ohne Radweg. Ist mir jetzt auch sch....egal. Laufe ein Stück entlang der weißen Linie, bis sich links eine Art Wiesenbiotop öffnet. Ok, hier kann ich abkürzen und weiter hinten links auf die nächste Straße. Theoretisch. Nächstes Problem, die Wiese ist ein Sumpf, zurück will ich auch nicht. Kämpfe mich durch stachelige Ranken bis zur nächsten Straße. Wo ich dann nicht weiß, ob links oder rechts. Sehe weiter hinten die neue A4 und versuche, daraus Anhaltspunkte zu gewinnen. Habe aber irgendwie ein Brett vorm Kopf. Laufe einige 100 m links, muss doch falsch sein, wieder zurück. Auf den Straßenschildern sehe ich Hinweise nach Morschenich und Merkenich und Düren und Jülich und Buir. Ja, kenne ich alles, aber wie genau liegen die zueinander?
Am Ende entscheide ich mich für Buir, ist wenigstens ein Ortsteil meines Wohnortes.
Damit verbunden ist dann ein km-langer Lauf auf weiterhin radwegloser Straße. Endlich kann ich schlüssig sagen, wo ich bin. Aufatmen. Im nächsten Dorf, mit etwa 22 km auf dem "Tacho" will ich das 2. Gel nehmen.
Igitt, was schäumt und klebt denn da im Rucksack? Hat die blöde Verpackung doch ihren Inhalt längst verteilt. Ich schätze den restlichen Heimweg auf mindestens 10 km. Na das wird heiter, ein über 30'er ohne weitere Energiezufuhr.
Und das alles nur wegen diesen beiden Typen, die bequem ihre Bierbäuche im SUV umherschaukeln.
So trabe ich also weiter, heute dann eben nur "auf Wasser". Und wundere mich, dass es immer noch recht gut geht. Merke allerdings, dass der Puls nach oben zieht.
Bei km 30 nehme ich die Zeit und mir selber vor, das letzte, nun schon überschaubare Stücke ganz gemütlich gehend und zockelnd zurückzulegen. Was ich dann auch schaffe und zu den 30 vorgegebenen immerhin noch 5 weitere Kilometerchen als Zugabe hinlege.
Nochmals muss ich auf einer Brücke die alte A4 queren. Und was rollt da ganz allein über die wunderbar leere Strecke? Ein weißer SUV. Ich könnte mich hinreißen lassen, zu Flüchen oder Gesten. Sind die mir aber doch nicht wert.

Wie froh bin ich, als ich endlich vor der heimischen Haustür stehe, wo mich schon die vor der Haustür als erste Hilfe platzierte Flasche Fassbrause erwartet!

Ich sinniere noch kurz darüber, in welchem Land wir doch leben, wo selbst gesperrte und aufgegebene Autobahnen tatkräftig gegen gefährliche Jogger, Skater, Radfahrer und ähnliche Störenfriede bewacht werden. Könnte ja jeder kommen. Wäre ja noch schöner!
Haben wir hier eigentlich keine andere Sorgen?

Doch rückblickend muss ich sagen, macht mich der Sonntagslauf dennoch zufrieden. Die 30 km waren kein Problem, da habe ich noch vor 2 Wochen mehr kämpfen müssen.
Der Marathon kann kommen!

17 Grad, 30 km, 3:15:35, (6:30 Min/km), Puls 136 + Zugabe weitere 5 km 

Samstag, 20. September 2014

V 800 - mein neuer Begleiter

Nach 4 Läufen mit meinem neuen Begleiter, dem V800 (ja, das Teil ist männlich), hier ein kleiner erster Erfahrungsbericht.

Vorweg:
Ich habe den V800 bar bezahlt und nicht gesponsert bekommen und will hier keine Kaufberatung anbieten, sondern nur meine persönliche Beurteilung wiedergeben. Was ich allerdings empfehlen kann ist, sich vorher zu überlegen, was ein elektronischer Laufbegleiter können soll, was einem dabei besonders wichtig ist, und welche Kompromisse man ggf. einzugehen bereit ist.







Mein "Laufcomputerkaufpflichtenheft" sah in der Reihenfolge der Wichtigkeit ungefähr so aus:

1. Lesbarkeit des Displays beim Lauf ohne Brille (was nützt mir die tollste Uhr, wenn ich sie beim Lauf nicht entziffern kann)
2. Distanzmessung mit GPS
3. Persönliche Programmiermöglichkeit auch mit Intervalleinheiten
4. Wichtigste Eckdaten nach dem Training direkt ablesbar
5. Service (Ansprechpartner im Geschäft und beim Hersteller)
6. Auswertungsmöglichkeiten
7. Möglichst keine Abhängigkeit hinsichtlich Programmierung und Auswertung vom Internet
8. Möglichst kein Brustgurt
Dies meine wesentlichen Anforderungen. Was mir egal ist, sind Design und Farbe, die inneren Werte zählen.

Mit diesen meinen Erkenntnissen schied leider vorab schon die Suunto Ambit 2R aus. Rein nach Prospektlage lag sie sogar vorn. Aber vor Ort gibt es keinen Händler, bei dem ich sie hätte anschauen (wegen Kriterium 1) und mich beraten lassen können. Für die Beantwortung einer ganz einfachen Mail mit einigen wenigen Fragen, die mir Bloggerin Claudi leicht geben konnte, brauchte Suunto 7 Tage, und das, obwohl sie eine Reaktion in 72 Stunden versprechen. Die Antwort war zwar individuell und ausführlich, aber gespickt mit vielen Rechtschreibfehlern. Wenn ich im Zweifel darauf angewiesen wäre, ist mir das zu dünn und meine Freizeit zu kostbar, mich ggf. selber mit viel Fummelei zurecht zu finden.

Auf der Marathonexpo in Köln suchte ich daher die Platzhirschstände von Polar und Garmin auf, gab meine Wünsche an und war gespannt auf die Beratung. Bei beiden hatte ich eher das Gefühl, nicht zur Zielgruppe zu gehören. Man hätte wohl lieber junge dynamische Sportskanonen am Stand, als ältere Frauen, die womöglich nur ein Geschenk für das Enkelchen suchen und eventuell sowieso keine Ahnung von den hippen Features der digitalen Wunderwerke haben. (Kann man sich so vorstellen wie: Kommt eine Frau in die Werkstatt und sagt, dass ihr Auto quietscht...)
So habe ich den jungen Herrn dann die Würmer einzeln aus der Nase ziehen müssen. Aber wenigstens konnten sie die Gerätschaften gut erläutern und alle Bedienungsfragen beantworten.

Zwischenergebnis:
Es treten an Polar V800 gegen Garmin FR620.

Die mitgenommenen Prospekte habe ich dann intensiv studiert und die danach noch auftauchenden Fragen zum favorisierten V800 bei einem erneuten Besuch vom Experten erklären lassen. Ein letzter Bedenkenpunkt erledigte sich auch: Der Verkauf an der Messe läuft über einen örtlichen Händler, der dann auch Ansprechpartner ist. Denn dass Polar auch nicht gerade den besten Service hat, konnte ich ja schon selber erleben.
So wanderte dann der neue Begleiter in meine Tasche und reichlich EUR aus meiner Tasche in die des Händlers.

Meine ersten Eindrücke sind fast nur positiv.

  • Die Bedienung der Uhr ist selbst erklärend und schon ohne sie an den PC angeschlossen und in die Bedienungsanleitung geschaut zu haben, hatte ich die Ersterfassung mit den persönlichen Daten erledigt.
  • Ja und natürlich mein Sahneschnittchen: Das persönliche Display! Man kann z.B. wählen, ob selbiges 2-, 3- oder 4-zeilig sein soll und welche Angaben drauf sein sollen. Und was nicht auf ein Display geht, wird dann später durch Scrollen hervorgezaubert. Ich entscheide mich für 2 Zeilen, da macht das Ablesen beim Lauf einfach nur Freude, klasse!



  • Nach einer Einheit zeigt der V800 eine ganze Reihe von Daten direkt an, zusätzlich einen Kommentar. Der zu meiner heutigen Einheit lautet beispielsweise: "Dieses Training hat deine aerobe Fitness verbessert. Es hat außerdem die Ausdauer der Muskulatur gesteigert, indem ihre Durchblutung verbessert wurde. Kohlenhydrate sind die Hauptenergiequelle, die dein Körper bei dieser Trainingsintensität verwendet." Ist das nicht nett, ganz im ernst?
  • Auf dem heimischen Laptop muss ein Programm installiert werden, das dann die Verbindung zu Polar-Flow herstellt, der Auswertungs-Webseite. Dies, wie auch die Verbindung des V800 mittels Kabel zum PC ist kinderleicht. Auch ohne lange Konsultation des Handbuchs findet man sich rasch zurecht, Trainingsziele sind flott programmiert und das intelligente Programm rechnet gleich mit: Gibt man ein Ziel mit Pace und Laufzeit ein, errechnet es gleich die Distanz, gibt man Pace und Distanz ein, wird die Laufzeit sofort ergänzt. Man kann wohl sogar zu verbrennende Kalorien als Trainingsvorgabe wählen.
  • Es wird eine Vielzahl von Auswertungsinformationen angezeigt, deren einzelne Auflistung ich mir hier spare und lieber einige Highlights erwähne.
  • Der V800 ist nicht nur Trainingscomputer, sondern zugleich eine Art Activity Tracker. Nicht nur die Trainingseinheit wird aufgezeichnet, sondern die gesamten Tagesaktivität. Sieht dann so aus (da ich den V800 nicht durchgehend trage, sind die Zahlen etwas irritierend):
  • Nach einer Einheit oder einem Lauf wird die nötige Erholungsphase angegeben. In der Fachpresse wird diese als etwas zu lang eingeschätzt. Mir scheint das auch so. Dennoch, eine interessante Anzeige:
  • Das Trainingstagebuch stellt sich übersichtlich dar und zeigt optisch sogar kleine Hinweise auf die Intensität der erfassten Einheiten (Anzahl der roten Quadrate, 5= max.):
  • Auch eine, wie ich finde, gute Zusammenfassung mit Vergleich absolvierter Läufe ist enthalten. Sie kann nach eigenen Wünschen und mit anderen Parametern gestaltet werden:
  • GPS hat der V800 natürlich. Dem Thema Satellitensuche nähere ich mich derzeit noch schrittweise. Beim allerersten Test brauchte er seeeehr lange, bis ein Signal empfangen wurde. Beim zweiten Test am selben Fleck war es hingegen blitzschnell vorhanden. Dies konnte ich danach jeweils bei neuen Orten (Köln, Dresden) wieder erleben: Anscheinend speichert der V800 die zuletzt gefundenen Satellitenkoordinaten und ist so beim nächsten mal jeweils schneller. Außer, man startet von einem neuen Standort. Mal sehen, ob das so bleibt.
  • GPS-Navigation habe ich noch nicht getestet. Im Handbuch finde ich hinsichtlich der Back-to-Start-Funktion (also sich per GPS zum Startpunkt zurücklotsen lassen) allerdings einen lustigen Satz: "Wenn Du Dich in unbekannter Umgebung befindest, halte stets eine Karte für den Fall bereit, dass der V800 das Satellitensignal verliert oder die Batterie sich entlädt". Mag zwar technisch logisch sein, liest sich dennoch putzig.
  • Ein ziemlich wahnsinniges Merkmal ist das Nacherleben von Einheiten! Hat man die Trainingsdaten aus dem V800 ins Web übertragen, reicht ein Klick und man erlebt seinen Lauf dynamisch nach. Kann man sich hier ansehen:                                                                          Polar-Aufzeichnung des Köln-Marathons,               Polar-Aufzeichnung Dresden
  • Da man über die Flow-Webseite zugleich in die große Polar-Gemeinschaft aufgenommen ist, ergibt sich diese weitere moderne Datenansicht. Ich kann erkennen, welcher Läufer in meiner Gegend wo und wie unterwegs ist (ich hoffe, nur wenn derjenige die Daten auch freigegeben hat). Ob ich das wirklich brauche.... weiß nicht. Community-Junkies werden sicherlich hingerissen sein.

Der V800 kann noch vieles mehr, was einen Roman bräuchte, um hier gewürdigt zu werden. Besonders Triathleten werden begeistert sein. Das lässt sich alles auf der Polar-Webseite ablesen.

Doch zum Licht gibt es auch Schatten, der hier nicht verschwiegen werden sollte.

Das Armband: 
  • Macht einen stabilen Eindruck, trägt sich angenehm, ist aber fummelig anzulegen. Irgendwie will das Ende nicht durch die Schließe und erst recht kaum durch die 2. Schlaufe "flutschen". Und wenn man den V800 ablegen und die beiden Dornen der Schnalle aus den Haltelöchern bekommen will, geht der Kampf erneut los... Lässt man im Hintergrund das Lied vom "Nippel durch die Lasche ziehen" laufen, hat man den vollen Unterhaltungseffekt.
  • Und für Frauenhandgelenke wurde der V800 wohl leider nicht konstruiert. Das Gehäuse selber wäre noch ok, aber das Armband ist zu lang und steht über (siehe Bilder oben), gern verhakelt frau sich damit. Damit macht es keinen wahren Spaß, den Activity Tracker ausführlich zu nutzen. Sehr schade und ich wünsche mir sehr, für den stolzen Preis hier eine Alternative geboten zu bekommen!
Der Zwang zum Internet:
  • Meine alte Polar RS 400 habe ich mit einer Software bedient, die auf dem PC lief und damit unabhängig vom Netz die komplette Nutzung der Uhr zuließ. Manch Digital Native mag das nun nicht verstehen, aber diese Abhängigkeit vom Wohl und Wollen des Herstellers behagt mir nicht, scheint aber inzwischen leider überall der Standard. Mir ist es egal, ob die NSA mitliest, wie hoch mein Puls war. Aber im Laufe meines Lebens habe ich schon manche Firma und vor allem manches Produkt kommen und gehen sehen. Und ohne diese Webseite ist die Nutzung des V800 mit all seinen Möglichkeiten leider stark eingeschränkt.
  • Da wir zudem in unserem schweizer Zweitquartier nicht immer Netzanbindung haben, hat meine Einstellung leider auch nicht nur Gründe altmodischer Technikverweigerung... In dieser Hinsicht muss ich also Kompromisse eingehen. Beispielsweise Lieblingstrainings (z.B. Intervalle) vorab als Favoriten auf dem V800 speichern, dann stehen sie mir auch ohne Netzanbindung zur Trainingssteuerung zur Verfügung. Die optischen Auswertungstools kann ich so allerdings nicht nutzen.
Immer noch mit Brustgurt:
  • Ich hatte ja gehofft auf brustgurtloses Laufen, aber die großen Firmen bieten leider keine Alternative. Ob ein Mio-Alpha-Band zuverlässig erkannt wird, dazu geben sie keine Garantie, und dann ist mir das doch -leider- zu wackelig. Allerdings trägt sich der neue Brustgurt dank guter Elastizität recht leicht.
Nachtrag:
Hier noch ein Größenvergleich der in unserem Haushalt vorfindbaren Laufcomputer:


Alles in allem macht das Laufen und Auswerten mit dem V800 sehr viel Spaß. Ich hoffe, bei dem Preis bleibt dieser auch lange erhalten und die Lebensdauer des Akkus wie auch die Zuverlässigkeit der Flow-Seite und die noch zugesagten nachzuliefernden weiteren Features des V800 geben keinen Grund zur Klage.

Ein weiteres Fazit nach einigen Monaten Laufen mit dem V800 habe ich hier gepostet: Link

Mein heutiger Lauf hat Spaß gemacht. Leichte Beine, lockerer Lauf und trotz dampfiger Gewitterluft blieb der Puls wieder moderat:
24 Grad, 8,3 km, 54:38, (6:33 Min/km), Puls 127

Freitag, 19. September 2014

Der Kongress tanzt

Marathon und Kongresse - da gibt es die große Gemeinsamkeit, dass im Verlauf beider Events die Beine zunehmend bleiern werden, die Füße nur noch schmerzen, und der Gedanke "Nicht mehr lange, bald ist es geschafft" einen sehr beschäftigt...
Als bei Sonnenuntergang auf der Terrasse die Band erste Rhythmen anstimmt, bin ich schon 14 Stunden auf den Beinen. Nach dem Bild folgten deren nochmals 5, denn da mein Brötchengeber Veranstalter ist, sind alle Mitarbeiter natürlich verpflichtet, auch am Abend Präsenz zu zeigen. Ok, das Buffet war sehr gut, und die Band des Abends bot Besonders: "Kubowski" zum Beispiel. Nein, kein neuer Komponist: Die Musiker sind darauf spezialisiert, klassische Musik in kubanisches Gewand zu kleiden. Und so wurde eben Tschaikowskys Nussknackersuite ebenso wie Schwanensee oder Beethovens Ode an die Freude zu mitreißender Salsa oder Samba. Wer kann schon sagen, dass er zu "Götterfunken" fleißig die Hüften geschwungen hat...?

Mir gelang nochmals ein schöner Morgenlauf. Zunächst elbaufwärst im zarten Morgendunst.


Dann zog es mich erneut in die Altstadt.

















Immer wieder schön: Die Frauenkirche.

















Und die Semperoper hätte ich doch fast fotogafisch unberücksichtigt gelassen...


Auch einmal einen Eindruck wert: Das Kopfsteinpflaster, das man hier an vielen Stellen vorfindet. Man beachte die Fugenbreite. Die Unebenheit gibt das Bild leider nicht gut wider.


Letzter Blick auf das Panorama. Im Vordergrund das Kongresszentrum.
Der Lauf lief locker, der Puls wieder schön niedrig. Mein kleines erkältungstechnisches Intermezzo ist überwunden. Auf ins "letzte Gefecht", so die Bahn anschließend will, bin ich gegen Mitternacht wieder daheim.

















17 Grad, 8,8 km, 57:59, (6:34 Min/km), Puls 122

Mittwoch, 17. September 2014

Diesmal Dresden

 Wieder einmal hat es mich beruflich nach Dresden verschlagen, 3 Tage eines sehr anstrengenden Kongresses. Tagsüber und abends besteht keine Minute die Möglichkeit, ein wenig in der Stadt zu bummeln, also bleibt nur der frühe Morgen. Um 5:30 starte ich daher wahrhaftig zu einer morgendlichen Laufrunde in milder Spätsommerluft. Wunderbar spiegeln sich die Lichter der Brühl'schen Terrassen in der Elbe. Zunächst laufe ich an selbiger entlang, von unserem Hotel bis zu Zwinger und Semperoper.


 Die Innenstadt ist völlig verlassen. Und immer wieder reizen mich Motive zu Fotostopps.


Natürlich ganz besonders die Frauenkirche, die sich in der nun zunehmenden Dämmerung wunderbar präsentiert.


Da es mir an der Elbe zu dunkel ist, bin ich in die Altstadt abgebogen und durchstreife die Geschäftsstraßen. Auf dem Altmarkt lockt ein schöner Herbstmarkt, doch zu so früher Stunde sind die Stände und Buden noch zu :-(.
Nach einem Abstecher zum Hauptbahnhof drehe ich nochmals eine Runde um die Frauenkirche.


Weiter zur Hofkirche.


Auf dem Rückweg, der Himmel schon heller, der Verkehr nimmt zu und die morgendlich Ruhe ab.
Richtung Osten zeigt sich erstes Morgenrot.



Nach einer guten 3/4 Stunde (Die Fotostopps haben doch Zeit gekostet und ich muss mich sputen) bin ich wieder am Ausgangspunkt angekommen. Die zuvor dunkle Silhouette der Stadt hebt sich nun deutlich gegen den Morgen ab. Ein schöner Frühlauf in ungewohnter Umgebung, der den anstrengenden Tag sportlich einläutete.
Auf ein Neues morgen früh ;-)


Ca. 18 Grad, 7,4 km,47:47,(6:26 Min/km), Puls 125

Sonntag, 14. September 2014

Köln-Marathon (Staffel)

Der diesjährige Köln-Marathon ist für mich ein wenig ungewohnt, während mein eidgenössischer Ehemann sich schon auf den Weg zum Marathonstart macht, kann ich daheim noch reine ruhige Kugel schieben. Denn diesmal wollen ein paar Kollegen und ich mit 2 Staffeln am Staffelmarathon teilnehmen. Da ich als 3. Läuferin eingeteilt bin, ist mein Einsatz erst ab ca. kurz nach Mittag gefragt.
So gehe ich vom Bahnhof zunächst kurz zum Zielbereich, wo gerade die besseren Halbmarathonis (rd. 1:25) einlaufen.
Meine Bilder können ein wenig die kölsche Auslegung von "Der Dom ist das Ziel" illustrieren. Wie man unzweifelhaft sieht, lassen die Läufer den Dom nämlich rechts liegen. Ortsunkundige können den Anblick rasch verpassen, denn nur ganz kurz taucht das wuchtige Bauwerk rechterhand auf, aber da muss man sich dann schon auf die Kurve und auch den Straßenbelag konzentrieren.
Der Läufer hat an dieser Stelle dann jene Perspektive:



Das Ziel ist nämlich erst dort hinten.
Früher war das Ziel mal wirklich am Dom, DAS war dann sicher wirklich ein ergreifender Anblick. Aber diese schicke Bebauung hier reißt wohl eher keinen vom Hocker.
Wenigstens gibt es stimmungsvolle Musik "Eye of the tiger" und AC/DC, yeah!







Auf einer großen Leinwand kann ich den Start des Marathonfelds auf der anderen Rheinseite live beobachten. Ein eigenartiges Gänsehautgefühl, wenn man so die Gedanken und Gefühle kennt, die man am Start eines solchen Laufs hat.
Ich bin allerdings froh, heute "nur" rd. 12,8 km laufen zu müssen. Eine leichte Erkältung plagt mich noch und so habe ich den Samstagnachmittag mit ganz viel schonen verbracht.


Noch ein kurzer Blick auf die letzten Meter des Zieleinlaufs. Diese Perspektive werde ich heute nicht haben, ist aber ok. Bewusst habe ich jemand anderem den Zieleinlauf überlassen, der dieses prickelnde Gefühl noch nicht kennt.

Ich habe das tolle Privileg, dass unser Bürogebäude gleich im Nachzielbereich, bei der Kleiderbeutelrückgabe ist, und wir daher unsere persönliche Anlaufzone zum Umkleiden und Sachen deponieren haben.


So ruhe ich mich dort noch ein wenig aus, telefoniere kurz mit meinem Vor- und meinem Nachläufer, die auch planmäßig auf dem Weg zu ihren Einsatzpunkten sind.
Am "Ring", der Kölner Flaniermeile, kann ich unterwegs zu meinem Wechselpunkt nochmals einen Blick auf das Halbmarathonfeld werfen.







Bei ca. km 21 stürmt die Spitze des Marathons heran. Nach diesen 3 Läufern kommt eine ganze Weile nichts mehr. Im Minutenabstand folgen 2 Japaner.






Und wie der Zufall ein eine kleine Portion Glück es ergeben, erwische ich auch den Deutschen Marcel Bräutigam, der auf den 2. Podiumsplatz laufen wird, hier noch mit knapp 3 Minuten Rückstand, mit seinem Pacemaker.






In der Wechselzone angekommen, merke ich rasch, wie warm es heute wird. Und da unsere Mannschaftsshirts zwar von bester 3-Streifen-Qualität sind, allerdings auch aus festerem Material und zudem fast ganz schwarz, ergibt das nochmals ein "Schüppchen" oben drauf. Aber das ist eben so, wenn man in einheitlicher Kleidung laufen will.
Bald kommt mein Vorläufer, übergibt mir den Chip und ich kann mich endlich auch in das endlose Läuferband einreihen. Es tut gut, die Nase hat inzwischen ihre Lauferei erfreulicherweise eingestellt und ich kann mich auf die Strecke konzentrieren. Der Himmel ist leicht bewölkt, die Sonne scheint und so hat es auch zahlreiche Schaulustige an den Straßenrand gezogen.

Mein Abschnitt beginnt am Rand von  Ehrenfeld und führt nach Nippes, also eine ziemlich highlightfreie Angelegenheit.
Dafür aber wacht an meinem Arm ein neuer Laufbegleiter (dazu im Lauf der Woche mehr) und tut prima Dienste. Nach jedem Kilometer vibriert es kurz am Handgelenk und ich kann mir auf Riesenziffern die Daten des letzten km ansehen. Ich bewege mich sogar unterwegs gelegentlich unter 5:00 Min/km, doch mein Plan ist, um die 5:30 zu anzupeilen, da der Marathon-Trainingsplan eine 10-km-Zeit um 55 Min vorsieht. Da ich zudem nicht ganz fit bin und mein Part ja über 12 km ist (Dass der 3. Läufer rd. 12,8 km traben muss, wurde erst 2 Wochen vorher mitgeteilt), will ich vorsichtig bleiben.
An jeder Verpflegungsstelle greife ich zu und labe den Magen innerlich und den Körper durch äußere Benetzung, es ist fast unangenehm warm im schwarzen Laufoutfit. Aber eine Staffel hat ihre ganz eigene Dynamik, denn ich will mir keine Blöße geben und gar den anderen das Ergebnis verhageln. Wenigstens machen die vielen privaten Musikpunkte (Köln ist sparsam mit "offizieller" Musik) Stimmung. "Happy" tönt aus Boxen am Straßenrand, "An Tagen wie diesen", "All night long", "Wenn nicht jetzt, wann dann?" und immer wieder rhythmisch trommelnde Sambagruppen.


In Nippes ist Stimmung, viele Kneipen haben Tische vor's Haus gestellt, manche private Kaffeegesellschaft tafelt gleich neben der Strecke.
Die km scheinen mir langsam etwas zäh zu verrinnen. Endlich sehe ich weit hinten rechts das Verlagshaus, auf dessen Parkplatz der Wechselpunkt der Staffeln ist. Doch Pustekuchen, nicht dorthin geht es, sondern erst nochmals 100e Meter nach links, um die Straßenbahnschienen zu umlaufen.
Nun denn, das schaffe ich dann auch noch, jetzt wird nicht geschwächelt. Bald biege ich endlich in die Wechselzone ein. Hatte mir eingeprägt, wo laut Plan unsere Wechselbox ist (pro 50 Staffeln eine Box), bzw. sein sollte, bzw. vorgesehen war, nämlich die erste links. Aber auch damit ist man in Köln flexibel, Pläne sind irgendwie unverbindliche Absichtserklärungen. Da werden auf der Webseite extra große Skizzen präsentiert, doch die für Wechselpunkt 2 zeigt die Zone auf der falschen Straßenseite und in Wechselzone 3 wurden einfach die Anordnung und Reihenfolge der Boxen verändert. Schon blöd, wenn man so mit letzter Kraft und Tunnelblick ankommt und am anvisierten Punkt etwas ganz anderes steht.... Doch mein Folgeläufer winkt schon von weiter hinten und so können wir rasch wechseln, er setzt zu einem fulminanten Spurt mit jugendlichen Beinen und Schwung an. Mein paralleler Läufer unserer 2. Staffel ist schon da und wir sind beide überrascht. Denn ich war vor ihm gestartet und wir haben uns beide unterwegs definitiv nicht gesehen.
Endlich kann ich meinen Puls von sage und schreibe 171 Schlägen herunterfahren und genüsslich Flüssigkeit zu mir nehmen. Den Weg zurück legen wir in einer Straßenbahn zurück, bei der Sardinenbüchsengefühle aufkommen. Der entnervte Fahrer muss wiederholt bitten, die Türen freizumachen, damit dieselben geschlossen werden können. Von den olfaktorischen Noten der vielen hier zugestiegenen Staffelläufer möchte ich lieber nichts schreiben.
Die übrigen 4 schon gelaufenen Staffelmitglieder erwarten uns am Zieleinlauf, dort wollen sie unsere Endläufer anfeuern. Ich habe aber meine übliche Nach-dem-Lauf-Frostphase und trabe lieber gleich ins Bürohaus um mich aufzuwärmen und auch meinen Mann zu erwarten, der deutlich unter 4 Stunden geblieben ist.

Am Ende erreichen wir knapp die ersten 100 der 528 Staffeln, unsere Parallelstaffel liegt runde 100 Plätze hinter uns.

Mein Teil:
21 Grad, 12,86 km, 1:09:57, (5:26 Min/km), Puls 160, umgerechnet auf 10 km 54:20.