Jetzt gehts aber los mit Frühling und Blühtenpracht! Da macht es durchaus Freude, sich dem 30-km-Lauf des Trainingsplans zu stellen. Zudem habe ich mir eine Route überlegt, die der Anstrengung wert ist und wieder einmal auf anderes Terrain führt.
Allerdings muss ich mich schon wenige Minuten nach Start mit einem ärgerlichen "Eigentor" befassen. Ich habe mein Taschentuch vergessen, dumm, denn beim laufen läuft auch immer ein wenig die Nase. Jetzt bräuchte ich eine ältere Dame mit Handtasche, da ist erfahrungsgemäß immer ein Taschentuch drin, aber die sind selten auf weiter Flur.
Doch bald naht schon Rettung im Park der Burg Bergerhausen. Ich spreche eine junge Familie mit Kinderwagen an. Mütter müssen doch immer mit Notfallutensilien ausgerüstet sein. So ist es und mit einem Papiertuch ist meine Malaise beseitigt.
Bergerhausen in Kerpen bei Köln liegt übrigens auch schonmal im Münsterland. Jedenfalls wenn Wilsberg hier ermittelt:
Link.
Ich erfreue mich einmal mehr am lauschigen Park und den angrenzenden Passagen.
Der folgende Abschnitt sieht zwar idyllisch aus, ist aber leider Schauplatz eines sehr traurigen Zwischenfalls. Irgendwo hier wurde ein Hund mit mehreren (!) Schüssen getötet:
Link. Ich hoffe nur, der Täter wird zur Rechenschaft gezogen und weitere ähnliche Taten verhindert.
Bei km 11 folgt mein südlicher Wendepunkt, ab nun kein Gegenwind mehr. 😊 Wieder einmal komme ich am privaten Aussichtturm von 1867 vorbei, heute in etwas desolatem Zustand. Ob der jemals restauriert wird?
Gleich dahinter schließt sich ein Militärflugplatz an, heute in friedlicher Ruhe. Das kennt man auch anders hier.
Auf Gut Onnau sind auch weiterhin die lustigen Hühnerweiden in Betrieb, mit Ziegen und Schafen als WG-Partnerinnen des Federviehs. Ich las, dass das gegen Räuber helfen soll, weiß aber leider nicht mehr, ob gegen Raubvögel oder Füchse.
Wie weit man doch in Abwesenheit von Bergen schauen kann...:
Bei km 17 erreiche ich das Lindenkreuz. So langsam geht mir leider die Lockerheit ab. Und selbst wenn der in Kerpen geborene Adolf Kolping sich hier Kraft holte, klappt das bei mir nicht so recht.
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Was mag den Joseph so unglücklich gemacht haben? |
Nur ein km weiter liegt der Hof der 7. Kolping-Generation. Ausgestattet mit Kreuz (klar, katholisches Rheinland)....
... und "Hüttenglück" mit Warenkunde innen.
Der Hof züchtet Limousin-Rinder und rühmt sich der Offenstallhaltemethode. Mh. Klingt ja nett, noch schöner wäre vielleicht, wenn die Tiere auch auf eine Weide könnten, das scheint aber nicht vorgesehen, denn rundherum liegen nur Getreidefelder.
Ich nehme Salz, ein Gel und Wasser. Noch 12 km. Uiuiui, das wird hart heute.
Da hilft auch nicht der Anblick noch so schöner Wiesen. Ein wenig meckert der Magen, ein wenig will auch der Kreislauf nicht so ganz. Also Gehpausen immer wieder.
Bei km 25 bin ich schon viel zu nah vor der Haustüre. Wäre zwar verlockend, aber dafür bin ich ja nicht losgelaufen, also hier eine Schleife extra, da eine Kurve, bis die 30 km voll sind und ich fertig. Deutlich über dem laut Plan vorgesehenen Schnitt, aber das ist nunmal so. Dafür aber durchgezogen.
Dass der Plan den langen Lauf für den Samstag vorgesehen hat, kam mir sehr gelegen, denn Sonntag wollte ich noch Marathon laufen. In Hamburg.
Nun ja, live vor dem Fernseher. Aber voll im Geiste dabei, 2013 war hier ja mein zweiter Marathon! Und nun trainiere ich für den 20., verrückt!
Der Lauf in Hamburg war spannend.
Der Sieger, Bernard Koech, stellt einen neuen Streckenrekord auf(2:04:09), läuft aber ins falsche Tor ein. Das tut zwar der Zeitnahme keinen Abbruch, aber das Zielband und alle Kameras erwarteten ihn eben leider beim anderen Tor...😟 Es fehlte irgendwie eine kleine Orientierungshilfe vor dem Zieleinlauf. Man sieht, wie ein Verantwortlicher ihm durch Gesten versucht klarzumachen, dass er bitte nochmal schnell seinen Einlauf wiederholen soll, für die Presse...
Die lange Zeit als sichere Siegerin aussehende und einsam mit einem Pacemaker dem Frauenfeld herlaufende Tiruye Mesfin strauchelt ausgerechnet bei der Zeitmessmatte 200m vor dem Ziel, fällt, und kann nicht schnell genug aufstehen. Da taucht plötzlich Dorcas Tuitoek auf, die sich auf den letzten beiden km 50 Sekunden an die Führende herangearbeitet hatte, und flitzt an ihr vorbei!
Das zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, niemals aufzugeben👍
Welch eine Motivation! Der Plan verlangt heute noch einen ruhigen Stundenlauf anzuschließen. Gleich nach dem Hamburger Zieleinlauf geht es wieder auf die Piste und es läuft völlig unerklärlich prima. Dauernd muss ich mein Tempo drosseln, immer wieder wollen die Beine schneller als sie sollten. Höchst zufrieden und versöhnt mit dem Vortag komme ich zurück.
Ich konnte sogar noch etwas ganz neues üben: Beim 30er hatte ich mir eine Blase unter einem Zeh eingehandelt. Um die nicht weiter zu reizen, habe ich erstmals einen Zeh mit Tape versorgt. Das klappt auch bestens, kein Laufproblem. Bis das Band sich leider dann doch löst und seine Lage verändert. Doch das kleine Malheur ist zu verschmerzen, an meiner Klebetechnik kann ich mit dieser Erfahrung nun noch feilen. 😊