Sonntag, 7. Februar 2021

Einödlauf

Wegen der meteorologisch angedrohten Schneesturmoption musste der lange Lauf sicherheitshalber auf den Samstag verschoben werden. Ein trüber, regnerischer, 6° kalter Tag. Als Ziel bietet sich an, Manheim wieder einmal zu besuchen, das immer noch im Abriss begriffene Dorf. Bzw. der Rest davon, viel ist ja nicht mehr.

So trabe ich entlang der -positiv formuliert- der inneren Einkehr und Kontemplation sehr zuträglichen Radroute zwischen Bahndamm und Autobahn.

Wie immer führt der Weg zunächst am ehemaligen Friedhof vorbei. Inzwischen wurde auch die Trauerhalle restlos beseitigt und wüsste man es nicht, könnte dies hier auch ein kleiner Park sein, mit teils wunderschönen uralten Bäumen. Nur ein noch vorhandener letzter Grabstein widerspricht diesem Bild.


Und dann springt eigentlich nur noch die Kirche als beherrschender Bau ins Auge. Was früher einmal ein geschlossenes Dorf war, ist nun eine Einöde mit einzelnen Steinhaufen und Restgebäuden.



Wo die Bagger nicht schnell genug sind, holt sich die Natur ihr Terrain zurück.








Ich trabe hier und da auf den noch erkennbaren ehemaligen Dorfstraßen entlang und bin verwundert darüber, wieviele PKW ich heute hier herumfahren sehe.
Und erstaunlich, 3 Häuser sind definitiv weiter bewohnt und können, einzeln fotografiert, fast noch den Eindruck von Normalität vorgaukeln.
20.5 km hat dieser Ausflug in die Einöde aufs Konto gebracht.



Der Lauftag war gut gewählt, heute nasser Schnee und unangenehmer Wind, perfektes Sofawetter.

15 Kommentare:

  1. Liebe Elke,
    auch bei dir ein vorgezogener Sonntagslauf! Klar, wenn die Wetterprognose mit Schnee und Sturm aufwartet. :)
    Sehr tapfer, dass du die Kontemplation gewählt hast - die Strecke wirkt bei trüb-grauem Wetter gleich noch meditativer (ähem...) ;D Was mich an Manheim wirklich fasziniert, ist zu sehen, wie schnell die Natur sich ihren Platz zurückerobert, wenn man sie lässt.
    Eine Frage hab ich zum Friedhof - wurden die Gräber denn auch aufgelassen, weil du "ehemalig" schreibst?

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    1. Liebe Doris,
      es war die Sicherheitsvariante am Samstag zu laufen. So schlimm wurde es dann zwar nicht, aber das geringere Übel war es.
      Hihi, ja diese Strecke kann besonders bei grauem Wetter abschreckend wirken. Hat aber den Vorteil, nicht von Autos mit Spritzwasser eingesaut zu werden und dank des feinen Asphalts ist sie eine prima Elli-Route.
      Die Gräber sind mit umgezogen. Also das was drauf war und auch das, was drin war. Ich vermute, das letzte verbliebene gehört zu einem der bewohnten Häuser. Das ist zwar ein gruseliger Gedanke, aber dann müssten die Angehörigen immer sehr weit zu ihren Gräbern fahren. Zudem: Schlimmer Gedanke, wenn der Kohlebagger nachher Knochen mit in den Schaufeln hat. Wobei ich schätze, der Manheimer Friedhof liegt nur in der Sicherheitszone und würde nicht als Fläche verschwinden. Aber was insgesamt noch mit Manheim passiert, nun nach dem Kohleausstieg, ist noch unklar. Ein weiteres Dorf dort in der Nähe, gerade leergezogen, bleibt nun doch stehen und soll zum "Dirf der Zukunft" werden, mit technologischen Zwecken. Was immer das dann sein soll.
      Liebe Grüße
      Elke

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  2. Liebe Elke, immer wieder deprimierend diese Laufstrecke zu sehen, die Veränderungen in Manheim und Umgebung verfolge ich ja jetzt schon eine Weile in deinem Blog, aber gewöhnen kann ich mich an den Anblick nicht.
    Trotzdem eine sehr gute Idee von dir den "Vor-Schneetag" noch für einen 20er zu nutzen, die nächsten Tage dürften die Strassen nicht mehr so angenehm laufbar sein. Es ist ja einiges an Schnee runtergekommen, sogar Eisregen war hier dabei. Aber ist halt auch Winter :-) Und irgendwie auch schön, nur ungewohnt.
    Bleib gesund und liebe Grüße, Oliver

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    1. Lieber Oliver,
      es ist wirklich eine Entwicklung in Manheim, wenn man es nicht miterlebt, kann man es sich kaum vorstellen.
      Ihr scheint in D'dorf näher am Nordkap zu liegen, wir hatten gestern etwas nassen Schnee, aber immer noch 1°. Heute ist es nun auch unter 0. War aber dennoch gut, am Samstag loszutraben.
      Liebe Grüße
      Elke

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  3. Liebe Elke
    Wenn es einen Foto-Preis geben würde für den "Trübsten Ort in Deutschland beim trübsten Wetter mit dem trübsten Sujets", dann hätte deine Bilderserie gerade den 1. Preis gewonnen!
    Es passt alles poetisch zusammen - der Friedhof, der Winter, das zerfallene Dorf...da käme mancher Dichter auf inspirierende Gedanken.
    Toll gemacht mit deinen 20k! Aber gehe bitte erst wieder nächsten Monat dahin, wo wir sehen können, wie die ersten Blümchen spriessen und ein bisschen Leben da ist.
    Das wären noch interessante Kontrastbilder.

    Liebe Grüsse aus dem ein bisschen trüben Zürich!

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    1. Liebe Catrina,
      ja, wer surreale morbide Fotoobjekte mag, wird in Manheim sehr fündig. Man könnte dort den ganzen Tag herumstreunen, mit mehr Zeit. Aber ich will ja in erster Linie laufen.
      Und ja, es regt wirklich sehr die Phantasie an ...
      Nun ja, bei Sonnenschein sieht es etwas weniger schlimm aus, aber nur etwas. Sicher werde ich aber weiter dort immer mal vorbeischauen.
      Liebe Grüße aus dem trüben Rheinland
      Elke

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  4. Liebe Elke,

    ja, war wohl die bessere Alternative am Samstag zu laufen, auch wenn der Sonntag besser als erwartet war! ;-)

    Mir geht es wie Oliver, ganz an den Anblick werde ich mich nicht gewöhnen! Irgendwie traurig, dass sie (fast) alle weichen mussten. Und doch interessant, dass es einige wenige Standhafte gibt. So manches Mal haben ja selbst die in stiller Rebellion etwas bewegt, zumindest unterstützt.

    Für dich sind ordentliche 20,5 km zusammen gekommen, du bist gut durchgelüftet worden und hast Bilder und Eindrücke mitgebracht. - Ich bin dann auch gespannt wie viel mehr die Natur erobert, wenn alles aufbricht und seien es die ersten Blümchen!

    Wie war das: Lassen sie die Kirche stehen?

    Aus dem trüben, jetzt auch wieder kalten Darmstadt
    LG Manfred

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    1. Liueber Manfred,
      genau, lieber auf Nummer sicher gehen und den Lauf "auf dem Konto" haben.
      Es IST traurig dort, vor allem jetzt, wo der Abriss eigentlich nicht mehr nötig gewesen wäre. Das Nachbardorf, auch schon von den Einwohnern verlassen, darf stehenbleiben, verrückt.
      Die jetzt noch dort sind, sind ganz sicher standhafte Widerständler. Bewundernswert, es dort auszuhalten.
      Wo die Häuser komplett weg sind, hat die Natur es etwas schwer, aiuf dem Sand Fuß zu fassen, da ist es eher steppenartig. Aber wo noch verlassene Bauten stehen und mit ihnen Gärten etc., da greift die Natur sehr schnell über. In einem Innenhof wachsen sogar junge Bäume, das Foto war leider unscharf.
      Die Kirche ... widersprüchliche Meldungen dazu kenne ich. Es gibt Gruppierungen, die sich für Erhalt einsetzen. Aber genau das wollen natürlich wieder andere gerade nicht, dass sie nachher Mahnmal-Charakter erhält. Man wird sehen.
      Liebe Grüße
      Elke

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  5. Liebe Elke,

    ich mag diesen morbiden Charme ja schon und kann auch Bildern von irgendwelchen Lost Places etwas abgewinnen.

    Ansonsten sind wir ja mit der gleichen Taktik nahezu gleich weit gelaufen. So konnten wir am Sonntag entspannt abwarten was da gekommen ist oder eben auch nicht :-)

    Liebe Grüße aus dem frostigen Oldenburg
    Volker

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    1. Fast hättest Du ja Dein erstes Fundstück gehabt, wenn der Spielzeugbagger noch heile gewesen wäre! :-)))

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    2. Lieber Volker,
      man kann hin- und hergerissen sein, wenn man in Manheim unterwegs ist. Was mich an den Videos stört, die ich gesehen habe, ist die Effekthascherei. Da wird zB von einer ganzen Stadt gesprochen, was es nun wirklich nicht ist.
      Bei dem Spielzeug dachte ich natürlich an deine Sammelerfolge, aber da wäre mit säubern allein nicht viel zu machen. Ich gebe die Hoffnung aber nicht auf!
      Ja, so 20 km am Stück ist ein nettes Training ;-)
      Liebe Grüße
      Elke

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  6. Liebe Elke,
    ja, dieses Dorf, ich hatte mich schon gefragt, wann du wieder davon schreibst. Irgendwie immer sehr faszinieren und irgendwie auch trostlos traurig ... Ich bin noch nie so nach dabei gewesen beim Rückbau eines Dorfes :-)
    Das da immer noch Leute wohnen ist ja echt seltsam. Ich meine irgendwie muss man doch dort echt depressiv werden, oder? Das ist ja fast gruselig.
    Aber ich finde der alte Friedhof sieht einfach nur toll aus.
    Wie ein verwunschender Garten :-)
    Es war wohl eine gute Entscheidung deinen Lauf vorzuziehen :-)
    Liebe Grüße
    Helge

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    1. Liebe Helge,
      ja klar schaue ich immer mal wieder nach, was in Manheim noch so los ist. Wer da jetzt noch wohnt, macht das sehr bewusst, um sein Nicht-Einverständnis zu demonstrieren. Sonst wäre das auch kaum auszuhalten. Man wäre wohl nicht erstaunt, wenn da nachts Wölfe herumstreunen würden, so kommt es einem vor.
      Genau, ein verwunschener Friedhofsgarten...
      Liebe Grüße
      Elke

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  7. Liebe Elke,
    irgendwie haben diese Fotos immer etwas. Ich stelle mir das eigentlich sehr nett vor, um dort noch zu wohnen. Sicher wo es nun nicht mehr abgerissen wird. Da könnte man doch wieder etwas aufbauen , oder? Gräber umzusiedeln ist ja schon etwas gruselig.
    Liebe Grüße!

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    1. Liebe Roni,
      also es werden weiter Häuser abgerissen. Obwohl unklar ist, ob das noch notwendig ist, denn der Tagebau wird Manheim nicht mehr schlucken. Aktuell argumentiert RWE, dass man dennoch dort ein Loch graben will, um mit diesem Abraum den Tagebaurand zu stabilisieren. Das Loch soll dann als Badesee genutzt werden. Ich denke, da ist noch nicht entschieden, was passieren wird. Die noch verbliebenen Bewohner haben sicherlich eine sehr spezielle Wohnumgebung...
      Liebe Grüße
      Elke

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