Laufend lesen

Sonntag, 30. März 2014

Autobahnlaufen 2

Es geht mit großen Schritten dem Wien-Marathon entgegen ...
Gestern ein leichter Lauf (40 Min bei 6:30 Min/km als Vorgabe), und heute der "dicke Brocken", 32 km in 6:40...
Was bietet sich heute dazu mehr an, als nochmals meine ganz persönliche Rennstrecke zu nutzen, die noch im Bau befindliche neue A4. (Mein erster Lauf auf dieser Strecke ist hier nachzulesen).
Bei 20 Grad an einem Märzsonntag noch dazu!
Die  ersten 10-12 km laufen super locker. Diese Einsamkeit heute ist das, was ich brauche. Außer ein paar Radfahrern und 3 unentwegten Bauarbeitern bin ich allein und kann meinen Gedanken nachhängen, die ziemlich um den bevorstehenden Lauf kreisen. Wie wird es werden? Wie geht es uns in 14 Tagen um diese Tageszeit?


Doch hier und da gibt es auch etwas zu sehen in der Ödnis, was mich ins Hier und Jetzt zurückzieht. Man darf sich beispielsweise fragen, wer diesen Herd einer mir völlig unbekannten Marke hier deponiert hat.

Es läuft gut, warum, wird mir dann auch klar. Wind von hinten und überwiegend bergab. Das bedeutet ... auf dem Heimweg das Gegenteil :-(



Egal, ich will nun doch endlich einmal wissen, wie weit das neue Teilstück führt.


Und so gelange ich wahrhaftig ans andere Ende, da, wo noch der Verkehr mehr steht als braust auf der alten A4. Kurz vor Düren befinde ich mich. Wenn mir das einmal jemand vor wenigen Jahren gesagt hätte, dass ich das LAUFE, und dann auch noch ZURÜCK...? Ich hätte eher an Marsmenschen geglaubt!



Dies ist zugleich mein Wendepunkt, knapp 16 km sind geschafft.
Und ab hier darf ich dann den Wind spüren. Ich sehe es positiv: Der Kühleffekt tut gut.
Und weitere "Fundstücke" gibt es zu sehen, hier eine Bestuhlung...




Ja und die Finken waren auch schon da...
Die Schmierfinken leider.
Mit dieser Aussage hier kann ich mich ja noch solidarisch erklären (nicht aber mit der Rechtschreibung).



Wer sich hier wohl 30 m "reservieren" will...?






Doch nicht etwa für noch mehr "Kunst" wie jene:



Das ist nur ein Beispiel von schon leider zahlreich vorhandenen weiteren.








Langsam werden die Beine doch schwer. Und der Weg ist noch ziemlich weit. Ja, wie sang einst Udo L. so schön: "Hinterm Horizont gehts weiter...."



Hier sehe ich aber ganz schön geschafft aus...
Heißa macht das Spaß heute!!!








Egal, wer Wien laufen will, muss hier und heute durch!




Noch ein paar Beobachtungen, zur Ablenkung von den nun doch spürbaren Beinen...

"These Boots are Made for Working..."







Heureka, wieder das andere Ende erreicht. Macht overall rd. 26 Autobahnkilometer einmal rauf und einmal runter. Wann hat man schon jemals dieses Privileg?!
Nun noch rd. 3,5 km und schon ist das Soll erfüllt!





Am Ende, als ich mich schon sehr konzentrieren muss, überfällt mich plötzlich ein Duftorkan, man kann es nicht anders nennen, süß und schwer dringt es in meine Nase - herrlich:


Die letzten 1,5 km muss ich mir abringen. Und in 14 Tagen sind es dann nochmals 10 km mehr... uiuiui. Aber das wird schon. Die Füße haben mich brav getragen, auch wenn die Beine sich nun doch schon etwas unelastisch zeigen.

Etwas ratlos bin ich dann wegen der Anzeige meiner Polar: Ich beende den Lauf, als sie mir 32,00 km anzeigt, in 3:35 undnochetwas, mit einem Schnitt von 6:44 Min/km.
Nach dem Überspielen der Ergebnisse sind es plötzlich am PC nur noch 31,8 km mit einem angegebenen Schnitt von 6:35 bei gleicher Zeit, was aber handrechnerisch 6:46 wären... Muss ich das verstehen? Ich sag mir für heute mal: Nee.
Ach so, Puls 141

Gestern: 6,2 km, 40 Min, (6:23 Min/km), Puls 135

Donnerstag, 27. März 2014

Nicht im Bilde

Komisch, obwohl mein eidgenössischer Ehemann auf eine deutlich schnellere Zeit beim Marathon hin trainiert, sieht der Plan für uns heute jeweils exakt das gleiche Programm vor: 90 Min bei 6:30 Min/km. Da wünscht er doch sehr, dass wir einmal wieder zusammen laufen mögen. Und wie Schweizer so sind, hektisch und eilig (Achtung: War ein Scherz!), macht er solchen Dampf, dass ich gar nicht dazu komme, die Kamera mitzunehmen.
Ok, also traben wir ohne dieses Accessoire durch den kürzlich entdeckten Grachtenweg, und auch durch den immer noch duftenden Baumkorridor. Die Sonne sinkt malerisch dem Horizont entgegen. Leider kann ich keine Aufnahme machen, aber der Frühling kommt ja gerade erst und wird sicher noch genügend Fotografiegelegenheiten bieten.
Wir vergleichen immer wieder die Tempoanzeigen unserer Sportuhren (Garmin vs. Polar), die doch manchmal bis zu einer halben Minuten unterschiedlich liegen. Verstehe einer die Technik... Nach den 90 Minuten liegen sie dann bei der gemessenen Distanz um 200 m auseinander.
Mit der sinkenden Sonne geht auch die Temperatur zurück, von anfangs 16 auf dann 13 Grad, es wird windig. Ich bin froh, dass ich meine dünne Windbreakerjacke über einem dünnen Langarmshirt trage, dazu eine lange Tight, während mein Mann munter in kurz/kurz neben mir hertrabt. Ja die Bergvölker sind halt härter im Nehmen...

Die wahrhaft größere Herausforderung war für mich allerdings der Lauf vorgestern.
Eine Tempovorgabe, die mir alles abverlangte..!
Zwar nur 60 Minuten, aber ich muss mich voll konzentrieren.
Erst nach längeren Minuten gelingt es mir erstmals, grob in die Nähe des verlangten Werts zu kommen.
Aber diesmal will ich es packen.
Ich konzentriere mich, spüre in meine Beine hinein, immer wieder der Blick auf die Tempoanzeige...
Und dann...
erscheint dort erstmals genau der Wert, den ich anpeilen soll...
....sagenhafte ...
6:50 Min/km!!!
Ich komme mir fast vor, wie in einem Zeitlupenlauf. Und es geht noch eins mehr, die Uhr zeigt kurzzeitig sogar 7:00 Min/km an!
So langsam bin ich ewig nicht mehr gelaufen und habe das Gefühl, stehen zu bleiben!

Dienstag: 10 Grad, 1 Std, 8,8 km, (6:49 Min/km), Puls127
Heute: 16-13 Grad, 90 Min, 14 km, (6:27 Min/km), Puls 145

Montag, 24. März 2014

Discover new Blogs


Gern möchte ich dann noch der Nominierung von Pulsmesser nachkommen, die im Rahmen einer Aktion zum Kennenlernen kleinerer Blogs (unter 200 Follower) auf mich zukam (Danke für die Ehre). Soweit ich nachvollziehen kann, kam die Kette vor Pulsmesser über Saffti,  Soulrunner,  Trailrunner's Dog .

Die Regeln:
Ihr müsst die Person verlinken, die euch nominiert hat.
    > War schon geschehen.
Ihr  müsst 11 Fragen, die die verlinkte Person gestellt hat, beantworten. 

    > Siehe unten.
Sucht Euch 11 Leute, die unter 200 Follower haben, und nominiert sie und informiere sie darüber. 
    > Siehe unten
Überlegt Euch 11 Fragen für die neu nominierten Personen. 
    > Siehe unten.

1. Welche Begebenheit gab dir den Anstoß, um mit dem Bloggen zu beginnen?

Ich hatte schon eine weile passiv hier und da gelesen und fand dies interessant, amüsant, motivierend und auch authentischer als Hochglanzläufermagazine. So wollte ich in dieser "Szene" auch etwas beisteuern, denn wenn alle nur lesen wollen, und keiner über seine Erlebnisse schreibt oder berichtet, dann gäbs ja nichts zu lesen. Und siehe auch Antwort zu 3. 
Letztendlich hat mich Marianne dann "angeschubst".

2. Nach welchen Kriterien hast du deine Blog-Platform ausgewählt?

Einfach zu nutzen, ohne viel Vorwissen zu erfordern sollte sie sein. Inzwischen würde ich gern ein paar optische Dinge umsetzen, die ich aber bei Blogger nicht finde (Kennt jemand ein gutes Handbuch zu Blogger?). Doch einen Umzug auf eine andere Plattform ist mir zu aufwändig.

3.Das Eröffnen eines Blogs erzeugt einen gewissen Druck, dort regelmäßig etwas zu veröffentlichen. Wie gehst du damit um?

Ich habe das bisher so nicht erlebt. Im Gegenteil, es macht Spaß und über eine reine Gelaufene-KM-Statistik hinaus bekommen die Läufe mehr Inhalt, mehr Erinnerungswert für mich selber. Also quasi eine Art Selbst-Motivation. 

4. Hast Du schon einmal ein "Runner's-High" erlebt? Wie würdest du es beschreiben?

Mein emotionalster Moment zwar zweifelsfrei der Zieleinlauf bei meinem ersten Marathon 2012 in Paris. Dieses Gefühl, es geschafft zu haben - unvergleichlich...
Der Zieleinlauf des allerersten Marathons ist nicht wiederholbar! Hab dazu noch ein nettes Bild gefunden. Der Herr mit dem Fahrrad hat es übrigens den ganzen Marathon über geschoben...

5. Welche Auswirkung hat das Bloggen auf dein tägliches Leben?
Auf das tägliche Leben nicht. Auf das Laufen schon eher: Ich habe zu 99% meiner Läufe den Fotoapparat dabei. Da ich Freude am Fotografieren habe, ergänzt sich dieses mit dem Laufen perfekt. Ansonsten freue ich mich immer, von den Erlebnissen anderer zu lesen und auch hier und da Tipps und Ratschläge zu erhalten.

6. Wirst du von Bekannten persönlich auf Dinge angesprochen, die du zuvor gebloggt hast?

Ja.

7. Was tust du, um eine möglichst breite Leserschaft mit deinem Blog zu erreichen?

Nichts. Mir kommt es nicht darauf an, Klicks oder Follower in möglichst großer Zahl zu erzielen. Ich freue mich über den Austausch mit anderen Läufer/innen auf gleicher Wellenlänge.

8. Wievielen Blogs folgst du? Und liest du immer alle Updates?

Ca. ein Dutzend + ein paar mehr, finden sich im Wesentlichen in meiner Blogroll und dort lese ich alle Updates mit. Gelegentlich klicke ich mich von diesen Blogs mal hierhin und dorthin weiter.

9. Was möchtest du im Blog lieber nicht von dir preisgeben?

Persönliches, Berufliches. Das Netz vergisst nichts, und so werde ich hier nur Dinge posten, die ich auch bereit wäre, im örtlichen Käseblättchen zu veröffentlichen ohne mich dessen später zu schämen.

10. Über welchen Kommentar hast du dich bisher am meisten gefreut?

Da gibt es ein paar. Natürlich über die allerersten ermunternden Kommentare. Und auch über für mich hilfreiche Denkanstöße, bspw. hier. Ich freue mich aber auch über diejenigen, die bei mir mehr oder weniger regelmäßig mitlesen.

11. Welchen ultimativen Tipp möchtest du deinen Blogger-Kollegen geben?

Ach herrje, ich bin doch noch in den Blog-Kinderschuhen, da maße ich mir nicht an, anderen Ratschläge zu geben.


So und nun habe ich das Problem, 11 andere Blogs nominieren zu müssen, obwohl 
a. eine Reihe von denen schon von anderen nominiert wurden
und
b. ich auch nicht die Zahl der jeweiligen Follower beurteilen kann.

Wegen a. kann ich leider keine 11 Blogs mehr nennen. Und zu b. bitte ich die nachfolgend Nominierten selber zu entscheiden, ob sie ihren Blog als "klein" sehen. Aber im Zweifel sage ich: Es würde sicher auch andere interessieren, welche Antworten Ihr so hättet... ;-)
Gern reiche ich also den Staffelstab weiter an (Reihenfolge zufällig!):

http://42195laufend.blogspot.com/
http://www.hukl.ch/laufblog
http://deichlaeufer.wordpress.com/
http://weinbergschnecke.wordpress.com/
http://iruntobeawesome.com/
http://adora-blog.blogspot.com/

Und hier meine 11 Fragen an Euch:

1. Was gefällt Dir an anderen Blogs gut, was spricht Dich an?
2. Was muss ein Blog haben, damit Du es regelmäßig liest?
3. Hast Du schon einmal Blogger persönlich kennen gelernt?
4. Was war Dein schönstes oder beeindruckendstes Lauferlebnis?
5. Welchen läuferischen Traum hast Du noch bzw. willst Du Dir eines Tages erfüllen?
6. Was war Dein außergewöhnlichster Lauf?
7. Wo siehst Du Dich in 10 Jahren...? Laufend? Bloggend?
8. Wo liegt Dein läuferischer Schwerpunkt? Bestzeitenjagd oder eher laufend genießen?
9. Wieviele km läufst Du pro Jahr?
10. Zu welchen Opfern wärst du zugunsten des Laufens bereit?
11. Bitte ergänze: Als Läufer/in muss man unbedingt ....

Danke fürs Mitmachen!





Samstag, 22. März 2014

Virtueller Halbmarathon

Heute sollte ich einen Halbmarathon wettkampfmäßig laufen, in 2:03 Std. Das läge genau zwischen meinem besten (2:00:54) und schlechtesten HM (2:07). Doch ich bin ein wenig misstrauisch, ob ich wirklich alles Pulver verschießen soll, was ich bisher gut antrainiert habe. Ein wenig schneller als sonst - gern, aber gleich gut unter der geplanten Marathon-Pace - ?
Kommt hinzu das Problem, wo überhaupt ein HM stattfindet, ich finde nichts Richtiges. Pulsmesser nennt mir den Burggrafenlauf in Oelde, der könnte mich reizen. Doch das würde gute 4 Stunden An- und Abreise bedeuten und die Zeit brauche ich, da ich einiges daheim zu tun habe, seit gestern die Küche montiert wurde. Zudem wache ich heute früh mit waren Betonbeinen auf, da ich gestern schon begonnen hatte, viel Inventar und sonstigen Kleinkram wieder im Haus zusammenzusuchen und in die neue Küche zu schleppen, treppauf, treppab, Leiter hoch und runter.
So backe ich dann kleine Brötchen und nehme mir erneut einen virtuellen Wettkampf mit mir allein vor. Da ich aber ungestört von Kreuzungen und Ampeln laufen will, fahre ich ein Stück der Erft entgegen, um dann nur noch geradeaus am Ufer entlang laufen zu können.

Am Parkplatz angekommen, klatschen erste Tropfen auf die Frontscheibe, doch genau als ich starte, hört die Bewässerung von oben wieder auf. Die Beine laufen munter los, mit guten 5:30. Viel zu schnell also und ich habe wieder einmal mein übliches Einbremsproblem. Doch das nimmt mir dann bald der Wind ab, der zunehmend auffrischt. Das hatte ich schon befürchtet und daher wohlweislich meine Route wieder so gelegt, dass ich zuerst Gegen- dann Rückenwind habe.
Die ersten 6-7 km laufen sich gut, doch dann wird das Betongefühl in den Beinen nervig. Zudem meckert mein linker Fuß  immer wieder einmal. Nun gut, ich weiß inzwischen warum (er könnte eigentlich noch viel lauter jammern), neue Einlagen sind bestellt und bis Wien wird es hoffentlich gut gehen, äh, laufen.

Die 10-km-Marke erreiche ich mit rd. 57 Min, eine passable Zeit für mich, aber auch eine Zeit, die ich nicht nochmals 10 km werde halten können, obwohl Energie-Gel und Traubenzucker mich jeweils ein wenig pushen. Die Beine werden müder und müder.
Am Ende amüsiere ich mich wieder über mein "Letzter-km-Syndrom". Immer wenn der letzte km dran ist, habe ich das Gefühl, es geht keinen Schritt weiter. Komisch: Das Gefühl ist immer da, egal, ob es 15 oder 20 oder 25 oder mehr km sind. Zeigt einmal mehr, wie sehr der Kopf doch mitrennt...

Genau in dem Moment, als ich am Auto ankomme, setzt wieder Regen ein, welch ein Timing!
Daheim angekommen fühle ich mich so wie unsere Milva:


11 Grad, windig, 21 km, 2:05:34, (5:56 Min/km), Puls 152

Donnerstag, 20. März 2014

Strahlend

Strahlend die Sonne am Himmel,
20 Grad am 20.März!













Strahlend der Kontrast zwischen Himmelsblau und Grasgrün.




Strahlend das Herz der Läuferin.



Kein Wunder bei so viel (Be-)Strahlung, dass die Beine wie mit 7-Meilen-Stiefeln der Trainingsvorgabe (Tempo 6:30 mit Steigerungen) davonlaufen...















20 Grad und böiger Wind, 1:00:00, 9,1 km, (6:11 Min/km), Puls 138

Dienstag, 18. März 2014

Planung und Planung

Mal gehen Pläne auf, mal übertrifft man sich, und mal ist es das Gegenteil.
Die beiden für heute bestellten Handwerker jedenfalls erfüllen ihr Soll wie auch schon gestern der Installateur. Das neue Küchenfenster wird pünktlich geliefert und ist zügig montiert. Die Bohrfirma rückt sogar eine Stunde früher an als vereinbart und in weniger als einer Stunde prangt ein stattliches Loch für den neuen Dunstabzug in der Hauswand.
Da kann ich doch rasch schon in der Mittagspause meine heutige Trainingsvorgabe abspulen, statt erst am Abend! Zumal für später Starkwindböen angesagt sind und der Himmel eher Regen verspricht.

Also flott vom Homeoffice ausgeloggt und ruckzuck die Pulsuhr programmiert.

Dann stehe ich vor der Haustür und will das Programm abrufen - nichts ist abgespeichert! So was Blödes. Da ich heute Intervalle laufen soll (3x3000m in 6:10 zzgl jeweils 9 Min Pause), will ich doch gern die Komfortabilität der Trainingssteuerung meiner Uhr nutzen.
Also wieder die Haustür aufgeschlossen, den PC angeworfen und neue Datenübertragung.
Erledigt.

Runter und die Haustür wieder abgeschlossen.
Aber irgendwie ... warum sehe ich so verschwommen? Tja, mit Lesebrille auf der Nase kein Wunder.
Also wieder Haustür aufgeschlossen, Brille rein und gegen die Laufbrille ausgetauscht.
Jesses!
Wieder runter und die Haustür zugesperrt.

Endlich kann ich los. Laufe mich ein und dann gehts ans erste Intervall. Wie so oft habe ich für schnellere Paces kein so rechtes Gefühl, pendle immer zwischen 5:50 bis 6:15. Hinzu kommt der schon wieder aufkommende Wind. Das erste Intervall ist dennoch ohne Probleme erledigt, die Uhr schaltet auf den 9-Minuten-Erholungsmodus  (habe mir dazu leichtes Jogging programmiert) ....
und zack, will sie nach wenigen Sekunden schon die nächsten 3000m haben!
Was ist denn nun schon wieder?!
ICHFASSESNICHT!
Ich gucke 3x aufs Display, aber gnadenlos fordert mir das Wunderwerk der Technik erneut das Tempointervall ab.

Was nun? Erstmal die Zeitmessung auf Pause. Wahrscheinlich habe ich falsch programmiert. Ich habe aber auch keine Lust, mitten im Feld stehend irgendwie an der Uhr das Gewünschte hinzufummeln und dabei auszukühlen.
Also laufe ich Notprogramm: Jogge in einem Zeitfenster, das mir als ungefähr 9 Minuten erscheint bei gemütlichem Trainingspuls und setze anschließend wieder die Pulsuhr in Gang, so dass sie das Intervall messen kann. Am Ende des 2. Intervalls will sie mir wieder nur wenige Sekunden geben, die ich durch Anhalten des Programms verlängere, bevor ich das dritte Intervall abrufe.
So absolviere ich ungefähr die vorgegebene Einheit. Den Wind kann ich halbwegs eliminieren, indem ich meist so laufe, dass er als Seitenwind kommt. Die Pace ist für 3000m ok, dies soll das angestrebte Marathontempo sein, das kann ich mir allerdings noch nicht ganz vorstellen.

Zuhause zeigt sich, dass ich wahrhaftig statt 9 Minuten Pause 9 Sekunden eingegeben habe.
Nun ja, keiner ist perfekt.
Wieder einmal bestätigt sich: Will man etwas besonders schnell machen, sollte man es doppelt langsam ausführen.

10 Grad, 10 km, 1:01:09(zzgl. nicht gemessene Erholungsphasen), (6:07 Min/km in den Intervallen), Puls 142

Sonntag, 16. März 2014

Von Strandstühlen, Regenreglern und Grachten

Das Laufprogramm des Wochenendes musste sich diesmal dem K-Projekt unterordnen. K wie Küche, die in der kommenden Woche neu geliefert wird. Was dann aber bedeutet, die alte Küche zuvor auszuräumen und die Möbel zu entfernen, sowie den Boden einer Grundreinigung zu unterziehen.
Daher musste ein Lauf verkürzt werden, doch die 30-km-Vorgabe für den Longrun war nicht disponibel.

So freue ich mich auf die für den Sonntag günstige Wetterprognose, die auch überwiegend eintritt, jedenfalls was die Abwesenheit von (natürlichem) Regen und angenehme 13 Grad angeht. Nur die Sache mit dem Wind ... die klappt nicht. Jedenfalls herrscht meiner Meinung nach heute kein "mäßiger" Wind, sondern ein ganz schön starke Westwindbrise. Das merke ich unterwegs. Ich plane, möglichst weit zunächst westwärts zu laufen um mich dann vom Wind im Rücken zurück unterstützen zu lassen.

Also auf Richtung Tagebau Hambach. Hier muss ich mich auf dem offenen Feld zunächst kräftig dem Wind entgegenstemmen, aber ich habe vor, dann die hohen Wälle entlang des Grubenrands als Windschutz zu nutzen. Doch zuerst - die Strandstühle an der Abbaukante.


Was das Bild nicht zeigen kann, der Wind pfeift mir richtig um die Ohren. Und das Selfie gelingt erst im wiederholten Anlauf, denn der Wind wackelt sehr an der Kamera.























Die Aussicht ist toll, leider kann das Bild die Dimension nicht zur Gänze wiedergeben. Nach dem kleinen Intermezzo bei ca. km 5 läuft es dann auch ganz gut, nachdem ich zunächst gar nicht recht in Laufrhythmus kommen wollte.

Aber ich bin ja nicht hier zum Aussicht-genießen, also weiter zum Windschatten des Walls. Den ich dann wenn auch kurz genießen darf, denn dann kommt die Berieselungsanlage, die heute einen wahren Landregen produziert. Zur Erläuterung: Damit der Wind den umliegenden Ortschaften nicht permanent Sand und Kohlestaub aus dem Tagebau um die Ohren weht, wird der Grubenrand bei entsprechender Wetterlage von Wasserstrahlern gewässert, um den Staub zu binden. Normalerweise ist das ein leichter Hauch von Sprühwasser, aber je stärker der Wind, je stärker werden die Regler der Regner aufgedreht...


Jedenfalls stehen ab hier die Straße und die Luft darüber unter extremer permanenter Flüssigkeitseinwirkung. Da es zudem keinen Geh-/Radweg gibt, möchte ich mich nicht der noch hinzukommenden Gischt der Autos aussetzen und biege ab. Laufe noch eine Weile durch die Felder und dann durch den nächsten leicht  verschlafenen Ort. Und dann trabe ich ostwärts. Was bedeutet, ich habe nun wunderbaren Wind von hinten
:-)
So gelange ich in die Kreisstadt und plane, an der Erft entlang heim zu laufen. Doch dann hätte ich die km noch nicht beisammen, also probiere ich einen neuen Weg aus, den ich immer schon einmal erforschen wollte.
Da inzwischen die düsteren Wolken mehr und mehr dem blauen Himmel Platz machen, merke ich plötzlich, wie wunderbar ein zarter grüner Flaum hier die Bäume und Sträucher ziert. Hinzu kommt zarter Blütenduft - herrlich.
Ich laufe wie durch einen Korridor:














Im nächsten Ort, der Luftlinie nur ca. 4 km von daheim weg ist, gelange ich dann auf einen wunderbaren verträumten Gehweg entlang eines kleinen Kanals, fast wie an einer holländischen Gracht. Ich bin hoch erfreut,so nah von zu Hause einen so schönen Weg gefunden zu haben. Den werde ich sicher öfter laufen!

Die Beine werden langsam schwer, denn ich habe schon gute 25 km hinter mir. Dennoch kann ich locker eine junge Frau überholen, die hier joggt. Im Vorbeilaufen erkenne ich, dass sie laufend auf ihrem Smartphone tippt...

30 km sind ganz schön lang und ich muss mich ranhalten.
Die letzten 3 km erfordern nochmals gegen den Wind zu laufen, aber er scheint inzwischen auch ermattet, so wie ich.

Daheim erwartet mich ein spezieller Gruß meines eidgenössischen Ehemannes. Da er weiß, wie sehr mir nach einem Lauf nach einer Flasche meines Lieblingsgetränks "Fassbrause" ist, hat er mir eine solche schon geöffnet vor der Haustür bereitgestellt.
Der erfrischende Trank tröstet ein wenig darüber hin weg, dass ich heute meine Vorgabe (6:40 Min/km) leider nicht ganz eingehalten habe...
:-(








Freitag: 15 Grad, 5,3 km, 38:24 Min, (6:23 Min/km), Puls 132
Heute: 13 Grad (sehr windig), 30 km, 3:23:22, (6:44 Min/km), Puls 133



Mittwoch, 12. März 2014

Lehrreich


Zurück von der Tagung erwartet mich daheim im Garten die in voller Blütenpracht stehende Sternmagnolie. Dazu blauer Himmel und strahlende Sonne bei angenehm warmen Temperaturen an die 20 Grad.
An einem 12. März ...

Mein Lauf (nach Fotodokumentation der Magnolie) ist kurz erzählt: Vorgabe 70 Min bei 6:30. Magen mag nicht (ist evtl. noch mit einem Schokomuffin und einer halben Nussecke beschäftigt), verbündet sich mit nachgeordneten Stellen, die daraufhin Seitenstechen produzieren, doch der Kopf setzt sich durch und das Programm wird gelaufen.
Gelernt: Man muss sich nur durchsetzen!

Die Tagung in Siegen war in vielerlei Hinsicht lehrreich: Das Siegerland ist eine schöne "Man-müsste-mal-Gegend". Man müsste mal herkommen und wandern gehen. Und dann müsste man hier geboren sein, wäre das nicht DER Geburtsort für einen Marathoni, ... SIEGEN...?!
A propos, einer ist hier geboren, den man nie hierher sortiert hätte: Wer denkt nicht bei Peter Paul Rubens an urtypischste flämische Malerei? Denkste! Geboren in Siegen und ein Sieger seiner Sparte geworden!
Wieder was gelernt! (Wikipedia)

Abends gab es regionales Kabarett. Dabei Thema unter anderem: Das Alter. Zur schmerzfreien Bezeichnung gewisser Phasen in der 2. Lebenshälfte fielen dort die netten Worte:
"Alt-Junior" bzw. "Jung-Senior".
Muss ich mir merken!

Der Running-Gag während der Tagung war allerdings der aktuelle Stand des Steuerbaromters in München...
Wo gerade Herr H. vor dem Kadi steht, nachdem ihm eingefallen war, dass er 3,5 Mio EUR Steuern zu wenig gezahlt hat und darüber sein Gewissen zu erleichtern wünscht.
Gestern überrascht er alle mit der Mitteilung, huch es waren doch ein paar Milljönchen mehr, 18,5 Mio EUR.
Und am Nachmittag schraubt sich vor Gericht die Zahl plötzlich auf stolze 27 Mio EUR hoch.
Worauf Herr H. dann erst gemütlich ein Fußballspiel besucht und nochmal drüber schläft und sich am nächsten Tag spontan erinnert, dass es doch -potzblitz- gar wirklich soviel war...
Verdammich nochmal, man kann sich ja schonmal zwischen 3,5 und 27 vertun...
Ein Tagungskollege bringts auf den Punkt: Wenn unsereiner eine Bank überfällt und nur um 10.000 EUR erleichtert, wandern wir in den Knast. Wenn Herr H. den Staat um 27 Mio EUR versucht zu bringen, wird immer noch ernsthaft diskutiert, ob er hinter Gitter muss.
Nun wir werden sehen. Ich möchte jedenfalls an dieser Stelle nicht lernen müssen, dass Justizias Waagschalen gezinkt sind...

Nein, da will ich lieber etwas Sinnvolles erlernen, z.B. wie ich meinen Füßen etwas Gutes tun kann. Anhand eines kleinen Büchleins mit dem Titel "Hallux Valgus - Die besten Übungen zu Selbsthilfe" von Thomas Rogall. Auch wenn ich noch nicht mit diesem Befund ernsthaft konfrontiert bin, sondern nur leichte Ansätze davon bemerke, vermittelt der Autor anschaulich, wie man durch besseren Gang (bzw. Lauf) und Fußgymnastik seinen Füßen Gutes tun kann. Empfehlenswert!

Nachdem ich jedenfalls meinen Lauf beendet habe, zeigt mir meine Pulsuhr einen richtig guten Fitnesswert (ermittelt Polar aus Tempo, gelaufener Distanz und Puls) an, der sich so gar nicht mit meinem subjektiven eher nicht so guten Eindruck deckt.
Gelernt: Man ist nicht immer so schlecht, wie man sich fühlt.

Belohnt werde ich gegen Laufende mit diesem malerischen Bild, nicht entstanden in der ungarischen Puszta, sondern vorhin westlich von Köln, gleich neben einer viel befahrenen Landstraße.


15 Grad, 11,2 km, 1:13:10, (6:27 Min/km), Puls 136








Montag, 10. März 2014

Kapriolen

Allüberall auf den Baumesspitzen
sah ich zwitschernde Vöglein sitzen.
Es sollte eigentlich Winter sein,
mit klirrendem Frost und kräftigem Schnei'n.
Doch Petrus ist uns wohlgesonnen,
schickt uns schon jetzt die Maienwonnen...

Tja, wir haben den 10. März, gerade vor einer Woche war Rosenmontag, und High Noon am Kölner Dom sind es 21 Grad. Völlig verrückt! Wäre das schon letzte Woche gewesen, es wäre ja geradezu brasilianischer Karneval geworden mit -da halte ich jede Wette- sommerlich gewandeten Narren.
Sieht sicher lustig aus, Badehose und Narrenkappe...
Na, vielleicht schaffen wir das auch noch eines Tages.

A propos schaffen: Meine Vorgabe von 60 Min in 6:30 Min/km ist kaum der Rede wert. Eigentlich, aber irgendwie stecken mir immer noch die 28 km von vorgestern in den Beinen. Oder waren es die 2 Stündlein erster Gartenarbeiten gestern? Die kann ich aber eher unter Dehnen und Strecken buchen, um in die hintersten Winkel zu gelangen. Dabei entdecke ich auch eine seltsame Ansammlung von Staudenresten zwischen hohen ausgedorrten Stängeln einer größeren Fetthennenansammlung. Ich habe eine Vermutung und seziere den Haufen vorsichtig. Zu recht, hier hat ein Igel sein Nest angelegt. Ist wohl wählerisch, denn wenige Meter weiter hatte ich eine Igelkuppel im Garten platziert. Deren Lage scheint ihm wohl nicht behagt zu haben. Sollte es noch Winter werden, werde ich ein Auge auf ihn haben.

Morgen darf ich nach langer Zeit endlich wieder einmal zu einer Dienstreise aufbrechen ;-), sie geht nach:
SIEGEN im SIEGERLand!!! Ich lach mich schlapp, das muss jetzt aber Nomen est Omen für meinen demnächstigen Marathon sein!

17 Grad (um 17:30 Uhr)-14 (Grad 1 Std. später), 9,1 km, 58:47 Min, (6:27 Min/km), Puls 135

Samstag, 8. März 2014

Kontraste

Bevor ich zu meinen persönlichen heutigen Kontrasten komme, nochmals ein Nachtrag zum Halbmarathon zum Krebsforschungsprojekt (Link 1Link 2): Die Sporthochschule hat nun auch den Teilnehmern Infos geschickt, einen Link zu einer aufschlussreichen TV-Reportage bei 3sat (5 Minuten mit Lauf, Vorbereitung der Teilnehmer, Ergebnisse: Link) und ein Fazit vorab:

"Entgegen unseren Erwartungen hat der Lauf einen überaus positiven Einfluss auf die Natürlichen Killer Zellen (NK) gehabt. Die Intensive Belastung hat zu einer erhöhten Bildung des Tumorzellliganden NKG2D geführt. Das heißt, das die NK Zellen nach und vor allem 24 Stunden nach dem Lauf eine bessere Ausstattung zur Erkennung von entarteten Zellen hatten. Und noch besser: Wir haben vermutlich erstmals zeigen können, dass diese Aktivierung über epigenetische Veränderungen (Veränderungen an Zellkernproteinen und der DNA selbst) reguliert wird. Die Verteilung von tumorabwehrrelevanten Immunzellen wurde bei beiden Gruppen in ähnlicher Weise beeinflusst. Interessanterweise konnte die „Patientengruppe“ mehr Zellen in der Zirkulation halten. Auch dieser Befund ist komplett neu. Bislang interpretieren wir diese Reaktion als positiv, da wir davon ausgehen, dass auf den Reiz des Laufes eine erhöhte „Alarmbereitschaft“ der untersuchten Zellen bestand."

Ich staune nicht schlecht über den Kontrast zwischen Patienten und Normalos: Da gibt es anscheinend in bestimmter Hinsicht sogar bessere Werte für die Patienten!

Mein persönlicher Kontrast ist das heutige Laufwetter zu den beiden vorhergehenden Läufen. Waren diese um den Gefrierpunkt am frühen Morgen, so komme ich heute in den Genuss praller Mittagssonne und entsprechender Temperaturen.

Meinen Laufplan habe ich abgeändert. Statt eines 10-km-Wettkampfs will ich lieber noch etwas mehr in die Ausdauer auf der Langdistanz investieren und mache mich auf zu einem 28-km-Lauf.

Einmal mehr der Erft entlang, dem Wind geschuldet, der mich auch kräftig auf der Hin-Richtung nervt. Zwar warm und gar nicht auskühlend, aber eben kraftzehrend.
Wirklich munter bin ich heute nicht im Kontrast zu gestern. Ich weigere mich aber, dies auf die beiden Läufe der vorangegangenen Tage in den Weinhängen zu schieben. Und auf die Flüssigprodukte dieser Region kann ich es auch nicht zurückführen, da nur sehr zurückhaltend genossen.
"Et is wie et is", es ist nicht ganz mein Tag heute. Aber lieber heute als demnächst in Wien.


So trabe ich also vor mich hin, am plätschernden und gurgelnden Erftwasser. Diesmal in Gesellschaft vieler Spaziergänger und Radfahrer.
Auch die Natur ist in völligem Kontrast zum letzten Lauf auf dieser Strecke, als gerade die ersten Schneeglöckchen ihre Köpfe zeigten. Man spürt förmlich, wie Flora und Fauna wieder erwachen. In der Waldpassage darf ich jeweils ein tolles Live-Konzert der heimischen Vogelwelt erleben. Auch höre ich ein Geräusch, das arg nach Specht klingt, kann den Urheber allerdings nicht ausmachen.



Schade, dass es noch kein Duft-Internet gibt, denn kurz vor meinem Wendepunkt ein weiterer Kontrast: Ein erstes Gehölz, das im Gegensatz zu allen anderen in der Umgebung schon in voller Pracht blüht und süßlichen Duft verströmt.



Zur Freude einiger Bienen, die sich schon fleißig tummeln und Nektar sammeln, die aber leider nicht für ein Foto stillhalten mögen.

Ich baue in der zweiten Hälfte meines Laufs zwei Abschnitte im geplanten Marathon-Tempo ein. Und siehe da, die Beine freuen sich, dass sie nicht gebremst werden und laufen gleich ein wenig lockerer. Allerdings will ich das nur kurz antesten, habe auch nicht das Gefühl, dass ich heute volle 42,195 km so bestehen könnte. Aber das muss ich ja auch noch nicht.

Einen Nicht-Kontrast habe ich doch noch zu bieten: Dass es nur in Oldenburg glückliche Menschen geben soll, kann doch nicht sein: Danke, Volker! Und ich kann melden, auch Köln ist am Start! Yeah, happy!


14 Grad, 27,8 km, 3:04:06, (6:35 Min/km), keine Pulsmessung heute



Freitag, 7. März 2014

Rheinhessische Morgenstimmung

Der zweite Morgen im rheinhessischen Weinbaugebiet. Obwohl es am Vorabend spät wurde, stelle ich mir den Wecker erneut auf "Morgenröte" und sogar noch flotter als gestern packe ich mich dann auch tatsächlich in meine Laufkleidung. Den Hotelschlüssel nehme ich diesmal nicht mit, sondern deponieren ihn an versteckter Stelle im Flur und habe so die Hand für die Kamera frei.

Was sich definitiv auszahlt, denn so kann ich auf alle Fälle die Temperatur um 6:50 Uhr optisch dokumentieren:
Nachdem ich mich zunächst verlaufe (Man findet nicht überall da, wo das geneigte Pfadfinderhirn meint, auch tatsächliche eine Abkürzung), gehe bzw. laufe ich wieder auf "Nummer Sicher" meinen gestrigen steilen Anstieg auf den Höhenrücken hinter dem Ort mit dem lustigen Namen "Soergenloch"


Heute ist es diesiger, aber es ergeben sich dennoch wiederum wunderbare Perspektiven, die ich gestern schon im Geiste fotografiert habe.




Obwohl die Temperatur um den Nullpunkt liegt, und ich dafür nicht die rechte Ausrüstung dabei habe, bin ich nach dem Anstieg gut durchgewärmt und brauche diesen Level danach nur noch durch fleißigen Lauf zu erhalten.

Mein heutiges Trainingssoll habe ich variiert. Da ich morgen nicht den schnellen 10'er Wettkampf laufen möchte, sondern bewusst einen weiteren Longrun stattdessen einschieben will, erlaube ich mir heute nur einen gemütlichen kürzeren Lauf. Damit ich allerdings nicht auskühle, muss es dann doch insgesamt etwas flotter gehen.



Diese Stelle hatte mir schon gestern sehr gefallen, ein malerischer Ausblick bei einem Kreuz, dass am Ende des Ersten Weltkriegs errichtet wurde.



Langsam steigt die Sonne und ermöglicht weitere schöne Motive. Und heute habe ich auch die Zeit (sowie das Equipment dabei), diese festzuhalten. Langsam erwacht auch im Dorf, an dessen Rand ich mich bewege, das Leben. Die ersten Traktoren tuckern Richtung Felder.






Obwohl ich alte Frostbeule mich daheim bei gleichen Temperaturen sicher wärmer angezogen hätte, bin ich erstaunt, dass sich auch mit weniger Lagen am Körper (zwangsweise) überleben lässt. Dennoch merke ich, dass besonders Beine und Hände langsam auskühlen. So wende ich und mache mich auf den Rückweg. Ich muss ja heute noch mein Zimmer räumen, duschen, umziehen und pünktlich zum Seminar sein.
Dennoch - es hat sich gelohnt, zu so früher Stunde die Federn zu verlassen. Die völlig andere Landschaft erfüllt mich mit ihren Eindrücken. Und hinterher fühle ich mich wunderbar erfrischt, bin hellwach für unser interessantes Lernthema. Vorher muss ich aber zunächst noch die Hände auftauen, die bei meiner Rückkehr in einer Art "offener Krallenform" durch die Kälte fixiert sind. Dank heißer Dusche gelingt dies jedoch reibungslos.


0 Grad, 5,4 km, 35:05 Min, (6:23 Min/km), Puls 134

Donnerstag, 6. März 2014

Endlich auch einmal

3 Tage Dienstreise zu einem Seminar. Natürlich sind die Laufutensilien mit dabei. Ich freute mich schon auf einen schönen Abendlauf durch die Rebenhänge Rheinhessens...
...doch unverhofft kommt oft!

Das Seminar dauerte bis in den Abend und danach gabs Essen. Kein Lauf.
So kam ich gezwungenermaßen zur Variante, am frühen Morgen, noch vor dem Frühstück zu laufen.
Bei der Anreise hatte ich mir schon die Notlösung vorbereitet: Entlang der Landstraße auf dem Radweg. Doch als 6:45 Uhr ich in diese Richtung laufe, fällt mir ein Weg Richtung Feldflur ins Auge. Einziger Nachteil: der ist steil...
Aber gut, es ist sehr kalt, das Gras und die Autos sind raureifbefroren. Und während ich den Weg hochkeuche, wird mir so richtig schön warm. Aber es lohnt sich. Oben angekommen habe ich ein wunderbares Panorama über die weite, leicht hügelige Landschaft, getaucht in zarte grau-blaue Farbnuancen. Die Sonne zeichnet sich erst ganz blass ab und gewinnt langsam an Höhe, wird heller, strahlender. In den Tälern liegen zarte Nebelschleier, über mir singt schon eine Feldlerche. Es ist eine wunderbare Stimmung! Nur gestört durch noch tief fliegende Flugzeuge, vermutlich vom Flughafen Frankfurt.
Zwar werden meine Beine mangels adäquat warmer Bekleidung zunehmend kälter, aber es ist sooo egal, weil es soooo schön hier ist.
Ich hoffe, morgen früh diesen schönen Lauf nochmals wiederholen zu können.

0 Grad (ungefähr), 8,22 km, 54:19 Min, (6:36 Min/km), Puls 142

Montag, 3. März 2014

Ausgeschlossen

Gern wäre ich ja heute ins Büro gegangen, hätte meine ganze Schaffenskraft zum Wohle des Arbeitgebers aufgeboten, das Bruttosozialprodukt mit nach oben geschraubt...

Aber nichts, ich kann nicht, ich wurde ausgeschlossen!
Und nicht nur ich, nein, alle Kollegen!
Tür zu, keiner kommt rein, alle ausgesperrt.

Und nur, weil in Kölle heute wieder die jährliche Großdemo angesagt ist. Die ihre Schatten schon Tage vorauswarf, als nämlich das Viertel, in dem ich arbeite, sich verbarrikadierte wie für einen bevorstehenden Großangriff:

Nun ja, steht ja auch bevor, der Angriff der stimmungsseeligen Brauchtumsmafia, die die Stadt auf den Kopf stellt. Oft denke ich mir, was mögen wohl Touristen, die ahnungslos hierher kommen, für eine Wahrnehmung der Deutschen, Unterspezies "Rheinländer", haben?


Die Innenstadt großräumig gesperrt, Polizeiaufgebote, Menschen in sagen wir mal innerem und bekleidungstechnischem Ausnahmezustand,
Musikbeschallung so weit die Ohren hören können, während zeitgleich um selbige Wurfgeschosse zischen,
kollektiv-physische Massenbewegungswellen (lokal als "schunkeln" bezeichnet),
Nahrungsaufnahme vornehmlich flüssiger Art, die im Tagesverlauf recht förderlich für gewisse Attacken sind, genannt "Bützjer"...

Ja, all das zieht ohne mich an unserer Bürotür vorbei...

Denn  wenn diese Zeit des Jahres erreicht ist, hat man hier, im Epizentrum des Karnevalismus, nur 2 Alternativen: Mitmachen oder flüchten.

Ich bin für die zweite Variante und genieße einen freien Tag, sowie den anstehenden heutigen Trainingslauf (60 Min in 6:30 Min/km).
Wobei ich dann wieder einmal mehr feststellen muss, dass auch in meinem Wohnort, in dem heute kein "Zoch kütt", auch das Ausschlussprinzip gilt: Ausschluss von allen merkantilen Aktivitäten:
Gerade mal der Bäcker hat auf, aber alle anderen Geschäfte sind zu. So laufe ich nachmittags kurz nach 16 Uhr durch einen wie ausgestorben wirkenden Ort.
Denn -siehe oben- entweder ist man "nom Zoch", oder man ist geflüchtet.

Aus dem Nachbarort kommen mir Menschen in Ringelsocken und mit prall gefüllten Plastiktüten müde entgegen geschlurft. Teils ist der Gang etwas unsicher. Die Quelle der abtransportierten Güter ist mir fast klar und ich finde sie beim Einbiegen auf die Hauptstraße: Musik, "Alaaf!"- und "Kamelle!"-Rufe von Weitem und vor mir ein Anblick, als sei hier der Müllwagen mit den eingesammelten Grüner-Punkt-Abfällen explodiert. Der Umzug ist gerade hier vorbei gekommen. Ich biege in die nächste Nebenstraße ab, denn auf der Hauptstraße ist kein Durchkommen. So gelange ich in die vermeintlich stilleren Wohngebiete.
Sonst still jedenfalls, denn hier steigt schon das Nach-Umzugsprogramm. In diversen Garagen sind Feiern im Gange, man hört sie jeweils schon von fern, denn moderne Lautsprecher haben enorme Leistung.
Ja so haben doch auch die Nachbarn in der nächsten Querstraße noch etwas davon!

Doch ich freue mich für die Jecken, dass sie dieses Jahr recht gute Wetterbedingungen haben, da hat Petrus ihnen in früheren Jahren schon viel mehr abverlangt.
Ävver wat esu ene rischtije Lappeklaun es, dä es unverwüslisch!

Kurz vor daheim komme ich an der örtlich angesagtesten Gaststätte vorbei. Natürlich zu.
Auf dem Vordach noch ein Ausgeschlossener:

Schon seit vielen Tagen sitzt er da, und darf dem munteren Treiben nur von oben zusehen. Besonders morgen, wenn unser Ort sein Inferno erleben darf, weil hier der letzte Umzug im Kreis gehen wird, und alle, die noch nicht genug haben, sich hier einfinden.

Und das sind ziemlich viele ...


Aber danach wird er die Hauptperson sein! Beim tragischen Event seines angekündigten Todes. Es ist nämlich der "Nubbel", den morgen sein Schicksal ereilt, wenn er verbrannt und damit der Karneval für diese "Session" beendet wird.
Ja, welch ein Schicksal... vielleicht kann er bis dahin noch ein letztes Kölsch genießen...
Und vielleicht gehen ihm die schönen Liedzeilen durch den Kopf:
"Wenn ich su an ming Heimat denke
un sin d’r Dom su vür mer ston,
mööch ich direk op Heim an schwenke,
ich mööch zo Foß no Kölle jonn."

(Hier das Lied als Audio)
...und leise sagt er vor sich hin: "Ävver schön wor et doch!"


9 Grad, 9,3km, 1:00:12, (6:27 Min/km), Puls 137