Sonntag, 8. August 2021

Monschau Marathon virtuell2021

 

Auch wenn dieses Jahr nicht viel geht wettkampfmäßig, der Monschau Marathon musste sein! Wie schon 2020 ist er wiederum virtuell angesetzt. Schnörkellos, ohne App etc. läuft man an einem selbst gewählten Tag die Marathon- oder Ultra-km, meldet die Zeit und fertig. Bei der Anmeldung kann man noch Shirt und Spezialmedaille buchen, die später nachgereicht werden. Für mich ganz klar, da kommt nur die Originalstrecke in Frage! Damit wird es mein 4. MoMa-Lauf. 

Samstagmorgen erreichen wir das Start-/Zielgelände in Konzen. 12°, noch trocken. Ich laufe allein, Chris wird mich als rollender Verpflegungsposten unterstützen. Sehr gute Voraussetzungen also.

Kleine Herausforderung: Ich bin zwar im Vorfeld gelaufen, habe aber kein wirklich strukturiertes Marathontraining absolviert.

Gewählte Strategie: Körner gut aufteilen und gezielt einsetzen. Praktische Umsetzung: Alle Anstiege gehen und keine Tempoaktionen.

Kurz nach 8 gehts los. Wie immer, kaum lasse ich die letzten Häuser von Konzen hinter mir, bekommt die Freude auf den Lauf noch einen Zusatz-Schub! Auch wenn ich weiß, es wird hintenraus hart, die vielen Bilder und Eindrücke von den vorangegangenen Teilnahmen (2018, 2019, 2020) schwirren mir im Kopf herum und machen pure Lust auf den heutigen Lauf. Ich bin allein, außer einer kleinen Wandergruppe, die sich zuvor auch von Konzen auf den Weg machte.


Erstes kleines Zwischenziel: Monschau, km 4. Besonders ersehnt, denn hier steht gleich an der Strecke beim Parkhaus eine akkurate öffentliche WC-Anlage zur Verfügung. Danach geht es in die noch schlafende Altstadt. Ich liebe diesen kurzen Abschnitt entlang malerischer Sträßlein!


Nächster markanter Streckenpunkt: Die Kläranlage mit den Enten. Diesmal sind sie gewillt, fürs Foto zu posieren, gute 2 Dutzend schätze ich. Munter nutzen sie das Becken als Whirlpool und fischen emsig Ichweißnichtwas heraus.

Gleich danach schweifen meine Gedanken ab zu unserem Kater, um den wir uns gerade gesundheitliche Sorgen machen müssen, da kommt doch eine fast gleich aussehende Katze daher! Was will mir dieser Zufall sagen...?


Entlang der Rur, die in Monschau keine Überflutung, sondern nur ein paar nasse Keller produzierte, geht es durch kühle Eifelwälder Richtung Widdau. Die frische Luft tut sooo gut! Der Regen hat manche Wege arg aufgeweicht, an vielen Stellen gilt es, die Schritte genau zu setzen, will man nicht im Schlamm einsinken.

Regenspuren
Immer wieder schön der Moment, wenn man den Wald verlässt und sich zwischen Weiden Widdau nähert.





Wegmarkierung des MoMa



Kurz vor Widdau begegnet mir eine Frau in roter Jacke. Sie lächelt mich an: "Marathon?" "Ja" "Viel Spaß!"

Zuschauer!


Erster Treffpunkt am VP bei km 10. Während ich trinke, kommt ein weiteres Läuferpaar, erkennbar für Langstrecke mit Trinkweste ausgerüstet, wir grüßen uns freundlich. Das ist der wunderbare Geist, der hier herrscht.


Nach ein paar Schluck Wasser mache ich mich ins Holderbachtal auf. Hier lauert ein zehrender langer Anstieg. Wie mit mir selbst vereinbart, keine Experimente, es wird gegangen.
Plötzlich ist der Weg versperrt. Ein Baum liegt quer. Und jetzt? Hinter dem grünen Haufen nehme ich bunte Punkte wahr. Waldarbeiter bei der Frühstückspause. Ich klettere vorsichtig über das Geäst, frage sicherheitshalber, ob ich noch richtig auf der Strecke bin. Ja klar, wird mir beschieden, hier drüber, hinten rechts und dann immer höher. Ob man mir helfen soll, bei meiner Kletterpartie? Nein, nicht nötig, danke. Wir wünschen uns noch einen schönen Tag, so nett sind sie hier!


Hat man das Holderbachtal geschafft, warten noch einige Wege zwischen Kuhweiden vor der Halbmarathonmarke beim Brather Hof.


Zuschauer!


Schon von weitem sehe ich Chris. Bei unserem Auto stehen noch weitere Wagen und rollende private  Streckenhelfer. Als ich den Punkt erreiche, wird mir sogar Applaus zuteil. Ach wie nett ist das hier! Man erwartet noch weitere Läufer, einer macht sich fertig, um ab hier die zweite Marathonhälfte abzulaufen.

Knappe Trink- und Gelverpflegung und weiter. Kurz danach begegnet mir erneut die Frau in der roten Jacke. Ich schaue wohl sehr irritiert, sie lacht und fragt, ob der Schweizer da hinten mein Mann sei? Als ich bejahe erfahre ich, dass sie ein nettes Pläuschchen mit ihm hatte und dass wir uns noch wiedersähen. Eine weitere Helferin also. Soso, so vertreibt er sich also die Zeit...

Ab Brather Hof läuft es sich erst einmal leichter, die Strapaze des Holderbachtals lässt sich beim sanften Abwärtsrollen verdauen. Dummerweise stört Petrus. Die ersten Tropfen von oben kann ich noch ignorieren, doch dann öffnen sich die Schleusen. Also Trinkweste vorübergehend abgelegt (ein echter Westennachteil) und Windbreaker angezogen. Nun könnte ich dessen zugesagten regenabweisenden Eigenschaften erstmals testen - wäre ich nicht längst nassgeschwitzt. Dennoch, die Kapuze mit angesetztem Schild ist sehr hilfreich und ich fühle mich optimal, kein Auskühleffekt zu spüren. Meine Hose allerdings ist bald klitschnass, Schuhe und Socken ebenfalls. Der Weg mutiert teils zum Bachlauf. Wacker ignoriere ich die erste Schutzhütte und die zweite nutze ich auch nur, um regengeschützt rasch ein Foto zu machen.



Mit Verlassen des Perlbachtals hört der Regen auf und, ein wenig gemein, bei Kalterherberg zeigt sich der Himmel sogar strahlend blau!


Hier sind wir verabredet mit Marion und Wolfgang. Sie sind in der Woche die 56 Ultra-km abgelaufen und Marion bot an, mich auf dem letzten KM-Dutzend zu begleiten: Dass ich ich Gehanteile "androhe", stört sie daher nicht weiter,es  kommt ihrer Regeneration eher entgegen. Also haben wir ab nun zwei persönliche Streckensupporter. 😄




Lustige Begebenheit am Parkplatz bei der Norbertuskapelle.  Während Marion und ich uns gerade mit Wasser versorgen, ruft eine Gassigängerin munter "Woooolliiii!" Wolfgang schaut irritiert, er kennt die Dame doch gar nicht, und dann ruft sie ihn beim Spitznamen...? "Woooolliiii!" Wir erkundigen uns. Ihr kleiner, kaum kniehoher Mischling heißt eigentlich Wolfgang, aber Wolli wäre da doch viel netter, findet sie.
Auf zum doofen Leyloch, ein letzter längerer Anstieg, den wir gehend nehmen und dabei auf muntere Autofahrer achten müssen.


Wir können uns gerade nicht aufs laufen konzentrieren, weil wir Weltgeschehen diskutieren

Beim heute nur "virtuellen" Honigzelt in Mützenich erwarten uns ein letztes Mal unsere Männer. Perfekt, ich nehme gern noch einmal Wasser vor den letzten knapp 3 km. Uns überholen 2 junge Männer, auch auf MoMa-Runde, wir grüßen uns freundlich. Auf zum letzten, teils schön abwärts rollenden Weg, bevor der allerletzte, hier trailige, Anstieg wartet. Zum Ziel hin widmet sich Marion einer jungen Läuferin, motiviert sie zur letzten Kraftanstrengung. Ich laufe mein Tempo weiter. Äußerlich locker, innerlich mit einem kleinen "Endlich-da-Seufzer" erreiche ich das Ziel. 5:42:07. Bei weitem nicht meine Bestzeit hier, was aber auch nicht anders zu erwarten war. Laut Veranstalter sind es rd. 760 Höhenmeter, meine Uhr zeigt 850, sind wohl die gefühlten Höhenmeter...
Herrlich wars, den Muskelkater kann ich später bearbeiten, aber erst einmal zählt die Freude über den guten Lauf, die schönen Erlebnisse an der Strecke, dem sportlichen Tun in wunderbarer Natur.
Chris konnte sogar zwischendurch die Gelegenheit nutzen, in der Monschauer Senfmühle den sehr geschätzten Senf einzukaufen, der uns noch lange an den gelungenen Tag erinnern wird.


Am Dorfplatz laufen die Vorbereitungen für den eigentlichen Marathontag, dem 8.8.. Es werden noch viele virtuelle Läufer erwartet, für die man ein wenig Zielverpflegung vorbereitet.
Auf uns warten Kaffee und Kuchen und noch diverse Nachbetrachtungen an Marions und Wollis Wohnzimmertisch. Solche Tage braucht man öfter!


Wie immer bin ich später hundemüde, aber die Beine sind zu aufgekratzt und wollen keine Ruhe geben. Das passt sogar, denn so kann ich ab Mitternacht den olympischen Marathon live mitverfolgen, und Eliud Kipchoge's Wahnsinnslauf. Ja wenn das mal so leicht wäre, wie es bei ihm aussieht...

14 Kommentare:

  1. Super toll, liebe Elke,

    MoMa vor Ort, wenn auch virtuell! Das geht dann auch ohne spezielles Training, weil du eine Super-Strategie gewählt hast! ... und doch einige unerwartete Zuschauer und eine Supporterin (außer Marion und Wolfgang) ... wie für dich gemacht! - Die Müdigkeit ist doch normal!

    ... aber den Männer-Marathon habe ich nicht mehr geschafft. ;-) Hatte die Nacht zuvor Melat auf den 6. Platz begleitet! LOL

    ...und wie war jetzt die Regenjacke mit vorherigem Durchgeschwitztsein?

    Genieße das gute Gefühl es geschafft zu haben und dir natürlich gute Erholung!

    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      und wie ich genieße ...!
      Ich häte selber nicht gedacht, trotz mangelndem Training dann doch so gut durchzukommen. Aber der Trainingsfleiß war mir doch angesichts der vielen Unsicherheiten zur Durchführung von Läufen etwas abhanden gekommen.
      Unterm Strich bin ich mit der Wind-/Regenjacke sehr zufrieden. Ich hätte wohl viel nasser sein können, angesichts dessen, was von oben kam. Die Hose war da ja ein Vergleichsobjekt.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    wow, ich gratuliere zum erlaufenen MoMarathon!!! Super durchgezogen, super geplant - vom passenden Tag, dem (meist) freundlichen Wetter über die professionelle Betreuung an der Strecke und der Begleitung für die letzten Kilometer. :D
    Ich wünsche dir gute Erholung und hoffentlich haben sich deine Beine wieder soweit beruhigt, dass sie dich schlafen lassen!

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    1. Liebe Doris,
      danke dir! Es war wunderbar, von Anfang bis Ende und die Beine sind auch schon wieder friedlich, der Stolz bleibt ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke
    Und einfach so einen Marathon hingelegt! Super gemacht!!

    Vielen Dank für die herrlichen Eindrücke des Monschau Marathons. Dieser Post (und die vorangegangenen) werden zu unserer Pflichtlektüre bevor wir diese Strecke machen. Sieht sehr schön aus!
    Das Foto, wo Wolfgang hinter dir und Marion herläuft ist grossartig. Und auch Chris hat eine sehr gute Arbeit geleistet als Supporter und Fotograf. Das ist harte Arbeit, da darf er auch ein Schwätzchen mit rotbejackten Damen haben... ;-)
    Ist Chris eigentlich noch verletzt?

    Und jetzt ruhe dich gut aus und geniesse deine tolle Leistung.

    Liebe Grüsse aus dem sonnigen (!!) Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      dieser Lauf wird euch sicher gefallen. Und da er ganzjährig ausgeschildert ist, steht auch einer virtuellen Version nichts entgegen. Sicher finden sich auch Ortskundige zur Führung... ;-)
      Wolfgang wollte nicht mit aufs Bild, aber der Fotograf war schneller.
      Chris hat Muskelprobleme im Oberschenkel, gehen geht, aber laufen läuft nicht.
      Ausgeruht habe ich schon ausführlich, der Vorteil, wenn man samstags läuft, und erfreuen tue ich mich noch länger!
      Liebe Grüße aus dem ebenfalls sonnigen Rheinland!
      Elke

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  4. Liebe Elke, und noch ein MoMa in der Tasche, alleine gelaufen! Da hab ich großen Respekt, ehrlich. Immer wieder schön die Bilder zu sehen, ich erkenne viel wieder und weiß vor allem wie jeder bei Leyloch leidet :-) Trotz Regen kling alles nach einer sehr runden Sache, tolle Begleitung, vorbildliche VPs, nette Begegnungen, so muss das sein. Als ob die Zielzeit in Monschau irgendeine Rolle spielt ;-)
    Erhol Dich gut und liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      danke. Bei der schönen Strecke fällt es "fast" leicht und macht sogar Spaß. Und es sind auch immer andere nette Leute da unterwegs. Die Zeit ist da wirklich zweitrangig bis unwichtig. Und das Leyloch, ganz seltsam, wird jedesmal kürzer, ehrlich, besonders, wenn es was zu schnattern gibt ;-)
      Übrigens ist bis nächsten Sonntag verlängert...
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    vor Start pure Lust auf den Lauf zu haben ist die beste Voraussetzung, dass es nach hinten raus dann doch etwas anstrengend wird, liegt halt in der Natur des Marathon ;-)

    Du bist Monschau inzwischen fast so oft gelaufen wie ich insgesamt Marathon, Respekt. Mit Marion und Wolfgang verbindet Dich bzw. Euch aber inzwischen auch schon mehr mit dem Lauf als der Lauf selber. Das klingt alles so toll.

    Gratuliere zum Finish und wünsche noch gute Erholung (so fern noch notwendig)

    Liebe Grüße und gute Besserung für Chris
    Volker

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    1. Moin Volker,
      ich glaube es macht etwas aus, wenn man die Strecke kennt und weiß, worauf man sich freuen kann, als wenn man sich auf Ungewisses einlassen muss. Geht mir jedenfalls so. Und Monschau ist einfach ein so schöne Lauf.
      Da Marion und Wolfgang u.a. auch Schweiz-Liebhaber sind, passt es auch neben der Strecke prima.
      Danke, Erholung schreitet bestens voran. Und Genesungswünsche gebe ich gern weiter.
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,
    besser spät als nie möchte auch ich noch gratulieren zum schönen Lauf, zur Fitness und immerwährenden Begeisterung fürs Laufen.

    Du bist hoffentlich wieder gut erholt und auch der Kater ist gesund.

    Gruß von Lizzy

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    1. Liebe Lizzy,
      danke dir! Der Kater, tja, wir werden alle älter und haben so unsere Probleme. Derzeit sieht es nach Entwarnung aus.
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Sehr toll wieder gemacht! Dieser Marathon wird wohl dein Standardprogramm jedes Jahr. Und die Strecke ist ganzjährig ausgeschildert? Verlockend...

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    1. Liebe Roni,
      ja, das hätte ich auch nicht gedacht, dass mich dieser Lauf so begeistern kann. Die Strecke ist ganzjährig ausgeschildert, aber nach 3-4 Läufen dort hat man sie auch schnell im Kopf.
      Liebe Grüße
      Elke

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