Ich nehme mir vor, genau westwärts zu laufen, soweit es geht, also maximal die Hälfte der Strecke.
Frisch trabe ich los, auf dem Radwanderweg entlang der Bahnstrecke Köln-Aachen und mit der A4 (neu) in noch hörbarer Entfernung.
Neulich hatte ich einen neuen Radweg durchs Feld erspät, den ich heute erlaufen will.
Klappt nur teilweise, denn er wurde entgegen der Eintragung in der Radwanderkarte Opfer einer Kiesgrube. Also muss ich ein Stück Landstraße ohne Radweg laufen, blöd.
Ein Zwischenziel ist eine tagebaubedingt inzwischen gesperrte Straße. Ich bin neugierig, wie es hier so aussieht.
Einsam jedenfalls. Und unter emsiger Beschallung der vereinten Vogelwelt. Dazu das frische Grün, herrlich.
Neben der Straße und hinter dem verkommenen Radweg hat sich ein sumpfiges Biotop gebildet.
Fast schon malerisch.
Doch halt, was sitzen denn da für Vögel mitten drin auf einem Baumstumpf?
Das maximal Mögliche mit Zoom, denn die beiden Gefiederten werden sofort nervös. Es scheinen mir Nilgänse zu sein.
Ich will sie nicht länger stören und setze meinen Weg fort.
Dieses Waldstück ist nicht ohne, denn hier sind Braunkohlegegner aktiv. Immer wieder gibt es Schlagzeilen über Polizeieinsätze, Beispiel hier.
Die Gegner ketten sich an Bäume, graben Höhlensysteme, schweißen sich an Kohlebahngleise. In letzter Zeit beklagen Gegner und Polizei gegenseitig steigende Aggressionen.
Bald gelange ich an Reste einer Brandbarrikade über die Straße. Eigentlich wollte ich noch ein Stück weiter, dort wo die Straße ganz zu Ende ist, doch hier wird mir ein wenig zu mulmig.
Nicht dass ich noch der Staatsmacht als vermeintliche Protestlerin in die Finger falle!
Also zurück durch den friedlichen Wald.
Leider ist an den Landstraßen hier nichts mit Radwegen, da macht laufen dann auch keine Freude.
So suche ich mir meine Route über Feldwege nach Himmelsrichtung.
Belohnt werde ich von wiederum duftendem Raps, von Ferne grüßt die Sophienhöhe.
Es läuft locker und leicht, ein wunderbares Laufgefühl!
Etwa zur Hälfte gelange ich nach Buir. Ich entere den riesigen Aussichtshügel von westlicher Seite. Nun ja, Verpackung ist alles. In Wahrheit ist es ein Lärmschutzwall, denn gleich daneben verlaufen 4 Bahngleise, die 6-spurige A4 und noch 2 Kohlebahngleise.
Ausblick von oben.
Ich spüre einen Kiesel im Schuh, halte kurz an, Schuh umgedreht, ausgeklopft, angezogen.
Nach 20 m spüre ich einen Kiesel im Schuh, halte kurz an, Schuh umgedreht, ausgeklopft, angezogen.
Nach wenigen Schritten spüre ich immer noch Kiesel im Schuh, halte kurz an, Schuh umgedreht, ausgeklopft, angezogen.
Im ernst, genau so. Wenn das einer mitbekommen hätte, muss der mich ja für blöde halten...
Oben auf dem Wall ein Kunstwerk aus Keramikplatten...
... und ein Gipfelkreuz.
Das finde ich jetzt aber etwas inflationär. Für etwa 10 m, na gut, ich will großzügig sein, lassen wir es 15 m Höhe sein, ein Gip-fel-kreuz zu setzen...
Ab hier freue ich mich eigentlich auf Rückenwind. Jedenfalls war der "leichte Wind aus westlichen Richtungen" bisher mein Begleiter von vorne.
Aber zu meinem größten Erstaunen habe ich in genau der Gegenrichtung - Gegenwind! Wir geht das denn?! Aber ist mir auch egal heute, ich habe ja erneut Schneckenschnittvorgabe (7:54 Min/km), die ich am Ende mal wieder total unterboten haben werde.
Die km 23 - 26 fallen mir dann doch etwas schwerer. Die Leichtigkeit des Anfangs scheint verflogen. Nach kurzem Verpflegungsstopp geht es wieder ganz gut weiter und die letzten km laufen dann in Relation zu der langen Strecke sogar verhältnismäßig gut. Ich spüre, dass das Training seine Wirkung zeigt. Zufrieden komme ich zu Hause an.
Laufen ist schön.
17°, 32 km, 3:41:44, (6:55 Min/km), HF 133
Ah wenn doch alle letzten langen Trainingsläufe so liefen. Schönes Wetter, leicht (grösstenteils), abenteuerlich, unterhaltsam und mit 'Gipfel'erstürmung. Nur Landstrasse ohne Radweg ist doof, aber auch die bist du umgangen. Auf zum Tapern!
AntwortenLöschenLiebe Roni,
Löschengenau das dachte ich auch. Es müsste immer so locker laufen.
Nun ja, bis zum Tapern ist noch etwas hin, u.a. einen 30'er muss ich noch. Mein Plan baut eher langsam ab gegen Ende.
Liebe Grüße
Elke
Na, wenn die letzten beiden kurzen Sätze nicht ein perfektes Fazit sind, liebe Elke.
AntwortenLöschenGut auch, dass Du der Polizei nicht entkommen mußtest und auch nicht gleich von einem Tagebaugegner an einen Baum gekettet wurdest.
Kleiner Hinweis zu Deinen nächsten Läufen: Der Berlin-Marathon ist erst zwei Tage später ;-)
Liebe Grüße
Volker
Lieber Volker,
Löschenan einen Baum ketten lassen - so weit kommt es noch! Da renn' ich doch lieber weg. Ja, laufen ist schön, wenn es läuft ;-)
Danke für den Hinweis aufs Berlin-Datum! Der Irrtum kam sicher, weil ich es kaum erwarten kann!
Liebe Grüße
Elke
Wir haben hier zwar kein Gipfelkreuz, dafür ein Gipfelbuch - auf einer ehem. Mülldeponie!
AntwortenLöschenEin Gipfelbuch auf einer Mülldeponie - das muss man aber nciht etwas über leere Quarkbecher und Speisereste hinklettern...? Was es nicht alles so gibt!
LöschenLiebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschender letzte Lange ist geschafft! Yeah!! :D Kam mir erst auch sehr früh vor, aber wenn du schreibst, dass noch ein 30er folgt, relativiert sich der Zeitraum des taperns.
Wilde Vögel, Revierkämpfe, in Gruben fallende Radbegleitwege... abenteuerlich ist es bei dir! Da erscheint der Gegenwind geradezu harmlos! :D
Liebe Doris,
Löschennein, das Training geht schon noch weiter. Aber mir scheint, bisher ging es mehr um Aufbau, nun geht es um Tempo, nächstes Wochenende gibt einen Halbmarathon "in echt".
Ja, langweilig ist unsere Region nicht, immer was los.Da könnte ich sogar gern mal auf den blöden Wind verzichten!
Liebe Grüße
Elke
der traurig guckende Keramikdrachen ist ja herzig - und endlich wieder Rapsblüten, der Frühling ist da!
AntwortenLöschenLiebe Lizzy,
Löschenja, ein wenig "bedröppelt" schaut der Drachen schon, vielleicht wegen der Aussicht?
Ach herrlich, diese Düfte, diese Aufbruchstimmung im Frühling!
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschender letzte ganz lange Lauf geschafft und das auch mit Leichtigkeit :-)
Bei diesem Frühling kein Wunder, da muss es doch einfach laufen.
Das Gipfelkreuz ist cool. Naja, auch wenn vielleicht etwas übertrieben, aber es ist ja nun mal ein Gipfel da in dieser flachen Gegend :-))))
Liebe Grüße
Helge
Liebe Helge,
Löschenich finde auch, der Frühling setzt so richtig neue Energien frei! Und die reichen dann auch für 32 km :-)
Aus der Sicht von Einwohnern aus Regionen mit mehr und höheren Bodenerhebungen ist so ein Gipfelchenkreuz sicher nochmal so lustig. Aber ja nun, wir hier müssen feiern, was wir haben :-)
Liebe Grüße
Elke