Sonntag, 17. Oktober 2021

An Tönnes vorbei zur Walderkundung

Eigentlich wollte ich viel früher los. Aber Dann entdeckte ich durch Zufall im TV die Live-Übertragung des Paris-Marathons! Paris - unser erster Marathon 2012! Klar, dass wir auf dem Sofa erstmal kleben bleiben und manchen Punkt an der Strecke wiedererkennen! Ach war das schön damals, und ein total aufregendes Wagnis. Und es hat sich gelohnt! Auch heute wird der Sieger für seinen Sprint ab km 35 belohnt, mit dem neuen Streckenrekord und dem damit verbundenen Geldbetrag. Zudem seien 60.000 Teilnehmer am Start, verrät der Kommentator, was diese Austragung zum größten Marathon weltweit machen würde. 

Nach so einem Tagesbeginn kann es nur noch locker laufen! Zunächst erledige ich noch einen offenen Punkt meiner Wegekreuz-to-do-Liste: An der Wand eines Restaurants steht Tönnes bzw. Toni (hochdeutsch: Antonius), leider wegen der Verglasung schwer fotografierbar:

Eine kleine Erklärung wird mit geboten:

Wie sehr das katholische Rheinland auch im 20. Jahrhundert noch an seinen Heiligen hängt, zeigt eine kleine mit dem hiesigen Standort, dem "Tönnes-Häuschen", verbundene Anekdote aus den 1950er Jahren:

Eine neue Heiligenfigur des Hl. Antonius, u.a. Schutzpatron des Viehs, war gerade erst wieder in der Wandnische an der Außenwand des Lokals aufgestellt worden. Ein eher Unkatholischer betrat den Gastraum und begann nach dem Genuss einiger Biere dem Wirt gegenüber zu lästern: "Sag mal, was hast du dir denn dabei gedacht, den Ferkels-Toni wieder in die Vitrine zu stellen. Das ist doch Blödsinn, das mit den Heiligen klappt doch sowieso nicht, haben wir doch jahrelang erlebt!" Nach weiteren Bieren zahlt er seine Zeche und kommentiert "Hier hast du das Geld für das Bier, und bestell dem Ferkels-Toni, er könne mich mal." Worauf der Wirt kommentiert: "Mach ich, aber ich garantiere dir, irgendwann kriegt er dich!" Der angetrunkene Gast schwang sich dank der zugeführten Biere mit soviel Schwung auf sein Fahrrad, dass er auf der anderen Seite gleich wieder herunterfiel - mit einer Bauchlandung in die frische Sch.... der Schweine des Wirtes. Der erfreut ausrief: "Siehste, er hat dich ja schon!"

Nach dem GP Bern war ich eine Woche lauffaul: Erst in echt, und dann wegen eines kleinen Infekts. Das schlechte Gewissen nagt an mir, und so laufe ich am Samstag ohne es geplant zu haben, flotte 9 km im Speed wie in Bern.

Heute sollte ein längerer Lauf zum Training der Kondition folgen. Eigentlich übers Marienfeld, doch dann biege ich spontan in einen mir bis dato völlig unbekannten Randwanderweg Richtung Köln ein. Was mir das Kennenlernen eines schönen Waldgebiets zwischen Autobahn und Bahnstrecke beschert. 



Unterquerung der Kohlebahn

Zunächst bin ich ziemlich allein unterwegs. Doch als ich anscheinend im Naherholungsbereich der Nachbarstadt ankomme, treffe ich auf viele weitere Läufer und Wanderer, die hier ihre Kreise ziehen.


Eine Tafel informiert, dass im Wald Frösche, Molche, Spechte und Fledermäuse leben. Während ich mich an der Übersicht orientiere, kommt schon ein hilfsbereiter Läufer des Weges und bestätigt mir meine Lesart des Plans. Hierhin werde ich an warmen Sommertagen sicherlich wieder laufen, so herrlich schattig und grün ist es.

Und ein Pilgerweg ist es obendrein, der Jakobsweg Köln-Aachen:

Musste ich zuvor 150 Höhenmeter auf den Villerücken "erklimmen", darf ich diese jetzt als Abwärtsunterstützung nutzen. Nach wunderbar lockeren 16 km bin ich wieder daheim.

Und nutze den Schwung gleich noch für die Anmeldung beim Königsforst-Halbmarathon in 3 Wochen. Im letzten Jahr hatten wir dort einen schönen Lauf. Das Motto im Forst  lautet "Run green, run happy" und so kann man im Rahmen der Anmeldung gleich einen CO2-Kompensationsbetrag mit aufnehmen. Prima Sache, da bin ich dabei. Zudem gibt es jedes Jahr eine Medaille mit einem anderen Waldbewohner. So etwas liebt mein Sammler-Gen.

 A propos: Da gefragt wurde, was ich mit den Rosskastanien von neulich machte: Bevor sie im Haus dann ganz schrumpeln, hier eine Dokumentation:

15 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    super! Erst den Schwung aus Bern noch mitlaufen lassen, dann entspannt auf neuen Wegen - dieser Radwanderweg sieht ja ganz wunderbar aus - durch die Gegend traben! :) Da hast du ja deine kurze Laufpause intensiv aufgeholt.
    Ist doch spannend, dass du trotz so vieler Laufkilometer noch so ganz neue Strecken finden kannst. :D

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    1. Liebe Doris,
      ich war selbst überrascht, wie gut es lief. Ob ich zukünftig mehr Pausen machen sollte...?
      Ich staune selber, was ich da verpasst habe, nur weil ich der Auffassung war, dort könne doch nichts Interessantes sein. Wie man sich doch selber um schöne Erlebnisse bringen kann.
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Danke dir, liebe Elke, für die Dokumentation deiner herbstlichen Dekokünste. Außerdem stelle ich ein wenig amüsiert fest, dass es dich inzwischen auch recht intensiv auf den (Pilger)pfaden des Katholizismus umtreibt.

    Dazugelernt: Tönnes = Antonius. Heiliger Tönnes! Da wäre ich nie drauf gekommen ;-D

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    1. Liebe Lizzy,
      nun ja, da man hier an so vielen Ecken über Kirchliches fast stolpert, kann man es ja mal aufgreifen, zumal der Jakobsweg sicherlich auch eine sportliche Komponente hat.
      "Tönnes" ist hier inzwischen auch nicht mehr gebräuchlich, aber "Toni", "Tünn" oder "Tünnes" (Tünnes&Schäl!) durchaus.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke,
    soso - du guckst also gerne Marathons im Fernsehen. Ist bestimmt sehr spannend wenn man da selber gelaufen bist.
    Ansonsten natürlich toll, dass du da einen neuen Wald entdeckt hast bei dir. Das der Tönnes ein Schweineheiliger ist erstaunt mich etwas. Bei uns wurde Antonius immer für verlegt Dinge (Schlüssel nicht finden etc.) angerufen. Also eher ein Heiliger des Fundbüros.
    Die Kastanienschale hatte ich mir anders vorgestellt. Ich dachte du hättest die Dinger in Scheibchen geschnitten und eine Art Parkett gelegt. Aber so sieht das sehr schön aus.
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      doch, wenn sich die Gelegenheit bietet, einen ganzen Marathon zu sehen und nicht nur Ausschnitte, finde ich das sehr interessant. Und wenn es auch noch welche sind, die man selber kennt, umso mehr.
      Antonius als Heiliger verlorener Dinge habe ich auch gelesen, auch dazu fand ich eine lokale Anekdote. Jaja, die mussten ganz schön multifunktional sein, um ihren Heiligenschein verliehen zu bekommen...
      Kastanien in Scheiben schneiden - habe ich noch nie gemacht, könnte eine Variante sein!
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke
    Erstaunlich, dass es immernoch Laufwege gibt, die du noch nicht erforscht hast! Schön, jetzt hast du eine wunderbare neue Sommerroute.
    Super, dass du dich für einen HM angemeldet hast. Run green - die Idee gefällt mir. Ich bin gespannt, ob sie auch eine grüne Lösung für die Becherflut haben...das ist eine wahre Knacknuss.

    A propos Nussfrüchte: danke für die Lüftung des Kastaniengeheimnisses. Sieht toll aus!

    Liebe Grüsse aus dem sonnigen, aber kühlen Cape Town!

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    1. Liebe Catrina,
      ja, man darf einfach keinen noch so unvredächtigen Nebenweg unterschätzen! Ich lerne daraus ;-)
      Ich fand beim "Run green"-Motto insbesondere die Kompensation mit der Buchung gut. Veranstaltershirts und -Schlauchtuch sind aus Recyclingmaterial. Aber die ollen Einwegbecher - da sprichst du wirklich ein Thema an! In Paris sah ich kleine Plastikflaschen an den Stationen. Wenn die später recycelt werden, wäre das ja schon ein kleiner Fortschritt. Ich werde berichten.
      Die Kastanien schrumpeln bei Zimmerwärme leider etwas zu schnell. Hier werden übrigens von Kindern gern solche gesammelt. Wenn man sie nach Bonn zu Haribo bringt, bekommt man dort einen Gegenwert in Lakritz und Gummibärchen:https://www.selbst.de/warum-braucht-haribo-kastanien-54446.html
      Liebe Grüße aus dem heute noich sonnigen Rheinland
      Elke

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  5. Ha, danke für den Link! Wieder was Lustiges gelernt! ;-)

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  6. Hier gibts immer wieder was zu lernen, Tönnes und Antonius hab ich jedenfalls noch nie in Verbindung gebracht, sehr interessante Geschichte.
    Unbekannte Wege erlaufen ist doch immer wieder super, finde ich, erstaunlich dass du noch welche findest. Und dann offenbar auch noch einen recht angenehmen. Hoffentlich ist es im Sommer dort nicht zu voll.
    Der Königsforst Lauf sieht sehr reizvoll aus, leider hab ich schon was vor, sonst hätte ich mich jetzt sofort angemeldet.
    Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      ja man soll eben auch noch so unscheinbare Abzweigungen nicht unterschätzen, habe ich daraus gelernt.
      Der Königsforst könnte dir gefallen, vielleicht nächstes Mal?
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Liebe Elke,

    ja, das muss schon stressig für diese Heiligen gewesen sein, für so vieles und auch noch für Mitmenschen aktiv, bzw. schützend unterwegs sein zu müssen! - Die Anekdote finde ich amüsant, vor allem weil sie recht schnell auflöst, dass das Lästermaul nicht nur austeilt, sondern ganz schön einstecken musste! - LOL ... so'ne Sch.... !!!

    Und wie schön, du hast etwas Neues entdeckt! ... und dabei ist es zudem gut, dass er etwas für heiße Sommer verspricht, dieser neu entdeckte Waldabschnitt! - Du bist und bleibst sehr fit und bist bald auch wieder wettkampfmäßig unterwegs! Viel Spaß dann dort!

    Wie schon mal gehabt, ich bleibe auch gerne bei Übertragungen von Marathons hängen, die ich selbst schon mal gelaufen bin! Das Mitfiebern macht dann doppelt Spaß!

    Schöne Dekoschale!

    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      das mit den Heiligen war eigentlich eine kluge Arbeitsteilung: Der liebe Herrgott selber konnte sich doch nicht um alle Details kümmern, also kam das "mittlere Management" zum Zuge, auch wenn der schonmal mehrere Waggons ziehen musste. Was der Wirksamkeit keinen Abbruch tut, wie die Anekdote zeigt ;-)
      Ja, im Moment fühlt sich Laufen sehr gut an. Ich hoffe, diese Phase dauert länger! Auf den Lauf Anfang November freue ich mich sehr.
      Ich finde, es könnten ruhig mehr Marathons im TV übertragen werden, schon allein als Appetitanreger für unsereiner.
      Danke und liebe Grüßre
      Elke

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  8. Liebe Elke,

    sorry, dass ich so spät dran. Ich tue mich leider weiterhin etwas schwer mit der Kopffreiheit. Aber immerhin habe ich es noch geschafft und bin um die Erkenntnis reicher, dass Tönnes ohne "i" kein Schlachthof ist, wenn auch er etwas mit Viechern zu tun hat :-)

    Ein neuer Weg, ich finde es erstaunlich, dass man so etwas nach jahrelanger Lauferei immer noch entdecken kann.

    Die Herbstdeko mit den Kastanien ist sehr gelungen!

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      alles gut, hier ist niemand verpflichtet zu kommentieren oder dies in einer bestimmten Frist zu tun.
      Hihi, ja das "i" macht dann aus einem Heiligen für Tiere etwas anderes, aber auch "für" Tiere.
      Das mit der neuen Laufstrecke ist dann wie im sonstigen Leben: Man muss manchmal seine Konfortzone und die altgedienten Trampelpfade verlassen.
      Danke und liebe Grüße
      Elke

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