Laufend lesen

Sonntag, 13. Oktober 2024

Nacharbeiten

Der Herbst ist da! Und das zwanglose Laufen auch. Damit meine ich, ohne bestimmten Plan, weil kein spezieller Lauf ansteht. Tut auch mal gut. Erst in dieser Woche zog ich wieder die Laufschuhe an. Ein 11er fühlte sich noch staksig an. Der Sonntagslauf hingegen fluppte bestens, ohne dass ich es wollte, entwickelten sich die 11 km zu einem Tempodauerlauf, herrlich. Vielleicht auch beschwingt durch Catrina, die etwa zeitgleich den 3-Länder-Marathon am Bodensee in einer fabelhaften Zeit absolvierte. 

Ansonsten füllte sich die lauffaule Zeit ganz gut.

Natürlich schaute ich mir sehr genüsslich die Aufzeichnung des Berlin-Marathons an. Man will doch wissen, was vorne abging. Auch wenn das Ergebnis bekannt war, es war sehr spannend, mit diesem Wissen dann das Laufgeschehen  zu verfolgen. Und die allesamt irrigen Tipps von Experten und Reportern. Es hat so viel Spaß gemacht, dass ich ein paar Tage später gleich nochmals geschaut habe. 😆

Und dann ratterte die Nähmaschine. Für meinen Helfereinsatz beim Köln Marathon bekam ich ja u.a. ein T-Shirt und eine Jacke. Das T-Shirt, in wunderbarem Retro-Baumwoll-Design, bleibt unverändert.

Die Jacke reizte mich. Sie ist eher ein leicht gefütterter Anorak, zum laufen m.E. weniger geeignet, dennoch gut für sonstige Freizeitaktivitäten. Nur der Aufdruck auf der rechten Seite ist mir etwas zu viel... Aber kein Problem. In meinem Fundus fand sich ein passender anderer Stoff und so habe ich nun dort eine größere Tasche aufgenäht. Gefällt mir besser.



Fast wäre diese Jacke im Köln-typischen Rot gleich am Freitag Abend zum Einsatz gekommen, aber es war dann doch zu kalt und der Wintermantel musste her. 
Wir hatten die ebenfalls in Köln für die Marathon-Helfer ausgegebenen Freikarten der Kölner Haie für ein Heimspiel genutzt. Tolles Erlebnis!😀
Es lohnt sich, schon mehr als eine Stunde vorher dort zu sein, denn dann wird Hard Rock volle Pulle gespielt, Metallica, ZZTop, Mötley Crüe, herrlich. 
Und dann erst noch das Opening!

Natürlich wird zunächst der Haifischkopf platziert:


Dann gemeinsames Singen der kölschen Haie-Hymne. Die Inbrunst der über 16.000 Kehlen ist kaum zu überbieten.



Dann folgen Blitze, Donner, Feuer - fast ein Orkan in der Halle!



Das Haifischmaul spuckt die Kölner Spieler unter tosendem Jubel der Fans aufs Eis:





Ach so, ja, ähm, die gegnerische Mannschaft darf still und unbeachtet durch einen Seiteneingang auf die Spielfläche.
Gespielt wurde dann auch noch. Super Stimmung mit viel Anfeuerung seitens der Fans. Leider ist festzuhalten, dass die Kölner Haie etwas im Trüben fischten, während die Schwenninger Wild Wings wohl die bessere (Vogel)Perspektive auf Puck und Gegner hatten. Am Ende mussten die Haie ein 2:3 hinnehmen. Das Ergebnis geht daher leider in Ordnung.


Ein wenig nacharbeiten musste ich auch meinen Mal- und Zeichenkurs, den ich bis Jahresende belegen konnte. Durch Berlin war mir ein Unterrichtsabend verloren gegangen. Aber die Sache reizt mich ungemein und das "Nachsitzen" tat nicht wirklich weh. 
Auf meinen Tiger bin ich doch ein klein wenig stolz. 😊


Und ansonsten spuken immer noch Berliner Eindrücke durch unsere Köpfe.
Im Fall der Blue Man Group wummern sie auch dann und wann akustisch durch unser Haus. Herrlich, diese blauen Jungs. Leider, aber verständlich, darf man den Auftritt nicht filmen.



Andere Eindrücke nahmen wir aus der Normannenstraße mit, dem Sitz der Stasi zu DDR-Zeiten.
Mielkes Büro und Wohnzimmer nebenan. Seltsames Gefühl, das so zu sehen, so banal, so bieder. Sogar der Geruch ist miefig.



Und dann waren da noch der Wannsee mit der Liebermann-Villa, die Alte Nationalgalerie, und, und, und. 
Andererseits, Café Kranzler zu, Lafayette gibts nicht mehr, heruntergekommenes Café bei Karstadt auf dem Ku'damm ... wie mag das weitergehen?
Dennoch - ich könnte schon wieder hin.

Sonntag, 6. Oktober 2024

Köln Marathon (2024) mal anders

So kanns gehen. In Berlin hatten wir noch 3 schöne Tage für Sightseeing, kamen trotz Bahnunterbrechung des letzten Streckenstücks nach Hause dank Heidruns persönlicher Chauffeurinnendienste am Donnerstag gut heim, schon steht der nächste Marathon an.

Köln diesmal. Aber anders. Nicht auf der Strecke sondern direkt an der Strecke. Mein länger gehegtes Vorhaben, ein Laufevent einmal aus Volunteer-Perspektive zu erleben, gelangte zur Ausführung. Man kann sich für Wunsch-Posten anmelden, mein Herz schlug für Streckenposten, nicht Startbereich und auch kein Zieleinlauf.

Also habe ich ein Date morgens um 7:30 Uhr an der Cäcilienstraße. Spekakulärer Standort, dies ist km 20 des Halben und km 41 des ganzen Marathons. Vorher sieht man hier den Halben auf seinem km 2 und den Marathon auf km 14 (wegen zuvor eingeschobener Extra-Schleife).

Aber zu allererst lande ich im Dom. Als ich aus dem Bahnhof komme, ist es sehr einsam und kalt draußen (ca. 5-6°) . Ich habe noch Zeit und es aus dem Kirchenportal leuchtet es so heimelig. Der Eingang ist offen, der Wärter steht davor, ruft mir einen guten Morgen zu und ergänzt "Dat Dömsche ruft..." Na dann drehe ich doch eine sehr frühe Runde im leeren Gotteshaus, das eine so friedliche Stimmung verbreitet. Ein Domschweizer grüßt mich auch persönlich. Wann gibt es sowas sonst? Na dann verbringe ich gern ein wenig Zeit in diesem gastlichen und warmen Ambiente, bevor ich über die menschenleere Hohe Straße, dem späteren letzten Kilometer, vorbei an Zelten in Geschäftseingängen zu meinem Treffpunkt ziehe.

Linke Hälfte = Rennstrecke
Wir bekommen unsere Ausrüstung (Jacke, Shirt, Cap, Verpflegung- siehe erstes Foto) und eine kurze Einweisung. Dann verbringen wir die erste Stunde noch mit Warmbibbern, soweit dies möglich ist. Der Wind ist sehr kalt, und ohne Bewegung wird es nicht wärmer...


Die kleine Freizeit kann man perfekt nutzen für ein besonderes Erinnerungsfoto. Endlich habe ich das Haifischmaul mal für mich. 😁


Dann geht es langsam los. Auf der einen Straßenseite kommt zunächst der Halbmarathon, Start ab 9 Uhr. Ein endloses Feld (14.000 Finisher), unmöglich, jemanden dort wiederzufinden oder zu erkennen.


Dann steigt der Stresspegel. Denn während (auf dem folgenden Bild) links die Halbmarathonis dem Ziel entgegenstürmen, folgt nun rechts das Marathonfeld (Start 10:30 Uhr, 5.600 Finisher). Und für uns Helfer der Stress, denn auf den Gleisen zwischen den beiden Straßenseiten fahren Straßenbahnen und die Zuschauer wollen natürlich mal hüben oder drüben schauen, blenden aus, dass es auf den Gleisen gefährlich werden kann. Wir haben einiges zu tun. Meist trifft man auf Verständnis ("Ich wusste gar nicht, dass die Bahnen fahren"), manchmal braucht man ein dickeres Fell.  Mit 2 Autofahrern ergibt sich für mich ein intensiverer Gedankenaustausch ("Ich MUSS da durch, und wenn ich nicht darf MÜSSEN Sie mir eine Alternative anbieten", "Mein Navi sagt aber, dass ich da fahren soll!") Doch natürlich haben wir strikte Vorgaben. 
Bei manchen Aktionen, Eltern, die ihre Kinderwagen durchs Gleisbett manövrieren wollen, Menschen mit sperrigen Rollkoffern aus umliegenden Hotels oder einfach frenetische Fans auf den Gleisen ist viel Aufmerksamkeit nötig.


Gegen Mittag wird es bei den Halbmarathonis langsamer und leerer. Die 2:30-Stunden-Pacemaker sind durch und nun folgen diejenigen, deren Kräfte schon sehr geschmolzen sind. Aber auch sie erhalten Applaus.

Dann naht die Marathonspitze und wird von ihren Führungsfahrzeugen durch das Ende des Halbmarathonfelds geführt. Nach einem Kilometer werden sie das Ziel erreicht haben, während auf der anderen Straßenseite immer noch Marathonis, ähm, sagen wir mal unterwegs sind. Denn sie haben damit für die ersten 14 km mehr als 2 Stunden benötigt, viele gehen. Es gibt sogar einen 5:30er-Pacemaker.

Ich kann noch einen Blick auf die nicht uninteressante Phalanx der Straßenreinigungsflotte werfen, die mit einem beachtlichen Fuhrpark dem Besenbus folgt. Meine Frühschicht ist beendet. Eigentlich wollte ich noch weiter zuschauen, aber mittlerweile bin ich durchgefroren bis auf die Knochen, trotz 4-Lagen-Kleidung. Also mache ich mich auf den Heimweg und gönne mir daheim eine wundervolle heiße Badewanne.

Es war sehr interessant, einmal aus dieser Perspektive einen Lauf zu verfolgen. Wobei ich allerdings nicht so intensiv zuschauen konnte, wie geplant. Auch Heidrun, die hier eine Halbmarathon-PB erzielen wird, kann ich nicht im Strom der Lauflemminge orten.

Eine Folge wird der Sonntag noch haben: Alle Volunteers bekamen Freikarten für ein Eishockeyspiel der Kölner Haie. Also auf in die Lanxess-Arena, die dann hoffentlich etwas wärmer sein wird, als mein heutiger Einsatzort.