Freitag, 24. Juli 2015

Von Sekt und Selters

Das Pulsmesser bat mich in seinem letzten Kommentar um eine nähere Erklärung, was Myoreflextherapie sei. Die liefere ich dann gern.
Wen das nicht interessiert, braucht also hier nun nicht weiter zu lesen, mit laufen passiert heute nix. Aber morgen, am Nürburgring. Bei "tollsten" Wetteraussichten :-(

Also hier lang zur medizinischen Abteilung >

Vorweg: Ich bin medizinischer Laie und kann nur das beschreiben, was ich selber erlebt habe. Dies hier ist keine Beratung!
Da ich immer wieder mit Verspannungen im Rücken zu tun habe (Reine Kopfsache. Ich brauche nur an Stressiges zu denken, dann merke ich manchmal, wie sich der Nacken zuzieht) hatte ich zur Behandlung schon öfter normale Massagen.
Ein Freundin empfahl mir dann ihren Myoreflextherapeuten. Ich war skeptisch, nach dem Motto, was das wieder sein mag und ob das überhaupt nützt...? Aber was probiert man nicht alles aus.

Das Prinzip:
Der Therapeut erklärte mir, dass zur Muskelanspannung das Hirn einen Impuls an den Muskel sendet, dass er sich bitte zusammenziehen möge, beispielsweise, weil man etwas heben möchte. Manchmal ist das Hirn aber so blöde, dass es diesen Impuls einfach so, zu lange oder dauernd oder eben ohne Verstand schickt. Also muss man das dem dummen Hirn mitteilen. Denkend klappt das aber nicht immer. Und hier setzt diese Therapie an. Es wird nicht geknetet wie bei Massage, sondern gedrückt. Ähnlich wie bei der Akupunktur werden damit bestimmte Punkte im Körper angesprochen. So merkt das Hirn, dass es doch gar keinen Zieh-Dich-zusammen-Befehl senden muss.

Die Behandlung:
Eine Sitzung dauert 30 Minuten. Man kann die (am besten locker sitzende) Kleidung anbehalten und sitzt oder liegt auf der Liege. Der Therapeut drückt auf bestimmte Punkte so lange, bis die Muskelspannung nachlässt, meist nach einigen Momenten. Allerdings liegen diese Punkte nicht immer oberflächlich, sondern bspw. unter dem Schlüsselbein, an der Innenseite der Beckenschaufeln, in der Achselhöhle, usw.
Die Behandlung ist nicht ohne. Teilweise schmerzhaft, je stärker die Verspannung, umso mehr. Aber so ist das eben mit der Medizin, soll sie helfen, mundet sie oft nicht.
Ich finde das sogar fast schon amüsant. Da drückt der Therapeut zum Beispiel 2 Punkte an der Schädelbasis links und rechts neben dem obersten Wirbel. Und die eine Schädelhälfte reagiert sofort mit Kopfweh, die andere bleibt unbeeindruckt. Verrückt. (Der Schmerz vergeht nach wenigen Sekunden)

Die Wirkung:
Mir bringt es sehr viel. Schon während der Sitzung spüre ich jeweils, wie die Anspannung abfällt. Man geht hinein, wie in ein Stahlkorsett gezwängt und kommt heraus, locker wie fluffiger Schaum.
Ich habe auch den starken Eindruck, das Hirn lernt dazu.
Als ich letztes Jahr erstmals hinging, brauchte ich 6 oder 7 Behandlungen. Dieses Frühjahr hatte ich plötzlich wieder einmal einen  steifen Nacken, konnte den Kopf nicht mehr richtig drehen. Diesmal reichte ein Termin und das Problem war weg.
Aktuell war es wieder ein arg verspannter Rücken. Schon die erste Behandlung brachte deutliche Besserung. Ich schätze, mit der nun zweiten reicht es schon.

Eine Behandlung kostet ca. 70 EUR. Meine Versicherung zahlt das, im Zweifel wäre es mir das aber auch den Griff in Portemonnaie wert.
Im Vergleich zur normalen Massage würde ich sagen, die ist Selters, Myoreflex ist Sekt.

Soweit meine Erfahrungen. Aber ich denke, die Menschen sind verschieden und jeder muss für sich herausfinden, was ihm guttut. Hier noch weitere Infos auf der Webseite der Praxis, die ich besuche sowie eine gute Infoseite des WDR aus der Sendung "Planet Wissen".

8 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    vielen Dank für den schnellen Service und die populärwissenschaftliche Darstellung!
    Nun weiß ich Bescheid bzw. „ich habe auch den starken Eindruck, das Hirn lernt dazu.“ ;-)
    Viele Grüße!

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    1. Gern. Ist es nicht klasse, dass wir immer noch klüger werden können?!
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Hallo fluffiger Schaum,

    das klingt aber gut. Ob ich mir das auch mal gönnen sollte?

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      wenn Du auch mal fluffig sein willst, solltest Du ;-)
      Habe gerade noch einen Link zu "Planet Wissen" eingefügt, wo das richtig gut erklärt wird.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke

    Vielen Dank für deinen umfassenden Erfahrungs-Bericht und den Einblick in eine vielversprechende Therapie!
    Du vergleichst die Wirkung mit der der Akupunktur - das scheint mir gut möglich. Andi geht ab und zu zum Chinesen und beschreibt das Körpergefühl danach ähnlich, wie du es nach der Myoreflextherapie wahrnimmst - er meint jeweils, er fühle sich so locker, wie ein Tintenfisch beweglich ist... Ja, und beim Training am selben Tag darf er sich jeweils nicht direkt ein Intervall vornehmen.
    Bis morgen am Nürburgring wird die richtige Spannung sich wieder einstellen.
    Oh, aber die Wetterprognose sieht tatsächlich fordernd aus. Ein bisschen Kühlung und Regen wäre ja ganz schön, nach der Hitzewelle - aber so viel Wind???
    Hoffentlich trifft er euch wenigstens von der richtigen Seite!
    Viel Glück und trotz allem Spass unterwegs.

    Liebe Grüsse
    Marianne

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    1. Liebe Marianne,
      mein Therapeut selber hat das so verglichen. Der Vergleich mit einem Tintenfisch passt super, genau so ist es! In dem Link zur WDR-Sendung erläutert mein Therapeut dias auch nochmals sehr gut. Und die Moderatorin reagiert genauso überrascht wie ich bei meiner ersten Behandlung.
      Tja, das Wetter ... Im Moment haben wir sogar einen sehr schönen milden Abend. Ich kann mir kaum vorstellen, das wir morgen bei Sturmböen bis 80 km/h laufen sollen, so etwas hatte ich auch noch nicht...
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Ja, früher hätte mir das auch nichts gesagt.
    Liebe Grüße
    Elke

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