Sonntag, 21. Juni 2020

Zwischen Ödnis und Idyll

Bei höheren Temperaturen habe ich die Wahl:
laufen und schwitzen,
früher aufstehen und laufen und weniger schwitzen,
oder ElliptiGO fahren und den kühlenden Fahrtwind genießen.
Heute klappte das frühe Aufstehen nicht und schwitzen wollte ich auch nicht bei 25°. Auf laufen hatte ich sowieso keine Lust. Aber der Gedanke an Elli weckt den Sportsgeist.
Erstmal auf nach Manheim, um mir eine Portion Lost-Places-Ödnis abzuholen.



 







Danach einen Abstecher in den Hambacher Forst. Abgesehen vom Posten mit Wachhund an der Zufahrt und einerm Security-Auto herrschen Frieden und munteres Vogelgezwitscher.


Danach ist mir nach mehr Landidyll. Ich rollere durch Buir nach Blatzheim, wo es durch einige Schattenpartien am Neffelbach entlang Richtung Kerpen geht.


In Kerpen will ich noch eine Blick auf vorgestern frisch verlegte Stolpersteine werfen. Die erste Stelle finde ich, leider die zweite nicht, hatte ich mir nicht genau genug gemerkt. Dies ist die zweite Aktion dieser Art in unserer Stadt. Obwohl nicht unumstritten, ich finde diese Form des Gedenkens gut.


Nach 2 Stunden und 36 km fahre ich zufrieden daheim vor. Und nun schön die Beine hochlegen!

19 Kommentare:

  1. Liebe Elke!
    Du hast immer viele Bilder dabei, das gefällt mir!
    Das sieht schon ein bisschen wie lost places aus - schön, wild und verlassen.
    Seid ihr eigentlich in den Regen gekommen? Sieht etwas bedrohlich aus, der Himmel.
    Solche Stolpersteine habe ich in Berlin gesehen. Ich fand das sehr passend und eine wichtige Erinnerung. Wieso sind sie umstritten?
    Geniesse deine Bein-Hochlegen und eine gute Woche!
    Liebe Grüsse aus dem nächtlichen Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      da ich ein ziemlich "optischer" Mensch bin, nehme ich meist einen Fotoapparat mit und es gibt auch immer etwas zu sehen.
      Manheim hatte einmal 1700 Einwohner und sollte abgerissen werde, weil dort Braunkohle gefördert werden soll > https://de.wikipedia.org/wiki/Manheim. Nun kommt aber der Braunkohletagebau wahrscheinlich und dann hätte man sich den Abriss und die Umsiedlung der Menschen sparen können.
      Die Steine sind auf mehreren Ebenen umstritten: Sie werden ja mitten auf dem Gehweg vor den früheren Wohnhäusern verlegt. Ganz flach, man soll ja nicht darüber stürzen, nur "optisch stolpern". Kritik ist dann, dass man sie mit Füßen treten würde. Der Künstler, der die alle verlegt, sagt aber, man muss sich ja leicht nach vorn beugen, um sie lesen zu können und verneigt sich also vor den Opfern. Manche Hausbesitzer, wo sie liegen, fühlen sich gebrandmarkt. Und in manchen Städten will man sie einfach nicht. In München z.B. wurden von der Stadt schon Steine entfernt, deshalb liegen sie dort wohl nur auf Privatgrund. Allerdings hat sich München nun für Erinnerung "auf Augenhöhe" entschieden und bringt an den Hauswänden Tafeln an. was dann aber leichter übersehen wird, vor allem, wenn die Häuser zurückversetzt von der Straße sind.
      Nein, kein Tropfen Regen, obwohl der Himmel sehr danach aussah.
      Dir auch eine gute Woche, lebe Grüße aus dem Rheinland!
      Elke

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    2. Danke dir, Elke, für die ausführliche Erklärung!
      Erstaunlich, wie viele verschiedene Ansichten und Diskussionen eine so simple Sache wie ein Stolperstein in Gang setzt.
      Umso schöner, dass du ein paar gefunden hast!
      Liebe Grüsse aus dem wolkenverhangenen Zürich!

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    3. Hach, also der Tagebau kommt "zum Erliegen" wollte ich geschrieben haben... so dass dann der Abriss keinen Sinn mehr macht.
      Ja, die Diskussionswellen schlagen an manchen Orten hoch zu den Steinen. Aber sie sind inzwischen so weit verbreitet, das zeigt doch die Wertschätzung dieser Art von Erinnerung. In der Schweiz gibt es übrigens auch einzelne. Wenn ich in Köln bin (derzeit ja kaum noch), sehe ich auch immer viele. In unserer Stadt wollte man das lange auch nicht und hat 2017 mit den ersten begonnen.
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    ich glaube, bei diesen Wahlmöglichkeiten hätte ich mich auch für Elli entschieden! ;)
    Puh, in Manheim wohnen wirklich noch immer (oder gar schon wieder) Leute? Schwer vorstellbar, aber das ist die gesamte Situation ja überhaupt.
    Da gefällt mir die Landidylle doch um einiges besser. :D
    Stolpersteine gibt es bei uns in Salzburg auch - ich finde es gut, immer wieder darauf zu stoßen und dadurch auch Denkanstöße zu bekommen. :)

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    1. Liebe Doris,
      es leben immer noch Leute dort. Ja, die müssen ein dickes Fell haben. Aber die Hoch-Phase der Abrissbagger ist ja vorüber und wenigstens wird es langsam ruhiger. Und dann wird man sehen, was dort passiert.
      Ich finde das stolpersteine-Konzept auch gut. So verbindet man die Geschehenisse mit ganz konkreten Orten, nicht so entrückt wie im Museum. Ich habe gerade mal geschaut, in Salzburg liegen ja sehr viele!
      Liebe Grüße

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  3. Liebe Elke,
    schön mal wieder ein Update von Manheim zu sehen. Da stehen ja immer noch Häuser. Und was passiert jetzt eigentlich mit dem Hambacher Forst.
    Ellie ist ja eine gute Erfindung so im Sommer und gut rum kommst du ja auch immer mit ihr.
    Ich frage mich auch warum die Stolpersteine umstritten sind. Ich habe schon von ihnen gehört und finde sie erstmal eine gute Idee, um die Erinnerung lebendig zu erhalten.
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      ja, es stehen noch ein paar allerletzte Häuser... und sogar noch bewohnte!
      Der Hambacher Forst soll nun nicht mehr angetastet werden und bleiben.
      Die Steine sind auf mehreren Ebenen umstritten: Sie werden ja mitten auf dem Gehweg vor den früheren Wohnhäusern verlegt. Ganz flach, man soll ja nicht darüber stürzen, nur "optisch stolpern". Kritik ist dann, dass man sie mit Füßen treten würde. Der Künstler, der die alle verlegt, sagt aber, man muss sich ja leicht nach vorn beugen, um sie lesen zu können und verneigt sich also vor den Opfern. Manche Hausbesitzer, wo sie liegen, fühlen sich gebrandmarkt. Und in manchen Städten will man sie einfach nicht. In München z.B. wurden von der Stadt schon Steine entfernt, deshalb liegen sie dort wohl nur auf Privatgrund. Allerdings hat sich München nun für Erinnerung "auf Augenhöhe" entschieden und bringt an den Hauswänden Tafeln an. was dann aber leichter übersehen wird, vor allem, wenn die Häuser zurückversetzt von der Straße sind. Ich finde sie eine gute Idee und ihre inzwischen sehr weite Verbreitung in ganz Europa zeigt, dass die Mehrheit der Menschen sie auch befürworten. Ich war bei der ersten Verlegung hier bei uns dabei und es waren extra Angehörige aus den USA angereist. Es war bewegend.
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Vielen Dank für die Eklärung. So ganz kann ich die Bedenken da nicht nachvollziehen, aber das sei dann so.

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  4. Liebe Elke,
    Ellie war eine gute Wahl denke ich. So gibt es auch wieder mal ein Update aus dem Lost-Place Mannheim. Faszinierend und traurig zugleich.
    Die Diskussion über Stopersteine ist irgendwie typisch deutsch. Ich finde den Ansatz echt gut, schon der Name erklärt doch eigentlich was man damit erreichen will. Das man darüber "stopert" und diese Dinge nicht in Vergessenheit geraten sollen.
    Finde ich super.
    Gegen das Vergessen, aber klar, man muss diskutieren darüber bis zum Abwinken :-|
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      tja, in Manheim wächst im wahrsten Sinne des Wortes langsam Gras drüber ;-)
      Was die Diskussionwut angeht, da bin ich ganz bei Dir. Es wird doch alles diskutiert bis es ins letzte zerfasert ist. Wenn dann nachher etwas gutes rauskommt, mag es ja noch seinen Zweck erfüllen, aber mir scheint, allzuoft wird nur um des Diskutierens willen diskutiert...
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    die meisten Manheimer werden sich im neuen Ort in ihren schicken neuen Häusern sicher sehr wohl fühlen. Ansonsten würde die letztendlich vergebliche Aufgabe der Heimat sicher noch mehr bedrücken. Genauso wie diese Diskussion über die Stolpersteine. Das München sie sogar wieder entfernt, wußte ich nicht. Ist schon ein seltsamer Menschenschlag dort unten.

    Eine schöne Elli-Tour, Du hast die richtige Alternative herausgepickt!

    Liebe Grüße
    Volker

    P.S.: Steht die Kirche in Manheim noch?

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    1. Lieber Volker,
      ich kenne leider keine Umsiedler persönlich um fragen zu können, wie sie sich am neuen Ort fühlen. Wenigstens die Sportler haben eine erstklassige Fußballanlage erhalten. Aber ein gewachsener Ort ist es nicht.
      Ich finde die Stolpersteine gut. Aber auch in unserer Stadt gab es vorher lange Diskussionen. Den Ausschlag gaben die Angehörigen, die ihr Einverständnis gaben.
      Dass München bereits verlegte Steine sogar entfernen ließ, habe ich gehört und auch nachgelesen. Das finde ich einen sehr schlimmen Akt der erneuten Auslöschung.
      Die Kirche in Manheim steht noch. soll theoretisch als letztes Gebäude erst abgerissen werden. Aber es mehren sich die Stimmen, z.B. auch vom Heimatverein, sie doch stehen zu lassen. Bei einem weiteren Dorf wurde nun offiziell der Abbruch abgebrochen. Da soll irgendeine Nutzung rein.
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,

    wir haben schon über 10 Jahre solche Stolpersteine in Darmstadt und ich finde es super gut! Ich habe schon oft davor Halt gemacht und die Namen gelesen, noch nie bin ich physisch gestolpert, sie alle waren gut verlegt worden ... und logisch ist das Stolpern im optischen Sinne gemeint! - Bei der Diskutiererei bin ich ganz bei euch und das gebrandmarkt fühlen ist auch wieder so eine Überempfindlichkeit! Da nehmen sich die aktuellen Bewohner viel zu wichtig, denn sie sind ja gar nicht gemeint! - Genauso mit der Rassismus-Diskussion, da wird auch alles zum Rassismus hochstilisiert, was auch nur im entferntesten da hinein interpretiert werden könnte.

    Das verwässert doch alles den Kern der jeweils "eigentlichen Botschaft"!

    Aber von deiner Tour hast du wieder schöne Veranschaulichungen mitgebracht! Schöne Bilder! Danke!

    So können auch wir Leser an dem Thema etwas dran bleiben ... und der Hambi bleibt hoffentlich wirklich erhalten!

    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      dann seit ihr in Darmstadt Kerpen gut voraus, hier war es lange ein Politikum. Ich finde diesen sehr direkten, örtlich fassbaren Bezug zur lokalen Geschichte sehr gut. Und hier und da kann man ja näheres zu den einzelnen Schicksalen lesen. Ich habe auch den Eindruck, dass sich in unserem Land eine Diskussions-un-kultur entwickelt hat, die fast jeden guten Ansatz zerredet und zerfasert.
      Genau, der Kern der Dinge spielt keine Rolle mehr, aber Worthülsen werden auf die Goldwaage gelegt. Neulich war im TV ein Interview mit einer jungen dunkelhäutigen (ich weiß jetzt echt nicht, ob das korrekt gesagt ist) Frau, die sich über den Begriff "schwarz" ausließ. So will sie nicht bezeichnet werden, weil schwarz ja ein total negatives Wort sei. Ok, wie nennen wir nun die Farbe der Nacht oder von Schallplatten? Ok, letztere kennen eh' zunehmend weniger Leute.
      So viele Bilder sinds ja diesmal gar nicht. Es gibt ja immer weniger zu fotografieren. Und hoffentlich bleibt wirklich der Restwald von Menschenhand unangetastet. Wobei es da zunehmend ein Wasserproblem gibt, denn an der Schnittkante verliert der Boden Wasser und RWE sieht nicht ein, dass sie wässern sollen...
      Liebe Grüße
      Elke

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    2. Liebe Elke,

      hatte dir ein paar Bemerkungen zu Schwarz geschrieben, aber sie sind nicht angekommen?! CRY

      Ich hatte nämlich einen schwarzen Freund, der hat definitiv Wert darauf gelegt, dass er Schwarzer ist. (Leider verstarb er zu früh.) Wir Weißen waren in seinen Augen die "Colered People", weil unsere "Farbwechsel" je Situation stärker zu sehen sind! LOL (Vielleicht soll man das in Zukunft über die Pigmentierung regeln???) Mein Freund hatte selbst mal eingebracht, dass er nicht so schnell Sonnenbrand bekommt und hat kein Geschrei darum gemacht, dass das rassistisch sei darüber zu reden! ... und darf ich mit meinen marokkanischen Freunden nicht über ihre Heimat reden? - Heute werde ich dann gleich als rassistisch eingestuft, weil das Reden über die Herkunft so eingeordnet wird. Ich rede doch aber auch mit einer befreundeten Kollegin über ihre Heimat Kolumbien. Ist das dann kein Rassismus, weil sie Weiße ist?

      Nur wer uns kennt, weiß auch dass wir KEINE Rassisten sind! Ich lass mir auch von niemandem einreden, dass ich in irgendeinem Ansatz auch nur ein bisschen Rassismus in mir habe!

      Komische, komische Welt!

      ... und das Bewässerungsproblem werden wir in Zukunft in vielen Situationen noch viel deutlicher zu spüren bekommen!

      Lass uns weiterhin unser Hobby genießen und über alles andere erhaben sein!

      LG Manfred

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    3. Lieber Manfred,
      habe leider keinen Kommentar von Dir gefunden... Blogger liegt gleich neben Bermuda-Dreieck... Genau, Du bringst es auf den Punkt. Die Betroffenen müssten da auch viel mehr zu Worte kommen. Und andere Worte ändern keine innere Einstellung! Ich bin ja auch mit einem Ausländer verheiratet, der noch nichtmal aus einem EU-Land kommt (hihi, wenn ich das manchmal so sage, sehe ich das Gedankenkarussell im Kopf meines Gegenübers rattern), der findet auch, dass wir uns hier manchmal zum Schänzchen diskutieren, In CH kocht übrigens gerade die Mohrenkopf-Diskussion hoch...
      Das Bewässerungsproblem, ja, demnächst haben wir alle Kakteen im Garten.
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Liebe Elke, jedes mal wenn Du ein Fotopaket aus Manheim und Umgebung mitbringst, muss ich an das tolle Buch "Picknick am Wegesrand" denken, irgendwie stelle ich mir so die "Zone" vor. Nur dass das hier Realität in der Nachbarschaft und deshalb sehr bitter ist. Immerhin bleibt der Hambi (hoffentlich) nun doch, das ist schonmal was.
    Die Stolpersteine find ich richtig gut, die teilweise schäbigen Diskussionen zeigen eigentlich nur dass sie eine Wirkung haben. Ignoranz wäre schlimmer.
    Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      naja, so viele Bilder waren es diesmal ja nicht. Wenn nicht die letzten Reste, Container und Räummaschinen dort stünden, wäre es fast idyllisch, da es ja alles sehr schnell überwächst. Das Buch kenne ich nicht, aber die Kurzbeschreibung, die ich fand, könnte in diese Richtung gehen.
      Ja, diese Diskussion um die Steine... Ansatzweise kann ich sie zwar nachvollziehen, sie entspricht aber nicht meiner Meinung. Ich finde, das, was da verbrochen wurde, kann niemals gut gemacht und erst recht nicht wegdiskutiert werden. Es ist Teil der deutschen Geschichte. Unsere Generation kann für sich in Anspruch nehmen, keine daran Schuld zu tragen. Aber gerade deswegen ist es wichtig, den ermordeten Menschen ein Gedenken zu bewahren. Genau wie Du sagst, Diskussion ist wenigstens besser als Ignoranz. Ich hoffe, hier werden noch weitere Steine folgen.
      Liebe Grüße
      Elke

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