Die Sporthochschule in Köln führt derzeit ein sehr interessantes Projekt durch:
Seit Anfang März trainieren 15 Krebspatienten in der Nachsorge im Rahmen einer Pilotstudie für den Halbmarathon in Köln am 13. Oktober 2013. Ziel der Studie ist es herauszufinden, inwieweit sich eine halbjährige intensive Ausdauerbelastung inklusive der Wettkampfsituation auf die Regenerationsfähigkeit von Krebspatienten auswirkt. Mittels Blutproben soll auf molekularer Ebene untersucht werden, in welchem Maße sich der Immunstatus durch das Training und den Wettkampf verändert und welchen Einfluss die Belastung auf Krebsabwehrzellen hat.
Zur Beurteilung der Trainingsauswirkungen benötigt man eine Vergleichsgruppe gesunder Läufer ohne Krebserkrankung. Es sollen möglichst solche Läufer sein, die den Patienten von ihren medizinischen Daten her ähnlich sind. Für dieses Projekt stelle ich mich gern zur Verfügung und durfte daher heute, am Tag der deutschen Einheit, die erste Auswahlstufe absolvieren, ein Belastungstest mittels Spiroergometrie, durch die geeignete Vergleichsläufer ermittelt werden sollen. Also ab in die Sportklamotten und auf zum Campus, zur angegebenen Adresse.
Es erwarten mich 2 junge Damen, die das Projekt bzw. die Tests durchführen. Ich habe abgesehen von Schuhkäufen im Laden keine Laufbanderfahrung und mag dies auch nicht sonderlich, es gibt mir ein irgendwie "schwammiges" Laufgefühl. Doch hier steht ein zwar älteres, aber robustes Profigerät.
Ich bekomme einen Pulsmessgurt, einen Sicherheitsgurt ("Reißleine" im Falle eines Sturzes), und eine Atemmaske umgelegt. Das Prinzip ist einfach: Jeweils 3 Minuten Belastung, gefolgt von 30 Sekunden Pause, in der jeweils Blut zur Laktatmessung abgenommen wird. Nach jeder Belastungseinheit wird das Tempo um 0,4 m/Sek gesteigert und ich muss hinterher auf einer Skala mit 20 Stufen von "sehr, sehr leicht" bis "sehr, sehr schwer" mein Laufgefühl einordnen.
Der Einstieg ist noch sehr locker, bei rd. 7 km/h, noch habe ich die Wahl zwischen schnellem Gehen und sehr langsamem Lauf. Danach ein kleiner Pieks ins Ohr und weiter gehts.
Ich genieße den Blick auf den Kölner Westen, Richtung Heimat.
Bei der nächsten Stufe muss ich Acht geben, dass ich nicht die vordere Begrenzung des Laufbandes mit dem Fuß erwische, es geht leicht und locker. Das Band läuft sich sehr gut und vermittelt ein sehr reales Laufgefühl.
Pause, Pieks und weiter und wieder von vorn, nur mit jedesmal schnellerem Laufband. Das Atmen mit der Maske, das mir im Vorfeld ein wenig Sorge machte, geht leichter als gedacht, abgesehen von dem ungewohnten Gefühl der daran schlenkernden Schläuche. Bald bin ich in "meinem" Tempofenster und fühle mich wohl.
Bei 3,2 m/Sek (ca. 11,5 km/h) muss ich dann doch schon die Stufe "schwer" angeben.
Eine Steigerung allerdings will ich noch schaffen, also Pieks und das Tempo erhöht auf 3,6 m/Sek. (rd. 12,9 km/h). Das Laufband stampft unter meinen Füßen. Nun muss ich mich ganz schön ranhalten, dass ich meine Position vorne am Band halte. Die erste Minute ist geschafft. Ui, noch 2?! Ich versuche einen Gedanken zu finden, der mich 2 Minuten lang ablenkt, bin aber ziemlich damit ausgelastet, das Tempo des Bandes zu halten.
"Noch 1,5 Minuten" kommt die Ansage. Immer noch?! "Sie machen das gut!" ermuntern mich die beiden Damen. Die haben es gut, stehen bequem daneben. Mein Lauf wird langsam etwas unruhig.
"Noch eine Minute!" Ich schnaufe kräftig. Laufen-laufen-laufen! Nicht dass ich noch eine Abflug hinlege und die Reißleine ungewollt aktiviere...
"Nur noch 30 Sekunden! Sie machen das gut!" IMMERNOCH30SEKUNDEN? Ob die auch richtig auf die Uhr geachtet haben?! Ich kämpfe, denn das ist definitiv nicht meine Tempokategorie.
"Noch 10, ...9, ..." Ich zähle im Geiste mit, wie endlos lang doch Sekunden sein können!
"...und 0". Ich habe es geschafft, springe erlöst auf den Rand des Bandes. Doch damit ist definitiv die Stufe 20 "sehr, sehr schwer" erreicht, mehr geht nicht mehr.
Ich werde von den an- und umgelegten Utensilien befreit und kann verschnaufen. Es war eine interessante Untersuchung, wie ich sie bisher noch nicht erlebt habe.
Nach Auswertung aller Tests werde ich in den nächsten Tagen erfahren, ob meine Werte zu einer Patientin oder einem Patienten passen. Wenn ja, werden vor und nach dem Halbmarathon weitere Blutproben entnommen.
Doch auch, wenn es nicht passt, war es keine verlorene Zeit, denn die Messresultate werden mir hinterher zugesandt.
Und gespannt bin ich auch auf die Ergebnisse des Projekts! Bisher seien bei den Patienten in den von ihnen durchlaufenen Test schon gute Verbesserungen zu verzeichnen gewesen.
Daheim möchte ich dann nochmals das wunderschöne Herbstwetter nutzen und laufe noch eine kleine gemütliche Trabrunde, um den eigentlich laut Plan heute fälligen 60-Minuten-Lauf zu kompensieren.
Fortsetzung des Krebsprojekts: Link, Link, Link
Cool, da hätte ich auch mitgemacht.
AntwortenLöschenEs würden mich interessieren, ob das Training auf den HM für die Krebspatienten einen positiven Effekt hat. Das würde mich schon freuen.
Wenn Du weiter dabei bleibst, bekommst Du dann auch irgendwann eine Information über das Endergebnis?
Liebe Grüße
Volker
Moin Volker,
Löschenja, ich finde das ein sehr sinnvolles Projekt und habe für mich persönlich den Glauben, dass Sport sich durchaus positiv auswirken kann. Aber ich bin ja Laie und durch ein solches Projekt lässt sich da vielleicht etwas mehr aussagen.
Ich werde, auch wenn ich nicht dabei bleibe, einfach mal später nachfragen. Es interessiert mich selber auch, weil ich im eigenen Freundes-/Familienkreis auch schon mit dieser Krankheit konfrontiert wurde.
Liebe Grüße
Elke
Wer ist das noch nicht, liebe Elke :-(((
Löschentja, ich denke, so gut wie jeder...
LöschenInteressantes Projekt. Ich bin gespannt, mehr darüber hier zu lesen.
AntwortenLöschenIch werde berichten, was ich weiter erlebe oder erfahre. Ich finde dieses Projekt auch sehr sinnvoll und spannend!
LöschenLiebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenist ja irre. In den paar Monaten, in denen ich dabei bin, erlebe ich immer wieder, wie facettenreich der Laufsport ist.
Ich bin offenbar nicht der Einzige, der Deine Aktivitäten mit Sympathie verfolgt. Du musst die Ergebnisse unbedingt mittteilen (wobei ich davon ausgehe, auch in der Regionalpresse darüber zu lesen).
LG Peter
Hallo Peter,
Löschenja ich finde es auch erfreulich, dass Laufen nicht nur aus langweiligem "Durch-die-Gegend-Traben" besteht. Es gibt viel zu erleben und zu beobachten! Hier lesen eine Reihe Leute mit, mehr, als sich dann zu Wort melden.
Auf die Ergebnisse, seien es meine eigenen Testresultat, aber insbesondere die Ergebnisse der Studie bin ich auch höchst neugierig! Was ich erfahre, werde ich hier natürlich weitergeben.
Liebe Grüße
Elke
Das klingt wirklich sehr interessant. Es wurde ja schon viel über die positiven psychischen Wirkungen des Laufens geschrieben. Wenn man da in dieser speziellen Gruppe zusätzlich günstige körperliche Wirkungen nachweisen könnte, wäre das klasse. Gelesen hatte ich irgendwo von der geplanten Studie. Köln ist nur leider zu weit weg ...
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Anne
Hallo Anne,
Löschenich finde auch, das ist sinnvoller, als über die Wirksamkeit von Kosmetika zu forschen....
Ich hoffe und wünsche den Betroffenen, dass Wirkungen nachgewiesen werden können, denn damit wäre dann ein Signal gegeben, dass man etwas tun kann, was nicht nur in der Einnahme von Medikamenten beruht.
Liebe Grüße
Elke
Hallo Elke, ich bin eine der Patienten.es war ein tolles Erlebnis. Das Training und natürlich der lauf. Und.... ich laufe immer noch. Vor der Studiebin ich nie gelaufen. Ergebnisse gibt eswohl noch keine.Der WDR hat mich begleitet. Wenn der sendetermin steht, schreibe ich.
AntwortenLöschenHallo Claudia!
LöschenHerzlich willkommen auf meinem Blog und ich freue mich besonders, dass jemand der "anderen Seite" der Studie mir schreibt! Sehr gern würde ich mehr wissen, wie es für Dich war, wie Du das alles erlebt hast...
Du läufst weiter?! Dann hat das Laufen Dich so begeistern können? Ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir mehr berichten könntest (bernina.eg (ÄT) googlemail (punkt) com). Auch der Sendetermin würde mich sehr interessieren! Ich habe vor Weihnachten mal angefragt, wie es mit Ergebnissen aussieht, doch leider keinerlei Antwort erhalten. Zumindest vorher habe ich ja jeweils auch meine eigenen Testresultate erhalten, was auch für mich selber sehr aufschlussreich war.
Ganz liebe Grüße und vor allem Gesundheit für Dich!
Elke
Jaaaaaaaaa_haaaaaaaa, Sekunden können ja soooooooo lang sein :-(
AntwortenLöschenGell, endlos lang wie ein zäher Kaugummi :-)
LöschenLG
Elke