Montag, 15. September 2025

Machen 4 Schwalben einen Sommer?

Jetzt muss es doch mal medizinisch werden.

Seit gut einem Jahr plagt mich nämlich ein Problem. Seitdem ich Cholesterinsenker nehmen muss, setzte eine Nebenwirkung ein. Gottseidank nicht die oft erwähnten Muskelkrämpfe und -schmerzen, aber Laufen fiel einfach schwer. Ein Gefühl, wie in einer rostigen Ritterrüstung zu rennen, also irgendwie noch gegen einen zusätzlichen Widerstand arbeiten zu müssen.

Zuerst dachte ich, ok, das Alter, oder mal eine schlechte Laufphase, die aber endlos war. Auch Muskelkater nach dem Lauf war irgendwie größer und zäher. Die Hausärztin sagte nur, das hätten ihr andere Patienten auch berichtet. Also verdichtete sich mein Verdacht.

Was tun?
Ernährungsänderung würde keine Änderung bringen, denn veranlagungsbedingt habe ich immer schon grenzwertige Pegel. Nun stiegen die aber doch zu hoch (Das Alter mal wieder...?)😶  Andererseits - es hat ja schon einen Sinn, das Cholesterin zu limitieren. Mein Vater starb an einem Schlaganfall. Träfe es mich in seinem Alter, hätte ich noch 5,5 Jahre. 😣

Vielleicht gewöhnt sich der Körper ja...? Also trabte ich missmutig in meiner rostigen Rüstung vor mich hin. Aber ehrlich, Freude am Tun ist anders. Umso mehr freute es mich, dass wenigstens bei meinen wenigen Volksläufen des Jahres, z.B. beim 6-Stunden-Lauf Bönen oder zuletzt beim Montelino noch ganz gute Ergebnisse zustande kamen. Anscheinend können dann immerhin doch die Glückshormone etwas gegen das Elend an. 

Aber mit der Gewöhnung war es nichts. Mit sinkendem Laufspaß gingen auch meine Laufumfänge zurück. Immer öfter meckerte auch meine Pulsuhr sinkenden Fitness-Level an. Ja klar, hat ja auch Gründe.

Beim Jahres-Check schilderte ich dem Kardiologen die Lage. Er fährt begeistert Bike (jährlich wird der Mont Ventoux bezwungen) und riet, es doch mal mit dem Rad zu probieren. Mh, ich mag Radfahren nicht sonderlich. Mir reicht es schon, wenn ich bei ihm schon für das Belastungs-EKG aufs Rad muss.... 😵
Schlussendlich verordnete er mir zögerlich ein anderes Medikament mit anderen Wirkstoffen. Das allerdings noch nicht so lange am Markt sei. Letzteres war wohl auch der Grund für den 15-fachen Preis im Vergleich zum vorherigen Mittel. 

Ich war sehr gespannt...

Nach 8 Tagen der Umstellung plötzlich ein Silberstreif am Horizont.
Der Lauf fühlte sich anders, besser an.
Der nächste Lauf, 18 km, gelang auch locker.
Zwei weitere Läufe ebenfalls.
Erst jetzt fällt mir auf, wie groß der Unterschied ist. Es ist nur noch "normale" Anstrengung angesagt, der "Maschinenraum" muss eben arbeiten, Kreislauf, Atmung usw. Das kennt man. Aber die Beine arbeiten brav und ohne diese weitere zähe zusätzliche Anstrengung, wie in den letzten Monaten erlitten.  Verrückt, wie dann laufen wieder Freude machen kann. 😀

Nun hoffe ich natürlich, dass damit die Malaise durch ist. In 8 Wochen werden die Werte wieder gecheckt.

Drückt mir die Daumen, für weitere Schwalben und einen wiederkehrenden Läufersommer! Und dass das teure Zeug sein Geld wert ist!

Sonntag, 7. September 2025

Köln Triathlon 2025 (als Volunteer)

Nach meiner Volunteer-Premiere 2024 beim Köln Marathon wollte ich dieses Jahr meine Dienste auch beim dortigen Triathlon einbringen. Ich war neugierig, wie sich diese Sportart live vom Streckenrand aus darstellt.

Also endete die Nachtruhe um 5 Uhr, per Bahn rollte ich einem wunderschönen Sonnenaufgang entgegen. Noch war es ruhig in Köln, bis auf die Sportler, die auf dem Weg zum Schwimmstart waren.



Im Vorfeld hatte ich mir Strecken- und Geländepläne des nunmehr vierten Köln Triathlon angeschaut, auch das digitale Teilnehmerbriefing. Danach war ich erst einmal ratloser als vorher. 3 Distanzen (Sprint, Mittel- und olympische Distanz) mit zusammen weit über 3.000 Startern würden unterwegs sein. Zwar zeitversetzt, aber später dennoch sich auf der Strecke teils vereinend. Und was die Teilnehmer da alles beachten müssen: Überholverbote, enge Kurven, Kopfsteinpflasterpassagen. Als Radler unterwegs mal eben eine Extra-Schleife auf der Strecke einlegen, Runden und Besuch(e) in der Penaltybox selber zählen. Klingt leicht, aber wenn man unterwegs im sportlichen Tunnel steckt...😐

Die Strecken liegen reizvoll:
> Schwimmen rheinabwärts mit Blick auf die Altstadt - wenn man dafür Muße hat. (Übrigens ist Schwimmen im Rhein in Köln neuerdings verboten, man darf nur bis zum Knöchel hinein)
> Radeln über den Rhein und an der anderen Seite in den Kölner Norden.
> Laufen auf der "Schäl Sick" mit Panoramablick zur Altstadt und dann über die Hohenzollernbrücke zum "Abklatschen" am Dom, je nach Distanz mehrmals zu durcheilen. 
So weit so gut, aber kann man da den Überblick behalten? Ich war sehr gespannt.

blau=schwimmen, grün=radeln, rot=laufen

Dreh- und Angelpunkt ist das Areal des Tanzbrunnens. Dort sind Wechselzonen und Ziel.
Und Treffpunkt für meine Volunteergruppe. Wir bekommen unsere Kleidung sowie ein kleines Frühstück im Helferzelt, wo wir uns auch später jederzeit verpflegen können, so man denn Zeit hat. Dann erklärt man uns unsere heutigen Jobs: Fußgängermanagement an einer Querung der Radstrecke und an 2 Punkten bei den Läufern. Also dafür sorgen, dass keine Besucher die Sportler stören, wenn sie die Strecke überqueren, ihrerseits aber zu den gewünschten Zuschauerpunkten gelangen können.




Bevor es richtig losgeht, komme ich mit einem jungen Inder, einem Brasilianer und einer Russin ins Gespräch. Da sie nicht alle gut deutsch sprechen, unterstütze ich sie mit englischer Übersetzung unserer Anweisungen. Es ergibt sich eine interessante Plauderei. Die Russin ist wie ich 2024 in Berlin gelaufen, plant für 2026 ihren ersten Triathlon, eventuell in Österreich. Der Brasilianer ist Marathon-Enthusiast und war schon in Tokio, New York, Amsterdam, Berlin, London, etc. Er bestätigte meine Sorge aus Berlin 2024 in Sachen unhygienischer Wasserausgabe an Läufer mit eigenen Nachfüllbechern. (Dort sollte man sein Wasser durch Tunken des Bechers in Wasserwannen schöpfen. Wannen, in die tausende ihre Becher mit Händen stecken....😲) Bei einem Lauf  (war es Amsterdam?) nutzte er ein solches System und bekam nach wenigen Kilometern erhebliche Probleme, die ihn unterwegs immer wieder auf WCs zwangen und seinen Lauf völlig verhagelten.
Interessanterweise, als der Inder fragte, wo man denn am liebsten nochmals laufen würde, meinte er "Berlin, it's magic" Da kann ich nur zustimmen! Leider trennten uns dann unsere jeweiligen Aufgabengebiete und das Gespräch endete. Nur eine kurze Weile können wir noch die Elite der Mitteldistanzler auf schicken Rädern vorbeipreschen sehen, dann ruft die Arbeit.

Mein Einsatzort ist an einer Fußgängerpassage, im oben gezeigten Plan links unterhalb von Ziffer 5, dort wo die Läuferstrecke einen Knick macht und die vom Wechsel kommenden Läufer den zur nächsten Runde (oder zum Finish) wieder einlaufenden Konkurrenten begegnen.
Hier muss eine kleine Steigung, ca. 5-8 Höhenmeter erklommen werden. Kurz nach 10 Uhr naht erstmals die Spitze der Mitteldistanzler. Ich meine, der spätere Sieger war auch hier schon dabei, bin aber nicht sicher.



Gleich nach der kleinen Steigung eröffnet sich dieser Blick. Es geht geradeaus weiter und hinten über die Hohenzollernbrücke zum Dom.


Meinte anfangs noch ein Helfer, wir hätten an unserem Standort ja kaum was zu tun, ändert sich das bald. Das Publikum kommt in Scharen und bald wird es rummelig. Im Rhein wird geschwommen, die Läufer drehen ihre Runden und links (unter den Bäumen) sind weitere Radler unterwegs, alles gleichzeitig.
Eine tolle Stimmung! Immer wieder Jubel, Applaus, Anfeuerungen. Auch ohne Musik richtig Lärm.


Und immer mehr Menschen, die unseren Überweg nutzen wollen, um "ihre" Sportler unterwegs anfeuern zu können. Bald wird der Läuferstrom dichter, die Mittelschnellen sind nun auch auf dieser Strecke, dann die Langsameren und bald läuft die olympische Distanzspitze von hinten hinein.

Wir haben alle Hände voll zu tun, die Zuschauer zu konstruktivem Kreuzen zu animieren (was die allermeisten auch freundlich und gern tun). Einzelne Missgelaunte gibt es leider auch. Ein Mensch mit Migrationshintergrund will unbedingt mit seinem alten Rad die Laufstrecke nicht queren, sondern befahren, im laufenden Wettbewerb! Ich muss und kann ihn davon abbringen, was mir eine Tirade arabisch klingender Verwünschungen einbringt. Ja, du mich auch...

Es wird wärmer (der Nachmittag bringt 26°), viele Läufer leiden zusehends, freuen sich aber immer noch über aufmunternde Worte. Ein junger Mann kommt nicht nur gegangen, nein er schlurft und schleppt sich meterweise vorwärts. Ich spreche ihn an. Er hat starke Magenprobleme, musste sich übergeben, kann nicht mehr, sucht nur noch einen Offiziellen zum Abmelden. Da wir nicht weit vom Ziel sind, kann ich ihm den kürzesten Weg zeigen. Er tut mir leid, aber er ärgert sich nicht, war eben nicht sein Tag heute.

Und dann war da noch der Läufer, dessen Hose hinten einen Schlitz hat. Beim ersten Durchlaufen wundern wir uns sehr und diskutieren, ob das ein neues Design wäre. Beim zweiten Durchlauf lege ich mich fest, nee, da ist einfach die Naht seiner Wurstpelle gerissen. Bei schwarzer Hose auf weißer Haut sieht das ... ähm ... schräg aus.

Und dann war da noch der einarmige Läufer, und der Träger eines wallenden Vollbarts (ist das beim Schwimmen nicht strömungstechnisch von Nachteil?) und und und.
Die Zeit verfliegt schnell, aber ich bin dann auch zusehends matt.  Bald nach 12 Uhr kommt unsere Ablösung. Wir erklären den Neuen kurz was zu tun ist und worauf man achten sollte. Dann kann ich mich auf den Heimweg machen und muss mir nun selbst meinen Weg durch dieses Gewusel suchen.
Aus der Bahn sehe ich noch andere Stellen des bunten Treibens. Interessant wars! 
In 4 Wochen bin ich beim Köln Marathon dabei, wieder helfend am Streckenrand. 😀


Nachtrag: 
Ein ganz liebes Dankeschön an die Volunteers gibt es auch bei Instagram

Sonntag, 31. August 2025

Montelino (10 km) 2025

Es sollte endlich mal wieder klappen, die Teilnahme am Berglauf auf der Sophienhöhe, dem künstlichen "Hügel" aus Abraum des Tagebaus Hambach, bei mir fast um die Ecke. Inzwischen weiter gewachsen (in die Breite) begrünt und bewaldet, weswegen die Langstrecke mit 25 km ("Monte Sophia") dort neu gelegt wurde. Aber das betrifft mich weniger, denn ich habe mich für den kleineren Bruder, den Montelino entschieden, der ist nur geringfügig modifiziert. 10 km mit 80 Höhenmetern, die relativ zackig in 2 Etappen abgearbeitet werden. Das Wetter ist uns hold, leicht über 20°, angenehm erfrischender Wind.

Nach 2014 und 2016 also meine dritte Teilnahme auf dieser Kurzstrecke, neben meinen Starts über die Langdistanz 2015, 2017 und 2023.



Heidrun, Oliver, Sven und Mike gönnen sich die große Runde. Nach ein wenig Plauderei am Start geht das Hauptfeld auf die Strecke, ich bin mit knapp über 100 Mitläufern 15 Minuten später dran. Chris muss passen, immer noch Piriformis. Lässt es sich aber nicht nehmen, dann zumindest in einstündiger Radtour zum Ort des Geschehens zu gelangen.


Ich gönne mir knapp 10 Minuten Einlaufen, bei einer 10er-Hetzerei ja ganz sinnvoll. Und dann mal sehen, was so wird heute.


Eingangs geht es flach über Asphalt knappe 2 km dem Fuß der Sophienhöhe entgegen. Wie üblich, große Stürmerei nach vorn, bald zieht sich das Feld auseinander. Ich habe mir vorgenommen, mich nicht hinreißen zu lassen. Da kommt ja noch was, die Körner wollen eingeteilt sein.




Daher gönne ich mir, mich an einen Läufer anzuhängen, der genau im richtigen Tempo läuft, und dem Überholreiz zu widerstehen.


Das geht eine Weile gut. Aber als der Weg langsam ansteigt, schwächelt er, oder meine Maschinerie ist in Gang gekommen, jedenfalls schiebe ich mich an ihm doch vorbei, setze mich ab.


Nach einer Weile nehme ich ein Tapp-tapp-tapp hinter mir wahr. Hängt er sich nun an mich an? Nein, es sind zwei andere Herren, einer in türkis, einer in rot, die sich nun ihrerseits an mir vorbeiarbeiten. Ich lasse sie ziehen...



... denn dann kommt die Hauptsteigung mit dem putzigen Namen "Haselmauspfad". Die vor mir Laufenden trippeln sich hoch, ich gehe da lieber zackig, das kostet weniger Kraft. Plötzlich sitzt der Rote vor mir auf dem Weg. Ich frage, ob er Hilfe braucht. Er verneint, bedankt sich. Später im Ziel erfahre ich, dass er gestolpert war, das blutige Knie bezeugt es.
Die Haselmaus kostet Kraft und Tempo. Wenn ich mir vorstelle, dass nach uns noch der Hauptlauf an seinem km 20 hier als kleine Dreingabe diese Steigung vor sich hat, leide ich im Voraus ein wenig für diese Läufer mit...



Gottseidank ist damit für mich das Schlimmste erledigt. Auf dem folgenden flachen Abschnitt komme ich wieder etwas zu Atem.
Aber nur kurz, denn da vor mir taucht eine Läuferin auf, silbergraues Haar, in blau und regenbogenfarbigen Shorts, die könnte Konkurrenz meiner AK sein.... Mh, lässt sich da was machen...? Denn ich habe mich ja langsam aber stetig von hinten genähert. Mal sehen, was geht, ich hänge mich dran. Doch als wenn sie es spürte, die Distanz schrumpft nun nur noch im Millimeterbereich. Aber jetzt geht es bergab - heißafiderallala! 
Ich setze auf mein Bergabtempo, das kann ich ja, sie aber auch.


 
So laufen wir als Duo auf ein etwas jüngeres Läuferpaar auf und dann auch vorbei. Ich fühle mich erstaunlich gut, hier 3 km vor dem Ziel. Also lasse ich die Beine fliegen, sehe sogar kurz 4'er Zeiten auf meiner Laufuhr, schaue aber ansonsten lieber auf den Weg, denn im Wald ist es teils wurzelig, teils steinig oder sandig und stolpergefährlich.


Am Fuß der Halde lässt die Dame in blau nach. Am Verpflegungspunkt bei km 8 scheint sie zu stoppen. Ich hatte zwar auch ein paar Schlucke Wasser in Betracht gezogen. Entscheide nun aber spontan um und renne vorbei. Hoffentlich muss ich das nicht später bezahlen.
Jedenfalls laufe ich ab nun allein.
Bis auf meine persönliche Radbegleitung, denn Chris erwartet mich hier, so können wir die letzten knapp 2 km im Flachen gemeinsam zurücklegen.


Ich laufe inzwischen am Anschlag, versuche innerlich den Knopf zu finden, den ich drücken kann, damit ich dieses letzte sich elend hinziehende Stück flott genug hinbekomme. Umgucken mag ich mich nicht, frage Chris, was da hinter mir ist. "Zwei". Aha, das muss das jüngere Paar sein, gegen die laufe ich nicht. Und die Dame in blau? "Weiter dahinter". Das klingt nicht schlecht!
So bleibe ich informiert, dass ich etwa 100 m Vorsprung habe. Das tut gut und nimmt mir ein wenig Druck! Kurz vor dem Ziel folgt eine kleine Brücke mit Anstieg. Ich erlaube mir ein paar Gehmeter, zum Luft holen.


Denn nun ist das Ziel in Sichtweite, die letzten 200 m, ich gebe nochmal Gas und finishe nach 59:03 Minuten. AK gewonnen und 14. von 31 Frauen ist auch nicht so schlecht.



Herrlich, geschafft. Die Dame in blau kommt 35 Sekunden nach mir ins Ziel, und es ist zum Lachen, sie ist jünger, W 60! Na da hätte ich mich gar nicht so anstrengen müssen! 😁
Aber egal, irgendwie hat das gut getan, sich mal wieder so richtig auszupowern. Meine Daten zeigen sogar einen negativen Split, nun ja, da haben die Bergabpassagen ein wenig geholfen, aber dennoch. 😀 Das ist Motivation für weitere Erlebnisse.
Meine AK besteht nur aus 2 Damen, wie auch sonst die älteren AKs leider dünn besetzt sind. Es gibt eine Urkunde und ein Eau de Cologne als Präsent.


Später werden auch Oliver und Heidrun hochzufrieden einlaufen. Mike und Sven haben ihre Premiere auf der Sophienhöhe erfolgreich absolviert.
Eine immer wieder schöne Veranstaltung eines sehr engagierten Vereins, da kommt man gerne wieder!

Sonntag, 24. August 2025

Parallele Kantenkunst

Der lange Sonntagslauf schloss sich an das letzte Wochenende an. Wieder ging es zum ehemaligem, heute rekultiviertem Tagebaugelände. Diesmal mit einer läuferischen Erweiterungskomponente. Erneut erstaunlich, dass der Wald schon so "alt" wirkt.

Und - Überraschung, Kunst mitten im Grünen!




Der ehemals orangefarbene Baukörper plötzlich am Wegesrand wirkt schon recht seltsam. Wenn man den Hintergrund nicht kennt, fragt man sich zu recht, was das denn soll? Denn wenn man die Plattform betritt, sieht man nichts als Bäume...


Daher hier ein Bild vom Rand des Tagebaus Hambach, der an mehreren Stellen ebenfalls mit Kunst in orange verziert ist. Dann erschließt sich die Parallele. Sieht aus wie eine Rolltreppe, aber ohne sich bewegende Stufen, eine Nicht-Rolletreppe quasi:

Begibt man sich nach oben, sieht man abgesehen von Schmierereien an den Wänden allerdings -noch- das hier: 

Bild von 2016
Wenn ich die Laufaufzeichnung zusammen mit Google Maps richtig interpretiere, konnte man wohl an dieser Stelle, an der heute Wald steht, früher in den alten Tagebau Fortuna-Garsdorf schauen. So jedenfalls meine Vermutung.

Ob gleich nahebei eine kleine Sitzgruppe durch ihren Erhaltungszustand Waldesalter vorgaukeln will?


Jedenfalls ist hier  Wendepunkt für Heidrun und mich. Chris wäre theoretisch auch dabeigewesen, musste aber aus Piriformisgründen schon nach 5,4 km abbrechen. 😖 Für den Damenanteil unserer heutigen Trainingstruppe kamen gute17 km und 180 Höhenmeter zusammen.

Auch in anderer Hinsicht schloss ich im Lauf der Woche an letzten Sonntag an. Beim Konzert war uns ja kein Sonnenuntergang vergönnt. Nachdem ich unter der Woche schon tagsüber einmal eine Trainingsrunde zum Aussichtspunkt gelegt hatte (macht hin und zurück 14 km) versprach Petrus für den Abend mehr Action. 

Also später nochmals auf dorthin, zur rechten Einstimmung mit "Smoke on the Water" aus den Autolautsprechern klingend. Im Gegensatz zum eher rummeligen Nachmittag, war fast ehrfürchtige Stille eingekehrt. Kräftiger Wind rauschte um die Ohren. Kein Kindergeschrei vom Spielplatz, das Restaurant geschlossen. Nur einzelne andere Kenner hatten sich zum Schauspiel eingefunden.

Das Wetter war perfekt, klare Sicht. Gern hüllt sich sonst das hintere Ende des Tagebaus in Dunst. Doch diesmal modellierte die Sonne mit ihrem Licht-und-Schatten-Spiel richtiggehend die ihr gegenüberliegende Abbaukante. Fast schon romantisch.


















Montag, 18. August 2025

Zweierlei Tagebau

Der Laufsonntag war Tagebau-geprägt.

Zuerst ging es ans Höhenmetersammeln. Auf einem mir bis dato unbekannten Gelände, gleich hinter dem Dorf, in dem ich aufwuchs. Klingt schräg, ist aber einfach erklärbar. In meiner Kindheit lag gleich dort der Tagebau Fortuna, ein Loch von 360 m Tiefe und 22 km² Ausdehnung. Weswegen meine Welt da quasi zu Ende war. Schon nur auf den Absperrdamm zu klettern und einen Blick hinein in die Tiefe zu werfen, war eine verbotene Expedition. Seither gingen Jahrzehnte ins Land, die Kohle ist abgebaut, der Tagebau verfüllt und das Areal neu gestaltet. Obwohl es nur 15 Autominuten entfernt ist, gab es bislang nie einen Grund, mir das anzusehen. Bis jetzt, als Heidrun vorschlug, dort auf einer 2,5-km-Runde zu laufen um so immer wieder in den Genuss von Auf und Ab zu kommen.

Ich war positiv überrascht beim Neu-Entdecken meiner alten Heimat. Wenn man den Hintergrund nicht kennt, erscheinen Wald und Feld wie immer schon dagewesen. Zudem erfreuen Schatten und Aussicht. Auf 4 Runden plus einer ergänzenden Variation sammelten wir 160 Höhenmeter auf 13,4 km.





Am späten Nachmittag stand Kontrast auf dem Programm. Wir begaben uns zum Rand des Tagebaus Hambach, in dem aktuell noch Kohle abgebaut wird. Er ist ungefähr doppelt so groß und ein wenig tiefer als der alte Tagebau Fortuna.

Erst neulich führte mich ein Lauf zum Aussichtspunkt. Immer wieder zugleich imposant und erschreckend, dieser Anblick:




Doch diesmal sollte es nicht um die Aussicht gehen, bzw. nur in zweiter Linie. Die Stadt Elsdorf, der dieser Teil der Abbaukante gehört, machte vor 6 Jahren aus der Corona-Not und der speziellen geografischen Lage eine Tugend. Seither finden immer in den Sommerferien Konzerte statt nach dem Motto "Musik mit Aussicht". Die Bühne steht mit dem Rücken unmittelbar zum Tagebau, so dass das Publikum zugleich Musiker und Landschaft im Blick hat, bei Wetterglück gekrönt von einem Sonnenuntergang dahinter.
Letzterer wurde uns leider nicht zuteil. Es war bewölkt, aber immerhin trocken.

Auf dem Programm stand "Smoke on the Stairway - Der große Covergipfel"

Musikliebhaber ahnten, was geboten wurde. Und genau so kam es. Auf einer Reise zurück durch die letzten Jahrzehnte wurden die großen Songs von Led Zeppelin, Deep Purple, Joe Cocker, Santana, Fleetwood Mac, Bap & Co am laufenden Band für fast 3 Stunden non-stop zelebriert. Eine engagierte Band und wechselnde Sängerinnen und Sängern begeisterten das Publikum. 
Viele Besucher hatten diese Zeiten noch selber miterlebt. Stimmlich und instrumental stand man auf der Bühne den Originalen in nichts nach. Und wenn dann "Joe Cocker" altbekannt wackelnd und krächzend am Mikrofon agiert, oder der Cover-Sänger bei Led Zeppelin und Deep Purple treffsicher und lautstark die höchsten Töne anstimmt, kann man nur in Verzückung geraten. Das eher ältere Publikum stürmte zwar nicht kreischend die Bühne, Contenance und/oder kleine Zipperlein mochten diese Optionen einschränken. Doch still saß keiner, und sei es, dass Kopf und Füße rhythmisch mitwippten. 

Wir waren begeistert. Und verärgert - darüber, dass wir erst jetzt auf diese tolle Konzertreihe aufmerksam wurden. Nun müssen wir uns bis zur Neuauflage 2026 gedulden...