Schon seit Samstag Abend fühlte ich mich wie in einer Parallelwelt. Wie wäre das, jetzt in Berlin zu sein? Wie war die Marathon-Expo? Wäre die Nervosität schon so schlimm wie sonst? Könnte man schlafen? ...
Sonntag Morgen fand natürlich vor dem TV statt. Man kann nicht abschütteln, wenn man fünfmal in Berlin gelaufen ist, im Geiste bin ich dabei! Aber ein Stück weit freue ich mich, dass es nur im Geiste ist. An die 60.000 Läufer, was für eine Masse! Und dann 26° am Mittag, so eine Hitzeschlacht! Rekordträume der Spitze müssen sehr schnell aufgegeben werden, was zählt ist durchkommen.
Da haben wir es im Rheinland bei bedecktem Himmel und 16° doch läuferfreundlicher. Also flugs ab zum Citylauf nach Bedburg und nachgemeldet für den 10-km-Hauptlauf am späten Nachmittag. Der Tarif beträgt laut Ausschreibung 11 EUR für den Lauf plus 2 EUR Nachmeldegebühr.
Macht 14 EUR.
Ähm, ja so geht jedenfalls Bedburger Mathematik. Die zuständige Vereinsdame ist irritiert nach meinem Veto, deutet auf die ausliegende Preisliste (da steht die 14), eine andere Nachmelderin bestätigt allerdings meinen Einwand. Kopfkratzen. Aber schlussendlich, der rührige Verein bietet ja auch den netten Nikolauslauf und den Silvesterlauf an, für kleines Geld, also lassen wir das auf sich beruhen.
Ab in die Startaufstellung am beschaulichen Marktplatz, mit gut 160 Gleichgesinnten.
Ich bin ziemlich unsicher, wie das heute werden soll. Unter der Woche hatte ich ein kleines Drilltraining mit Heidrun. 4x 2000m in 5:40, dazwischen 2 km Trabpause. Ich musste nach dem zweiten Intervall passen, war platt wie eine Flunder. Während Heidrun das Soll preussisch diszipliniert erfüllte, betätigte ich mich in Sachen Tierrettung. Wir liefen um die Hühnerweiden hinter meinem Viertel und als Heidrun davonzog, sah ich mehrere Hühner auf der falschen Seite des Hühnerweidezauns. Eins zu allem Überfluss auf der Fahrbahn des Kreisverkehrs der Umgehungsstraße unseres Ortes. Ein Sattelschlepper nahte und ich fühlte mich bemüßigt die Eierproduzentin dort zu ihrem eigenen Besten fortzujagen. Es gelang, und darüber hinaus noch der Fang mehrerer weiterer Abtrünniger inklusive Rückverbringung auf die Weide.
Aber zurück nach Bedburg. Die 10 km bestehen dort aus 5 Runden à 2 km. Zunächst ein Stück entlang der Hauptstraße, dann durch ein ruhiges Wohngebiet, entlang einer Kreisstraße und über die Geschäftsstraße erneut zu Start/Ziel, mit erstem von 4 weiteren Zieldurchläufen. Nur geringe Höhendifferenzen.
Ich nutze die Gelegenheit, mir die Häuser etwas näher anzusehen. Als Kind war ich öfter hier, da die Großeltern hier lebten. Aber in den letzten mehr als 50 Jahren hat sich doch viel verändert. Auf dem Spielplatz steht heute ein Eiscafé, die Zoohandlung gibt es nicht mehr, das Traditionscafé auch nicht. Und manche Läden stehen leer. Schade.
Im Stillen bin ich verwundert über mein Durchhaltevermögen. Runde 2 ist erledigt und ich kann gut unter 6 Min/km bleiben. Ob das so durchzuhalten sein wird...? Das wäre ein prima Erfolg.
Beim erneuten Zieldurchlauf ist es schon ruhiger...
Auf meiner dritten Runde überhole ich einen sehr langsamen Lauf-Geher in Radbegleitung. Das Besenrad? Ich weiß es nicht. Eher bin ich damit beschäftigt, in meinen Körper zu lauschen. Doch außer normaler Anstrengung ist alles gut. Nicht mehr die rostige Ritterrüstung. Ach wie ich mich darüber freue!😅 Ja noch schöner, ich bekomme sogar einen negativen Split auf der zweiten Hälfte hin, mit Zeiten nur knapp über 5:30 Min/km. Herrlich!
Auch wenn für mich nach der vierten Runde gern der Lauf zu Ende hätte sein können, ich renne auch noch die fünfte!
Vor mir läuft schon geraume Weile eine jüngere Frau. Ich lasse mich ziehen, aber auf dem letzten halben Kilometer gibt sie Gas und ich komme nicht mehr mit.
Bei der fünften Zielankunft ist es kein Durchlauf mehr, sondern ich darf auf die rechte Spur und ins Ziel einlaufen.
Wie wunderbar, 57:32 netto, und AK-Erste (ok, zugleich AK-Einzige). Damit hätte ich kaum gerechnet. Chris freut sich über seine 52er-Zeit.
Diese Woche gibt es erneutes Drill-Training.
Und Freitag wäre dann dieser nette 7-Meilen-Abendlauf... 😁
Suuuuuper liebe Elke! Ich gratuliere dir - nicht nur, aber natürlich als erstes, zu deinem AK-Sieg, sondern auch ganz besonders für deine Befreiung aus der Ritterrüstung. Hipp-hipp-hurra!
AntwortenLöschenSehr gut gemacht - DrillTraining teils in echt, teils mental absolviert, dabei noch gute Taten vollbracht und die Bedburger Mathematik auch außerhalb des Ortes bekannt gemacht. (Hihi, ob das schon mal jemand bemerkt hat?) Dafür hat sich der Berlinverzicht doch voll und ganz gelohnt! :D
Liebe Doris,
Löschendanke! Genau, die Zeit und Platzierung ist zweitrangig, Hauptsache, wieder ohne Beschwerden gelaufen zu sein. Wirklich so wunderbar!
Die versteckte Preiserhöhung gab es sogar schon letztes Jahr, wie mir aus zuverlässiger Quelle berichtet wurde! Dass das niemandem sonst auffällt? Nun denn, ein EUR jeweils mehr für die Vereinskasse.
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschendas liest sich rundherum prima! Und was für eine bravourös erlaufene tolle Zeit. Herzlichen Glückwunsch zur einsamen ;) Spitze!
Vielleicht sind die Ersteller der Preislisten vorher die Strecke mehrmals probegelaufen. Danach sind 11+2 eindeutig 14 😜
Das wäre doch mal einen Versuch wert: den Zieleinläufern an der Spitze des Berlin-Marathon direkt als erstes eine einfach Kopfrechenaufgabe stellen. Vermutlich kämen viele Pipi-Langstrumpf-Ergebnisse dabei raus *s*
Liebe Lizzy,
Löschendanke dir! Ha, ja das wäre mal eine Nummer, Platzierung gibt es nur, wenn im Zieleinlauf eine Rechenaufgabe korrekt gelöst wird, womöglich noch mit "Plutimikation"! ;-)
Liebe Grüße
Elke
Haha, Elke, was für ein Kontrastprogramm! Vom Berlin-Fieber direkt ins Bedburger Rundenkarussell!
AntwortenLöschenDeine 5 Runden waren richtig super, vor allem mit dem negativen Split und ohne „rostige Ritterrüstung“. Herrlich, dass du so locker und konstant durchziehen konntest, und dann auch noch AK-Erste! Gab es ein Geschenk?
Die Hühner-Episode im Training ist übrigens der Knaller. Das wären herrliche Fötelis geworden!!
Und jetzt sind wir auf diesen Freitagabend-Lauf gespannt...
Liebe Grüsse aus dem sonnigen Mölln!
Liebe Catrina,
Löschengenau, von der Hauptstadt in die rheinische Provinz, dies und auch vom Wetter her totaler Kontrast. Ich bin riesenglücklich, dass der Lauf so fluppte, ohne mit Nebenwirkungen kämpfen zu müssen. Geschenk? Nein, dort gibt es keine AK-Ehrung, da ist man beim Montelino deutlich großzügiger.
Ein Bekannter, der in Berlin mitlief und zuletzt in Wien im Frühjahr mit 3:03 finishte, ist zutiefst enttäuscht, dass die Bedingungen ihm schon ab km 18 Magenkrämpfe bescherten und er eine Stunde länger brauchte.
Bilder der Hühnerjagd, stimmt, das wäre was! Leider schafften wir nur ca. 6 von einem guten Dutzend Damen zurück auf die Weide. Die anderen verzogen sich geschickterweise sofort in ein größeres Gebüsch. Ah, ihr seid im Norden! dann eine schöne Zeit dort!
Liebe Grüße aus dem herbstlichen Rheinland
Elke
Ah vergessen, bei diesem Lauf am kommenden Freitag war ich schon öfter: https://18071960.blogspot.com/2019/09/7-meilen-von-zons-zonser-nachtlauf.html
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