An der Deutschen Sporthochschule Köln (DSHS) werden laufend Probanden gesucht für diverse wissenschaftliche Studien. 2013 hatte ich schon einmal das Vergnügen, teilzunehmen (Link 1, Link 2, Link 3). Ich finde das eine prima Sache. Wenn man selber vom wissenschaftlichen Fortschritt profitieren will, sollte man auch etwas beitragen, woher sollen sonst Ergebnisse kommen? Zudem erhält man seine eigenen Testergebnisse zur Verfügung gestellt und kann daraus Erkenntnisse ziehen.
Meist sind die Studienprojekte für mich relativ uninteressant. Beispielsweise habe ich keine Diabetes und kann daher nicht zur Untersuchung des Effekts abendlicher Spaziergänge auf diese Erkrankung beitragen. Für Untersuchungen zu Fußlastverteilung und Sprung- und Landungsbewegungsmuster nach Kreuzband-OP fehlt mir die ursächliche Verletzung. Gleiches gilt für Untersuchungen arthrosegeplagter Knie (alle aktuellen Probandensuchen hier: Link)
Aber eine Studie zu regulativen Autoantikörpern hört sich spannend an. Gesucht wurden 2 Hauptgruppen mit je 2 Untergruppen: Junge Menschen bis 30 und ältere ab Mitte 50 bis Ende 60. In beiden Gruppen dann jeweils einmal Untrainierte und einmal Ausdauertrainierte. Wobei "Ausdauer" 7 Wochenstunden Training und mehr meint. Bis Ende 60 bin ich, würde mich auch als ausdauertrainiert bezeichnen, komme aber nicht auf 7 Wochenstunden. Allerdings kann ich 20 Marathons vorweisen zuzüglich diverse Unterdistanzen. Das scheint zu überzeugen und ich bin trotz "sub-7" dabei.
Ach so, was Autoantikörper sind, weiß ich nicht recht. Hört sich irgendwie ungut an. Scheint es auch zu sein und so möchte man herausfinden, ob denn da sportliche Aktivität für -ich nenne es mal so- positive Autoantikörper sorgen könnte. Das verstehe ich jedenfalls aus der Erläuterung der sehr freundlichen Testleiterin. Anderer Faktor könnte beispielsweise auch Ernährung sein. Aber das wäre wieder ein eigenes Projekt.
Nach Ausfüllen ausführlicher Fragebögen zu Gesundheit und Training finde ich mich an einem sonnigen Junimorgen in der Abteilung Leistungsphysiologie des Instituts für Trainingswissenschaft und Sportinformatik ein. Die Vorbereitungsregeln habe ich befolgt: 48 Stunden kein ambitioniertes Training, 24 Stunden vorher kein Koffein, kein Alkohol, kein Energy Drink. Am Vortag viel Trinken und möglichst gut schlafen. Als erstes nimmt mir eine MTA Blut ab. Später folgen Erfassung der wichtigsten Körpermerkmale (Größe, Gewicht, Körperfettanteil, BMI) bevor es an die Leistungsdiagnostik geht.
Dazu darf ich mich auf einem Fahrradergometer 5 Minuten gemütlich einrollen. Dann wird es ernst. Eine absolut luftdichte Atemmaske und Pulsmesser werden mir angelegt. Los geht es bei 80 Watt für eine Minute. Ich muss auf meinem Monitor jeweils eine bestimmten Wert anpeilen, auf 2 Laptops werden Daten erfasst. Ohne Zwischenpause steigert sich der Widerstand dann minütlich um 30 Watt. Uiuiui, trete ich anfangs noch locker, ändert sich dies rasch. Sehr bald bin ich froh, dass der wohlweislich hinter mir aufgestellte Ventilator fleißig Frischluft pustet. Schnell wird auch die Atmung heftiger und der Schweiß rinnt. Auch wenn es am Ego kratzt, bei 200 Watt muss ich die Segel streichen. Radtrainierte lägen da sicher besser. Ich bin halt keine Radlerin und als Läufer fehlen einem dann wohl gewisse Muskeln. Das bestätigt mir auch die Testerin. Reine Läufer hätten bei diesem Test sehr schnell dicke Beine. Dennoch hat sie sich mit Blick auf die beiden untrainierten Gruppen für das Ergometer entschieden. Denn diese beiden Gruppen täten sich auf dem Laufband sehr schwer.
Ich schnappe wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Luft. Die Beine sind völlig mürbe. Gemütliches Ausrollen tut ganz gut. Sogar als ich schon das Gebäude verlassen habe, rinnt noch der Schweiß. Ich wüsste ganz gern, welcher Straßensteigung diese 200 Watt entsprochen hätten. Wahrscheinlich schauderig wenig. Wenn ich mir das in 2 Glühlampen à 100 Watt vorstelle, hätte ich die dann also mal kurz zum Aufleuchten gebracht. Nun ja, ich finde Kerzenlicht sowieso gemütlicher. 😆
Gegen Herbst soll die Auswertung vorliegen. Auch meine eigenen Daten bekomme ich, wurde mir zugesagt. Interessanterweise sucht man noch ein paar untrainierte Probanden, an die sei schwer heranzukommen, sagte man mir. Ich bin gespannt und werde berichten.
Ansonsten darf ich gerade coachen. Wir versorgen zwei putzige Britisch Kurzhaarkatzen (in Insiderkreisen wohl gern auch "Britenbärchen" genannt) wegen Urlaubsabwesenheit ihrer Dosenöffner. Sie sind sehr anders als unsere eigenen Fellnasen. Und es macht viel Spaß, mit Ihnen "High 5" zu üben, was sie sehr eifrig mitmachen, WENN dann ein Leckerchen folgt: 😆
Auch auf anderem Gebiet trainiere ich fleißig weiter. Hier mal wieder mit Farbstiften:
Uff, auf dem Velo hätte ich mich auch schwer getan! Das hört sich extrem anstrengend an, aber war bestimmt eine gute Trainingseinheit!
AntwortenLöschen7 Trainingsstunden/Woche reine Lauferei erreiche ich nur im Marathontraining - mich wundert, dass sie genügend Probanden mit diesem Laufpensum finden. Und mich wundert noch mehr, dass sie nicht genügend untrainierte Leute finden!
Was ich mir auch schwierig vorstelle: das Ausdauertraining als Faktor zu isolieren, spielen doch - wie du auch sagst - viele andere Faktoren auch eine grosse Rolle (Ernährungs- und Schlafgewohnheiten, etc.) Aber das ist wohl in jeder Studie die Challenge.
Ein ganz herziges Rotkehlchen hast du da hingekriegt! Die Farben glühen so richtig. 😍
Liebe Grüsse aus dem dunklen Bloemfontein!
Liebe Catrina,
Löschenes war, würde ich sagen, eine kurze aber sehr knackige Trainingseinheit. Stimmt, die 7 Stunden schienen mir hoch gegriffen und treffen auch bei mir nur in der Marathonvorbereitung zu. Aber sie suchten ja nicht nur Läufer. Radfahrer kommen vielleicht eher auf diese Zeitvorgabe. Dass Untrainierte fehlen mag an den Kommunikationskanälen liegen. Nur Sportinteressierte schauen ja auf die Webseite oder andere Kanäle der DSHS. Die müssten vielleicht ganz andere Wege wählen.
Die Testleiterin ist sich der möglichen anderen Faktoren voll bewusst. Aber es gibt anscheinend in dem Bereich noch allgemein zu wenig Forschung und sie hat sich nun erstmal einen Faktor vorgenommen, um überhaupt einen Einstieg und erste Erkenntnisse zu gewinnen.
danke fürs Rotkehlchenlob. Hat mir auch viel Spaß gemacht, den Piepmatz zu portraitieren. :-)
Liebe Grüße zurück ins Zentrum der Nervosität aus dem stürmisch kühlen Rheinland
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenauch wenn ich die Argumente der Übungsleiterin verstehe - als Läuferin kannst du auf dem Rad sicher nicht das leisten, was du auf dem Laufband könntest. Aber dass Untrainierte schwerer zu finden sind, glaube ich gleich. Es sind doch oft die trainierten Personen, die sich für solche Forschung interessieren und auch ihren Beitrag dazu leisten wollen. Den Untrainierten ist das (eher) wurscht! :D
Toll, dass ihr die Ergebnisse dann auch bekommen werdet. Ich mach ja auch immer gerne bei solchen Studien mit - ist eine gratis Leistungsdiagnostik und oft mehr.
Dein Piepmatz ist entzückend - den hab ich schon auf WA bewundert! :D
Liebe Doris,
Löschendas sehe ich auch so: Unsereiner hat eh' ein Interesse an solchen Projekten. Würde ich keinen Sport treiben, wäre es mir egal. Außer es gäbe solche Erkenntnisse die dazu ermuntern, dann doch mal sportlich etwas zu tun.
Mein Blutbild habe ich schon erhalten. Alles im grünen Bereich. :-)
Danke fürs Piepmatz-Lob. Ich finde ihn auch putzig.
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenTeilnahmen an wissenschaftlichen Studien fand ich auch immer schon interessant (sofern man nicht dafür testweise irgendwelche Pillen schlucken muss) und diese hätte mich auch sofort interessiert. Allerdings wäre ich in der Gruppe der Untrainierten vermutlich besser aufgehoben gewesen ;-)
Wie verstehen sich die Britishen Bärchen (unser Bub ist ja ein halber solcher und ich würde das “andere” im Charakter schon auch bestätigen) mit euren eigenen Miezen?
Welche Größe hat das Rotkehlchen in der (absolut bewundernswert schön geratenen) Originalzeichnung?
Liebe Lizzy,
Löschengenau, bei Pillen wäre ich nicht dabei... Wobei mir schon das Dilemma bewusst ist, da ich auch gegen Tierversuche bin, muss ja dann doch mal wer ran... Dann mach einen kurzen Abstecher nach Köln und nimm als Untrainierte teil! Bis Mitte Juli laufen noch Testungen.
Ob sich unsere beiden mit den Bärchen verstehen würden, kann ich nicht sagen, da sie ja in ihrem Zuhause sind und dort versorgt werden. Wäre sicher eine interessante Frage. Unsere beiden sind ziemlich scheu, Fremden gegenüber, Straßenkatzen eben. Andererseits ist einer unserer beiden ziemlich revierbezogen und entsprechend wahrscheinlich verteidigungsbereit.
Danke, das Rotkehlchen ist 20 cm groß.
Liebe Grüße
Elke
Find ich gut bei sowas mitzumachen (ich bin ja Langzeitproband), im besten Fall bekommt man irgendwelche Ergebnisse mit denen was anzufangen ist. Aber Läufer auf ein Rad zu setzen ist ja schon etwas fies :-)
AntwortenLöschenIch musste auch kurz nachdenken wieso es schwerer ist an Untrainierte zu kommen, aber najaklar, die haben da kein bock drauf, ganz einfach.
Deine Zeichnungen werden immer noch besser, toll!
Lieber Oliver,
Löschengenau, es ist ein Geben und Nehmen mit diesen Projekten. Wo bist du Langzeitproband?
Ich denke auch, wir Aktiven habe eine ganz andere Motivation bei sowas mitzumachen, als sportlich Uninteressiert. Die kann man wohl auch nur bedingt mit Testergebnissen locken.
Danke, ich bleibe weiter am Farbstift ;-)
Liebe Grüße
Elke
Ich wurde seinerzeit per Zufallsverfahren für die NAKO Studie ausgewählt (https://nako.de). Hat sich alleine schon wegen der persönlichen Untersuchungs-Ergebnisse, die man jedesmal bekommt, voll gelohnt.
LöschenDas sagte mir noch nichts. Klingt aber sehr interessant, welchen Fragen man dort nachgeht. Da hätte ich auch mitgemacht.
LöschenLiebe Elke,
AntwortenLöschenwie nachlässig von mir, hatte ich doch diesen Beitrag gelesen, aber ich wollte es doch kommentieren ... 🙈 von einem Vorhaben alleine hast du nur nix!
Ich finde solche wissenschaftlichen Untersuchungen immer sehr spannend ... und wenn man dann relativ nahe dran wohnt! Toll ist es ja auch, dass du persönlich davon profitierst!
Früher war ich auf dem Rad gar nicht so schlecht, aber heute ... ??? Da kann ich mir sehr gut vorstellen, dass du dich bei höheren Wattzahlen 'schwer getan' hast.
... und hast du vor, öfters auf die Seite zu gehen und dich evtl. auch bei anderen Untersuchungen als Probandin zu melden. Meine Altersgruppe wird ja nicht mehr gebraucht, zumindest hab ich nichts gefunden, obwohl ich mir z. B. hätte vorstellen können bei der 'Arthrose-Geschichte' mitzumachen.
Liebe Grüße Manfred
Lieber Manfred,
Löschenja das kenne ich, schnell mal lesen, man will ja wissen was es Neues gibt, und kommentieren nimmt man sich für nachher vor....
Ich finde solche Projekte auch lohnenswert, für beide Seiten. Zumal die Kölner Hochschule ja sehr renommiert ist.
Es werden durchaus öfter Projekte auch für Ältere aufgelegt, es gab z.B. mal eines zur Orientierung älterer Menschen. Da habe ich zu lange überlegt, manche sind nach wenigen Tagen "ausgebucht". Einige Themen scheinen durchaus begehrt. ;-) Ich erhalte den Newsletter der DSHS, muss also nicht immer selber nachschauen.
Radfahren ist einfach nichts meins, es hat mich dennoch etwas geärgert, dass ich doch so schnell am Ende war...
Liebe Grüße
Elke