AVE!
So lautet der dem Tage gebührende Gruß und man hört ihn sogar hier und da im Startbereich.
Nachdem der
Marathon Via Belgica 2024 leider durch plötzlichen Sponsorenausfall abgesagt werden musste, ist es endlich wieder soweit. Und endlich kann ich auch meine persönliche Rechnung mit meinem
gesundheitlich verursachten DNF 2023 mit Zieleinlauf in Maastricht begleichen. Wenn auch nicht über die Volldistanz, so doch als Staffel-Ehe-Duo mit Chris.
Im malerischen Rimburg treffen wir
Oliver (mit Lisa und Otto), der seinerseits erneut den vollen Lauf angeht. Mein Eindruck, dass diesmal mehr Teilnehmer als zuletzt am Start sind, bestätigt sich. Wobei die Steigerung von 151 Teilnehmern (Staffeln als ein Teilnehmer gezählt) auf 234 immer noch Luft nach oben lässt. Und mehr Teilnehmer wären diesem wunderschönen Lauf durch das Limburger Hügelland in den südlichen Niederlanden auch sehr zu gönnen. Einfach, damit er stabil weiter organisiert werden kann.
A propos: Der Lauf findet in den Niederlanden statt Der Namensteil "belgica" rührt schlichtweg von der römischen Bezeichnung der Fernstraße von Köln an den Ärmelkanal, die genau hier verlief.
Wie bei den letzten Austragungen erwartet uns ein Beflaggungspotpourri am Start. Leider diesmal keine Römer. Vielleicht weil sie um ihre Rüstungen bangen? Regen, Starkwind und eingangs 15° sind angesagt. Das lässt die Frage der Bekleidung nicht ganz marginal erscheinen. Aber man weiß und hofft ja, wenn man einmal läuft, läuft man durch.

 |
Achtung Kunst! |
 |
Starttor römische Art |
10 Uhr geht das Feld auf die Strecke. Für unsere Staffel startet Chris. Er kennt die erste Streckenhälfte noch nicht und kann sie daher nun erkunden.
Ich mache mich unterdessen auf zum Wechselpunkt. Er liegt an einer Landstraße, doch wenige 100m weiter gibt es einen großen Parkplatz für Zuschauer und Wechselläufer.
Chris hatte zwar sein Garmin-Tracking aktiviert, doch leider setzt das nach 7 Minuten aus. So muss ich mir eigene Gedanken machen, wann ich ungefähr draußen bereit sein müsste. Er wird sicher unter 2 Stunden kommen, aber wann genau und wie lange nach Oliver (den ich auch abpassen möchte)? Im Auto ist es zwar angenehm, doch der Blick durch die Frontscheibe auf dunkle Regenwolken und windgepeitschtes Laub verheißt Ungemach. Ich sollte erwähnen, dass Böen an 50 km/h angesagt sind aus Südwest. Also geht der ganze Lauf gegen den Wind.😏 Zudem ist die Strecke ja profiliert.
Schlussendlich gebe ich mir einen Schubs und geselle mich ca. 1:30 Std nach Startschuss laufbereit zu den anderen Zuschauern und Staffelläufern. Ein großer Schirm, senkrecht gegen den Wind gehalten, gibt ein wenig Schutz. Sehr bald schon kommt Oliver fluffig vorbeigetrabt. Kurz kann ich ihn durch rufen aus seinem "Tunnel" holen.
Ein junger Niederländer kommentiert für seinen wartenden Staffelpartner ein munteres "Lekker windje", so kann man es auch nennen.😂
Chris hat mit selbigem zu kämpfen und kommt nach netto 1:56 Std ziemlich durchnässt an.
Ich weiß was mich erwartet. Sofort über 3 km sanft, aber stetig und zäh bergauf zu traben. Gegen den Wind. Die ca. 50 Höhenmeter fühlen sich daher nach mehr an. Dennoch hilft es, sich endlich warmlaufen zu können. Anfangs habe auch ich es noch mit Regen in mäßiger Menge zu tun. Weswegen leider manch schönes Fotomotiv buchstäblich ins Wasser fällt. Doch erfreulicherweise lässt er bald nach. Nur der Wind nicht, der stürmt weiter. Unerquicklich insbesondere, wenn man eine Höhe erreicht und Windschutz hinter sich lässt. Aber so kann man das Motto des Laufs perfekt umsetzen:
"NULLA TENACI INVIA EST VIA"
(Für den Geduldigen ist kein Weg unpassierbar).
Erfreulicherweise grüßt schon aus der Ferne Valkenburg. Im Tal gelegen und daher windärmer.
Hier wie überall sind zahllose Helfer an der Strecke. Das Dankeschön dafür kann nicht groß genug sein, sich bei diesem Wetter stundenlang irgendwo hinzustellen, um dem Läufervolk den Weg zu bahnen. Für solches ist Valkenburg ein prägnantes Beispiel. Denn für jeden Läufer wird die Ampelregelung an der Durchgangsstraße außer Kraft gesetzt. Damit unsereiner ohne Stopp passieren kann, müssen die Helfer sich trotz "grün" dem Verkehr entgegen stellen. Ein Wahnsinn!
In Valkenburg (ca. km 7) sind diesmal die Cafés kaum besetzt. Hier weilten 2022 König Willem und Königin Máxima wahrhaftig beim Kaffee und ließen Selfies mit Läufern zu! Doch trotz der insgesamt wetterbedingt weniger Zuschauer an der Strecke - es werden überall immer wieder Hände zum Anklatschen gerührt oder aufmunternde Worte gerufen.
Immerhin, erste zaghafte Aufhellungen zeigen sich am Himmel. Und es wird wärmer. Noch besser, in dem folgenden Waldstück herrscht weiter perfekter Windschutz! Allerdings spüre ich auch, dass mich der Lauf bisher schon einiges an Körnern gekostet hat
Exakt zur Halbzeit meines Halbmarathons folgt dann auch der "Heartbreak" Hill von Limburg! Ein Anstieg über ca. 1 km mit gut 60 Höhenmetern. Eigentlich machbar, aber ich erlaube mir hier lieber zackiges Gehen als kraftraubendes Trippeln. Und wie heißt der Ortsteil oben am Ende? Genau, "Berg". 😄
Ich bin gespannt, wie es an einer anderen Straßenquerung läuft. Und tatsächlich wird auch diese Hauptverkehrsstraße für jeden Läufer kurz gesperrt. Die Autofahrer schauen nicht ganz so begeistert....
Später in Maastricht wird noch der Sperrungshöhepunkt folgen. 7 Helfer müssen an einer richtig großen Ampel-Kreuzung jeweils 5 Fahrspuren für jeden einzelnen Läufer sperren. Beeindruckend, wie sie das schaffen!
 |
Autostau durch Läuferquerung |
 |
Maastricht in Sicht |
Ich erinnere mich an fast jeden Streckenabschnitt und weiß, nun geht es nur noch abwärts und nur noch über flache 6 km.
An km 17 gilt ein kurzes inneres Gedenken meinem Lauf 2023. An diesem Verpflegungsposten endete damals mein sportliches Tun, weil der Kreislauf sehr abrupt seine Dienste auf Minimum zurückfuhr. Diesmal ist, trotz allem, solches nicht zu erwarten. Der Himmel reißt auf und die Sonne strahlt. Da ist man sogar um ein wenig Wind froh, der Kühlung verschafft.
Nun folgen lediglich ein paar Kurven durch ein langweiliges Gewerbegebiet, teils garniert mit Fähnchen und Wimpeln...
...bis sich endlich der ersehnte Blick auf die Maas öffnet, auf die Servaas-Brücke und damit den Zieleinlauf. Und nicht nur das: Hier hat man für ein paar 100 m Rückenwind!
Der erste Römer heute, er überreicht die Medaillen.
Ich bin ehrlich gesagt sehr froh, es nun geschafft zu haben. Es war ziemlich fordernd, der Halbe reichte. Die Volldistanzler hatten wirklich harte Bedingungen heute. Doch Oliver hat seine Zeit kräftig unterboten, klasse! Er berichtet hier:
LinkIch bin mit meinen 2:19 zwar deutlich langsamer als Chris, aber dennoch sehr zufrieden. Mit 4:17 liegen wir auf Platz 16 von 22 Duo-Staffeln, stimmt so für uns.
Wir genießen noch ein wenig die lockere Stimmung, gutes Getränk und den Sonnenschein (war da was mit Regen...?) , bevor es mit einem letzten Blick auf die Servaas-Brücke zurück zum Auto geht.
Schön war's. Aber nächstes Mal muss die Windmaschine nicht wieder angeworfen werden...