Der relativ kurze Samstagslauf fiel nicht vorhandener Zeit zum Opfer, wurde aber zumindest ansatzweise durch Teilnahme an einer mit viel stehen&gehen verbundenen Großveranstaltung kompensiert.
Am Sonntag findet sich eine letzte ganz große Anstrengung auf dem Plan: 32 km in 6:40 Min/km. Das Thermometer zeigt 16 Grad, die Sonne lacht, der Wind weht. Ich mache meinen Trinkrucksack mit Doppelblase startklar, nicht ohne eine Pfütze auf dem Küchenboden zu produzieren. Es ist halt von Vorteil, vor Befüllung mit Flüssigkeiten auch das Mundstück zu montieren, das austretendes Nass zuverlässig zurückhält...
Das Mischungsverhältnis Wasser:Maltodextrin wurde zugunsten des Pulvers erhöht (was den beim Ersttest vermuteten zu niedrigen Energiegehalt nun auch in benötigte Bereiche bringt) und die verbliebene Luft aus den beiden Kammern weitgehend hinausbugsiert, was sich der Verminderung der Schwabbelgeräusche und des Volumens als zuträglich erweist.
Die Windrichtung (stetiger, leicht richtungsvariabler Westwind) legt eine Nord-Süd-Laufrichtung nahe, weswegen ich mich dazu entschließe, der Erft entlang südwärts zu traben. Dazu geht es aber zunächst durch ein Stück gewollt naturbelassenen Wald, der einen relativ erfreulichen Kontrast zum schwindenden Baumbestand am Tagebaurand darstellt. Auch hier zwitschert, schmettert und tiriliert es munter im Geäst. Allerdings ist die Freude deswegen nur relativ, weil zugleich die Geräusche der nahen A4 das Ohr kontaminieren.
Nach 5 km erreiche ich den asphaltierten Rad- und Wanderweg an der Erft. So zuckele ich Kilometer um Kilometer in Gesellschaft zahlreicher Freizeit-/Renn- und Tourenradler, Spaziergänger, Gassigänger, Kinderwagenschieber sowie Weißer-Sonntag-Promenierender immer schön am gluckernden Flüsschen entlang.
Die Luft ist so klar, dass sich jenseits der A 61, die hier auch ein Stück weiter weg parallel zur Erft verläuft, gestochen scharf die Eifelhänge erkennen lassen.
Im Windschatten von Wald oder Uferbepflanzungen trägt sich das Kurzarmshirt gut, doch an den ungeschützten Stellen wird meine persönliche Frisch-zu-Fröstel-Grenze immer wieder angesprochen. So bin ich nun froh über meine Idee, wohlweislich Ärmlinge eingepackt zu haben. Die kommen am Wendepunkt nach 16 km aus dem Sack und an die Arme. Tut gut und stellt mein Temperaturwohlbefinden wieder her. Auch der Rucksack mit seinen beiden Kammern begeistert mich erneut. Kein Rumfingern am Taillengurt, an Flasche oder Gelbeutel. Einfach das Schlauchende greifen, Mundstück in „Offen“-Position gedreht, und schon kann man nonchalant wie an einer Wasserpfeife nuckeln. Wahlweise Wasser oder Energiemix.
Ja, hier bin ich bisher noch fast immer bei der Vorbereitung der Marathons auf die ganz lange Trainingsrunde gegangen...
Mit Vorfreude und Hoffnung und Fragen und steigender Nervosität im Kopf.
Beim ersten Mal, 2012, war das alles noch komplettes Neuland für mich, wie eine Reise zum Mars! Ich erinnere mich an eine damalige nette Begegnung mit einem älteren Rennradler, der plötzlich auf gleicher Höhe neben mir blieb und mich nach meinem Tun fragte. Als ich mein Ziel preisgab erzählte er, dass er auch an zahlreichen Marathons teilgenommen habe, dies aber nun seine Knie nicht mehr erlauben. Er wünschte mir ganz viel Glück und Freude und das werde ich schaffen, da sei er sicher. Ja, seine Wünsche trafen ein….
Nun weiß ich längst selber, was auf mich zukommen wird. Das lässt mich manches etwas einfacher beurteilen und einschätzen, aber das „Kribbeln“ ist nach wie vor da. Ob es jemals ganz weg ist? Wie wird es laufen in 2 Wochen?? Ganz viele Gedanken, um 32 km zu füllen.
Am Ende schiebe ich noch einen Abstecher durch Horrem ein, um auf die 32 km zu kommen. Kurz vor dem Ort kommen mir 3 junge Leute lachend auf dem Radwanderweg entgegen – in einem Auto! Auf den letzten 5 km verspüre ich eine sich bildende Blase an einem Zeh (Sockenfalte?) und zunehmend schwerer werdende Beine. Am Ende gelingt mir zwar erneut eine Punktlandung in der vorgegebenen Pace, doch die letzten beiden km, sind sehr erschöpfend, die Füße saugen sich fast am Boden fest. Nun denn, dafür sind ja noch die letzten 20% des Trainings offen und der Marathon ist auch nicht morgen – sag‘ ich mir. Auch wenn meine Beine dermaßen jammern, als wären sie heute schon die ganze Distanz gelaufen…
Die Aussicht auf die Wohltaten der Regeneration daheim lässt mich auch das letzte Stück durchhalten:
Wenn kräftig murren meine Waden
Tu‘ ich sie erstmal schön heiß baden.
Es folgt ein kühlend‘ pflegend‘ Gel,
Das macht die Beine flugs fidel.
Die Füße werden durchmassiert
Und dann mit Creme gut eingeschmiert.
Sodann folgt leichtes Abendessen,
Aus Qualen werden Petitessen.
Am Ende sink‘ ich in die Kissen,
Träumend von Lauf-Erlebnissen.
Der nächste Morgen sieht mich heiter –
Denn die Lauferei geht weiter ;-)
16 Grad, 32 km, 3:33:24, (6:40 Min/km), HF132
Liebe Elke,
AntwortenLöschenein schöner Lauf und viel Zeit für die Gedanken, die unweigerlich vor einem Wettkampf aufkommen.
Ich glaube, das "Kribbeln" gehört einfach dazu, das ist die Vorfreude gemischt mit leichter Nervosität, das ist das Hoffen und die Wünsche, den Lauf gut gewuppt zu kriegen. :)
Liebe Doris,
Löschenich denke auch, wenn nichts mehr kribbelt, stimmt was nicht... Ja, die letzten Tage vor einem Marathon sind schon in gewisser Weise eigen, aber schön :-)
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschen32 km in der Tempovorgabe - dein Training läuft einfach gut! Ein wenig müde Füsse hätten wir da wohl alle.
Dein Temperaturempfinden ist sehr anders als meines. Bei 16 C mag ich eigenlich nicht mal mehr Kurzarm laufen - geschweige denn Ärmlinge überstreifen.
Ich drücke dir die Daumen für D-dorf und entspann dich im Tapering :)
Herzlichen Gruss!
Liebe Roni,
Löschenja, das Training läuft gut. Aber der Tag X... da habe ich ja dann schon anderes erlebt. Die 16 Grad ohne Wind wären schön gewesen, aber der war noch ziemlich kalt. Ich bin allerdings auch eine Frostbeule im Vergleich zu anderen Läufern.
Liebe Grüß
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenauch wenn ich ja Marathon-unerfahren bin, so wissen wir doch, dass der Rest, was jetzt noch fehlt, durch das Event an sich und das Publikum kommt. Du bist gut trainiert, das wird schon.
Ich bitte darum, dass ich mir den Ausdruck "richtungsvariabler Wind" für meinen nächsten Blogeintrag zur sicherlich anstehenden Radtour ausleihen darf. ;-)
Noch schönes Training, ich bin schon sehr gespannt...
Gruß
Anja
Liebe Anja,
Löschenda hast Du recht, das ganze Drumherum bei Marathons pusht gewaltig. Das merkt man ja schon am Puls. Bei meinem ersten hatte mich das ziemlich nervös gemacht, dass ich nach 32 km k.o. war, aber nun weiß ich ja aus eigener Erfahrung, dass das Training eine Entwicklung im Körper bewirkt. Genau, das wird schon... gespannt bin ich auch!
Den richtungsvariablen Wind überlasse ich Dir gern, verbal wie meteorologisch ;-)
Liebe Grüße
Elke
Die schönen langen Läufe ;)
AntwortenLöschenBei mir eine Hassliebe - aber wichtig sind die eben. Und so wirst du D-Dorf und ich Hamburg rocken ;)
Hallo Markus,
Löschengenau, Hassliebe ;-)! Wir rocken das!
Liebe Grüße
Elke
Schon Trainingsentspurt? Verrück, die Zeit rast.
AntwortenLöschen32 km wow, da will ich auch mal wieder hin! :-)
Ein schönes Gedicht, Du bist ja ein Pöt, ähh Poet :-)
Liebe Grüße
Volker
Hallo Volker,
Löschenja, die Zeit rennt, tempus fugit. Aber Du hast ja immerhin schonmal 50 km am Stück geschafft, da werden Dich 32 doch nicht nervös machen...
Wenn schon, dann bitte Poet-in ;-)
Liebe Grüße
Elke
Schön, wenn die Erft gluckert, und nicht mehr die Trinkblase!
AntwortenLöschenElke, du überraschst mich immer wieder. Sie dichtet und raucht Wasserpfeife!
Genau, danke nochmals für den Tipp für gluckerfreies Laufen ;-)
LöschenNein, (Wasser-)Pfeife rauche ich nicht, eher raucht der Kopf - beim Dichten ;-)
Liebe Grüße
Elke
Hach...ich bin ja fast ein bißchen neidisch auf deine jammernden Beine und müden Füße - ich würde ja auch so gerne wieder Langläufe laufen. Aber wurscht - alles hat seine Zeit ;)
AntwortenLöschenIch bin sicher, du wirst den Marathon rocken! ;))
Liebe Daniela,
LöschenGeduld, Geduld, Deine Laufschuhe werden sicherlich keinen Schimmel ansetzen! Und dafür demnächst ja einmal rund um die Uhr marschieren - das ist auch mal 'ne Leistung!
Liebe Grüße
Elke
Was mich angeht, bin ich eher ein bisschen neidisch auf den Super-Trainingszustand *seufz* In allen anderen Punkten gehe ich mit Daniela uneingeschränkt konform.
AntwortenLöschenHallo Lizzy,
Löschenach, kein zum zum Neid, warten wir erstmal Tag X ab... Vor Amsterdam fühlte ich mich ja auch gut, und dann kam das dicke Ende.
Und ist es nicht das, was uns Langstreckenläufer ausmacht, die Geduld? Wie Daniela schreibt, alles hat seine Zeit, Du wirst auch weiter an Deinen Länderpunkten arbeiten können! Und Dein Ziel für Hamburg, das Du zuletzt genannt hast, finde ich auch witzig, wenn schon denn schon... In diesem Sinne, das wird, Lizzy!
Liebe Grüße
Elke
Wie sich doch das Kribbeln gleicht.
AntwortenLöschenUnd, das „Kribbeln“ ist nach wie vor da ist ist auch gut so.
DU bist ja schon viel mehr Marathonerfahren als ich, ich mach mir langsam ins Höschen....
habe die Zeiten immer einhalten können aber wie es meist so ist jetzt gerade heftig mit einem Gesäßmuskelproblem zu tun wegen dem ich besser nicht mehr laufe seit Sonntag.
Alles auf eine Karte, oder was.
Man wird halt nicht jünger...
Leider.
Hallo Birki,
Löschenja das Kribbeln.... ein alter Bekannter ;-) Wird bei mir sicher auch noch steigen, aber wenn ich an meinen ersten Marathon zurückdenke, das war ein Gefühl wie kurz vorm Platzen, das muss dann doch nicht mehr sein. Ansonsten würde ich bei nun aufkommenden Problemen sagen: So kurz vorm Lauf kann man kaum noch was gewinnen, sich aber viel kaputtmachen. Die Grundlagen müssen längst aufgebaut sein, aber wenn Du jetzt bei Muskelproblemen überziehst, dann kannst Du Dich um den Lauf bringen. Von daher würde ich da vorsichtig sein, nicht das Programm weiter durchziehen, sondern nur soweit es gut machbar ist. Ich drücke Dir die Daumen, dass der Muskel nicht mehr lange zickt!
Liebe Grüße
Elke