Samstag, 26. Juli 2014

Nürburgringlauf 2014

 Zu unserer dritten Teilnahme am Lauf durch die "grüne Hölle" erwartet uns eine eigenartige Wetterstimmung, Hochnebel, der gelegentlich blauen Himmel freigibt und ansonsten die schon morgens kräftige Sonne mit einem Schleier versieht. Und einen Stau gabs auch zu früher Stunde auf der Zufahrt zu den Parkplätzen. So greifen wir ein wenig in die Trickkiste und mein eidgenössicher Ehemann und ich springen schon wettkampfmäßig gekleidet auf der Straße aus dem stehenden Auto, um uns um die Startnummern zu kümmern, während Heidrun das Auto parkt und wir ihre Startnummer mit abholen.
Daher kommen wir recht knapp erst 15 Minuten vor dem Start im Startfeld an, aber Hauptsache, alles ist gutgegangen.
Ich hatte mich für sehr luftige Kleidung entschieden, weswegen ich bis zum Start ein wenig frösteln muss.
Aber es wird eines meiner Lieblingslieder gespielt, "36 Grad"/Zweiraumwohnung, ja da MUSS einem doch warm werden! Eine perfekte Einstimmung in einen schönen Lauf und das uns bevorstehende Wetter
 :-)

Welch ein Unterschied zum regnerischen Beginn bei der 2013'er Auflage! Rasch noch ein Foto und auf geht es auf den Ring! Neuerung in diesem Jahr: Der Start- und Zielbogen steht wieder genau über den Zeitmessmatten, back to the roots also.
Gleich nach dem Start merke ich, welchen Fehler ich begangen habe: Noch 3 Tage zuvor ließ ich die Batterie meiner Laufuhr wechseln. Vergaß aber, sie danach nochmals zu checken, so dass ich nun Vorlieb nehmen muss mit den Einstellungen, die die Uhr nun hat: Sie zeigt mir Puls und Kalorienverbrauch an. Letzteres ist zwar nett zu wissen, aber das aktuelle Tempo wäre mir lieber gewesen. Zu spät, aber auch egal. Ich orientiere mich am jeweiligen Puls, auf Bestzeitjagd wollte ich ohnehin nicht gehen. Und so kann ich auch das Körpergefühl ein wenig trainieren.

Wie immer haben direkt neben dem Asphaltband die Radfahrer ihre Lager aufgeschlagen, die nach den Läufern ihre Rennen fahren werden. Und auch hier ist entspannte Stimmung. Alle ahnen den wunderschönen Sommertag, der bevorsteht, und feuern die Läuferschar an.
Diverse Frühstücksdüfte inklusive erster Grillschwaden umwehen unsere Nasen.
Ein Vater ist sogar mit Babyjogger unterwegs, und das auf den bevorstehenden rd. 500 Höhenmetern.



Immer wieder ziehen Nebelfelder heran.








Und immer wieder ergeben sich spezielle Stimmungen.
Ich bin rasch froh über meine leichte Kleidung. Nur anfangs kommen noch ein paar kühle Böen an, aber danach tut jede Kühlung gut.







Die Läufer schwenken ein auf die Nordschleife, die dem Ring den "Höllen"-Namen bescherte.

Doch heute wirkt er nicht gefährlich, sondern eher mystisch. Noch wird munter geplaudert. Kein Problem, denn abgesehen von einigen wenigen kurzen Steigungen geht es abwärts.





Ein wackerer Wikinger unterwegs. Sein Höschen hatte übrigens Leopardenmuster - kommt auf dem Bild nicht so rüber .











Bald schon nähern wir uns dem tiefsten Punkt der Strecke bei Adenau. Auch hier Idylle um uns herum, doch vor wenigen Wochen zum 24-Stunden-Rennen sah es anders aus. Der Hang (Optischer Orientierungspunkt: Das rote Dixiklo) war dicht bevölkert und enthusiastische Motorsportfans erfreuten sich an den röhrenden Motoren:











Und wo dann die Autos den Berg hinaufschossen,
quälen sich jetzt die Läufer eher mühsam den steilsten Abschnitt empor:






Dafür können wir aber heute viel mehr Natur genießen, und vor allen Dinge Ruhe. Denn ab der Steigung verstummen die Gespräche. Hier beginnt ein längerer Bergaufabschnitt bis zur Hohen Acht.







Und ausgerechnet, wo man Labsal benötigt, findet sich ein solch leerer Verpflegungsstand.
Da ist wohl Dextro die Energie ausgegangen...

Mein Mann hatte hier noch etwas abbekommen. Doch das bleibt der einzige Ausfallpunkt, ansonsten gab es reichlich Getränke für alle.




Besonders neugierig war ich auf diese Stelle.
Man sieht rechts einen massiven Drahtbau. Dort haben wir beim 24-Stunden-Rennen Freunde besucht, die liebend gern als Streckenposten arbeiten, und sich jeweils die 24 Stunden und das vorhergehende Training dort aufhalten müssen. Dies ist also das Schutzschild für die Helfer bei Rennen.
Auch eine Art, seine Freizeit und ein paar Tage Urlaub zu verbringen...







Die Aussicht vom Standort der Streckenposten war so:









Heute, gleicher Standpunkt aber direkt AUF statt neben der Strecke bietet sich jene Perspektive:


Und welcher Nationalität waren wohl die Streckenposten...?




Der Weg zur Hohen Acht erscheint mir diesmal kürzer als letztes Jahr. Ich lege einige Passagen lieber zügig gehend statt laufend zurück. Das spart wertvolle Kräfte, denn an der Hohen Acht ist die Pein noch nicht vorüber!
Zwar steht hier wieder ein munterer Mensch und ruft allen zu "Ihr habts geschafft, Ihr seid oben!" Doch als Insider weiß man, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Es geht danach ein Stück abwärts, doch dann wieder bergauf und bergab, und bergauf und bergab und bergauf.


Zudem lockert der Himmel zunehmend auf und die Sonne hat freie Bahn für ihre Strahlen. Die Temperatur liegt bei geschätzten 22 Grad, kann aber auch mehr sein.
Man sucht jeden Schatten, den man bekommen kann.
Ich erinnere mich kurz an einen Besuch zu einem Formel 1-Rennen im Sommer  2006. Damals fuhr Michael Schumacher noch im roten Flitzer. Die Eifel machte ihrem Ruf alle Ehre und ich saß zum Rennen im Juli in meiner Skijacke auf der Tribüne. Heute kann man sich das kaum vorstellen.

Am Ring ist Streckenkenntnis und -erfahrung wirklich ein immenser Vorteil. So weiß man, dass hier, bei Beginn der Döttinger Höhe langsam das Ziel naht. Doch man weiß auch, dass man immer noch nicht alle Steigungen hinter sich hat. Noch auf dem vorletzten km lauern ein paar Herausforderungen, die mit frischen Beinen kein Thema wären, aber nach 23 km in selbigen stellt sich das anders dar...
So nehme ich die rote Reklame eher süß-sauer zur Kenntnis.


Der Ring verabschiedet sich mit einem prächtigen Panorama unter blauem Himmel und der sonst gefürchtete Gegenwind spendet Kühlung.
Am letzten Wasserstand haben lustige helfende Kinder einen neuen Wettstreit kreiert: Welches Getränk nehmen die Läufer am meisten? Die "Wasserverteiler" haben eine geschickte Methode: Lauthals preisen sie ihre Wasserbecher als "Glückswasser" für die letzten km an. Ich greife dennoch lieber zu Iso, brauche noch ein wenig "Sprit" für die letzten Schritte.

Einerseits bin ich ziemlich geschafft, andererseits würde ich gern noch einfach so weiterlaufen. Der Nachteil von 10-km-Rennen ist doch eindeutig, dass sie so schnell vorbei sind und man kaum Zeit hat, die Umgebung aufzunehmen. Der Vorteil längerer Läufe ist, man hat mehr davon.
Auch wenns nachher weh tut.

Ich erreiche das Ziel in einer prima 2:37'er Zeit. Meine PB am Ring war 2:35 in 2012 bei kühlerem Wetter und mit dem Willen, voll auf Zeit zu laufen. Ich bin also hoch zufrieden, genauso wie mein Mann, der eine 2:12'er Zeit läuft. Seine Blasen vom letzten Sonntag sind deutlich besser und seine heute erstmals ausgeführten neuen Adidas Boost gefallen ihm sehr.

Habe ich beim ersten Lauf auf dem Ring noch arg geflucht, glaube ich nun doch, dass er mein Freund wird. Nächstes Jahr auf ein Neues, wir freuen uns schon!
Mein Zieleinlauf wird begleitet von diesem Musiktitel. (Die älteren kennen noch den Film dazu...)
Wow, what a feeling!

17-22 Grad, 24,4 km, 2:37:35, (6:27 Min/km), Puls 149. 
15. der AK

23 Kommentare:

  1. Hallo Elke
    Danke für deine spannende und wunderbar bebilderte Lauf Reportage vom Nürburgring - auch wenn ich mich nun definitiv zu der älteren Generation zählen muss ;-) "Flashdance" war mein erster Kinofilm!
    "What a feeling" muss es für euch gewesen sein, innerhalb einer Woche das zweite "höllische"-Abenteuer zu bestehen! Ihr seid ja verrückt (besonders dein eidgenössischer Ehemann ;-)! Aber die Liebe zum Motorsport könnt ihr nicht verheimlichen - lustig die Vergleichs-Aufnamen von Auto- und Läufer-Rennen - da ist es nicht verwunderlich, dass ihr unbedingt am Ring dabei sein wolltet.
    Herzliche Gratulation zum eisernen Durchhaltevermögen und den tollen Zeiten!
    Und nun gute Erholung ;-)
    Liebe Grüsse
    Marianne

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    1. Liebe Marianne,
      vielen Dank! Aber sooo verrückt sind wir doch auch wieder nicht. Wir "älteren" setzen halt einfach bewusst Schwerpunkte in unserer Freizeit ;-). Genau das ist ja der besondere Reiz des Rings, dort einen sehr schönen Landschaftslauf zu erleben, wo sonst die PS-Monster herumdonnern. Und es war dieses Jahr wieder ein Erlebnis. Wie schön, dass wir recht nah dran wohnen.
      Ja, nun Erholung, haben schon gestern damit begonnen!
      Und ab nächste Woche kommt noch Urlaub dazu :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Herzlichen Glückwunsch zu einem feinen Lauf, liebe Elke! Tolle Musik-Umrahmung des Laufs, die Beine macht und dir zu einer tollen Zeit verholfen hat. Wenn es in der Eifel nur halb so schwül war wie im Moseltal, kann man die Leistung gar nicht hoch genug einschätzen. Aber jetzt ist erst einmal ein wenig Erholung angesagt nach den zwei "Wettkämpfen" binnen einer Woche, oder?

    Liebe Grüße,
    Anne

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    1. Liebe Anne,
      danke Dir. Es war schwül, aber im Gegensatz zum Kölner Umland war wenigstens noch ein wenig erfrischender Wind dabei. Die Musik gibts übrigens nur an Start und Ziel, ansonsten nur Vogelzwitschern.
      Klar, jetzt Erholung!
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    wow, was für eine tolle Spätsommer-/Herbststimmung! Zum laufen sicher besser, als Sonne pur die ganze Strecke...
    Deine Vergleichsbilder gefallen mir besonders gut - ich finde den Ring mit Läufern allerdings weitaus sympathischer! :D Und... Irene Cara... ahhhh so schön! ;)
    Gratuliere zu dem tollen Lauf!

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    1. Liebe Doris,
      danke Dir! Ja, die Wetterstimmung war speziell. Ich fand unseren Lauf auch schöner als unseren Besuch kürzlich zum Rennen. Schon allein der Alkoholpegel bei den Zuschauern war teils ... unschön.
      Gell, wir kennen noch die Frisuren und und Klamotten aus dem Video/Film ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. WoW. Was für ein toller Bericht, liebe Elke.
    Ich bewundere Dich mit Deinen Körnern die Du haben musst um so kurz nach dem Ultrading dies hier zu finishen.
    Danke für die tolle Lauf Reportage mit tollen Bildern vom Nürburgring - für mich Nordlicht spannend, vor alle die (gefühlt mitgelaufenen) Höhenmeter.
    Herzlichen Glückwunsch und vergess das regenerieren nicht^^

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    1. Liebe Birki,
      naja, das war ja für mich letzten Sonntag nur ein "1/3-Ultra". Und beim Ring half mir die Streckenkenntnis und die Erfahrung, besser an einigen Stellen zu gehen. Doch entgehen lassen wollte ich mir den nicht.
      Klar, jetzt regenerieren ;-)
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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  5. Da scheint ja bei Dir neben dem Laufen tatsächlich ein ernsthaftes Motorsportinteresse zu sein.

    Ich bin erst einmal am Nürburgring gewesen. Da zog ein einsamer DTM-190iger Mercedes (es ist also schon lange her) seine Trainingsrunden, trotzdem war der Krach der Karre so invernalisch, dass ich mir ein Rennen mit Dutzenden dieser Kisten einfach nicht vorstellen kann.

    Ein fixes Runden bist Du gelaufen! Gratuliere! Schön auch, dass Dein Mann tatsächlich schon wieder laufen konnte.

    Wie siehts eigentlich mit dem Moormarathon (HM) aus? Habt Ihr den noch in Planung?

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      mich interessiert es schon ein wenig, und wenn man in Kerpen wohnt, waren einige Jahre sehr geprägt davon. Mein Mann hat das sogar früher aktiv betrieben. Stimmt, der Krach ist die Hölle. Als wir am Streckenposten waren, kaum auszuhalten.
      Die Moorhexen (HM) habe ich nach wie vor im Auge. Würde das denn bei Dir passen?
      PS: Vermute, Du hattest wieder K(r)ampf mit Blogger? Habe den doppelten Kommentar gelöscht.
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Ich halte den Moormarathon locker auf dem Schirm, da ich weiß immer noch nicht genau weiß, von wann bis wann wir in Holland sind.

      Ja, ich habe gestern plötzlich doppelt gesehen, irgendwie wollte das wieder nicht so wie ich wollte :-D

      Bei der Gelegenheit korrigiere ich auch mal eben das "Infernalisch" .Streiche V, setze F. ohje ;-)))

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  6. Liebe Elke, das ist ein wahrhaft schöner Bericht untermalt mit schönen Bildern. 24km nach der Tour im Grüngürtel ist wahrlich ne irre Leistung und die Zeit bei den Höhenmetern super, find ich. Zu Fuß über dne Nürburgring würd mich ja auch schon reizen. Mal schauen, ob mein Körper mir die Streckenlänge irgendwann mal zulässt... dann komm ich auch.

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    1. Liebe Anja,
      danke Dir! Es gibt am Ring auch einen 5'er und einen 10'er über den Grand Prix Kurs (das ist der Teil, auf dem die Formel 1 fährt), das könnte vielleicht was für Dich sein? Hat auch weniger Höhenmeter.
      Nun waren Deine beiden Kommentare da, habe einen, da ja doppelt, gelöscht.
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Uii, am Nürburgring zu laufen muss wirklich sehr anstrengend, aber auch sehr schön sein. Ich beneide dich! :)

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    1. Genau getroffen Markus. Vielleicht läufst Du eines Tages auch mal mit?
      Liebe Grüße
      Elke

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  8. Hallo Elke,toller Bericht.Ich liege auf dem Sofa und kann den Lauf nochmal machen und genießen.
    LG Heidrun

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    1. Hallo Heidrun,
      danke. Ja, vom Sofa aus läuft es sich ja auch bedeutend leichter ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  9. Ganz toll Elke! Danke für den schönen Bericht und herzlichen Glückwunsch zum Finish!
    Viele Grüße, Claudi

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    1. Liebe Claudi,
      danke Dir und liebe Grüße zurück!
      Elke

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  10. Sehr schön geschrieben udn illustriert, liebe Elke. Ich habe in diesem Jahr auf den Ring verzichtet. War irgendwie nach drei Teilnahmenin Folge nicht mehr auf dem Schirm. Das liegt bestimmt an den beginnenden Sommerferien.

    Die Stimmung auf der Nordschleife ist immer eine Besondere. Auch diesmal. Herzlichen Glückwunsch zu diesem tollen Lauf, auch wenn es manchmal etwas hart war. Aber auch das ist der Ring immer. Bergauf, bergab - und immer auf Asphalt.

    Liebe Grüße
    Rainer

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    1. Hallo Rainer,
      danke! Wenn Du dort schon unterwegs warst, kannst Du es ja bestens nachfühlen. Ja, es ist hart da in der Eifel, aber es macht auch Spaß :-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  11. Da ich für Motorsport überhaupt kein Interesse habe, und wenn, dann, nur die paar Bilder aus den Nachrichten kenne, wusste ich gar nicht, dass es um eine Rennstrecke so viel schöne Landschaft gibt. Vielen Dank für das Füllen meiner Bildungslücke durch Deinen schönen Bericht! Und Glückwunsch zur tollen Zeit ohne Bestzeitambitionen.

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    1. Doch, der Nürburgring ist in Wahrheit ein wunderbarer Landschaftslauf, völlig unterschätzt als Laufterrain.
      Danke Dir und liebe Grüße
      Elke

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