Sonntag, 7. Dezember 2025

Bedburger Nikolauslauf 2025


Wie Doris es so nett beschrieben hat, gegen Jahresende fühlt sich das Jahr an, wie eine Achterbahn im Looping.  Alles muss schnell noch gehen. Dieses soll erledigt sein, jenes auch. Hier ein Treffen, da ein Termin. Besorgungen. Und eigentlich sollte es doch besinnlich zugehen...
Aber immerhin, es gibt so nette Traditionen, die man gern wahrnimmt. Dazu gehört für uns der Bedburger Nikolauslauf.  Zur 38. Auflage schaffen wir es wieder, dort teilzunehmen. Für 7 EUR werden geboten: Kein Stress durch Zeitnahme, kein Druck durch Ranglisten, familiäres Ambiente, Laufstrecken von 800m bis 8.800m nach Wahl. UND: Am Ende der superleckere Weckmann! Da ließen es sich 300 Sportbegeisterte nicht nehmen, zur Nahrungssicherstellung um den Kasterer See zu laufen oder zu walken.
Schon beim Fußweg zu Start/Ziel wird klar, hier sind muntere Menschen unterwegs zu einem lockeren Training im Kreise Gleichgesinnter.






15 Minuten vor Start sind wir bereit. Perfekt, so kommt man bei 10° nicht groß ins Frieren. Ich habe extra meine selbstgestrickte Adventslauf-Kombi (Mütze, Handschuhe, Stulpen) angelegt, Tradition ist Tradition. Eine ältere Dame versucht, völlig unauffällig die Mütze abzulichten. Aber nicht, dass mir nächstes Jahr da eine Kopie rumläuft!


Damit sich nicht alle gegenseitig auf den teils matschigen Wegen im Weg sind, wurde das Startfeld gestaffelt. Gute Vorgehensweise. Die 8.800'er starten als letzte, kommen nur kurz in Berührung mit den 4.400'ern. Die anderen sind schon fertig.Nach kurzer Begrüßung wird unser Feld dann auf die 4 Runden um den See geschickt. Wobei auch diese nicht verpflichtend sind. Wer mag, kann vorher aussteigen, die Nahrung wird auch dann herausgegeben.😉
Die erste Runde will ich mich auf nichts einlassen und mein Tempo laufen. Klappt ganz gut. Da es ja um nichts geht, bin ich tiefenentspannt wie sonst kaum bei Volksläufen. Ich kann deutlich öfter überholen, als selber überholt zu werden. Außer ein paar ganz schnelle Hirsche, die geben wirklich alles und sind schlammbespritzt bis zum Gluteus Maximus, bewegen sich weit überwiegend gemütliche Naturen auf der Strecke.
Auf den beiden letzten Runden ist es recht ruhig geworden, nur einzelne Läufer weiter vor oder hinter mir. Unspektakulär komme ich ins Ziel, wo Chris bereits wartet. Die Pfütze etwa auf seiner Höhe ist meine Start-/Ziel-Markierung. 55:23 für (polargemessene) 9 km sind nicht der Hit, aber adventlich in Ordnung.




Der Weckmann muss im Kofferraum transportiert werden, sonst wäre er schon reduziert daheim angekommen, soooooo lecker ist der! Und ich wollte doch unbedingt mal messen. 37 cm - nicht von schlechten Eltern, nein, von einem sauguten Bäcker!


Eine andere Adventstradition hatten wir schon am Freitag erfüllt: Hofweihnacht auf Schloss Türnich. Punkt 16 Uhr zu Eröffnung sind wir dort, schon längst strömen die Besucher, der erste Reisebus fährt vor. Aber wenn man diesen Markt halbwegs erträglich besuchen will, ist das der beste Tag. Wunderschönes Ambiente. Und wenn man es nicht besser weiß, sieht das Schloss ultimativ stimmungsvoll aus. Leider ist es unbewohnbar und innen voller Stützbalken wie ein Bergwerk, Tagebauschäden.




Alphornklänge in der Schlossscheune

Der Traditionen noch nicht genug, der erste Stollen hat auch schon den Backofen verlassen. Weitere werden noch folgen. Und das Rezept für die Weihnachtsmarmelade des letzten Jahres habe ich noch nicht wieder gefunden, das muss auch noch werden!


Freitag, 28. November 2025

Zwiebeln, schwimmen und Weidedraht

Aus guten Gründen ergab sich der freudige Anlass zu einem verlängerten Wochenende im Berner Oberland.
Erstens, aber nicht planbar, es gab Schnee! Zumindest bei unserer Ankunft. Und dazu nachts -13°.

Bestes Wetter also zum Schwimmen in der Aare in Bern! Oder, um der Wahrheit den Vorzug zu geben, um anderen dabei zuzusehen. 😉 Die liebe Doris hatte sich dieses Event vorgenommen, also boten wir natürlich gern unsere Hilfsdienste an. 

Die Wassertemperatur war sichtbar, erste Eisplatten im stehenden Wasserbereich beim Ufer:

Laut offizieller Messung am Marzili-Freibad soll die Aare 8° bieten. Was eine gute Hundertschaft Schwimmwilliger nicht zu vergrausen mochte. An der ohnehin einmaligen Ausweichschwimmstelle (die übliche Strecke ist von einer Baustelle belegt) musste die geplante Distanz zudem noch auf 100 gekürzt werden, der Wasserstand sei zu niedrig.

Hier Start (hinteres Gebäude) und Ziel (vorderes Gebäude) im Überblick:


Die Garderoben lagen auf der anderen Flusseite, sodass noch ein kleiner Spaziergang hinzukam. 
Wir überlegten im Vorfeld, wie man das wohl bewerkstelligt. Sicher doch warm angezogen, vor allem für den Rückweg. Und statt Badeanzug ganz bestimmt Neopren.
Als ich die blanke Wahrheit sah, wurde mir gleich noch kälter, und das trotz warmem Wollpulli zuzüglich Skiunterwäsche! Die erste Schwimmgruppe, 4 junge Burschen, marschierte gleich völlig schwimmbereit, also nur im Höschen zum Start. Und ob ein Sixpack wärmende Eigenschaften hat...?. Ansonsten war doch überwiegend leichte Überkleidung, Badetücher und -mäntel, angesagt.


hinten Start, vorne Ziel
So machten sich also strikt nach Zeitplan kleine Grüppchen auf den Weg, konnten jeweils ohne große Verzögerung ins Wasser. Am Ziel standen Rettungsschwimmer und Taucher bereit, man war für alle Notfälle gewappnet. Dazu spielte eine Guggenmusik und es war eine locker Stimmung unter Tätern und Zuschauern.




Gleich am nächsten Morgen das zweite Highlight des Wochenendes, der Berner Zibbelemärit. Da man gut daran tut, selbigen frühmorgens um 6 Uhr zu besuchen (Menschenmenge und konsumierte Alkoholmenge erfahren mit jeder weiteren Stunde Steigerungen), klingelte der Wecker um 4:30 Uhr.
Aber egal, es war schön, wieder einmal an den Ständen mit ihrem bunten Angebot entlangzubummeln, auch wenn der Regen ziemlich nervig war.




Statt wie Doris anschließend heimzufahren, konnten wir noch 2 Tage  Schweiz dranhängen. Und ich wollte doch mindestens einmal meine lokale "Hausrunde" drehen. Da der Schnee zwischenzeitlich fast weg war ...


... sollte auch keine Unfallgefahr bestehen. 
Denkste.
Auf einem schneefreien geschotterten Feldweg lernte ich dazu. Auf dem dunklen Untergrund nahm ich im letzten Moment alten rostigen Weidedraht wahr. Zu spät zum anhalten.  Da der Draht an einem Ende noch an einem Feldpfosten befestigt war, verlangsamte er meine Vorwärtsbewegung schlagartig auf null und ich ging unsanft längs zu Boden. Nicht schon wieder, mein erster Gedanke. Kurzer Check, Beine ok, Arme ok, Dreck an der Kleidung, nur etwas Blut an der lädierten Oberlippe. Leider lag kein Hof in der Nähe, dem ich diese Weide hätte zuordnen können. Mein Adrenalin hätte zu einem netten Gespräch mit dem Bauern geführt... 😡 
Gegen Abend entwickelte dann der Ellenbogen Schmerz, der Gottseidank während der Heimfahrt schon wieder abnahm. War wohl mal ein Schutzengel dabei.

Zur Heimfahrt zeigte uns Petrus, bzw. Frau Holle, was theoretisch zu Weihnachten möglich wäre. Wobei man sagen muss, dass beide in den letzten Jahren in dieser Hinsicht arg geschwächelt haben. 
Nun schaun mer mal, was sie 2025 so zustande bringen werden.

Sonntag, 16. November 2025

Renaturierte Denaturierung

Endlich wieder einmal gelaufene Heimatkunde erster Güte. Es wurde erneut ein Flusslauf verlegt. Der Hintergrund in Kurzform: Die hier dem Rhein zufließende Erft unterlag in den letzten Jahrhunderten verschiedenen Einflüssen (Rodungen, die zur vermehrten Einspülung von Bodenmaterial, Aufstauung von Mühlenteichen, Einleitung abgepumpten Grundwassers de nahen Tagebaue), die zu verheerenden Hochwässern führten. Also baute man vor über 100 Jahren einen Kanal, den Erftflutkanal, durch den das Wasser schneller abfließen konnte. Formschön und übersichtlich floss es seither durch unsere Region:


Doch inzwischen haben sich die Rahmenbedingungen verändert. Es wird weniger Grundwasser eingeleitet, da die alten kleinen Tagebaue längst verschwunden sind und auch die letzten größeren absehbar den Betrieb einstellen. Auch gibt es kaum noch Mühlen, die Teiche aufstauen. Damit die Erft nicht zum Rinnsal verkommt, soll sie also wieder ähnlich wie früher mäandern dürfen. Was zusätzliche positive Nebeneffekte auf Flora und Fauna schafft, sowie Naherholungsgebiete für die Einwohner.
Eine erste "Neuverlegung" geschah bereits vor einigen Jahren in der Nachbarstadt und ist hier zu sehen: Link.
Und nun war Erftstadt an der Reihe. Zur besseren Übersicht eine Karte. Der bisherige Verlauf des Kanals ist die gelbe Linie von unten links nach schräg rechts oben. Der neue Verlauf ist die blaue Schlangenlinie. Aus den bisherigen 2,5 km werden so 5,5 km.
Schon seit über einem Jahr wurde das neue Flussbett ausgebaggert und vorbereitet. 280.000 m³ Erde wollen bewegt sein. Wobei es nur ein Angebot an den Fluss ist, denn man wird abwarten und sehen, ob sich das Wasser nicht eigene Bahnen und Kurven gräbt. Das darf es.

Quelle: Erftverband

Vor zwei Wochen war der Durchstich. Ich hatte in Erwägung gezogen, zuzuschauen. Doch war an dem Tag schaurigstes Wetter mit Regen und Sturm und es gab auch die Information, dass es 1-3 Stunden dauern könnte, bis das erste Wasser durchfließen würde. Das untergrub meine Moral zur Gänze.😏
Dann doch lieber bei schönerem Wetter in Ruhe das Werk betrachten, laufend.
Ich dachte, dann könnten wir den leeren Kanal begutachten. Wir nähern uns vom Ende des neuen Flussbetts. Aha, da ist die Stelle des Übergangs von neu zu alt.

Und hinter der Stelle ... immer noch Wasser. Mal mehr, mal weniger. Mal kleine Teiche, mal Pfützen, mal begehbarer Grund. 








Interessant, das hätte ich so nicht erwartet. Ist aber auch nachvollziehbar, denn das Bett des Kanals war einfach unterschiedlich tief. Nur im Durchschnitt ergibt sich das Gefälle hin zum Rhein. Das erleichtert dann aber die Notwendigkeit der Umsiedlung der Fische, die sich ja zwangsweise in den Restwasserstellen sammeln. So sehen wir auch einige Menschen mit Anglerhosen und Keschern beim Fischfang.

Auf eine andere Stelle war ich besonders gespannt. Es gab ein Freibad am bzw. im Erftflutkanal, 1929 eingerichtet:


Heute nur noch erkennbar durch eine alte Treppe. Nun liegen Reste alter Böschungsbefestigungen frei, die erahnen lassen, dass man wohl das Flussbett seinerzeit ein wenig vertieft hatte, um Schwimmen halbwegs zu ermöglichen. Mich würde ja sehr reizen, hier ein wenig im Schlamm zu buddeln, wer weiß, was sich finden ließe...



Weiter südlich, also an dem Ende, an dem die Erft umgeleitet wird, hat man schon begonnen, das alte Flussbett zu verfüllen. 




Neue Abzweigung, links entlang

Erste Enten haben schon das neue Areal erobert. Für Menschen bleibt es noch gesperrt, bis die weiteren Arbeiten abgeschlossen sind. Ich bin sehr neugierig, wie sich die "neue künstliche alte" Landschaft dann darstellt!

Zum Abschluss noch ein Abstecher zum Schloss Türnich (LinkLink). Eine historisch wertvolle Anlage, leider jedoch durch bergbaubedingte Schäden heute unbewohnbar. Die an die Erft grenzenden zugehörigen Ländereien werden durch die Besitzer ökologisch bewirtschaftet. Im Schlosshof finden diverse Veranstaltungen statt, insbesondere in Kürze die Hofweihnacht. Da wird es am ersten Tag hingehen. Glühwein schlabbern in der festlich geschmückten alten Scheune, das hat was. 😁