Donnerstag, 21. Mai 2020

Reminiszenzen

Das schöne Vatertagswetter will ich nutzen für eine ElliptiGO-Tour, 2 Stunden plus ist das Ziel.
Diesmal geht es der Erft entlang nach Norden, vorbei an einigen immer noch bunt blühenden Wiesen.




Am Ufer, wie nicht anders zu erwarten, Vatertagsbetrieb. Sehr viel auch auf dem Wasser. In Bern würde man dazu "böötle" sagen. Die sonst typischen Bollerwagentrupps sind selten. Dafür an einer halbwegs schattigen Ecke ein Männertrupp mit Ballermannausrüstung: Getrunken wird aus einem großen Trichter.
Obwohl ich mich hier gut auskenne, halte ich mich zur Abwechslung einmal stumpf an die Radwegmarkierung.

Und entdecke dann doch nette lauschige Passagen. Einmal geht es schnurgerade zwischen 2 Amphibienzäunen durch. Ich frage mich erstens wozu (keine Straße in Sicht) und zweitens, wo ist denn die Doris? Ich erkenne eine Passage des Bedburger Citylaufs wieder, den wir 2019 erstmals mitliefen.





Es geht über wunderbar schattige Wege am Fluss entlang, auf dem Werwolfwanderweg.
Aber ich glaube, man hat nichts zu befürchten, kein Werwolfwetter heute.









Schön, wie man hier die Natur wild wuchern lässt. Das Wasser gurgelt vor sich hin, Vögel zwitschern, und sonst ist Ruhe. Das gefällt mir besser als manch prächtig hergerichteter Park.

Ein Stück geht es über die Strecke des netten Nikolauslaufs und schon liegt Kaster vor mir. Immer wieder schön, diesen malerischen Ort zu besuchen. Auch wenn mich das Kopfsteinpflaster zum Schieben nötigt. Aber so kann ich doch ein wenig besser das Ambiente genießen.
























Kaster ist immer empfehlenswert für seinen Ricardamarkt im Sommer und den Adventsmarkt. Jeweils mit vielen Ständen, die handgearbeitete schöne Dinge von Hobbykünstlern anbieten. Zumindest der Sommermarkt fällt 2020 aus, ich hoffe auf Advent...
Doch heute stehen hier nur Autos in den Gassen und beeinträchtigen ein ein wenig den Gesamteindruck.
Gerade lese ich ein Buch, das teilweise im Mittelalter hier spielt. Netter Anblick also gerade heute, auch wenn die Häuser doch nicht ganz sooo alt sind.







Ausgangs des Stadttores noch ein Blick auf die Stadtmauer und den längst zugeschütteten Graben. Gleich dahinter geht der Radweg wieder besser fahrbar weiter. Ein Stück zumindest. Dann führt ein Schotterstück ruppig bergauf. Inzwischen habe ich km 20 hinter mir und die Sonne wärmt ziemlich. Auch eine Vierer-Radgruppe quält sich hier. Wie immer die blöde Situation: Ein wenig schneller würde ich schon gern, aber zum Überholen müsste ich zuviel strampeln. Doch die Situation klärt sich, die vier halten an, ich kann mich vorbeiarbeiten. Dabei beäugen sie mich, bzw. eher mein "abenteuerliches" Gefährt, wie schon viele andere heute auch. Männer schauen meist sofort auf die seltsame Antriebsmechanik. Frauen haben eher das Gesamtescheinungsbild im Blick.

Nach dem Anstieg offenes Gelände. Wieder Laufstreckenreminiszenz: Ich passiere ein Stück Strecke des Silvesterlaufs, auch eine schöne Erinnerung. Hinter dem Weiler Hohenholz rolle ich dann wieder auf vertrauten Anblick zu, die Sophienhöhe wird größer und größer. Auf einem abseits gelegenen Radweg fährt mir eine E-Scooter-Fahrerin hinterher. Als ich gerade Fotopause mache, nutzt sie die Gelegenheit sich nach Elli zu erkundigen. Sie kennt das zwar, habe es aber noch nie live erlebt. Ich erkläre ihr, wo es so etwas gibt und das man sich solch ein Gefährt auch erst einmal mieten kann. Begeistert tippt sie die Adresse in ihr Smartphone.

Ich rolle weiter, über einen dann nochmals sehr ungemütlich werdenden Weg. Die Temperatur steigt (es werden nachher 26° sein), meine Erschöpfung auch, doch beim vertrauten Baggeranblick auch die Gewissheit, BALD habe ich es geschafft. Wie ich später sehe, sind es noch 12 km, die mir gar nicht so lang, wohl aber sehr schwer vorkommen.
Ich bin froh  über das mitgenommene Wasser,  bei einer letzten kurzen Trinkpause kratze ich nochmal alle Kräfte zusammen.
Ein Radlerpaar erkundigt sich nach dem Weg zur terra nova, dem Aussichtspunkt am Tagebaurand. Ich erkläre es, wie ich meine, gut. Doch aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sie mich falsch verstanden haben und statt des gut fahrbaren Asphaltweges schieben sie ihre Räder über einen kurz vorher abzweigenden holprigen Feldweg.
Nichts wie weg, ehe mich ihr Unmut eventuell erreicht...
Nach 49,7 km bin ich froh, wieder zu Hause vorzurollen. War ganz schön anstrengend heute.
Eine kleine Anekdote möchte ich noch nachreichen.
Mein altes Auto musste bewegt werden und ich nahm mir bei der Gelegenheit das Handschuhfach vor. Bekanntlich sammelt sich darin ja immer manches. Auch bei mir, obwohl mein Auto sicherlich nicht als vermüllt bezeichnet werden kann. Dennoch. Also hole ich mal alles raus, was so drin ist. Ich habe das Auto seit 2000 und glaube, eine solche Aktion habe ich seither noch nicht durchgeführt. Jedenfalls finde eine kaputte Parkscheibe, ein Navi (siche ist der Akku leer), eine Quittung aus 2010, 3 Packungen Papiertaschentücher, Kugelschreiber, Parkmünzen, uralte Versicherungsdoppelkarten, Hotelprospekte aus Frankreich (müssen aus Anfang 2000'er Jahre sein) usw. Und dann, ganz unten, kommt ein fast schon historisches Relikt zutage. Und auch noch im deutschen Schicksalsjahr 1989 geprägt. Bei welcher Gelegenheit ich die Mark wohl ins Fach tat?
Na der Fund bekommt aber einen Ehrenplatz!


9 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    Respekt! Du legst ja mittlerweile ganz schön häufig Elli-Ultras hin... :O
    Wie schön, dass du auf deiner heutigen Tour eine private Laufveranstaltungslandkarte zusammenstellen konntest! :)
    Und schön, dass das dahinellipieren immer wieder zu netten Begegnungen und Gesprächen führt! :D

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    1. Und der _Geldfund ist ganz sicher ein gutes Omen! Ich habe vor ca. 2 Jahren mal ein 10 Groschenstück in meinem Nähkästchen gefunden... hihi!

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    2. Liebe Doris,
      derzeit reizt mich die Elli sehr, da ich langsam auch den Effekt auf die Beinmuskulatur spüre. Und bei solchen Temperaturen ist der Fahrtwind ja nur genial!
      Hihi, Du hast auch schon so einen lustigen Fund erlebt? Ach es wäre doch langweilig, wenn alles perfekt aufgeräumt wäre...
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Hihi, liebe Elke, ich bin gerade am überlegen an welchen Laufstrecken von teilgenommenen Läufen in meiner Region ich so vorbeiradeln würde, wenn ich hier eine ähnliche Tour machen würde: An keiner und das liegt noch nicht einmal an meiner "Vorliebe" zur Teilnahme an solchen Läufen :-)

    Durch sattgrünen, an allen Ecken und Enden blühenden Frühling zu rollen hat doch was, für solche Touren sicher die schönste Jahreszeit, auch wenn es doch schon recht warm war.

    Unsere gute alte D-Mark, Dein Auto hat echt schon Geschichte und ich glaube ich hätte die Mark wieder ins Handschuhfach zurückgelegt :-)))

    Liebe Grüße
    Volker

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    1. Hallo Volker,
      gibt es keine solchen Läufe in Deiner Nähe oder lässt Dich Deine "Vorliebe" solche Routen meiden?
      Stimmt, im Frühjahr, wenn alles so frisch grün ist,macht es viel mehr Spaß, als später die braunen Wiesen zu sehen... Bei der Wärme hatte ich wenigstens noch den Vorteil von etwas Fahrtwind. Gelaufen wäre es ätzend gewesen.
      Natürlich wandert die Mark NICHT zurück ins Handschufach für die nächsten 15 Jahre! Die wird besser aufbewahrt. Ja mein Auto... ich arbeite weiter am H-Kennzeichen. Kurz nach dem Fund musste es abgeschleppt werden. Ein ESP-Sensor brachte es zu unangekündigten kleinen Bocksprüngen, die müssen ihm wieder abgewöhnt werden...
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke
    Geniale Tour! Aber hättest du mir zuliebe nicht nicht noch 300 Meter auf der lieben Elli machen können, um die 50km voll zu kriegen? Sorry, habe da eine Zwangsneurose...
    Dieses Kaster sieht sehr malerisch aus, ich kann mir vorstellen, dass ein Adventsmarkt in diesem Städtlein eine richtige Attraktion ist.
    Und gleich auf 3 Läuferstrecken! Cool! Gestern war ich auch auf einer Teilstrecke eines Laufs, da kommen immer lustige Erinnerungen hoch :-)
    Die Mark ist sensationell! Du findest bestimmt einen guten Aufbewahrungsort für die arme Münze.
    Konntest du heute die Brücke machen oder ging's wieder an die Arbeit?
    Liebe Grüsse aus dem halb-bewölkten Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      ok, hihi, nächstens denke ich dran. Das kam mir in dem Moment echt gar nicht in den Sinn...
      Ja, Kaster ist einer der seltenen malerischen Flecken in unserer Region, wird daher gern auch für Filmaufnahmen gewählt. Ich habe hier noch ein paar Bilder mehr: https://18071960.blogspot.com/2013/12/schneckenadvent.html
      Nein, keine Brücke heute, aber dank Gleitzeit reduziertes Pensum :-)
      Und die Mark wird natürlich nun gut verwahrt!
      Liebe Grüße
      Elke

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  4. Liebe Elke,

    schön mal wieder richtiges Geld in den Händen zu halten, wie es mein Bruder (zum Spaß) ausdrücken würde. ;-) Ich habe mir damals einen ganzen Münzsatz aufgehoben und danach noch einen Groschen in einer Schreibtischschublade entdeckt.

    Eine so schöne Vatertagstour mit deiner Elli und dann nicht mal 50 km ... ich bin doch auch so ein "Nerd", der auf JEDEN Fall die 50 vollgemacht hätte. :razz:

    Aber tolle Ecken haste da auf deiner Tour gehabt, z. T. schön zum "Abhängen"! ;-)

    Nach Nord-Nordwest könnte ich auf einer 50-km-Tour auch ein paar (Teil)Strecken von Laufveranstaltungen abradeln. Direkt in der Nähe wüsste ich nur um den Stadtlauf, aber in die Darmstädter Innenstadt zieht es mich dann doch nicht zum Sporteln. Eher um auf historischen Wegen zu wandeln. Da lese ich immer wieder gerne etwas, aber ich weiß längst noch nicht so viel wie Rainer über Trier. - Hoffentlich ist dein Buch auch lehrreich, oder tauchst du nur einfach mal in einer "Erzählung" (Roman) ab?

    Dir viel Spaß, drinnen und draußen!
    LG Manfred

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    1. Lieber Manfred,
      da ich mir leider keinen Münzsatz aufbewahrt hatte, erfreute mich der jetzige Fund umso mehr. Ja, das war noch eine harte Währung...;-)
      Ok, ok, nächstes Mal werde ich meinen Km-Stand nullen, wenn es so nahe dran ist. Ihr versteht es schon, einem Feuer zu machen... ;-)
      Das Buch, das ich gerade lese, ist ein Mittelalter-Krimi, allerdings geschrieben von einem lokalen Zeitungsredakteur, daher Spannung und Wissen in einem. Zudem konnte ich nun ein Exemplar des nur schwer zu findenden Führers der Agrippastraße antiquarisch ergattern. Ist sehr locker und zugleich informativ geschrieben und nun weiß ich, dass ich nur kurz hinter meinem "Ausstieg" zwecks Heimweg noch eine interessante Sehenswürdigkeit verpasst habe. Also noch ein Grund, erneut anzusetzen.
      Liebe Grüße
      Elke

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