Donnerstag, 3. September 2020

Die einen trainieren, die anderen auch

Das letzte Urlaubsdrittel führt uns nochmals zurück in die Schweiz, wo das Wetter nun allerdings auch etwas wechselhafter ist. So kühl sogar, dass unsere Vermieter schon die Heizung in Betrieb nahmen. Von dem Regen würde ich auch gern eine gute Portion nordwärts mitnehmen... aber sie wollen hier ihre saftig-grünen Wiesen weiter behalten.
Immerhin konnten wir noch einen guten Lauftag zum Abschluss genießen, erneut sollte es auf die Strecke des Jungfrau-Marathon gehen. Mein Lieblingsabschnitt entlang der Lütschine bis Lauterbrunnen.
Als Einstieg wählten wir wieder ca. Strecken-km 8,5, beim ehemaligen Militärflugplatz Interlaken, zwischen Bönigen und Wilderswil. Beim Parken wähnen wir uns kurz im falschen Film. Zwei Polizeieinheiten trainieren nur wenige Meter weiter mit vorgehaltenen Sturmgewehren die Eroberung von Gebäuden und Fahrzeugen. Vor allem ihre martialischen Kommandoschreie sind leicht verstörend. Gottseidank verzichten sie auf Schüsse.


Zwar habe ich mich über das Wetter in Lauterbrunnen, unserem Zielort, informiert und mich für 11-15 Grad gekleidet. Zumal in meiner Erinnerung die Schattenpassagen an der Lütschine immer nochmals extra kühler sind. Dummerweise habe ich nicht einkalkuliert, dass es auch lange sonnenbeschienene Abschnitte gibt und schnell ärgere ich mich über mein Langarmshirt. 
Kurz vor Wilderswil überholt uns locker ein jüngerer Läufer. Chris erkennt, dass er eine Supporter Run-Startnummer trägt. Nun ja, der Start dieses Laufs liegt ca. 9 km weiter oben. So was nenne ich mal konsequentes Einlaufen. Zumal er in Wilderswil die Originalstrecke entweder verpasst oder verlässt und uns später nochmals überholt.
Wir dieseln dagegen eher gemütlich nach Gsteigwiler hoch.


Die Luft ist herrlich, nur wenige Wanderer und Radler sind unterwegs.



In Zweilütschinen bremst uns die BOB (Berner Oberland-Bahn) herzhaft aus. Die Schranke ist geschlossen, da gerade die Züge aus Lauterbrunnen und Grindelwald aneinander gekoppelt werden, um danach als doppelt langer Lindwurm nach Interlaken zu fahren. Endlich setzt sich die Zugkomposition (ein Wort, das mir immer nur hier begegnet) in Bewegung. 
Da könnte man jetzt die Schranken öffnen...
Oder auch nicht.
Wir warten weiter.
Da kommt aus Interlaken der Gegenzug, der nun seinerseits hier in zwei Einzelzüge getrennt wird. Das will natürlich sorgfältig erledigt sein.
Die Schranke bleibt zu.
Und dann fährt erst der Zug nach Lauterbrunnen los. Dann rollt der nach Grindelwald los.
Die Gleise sind nun leer.
Da könnte man jetzt die Schranken öffnen...
Oder auch nicht.
An der gegenüberliegenden Schranke wartet ein Gabelstaplerfahrer, der auf dem Gelände anscheinend seiner Tätigkeit nachgeht. Man merkt ihm an, auch ihm reichts. Erstes Hupen. Zweites Hupen.
Mir scheint, er nutzt ein Handy. Endlich, nach ca. 10 Minuten heben sich die Schranken. Endlich können wir weiter und nun folgen auch die Waldpassagen, die dann doch meine Kleidung für mich stimmig machen. Weiter geht es an der kräftig sprudelnden Lütschine entlang Richtung Lauterbrunnen.





Für mich ist an Strecken-km 19 mein Wendepunkt erreicht. Damit komme ich schlussendlich auf 21 km. Chris gönnt sich noch die Runde im hinteren Lauterbrunnental und hat später 28 km auf der Uhr.
Auf dem Rückweg bin ich dann doch durchgängig froh über wärmende Kleidung. Es ist ein kräftig drehender kühler Wind aufgekommen. Doch da es munter abwärts geht, vermag er nicht groß zu bremsen.




Auf dem Rückweg kann ich noch zwei typische Bewohner der Berge ablichten. So oft ich hier bin, noch nie habe ich einen lebendigen Steinbock gesehen und ein Murmeli nur aus weiter Ferne. Nun denn, dann müssen halt so lange diese Stellvertreter herhalten.


Als ich nach 21 km und 380 Höhenmeter wieder am Auto ankomme, trainiert die Polizei immer noch intensiv ihre Taktikmanöver. Dabei nutzen sie teils auch den Wanderweg an dieser Stelle. Da ich auf Chris warten muss, kann ich erstaunte, irritierte und teils auch erschrockene Blicke der ahnungslosen Wanderer und Radler beobachten. In so ein Training gerät man auch nicht alle Tage.

10 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    hättest du dich nicht als Polizeianwärterin ausgeben und mittrainieren können, wenigstens solange bis Chris auch zurück ist? - Aber martialisch ist wohl ein gutes Wort in der Umschreibung ... ich hätte mich vielleicht auch erschreckt!

    Danke fürs Mitnehmen auf die Strecke, die zumindest, was das "Umfeld" angeht, sehr schön ist ... und vielen Dank für die vielen tollen Bilder, die du ja wie John Wayne aus der Hüfte schießt!

    App-falleimer:
    - fallen die Apps dort rein, wenn man in die Nähe kommt? - oder
    - kann man die überflüssigen Apps dort entsorgen? - oder
    - ist der Eimer eine Falle für Apps? - oder
    - fällt der Eimer, wenn man mit Handys in die Nähe kommt, die zu viele
    Apps drauf haben? - (Oder alles zusammen?)

    So, jetzt hoffe ich, dass ihr euch nachhaltig erholen konntet und den Erholungswert nicht gleich und zu schnell wieder verprasst!

    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      bei den anderen Mittrainieren - nun ja, ich hatte meine schusssichere Weste gerade nicht dabei ;-) Aber es war schon schräg, wenn man aus ca. 20 m Entfernung in ein gutes Dutzend Gewehrmündungen schaut, nur weil der imaginiäre Feind wohl etwa auf unserem Parkplatz lauerte...
      Ach, diese Strecke ist einfach nur wunderbar und Bilder schießen sich da von ganz allein, hinter jeder Kurve ein neues tolles Motiv.
      Hihi, ja, der App-falleimer :-) Ob es da etwa eine App zur Benutzung desselben gibt...? Wir wissen es nicht.
      Und natürlich bemühen wir uns, die Erholung nachhaltig zu konservieren!
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,

    "Für mich ist an Strecken-km 19 mein Wendepunkt erreicht", da dachte ich im ersten Moment, Du wärst mal eben locker 38 km durch die Berge getrabt :-D Aber 21 km sind in dem Gelände ja schon ne echte Hausnummer!

    Ansonsten würde ich sagen gibt es schlimmeres als strammen Polizisten beim Training zuzuschauen ;-)

    Die wunderschönen Bilder vermitteln noch einmal eindrucksvoll wie bergig es dort ist, Wahnsinn!

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      nee, 38 km mache ich nicht mal eben locker. Die 21 km sind da eher meine Sache. Und die Steigung lief sich sogar halbwegs erträglich :-)
      Ach, diese Gegend ist einfach nur toll, zumal, wenn das Wetter mitspielt. Ich könnte schon wieder hin... aber nun ist erstmal Entzug angesagt :-(
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    wow, seid ihr fleißig! :)
    Deine Bilder legen nahe, dass du Chris immer auf den Fersen warst! Da hatte er wohl keine Chance zu "entkommen". ;)
    Die Bahn wollte euch doch nur eine kleine Verschnaufpause zukommen lassen, damit ihr den 2. Teil des Laufs wieder frisch und energiegeladen angehen könnt. :D
    Wieder so wunderbare Bilder - die auch schon die Herbststimmung sehr gut eingefangen haben.

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    1. Liebe Doris,
      hihi, um der Wahrheit den Vorzug zu geben, war ich nicht Chris auf den Fersen, sondern er passte sich eher meinem Tempo an ;-) Daher hatte er nachher noch seinen "Freilauf", wurde dafür allerdings nochmals auf dem Rückweg von BOB ausgebremst. Die Warterei dort war dann aber schon fast grenzwertig, weil man doch arg auskühlt.
      Ja, es war schon erste Herbststimmung spürbar. Die Sonne leicht tiefer, erste Laubverfärbungen, aber dafür angenehme Luft.
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke
    Schöne Bilder! Das Wetter hat gut mitgemacht.

    Die Lütschine hat so eine schöne Farbe. Jemand hat mir mal gesagt, dass deswegen der Brienzersee auch so eine spezielle Farbe hat. Keine Ahnung, ob das stimmt.

    Haha, beim Bahnübergang hat wohl jemand geschlafen! Der Gabelstapelfahrer muss sich ja mächtig aufgeregt haben. Wer weiss, vielleicht ist immer der gleiche "Tscholi" schuld.

    Komisch, dass die Polizei da trainiert. Man würde meinen, dass es in Thun mit den vielen militärischen Einrichtungen besser geeignete Plätze geben würde... Naja, immerhin hat dir das Spektakel hoffentlich die Wartezeit verkürzt.

    Geniesst die verbleibende Zeit.

    Liebe Grüsse aus dem sonnigen Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      soviel ich weiß, hängt die Wasserfarbe davon ab, ob Quell- oder Gletscherschmelzwasser. Und zumindest beim Thunersee, den wir ja öfter sehen, hat es auch ein wenig mit der Himmelsfarbe (grau oder blau) zu tun.
      Ich musste auch schmunzeln beim Gabelstaplerfahrer, mit Engelsgeduld wartete er und dann zweimal hupen, ich glaube, das war dann schon ein Berner Temperamentsausbruch ;-)
      Andere Polizeieinheiten hatten auf dem alten Flugfeld Fahrtraining, da nahm man wohl die Gelegenheit wahr, gleich daneben dieses Spezialtraining durchzuführen.
      Ach ja, wenn ich die Bilder sehe, möchte ich am liebsten gleich wieder los, diese Strecke ist sooo schön! Aber nun ist erstmal wieder Rheinland dran.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,
    nochmal eine kleine Runde Schweiz bevor es zurückgeht und sehr schöne Bilder eingefangen. Die Lütschine sieht aus als wäre sie auch zum Kayakfahren sehr attraktiv.
    Den App-Falleimer finde ich auch rätselhaft. Und bei dem Polizeitraining hätte ich mich wohl im Auto versteckt. Nicht dass die noch auf dumme Ideen kommen.
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      gelegentlich sehe ich dprt Kajak-Fahrer, aber der Fluss scheint tückisch zu sein, was man so hört.
      Zu dem App-Falleimer kann ich auch leider nichts erläutern, habe auch keine Erklärung o.ä. dort gefunden.
      Bei den Polizisten fühlte ich mich im ersten Moment auch sehr unwohl und gestresst. Aber da niemand Gesten machte, dass wir dort (öff. Parkplatz) nicht parken dürften, ging ich dann doch von keiner echten Gefahr aus. Schräg war es dennoch.
      Liebe Grüße
      Elke

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