...sind dann, wenn man ausnahmsweise den Fotoapparat nicht zum Laufen mitnimmt :-(.
So verpasse ich leider eine wunderschöne Aufnahme, als die Sonne genau hinter der heute mächtigen Dampfwolke des Kraftwerks Weißweiler untergeht. Der austretende Qualm erscheint dadurch rauchblau, umkränzt mit einer gerissen scharfen Kontur in kräftigem Gelb, das Ganze vor einem in allen Orangetönen schimmernden Streifen am Horizont. Einzelne Sonnenstrahlen greifen wie lange Finger in den dunkler werdenden Abendhimmel, der sich heute in einem pastelligen Farbenspiel von lila bis blau präsentiert. Das Schauspiel dauert nur wenige Minuten, dann versinkt die ganze Pracht in einem einheitlichen Graublau.
Meine Vorgabe sieht heute 80 Minuten bei 6:30 Min/km vor. Ich übersehe vor dem Start, dass ich auch Steigerungen hätte einbauen sollen. Doch die kommen zumindest ansatzweise von ganz allein, weil mir das Tempo zu langweilig ist. Und je näher ich dem Daheim komme, umso flinker werden die Beine. Erfreulich ist außerdem, dass noch als ich 17:30 Uhr loslaufe, es draußen noch eine Weile hell ist. Dennoch packe ich die Stirnlampe ein und nehme sie dann auch zur Laufmitte hin in Betrieb.
Wie so oft geht es über lampenlose Feldwege, immer auf der Hut vor unbeleuchteten Gassigängern. Doch heute lerne ich eine neue Variante kennen: Eltern, die bei dieser Dunkelheit auf einem unbeleuchteten, unebenen und Schlaglochbesetzten Asphaltweg ihre beiden Kinder auf Inlinern unsicher laufen lassen. Wie kann man denn auf diese Idee kommen? Ein kleiner Junge ist auch dabei. Der findet die herannahende Glühwürmchenlampe so spannend, dass er sie sich mir in den Weg stellend fangen will.
Nach dem optischen Genuss zu Beginn des Laufs endet er mit olfaktorischer Untermalung. Zuerst mit einer atemberaubenden Wolke Gülle, die von einem Feld herüberweht. Dann im würzigen Geruch von brennendem Kaminholz, mit dem ich automatisch Gemütlichkeit daheim verbinde.
Zu Hause kann ich kaum glauben, was meine Pulsuhr anzeigt, eine solch niedrige Herzfrequenz kenne ich sonst nicht beim Laufen. Doch auch ein näherer Blick auf die Messkurve lässt keinen Fehler erkennen. Wenn diese Form bis zum Marathon doch so bliebe...
8 Grad, 12,2 km, 1:18:15, (6:23 Min/km), Puls 125
Vielleicht ist es gut, den Fotoapparat nicht immer mitzunehmen (sag ausgerechnet ich), so kommt man in den Genuss einer wunderbaren Beschreibung eines Sonnenuntergangs. Eine olfaktorische Untermalung in Form von Gülle ist nicht so hübsch. Ich bin die letzten Tage auf der euroshop in Düsseldorf und in meiner Halle sind auch Vertreiber von Duftmarketing... da ziehe ich die Gülle vor. ;-)
AntwortenLöschenNa in dem Fall hätte ich wahrscheinlich wohl sogar die Spiegelreflex mitnehmen müssen, um den optischen Genuss wirklich gut einfangen zu können. "Duftmarketing" - ist das das, weswegen es im Kaffeeladen so krass nach Kaffee riecht? Und in Lederwarenläden nach Leder? Je nachdem, was Du da in der Messe erleiden musst kann ich das mit natürlichem Gülleduft sogar nachvollziehen.
LöschenLiebe Grüße
Elke
Wie EGOISTISCH. Einen wunderbaren Sonnenuntergang ganz für sich alleine geniessen, uns mit einer wunderbaren Beschreibung den Mund wässrig machen und KEINEN Fotoapparat dabeizuhaben. Schön ist das nicht! ;-)))
AntwortenLöschenDer liebliche Duft von Gülle umfächelt mich vorgestern auch schon beim meinem Lauf. Es wrid auch dieses Jahr wieder so sein, wenn ich mich auf die Läufe an den ersten wirklich schönen Frühlingstagen freue, werden mir diese regelmäßig durch Güllegestank vermiest. :-(
Das ist wirklich ein sehr niedriger Puls, da hast Du offensichtlich die totale Entspannung beim Laufen genossen. Wen wundert es, bei so einem Sonnenuntergang. Auch wenn wir ihn nicht sehen können ;-)
Liebe Grüße
Volker
Lieber Volker,
Löschenja wenn ich mich schon ein wenig ärgen muss, reiche ich davon ein Portiönchen weiter. Du weißt ja, geteiltes Leid ist halbes Leid.. ;-)
Dann sind die Oldenburger Bauern auch schon feldaktiv ;-)
Über meinen Puls wundere ich mich immer noch leicht. Aber es passt zu meinem Laufgefühl.
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke
AntwortenLöschenSchöner als dein überwältigendes Wortgemälde kann ein Foto vom stimmungsvollen Sonnenuntergang hinter der menschengemachten Wolke gar nicht sein ;-) Manchmal sieht man mit dem Herzen besser als mit dem Fotoapparat!
Deine Pulsentwicklung ist genial! Und es gäbe ein schönes Bild, mit dessen Hilfe die Form gut zu "konservieren" wäre. Stell dir die Form als Bankkonto vor. Lass dich nicht von (Lockeren-Lauf)-Langeweile zu verfrühten "Spontankäufen" verleiten. Sei lieber im Training ein bisschen geizig! Da und dort ist eine Investition sinnvoll (Tempotraining), aber sonst sparst du dir den wachsenden Kontobestand samt Zinsen lieber für den grossen Tag ;-)
Dieses Konto-Hüten finde ich das Allerschwierigste beim Marathon-Training - und es gelingt mir so selten...
Liebe Grüsse
Marianne
Hallo Marianne,
Löschendas mit dem Konto ist ein gutes Bild, das muss ich mir merken! Doch Dir gelingt das doch wirklich gut!
Liebe Grüße
Elke
Ich drücke die Daumen, dass es keine "Frühform" ist, und du am Tag X topfit sein wirst. Welchen Marathon läufst du?
AntwortenLöschenDanke fürs Daumen drücken, besonders am 13.April, wenn in Wien das Event steigt...
LöschenLiebe Grüße
Elke
Schöööne Beschreibung - wer braucht da noch Bilder? Was den Güllegeruch angeht, bin ich froh, dass Computer noch keine Geruchswiedergabe erlauben! ;-)
AntwortenLöschenMariannes Metapher vom Trainings-Sparkonto finde ich einfach genial - die merke ich mir. Wenn du schön kontinuierlich weiter läufst, wirst du deine Form nicht nur konservieren, sondern weiter verbessern. Und die Zinsen werden das ihre dazu tun - ich wünsch dir sehr, dass der Zinssatz höher ist als der, den man uns momentan bei monetären Sparkonten gewährt.
Liebe Grüße,
Anne
Hallo Anne,
Löschenja, so ist Laufen doch nicht so weit weg von Kontoführung und Kapitalanlage bzw. -bildung, wie man vielleicht denken könnte ;-) Ich arbeite fleißig an weiteren Einzahlungen!
"Duftcomputer"" - wer weiß, wann das erfunden wird...
Liebe Grüße und schönen Sonntag!
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenja, das kenne ich nur zu gut! Andererseits kann ich oft noch besser genießen und schwelgen, wenn ich mich nicht aufs fotografieren konzentriere - so hat es auch was gutes, mal "ohne" unterwegs zu sein!
Liebe Doris,
Löschenich denke auch, alles hat sein Gutes. Und sicher werde ich wieder einmal die Gelegenheit haben, einen schönen Sonnenuntergang auch "richtig2 festhalten zu können.
Liebe Grüße und schönen Sonntag!
Elke