Dienstag meldete sich eine neue Mitläuferin aus der örtlichen Nachbarschaftslaufgruppe zu meinem Trainingslauf, so trabten wir als Duo mit lockerer Plauderei ums Viertel.
Gestern dann 6 km im flotteren 6'er-Schnitt durch den Regen.
Heute sollen es ruhige 15 km sein.
Erst kürzlich fragte mich Heidrun, ob es nicht langweilig sei, unterwegs immer so auf den gleichen Wegen.
Der heutige Lauf ist das beste Gegenbeispiel, denn ein Teil meines Laufreviers ändert sich ja dauernd. Gerade heute war wieder so ein Huch-schon-wieder-was-weg-Lauf.
Inzwischen sind es von meiner Haustür bis zur Tagebaukante nur noch rd. 6 km. Das war vor wenigen Jahren einen guten Kilometer weiter. Und noch viel früher, so in den 1970'ern, war ja nur Wald dort, ganz ohne Kante.
Im Moment wird gerade ein weiterer Weg weggeknabbert, bald wird wohl auch hier kein Laufen mehr erlaubt sein.
Alles ist schlammig von den Baufahrzeugen.
Ich biege links ab ...
... und zack! Hier hat sich kräftig etwas geändert. Bei dieser Baumgruppe dort vorne.
Sieht heute so aus:
Und zuvor so:
Fast identischer Fotopunkt. Das Bild stammt zwar aus 2016, alles war aber noch im November 2017 so vorhanden.
Die Bäume hinter dem Haus sind die, die auf dem vorhergehenden Foto noch als letzter Rest stehen.
Da wird wieder einmal greifbar, welchen Preis wir für den Energiebedarf der Nation zahlen...
Ich habe die halbe Laufstrecke absolviert und kann nun den Rückweg angehen.
Vorbei an einer schon seit einigen Jahren leerstehenden Scheune. Das zugehörige Gutshaus wurde 2014 abgerissen (hier in einem Post noch zu sehen).
Eine Ecke weiter wurde noch im letzten November ein weiteres Gut bewirtschaftet. Aber nun ist auch dort alles Leben weg.
Die Tür versiegelt (siehe erstes Foto), hinter den Fenstern Leere. Ich erlaube mir einen Blick in den Garten. Eine kleine Brücke führt in eine Art Privatwäldchen. Muss einmal idyllisch gewesen sein.
Ein Gartenteich wächst langsam zu.
Ich werfe noch einen Blick in die Scheune. Der morastige Weg dorthin ist mir nun auch egal, das ganze Gelände hier am Tagebaurand würde ohnehin Tough-Mudder-Fans erfreuen. So stört mich das nun noch in die Schuhe sickernde Wasser auch nicht mehr weiter.
Waren meine Beine auf den ersten Kilometern noch ein wenig lauffaul, so werden sie zunehmend williger. Wo es wieder etwas Neues zu sehen gibt, läuft es sich doch gleich eins besser.
Hinter dem leeren Gut sehen ich sechs dunkle Punkte auf einem Feld. Baumetarial? Oder Rehe?
Ich zücke den Apparat und kann mit maximalem Zoom die sich entfernenden Rehe fotografieren. Die werden sich demnächst dann auch eine neue Bleibe suchen müssen. Genau wie der Raubvogel, der über ihnen kreist und spitze Schreie ausstößt.
Auf dem Heimweg, wieder in bewohnter Lage, bekomme ich einen Lachanfall. Mir kommen zwei junge Frauen entgegen, eine mit einem terrierartigen Schoßhund, die andere mit einem Hund, der wie ein Mix aus Mops und Bulldogge daherkommt, auch eher putzig anzusehen. Aber diese beiden Winzlinge haben Beschützerinstinkte wie ihre ganz großen Wachhund-Verwandten. Vor allem die Mopsdogge präsentiert ihr volles Repertoire an Bellen, Knurren und dem Aufbau kampfbereiter Körperspannung. Dabei kann ihr Frauchen sie ganz locker fast beiläufig an der Leine halten, obwohl das muntere Kerlchen sich mit ganzer Kraft (fast bin ich geneigt zu sagen "Kräftchen") ins Geschirr wirft. So süß. Aber ich muss auch einräumen froh zu sein, dass es angeleint ist...
Die letzten zwei, drei Kilometer zieht mich die Aussicht auf Kaffee und Kuchen.
Riemchen-Aprikose ist es heute.😄
7°, 15 km, 1:39:58, 6:39 Min/km, HF 129
Was ist denn Riemchen-Aprikose, liebe Elke?
AntwortenLöschenIch bin immer wieder ganz angetan über Deinen Laufblog an solchen Veränderungen teilhaben zu können. Spannend und bedrückend zu gleich.
Hauptsache Euer Haus steht sicher, wo gerade die Renovierung ansteht ...
Liebe Grüße
Volker
Hallo Volker,
LöschenRiemchen-Aprikose ist ein Hefeteig, darüber eine Schicht Aprikosenmus und darüber ein Gitter (also quasi die Riemchen) aus wieder Teig, gern noch Hagelzucker drauf.
Ja, unsere Gegend hier ist wahrlich abwechslungsreich. Als noch der Wald an der Stelle des Tagebaus war, also in den 1960'ern, sagte mein Vater immer, dass dort drunter auch Kohle sei, aber die wäre so tief, da würde niiiiiie abgebaggert werden. 1978 ging der Abbau los. Von Kohle unter unserem Haus habe ich Gottseidank noch nie gehört. Aber wer weiß...? Wir werden trotzdem mal die Bad-Renovierung durchziehen. ;-)
Liebe Grüße
Elke
Liebe Elke,
AntwortenLöschenbei der Überschrift sah ich dich schon Salzgebäck knabbernd am Aussichtspunkt der Grube im Liegestuhl sitzen und frühlingshafte Temperaturen genießen! :) Ok, etwas anderes knabbert da!
Der Nachbarschaftslauftreff ist ja eine nette Sache, von wem wurde der organisiert, bzw. wer hat diese Idee geboren?
Deine langen Läufe sind bei dir ja wirklich immer Erlebnisse. Ich frage mich, ob sonst jemand die Gegend so regelmässig beobachtet und die Veränderungen auch dokumentiert! :D
Liebe Doris,
Löschenhihi, ja genussvoll an der touristischen Kante sitzen, das werde ich sicher mal wieder. Aber die "Arbeitskante" des Tagebaus gestaltet sich eben anders.
Es gibt einen Blog der ehemaligen Einwohner Manheims, wo deren Sicht der Veränderungen in ihrem Ort festgehalten wird. Keine Ahnung, ob sonst jemand dokumentarisch unterwegs ist.
Diese Gruppe kam über www.nebenan.de zustande. Finde ich eine gute Idee, so an Leute aus der direkten Nachbarschaft zu kommen.
Liebe Grüße
Elke
Das ist schon ziemlich bedrückend. Das abgerissene Haus wirkte doch noch nagelneu. Was für eine Verschwenung für unsere Verschwendung ...
AntwortenLöschenLiebe Lizzy,
Löschendas war eine ganze Häusergruppe, schätzungsweise 1980'er oder frühe 1990'er. Das hindert aber nicht die Kantenknabberer. Du bringst es auf den Punkt!
Liebe Grüße
Elke