Sonntag, 26. Januar 2020

Betrachtungen vom Rande

Sonnenstrahlen und milde Temperaturen - verlockendes Laufwetter!
Mein Ziel ist klar: Nachdem die Medien kürzlich berichteten, dass der umkämpfte Hambacher Forst ("Hambi") bleiben soll, will ich doch mal schauen, wie es aktuell dort aussieht...
Denn: Die Dörfer Manheim und Morschenich sollen dennoch weiter wie geplant abgerissen werden.
Zur Orientierung meine heutige Laufkarte. Die beiden Dörfer blau umkreist, meine Route die rote Linie von rechts. Hambi in der Mitte. Allerdings ist das Netz nicht ganz aktuell, der Wald ist deutlich weiter reduziert. Da, wo meine Lauflinie einen kleinen "Blinddarm" nach links bildet, liegt aktuell die von Nordwest kommende Kante. Der unübersehbareTagebau war früher zu weiten Teilen Wald.

Quelle: Flow Polar mit OpenStreetMap






















Zunächst streife ich noch einen Hof, der abseits im Feld zwischen Manheim un dem Tagebau lag. Von weitem erkennbar, dass inzwischen hier ebenfalls der Abriss läuft. Erst im Herbst 2019 zogen die Bewohner aus.



Weiter geradeaus in den Hambacher Forst. Links noch dichter Wald, rechts die Tagebaukante.























An dieser Stelle also soll es nicht mehr weitergehen. Den Rand betrachte ich daher genauer.


Von hier kehre ich um und laufe noch ein wenig durch Manheim. Die folgenden Bilder zeigen ein Dorf, das einmal dicht besiedelt war. Man kann es kaum glauben. Die Orientierung fällt mir schwer, denn markante Punkte waren immer Gebäude, aber die fehlen nun, Straßenschilder ebenfalls.











Das ehemalige Dorfzentrum






Der ehemalige Friedhof

In der Woche fühlten sich zwei kürzere flotte Läufe gut an. Doch fällt mir heute der Sport schwer. Ich kann kaum glauben, dass ich eine Woche zuvor einen ungeplant guten Halbmarathon absolvierte. Aber vielleicht deswegen, in meinem Alter -hüstel- dauert Regeneration wohl länger...
Nach 19 km schleiche ich geschafft durch die Haustür. Eigentlich sollten es 22 werden. Chris hingegen spult die 27 km, die er sich vorgenommen hatte, einfach so ab. Als wenn er nicht etwa auch den Halbmarathon mitlief...
Wenn ich nicht wüsste, dass auch solche Lauftage normal sind und meine Laufwelt bald sicher wieder anders aussieht, würde das auf die Stimmung drücken.
Aber so bleibt es eine Betrachtung am Rande.
Und dass man nie die Zuversicht aufgeben soll, zeigt ein letzter kleiner Eindruck aus Manheim:



16 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    danke für den "Statusbericht"! :)
    Manheim ist ja wirklich - bis auf die Kirche - nicht wiederzuerkennen. :/ Ich frage mich, wie es den ehemaligen Bewohnern jetzt geht, wenn sie wissen, dass ihr Dorf gar nicht hätte abgerissen werden müssen.
    Über die fehlenden Kilometer würde ich mir keine Gedanken machen. An manchen Tagen ist ein wenig zusätzliche Regeneration wichtiger, als das Sollziel! ;D

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    1. Liebe Doris,
      tja, was die früheren Bewohner jetzt denken... Manche erfreuen sich ja an ihren neu gebauten Häusern, vor allem, wenn man vorher einen Altbau hatte. Doch wenn man eigentlich nicht weggewollt hätte, kann das nur extrem bedrückend sein.
      Die Begründung für die Fortsetzung des Abrisses ist übrigens, dass man den Abraum braucht, um den nun bleibenden Wald mit einer Böschung Richtung Tagebaukante zu sichern...
      Die Wichtigkeit der Regeneration liegt mir auch seeehr am Herzen!
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke,

    es fehlt nicht viel und ich lasse hier was vom Stapel ... nein, ich kann mich doch noch beherrschen, bringt ja auch nix! CRY
    Danke dir trotzdem für die (traurigen) Einsichten! Wenn nur die Hoffnung, die aus dem letzten Bild springt, etwas bewirken würde?! Wäre schön!

    Mach dir keinen Kopf wegen der "schleppenden" 19. - Meine Wadenverhärtung kam auch recht plötzlich. Jetzt ist es wieder okay und ich konnte letzte Woche sogar 80 km rennen. - Du weißt doch: sowas kommt von sowas, aber über sowas macht man sich keine Gedanken! LOL

    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      man wird sehen, wie es mit der Entscheidung nun weitergeht. Die jetzt noch in Manheim wohnen, müssen sich ganz besonders vera.... fühlen. Und die im Nachbardorf sowieso.
      Weil: Angeblich braucht man den Abraum aus Manheim um die Waldkante zum Tagebau abzusichern. Für Morschenich gibt es keine solche Aussage. Da soll aber dann nach dem Abräumen etwas mit "Bio" entstehen.
      Ich stelle mir bildhaft vor, wie die 3 Könige durch diese Wüstenei gezogen sind, um an einer Handvoll Häuser ihren "Tag" anzubringen...
      Super, Deine Laufleistung mit überwundener Wade. Ich bin auch sicher, das war nur ein kleines Zwischentief...
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Mensch, da fühle ich mich ja wie Mannheim, komplett abgerissen, wenn ich deine Kilometerzahlen lese. So lange Strecken hatte ich dieses Jahr noch nicht :)

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    1. Lieber Markus,
      ich bin sicher, die km holst Du schnell auf und den Rest füllst Du mit eisenstarkem Laufwillen auf!
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,
    vielen Dank, das du hier mal wieder aus dem Geisterdorf berichtet hast. Alles irgendwie traurig, aber so läuft es nun mal. Es wird gebaut und abgerissen. Aber die Bilder machen doch irgendwie betrübt.
    Schön dagegen, das der Hambacher Forstbleiben darf.
    Das so ein Stückchen Wald heutzutage so wertvoll für uns werden kann, ist schon irgendwie seltsam. Es scheint, dieser Hambacher Forst steht für viele andere Landstriche, die einfach verschwunden sind.

    Manchmal läuft es wie von selbst, und manchmal schleppt man sich nur so über die Strecke. Gut das du weißt, das auch letzteres normal ist, weil es kommen ja wieder die "guten" Tage :-)
    Zu Chris sag ich besser nix, das erinnert mich irgendwie an Andi :-)))
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      ja alles sehr trist und traurig. Der Wald als solcher wird sicher nicht die Welt retten, ist ja auch nur noch ein Rest-Wäldchen. Es geht da mehr um ein Zeichen des Wachrüttelns.
      Auf der einen Seite Gewinnmaximierung (Interessanterweise verkaufen wir sogar Strom ins Ausland, brauchen also eigentlich gar nicht diese Kahlschlagaktion), Arbeitsplätze und "Die-anderen-Länder-verstromen-doch-auch-Kohle".
      Auf der anderen Seite die Erkenntnis, dass wir dringend den Klimawandel stoppen müssen und dazu jetzt und sofort handeln müssen.
      Also Kurzfristsicht gegen Langzeitperspektive. Soll es uns heute gut gehen oder unseren Kindeskindern später auch noch.
      Genau, die guten Tage kommen wieder, haben nur gerade am Sonntag ein Päuschen eingelegt ;-).
      Hihi, irgendwie haben die Männer da einen Knopf im Kopf, den legen sie um, und dann läufts einfach so...
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Gemessen an der Klima-Misere erscheinen unsere Läuferproblemchen irgendwie verkraftbar.

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    1. Dem möchte ich nicht widersprechen!
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,

    eines eben vorweg, so ein Mann mit Knopf im Kopf, bin ich leider nicht. Das läßt sich also "leider" nicht verallgemeinern ;-)

    An die nun Sinnlosigkeit der aufgegebenen Orte mußte ich auch gleich denken, als in den Nachrichten der Erhalt des Hambacher Forstes verkündet wurde. Bleibt als einziger Trost, dass es definitiv die letzten Dörfer waren, die auf diese Weise sterben mußten. Warst Du eigentlich auch mal in Morschenich?

    Die Härten des Läuferlebens haben schon Parallelen zum sonstigen Leben, es gibt immer solche und solche Tage. Demnächst sind mit Sicherheit wieder solche dran! :-))

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Lieber Volker,
      vielleicht finden wir ja auch noch den Knopf... ;-)
      In Morschenich war ich auch schon, mit dem ElliptiGo. Ist kleiner, aber inzwischen genauso trostlos.
      Gottseidank überwiegen ja im Läuferleben die schöneren Tage, deutlich. Sonst wollte man das doch gar nicht weiter betreiben!
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Und wieder einmal sehr surreale Bilder von dir liebe Elke. Ich fahre ja manchmal am Tagebau vorbei und werde jedesmal von den Dimensionen erschlagen, aber zu Fuß durch Rückbau-Gebiete, das wirkt immer irgendwie noch apokalyptischer.
    Und wenn bei einem Lauf durch so ein deprimierendes Gebiet "nur 19km" (*hüstel*) drin sind, naja, gute Stimmung bekommt man da ja wirklich nicht grade. Der nächste flotte und gut gelaunte Lauf kommt bestimmt ;-)
    Liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      "apokalyptisch" trifft es sehr gut. So war mein Gefühl dort. Ja, die Dimension des Tagebaus kann man per Foto gar nicht transportieren. Das erschließt sich nur, wenn man direkt davor steht.
      Eigentlich war es bei dem Sonnnschein durchaus verlockendes Wetter, anders als am Sonntag davor. Nur das Laufgefühl war eben genau umgekehrt. Und sicherlich wirds auch wieder lockerer laufen!
      Liebe Grüße
      Elke

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  8. Liebe Elke,
    schöner blauer Himmel, den du da hast.
    Ansonsten kommt mir alles bekannt vor. Ich komme ja aus der Lausitz und hatte Klassenkameraden, deren Dörfer plattgemacht wurden, um Braunkohle zu fördern. Und tatsächlich gibt es auch dort noch ausgestorbene Orte, die dann doch nicht abgerissen wurden, die Leute aber trotzdem ihr zu Hause verloren haben.
    Es ist doch total unwichtig, ob du 19km oder 22 läufst - Hauptsache du läufst :-).
    Liebe Grüße
    Karina

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    1. Liebe Karina,
      im Gegensatz zu gestern und heute war es am Sonntag wirklich "himmlisch". Ja, die Lausitz ist ja auch sehr geprägt vom Kohleabbau. Aber Dörfer erst leerziehen und dann doch stehenlassen - das ist auch krass!
      Auf die 3 km mehr oder weniger wird es sicher nicht so ankommen. Ist nur das Ego, man will ja eigentlich das vollenden, was man sich vornimmt...
      Liebe Grüße
      Elke

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