Samstag, 27. September 2025

Zonser Nachtlauf - 7 Meilen von Zons 2025

Endlich klappt es wieder einmal mit dem Zonser Nachtlauf! 11 km und ein paar Meter im Dunkeln rund um und in Zons, einem kleinen Ort mit wunderschönem mittelalterlichen Altstadtkern am Rhein. Start um 20 Uhr bei lauffreundlichen 14°.

Ein Lauf bei Dunkelheit ist gerade etwas vorteilhaft für mich. Ich versuchte 2 Tage vorher erneut, nach dem Lauftraining ein paar von ihrer Weide am Ortsrand geflüchtete Hühner einzufangen, damit sie weder Autofahrern noch Füchsen in die Quere kommen. Sonst hat das immer ganz gut geklappt, nur diesmal nicht. Ehe ich mich versehen kann, strauchele ich und der Kopf knallt höchst unsanft auf den Asphalt. Aus einem Riss über der Augenbraue fließt Blut. Sieht so aus wie bei einem Boxer... Ich schlurfe den Kilometer heimwärts und verbringe den Rest des Tages liegend und mit Kühlkissen auf dem Gesicht. Der Cut erweist sich später als halb so wild, die halbseitig zum Schlauchboot geschwollene Oberlippe geht auch bald zurück. Leichte Buntfärbungen zieren Braue und Oberlippe, und die fallen beim Nachtlauf und im trüben Sporthallenlicht kaum auf.

So ruhig und beschaulich Zons sich sonst zeigt, über 750 Teilnehmer beim 11-Meilen-Lauf und noch dazu 653 beim 5-Meilen-Lauf vorher führen zu einem heftigen Autozustrom. Doch es gibt ein personalisiertes Parkleitsystem freundlicher Vereinshelfer, da findet jeder sein Parkplätzchen, und sei es auf den Feldern eines nahegelegenen Hofes. Im Abendrot, fern am Horizont den Düsseldorfer Fernsehturm und eine Rheinbrücke erkennend, streben wir dem Sportplatzgelände zu und holen die Startnummern ab.

Gegen 20 Uhr kurzes Einlaufen und zackiges Einreihen im Startfeld. Es werden zwar Brutto- und Nettozeiten gemessen, aber anfangs geht es über schmale Feldwege und wer sich weiter hinten einreiht, kommt dann kaum voran und wird de facto ausgebremst.


Wir stehen gut und so kann ich mich rasch freilaufen. Kehrseite der Medaille, ich werde ziemlich oft überholt und versuche, mich schmal zu machen. Chris entschwindet nach vorn. Wegen einer Kurve kann ich zurück zum Start blicken und sehe, dass sich da immer noch Läufer auf den Weg machen. Fans und Einwohner stehen Spalier und verabschieden das Feld mit viel Applaus in die Dunkelheit. 
Als erstes geht es nordwärts, dem letzten Abendrot entgegen. Das entfallende Tageslicht erlaubt nur unscharfe Bilder die jedoch ein, sagen wir künstlerisches Eigenleben mit eigenem Reiz entwickeln...


Nach 2,5 km erreichen wir den Nachbarort Stürzelberg. Hier werden alle mit viel Jubel, Fackeln und anderen Beleuchtungskörpern empfangen.
Es folgen wiederum 1,5 km durch dunkles Feld. Hier zeigt sich, wer eine Stirnlampe mit sich führt, ist klar im Vorteil. Gern hängen sich leuchtenlose Läufer daher an strahlende Sportskollegen an. Ich bin sehr glücklich mit meiner neuen Kopflampe, die gibt fast Flutlicht ab und macht die Lauferei komfortabel.
Es duftet herrlich erdig nach Land. Und es beginnt zu tröpfeln.



Nach 4,5 km erreichen wir wieder Zons, ein Neubaugebiet. Wieder viele Menschen am Straßenrand, Jubel, Anfeuern, Lichter - klasse!

Windlichter am Wegesrand


Der Regen ist nur insoweit ärgerlich, als dass wir uns nun der Altstadt nähern und an einigen Stellen über Kopfsteinpflaster laufen. Da heißt es aufpassen und jede anderen Bodenbelagsmöglichkeit vorziehen.
Ich bemerke, dass sich inzwischen ein anderer Läufer an meinem Lichtkegel erfreut. Ein vielleicht 50'er, in grün gewandet. Mal ist er kurz vor, mal neben mir. Klar, hier sind immer wieder Passagen ohne jede Laterne, und zudem manch rumpeliger Untergrund. Da will man sein Stolperrisiko minimieren. Manche wählen auch die Taktik, sich von Stirnlampenlichtkegel zu Stirnlampenlichtkegel im Zickzack weiter vorzuarbeiten. 

Die Rampe zur Stadtmauer, die wir nun zum Teil ablaufen, wird malerisch von Pechfackeln erhellt und beduftet. Ich merke inzwischen, dass die Beine nicht so ganz frisch sind, nun ja, gerade erst von 5 Tagen waren wir ja beim Bedburger Citylauf.

Stadtmauer


Nach 2 Längsseiten der Stadtmauer können wir diesen Wurzelweg verlassen und nun durch eine Zufahrt in die Altstadt einlaufen. Hier ist ein wahrer Hotspot, denn Schnellere kommen uns von ihrer Altstadtdurchquerung hier schon entgegen. Wieder Musik und Jubel. Und ein Wasserstand, an dem ich kurz zu einem Becher greife.



Zonser Altstadt

Die Altstadt selber ist leider eher ruhig, Kerzenschein wäre gerade hier schön. Aber egal, man kann sich auch am Anblick der netten Gassen erfreuen. Es folgen noch ein paar Fanposten und Applaus, dann verlassen wir den bebauten Bereich und laufen auf dem Radweg einer Straße. Der Grüne klebt nach wie vor an mir.
Wegen der Laufveranstaltung nötiger Straßenquerung hat die Polizei kurzerhand die Zufahrt zum Ort komplett gesperrt. Zur "Freude" mancher Autofahrer.


Autostau
Auf dem Radweg ist wiederum eigene Beleuchtung extrem hilfreich, erkennt man doch so Löcher und Unebenheiten im Asphalt bestens. Ich laufe zunehmend in ein läuferisches Loch, die Beine werden schwerer, die Pace sinkt. Aber es ist ja nicht mehr weit. Schon mehr als 8 km sind geschafft, der Regen hat aufgehört. Und da wird es mit dem Rest ja nun auch noch werden!
Aus der Ferne höre ich Sambatrommeln. Das ist die Markierung des letzten Kilometers. Nicht mehr weit!
Die grüne Klette nutzt auf diesem völlig unbeleuchteten Feld gern weiterhin meinen Leuchtenkomfort.

Samba!
Bei der Sambagruppe angekommen überlege ich. Wir laufen nun noch wenige 100 m an einem Waldrand entlang. Dann biegt man abrupt nach links ab auf einen unebenen Fußweg in Richtung Stadion. Dort ist Überholen schwierig. Ich gebe zaghaft Gas, der Grüne fällt zurück. Na das wäre doch ein kleiner Abschlusserfolg... Ich renne, was die Beine hergeben, nichts Grünes in Sicht, aber Umdrehen mag ich mich auch nicht.

Stadion in Sicht

Entlang des Kurvenradius' laufen wir noch außen am Stadionrund entlang, biegen dann auf eine parallel zur Zielgeraden verlaufende Aschenbahn ein. Vor mir eine langsamere Läuferin. Ich kann sie vor der nun folgenden engen 180°-Kurve überholen, biege ein auf die Zielgerade. Da! Da fliegt da etwas Grünes an mir vorbei in einem Tempo das ich nicht mehr drauf habe. Klar, hier ist ja reichlich Beleuchtung😏 Zack, wusch, weg ist er, wenigstens danke hätte er sagen können.




Ich laufe mit einer 1:05 ein (71. von 268 Damen), meiner langsamsten Zeit von 4 Teilnahmen hier in Zons. Aber egal, Hauptsache dabei gewesen, Spaß gehabt und alles gegeben. Bei meiner besten Teilnahme mit einer 59'er war ich ja auch 9 Jahre jünger. Chris freut sich seinerseits über eine 59'er Zeit.
Damen bekommen eine Rose, Herren die Ehre der Teilnahme.


Doch halt. Es gibt ja eine Siegerehrung mit Podium für alle AK's. Schaun mer mal...😊
Die Ehrung startet erst nach Ankunft aller Teilnehmer. Aber in der warmen Sporthalle lässt es sich gut bis dahin aushalten.
Und wahrhaftig werde ich als AK-Dritte nach vorn gebeten. Ich bekomme ein Handtuch und Duschgel. Das erfreut das Herz und so machen wir uns zufrieden auf den Heimweg. 
Bis auf ... unser Auto. Wir müssten tanken, doch die Elektronik öffnet den Tankdeckel nicht. Energiebewusst kriechen wir mit den letzten Tropfen heimwärts, ein wenig Elektrik können wir auch noch nutzen. Wir erreichen das traute Heim, doch auch da verweigert unser Blechle weiterhin ordnungsgemäßes Öffnen des Tankdeckels, selbst die Notentriegelung will nicht. Sachen gibts.😠
Eine bessere Sache wird es aber auch geben: Nächstes Jahr feiert Zons seinen 50. Lauf. Der Termin wird fett im Kalender stehen!😀

2 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    ich mag das 2. Bild mit den kopflosen Läufern. Das gibt der ganzen Veranstaltung gleich mal einen sehr mythischen Touch! :D
    Gratuliere zum Treppchenplatz - gut durchgehalten, trotz Blessuren und grünen Verfolgern. ;)
    Aber was hatte denn euer gelber Flitzer? Ist während eurer Abwesenheit etwas vorgefallen (ein gehässiger Kommentar eines Nachbarblechles?), was es dazu gebracht hat, die Nahrungsaufnahme zu verweigern? Hat es sich denn wieder beruhigt?

    AntwortenLöschen
  2. Ah, hier ist er also, der Zonser-Lauf!
    Deine "Boxer-Blessuren" vom Hühnerfang kenne ich ja schon - filmreif! Auf dem Föteli am Schluss sieht man aber nichts, du hast es clever verdeckt. 😅

    Die Stimmung in Zons ist einfach grandios, und die Altstadt als Nachtlauf-Kulisse ist perfekt. Dass sich der Grüne Stalker so hartnäckig an deinem Lichtkegel festgesaugt hat und dich dann so undankbar überholt hat...echt unverschämt! Zum Glück konnte er deinen 3. AK-Platz nicht gefährden. Gratuliere ganz herzlich, das hast du konsequent durchgezogen!

    Das mit dem Auto klingt allerdings nach der härtesten Disziplin des Abends… Hoffentlich ist der Tankdeckel bis zum Jubiläumslauf wieder kooperativ!

    Liebe Grüsse aus dem bewölkten Zürich!

    AntwortenLöschen