Mittwoch, 17. Januar 2018

Zum heulen

Jesses was für ein Wetter! Mein Plan war ursprünglich, gestern zu laufen, aber bei Sturm und Regen und vor allem Gewitter erledigte sich das rasch von selber.
Also nichts wie heute raus, bevor ja morgen wieder ganz heftiges Wetter kommen soll.
Homeoffice erlaubt mir, einen vermeintlich guten Zeitpunkt abzupassen.
Den meine ich erwischt zu haben, doch als ich halb fertig bin mit meinen Vorbereitungen, nieselt es an die Fensterscheiben. Kaum trete ich vors Haus, schüttelt Frau Holle sogar kurz die Daunenbetten aus! Für einige Momente treiben dicke Flocken umher, die dann bald wieder nachlassen.

Aber nicht das ist es, was mir die Tränen in die Augen treibt. Der Wind ist deutlich stärker als ich dachte, und da eine Sportbrille bei Regen-/Schneewetter auch nicht unbedingt vorteilhaft ist, hat er freie Angriffsfläche. Laufe ich halt mit teilweise ein wenig getrübtem Blick umher.




Als ich das freie Feld erreiche, erkenne ich dennoch, dass von Westen eine richtige Walze naht. Kaum fotografiert,  geht es auch schon los. Der Himmel lässt kleine eisige Schneekristalle los, die der stürmische Wind fast waagerecht beschleunigt. Ich weiß gar nicht, worauf ich mich mehr konzentrieren soll: Auf die Böen, denen ich mich seitlich nach links entgegenstemmen muss, doch auch nicht zu sehr, damit ich nicht das Gleichgewicht verliere, wenn dann der Wind kurz nachlässt. Oder darauf, mit gesenktem Kopf und Händen irgendwie zu versuchen, diesen schmirgeligen Peelingschneeangriff vom Gesicht fernzuhalten.
Ich wundere mich, dass bei solchem Wetter einige Krähen dennoch auf dem Acker umherstolzieren.

Als ich endlich die Querpassage mit Seitenwind hinter mir habe, darf ich reinen Rückenwind genießen - heißa! Ich hatte mir ohnehin einen Tempolauf vorgenommen. Das gelingt nun natürlich allerbestens.
Vorübergehend.
Denn auch wenn der Boden nicht gefroren ist, und der Schnee am Boden sofort antaut, bildet sich zunehmend eine seifige, schmierige Schicht, die mein Tempoansinnen torpediert. Vor allem Kurven werden zu kleinen Herausforderungen, will man das Tempo hochhalten.

Meine Finger sind nach der guten halben Stunde gefühllos kalt, Ohren und Nase ebenfalls arg unterkühlt. Doch die Kappe hat den Kopf gut warm- und die Nässe ferngehalten.
Erst spät fällt mir auf, dass aus anderer Körperregion keine Kälteklage kommt: Ich habe Gottseidank meine Überzieherknickerbocker (hier ein Foto) angelegt und bin einmal mehr über deren wunderbar wärmende Wirkung erfreut.😊
Nach dieser Erfrischung zwischendurch lässt es sich munter weiterarbeiten.

1°, 5,4 km, 30:22, 5:37 Min/km, HF 140

18 Kommentare:

  1. Liebe Elke,

    bei solchen Bedingungen spürt man die Elemente, spürt man, dass man lebt. So lange so ein Gruselwetter nicht zum Alltag wird, kann ich dem durchaus etwas abgewinnen.

    Du ja auch, schließlich durftest Du ja noch den Rückenwind-Turbo zünden und hast eine beachtliche Pace vorgelegt! :-)

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      genau, mal als Abwechslung zwischendurch nimmt man es mal mit. Aber von hinterm Fenster ist so ein Wetter immer noch netter anzusehen ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,
    haha - das ist ja mehr Ganzkörperkraft- und Koordninationstraing als Laufen! :D
    So eine Überhose habe ich mir zu Beginn des Winters auch gekauft - ein Traum für kalte, windige Spaziergänge und Läufe. Super, dass du nach dem tränenreichen Anfang den Rückenwind noch nutzen konntest, auch wenn dich der schmierige Untergrund dann doch noch eingebremst hat. :D

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    1. Liebe Doris,
      ja, da wurden viele Partien des Körpers gefordert. Und zudem noch ein Gesichtspeeling geboten (Eigentlich hätte ich die Strecke in die Gegenrichtung nochmal laufen müssen, damit auch die andere Gesichtshälfte ihre "Abreibung" bekommen hätte).
      Ich war einmal mehr sehr froh über die Überziehhose, da stört mich dann deren Optik weniger.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Dann wärest du doch besser gestern gelaufen. Ich war gestern eine gute Stunde unterwegs. War gar nicht so schlimm. Hatte aber auch Glück. Kurz vor der Haustüre kam der erste Blitz.

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    1. Hallo Heidrun,
      vorgestern habe ich einfach nicht den Absprung geschafft. Und das Gewitter war mir dann zu riskant. Dennoch war so ein Lauf wie gestern gehabt auch mal ein Kontrastprogramm zu sonst. Und nicht zuletzt muss ich ja ohnehin Tempo trainieren für März ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Mentales Härtetraining vom Feinsten! Die Hochachtung vom schönwetterliebenden Winterweichei ist dir gewiss.

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    1. Liebe Lizzy,
      ach, ganz ehrlich, ich ziehe auch Schönwetter vor. Aber manchmal tut dann doch so ein Lauf auch ganz gut, und wenn es zum Aufbau des läuferischen Egos ist ;-)
      Liebe Grüße von Weichei zu Weichau!
      Elke

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  5. Liebe Elke, das Wetter gibt ja wirklich alles diese Tage. Ich bin auch in diesen Schneematschsturm geraten, allerdings erst auf der Autobahn und dann abends im Dunkeln beim Laufen. Gibt Schöneres ... andererseits: irgendwie machts ja auch Spaß so mit Wind und Wetter das Jahr zu verbringen, bei Sonnenschein laufen kann ja jeder : )
    Liebe Grüße aus Düsseldorf, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      Du sagst es. Solches Wetter muss nicht dauerhaft sein, aber wenn man sich dann durchgekämpft hat, erfüllt das mit ein wenig Stolz ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Oh je, das kommt mir so bekannt vor. Ich habe eine Unterhose für den nächsten Lauf raus gelegt. Ich kam die Tage erst nach Deutschland zurück und wurde just von einem unglaublichen Schneesturm mit riesigen Flocken überrascht.

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    1. Da hast Du Dir dann aber einen besonderen Zeitpunkt zum Hier-Ankommen ausgesucht... aber mit der richtigen Kleidung kann man den Elementen -halbwegs- trotzen.
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Hallo Elke,
    war das schon teil des Orkans der über euch hinweg zog oder war das noch im Vorhinein? Peelingschnee, klingt toll, vielleicht solltest du das mal vermarkten.
    Ach und die Überzieherknickerbocker hatte ich ganz vergessen, dass es die gibt. Die wären ja vielleicht genau richtig gewesen für mich letztens in den Winterferien.
    Ich hoffe das Wetter ist nun wieder besser und es ist nicht allzu viel Schaden.
    Herzliche Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      das war erst ein schwacher Auftakt, wie ich dann am nächsten Tag erfuhr. Da ging echt die Post ab, das kennen wir hier in der Form ja nicht so. Kein Zug fuhr mehr den ganzen Tag.
      Diese Überzieher finde ich genial, wenn Kälte und Wind zusammenkommen.
      Inzwischen ist es längst wieder ruhig, schon am Abend des Sturm war es "nur noch" normaler Starkwind.
      Liebe Grüße
      Elke

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  8. Liebe Elke,
    du erzählst sehr genau von dem, was die letzte Woche hier alles so an Wetter gewesen ist :-)
    Du warst diszipliniert, ich habe tatsächlich gekniffen bei dem Wetter und meinen Sport auf die Indoor-Sportarten verlegt :-)))
    Hoffen wir, das wir nicht mehr lange warten müssen und der Frühling bald kommt. Oder zumindest ein normaler Winter.
    LIebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      wenn Du wüsstest, wie schnell ich manchmal auch in der "Sportart Kneifen" sein kann...;-) Aber hinterher war ich dann auch stolz auf mich. Etwas mehr Wärme soll ja kurzfristig kommen. Ansonsten finde ich, darf der Winter ruhig so sein, wie er soll, nur solche Extreme müssen nicht sein.
      Liebe Grüße
      Elke

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  9. Haha, das war ja ein bisschen wie beim Siebengebirgsmarathon!

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    1. Aber wirklich nur ein winziges bisschen!
      Liebe Grüße
      Elke

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