Montag, 27. Oktober 2014

Intelligentes Lotterleben

Ich hab mal nachgegeben, denn der Klügere gibt nach. So habe ich dem inneren Schweinehund tagelang das Regiment überlassen und ein läuferisches Lotterleben praktiziert. Ich fand, nach dem Amsterdam-Marathon darf das mal so sein. Am Wochenende hätte ich zwar schon Lauflust gehabt, aber wir hatten Übernachtungsbesuch, und da wollte ich mich nicht davonmachen.

Also heute das Privileg eines halbfreien Tages zusammen mit schönem Herbstwetter genutzt, und mittags zu einer Runde aufgebrochen. Habe mir extra das Amsterdam-Finisher-Shirt übergezogen, um selbiges mit good vibrations zu betanken: Mit schöner Herbstsonne und einem netten Lauf. Auch wenn die Sonne strahlt, ist doch inzwischen spürbar Herbst. Zwar habe ich mir die dünne Jacke letztendlich doch nur prophylaktisch und unnötigerweise um die Hüfte geknotet, um mir ggf. die Windstoppereigenschaft zu nutze machen zu können, doch ein zweites Shirt unter dem Amsterdamer war schon nötig. Für mich alte Frostbeule jedenfalls.
Und obwohl doch eigentlich im Garten Saisonende ist, umweht mich von manchen Feldern Gemüseduft von jungen Pflanzen, ich vermute eine Kohlsorte, kann es aber nicht mit Bestimmtheit sagen.

Insgesamt läufts gut, die Beine wollen von selber munter ins Marathon-Tempo verfallen. Nur der Puls geht etwas ungewohnt hoch. Kann aber auch mit dem Gegenwind auf dem Rückweg zu tun haben. Jedenfalls muss ich bis zum Ende eher drosseln. Und ein kleines Wettrennen gegen die Kehrmaschine auf der Straße zum Nachbardorf gewinne ich auch, aber vielleicht doch nur, weil das Ding dann abbiegt :-)



14 Grad, Wind:
10,9 km, 1:08:36, (6:18 Min/km), Puls 143


Montag, 20. Oktober 2014

Amsterdam Marathon 2014


Der Amsterdam-Marathon. Lang darauf hin gearbeitet. Perfekte Vorbereitung: Kein Infekt, Training problemlos durchgezogen, keine Probleme an Knien, Füßen, etc., Zahnschmerzen auch noch rechtzeitig ausgemerzt.
Perfekter gehts nicht.
Es wurde ein Lauf, an dem ich noch lange knabbern werde.

Freitags reisten wir per Bahn noch rechtzeitig vor dem neuen Streik in die Grachtenstadt.
Und konnten uns schon mit einem kleinen Problem der örtlichen Hotelerie herumschlagen. Das verbindlich gebuchte Zimmer, noch am Vortag telefonisch gecheckt, existierte plötzlich nicht mehr. Aber man habe für uns ein genauso gutes in einem Hotel ein Stück weiter reserviert. Das neue lag sogar ein wenig näher zur Tram zum Start/Ziel, beim Singel und dem Blumenmarkt, aber auch so verkehrsgünstig, dass wir das Nightlife und die nächtliche Promenade der röhrenden Zweiräder direkt vor dem Balkon hatten. Doch vor einem Marathon will ich mir keinen Stress machen (lassen). Wenigstens erhielten wir als Kompensation das Frühstück gratis, es war ein wirklich reichhaltiges. Ommmmm, alles wird gut.

Schon am Bahnhof stand ein Sonderstand für die anreisenden Marathonis, wo man seine Voucher für verbilligte Tramtickets einlösen konnte. So machten wir uns damit ausgestattet gleich auf hinaus zum Olympiastadion, um unsere Startnummern in Empfang zu nehmen.

Das Motto ist "Superhero" und so erwartet uns ein riesiges, wenn auch aufgeblasenes Exemplar.
Die Marathonmesse ist ... übersichtlich.
Einen Starterbeutel ... gibt es nicht wirklich.
Wir erhielten genau 6 Gegenstände:
1 Startnummer mit eingebautem Einwegchip,
4 Sicherheitsnadeln,
1 Couvert mit den obigen Gegenständen.
Fertig.
Wer unbedingt einen Beutel wollte, konnte sich einen aus Plastik von Mizuno nehmen.


A propos: Mizuno als einer der Hauptsponsoren präsentierte das neueste Modell.
Nein, nicht das in orange, das schwarz-grüne, den neuen Wave Rider 18, die "Amsterdam-Edition".

Wir werfen noch einen kurzen Blick in das Olympia-Stadion, in dem Start und Ziel das Marathons sein werden. Es wirkt auf mich zunächst etwas klein, fast enttäuschend. Wahrscheinlich waren die olympischen Dimensionen 1928 noch anders als heute. Rd. 22.000 Plätze soll es haben.
Den Samstag verbringen wir bummelnd durch die Grachten und mit einer Pasta-Party für 2 bei einem guten Italiener gleich beim Hotel gegenüber.

Am Morgen des großen Tages weckt uns ein Himmel wie gemalt.
Laut Wetterbericht erwarten uns 19 Grad, 90% Luftfeuchtigkeit und Wind bis zu 50 km/h.
Was zieht man da an...?
Ich entscheide mich für 3/4-Tights, ärmelloses Top und Ärmlinge. Die optimale Wahl, wie sich nachher zeigen wird.

Vor dem Frühstückssaal (Fans des Rokoko wären schier begeistert) treffen wir auf eine Gruppe französischer Läufer. Einer gewandet als Cäsar, mit Goldlorbeerkranz, kniekurzer Toga und Zehenstegriemchensandalen! In diesen wird er wahrhaftig laufen...

Auf zur Tram, 2 Minuten vom Hotel. Die Taktung in Amsterdam ist klasse, auch an diesem frühen Sonntagmorgen. Doch es gibt Umleitungen wegen des Marathons, die nicht vorher kundgetan werden. Unsere Bahn stoppt plötzlich 1/2 km vor dem Stadion, wir schließen uns dem Strom der Läufer-Lemminge an und finden problemlos zu Fuß den Weg.

In Amsterdam spricht man von 44.000 Läufern im Marathon, Halb-Marathon und einem 8-km-Lauf. Das System ist so gestaltet, dass der Marathon als erster startet, um 9:30 Uhr aus dem Stadion heraus. Um 13.20 Uhr folgt die Halbdistanz mit Start vor dem Stadion. Zwischendrin, 10.10 Uhr findet der 8'er statt.
So laufen die Halb-/Marathonis später gemeinsam ein. Praktischerweise werden die Läufer auf den letzten 100 m geteilt, so dass jeder unter "seiner" Uhr ins Ziel läuft.

Das Stadion, das ich gestern noch als so nichtssagend empfand, löst nun doch eine leichte Gänsehaut aus. Massen von Läufern strömen durch das Marathontor hinein, eine Geräuschkulisse wie im Bienenkorb, die Anspannung steigt.

Natürlich läuft Musik. Und es tritt ein wohl in den Niederlanden sehr bekannter Sänger live auf, schmettert aus tiefer Brust eine schmachtende Weise, die alle Niederländer sehr ergreift. Ich verstehe leider kein Wort.
Mein eidgenössischer Ehemann hat wie immer einen anderen Startblock für Schnellere, so dass wir uns trennen müssen. Ich habe auf die Aussage gebaut, es gäbe genügend WCs, was sich aber als ziemlich optimistisch erweist. Pro Startblock stehen hier drinnen 3 (weitere gab es außerhalb), macht 6 Blocks x 3 = 18 Stück :-(
Ich stehe eine halbe Stunde an und kann genau mit dem Startsignal für die Elite noch rasch hineinschlüpfen.
Glück gehabt.

Ein Blick auf das Finish, das wir später aus der Gegenrichtung durchlaufen werden. Der Start ist der zweite blaue Bogen weiter dahinter.
Ein unbeschreibliches Gefühl!







Die Sonne lugt über dem Dach hervor und wärmt mit ihren Strahlen. Ich zweifle kurz an meiner Kleidung, doch hier drinnen sind wir windgeschützt, das wird sich noch ändern.

Ein gutgelauntes, tatendurstiges Läuferheer macht sich auf seinen Weg.
Schon nach knapp 2 km erste Musik. Hollandtypisch eine schön anzuschauende und zu -hörende Orgel.
Gleich danach biegt das Feld ab in den Vondelpark.
Und bereits dahinter, bei ca. km 5, das angekündigte Streckenhighlight, man läuft durch das Rijksmuseum. Natürlich nicht durch die Säle und etwa gar an Rembrandt's Nachtwache vorbei. Nein, durch eine Art Durchfahrt, die links und rechts durch große Scheiben einen kurzen Blick auf Museumsräume erhaschen lässt. Nach weniger als 10 Sekunden ist man durch.
Und mehr kann ich dann zum Thema Highlights nicht mehr wirklich berichten.
Den Kurs darf man sich nicht vorstellen als malerischen Lauf durch die Grachten, sondern durch Wohngebiete, eine lange ländliche Route und ein Industriegebiet. Dann wieder kurz an der Innenstadt "gekratzt", nochmals am Rijskmuseum entlang, wieder durch den Vondelpark ins Stadion. Das ist es dann auch schon.





Wenigstens passiert man in der Stadt schöne Grünpassagen und die hollandtypischen Klinkerbauten.




Immerhin wird musikalisch einiges geboten. Jede Musikrichtung ist vertreten, Rock, Blues, Schlager, Blaskapellen, Reggae, sogar jiddische Musik.
Das macht wirklich Spaß. Das Publikum ist etwas rar. Aber es fegt ja auch ein ziemlicher Wind durch die Straßen.

Unseren Cäsar aus dem Hotel sehe ich nicht (wohl mein Mann später im Ziel), dafür aber diese 3 lustigen Aliens, in Wahrheit Engländer. Ich habe sie leider nicht von vorne erwischt, da würde man sehen, dass vom Gesicht nur Mund und Augen frei sind. Schon bei km 10 röchelt einer seinen Kameraden zu "I'm dying!" Sie halten aber tapfer durch.

Ich bin, wie üblich, mit einbremsen beschäftigt. Die Beine wollen mal wieder schneller. Aber ich will nun auch endlich einmal angreifen bei einem Lauf.



Etwa bei km 13 schwenken alle auf die lange Schleife um die Amstel, der man bis km 25 folgt. Auf der anderen Flussseite erkennt man bereits die Läufer, die auf dem Rückweg in die Stadt sind. Es ist idyllisch, wir laufen an edlen Herrensitzen, schicken Millionärsvillen und einfachen Fischerkaten vorbei. Das Ufer ist vielfach schilfbewachsen, Kanuten trainieren, Angler versuchen ihr Glück, Freizeitkapitäne schippern herum. Der Wind peitscht von der Seite, erste Regentropfen fallen.
Ja so stellt man sich einen Großstadtlauf vor...
Bei mir läufts gut.

Wir erreichen bei km 19,5 Oudekerk, einen idyllischen Flecken weit weg von der Metropole.
Endlich dürfen wir hier ans andere Ufer und wieder nach Norden, Richtung City.
Bei der Halbmarathonmarke liege ich in meinem Plan, bei 2:11. Ich freue mich zu den schmetternden Klängen einer weiteren Orgel.



Eine ganz besondere Darbietung gibt es hier auch noch zu sehen. Zwei Herren, die -mit technischer Hilfe- übers Wasser gleiten können. Sieht klasse aus und scheint Spaß zu machen.

Tja, und bald beginnt dann auch mein ... Elend. Irgendetwas ärgert den Magen. Sodbrennen, Seitenstechen. Leider geht das in Magenkrämpfe über, die mich ab ca. km 28 zu Gehpausen zwingen. Hat sich die Lage etwas beruhigt, laufe ich wieder an, finde auch immer wieder in mein Tempo, doch werde auch immer wieder vom Magen eingebremst. So ein Sch...! Ich versuche einen am nächsten Verpflegungsstand angebotenen Energydrink statt Gel, die Marke mundet zwar, gefällt dem Magen aber nicht. Banane? Nach 2 Bissen muss ich den Rest wegwerfen, er wäre nicht drin geblieben.
Weiterquälen. Laufen, gehen, laufen.

Irgendwo nach 30 km spüre ich beim Queren eines Bordsteins plötzlich ein leichtes Ziehen in der Wade. Ist nicht weiter schlimm, hindert mich nicht. Noch nicht.
Denn dann erlebe ich etwas, was mir noch bei keinem Lauf passierte: Krämpfe in den Waden. Erst in einer. Anhalten, dehnen, kurz kneten. Weiter.
Kommt wieder, erneute kurze Selbstbehandlung.
Doch das ist ausbaufähig. Als ich wieder ein wenig trabe, erlebe ich den ersten wirklichen Tiefpunkt, als es mir in beide Beine zugleich schießt. In bleibe auf der Stelle stehen, humpele zum Rand, mache irgendwie an den Beinen rum, versuche Entspannung. Dann kann ich wieder ein wenig laufen bevor es wieder kommt. Doch die Schlinge zieht sich immer enger. Erst werden die Gehpausen länger, dann kommen kurze Stehpausen dazu. Ab ca. km 37 kann ich nur noch gehen.
Aber auch das ist nicht das Ende der Pein, denn nun kommen die Krämpfe selbst bei normalem Gehen. Es ist unbeschreiblich, so leiden zu müssen.

Ich gehe nochmals am Rijksmuseum vorbei und kann bei der Gelegenheit verfolgen, wie sogar Zuschauer gruppenweise durch das Läuferfeld von einer Straßenseite auf die andere geleitet werden, ohne die Läufer zu behindern. Hier steht viel Publikum, ich höre meinen Namen (der übrigens auf holländisch "jeder" bedeutet), man feuert mich an. Ich kann nur danken und müde lächeln.
Ich versuche mich an den Schwung zu erinnern, den ich beim Wien Marathon in diesem Frühjahr hatte, und das, obwohl ich dort mein Eisenproblem hatte und sogar eine Gastritis, von der ich erst später erfuhr. Ach, wie war das leicht und schön.... aber hier? ... nimmt das Inferno kein Ende.

Mir wird flau, als wenn der Kreislauf streiken will. Ich ziehe sogar kurz in Erwägung, aufzugeben. Und dann? Müsste ich ja auch irgendwie von hier weg. Da kann ich mich auch gleich weiter durchkämpfen.
Wieder geht es in den Vondelpark, das gibt mir eine recht gute bildliche Vorstellung, wie weit es noch ist. Ein weiterer Tiefpunkt ereilt mich, ich habe das Gefühl ich müsse mir sofort eine ruhige Stelle suchen, weil der Magen sich entleeren will. Doch um diese Peinlichkeit komme ich herum, setze wieder einen Fuß vor den anderen. Ein Läufer, schon mit Medaille und Plastikplane aus Richtung Ziel kommend, bleibt stehen, will mich aufmuntern "Komm Elke, ist nicht mehr weit, das schaffst Du!" Ach ich könnte...
Langsam friere ich, habe mir längst die Ärmlinge wieder hochgerollt. Immer wieder kurzer Sprühregen. Inzwischen sprintet die Halbmarathonspitze an uns vorbei, ach wie locker leicht und klasse sieht das aus!

Hinter dem Vondelpark nochmals links. Ich erinnere mich an die Verabredung mit meinem Mann, wo wir uns treffen wollten und wie lange er maximal warten wird (Handyverbindung war wegen Defekt nicht möglich). Er wird nun auf dem Heimweg sein.
Und wie soll ich nur dann den langen Weg zum Hotel allein hinkriegen...? Ich jammere vor mich hin, schimpfe mit mir selber, vielleicht lenkt das ja ab.
Endlich - der 500 m-Bogen! Ich angele nochmals meinen Fotoapparat und mache ein Bild. Nicht wissend, dass mich hier mein Mann auf seinem begonnenen Heimweg sieht - und daraufhin wieder umkehrt!
Aber welch ein Desaster, durch dieses Spalier gehen zu müssen, wo doch das Läuferherz fliegen will!!
Durchhalten! Das schaffe ich jetzt auch noch!
Hinten rechts um die Ecke.


Noch ein Bogen.
Ach wie könnte man die Momente nun genießen.
Ich kann es nicht, sehne nur noch das Ende der Qual herbei, zähle fast die Schritte.










Das Olympiator...
Wieder ein paar Meter geschafft.










Drinnen nochmals eine musikalische Begrüßung.
Auf dem wunderbar federnden Tartan gebe ich mir einen Ruck und versuche einen allerletzten Trab.
Wenigstens diese klitzekleine Genugtuung darf ich haben, ich kann ohne neue Probleme bis ins Ziel auf der Gegengraden laufen, ach was, trippeln.
Die Zeit kurz über 5 Stunden. Keine Freude, kein Glücksgefühl. Nur endlich vorbei, aus und vorbei. Ich habs und bin geschafft.

Ich nehme meine sauer verdiente Medaille entgegen und eine Plastikfolie. Man wird angehalten, sofort das Stadion zu verlassen um Platz für die Nachfolgenden zu machen.
Draußen gibt es Nahrung. Aber wie beim "Leben des Brian": Jeder nur EINE Banane, EINEN Orangenschnitz, EINE Flasche Getränk. Der Weg zum Kleiderbeutel - so weit. Ich schleppe mich hin. Und da steht mein Mann! Das baut mich sowas von auf! Er muss mir die Schuhe binden, nachdem ich mir meine Jogginghose angezogen habe, ich schaffe das nicht. Der Weg zur Tram, 500 m. Ich hinke hinter meinem Mann her. In der Bahn können wir uns setzen. Ach, wie bin ich dafür dankbar.

Ja, das wars. Mein Amsterdam Marathon.
Lange darauf gefreut und so daneben gegangen. Woran lag es? Darüber kann ich nun brüten und forschen. Denn eines ist klar: DAS verlangt nach Kompensation!

Am Abend gibt es nochmals Pasta und den Montag verbringen wir erneut bummelnd durch die Stadt und immer wieder in Gedanken an den Lauf. Auch mein Mann ist nicht zufrieden, er schaffte knapp ein Sub-4.

Was lässt sich zur Marathon-Veranstaltung sagen? Sehr gut organisiert, mit etwas zu knappen Infos zum öPNV. Der Streckenführung ist eher langweilig, keine Grachten-Athmosphäre, sorry.

Die Stadt selber habe ich als sehr unterschiedlich empfunden. Mancherorts wuselig wie ein Ameisenhaufen, dann aber auch malerische und idyllische Winkel entlang der Grachten. Der Verkehr ist erstaunlich. Ampeln scheinen für Zweiräder kaum relevant, aber auch die Fußgänger suchen sich ihre eigenen Wege, immer auf der Hut vor Radlern. Mich wundert, dass es hier nicht täglich Verkehrsopfer gibt... Das Preisniveau ist kräftig, die Touristenströme ebenso. Passt also.
Hier einige Impressionen, nur die schönen:









6,- EUR das Stück








Pfannkuchen, 9,75 EUR pro Stück.















19 Grad, 42,195 km, 5:04:22, (7:07 Min/km), Puls 138
(Interessanterweise haben mein V800 und meines Mannes Garmin beide rd. 300 m mehr gemessen)

Donnerstag, 16. Oktober 2014

Ernte? Zähne zeigen!

Bei meinem gestrigen Lauf sah ich überall auf den Feldern die Zuckerrübenberge liegen. Die Landwirte sind dabei, ihre Ernte einzufahren, für die sie die letzten Wochen und Monate gearbeitet haben.
So ähnlich fühle ich mich derzeit auch.
Brav den Trainingsplan zu 98% erfüllt (ein Lauf in dieser Woche fiel einer Dienstreise zum Opfer, ich nenn' es tapering), allen Infekten aus dem Weg gegangen, keine nennenswerten Beeinträchtigungen am "FahrLaufgestell".
Morgen um diese Zeit starten wir nach Amsterdam. Wie wird es dort ver-laufen...? Die Uhr tickt, ich meine, der Puls wäre auch schon um 1-2 Schläge höher...

Gestern habe ich noch eine dicke Lippe riskiert, naja, fast sogar provoziert. Seit einigen Wochen plagen mich Zahnschmerzen an 2 ansonsten gesund erscheinenden (=kariesfreien) Zähnen, was auch den Zahnarzt etwas ratlos machte. Die Zeit war reif für einschneidendere Maßnahmen, Wurzelbehandlung. Doch lieber endlich Abhilfe, als weiter quälen. Vor allem auch mit Blick auf das Wochenende.
Auf dem Behandlungsstuhl (irgendwie muss man sich ja ablenken, hat aber nach der Spritze nicht wirklich weh getan) gingen mir diverse Redensarten durch den Kopf, bevor ich mit dem Dicke-Lippe-Gefühl der abklingenden Betäubung den kurzen Abendlauf starten konnte...

  • Werde ich mich in Amsterdam durchbeißen? 
  • Doch hoffentlich nicht auf dem Zahnfleisch durchs Ziel kommen. 
  • Dann doch vorher lieber nochmals die Strategie des Laufs durchkauen 
  • und falls der Mann mit dem Hammer kommt, die Zähne zusammenbeißen. 
  • Natürlich daran denken, dass das Frühstück nicht nur für den hohlen Zahn ist, sondern gut und gehaltvoll.
  • Dem inneren Schweinehund die Zähne zeigen!
  • Den Gegnern auf den Zahn fühlen.
  • Mir hoffentlich nicht am Lauf die Zähne ausbeißen.
  • Bis an die Zähne bewaffnen muss ich mich ja nicht, wir Läufer brauchen nicht viel Equipment.
  • Sollte es kühl sein, werde ich hinterher ein wenig mit den Zähnen klappern, weil ich nach solchen Anstrengungen immer friere, aber es soll ja warm sein.
  • Ich werde nach Kräften verhindern, dass ich mir den Zahn "Amsterdam-Marathon" ziehen muss!!!
Tja, noch 3x schlafen, und dabei nicht mit den Zähnen knirschen ...

15 Grad, 8,3 km, 52:52, (6:21 Min/km), Puls 137 (Lauf mit Steigerungen)

Sonntag, 12. Oktober 2014

Miss-Wahlen

Am vorletzten Ferientag erwischt uns doch noch eine Ladung typischen Herbstwetters. Als wir am Morgen aus dem Fenster schauen, ist der gegenüberliegende Hang nur sporadisch zwischen Nebelschwaden zu erkennen. Dazu plätschert Regen auf unser Dach. Und das heute, am großen Tag, auf den sich unsere Vermieterfamilie schon lange vorbereitet hat und auch wir schon sehr neugierig sind. Heute nämlich sind die Miss-Wahlen des Ortes und schon die ganze Woche über konnten wir die Vorbereitungen mitverfolgen. Schon längst sind die Kandidatinnen ausgeguckt, letztes Wochenende widmete man sich intensiv ihrer Behaarung, die emsig in Form gebracht wurde.

Unter der Woche wurde das Geschmeide geschrubbt und poliert.
Pediküre, Waschungen und weitere rituelle Handlungen ließ man den Auserwählten angedeihen.
Alles freute sich mit dem Strahlen der Herbstsonne auf das Event. Nur der Wetterbericht war nicht auf Seiten der Teilnehmenden, die dann an "ihrem" Tag unter großer Nervosität den für sie unbekannten und ungewohnten Weg über den Hügel zum Wahl-Areal marschierten. Begleitet von einem wunderbaren Klangkonzert.

Wir ließen ihnen ein wenig Vorsprung, frühstückten und schnürten dann die Wanderschuhe, um ebenfalls über den Hügel zu ziehen und das Ereignis in Augenschein zu nehmen.








Ja und sie waren auch nicht zu übersehen, die zahlreichen herausgeputzten Aspirantinnen auf die Titel der "Miss Fahrni" und "Miss Euter". Auch ein Titel für die Lebensleistung wird vergeben.
Auf frischen Sägespänen stehen mehr als 100 Kühe. Die allerdings die Freude über den Anblick, die ihre Besitzer verspüren, so gar nicht teilen mögen. Angeleint, kein Wasser, kein Futter - da würde ich auch protestieren.

Zudem wurde ihr Halsschmuck entfernt und aufgereiht präsentiert. Was jedoch in Anbetracht der enormen Resonanzkörper nachvollziehbar ist. Schon der Abzug der 11 Kühe von unserem Hof war ohrenbetäubend - aber schön. Der Klang von 100 und mehr Glocken dürfte an ein akustisches Inferno grenzen.




Angeleint und aufgereiht warten die Kandidatinnen auf ihren Einsatz. Erfreulicherweise hat wenigstens der Regen aufgehört.
Die Jury der 3 weiß-bekittelten Herrn ist bereits im Einsatz und beurteilt nach uns unbekannten Kriterien.




Jede Möchte-Miss muss zudem kurz defilieren und sich möglichst elegant und kraftvoll präsentieren.










Wobei allerdings manche Dame Eigenschaften der Gattung "Zicke" an den Tag legt und lieber mit ihrem "Kavalier" rangeln möchte.
Ich stelle mir das gar nicht so leicht vor, gute 600 kg widerborstiges und kämpferisch gestimmtes Lebendgewicht zu bändigen.






Man lernt doch nie aus im Leben, denke ich mir so beim Anblick der Schönheiten. Jedenfalls fiel mir bisher nie auf, dass Kühe Pferdeschwänze haben!
Aber kein Wunder, denn hier wuseln die Besitzer eifrig zwischen ihren Tieren umher, um sie immer noch mit Wasser und Bürste zu verschönern und auch ihrem hintersten Ende optischen Schick zu verpassen.



Und wie die Kühe ordentlich aufgereiht sind, so hängen auch Glocken und Treichseln akkurat am Weidezaun.



Wir nutzen die Gelegenheit und schauen uns die Aspirantinnen von Nahem an. Dank der anhängenden Schilder erfahren wir auch ihre Namen: Maloja und Bernina, Dolly und Duchesse - so klangvoll wie mancher Halsschmuck :-)







Trachten gibt es leider keine zu sehen. Doch solch eine Ladung geballter tierischer Schönheit bringt vier neben uns stehende Männer dazu, spontan einen mehrstimmigen Jodlergesang anzustimmen - trotz der schon am Morgen weingefüllten Gläser sitzt jeder Ton - zum Herniedersinken.


Welche der Schönheiten letztendlich gekürt wurde und welche die begehrten Titel gewannen, erfuhren wir nicht, denn Zeit bis zum Abend und zur Verkündung der Gekührten hatten wir leider nicht. Unser Programm sah noch einen 20-km-Lauf für mich bzw. einen 22-km-Lauf für meinen eidgenössischen Ehemann vor.





So machten wir uns also wieder auf den Rückweg. Erfreulicherweise brauchten wir unsere vorsorglich mitgeführten Regenschirme nicht aufzuspannen, der Tag blieb trocken.

Zurück also nochmals durch eine sehr herbstliche Stimmung an der Schnittstelle zwischen Berner Oberland und Emmental.

Für unseren Lauf haben wir uns erneut die Thuner Allmend vorgenommen, wo wir unsere Runden um den Waffenplatz drehen. Diesmal ohne Platzverweis, denn wir bewegen uns ja im gestatteten Rahmen für Zivilpersonen. Wie eine ganze Reihe anderer Sportler auch: Radler, Skater, Hundetrainingsgruppen, Hobbykicker, Modellflugzeugpiloten, sogar ein Kite-Skateboarder ist unterwegs. So drehe ich meine 5,5 Runden, die ich bei langsam einsetzender Dämmerung -mal wieder zu schnell gelaufen- abschließen kann. Mein Mann ist da schon längst dank seines flotteren Tempos fertig. Nun steht nur noch eine lockere Woche an. Und so die Lokführer unserer DB wollen, sind wir in wenigen Tagen in Amsterdam, während heute in München die Marathonis durch die Stadt stürmen...

10.10.:
19 Grad, 6,1 km, 40:01, (6:33 Min/km), Puls 125

11.10.:
18 Grad, 20,04 km, 2:10.56, (6:31 Min/km), Puls 127