Samstag, 28. Juni 2014

Horremer Abendlauf (10 km)

Fast hatte ich Sorge, dass ich beim anstehenden Horremer Abendlauf mein erstes "DNS" erhalten würde.
Als nämlich im Verlauf des Nachmittags die Luft bei 25 Grad immer schwüler wurde, der Himmel sich verdunkelte und schließlich seine Pforten gewaltig öffnete. Nach dem Pfingstunwetter  macht solch ein Schauspiel erst einmal vorsichtig. Zwar wäre es statistisch wahrscheinlich sehr unwahrscheinlich, dass gleich zweimal hintereinander solch ein Unwetter käme, doch woher weiß ich, ob sich Petrus an Statistiken hält?! Letztendlich sollte mein eidgenössischer Ehemann Recht behalten mit seinen Worten, dass sich das bis zum Start um 19 Uhr auflösen würde.
So begaben wir uns also die 3 km in den Nachbarort. Da in Brasilien spielfrei ist, ist der Marktplatz auch gut besucht und viele Menschen (=Nichtsportler) nehmen an Biertischen deutlich mehr isotonische Flüssigkeit zu sich, als sie die Läufer nachher ausschwitzen würden.
Welch ein besonderer Tag heute! Nicht nur der anstehenden Abendlauf, sondern vor allen Dingen unser 6.
Hochzeitstag (!!!) 

lässt uns strahlen...

Nach wie vor ist der Himmel grau. Wir treffen unseren Laufbekannten W., der beim Wiener Marathon per Abkürzung seine Zeit optimieren wollte. Er berichtet, dass man ihm berichtete, auf der Strecke stünde wegen des Starkregens an zwei Stellen sooooooooo hoch das Wasser. Mh. Ich bin daher froh, heute meine für solche Zwecke beschaffte Asics Gel-Fuji gewählt zu haben, die ich bisher noch zu wenig ausgeführt habe.
Die Temperatur ist erfreulicherweise gesunken, doch beim Einlaufen merken wir, dass dennoch immer noch leichtes Tropenklima herrscht. Dazu passen die Gitarrenklänge von Carlos Santana, die Anwohner über die Straße schallen lassen.
Wir laufen dem 5-km-Feld ein Stück entgegen, in nicht allzu langer Zeit werden auch wir diese Passage gleich zweimal nehmen.


Beim Start das übliche Gedrängel, obwohl man doch hier mit dem Championchip läuft, will jeder als erster über die Linie. Zuerst geht es einige 100 m durch ein Wohngebiet. Wie schon beim letztjährigen Abendlauf haben einige Hausbewohner ihre Grillparty vors Haus verlegt, inklusive Pavillon-Zelt, gedecktem Tisch, Speisen und Getränken. Und wie im letzten Jahr machen sie fleißig La-Ola-Wellen und läuten kräftig einige Kuhglocken dazu.


Schon bald geht es in den Wald, wo uns kühle Luft empfängt.


Doch es ist nicht nur kühl, sondern zugleich dampfend. Ein eigenartiges Klima, der Läuferatem zeigt sich als kleine Wölkchen. Meine Beine fühlen sich gut an. Ich werde öfter von einigen Sprintern überholt, doch manche sehe ich noch später wieder und sie dann mich von hinten ;-).
Weiter vor mir höre ich ein eigenartiges rhythmisches Stöhnen, und das schon nach gerade mal 2 km. Erinnert mich an Martina Selez und ihre berüchtigten Laute. Noch kann ich aber nicht ausmachen, woher es kommt.


Langsam habe ich mein Tempo gefunden. Ich bin gespannt, auf die Wasseransammlung, vor der uns W. warnte. Bald kommt die Stelle, eine Senke unter der Autobahnbrücke.


Naja, kaum mehr als eine normale Pfütze. Genau wie die andere sooooo tiefe Wasserstelle. Langsam kann ich den Stöhner erkennen, ein älterer Mann mit weißem Vollbart. Auch wenn es sich anhört wie kurz vor Herzinfarkt läuft er sein Tempo durch.
Die erste Runde schließen wir mit der Passage über den Marktplatz und durch den Start/Ziel-Bogen ab. Weiter gehts zur zweiten Runde. Im letzten Jahr sehnte ich mich hier schon nach dem Ende, aber diesmal nehme ich mir vor, noch etwas zuzulegen. Leichte Sorge plagt mich, ob ich nicht zu schnell angegangen bin... Ich gönne mir ein Dextro-Energen-Täfelchen, was sich auch nach wenigen Minuten bemerkbar macht.


Lange Zeit laufe ich auch neben dem Stöhner, er zieht sogar das Tempo an auf 4:45, kämpft deutlich gegen das Überholtwerden. In diesem Fall habe ich dabei auch ein schlechtes Gewissen, denn er rackert sich so sehr ab und was ist, wenn er sich jetzt übernimmt, nur um mitzuhalten...? Aber nun gut, jeder läuft sein Rennen, meine Beine wollen voran und so ziehe ich vorbei, kann mich absetzen. Er wird wieder langsamer.

Mehr und mehr andere Läufer kann ich hinter mir lassen. Einmal kommt mir der Stöhner, dessen Laute mich nach wie vor von weitem begleiten, näher, als ich einige Schluck Flüssigkeit an einer Wasserstation trinke, doch dann nehme ich mein Tempo wieder auf.

Noch 2 km bis zum Ziel. Ich erkenne vor mir wieder die ältere Läuferin (W 60), mit der ich mir letztes Jahr ein längeres Gefecht lieferte und die mich dann abhängte. Sie schaut sich um, doch diesmal gelingt es mir, ich kann sie sogar überholen.
Zu den Klängen von "Mambo Number 5", die aus einem Haus heraus die Läufer animieren sollen, überhole ich einen jungen Mann, dem das gar nicht behagt. Dann laufe ich auf den Läufer aus dem Diabetes-Programm auf, den ich letztes Jahr nicht "knacken" konnte. Er zieht eine große Deutschland-Fahne aus seiner Tasche, die sogar eine angenähte Kapuze hat, und legt sie sich um.

Obwohl ich merke, dass es langsam eng wird, beschleunige ich nochmals etwas und setze auf den letzten 200 zu einem Spurt an. Sind das meine Beine, die da unter mir solch große Schritte vollführen?
Ich passiere den Läufer mit seiner Fahne, biege um die letzte Ecke und sehe das Ziel vor mir. Das Gefühl in den Knien schwankt zwischen "elastisch" und "Gummi". Der Speaker verfällt in Begeisterung, aber nicht wegen mir, sondern wegen der Deutschlandfahne auf zwei Beinen hinter mir.


Am Ende vergesse ich vor lauter Begeisterung meine Zeit zu nehmen. Aber eine 54 muss es sein. Noch als wir hinter dem Zielbogen stehen und uns über den Lauf unterhalten, ruft der Speaker über Lautsprecher nach Sanitätern. Das wird doch nicht der Stöhner...? Vorsichtig schaue ich um die Ecke hin, aber es ist eine junge Frau, die sich anscheinend übernommen hat und auf der Ziellinie zu Boden ging. Kurz darauf rennt eine andere junge Dame erst die Absperrung fast um und geht dann dahinter wie in Trance zu Boden, die Sanitäter springen herbei. Ja was ist denn hier heute los?

Ich spüre nur den Zeh neben dem kleinen Zeh am rechten Fuß, der sich anfühlt, als sei er eingequetscht. Eigenartiges neues Phänomen, denn zu eng ist der Schuh keinesfalls. Vielleicht war die Socke verrutscht?

Wir lassen es uns nicht nehmen, das Doppelereignis des Tages mit einer Bratwurst zu feiern :-)

Zu Hause können wir schon bald die Zeiten abrufen. Ich darf mir mit einer 54:04 die genau gleiche Zeit wie beim OH-Lauf vor 4 Wochen festhalten, also die PB bestätigt und AK 3.
Mein Mann hat 46:52 erlaufen. Lauffreundin Heidrun darf sich über eine 57:18 freuen, die sie mit ihrer bewährten Trainingsstrategie (Schonen, schonen und nochmal schonen) und krebsrotem Kopf erreichte.

25.6.:
19 Grad, 5,8 km, 34:09 Min, (5:54 Min/km), Puls 137

Horremer Abendlauf:
19 Grad, 10 km, 54:04 Min, (5:24 Min/km), Puls 158, AK 3, 47. Frau von 122


Montag, 23. Juni 2014

Es war einmal...

Am Wochenende war wider Erwarten keine Zeit für einen langen Lauf. Also hole ich den heute bei prächtigem Wetter nach.
Viel Zeit zum Grübeln.



Vor allem über diese Geschichte...
Es war einmal vor vielen Jahren ein Drache, der wohnte in einem Vorzimmer und spie gern Feuer und Gift. Dennoch schenkten ein paar Menschen mit reinem Herzen ihm zum Geburtstag eine kleine Topfpflanze.



Doch was eine Freude bereiten sollte, fand keine Gegenliebe. Dem Drachen war das Pflänzlein gar zu zart, um nicht zu sagen zu mickerig, und korrespondierte in seinen Augen so gar nicht mit seiner Größe, seiner -gefühlten- Anmut und seiner Bedeutung.






Und während der Drache so über das ungeliebte Geschenk sein Lamento erhob, traf es sich, dass ich sein Zimmer betrat. Der Gedanke, dass das kleine Pflänzlein mit ein wenig Pflege und Liebe zu einer stattlichen Pflanze heranwachsen könnte, wollte dem Drachen überhaupt nicht in den Sinn kommen.




Mein Besuch in seinem Gemach endete damit, dass er mir das Pflänzlein überließ und ich mich mit diesem in Händen vor der Türe wiederfand.

Da war guter Rat teuer.
Denn ich wusste gar nicht, welcher Art dieses Pflänzlein war, und ob es gar lieber im Zimmer oder etwa im Garten wohnen mochte. Doch es dauerte mich und ich wollte ihm eine Chance geben.


Ich entschied mich für den Garten und gab im dort ein Plätzchen.
In den ersten Jahren geschah nicht viel. Fast hatte ich den Eindruck, das Pflänzlein kümmerte nur so vor sich hin und fühlte sich gar nicht wohl. Jedes Jahr im Frühling war es ein Rätseln, ob denn die im Winter dürr gewordenen Triebe neues Grün hervorbringen würden. Dies taten sie, auch kamen Blüten hinzu, doch das Pflänzlein blieb eher unscheinbar. Dennoch behauptete es sich und trotzte jedem Wetter und auch Wintern mit kalten Frösten.


Und plötzlich, nach langen Jahren, geschah es, als wenn sich ein Knoten gelöst hätte wurde das unscheinbare Gewächs zur ansehnlichen Pflanze, gedieh immer prächtiger. Anscheinend hatte es seine Wurzeln soweit ins Erdreich getrieben, dass es Kraft gewann und dort in tieferen Schichten alles fand, was es für sein Wohlbefinden brauchte.





Und so wurde aus dem kleinen Pflänzlein, das der Drache gar nicht wollte, ein wunderschöner Strauch, eine Zierde des Gartens. Kaum vorstellbar, dass dies einmal ein "hässliches Entlein" in einem Blumentopf war.

Und da das Pflänzlein nicht gestorben ist, wird es hoffentlich noch viele Jahre das Auge erfreuen und den Garten verschönern.



Und die Moral von der Geschichte?
Manches Ding braucht seine Zeit.
Man muss Geduld haben,
darf nicht verzagen und vor der Zeit aufgeben.
Warten können, Langmut haben
Und wenn es noch so lange dauert, gilt es dennoch, auch einem zarten Pflänzchen seine Chance zu geben.
Alles Dinge, die wir Sportler kennen.
Beharrlichkeit zahlt sich aus.
Nur mit Ausdauer erreicht man sein Ziel.
Je ehrgeiziger die Ziele, je mehr muss man sich kümmern.
Lauffreude kommt nicht immer automatisch auf, manchmal ist es einfach zäh, frustierend.
Sich nicht unterkriegen lassen, Rückschläge hinnehmen und als Ansporn zum Weitermachen nehmen.
Und das, obwohl es für nichts eine Garantie gibt.
Der nächste Tag mag sich wieder von einer anderen Seite zeigen, heute so, morgen so.
Dennoch, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Mein Lauf war diesmal nicht ganz so locker. Eine liebe Freundin hat heute ihre erste Chemotherapie erhalten, ein erster Schritt auf einem langen, aber hoffentlich erfolgreichen Weg.


21 Grad, 15,5 km, 1:41:36, (6:34 Min/km), Puls ca. 138 (Batterie alle, manuell gemessen)

Freitag, 20. Juni 2014

Bauch mit Beutel


Nichts Spektakuläres diese Woche. Nachdem der Ahrathon gut "verdaut" ist, genehmige ich mir am Dienstag einen ganz gemütlichen Lauf.
Das Wetter ist dazu sehr angenehm, 19 Grad, nur leichter Wind.
Die Füße laufen wunderbar leicht, wie von selbst. Und die Uhr zeigt mir hinterher einen super Fitnesslevel. Diese Zahl (gebildet aus Puls, Tempo und Laufdauer) ist für sich allein weniger spannend. Aber wenn man ihre Entwicklung über die Zeit hinweg beobachtet, ist sie recht aufschlussreich. Danach kann ich sehr deutlich erkennen, dass anscheinend die sich füllenden Eisenspeicher einen positiven Effekt zeigen. Weiteres Indiz ist für mich, dass der Puls relativ zum Tempo nun in niedrigeren Regionen bleibt. Da das Training aber gleich geblieben ist, führe ich auch das auf das wieder verfügbare Eisen zurück. Der Sportarzt in Wien brachte es schon gut auf den Punkt: Wenn das Eisen wieder vorhanden ist, wird es sein wie mit einer zusätzlichen Portion Rückenwind.
Genau so fühlt sich das Laufen derzeit für mich an.

Hier und da sind noch Hinterlassenschaften des Pfingstunwetters zu sehen. Was das wohl bedeuten mag, dass ausgerechnet an einem kleinen Kappellchen ein Baum umgeknickt wurde...? Erinnert mich daran, dass 2011 im Kölner Dom einmal just als Kardinal M. das Gotteshaus betreten wollte, der Klöppel aus dem "Dicken Pitter" fiel, der größten Glocke des Doms...

Ich führe heute eine neue Errungenschaft aus, auf die mich Blumenmond neulich in einem Post brachte: Ein Bauch-Beutelchen. Ich tue mich immer etwas schwer, einen Hüftgurt umzulegen. Klar, muss sein auf längeren Läufen wegen Wasser usw. Aber die Wasserflaschengurte geben mir immer so ein Gefühl von Einschnürung, das erst nach einigen km nachlässt. Und das Hoppeln mancher Konstruktion macht es auch nicht angenehmer.

Daher  lasse ich diese Ausführungen möglichst daheim, wenn ich weniger als eine Stunde laufe. Muss dann allerdings den Fotoapparat in der Hand tragen, Schlüssel u.a. irgendwie am Körper verstauen.
Eigentlich hätte ich ja auch selber drauf kommen können, dass es ja auch die kleineren Ausführungen gibt, die man vorn herum trägt... Aber manchmal ist man eben so drauf, auf seinem üblichen Trampelpfad, ohne nachzudenken, dass es eventuell vielleicht unter Umständen gegebenenfalls ja noch andere Varianten gäbe.
Prima, gibt es, und diese ganz einfache Tasche war eine gute Anschaffung, die mich nun öfter begleitet. Sitzt gut, ist leicht, hoppelt nicht, Atmung uneingeschränkt. Die Farbe ist zwar nicht so prickelnd, aber Zweckmäßigkeit geht mir in dem Fall vor Schönheit ;-)

Heute dann ein Intervalllauf, um etwas mehr in Richtung Tempo zu machen. Denn in einer Woche steht der nächste Lauf an, der Horremer Abendlauf, 10 km. Doch lag mir irgendetwas quer im Magen, wird doch wohl nicht das leckere Stück Käsekuchen gewesen sein...?


Dienstag:
19 Grad, 11,9 km, 1:15:34, (6:20 Min/km), Puls 128

heute:
19 Grad, 4,8 km, 27:32, (5:44 Min/km), Intervalle, Puls 137

Samstag, 14. Juni 2014

Ahrathon (HM-Staffel)


Der Ahrathon, genauer gesagt, die dritte Austragung, zieht uns als Dreier-Damenstaffel ins Weinbaugebiet an der Ahr, südwestlich von Bonn. Es handelt sich dabei um eine etwas spezielle Veranstaltung, eine Art deutscher Medoc. Geboten wird ein sehr bunt gefächertes Programm: Von Marathon über Marathon-Staffel, Halbmarathon und -Staffel bis zu Nordic-Walking und Kinderläufen reicht das Repertoire. Besonders zu erwähnen ist der Kostümlauf, der spürbaren Zulauf erfahren hat, doch auch das Halbmarathonfeld ist mit knapp 500 Startern deutlich besser besetzt als in den Jahren zuvor. Wir können es aus eigener Erfahrung beurteilen, denn dieser Lauf entwickelt sich quasi zu unserer "Traditionsmarke", seit der Premiere 2012 sind wir dabei!
In diesem Jahr hofften wir während der Hitzetage zuvor auf einen gnädigen Petrus und siehe da, er war uns gewogen. Es hat sich deutlich abgekühlt, auf 15-17 Grad, und die Sonne zieht sich dezent hinter Wolken zurück.
Bei unserer Ankunft können wir den Start des Marathonfelds beobachten, knapp über 100 Läufer machen sich auf den Weg.

Start und Ziel liegen im Kurgebiet von Bad Neuenahr, im Parkgelände eines großen Hotels (Letzteres ist schon allein deswegen ein luxuriöses Vergnügen, weil es Toiletten in ausreichender Anzahl gibt!). Unter schattigen Bäumen startet man zunächst entlang einer Allee.

Im Viertelstundenrhythmus gehen die verschiedenen Felder auf die Strecke, es ist ein kleiner Biergarten aufgebaut, so dass das ganze Gelände zum Verweilen einlädt.

Aus unserer Staffel mach sicht Heidrun als erste auf. Da sie die Losung ausgegeben hat, dass wir heute mindestens 6 Minuten besser sein müssen, lässt sie sich nicht lumpen und gleich zu Beginn die Beine fliegen. Waren 2012 noch 12 HM-Staffeln am Start, so sind es nun derer 32. Ob dies echte Konkurrenten sind, oder Teilnehmer, die das besondere Verpflegungsangebot (insbesondere das flüssige) unterwegs ausgiebig genießen wollen, wissen wir zu diesem Zeitpunkt nicht.

Während also unsere Startläuferin unterwegs ist, machen Doris und ich uns auf zum Wechselpunkt. Per Auto ist er dank unserer Ortserfahrung bequem zu erreichen und wir können noch ein wenig die Landschaft genießen, denn vom Start/Ziel geht es nun ab in die Weinberge.


Es öffnet sich ein malerisches Panorama über das Tal, das man auch während des Laufs genießen kann. Weit vor uns sieht man als tanzende Farbkleckse die Läufer zwischen den Reben. Doch der Eindruck, dass sich alles auf einer Höhe abspielt, täuscht, zwischendurch geht es immer wieder bergauf und -ab.
Es herrscht gute Stimmung unter den Teilnehmern. Kein Wunder, um die Ecke wartet Essen&Trinken. Lobend sei hier erwähnt, dass die statistische Verpflegungspunktdichte enorm hoch ist: auf der 21-km-Runde (Die Marathonis laufen diese zweifach) gibt es 7 davon, jeweils mit Wasser, Iso, Wein, Obst und Fingerfood. Man muss sich diese Punkte leicht anders vorstellen, als auf normalen Strecken:


Was wie eine lustige Stehparty aussieht, ist die Nahrungsaufnahme der Läufer an einer Verpflegungsstelle. Die Strecke führt übrigens mitten hindurch. Wer auf Tempo bedacht ist, hat zumindest an dieser Stelle keine wahre Freude...






Bald kommt Heidrun den Berg hinaufgestürmt. Das Spezial-Training im Allgäu hat Früchte getragen ;-)
Rasch wechseln wir den Chip auf Doris, die trotz Knieproblemen nicht auf den Lauf verzichten will.






Der nächste Wechselpunkt liegt zwischen Feldern auf einem Hang. Himmel und wogendes Korn geben einen schönen Kontrast.

Am Verpflegungspunkt 5, zugleich zweiter Staffelwechselpunkt, sind einige Biertische aufgebaut und sogar liebevoll dekoriert. Da verweilt man gern ... wenn man nicht gerade noch laufen muss.



Man kann auch fachkundige Beratung des Winzers in Anspruch nehmen, während zwei Gitarristen wunderbare Musik machen. "Summertime - and the Living is easy..." - alles zusammen ergibt eine schöne Stimmung hier oben. Viele Läufer bleiben an diesem wie auch den anderen Verpflegungspunkten gern länger stehen.






Ein Läufer geht einen Bogen um mich und schaut auf meine gelbe Startnummer, die mich als Staffelläuferin erkennbar macht. Ob hier der Wechselpunkt sei, fragt er. Ich kann es bejahen und er erzählt, dass er dank der verwirrenden Informationen falsch unterwegs war und nun 1,5 km hierher gehetzt sei. Doch verschnaufen kann er nicht, denn während wir sprechen, kommt sein Staffelpartner vom Tisch herüber, der schon länger auf ihn gewartet hatte!
Auch ich kann bald von Doris übernehmen.


Es geht seitlich wieder an Weinhängen entlang, und schon bald beginnt eine kraftraubende Steigung.
Besonders die Läufer, die schon zehrende 12 km in den Beinen haben, haushalten mit ihren Kräften und gehen teilweise. Gleiches tun auch diejenigen, die schon gut dem gehaltvollen Flüssigkeitsangebot zugesprochen haben.
Alle sind dankbar, dass wir nun, zur Mittagszeit, nicht die Hitze des letzten Wochenendes erdulden müssen.


 

Während ich so vor mich hinlaufe, dringen plötzlich eigenartige Töne an mein Ohr. Seltsame Instrumente, .. Dudelsack, Leier .... Ich muss eine Weile grübeln, bis ich die mir vertraut vorkommende Melodie erkenne: Es ist die Ode an die Freude ("Freude schöner Götterfunken") - Wow! Trifft es wunderbar. Und als ich bald um die nächste Ecke biege, sehe ich die "Urheber", die nun leider gerade eine Pause einlegen.


Steil geht es bergab und kaum kann ich so große Schritte machen, wie die Schwerkraft es mir erlauben würde. Ich erreiche eine Pace von 4:03!





Wir passieren die Pfeiler einer nie vollendeten Brücke, die heute als Kletterwände genutzt werden.

Nach dieser Stelle folgt noch eine weitere Steigung, aber danach geht es letztmalig abwärts ins Tal und dann nur noch auf flachen Wegen entlang.




Am Ortseingang von Ahrweiler gibt es auch in diesem Jahr wieder einen besonderen Service durch die Polizei, den Freund und Helfer: Für jeden Läufer wird der Verkehr angehalten :-) Ich rufe dem Polizisten zu, dass dies ein schönes Bild werde, und er antwortet artig "Danke".


In Ahrweiler - welche Überraschung! Live-Musik und Nahrung...:-)
Doch die Strecke zeigt auch ruhigere und fast lauschige Winkel Es geht teils entlang der alten Stadtmauer, am Friedhof vorbei und schließlich ein längeres Stück der Ahr entlang. Hier kann ich nochmals ausführlich Taktik üben. Einmal laufe ich auf einen Mann auf, mit dem sich ein längeres Ringen entwickelt. Er mag nicht überholt werden und ich mag hier (noch) nicht meine Kräfte vergeuden. So laufe ich auf gleicher Höhe, gehe aber nicht vorbei. Das behagt ihm nicht, er legt ein wenig zu, setzt sich einige Meter ab. Ich bleibe nicht ganz dicht dran, halte Sichtabstand. Vermutlich läuft er am Anschlag. Und vielleicht verschießt er ja sein Pulver mit unserem kleinen Scharmützel. Am gegenüberliegenden Flussufer sehe ich das Zielgelände, Musik und Lautsprecheransagen schallen herüber. Ich kenne die Strecke: Wir sind auf dem letzten km. Es wird noch einmal über eine Brücke und durch den Kurpark gehen. Ich ziehe an, verlange mir die letzte Kraft ab. Er kann nicht mehr folgen.


Vor dem Ziel  kommt mir Heidrun entgegen, dann auch Doris. Ich schaffe es, auf den letzten 100 m nochmals Gas zu geben.

Endlich im Ziel - die Anstrengung ist vorüber :-)

Leider im Ziel - der schöne Lauf ist schon vorbei :-(








Im Gelände beim Hotel ist inzwischen einiges los, viele Besucher genießen die Athmosphäre. Zwei Schlagzeuger liefern eine mitreißende Show.
Wir verschnaufen, laben uns an alkoholfreien Getränken und beobachten noch ein wenig das Treiben um uns herum.

Mit einem tollen Erfolg können wir nun unserer Medaillensammlung die 3. Ahrtrophäe hinzufügen:


Denn von den 32 Staffeln eroberten wir Platz 9 in einer Zeit von 2:07:11, also eine Verbesserung um 7,5 Minuten! Das legt die Hürde für 2015 hoch, doch wir werden uns ihr stellen!





Es folgen noch einige Eindrücke aus dem Kostümlauf. Klasse, welche Phantasie die Teilnehmer dazu an den Tag legten!

 

 

 


 

 

 

 


Mein Streckenanteil:
16 Grad, 8,5 km, 47:46, (5:38 Min/km), Puls 164